Der erste Gang versprach schon einiges, das bemerkte Marcus als er mit einem herzhaften Appetit den gefüllten Teller leerte, er hatte ja auch einiges von den letzten Tagen nach zu holen. Mit vollem Mund nickte Marcus auf die Antwort des Orestes. Ja, letztendlich würde nun die Familie dafür Sorge tragen müssen, was sie mit Sicherheit auch tun würde, erschien ihm die Erschütterung des Vaters doch sehr echt und tiefgehend. Marcus hörte einen Moment auf zu kauen und dachte darüber nach, das war kein guter Tag gewesen, Marcus schluckte runter und nickte.
„Ich glaube!“
, erwiderte Marcus auf die Frage hin. Er hatte es nur kurz in den Aufzeichnungen gelesen, die Angelegenheiten der Politik verfolgte Marcus nicht ganz so genau, zumal vieles ja im Senat ausgefochten wurde und er selten mit seinem Vetter über solche Dinge sprach. Eben weil Marcus dazu auch der Bezug fehlte und er selten irgendetwas schlaues dazu sagen konnte. Am Rande hörte Marcus auch, daß es wohl bei den anderen Gästen um das Thema Senat ging; irgendetwas mit den Märkten und Gesetzen, ein Thema, wo Marcus wohl nur dumm aus der Wäsche gucken konnte.
„Der Octavier wollte wohl gerade vom Militär in die Politik einsteigen.“
Zumindest hatte Marcus die Worte seines Vaters so gedeutet.
„Er war vorher bei den Vigilen und dann der Legion bei Alexandria.“
Das Leben spielte manchen Menschen wirklich übel mit.
Verstehend nickte Marcus, die Politik, ein Traum von wohl den meisten Patriziern, oder zumindest der sehnlichste Wunsch, nur von solchen seltsamen Exemplaren wie ihm wohl nicht. Daß Corvinus – der wohl mit dem Großvetter gemeint war – in dem cultus deorum tätig war, war Marcus neu, aber er verfolgte solche Dinge genauso wenig, nur, wenn seine Verwandten damit zu tun hatten, wie eben seine beiden Vettern – Aquilius und Gracchus.
„Die Götter gewogen zu machen und in ihren Diensten zu stehen, kann sicherlich auch hilfreich für Deine weitere Zukunft sein.“
, erwiderte Marcus; für die Politik brauchte man schon eine gehörige Portion an Götterhilfe, um in dem Knäuel aus Intrigen und Machtklüngeleien bestehen zu können, zudem einen scharfen Verstand – die solche Menschen wie Gracchus eben besaßen und mit Sicherheit auch der Aurelier neben ihm, so zumindest Marcus' Eindruck von dem Mann bisher. Marcus spähte an Orestes vorbei als er die Frage von Corvinus vernahm; ach je, eine Leichtere hätte der Mann ihm wohl nicht stellen können? Ratlos und zögernd zuckte Marcus mit der Schulter.
„Ich weiß es noch nicht, ich hoffe immer noch, daß die Götter mir einen anderen Weg offenbaren als den eines Politikers.“
Marcus lächelte schief.
„Ich glaube, ich tauge eher für praktischen Angelegenheiten des Militärs als die scharfen und eloquenten Reden, die im Senat ausgetauscht werden.“
Da sein Teller bereits leer war – ein wirklich unerträglicher Zustand – ließ sich Marcus von einem Sklaven gleich nachfüllen.
„Du dienst auch im cultus deorum?“
, fragte Marcus den anderen Aurelier – Corvinus.