Während des Feldzuges, als der vermaledeite Sand allgegenwärtig war, war es einer meiner sehnlichsten Wünsche gewesen, einmal wieder die wunderbaren Thermen hier zu besuchen, und es mir einfach nur ausgiebig gut gehen zu lassen, mit einer langen Massage zum Abschluss - mit Zimtöl! Doch so lange ich auch schon wieder in Rom war, ich hatte nie die Zeit dafür gefunden, ich ging immer nur schnell in die Lagerthermen in der Castra Praetoria. Aber heute hatte ich ausnahmsweise mal mit gutem Gewissen früh Schluss machen können, und da hatte ich beschlossen, den Rest des Nachmittages einfach nur der Entspannung zu widmen. Die Castra würde ja wohl nicht abbrennen, sagte ich mir, oder meine Centurie von einem wütenden Mob aufgerieben werden, nur weil ich nicht da war. Nein, die Gräberfelder waren voll von unersetzlichen Menschen. Und es gab ja auch noch den Optio.
Ausserdem fühlte ich mich zur Zeit oft so furchtbar erschöpft, ständig angespannt, immer unter dem Druck so viel auf einmal zu erledigen, und das gut, ich wollte ja keine halben Sachen machen. Dazu schlief ich meistens schlecht. Und dann der Liebeskummer. Ich brauchte wirklich dringend eine Massage mit Zimtöl.
Im Apoditerium legte ich meine Kleidung ab, schlang mir dann sofort ein Tuch recht hoch um die Hüften, und knotete es gut fest. Ich gab einem Sklaven einen Obolus damit er auf meine Sachen aufpasste, und trat in die herrlichen Hallen der Agrippa-Thermen. Das war wirklich ein Vermächtnis, dachte ich, als ich den Blick hinauf zu den prachtvollen Kuppeln, über die Mosaiken und mannigfaltigen Bassins schweifen liess, das Rom viel Gutes gebracht hatte. Vielleicht sogar mehr als die Feldzüge des Agrippa? Nein, das konnte man natürlich nicht vergleichen.
Da ich heute nicht lange auf dem Campus gewesen war, begab ich mich zuallererst in den Innenhof, zur Palaestra, um ein paar Runden zu laufen. Es war relativ wenig los, was an der kühlen Luft liegen mochte. Ich fröstelte, als sie über meine blosse Haut hinwegstrich, und bekam eine Gänsehaut. Kurz blickte ich zum Himmel hinauf - er zeigte sich in einem lichten Grau, diffus bewölkt - dann lief ich los, barfuss über den Sand, der angenehm rauh unter den Fussohlen war. Von Anfang an legte ich ein schnelleres Tempo vor, um warm zu werden. Ich war gut im Training und lief stetig, mit federnden Schritten meine Runden. In der Mitte des Platzes hatten sich mehrere Paare von Ringern gefunden, die sich verbissen mit harten Griffen traktierten. Einer von ihnen hatte das wirklich drauf, und schleuderte seinen Gegner gerade mit Schwung auf den Rücken. Da lag er erstmal, wie ein Käfer.
Daneben warfen sich zwei Knaben einen Lederball zu, und am Rande des Platzes stemmte einer Sandsäcke. Schliesslich kam ich zum Halten, verschwitzt aber nicht allzu sehr ausser Atem. Die Ringer zu beobachten, hatte mir Lust gemacht, das auch noch zu tun, bevor ich mich strigilen liess und dann in die Fluten stürzte. Mit dem Handrücken wischte ich mir eine Schweissperle von der Braue, und blickte mich nach einem potentiellen Trainingspartner um. Der Sandsackstemmer sah mir aber zu gewaltig und brutal aus, ein anderer Läufer hingegen zu schmächtig...
"Salve" wandte ich mich dann einfach an den dritten Mann, den mein suchender Blick traf, "hättest Du vielleicht Lust auf einen kleinen Ringkampf?"
Simoff: Die Rolle "Dritter Mann" ist schon gecastet worden