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Beginn der Spiele: ANTE DIEM III KAL FEB DCCCLIX A.U.C. (30.1.2009/106 n.Chr.) im FLAVISCHEN THEATER
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Beginn der Spiele: ANTE DIEM III KAL FEB DCCCLIX A.U.C. (30.1.2009/106 n.Chr.) im FLAVISCHEN THEATER
Schon manch ein Römer, der sich mit vielen anderen Tausenden von Zuschauern die billigen und heißumkämpften Plätze des flavischen Theaters teilen mußte, hatte sich schon am frühen Morgen auf dem Platz des Kolosseums eingefunden, um dort Schlange zu stehen; einige Wolken trieben noch über den Himmel, zogen sich in langen weißen Bahnen über die ewige Stadt hinweg, um sich mit einem Schwarm von Schwalben davon zu machen. Ein besonders treuer Fan der immer wieder kehrenden Gladiatorenspiele pinselte eifrig an den Stein des Kolosseums: Gorm victor est und Zycus maximus est , ehe einer der Aufseher kam und ihn mit einem breiten Holzknüppel vertrieb; Wettmacher, Händler und Bettler fanden sich genauso vorzeitig wie die Hargesottenen ein, um schon früh ihre Ware an den Mann zu bringen, mit den ersten Wetten beginnen zu können oder eine klingende Münze – vielleicht mehr als nur einen krummen Sesterzen – abstauben zu können; gen Mittag war es dann endlich so weit, sehr zur Freude der weiter gewachsenen Menge wurden die hohen und breiten Tore rund um das Kolosseum geöffnet, damit von jeder Seite die Zuschauer in das flavische Theater strömen und die Treppen hinauf steigen konnten, um sich noch eine der unteren Plätze und vielleicht auch ganz nahe der Senatorenloge einen Sitzplatz finden zu können, wer wußte schon, welch hohe Person sich an diesem Tag einfand und man dem – wie wohl sonst selten im Leben – ziemlich nahe kam, noch näher, wenn die lästigen Leibwächter selbiger nicht wären.
Zwei Matrosen marschierten auch in das Kolosseum, ihre sonnenverbrannte Haut sprach davon, daß sie viel draußen zu arbeiten hatten, beide Männer waren fröhlicher und ausgelaßener Stimme, denn der heutige Tag brachte ein wenig Abwechslung in ihren Dienst, denn heute bedienten sie, wie einige andere, das große Sonnensegel, um so manch einen Zuschauer vor der Hitze der Sonne zu schützen, fröhlich lachend machten sie sich auf, die Treppen zu ersteigen, einer von den Beiden war schon recht beschwippst, denn sie hatten schon in der nahen castra misenatum sich einige Weinbecher gegönnt und ein wenig Verpflegung mitgebracht.
„Weißt Du schon, wer kämpfen wird?“
- „Ich hab gehört, Zycus tritt wieder auf! Und so ein Germane, noch nie von dem gehört!“
„Hm, mal sehen, ob die Spiele was taugen!“
Der Andere nickte und beide Männer kamen zu ihrem Arbeitsplatz. Und noch mehr Menschen strömten an dem Tage in das Kolosseum, um die Ränge zu füllen und die Zeit abzuwarten, bis die Spiele auch offiziell begonnen wurden.
Durch das dem Ehrenplatz gegenüberliegende Tor zog die kleine Opferprozession in die Arena des Amphitheaters herein, angeführt durch junge Mädchen und Knaben in blütenweißfarbenen Tuniken, die Häupter mit grünfarbenen Myrthenkränzen gekrönt, welche Schalen mit rotfarben glühenden Kohlen und duftender Räucherung aus Weihrauch, Styrax und Adlerholz vor sich trugen, aus denen heller, graufarbener Rauch sich zum Himmel empor schlängelte, gefolgt von neun tibicines, deren gleichförmiges Flötenspiel das Rund der Arena ausfüllte. Ihnen hernach kamen junge ministri, Helfer mit Kannen aus purem Silber und Schalen aus Glas, darin enthalten die Opfergaben für das unblutige Voropfer, sodann zwei prächtige, weißfarbene Ochsen, deren vergoldete Hörner und Hufe im Lichte der zarten Wintersonne blitzten und blinkten, und deren Fell mit Kalk war geweißt worden, keinen Zweifel an ihrer Güte zu lassen. Nach den Tieren reihten, begleitet von kultischem Funktionspersonal, die beiden Opferherren und Ausrichter der Spiele sich ein, Marcus Flavius Aristides und Manius Flavius Gracchus, barfuß, gewandet in weißfarbene Togen, welche nicht nur dem Opferritus Respekt zollten, sondern gleichsam Ausdruck ihres Status als Kandidaten zu den Wahlen des Cursus Honorum waren. Vor dem am Rande der Arena befindlichen Altar stoppte die Prozession, die Musik verklang, und die beiden Ochsen wurden an im Boden eingelassenen Ringen befestigt. Von einem der ministri nahm Gracchus einen Pinsel aus Pferdehaar entgegen, tunkte ihn in eine bereitgehaltene Schüssel voller Wasser und bespritzte sodann Aristides und sich selbst mit einigen Tropfen des Nass, sowie die am Opfer teilnehmenden Helfer, um symbolisch sie zu reinigen, während gleichsam vier Herolde hervor traten, sich verteilt durch die Arena postierten und mit lautem "Favete linguis!"* das Schweigen der Menge einforderten.
*Hütet eure Zungen!
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Äußerlich wirkte Marcus vielleicht sogar recht würdevoll in der strahlendweißen toga, doch innerlich kochte er immer noch, seine Lippen waren darum ein schmaler Strich und seine Augenbrauen scheinbar ständig zusammen gezogen, wie die ganzen letzten Tage; noch grollte er seinem Vetter ein wenig, zudem fürchtete er den Moment, in dem er vor dem Senat reden mußte; er spürte die Sandkörner unter seinen Füßen und seufzte still als sie in das flavische Theater traten – Marcus hatte genaue Instruktionen erhalten, was er zu tun hatte und das schien doch bedeutend einfacher zu sein, als das, was noch im Senat auf ihn zukommen würde; hoch aufgereckt und mit gestraften Schultern marschierte er hinein und blinzelte in die Sonne, schemenhaft zeigten sich die vielen Zuschauer- die die Ränge besetzten-, das einfache Volk, das sich heute an den Spielen hoffentlich ergötzen würde. Marcus nickte seinem Vetter marginal zu ehe sie den Zug begonnen; eigentlich konnte er gar nicht mehr wütend sein auf Gracchus, dennoch versuchte er an dem Zorn festzuhalten. Er richtete seine Augen auf die Opfertiere und ihrem Ziel, verharrte, wenn auch Gracchus stehen blieb und blinzelte als einige Waßertropfen in seine Augen gelangten, er spähte kurz nach oben, um zu sehen, ob wenigstens seine Familie aufgetaucht war und ob er Serenus, Epicharis oder sonst jemanden erkennen konnte, doch er sah nur schwarze Punkte vor der hellen Sonne.
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Gladiatorenspiele waren wirklich nicht meins. Genau genommen fand ich sie gähnend langweilig, denn ich bekam selten mehr mit als ein paar Schreie. Wagenrennen waren schon hart an der Grenze, aber solange mich mein Sklave Tuktuk dabei auf dem Laufenden hielt, wer in welcher Runde an der Spitze war, konnte ich immerhin noch halbwegs mitfiebern. Für Kämpfe hatte Tuktuk kein Talent, vielleicht waren sie einfach zu schnell. Mehr als 'Da! Jetzt! Das Schwert! Uh! Autsch! Schildabwehr! Messer! Schlag! Wuh! Schlag! Blut! Boden! Aus. Sieg des Thraker über den Murmillo.' kam selten dabei heraus, und mal ganz ehrlich, damit konnte ich nichts anfangen.
Tuktuk allerdings liebte Gladiatorenkämpfe. Tuktuk liebte so ziemlich jedes Spektakel, das Römer liebten. Als er von der Einladung an Menecrates erfahren hatte, war er Feuer und Flamme gewesen. 'Der Senator und seine Familie' hätte darauf gestanden, das hatte er mir mindestens fünfmal erklärt, und natürlich, dass ich ganz ohne Zweifel zu eben dieser Familie gehörte. Außerdem veranstalteten die Flavier Aristides und Gracchus diese Spiele, und mit denen war ich zusätzlich doch irgendwie auch angeheiratet verwandt, zumindest hatten sie beide mit mir verwandte claudische Ehefrauen. Und zu guter Letzt wusste Tuktuk, dass es in Rom auch Aushänge gab, die alle Bürger einluden, und ich somit dreifachen Grund hatte, die Spiele zu besuchen. Was konnte ich da schon entgegen setzen? In der Villa Claudia herrschte sowieso wie üblich ein sehr ruhiges Leben (vielleicht der Winterschlaf), Verpflichtungen hatte ich keine, dafür nahm ich Tuktuk ständig in Beschlag, so dass ich ihm durchaus mal eine Freude gönnen konnte.
Eigentlich hatte ich gedacht, mittlerweile in Rom schon jedes Gedränge erlebt zu haben. Immerhin war ich sogar schon im Circus Maximus gewesen. Das flavische Amphitheater schien allerdings noch eine Nummer größer, allein schon die vielen Stufen, die wir zurück legen mussten. Ich hasste Stufen. Lagen viele Stufen vor uns, sagte mir Tuktuk nur einfach 'Stufen' an, nicht jedoch die Zahl, so dass ich nie wusste, wann sie endlich aufhörten. Ich hatte extra meinen Stock mitgenommen als sichtbaren Hinweis, dass ich blind war, dennoch war ich permanent dabei, mich zu entschuldigen, weil ich haufenweise Menschen anrempelte. Tuktuk zog mich durch das Theater, dann wieder schob er mich irgendwo durch und kam nach, so dass ich bald völlig die Orientierung verlor.
"Wir sind da. Links neben dir kannst du dich setzen."
"Ahh!" Ich seufzte erleichtert auf und klackte mit dem Stock an die Sitzreihe. Dann fuhr ich mit der Hand am Stock entlang und betastete den kühlen Stein und das flache Kissen darauf, das Tuktuk schon abgelegt hatte. Ich setzte mich und war einfach nur froh, zu sitzen. Tuktuk setzte sich zu meinen Füßen hin, denn als Sklave durfte er natürlich keinen Platz belegen.
Überall um mich herum wurde geredet, gelacht, getuschelt, gekichert und dazwischen wurden Waren angepriesen. Es war viel zu viel, um sich auf irgendetwas zu konzentrieren, so dass ich nur das Gesicht zum Himmel hob, denn ich spürte ganz leicht die Sonne auf meiner Haut. Es dauerte nicht mehr allzu lange, bis das Spektakel dann auch anfing. Es war erstaunlich, wie laut die Stimme des Heroldes zu mir drang. Ich wusste nicht, in welcher Reihe wir saßen, aber ich hatte das Gefühl, der Herold war nicht allzu weit weg. Natürlich verstummte die Menge nicht wirklich, aber es wurde merklich leiser.
"Da unten sind sie, die beiden Flavier", flüsterte Tuktuk. "Sie haben zwei weiße Rinder dabei."
Das war schon protzig (ich war allerdings auch die Maßstäbe Ravennas gewohnt), aber auch nicht viel protziger, als überhaupt Spiele abzuhalten, nur um gewählt zu werden.
Serenus, den sein Vater mit Blick nach oben nicht erkennen konnte, da er in seiner Eigenschaft als Minister hinter ihm und seinem Onkel stand, war innerlich ruhig.
Während manch anderer Minister im direkten Angesicht und der unsichtbaren Aura sakraler Eloquenz des Pontifex Flavius Gracchus nervös war, so war dies für Serenus doch nur ein weiteres Opfer mit seinem geschätzten Onkel Gracchus.
Na gut, es unterschied sich von den vielen häuslichen Opfern dahingehend, daß sein Vater zugegen war und auch größere Opfertiere anstanden. Aber ansonsten war Serenus Assistenz für ihn genauso normal, wie daß sein Onkel bei der Wahl der Minister den Arm ausgestreckt und sich Serenus geschnappt hatte. Einen Familiendienst für ihn, ein Augenblick hoher Ehre für die restlichen Minister, die vielleicht das einzige Mal in ihrem Leben Opferhelfer bei einem echten Pontifex-Opfer sein durften.
Serenus trug ebenfalls eine schneeweiße Tunika, die er nach dem Opfer gegen ein farbenprächtigeres Gewand eintauschen würde. In den Händen hielt er ein großes purpurfarbenes Kissen auf dem die beiden zeremoniellen Opfermesser lagen. Er hatte sich vorher persönlich von deren Schärfe noch einmal überzeugt. Am Altar angelangt wartete er nun darauf den beiden Opferherren im richtigen Augenblick die Klingen zu übergeben.
Alles war unzählige Male geübt worden bis auch sein Vater seine Rolle im Schlaf konnte. Serenus hatte dabei die unerschütterliche Geduld seines Onkels Gracchus bewundert.
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Hatte ich nicht schon erwähnt, dass ich hin und wieder zu Gladiatorkämpfe gehe? So ist es auch und die heutigen Spiele wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Die Sache mit Brutus und der Gladiatorschule hatte ich schon verdrängt, aber ich bekam immer noch eine Gänsehaut wenn ich an all die Gladiatoren und diese seltsame Amazone dachte.
Heute hatte ich frei!! Das war schwierig genug gewesen, denn mein Boss Titus wollte mich nicht gehen lassen. Wenn Spiele veranstaltet wurde war die Taverne in der Nähe natürlich voll bis oben hin. Aber ich hatte gebettelt, gefleht und geflennt bis er sich endlich meiner erbarmte und Lydia für diesen Tag holte. Ihre vier Gören konnten auch mal einen Tag ohne ihre Mutter auskommen. Mit guter Laune lief ich schnell die Treppen hoch, denn ich wollte noch einen der guten Plätze erhalten. Vielleicht könnte ich ganz vorne sitzen und vielleicht trat Maximus auf, den ich auf keinen Fall verpassen wollte.
Immer wieder wurde ich an gerempelt. »Entschuldigung, entschuldigung.« Warum entschuldigte ich mich eigentlich bei Leuten, die mir etwas taten und nicht ich ihnen?? Aber ich konnte nicht anders, denn ich fühlte mich ständig schuldig. Amora, der Gast hat den Krug zerbrochen. Meine Antwort? Entschuldigung!! Amora, wisch den Dreck weg. Was folgte? Natürlich entschuldigung!! So war das immer und ich konnte nicht aus meiner Haut heraus. Vielleicht fieberte ich darum mit den Gladiatoren und bewunderte die Amazone. Die würden sich so etwas nicht gefallen lassen und einfach allen eins aufs Maul hauen, die ihnen blöd kamen. Schlank wie ich war konnte ich mich gut durch die Leute drängen, ich duckte mich unter einem Fettsack durch, ich krabbelte über einige Sitze und rutschte endlich auf einen Platz. Wo ich gelandet war wusste ich gar nicht aber vor mir standen Trauben und ein Becher Wein, da wollte ich doch nicht dem geschenkten Gaul ins Maul schauen. Ich grabschte mir einige Trauben und spähte hinunter in die Arena. »Es fängt ja schon an.« War das meine Stimme, die so quietschte? Ich hätte gerne eine rauchige Stimme wie die Amazone, aber leider hatten die Götter es nicht so gut mit mir gemeint. Nein so war das nicht gemeint liebe Götter, ich bin ja schon zufrieden mit dem was ich habe.
Begleitet von nahezu allen Klienten, die an diesem Morgen entweder zufällig oder absichtlich an seiner Casa erschienen waren, war Macer zum Amphitheater gekommen. Der eine oder andere wichtigere Klient hatte sogar seinerseits wieder einige Klienten mitgebacht, so dass es eine ziemlich große Menschentraube war, die zum Ort der Spiele zog. Spätestens dort fiel das aber gar nicht weiter auf, denn weitere Menschentrauben waren schon da. Bis sich dann alle passend auf die Plätze verteilt hatten, hatte die Pompa schon begonnen und die beiden Kandidaten zog mit den Opfertieren in die Arena ein. Wo er das so sah, bekam Macer auch wieder Lust auf Wahlkampf.
Als Stille sich über das Theater senkte - soweit Stille sich über ein Amphitheater überhaupt konnte senken - setzten die tibicines mit leisem Flötenspiel ein, und Aristides und Gracchus zogen je eine Falte ihrer Toga über ihren Kopf, das Opfer zu beginnen. Beide nahmen sie eine der Kannen entgegen, doch nur Gracchus intonierte das Gebet.
"Iupiter Optimus Maximus, Höchster und Größter,
Allschaffender und allwissender König!
Deine Gunst, Iove, erbitten wir,
Dein Wohlwollen für unsere Kandidaturen,
Iupiter Optimus Maximus, Glückverheißender!"
Aus dem gutus goss Gracchus dunklen Wein auf den sandigen Boden, nur Bruchteile später tat Aristides es ihm nach, und die granularen Körner zu ihren baren Füßen färbten sich in dunklem Rot, kündeten mit süßer Wonne von den Strömen similärer Couleur, welche an diesem Tage den Arenaboden noch würden bedecken. Zwei ministri nahmen den beiden Flaviern die Kannen ab und reichten stattdessen ihnen flache Schalen aus grünfarbenem Glas, in welchen Getreidekörner sich befanden.
"Iupiter Optimus Maximus, Höchster und Größter,
Beherrscher des Himmels, Allgestalter!
Spiele, Dir zu Ehren, Iove, auf Leben und Tod,
Dir zur Freude, damit Deine Gunst Du schenken magst uns,
Marcus Flavius Aristides und Manius Flavius Gracchus!
Spiele auf Leben und Tod, Dir zum Gefallen,
Iupiter Optimus Maximus, Mannigfaltiger!"
Nun griff Gracchus einige der Körner und streute sie über den Grund, um symbolisch den bevorstehenden Tod auszugleichen mit neuem Leben, wie auch Aristides ihm dies gleich tat, die Samenkörner streute, die wie ein fahler Regen hinabprasselten auf den Boden der Arena, sich gülden zwischen die goldfarbenen Sandkörner legten.
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In der Kliententraube seines Patrons Purgitius Macer kam auch Modestus zum Flavische Amphitheater. Vor den Eingängen gingen Modestus und seine Klienten, jedoch eigene Wege zu ihren Plätzen, damit es kein all zu großes Gedränge gab. Während Modestus seinen Platz im ersten Rang einnahm, saßen alle seine Klienten hinter ihm. Ein paar wenige davon auf Plätzen für Equites und die breite Masse auf den Plätzen der einfachen Bürger. Interessiert verfolgte er dann das Opfer an Iupiter und fragte sich, ob das Opfer wohl angenommen werden würde.
Angelockt von den vielen Menschen, dem Lärm und der Aufregeung fand sich Aoide inmitten von vielen Fremden wieder. Es war erstaunlich, wie sehr sie mit der geischtslosen Menge verschmolz, wenn sie nicht auf der Bühne stand war sie völlig unauffällig und die wenigsten erinerten sich an ihr Gesicht, selbst wenn man mit ihr Zusammenstieß, was nicht immer nur 'zufällig' war. Ein solches Großereigniss war für sie die perfekte Gelegenheit mal wieder ihre Fingerfertigkeiten zu testen und ihre Börse ein wenig füllen.
Geschickt wechselten Münzen den Besitzer, ohne das jemand davon Kentniss nahm.
So wundervoll Aoide auch sang, sie war eine kleine diebische Elster. Das Vorurteil das fahrende Volk sei voller Langfinger bestätige sich in diesem Fall.
Sie bewegte sich lautlos und elegant wie eine Katze, es war fast ein Tanz, wie sie sich durch die Menge schlängelte und die Menschen um ihr Geld erleichterte. Dabei war sie nicht einmal Skruppelos. Sie nahm nur jenen ihr Geld ab, die eh mehr als genug hatten und denen eine fehlende Münze nicht auffiel und schon gar nicht wehtat. Der Unterschied zwischen Reich und Arm war bei solchen Kämpfen frappierend. Da trug eine füllige Matrone ihren Schmuck spazieren und wurde sogleich um einige Münzen erleichtert, hier stand ein dicker Händler und verlangte unglaubliche Preise für ein wenig Brot mit Käse. Auch dieser wurde erleichtert.
Sicher es wimmelte nur so von Soldaten, doch keiner schenkte ihr Aufmerksamkeit und außerdem war es ein zusätzlicher Nervenkitzeln unter den wachsamen Augen eines Soldaten Geld zu stehlen.
Ihr kleiner Ausflug währte nur wneige Minuten, dann kehrte sie zurück zu den bunten Wagen ihrer Familie, keiner der vielen menschen hatte germekt, wie sich ein Dieb unter sie gemoggelt hatte und sie erleichtert hatte. Ihre Ausbeute war ergiebig genug, dass sie wieder einige Tage mehr sich Essen leisten konnten.
Es war ein befremdliches Gefühl unten in der Arena zu stehn und nicht oben bei einem der Ränge zu sein; Gracchus war es wahrscheinlich gewöhnt, daß sich so viele Augen auf ihn richteten und jeden seiner Bewegungen und Taten aufs Genaueste beobachtet wurde, Marcus war es nicht, denn sein Kommando hatte bisher gerade mal eine Zenturie umfaßt; er warf einen Blick über seine Schulter und zu seinem Sohn, ein stolzes Lächeln trat auf seine Gesichtszüge, Serenus würde sicherlich ein hervorragender Priester werden, er schien jetzt schon ganz in seinem Element zu sein, doch jetzt war nicht die Zeit für solche Überlegungen, Marcus' Augen wanderten zurück nach vorne als es – zumindest auf den meisten Rängen – still wurde; wie aufgetragen und eingeübt – gleichwohl Marcus nicht das erste Mal ein Opfer abhielt, aber noch nie in solchen Ausmaßen – zog er die Falte seiner toga über seinen Kopf und spürte, wie sich der Schatten über seine Augen legte und das Blenden der Sonne von ihm nahm; andächtig lauschte er dem eloquenten Gebet seines Vetters und war reichlich froh, daß dieser als pontifex und erfahrener Opferherr den Part übernahm. Wie ein Vorgeschmack auf das Blut tropfte dann auch der Wein, den er gleichsam wie sein Vetter vergoß, auf den sandigen Boden, die goldenen Körner saugten die Flüßigkeit gierig auf, Marcus wartete bis der zweite Teil seiner Handlung – ebenfalls gleichsam mit seinem Vetter vollführt – an die Reihe kam, Korn für Korn gesellte sich zu den Tropfen des Weines und verschwand schließlich zwischen all dem Sand, der einst mal ein gewaltiges Gebirge vielleicht war und im Laufe von Äonen sich zu den Sandkörnern abgerieben hatte.
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Nachdem die Voropfer waren gegeben, tauchte Gracchus seine Hände in eine Schale warmen Wassers und rieb sie mit dem mallium latum ab, ehedem er es an Aristides weiter reichte und von einem minister die mola salsa entgegen nahm. Mit dem Bestreichen der Stirne und dem Nasenansatz zwischen den dumpf dahin blickenden Rinderaugen, wurden die Tiere dem Iupiter geweiht.
"Iupiter Optimus Maximus, Hö'hster und Größter,
Quell der Fülle, allmächtiger Herrscher!
Zu Deinen Ehren diese Ochsen, Iove, Dir zur Freude,
dass Du Deine Gunst, Iove, uns gewährst,
Marcus Flavius Aristides und Manius Flavius Gracchus!
Deine Zustimmung zu unserer Kandidatur, Iove,
Diese Rinder dir zur Ehre,
Iupiter Optimus Maximus, Allseiender!"
Kurz verharrte Gracchus, um Aristides die Möglichkeit aufzuschließen zu geben, sodann nahm er das Opfermesser von dem Kissen, welches sein Neffe Serenus ihnen entgegen hielt - obgleich der Junge für einen minister schon beinahe zu alt war, erfüllte es Gracchus doch mit familiärem Stolz, dass Serenus sich so prächtig schickte - , strich mit der Klinge vom Hinterkopf des einen Ochsen aus über dessen Rücken bis hin zum Schwanzansatz, entfernte dabei die wollene dorsula. Ein unscheinbares Nicken schlussendlich ließ die Schlächter hervor treten, mit großen Äxten, sacenae, in ihren Händen, ihnen hernach vier weitere Männer, welche sich je rechts und links der Hinterläufe der Ochsen mit Beilen postierten. Als alle bereit standen, tauschten jene neben den Köpfen der Tiere einen kurzen Blick, ehedem sie gemeinsam fragten:
"Agimusne?"
Auch Gracchus wechselte kurz einen Blick mit Aristides, gemeinsam mit ihm die Opfertat zu beauftragen.
"Agite!"
Kräftig holten die Männer rücklings der Tiere aus, schlugen ihre Beile in deren Hinterläufe, dass nicht nur die Sehnen dort auseinander rissen, sondern gleichsam auch die Knochen knackten. Herzschläge nur ihnen hernach folgten die victimarii am Kopfende, schwangen die Äxte und trieben die scharfen Klingen in die Kehlen der Ochsen, die in schockartiger Starre, seit dem Morgen bereits betäubt mit beruhigenden Pflanzen, nicht realisierten, dass ihr Ende bevor stand, nurmehr die Augen aufrissen und ihrem Tode entgegen blickten. Kurz nach den Hinterläufen knickten auch die Vorderläufe ein, fielen die massigen Körper hinab und schlugen dumpf auf dem Sand auf, dass rundherum die güldenen Körner nur so tanzten, empor wirbelten, als würden sie die den Fall der Leiber bejubeln. In dunklem Rot legte das Blut der Ochsen sich über den Grund, färbte die Konturen immer weiter aus und sickerte nur langsam in tiefere Schichten hinab. Die beiden Schlächter störten sich nicht am blutigen Nass, knieten vor den Leibern hernieder und öffneten mit großen Messern die Bauchdecken der toten Ochsen. Einer der jungen ministri, kaum eine Dekade alt, zierte sich ein wenig, in das Blut hinein zu treten, um seine Schale anzureichen, doch ein anderer schob ihn sanft, doch nachdrücklich nach vorn, so dass alsbald alle Innereien aus den Rinderleibern waren entfernt und zum Altar wurden getragen. Überaus sorgsam - wie es schien - betrachtete Gracchus die vitalia der Ochsen, zuerst jene des Tieres, welches Aristides hatte geopfert, hernach die des seinen. Schlussendlich blickte er empor, holte noch einmal Luft, dass seine Stimme über die Akustik des Amphitheaters auch die oberen Ränge würde erreichen.
"Litatio et litatio! Iuppiter Optimus Maximus ist unseren Kandidaturen, jener des Marcus Flavius Aristides zum Vigintiviren und jener des Manius Flavius Gracchus zum Praetoren, gewogen. Mögen die Spiele zu Ioves Gefallen beginnen!"
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Das Opfer nahm schon Züge eines Staatsopfers an und Macer war sich sicher, dass das eine Menge Zuschauer beeindrucken würde. Nun war allerdings zumindest einer der Kandidaten Anwärter auf die Praetur und darüber hinaus noch langjähriger Priester, so dass der Rahmen durchaus als angemessen zu betrachten war. Dass das Opfer angenommen wurde, überraschte Macer überhaupt nicht. Alles andere wäre eine Überraschung gewesen und nachdem ein Blitzeinschlag der Villa Flavia einen Arbor Felix beschert hatte, noch unwahrscheinlicher als es bei einem bezahlten Opfer ohnehin schon war.
Potitus liess es sich nicht nehmen, diesen Wahlkampfspielen beizuwohnen. Begleitet von einer Schar Klienten, Bittstellern und sonstigen Speichelleckern liess er sich zum Theater begleiten, um sich dann nicht schweren Herzens von ihnen zu trennen, denn als Senator und Praefectus Urbi hatte er natürlich Anspruch auf einen guten Sitzplatz inmitten seiner Kollegen und weiter weg vom Pöbel. Gerade noch rechtzeitig zum Opfer war er an seinem Platz angelangt. Salinator lachte, als die Litatio verkündet wurde. "Selbst wenn die Innereien mit Maden übersät wären, würden sie hier die Litatio verkünden." murmelte er halblaut und eher zu sich selbst hin. Dann winkte er nach einem Becher heißen Würzweines und ein paar Knabbereien.
Vergnügt aber wachsam stand ich, zusammen mit einigen meiner Soldaten, an einem der unteren Aufgänge, durch den die Menschen in das Flavische Amphitheater strömten. Den Rest meiner Centurie hatte ich auf die anderen Aufgänge an der Südseite verteilt, und ausser uns waren noch mehr Centurien im Einsatz. Bei solchen riesigen Veranstaltungen war es Urbaner-Aufgabe, für die Sicherheit der Zuschauer zu sorgen - das konnte richtig haarig werden wenn es zu Massenschlägereien kam, oder zu einer Massenflucht, auch wenn es natürlich heutzutage, in diesem grössen und modernsten aller Amphitheater, längst nicht mehr so gefährlich war wie früher, als manchmal ganze Tribünen zusammengekracht oder abgebrannt waren!
Irgendwo unter den Senatoren sass sogar unser Kommandant. Wir hatten es zwar nicht so bequem, aber trotzdem war es angenehm, beim Dienst selbst in den Genuss der Spiele zu kommen, und dass unser ehemaliger Centurio - der jetzt also Politiker wurde... - einer der Ausrichter war, machte die Sache noch viel besser. Es war ewig her, dass ich zuletzt dazu gekommen war, richtige Gladiatorenspiele zu besuchen, und ich freute mich auf das Spektakel. Früher, da hatte ich für Fulvius Invictus geschwärmt, den weltbesten Retiarius, und natürlich für den grossen Mactator (einmal habe ich ihn ganz aus der Nähe gesehen, und er hat mir zugelächelt, das werde ich nie vergessen).
Wie immer bei solchen Veranstaltungen trieben sich auch Langfinger herum, und eine dicke Matrone, die anscheinend um ihren Geldbeutel erleichtert worden war, beklagte sich bitterlich bei mir - Bona Dea, als ob wir unsere Augen überall auf einmal haben könnten, wenn die Leute nicht auf ihre Sachen aufpassten. Erst das 'Favete Linguis' brachte die Dame zum Schweigen.
Ich verfolgte das Opfer, staunte wie gross und pompös es war, und fand, dass unser ehemaliger Centurio sehr erhaben einherwandelte, in der blendendweissen Toga. Und erst der Pontifex! Und zwei Ochsen. Ja, hier bekam man echt was geboten.
Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Nachricht auch zu mir gedrungen war. In der Villa sprach man diese Tage von nichts anderem mehr. Doch als ich es hörte, glaubte ich, Torann* müsse mich treffen. Noch immer hatte die Erwähnung seines Namens eine solche starke Wirkung auf mich. Selbst nachdem, was er mir und ich ihm angetan hatte, wohnten noch immer intensive Gefühle in meinem Herzen, die es mir unmöglich machten, ihn einfach zu vergessen, wie es vielleicht besser gewesen wäre. Ich musste ihn einfach sehen! Auch wenn es mir ein weiteres mal das Herz brechen würde. Ich hatte so viel Schmerz gefühlt. Auch dieses mal würde ich dem stand halten.
Seit mehr als einem Jahr waren wir uns erfolgreich aus dem Weg gegangen, hatten sogar Umwege in Kauf genommen, um uns nicht begegnen zu müssen. Nachdem Aquilius Rom verlassen hatte, hatte auch ich ihn nicht mehr gesehen, was mich dazu veranlasste zu glauben, er müsse nun endgültig in der Gladiatorenschule leben. Er hatte sich so sehr verändert. Der Hass hatte das Gute in ihm zerfressen. So hatte ich es jedenfalls empfunden. Dafür gab ich mir die Schuld. Ich hatte ihn dahin getrieben,wo er jetzt war und nichts gab es, was dies hätte wieder rückgänig machen können. Nichts.
Klein-Diarmuid hatte ich in Cungahs Obhut gegeben. Den Kleinen konnte ich nicht an einen solchen Ort mitnehmen. Niemals zuvor war ich bei den Spielen gewesen. Ich wusste aber, was dort geschah. Aus den Erzählungen der Sklaven, die schon einmal dort gewesen waren, wusste ich, dass der Tod dort umging. Der Tod hatteseinenSchrecken für mich verloren. Ich hatte ihn bereits einmal herausgefordert.
In eine Palla gehüllt, hatte ich die Villa am frühen Morgen verlassen, um zum flavischen Theater zu gelangen. Dort wartete bereits eine lange Schlange von Schaulustigen auf Einlass. Geduldig stellte ich mich an, verlor mich in der Masse von Menschen, um mich Stunden später auf dem obersten Rang wiederzufinden. Dort wo man stehen musste, weil es keine Sitzplätze gab. Von hier aus hatte man keine wirklich gute Sicht. Für mich aber genügte es. Niemand außer Cungah wusste, dass ich hier war. So sollte es auch bleiben.
Ich wagte einen Blick hinunter in die schwindelerregende Tiefe. Dort unten erkannte ich die beiden Flavier, die die edlen Spender dieser Spiele waren und die gerade ein Opfer zu Ehren ihrer Götter vorbereiteten.
Ungeduld. Ich wurde ungeduldig. So als könne ich es nicht mehr erwarten, endlich meinen Geliebten wieder zu sehen, am Tage unserer Hochzeit.
*Torann= irisches Pendant zu Taranis
Balbus war sich nicht ganz sicher, ob es richtig war hierher zu kommen, hatte er doch selbst die Nachricht ob des Fernbleibens des Kaisers an die Flavier gesandt. Andererseits war er sich sicher, das in ganz Rom nur wenige Menschen wussten wer er war und diese beiden Flavier waren sicherlich die letzten die sich dafür interessierten, welcher Beamte des Palastes ihnen etwas schickte.
So hatte er beschlossen die Gelegenheit zu nutzen mit seiner Frau hierher zu kommen. Schon früh am Morgen waren Klienten losgeschickt worden um Plätze zu blockieren und so konnten sich Balbus und Vespa, trotz des späten Erscheinens nach dem Ende des Opfers, über zwei Plätze freuen, die zu den besseren unter denen für Equites reservierte zählten. Sicherlich hätte Balbus durch sein Amt noch bessere ergattern können, aber er hatte nur wenig Lust gross aufzufallen. So führte er Vespa zu den Plätzen, was den Unmut einiger Umsitzender erregte (der jedoch durch die grimmigen Gallier im Gefolge schnell wieder verebbte), und während sie sich setzten sagte er: "Ich bin ja mal gespannt, was die Flavier hier auffahren."
Während die Spuren des Opfers wurden beseitigt und die beiden Flavier sich zur Ehrenloge der Ausrichter begaben, begannen Gehilfen von den oberen Rängen mit Körben voller Brot durch die Reihen des Amphitheaters zu gehen, die frischen Backwaren an die Bevölkerung zu verteilen, ihnen hernach folgten zu Paaren geordnet Frauen und Männer, von welchen die Frauen billige Tonbecher ausgaben, in welche die Männer ihnen hernach gewässerten Wein aus großen Amphoren gossen. In den unteren drei Reihen indes, dort wo die Senatoren mit ihren Familien saßen, wurden süße, mit Honig überzogene Früchte und Nüsse gereicht, sowie ein etwas besserer Wein und auch Saft ausgeschenkt - in Becher, in welche der Schriftzug Wählt M'. Flavius Gracchus und M. Flavius Aristides! eingebrannt war. Gleichsam wurden bis zum Beginn des ersten Kampfes durch die Arena diverse große Schilder getragen mit den Aufschriften:
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WiSim-Angebote für alle Anwesenden
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Unmittelbar nach dem Opfer und noch vor dem ersten Gladiatorenkampf bewegte sich Serenus im Beisein seiner beiden Molosserkampfhunde Nero und Domitian zielsicher zu dem Raum, wo die Gladiatoren ihre letzten Vorbereitungen trafen. Ein alter Sklave, welcher quasi schon zum Betriebsinventar des flavischen Theaters zählte, versuchte keuchend Schritt zu halten.
„Dominus, ihr solltet da nicht reingehen. Die sind gefährlich, die sind unberechenbar. Das sind wilde Tiere. Bestien auf zwei Beinen und sie haben Waffen.“
Serenus winkte ab. Gladiatoren kannte er aus Baiae und dem Wirkungskreis seiner Oma schon von Klein auf. Und er hatte zu „Bestien“ ohnehin eine Sichtweise, die von der Norm abwich. Ausgebildete Molosserhunde waren seine beiden „Jungs“, Gladiatoren waren stets seine Leibwächter gewesen, Krokodile waren doch auch nur große Eidechsen und sein Löwe Leontius war einfach nur putzig. Da konnte er einfach nicht verstehen, wieso Onkel Gracchus und Tante Antonia den nicht im Garten der Villa haben wollten. Dabei war der bestens ausgebildet worden und hörte sehr gut auf seinen Namen, meistens zumindest.
Und den Leoparden von seiner verstorbenen Tante Minervia hatte er als kleiner Junge auch schon mal am Schwanz quer durch die Villa geschleift und versucht die Flecken von ihm runter zu bürsten, weil er es damals noch nicht besser wusste. Das hatte dem Tier nicht gefallen. Er war weggelaufen und hatte sich eine Woche vor Serenus in Minervinas Cubiculum versteckt. Katzen waren irgendwie doof, das hatte er damals wieder einmal bestätigt bekommen.
Er betrat den Raum und musterte die Gladiatoren nacheinander und schaute jedem in die Augen. Insbesondere einem Subjekt, das er kannte und welches den heutigen Tag ganz sicher nicht überleben würde. Zum einen, weil er ihn nicht leiden konnte, zum anderen weil er 5 Sesterzen auf seinen Tod gewettet hatte.
„Mein Name ist Flavius Serenus. Was ich jetzt sage sollte jeder von euch eigentlich wissen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, daß es selten schaden kann wirklich wichtige Dinge kurz vorher noch einmal zu wiederholen.
Es finden heute Kämpfe auf Leben und Tod statt. Das heißt, daß die Hälfte von euch diese Arena nicht lebend verlassen wird. Eventuell werden wir dann entscheiden, ob wir die Sieger der Kämpfe noch einmal gegeneinander antreten lassen. Den Sieger erwarten eine Menge Gold, den Leibarzt der Gens Flavia für seine Wunden und unsterblicher Ruhm. Das Theater ist bis zum letzten Platz besetzt. Es besteht sogar die Möglichkeit, daß der Augustus noch kommt. Sein Terminkalender ist zwar voll, aber man weiß ja wie wankelmütig die Herrschenden sein können, wenn sie hören, daß das Volk zusammen läuft und sie nicht dabei sind oder keiner sie zu vermissen scheint. Und auch zahlreiche Senatoren wurden bereits gesichtet. Mit den anwesenden Eques und Neureichen unter unseren Klienten und den Bürgern könnte man eine Legio aufstellen. Wer heute siegt kämpft vielleicht schon das nächste Mal bei den Spielen eines Aedils oder des Augustus. Die Toten erwartet ein ehrenvolles Begräbnis mit allem Drum und Dran, daß eure Ahnen im Hades vor Neid erblassen.
Wir erwarten saubere Kämpfe. Kein Gefuchtel, kein schnelles Ende, keine Tricksereien. Also vergesst die üblichen Tricks mit gefüllten Schweineblutblasen, Kampfabsprachen, Schmierenkomödien, kleinen Kratzern, Gejammer und der Hoffnung auf Begnadigung durch die Zuschauer. Zwei Gladiatoren gehen rein, ein Gladiator geht lebend raus.
Wer von euch meint uns verarschen zu können, der wird feststellen, daß sowohl mein Vater, wie auch mein Onkel, die niederträchtigsten Schinder sein können, die euch je unter die Augen gekommen sind. Sonst würden sie ja keine erfolgreichen Politiker werden. Dann werdet ihr euch wünschen, daß ihr in der Arena verloren hättet.“
Letzteres war eine fette Lüge. Während Serenus bei Sklavenbestrafungen eher ein Hardliner wie Onkel Senator Flavius Felix oder Oma Flavia Agrippina war, so fielen sein Vater und Onkel Gracchus eher in die Rubrik "Hab-mich-lieb-Bärchen". Aber für die Fälle gab es dann ja noch Serenus als Zünglein an der Waage um harte Bestrafungen zu gewährleisten. Obwohl beide sicher sehr böse werden konnten, wenn sie es wollten.
Er kannte die Quoten der Buchmacher, er kannte seine eigenen Wetten, er wusste um die Wettleidenschaft des Publikums. Da gab es hier und heute klare Gewinner und Verlierer und kein Unentschieden. Außerdem war man als Flavier und Patrizier nun mal Traditionalist.
Serenus nickte den Gladiatoren zu und verließ den Raum ohne sich darum zu kümmern, was diese noch als letzte Worte zu sagen hatten. Er begab sich in Richtung Ehrenloge, wobei er sich auf dem Weg dorthin noch umzog.
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