Officium Procuratorum Annonae | Portus Utriusque

  • Mit dem Kästchen unter dem Arm und der Tabula in der anderen Hand war ich nun zurück von meiner Inspektion.
    Alle Speicher waren abgearbeitet und nun galt es meinem Kollegen Bericht zu erstatten.


    Vor dem Officium streifte ich mir nochmals über die Toga, so das die Falten wieder einigermaßen lagen und klopfte an dem Officium an, um es anschließend gleich zu betreten.


    "Salve Kollege....." Meinte ich und schloss die Tür um auf den großen Schreibtisch zu zugehen.


    Ich stellte das Kästchen auf dem Schreibtisch ab und legte die Tabula daneben.

  • Die unverwechselbare tiefe Stimme des einen Procurators dröhnte dem anderen entgegen. "Salve, Kollege!" Dabei schien er sogar einigermaßen entspannt zu sein und begann nicht wie meistens mit einem langen Vortrag über Bürokratie oder die neusten Nachrichten aus Rom.

  • "Alles erledigt..." Begann Varus seinen Ausflug in die Unterwelt der Getreidespeicher zu schildern.
    "Ich habe alles notiert und abgehakt. So weit ist alles in Ordnung und bereit für neue Getreidetransporte aus den Provinzen. Hier und da war noch etwas Restgetreide vorzufinden, das meiste davon ist aber unbrauchbar."


    Ein Becher Wasser wäre jetzt von Vorteil oder noch besser etwas Wein aber sicher hat der Kollege noch die ein oder andere Frage. Dementsprechend nahm ich auch unaufgefordert Platz und wartete auf eventuelle Fragen.

  • "Keine Reparaturen?", fragte der Procurator überrascht zurück. Wenn das wirklich so wäre, wäre das eine sehr erfreuliche Nachricht. Das Restgetreide dagegen weniger. "Um das Restgetreide müssen wir uns separat kümmern. Das muss in die Abrechnungen rein. Sonst haben wir im nächsten Jahr wieder Mengen, die wir wegwerfen können. Sowas sollte so gut wie gar nicht passieren."

  • Der Kollege schien erstaunt über meine Berichte. Keine Reparaturen schienen ansonsten nicht an der Tagesordnung zu sein. "Nein Kollege, alles nur Kleinkram was bei der Einlagerung mit erledigt werden kann. Also nichts großes."
    Das sich um das Restgetreide separat gekümmert werden musste, dachte ich mir fast. Schließlich benötigte ich die damals gelieferten Mengen dazu.


    "Wer führt, wenn nötig überhaupt die Reparaturen an den Speichern durch?" Zwar war dies dieses Jahr nicht vonnöten aber interessieren würde mich das trotzdem.

  • Der Procurator lehnte sich ein wenig zurück. "Die vergeben wir als öffentliche Aufträge an Bauunternehmer. Hier in Ostia können wir theoretisch auch auf Bautrupps der Vigiles zurückgreifen, habe ich aber eher selten gemacht. Man muss ja auch was für die Wirtschaft tun. In den anderen Städten sowieso, wenn keine Truppen in der Nähe sind."

  • Die Antwort des Kollegen fiel genauso aus, wie ich mir das gedacht hatte. Zumindest war dies so, als ich noch Duumvir in Mantua war. Dort wurden für solch Aufgaben auch die ansässigen Betriebe beauftragt.
    "Das klingt einleuchtend."


    Doch da war noch eine Frage, die mir unter den Nägeln brannte. "Wie ist das eigentlich mit der Lieferung des Getreides, steuern die Schiffe von hier die Häfen an, von wo das Getreide geliefert werden soll oder werden die Schiffe direkt von dem Ausgangshafen genutzt?"

  • "Beides kommt vor", erklärte der Procurator prompt. "Die ganzen Schiffe, die für den Getreidetransport benötigt werden, könnten gar nicht alle gleichzeitig hier in Ostia liegen. Wenn sie nichts zu tun haben, liegen sie also meistens in anderen Häfen, werden dann dort beladen, laden hier wieder ab und kehren zurück. Trotzdem kann es auch immer vorkommen, dass an einem Ort mehr Getreide auf Abholung wartet, als Schiffe dort zur Verfügung stehen. Dann starten weitere Schiffe von hier oder auch von anderen Orten, um das Getreide abzuholen." An der Logistik, die hinter der Getreideversorung steckte, verdiente so mancher Schiffseigner nicht schlecht.

  • Auch diese Antwort hatte ich vermutet. So langsam kam ich mit den ganzen Vorgängen was die Getreidelieferungen betraf klar. "Gibt es schon konkrete Pläne, wann und von wo die ersten Schiffe hier eintreffen?"


    So langsam schien es ernst zu werden. Ich fuhr mir mit einer Hand durch das Haar und versuchte mir das Szenario der ersten Lieferung vorzustellen.

  • Der Procurator schüttelte den Kopf. "Konkrete Pläne in Form von angemeldeten Lieferungen haben wir noch nicht. Vor Juli kommt auch kaum etwas. Auf Sizilien oder in Hispania wirst du kaum schon im Juni eine Ernte haben und aus Aegyptus brauchen die Schiffe eben etwas länger." Im Moment schien wirklich eine etwas ruhigere Phase zu sein. "Meldungen über erwartete Erntemengen haben wir auch noch nicht, so dass sich auch noch keiner zur Abholung bereit macht."

  • Insgeheim fieberte ich dem großen Streß entgegen. Ich wollte einfach nur miterleben, wie die ganzen Schiffe in den Hafen kommen und woher sie alle waren. Einfach nur mal die ganze Hektik mitbekommen und ob dabei überhaupt von Hektik die Rede sein kann.
    Sicher war mein Kollege schon ganz genervt von meiner ganzen Fragerei doch das war mir relativ egal, wollte ich dann, wenn es darauf ankommt nicht im Regen stehen.
    "Wie ist die ganze Verladerei hier in den Häfen geregelt. Wird das komplett von den Schiffseignern übernommen oder hat hierfür die Procura Annonae Arbeiter?"
    Lässig lehnte ich mich auf den Schreibtisch und erwartete eine erneute Antwort.

  • Noch einmal schüttelte der Procurator den Kopf. "Nein, dafür haben wir keine eigenen Arbeiter. Ich habe ein paar verlässliche Leute, die mir bei der Buchführung zur Hand gehen, beziehungsweise die mir als Schreiber ohnehin zur Verfügung stehen. Aber um den Rest kümmern sich die Lieferanten und Transporteure selber. Es gibt ja ein ganzes Gewerbe, das nur davon lebt, Säcke und Amphoren durch die Gegend zu tragen."

  • "Gut...." Jetzt hatte ich ein wenig mehr Einblick in die Vorgänge der Cura Annonae. Die Speicher waren inspiziert und größtenteils in recht gutem Zustand.
    Eigentlich konnten nun die ersten schiffe kommen, wenn es nach mir ging.


    Ein paar der zwielichtigen Gestalten hatte ich am Hafen schon rumlungern sehen, so wie sie mir der Kollege beschrieben hatte, doch nahm ich sie kaum weiter ernst.
    "Hoffen wir, das die Schiffe unterwegs nicht unnötig aufgehalten werden oder auf Piraten treffen." meinte ich nun noch.

  • "Die Wetterlage soll gut sein, habe ich mir sagen lassen", antwortete der Procurator, ohne genauer auf seine Quellen dafür einzugehen. "Und um Piraten kümmert sich hoffentlich die Classis in ausreichendem Maße. Andererseits sind reine Transportschiffe nicht unbedingt ein lohnendes Ziel für Piraten. Große Mengen Getreide aus dubioser Quelle würden sie nicht unbedingt sofort los werden. Prominente Reisende sind ein lohnenderes Überfallziel, glaube ich." Allerdings machte der Procurator nicht den Eindruck, als wenn er sich mit Piraterie übermäßig genau auskennen würde.

  • Zwar hatte ich schon andere Dinge über Piraten gehört aber der Kollege musste es ja wissen. War er doch schon länger Procurator und kannte sich in solchen Angelegenheiten aus.
    "Dann können wir nur noch hoffen, das alles glatt geht. Die gröbste Arbeit ist gemacht. Die Speicher sind bis auf ein, zwei Nacharbeiten bezugsfertig."

  • Der Prcurator blickte zufrieden. "Das ist gut. Dann kann der Ansturm ja kommen. Nach den ersten Wochen können wir dann eine Prognose wagen, ob die Lage wirklich so ist, wie sie angekündigt wird." Dann stand er auf. "Aber nun musst du mich entschuldigen. Ich habe noch einen privaten Termin heute."

  • Das waren genau meine Gedanken. Die Hauptarbeit war erledigt und nun musste man es rankommen lassen.


    Das der Kollege sich nun entschuldigte, da er einen termin hatte, passte mir ganz gut in den Kram, wollte ich doch sowieso noch etwas privates in Ostia erledigen. "Ich habe auch noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Ich melde mich dann wieder Kollege.
    Bis dann, Vale."

    Und so verließ ich das Officium schnellen Schrittes.

  • Gerade zwei Tage war es her dass Aculeo erfuhr nun einen neuen Posten bekommen zu haben. Schlicht und einfach war alles abgelaufen und nun betrat der Germanicer sein neues Officium. Ein wenig perplex blickte dieser als er die R#umlichkeiten betrat da ihm leere Wände und kein Mobiliar entgegenschrie.


    Na sehr schön.. murmelte er und drehte sofort wieder um. Zuerst würde er sich einen Scriba besorgen oder besser gesagt eine linke Hand. Schiesslich konnte er, wollte er nicht selbst dafür sorgen das alles nötige untergebracht wurde.

  • | Cito


    Zur Abwechslung war der heutige Botengang für den Cursor des frisch gebackenen Duumvir Iulius Dives mal nicht ganz so weit. Er brauchte nicht einmal die Grenzen der Civitas zu verlassen, um sein Ziel zu erreichen. Im Amtssitz des Procurator Annonae angekommen, dauerte es dann eine Weile - die übliche Bürokratie gepaart mit einer gewissen Beamtenträgheit - bis sich Cito mitsamt seiner Nachricht bis zu Germanicus Aculeo persönlich durchgeschlagen hatte.
    "Salve, Procuratore! Der Duumvir Iulius Dives schickt eine eilige Botschaft und würde sich optimalerweise darüber freuen, wenn du mir eine schriftliche oder mündliche Antwort gleich wieder mit auf den Rückweg geben würdest.", verkündete der Sklave und überreichte im selben Zug das Schreiben...


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    Procurator Annonae
    Paullus Germanicus Aculeo
    Officium Procuratoris Annonae
    Ostia, Italia



    Salve Aculeo,


    Wie du nicht zuletzt daran siehst, dass dich dieser Brief in deinem neuen ostiensischen Amtssitz erreicht, habe ich bereits gehört, dass du vor einigen Tagen zum neuen Procurator Annonae ernannt wurdest. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch dazu! Mögest du ein wenig mehr von dir Reden machen in dieser Position als dein direkter Amtsvorgänger! Und gerade in dieser schweren Zeit wünsche ich dir natürlich auch viel Erfolg bei der Bewältigung deiner neuen Aufgaben!


    Doch auch mir haben die vergangenen Tage sehr viel Neues beschert. Du wirst es sicherlich schon auf dem einen oder anderen Weg mitbekommen haben: Ich wurde zusammen mit meinem Mitbewerber Cassius Hemina zum Duumvir von Ostia ernannt! Verzeih mir bitte, falls du bei der Verkündung des Wahlergebnisses in der Curia auch anwesend gewesen sein solltest und ich dich - vermutlich aufgrund meiner Aufregung an jenem Tag - nicht richtig wahrgenommen habe. In diesem Fall möchte ich mich aufrichtig bei dir entschuldigen für mein Fehlverhalten.


    Nachdem ich nun sowohl über deine, wie auch über meine Karrierefortschritte kurz geschrieben habe, lass mich noch auf eine dritte Laufbahn zu sprechen kommen. Am heutigen Tag stellte sich mir ein 20-jähriger Helvetius Ocella, Enkel des einstigen ostiensischen Duumvirs Helvetius Gracchus, bei mir vor und ersuchte um eine Anstellung als städtischer Schreiber. Er hegt ein spezielles Interesse für die Themen Marktaufsicht und Straßenpflege, das heißt den Bereich des Aedilis Mercatuus. Wie du dir aber bestimmt bei jenem derzeit amtierenden Magistrat gut vorstellen kannst (zur Erinnerung: er gehört zu der Sorte Mensch, die meine etwas andere Lebensweise für inakzeptabel hält), bin ich nicht sonderlich gewillt dem Aedil einen weiteren Scriba direkt und alleinig zu unterstellen. Vielmehr hatte ich gehofft, dass du eventuell für den Amtsbereich Ostia noch eine helfende Hand gebrauchen könntest...


    Selbstredend würde die Curia Ostiensis ihn offiziell beschäftigen und dementsprechend auch bezahlen. Innerhalb der Civitas Ostia könntest du praktisch frei über seine Dienste, insbesondere natürlich zur Abstimmung deiner Arbeit mit der des Aedils und den sonstigen Magistraten, verfügen. Solltest du ihn auch außerhalb des Stadtgebietes einsetzen wollen, so solltest du dies unbedingt vorher mit mir absprechen. Na, habe ich dein Interesse geweckt? Dann komm am besten morgen einfach zur Mitte der vierten Stunde in mein Officium und überzeuge dich selbst von den Fähigkeit und Fertigkeiten dieses Mannes! Einen ersten Auftrag habe ich ihm nämlich bereits erteilt, um ihn für uns alle besser einschätzbar zu machen.


    Weiterhin könnten und sollten wir uns im Anschluss daran noch einmal bezüglich der Gebäudelisten für die kaiserliche Administration besprechen. In diesem Sinn möchte ich noch einmal meine Einladung in das Officium Duumvirorum wiederholen.


    Mögen die Götter eine schützende Hand über Dich und die Deinen halten.
    Vale bene,


    http://imperiumromanum.net/ima…el_gens_Iulia_Papyrus.png
    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR - OSTIA


    Anschließend stand sich Cito - wie es sich für einen guten Sklaven gehörte - still und leise die Beine in den Bauch und wartete auf eine Reaktion des Procurators...




    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Und da Aculeo, der Procurator, niemanden gerne warten ließ geschah es dass er sich auch gleich dem Brief widmete und den Mann ansah.


    Ich freue mich über das Wahlergebniss und entbiete dem Duumvir meine Grüsse und Glückwünsche. Natülich bedanke ich mich auch für die seinen und kann dir sagen dass ich mich in 2 Stunden in der Curia einfinden werde. Ich hoffe der Termin ist für Iulius Dives nicht zu knapp. Ansonsten werde ich persönlich mit ihm einem neuen Termin sprechen.


    Aculeo überflog nochmals den Brief und blickte erneut den Boten an.


    Wahrscheinlich wird es ein längeres Treffen werden. Der Punkt betreffend eines jungen Mannes scheint mir einer Disskusion wert. Und....er unterbrach...Alles weitere werde ich mit Iulius Dives besprechen.
    Also dann.
    Vale und schöne Grüsse.


    Freundlich und bestimmt verabschiedete der Germanicer den Boten und blickte einen kurzen Moment dem Mann hinterher.


    Nun nahm er selbst Papyrus und Griffel aus einer Schachtel und begann einige Zeilen niederzuschreiben.



    Ad


    Praefectus Annonae
    Basilica Iulia
    Roma


    Salve PraefectusIch möchte mich mit diesen Zeilen für mein Nichterscheinen entschuldigen um mich als neuen Procurator Annonae zu presentieren.
    Leider halten mich Geschäfte betreffend der Civitas Ostiensis und personelle Fragen in der Curia Ostiensis ab deshalb bitte ich dich mir schriftlich einen Termin, entsprechend deiner Zeit, mitzuteilen um ein persönliches Zusammentreffen einzuleiten.


    mit den besten Grüssen


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/m/829/7702/pgerac.png]



    Jetzt musste er nur noch den Brief an die Adresse bringen lassen und überlegte wie dies nun am besten zu bewerkstelligen wäre.

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