Lando war es ziemlich egal, wo er gerade stand, hauptsache er hatte einen Humpen Bier in der Hand, seine Frau im Arm und einen Text zum singen. Was er dann auch insbrünstig tat, als Witjon sich am Liebeszauber versuchte, und die Leute zu immer lauterem Gesang animierte. Die Leute neben ihnen erkannten natürlich das Brautpaar, und immer wieder wurde man zum mitgrölen des Textes an den Schultern gepackt, es wurde geschunkelt, Humpen wurden aneinander gestoßen und generell ward viel Lärm gemacht.
Als Witjon mit seinem Lied geendet hatte, rief dieser Ragin auf die Bühne.
"Warte noch...", meinte er zu Elfleda, während er gespannt zu seinem jungen Vetter blickte, der doch etwas verloren auf der Bühne stand. Dass Ragin unter seiner besonderen Aufmerksamkeit zu leiden hatte, stand in der Natur der Sache. Er erinnerte sich daran, als der Junge zur Familie gestoßen war, und dass er es im Gegensatz zum eigenen Bruder einigermaßen geschafft hatte sich an das Leben im Reich anzupassen. Lando hegte Hoffnungen, was den jungen Mann anging, auch wenn er wohl drei Opfer bringen würde, wenn Ragin ENDLICH die Haare wachsen lassen würde.
Doch das alles war weggewischt, als Ragin tatsächlich einen alten germanischen Gassenhauer anstimmte, und sofort einen Kreis von mehr als hundert grölenden Bewunderern vor sich stehen hatte.
Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
Jam Dabdabadei"
Es schallte durch den ganzen Garten, es schallte eigentlich über die ganze Stadt, so sehr hatte Ragin mit diesem Lied die Menge in der Hand. Auch Lando konnte nicht an sich halten, als einfach mitzusingen, den Humpen in die Höhe zu halten und die Stimmbänder bis aufs ärgste zu maltretieren, nur um mit den anderen einen Chor an grölenden Männerstimmen zu erschaffen, der die wenigen Frauen, die mitsangen einfach überdröhnte.
Und wenn ich an Morgen, nach solch einer Nacht
Mit brummendem Schädel bin aufgewacht
So werde ich dann meine Taten beschauen
Fünf Kinder gezeugt und acht Männer verhauen
Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
Jam Dabdabadei Jam Dabadadei
Jam Dabdabadei Jam Dabdabadei
Jam Dabadadei Jam Dabdabadei
Jam Dabadadei Jam Dabdabadei
Jam Dabadadei Jam Dabdabadei"
So war es halt mit den Kerlen, gab ihnen etwas kerliges zu singen, und sie konnten nicht anders als mitmachen! Der Text ging Lando so einfach von den Lippen, als hätte er ihn selbst erdacht. Aber er war nicht der einzige, eigentlich sangen alle Männer mit, wobei man den wachsenden Alkoholpegel an den Bierduschen messen konnte, die man sich irgendwann gegenseitig verpasste...
Die immer bierseligere Stimmung trug aber auch dazu bei, dass Lando nicht wirklich wahrnahm, was in seiner frischgebackenen Frau vorging, für ihn war es einfach nur normal, dass sie sich an ihn drückte. Während sie also Gedanken an die Hochzeitsnacht machte, dachte Lando, der Kerl der er nunmal war, an nichts argloseres als an Weib, Honigwein und Gesang. Im Moment war Gesang an der Reihe, und als ein Tablett mit Keramikkelchen umherging, sagte auch Lando nicht nein. Das war der Honigwein. Irgendwann kam ihm auch wieder in den Sinn, dass er ja mittlerweile verheiratet war, und lächelte seine Frau arglos und jungenhaft an, bevor er sich daran entsann was sie eigentlich von ihm wollte.
"Eh, ja... sicher.", murmelte er nur, und gesellte sich mit Elfleda an der Hand zur Runde von Callista, Arbjon, Witjon und Vala, "Witjon... gelungene Vorstellung eben."
Lando hob den Kelch um mit den anwesenden anzustoßen, was diese auch vollautomatisch taten, nur Callista brauchte ein wenig bis sie ihren Becher zum kollektiven KLONK erhob. Die Männer brachten den Inhalt ihrer Becher in einem runter...
"Gott, ich liebe dieses Lied... wen hat er aufgerufen? Phelan? Na, jetzt bin ich gespannt..."