Allabendliches Essen im Kreise der Familie

  • Neugierig verfolgte Witjon das Geplapper der Kinder, nachdem er das Gebet beendet hatte. Er nahm sich derweil Brot und Käse und begann zu essen. Secundus und Sevilla schien Hispania ja sehr gefallen zu haben. Dagmar derweil lenkte das Gespräch unauffällig auf ihren aktuellen Aufenthaltsort.


    "Och joa, hier geht es langsam wieder bergauf. Ohne die Legionen und die Ala war es bisweilen etwas unsicherer als sonst sowieso. Die Banditen und Halunken in den Wäldern sind frech geworden, aber unsere Miliz konnte bisher zumindest das Umland der Civitas weitestgehend befrieden."


    Eine Scheibe Schinken wanderte auf die nächste Scheibe Brot, die Witjon sich fertig machte, was er beiläufig zu seinem Bericht erledigte.


    "Und über die Provinz könnte ich dir eine ganze Menge erzählen. Als Procurator Civitatium bekomme ich da mehr mit, als mir lieb ist. So viel sei verraten: Ein neuer Legatus Augusti Pro Praetore wird zukünftig herkommen und auch in unserer Legio Secunda scheint ein Führungswechsel anzustehen. Neuer Wind also, den wir vielleicht ganz gut gebrauchen können. Ansonsten ist's wie immer. Die Winter sind eiskalt, die Sommer sind arbeitsreich, und uns geht es besser denn je."


    Witjon zuckte mit den Schultern. "Et lüpt", meinte er gleichmütig, wobei er unabsichtlich ins Ubische verfiel.

  • Natürlich war Dagmar sehr erfreut zu hören, dass es ihrer Familie und auch der Provinz gut ging. Sie lag ihr sehr am Herzen. Die vielen Jahre, die sie in der Verwaltung zugebracht hatte, konnte sie nicht vergessen und was sie hier alles erlebt hatte. Es hatte sie geprägt. Eine Provinz mit viel Potential, viel Hoffnung und fast ebenso viel Leid.
    "Ich bin sehr gespannt wen der Kaiser als neuen Legatus hierher schicken wird. Germania hat schon einige erlebt."
    Und sie selbst auch. Viele waren gekommen und auch wieder gegangen.
    "Was gibt es denn noch zu erzählen? Wie war eure Hochzeit. Ich bin wirklich traurig, dass ich es nicht rechtzeitig geschafft habe. Wir wären sehr gern dabei gewesen. Es war bestimmt ein rauschendes Fest."
    Nebenbei half sie auch noch den Kindern mit dem Essen. Es klappte nicht immer alles auf Anhieb und so schnitt sie dort ein Stück Käse ab und hier eine Scheibe Schinken. Dann kümmerte sie sich auch noch um ihre eigene Malzeit ehe sie neugierig die beiden Frischvermählten ansah.
    "Hattest du eine Blumenkrone auf," fragte Sevilla Octavena. "Ich kann ganz tolle Kränze flechten. Vielleicht finde ich ja noch ein paar schöne Blumen und dann mache ich allen Frauen welche."
    Das Mädchen hatte tatsächlich sehr geschickte Hände und das sehr schnell gelernt und viel Freude daran gefunden.

  • Octavena war in Gedanken sehr weit weg, als Sevilla sie ansprach. In einer Mischung aus der sie schon den ganzen Tag begleitenden Müdigkeit und dem kurzen Gedanken an ihre eigenen Verwandten in der Ferne war sie sehr schnell abgeschweift und hatte nur mit halbem Ohr den Gesprächen am Tisch gelauscht. So brauchte sie einen kleinen Augenblick bis ihr klar wurde, was das Mädchen eigentlich von ihr wollte.
    Schließlich lächelte sie allerdings und sah Sevilla fröhlich an. "Ja, hatte ich. Und die war auch richtig schön." Ihr Lächeln wurde etwas breiter und sie zwinkerte der Kleinen zu. "Aber ich wette, wenn du mir mal eine machst, ist die noch schöner."

  • "Er wird jedenfalls viel zu tun haben", gab Witjon in Bezug auf den Legatus Augusti Pro Praetore zurück. "Ich glaube unter unserem Interimslegaten ist einiges liegen geblieben. Der hatte nämlich sowohl die Verwaltung als auch die Hilfstruppen am Hals und ich hatte manches Mal den Eindruck, dass er mit einer ganzen Provinz an seine Leistungsgrenzen stößt."


    "Und ob es ein rauschendes Fest war!", stimmte Witjon daraufhin zu. "Wir hatten eine sehr schöne Zeremonie. Das Wetter war perfekt und sowohl unser Gode als auch der Pontifex der Civitas riefen die Götter um ihren Segen an. Und danach..." - Er grinste breit - "Spanferkel und Met bis zum Umfallen."


    Zuletzt wandte der Hausherr sich spitzbübisch an Secundus: "Secundus, möchtest du auch einmal eine so bildhübsche Frau heiraten wie dein Onkel Witjon? Ich bin sicher deine Schwester wird dir dafür auch einen Blumenkranz flechten."

  • Sevillas Augen begannen zu leuchten als Octavena ihr den Vorschlag machte ihr eine zu fertigen. Das Mädchen strahlte erfreut.
    "Jetzt gibt es leider keine schönen Blumen mehr, aber im Frühjahr wenn es wieder ganz viele von ihnen gibt dann werde ich dir eine machen. Mama hat erzählt, dass sie früher immer eine Art Frühlingsfest gefeiert haben. Vielelicht können wir das auch tun. Dann flechte ich dir und Mama und auch mir eine besonders Schöne. Welche Farbe magst du am liebsten. Ich mag ja rot und Mama gelb. Wenn ich deine Lieblingsfarbe kenne, kann ich eine mit dieser Farbe machen."
    Es fiel nicht schwer sich vorzustellen, dass das Mädchen bereits jetzt in Gedanken flocht.


    Secundus hingegen sah Marsus völlig entgeistert an. Er sollte mal eine Frau heiraten? Wie schrecklich war das denn? Dazu noch einen Blumenkranz? Der Junge sah den Hausherren an als wäre Loki persönlich in ihn gefahren.
    "Onkel Witjon ich will nicht heiraten. Nie. Mädchen sind doch nur ekelig."
    Vorsichtig blickte er zu seiner Schwester, aber die hatte es nicht mitbekommen. Bestimmt hätte sie ihn wieder geboxt. "Und Blumen mag ich auch nicht. Manchmal schenke ich Mama welche, weil sie sie mag. Aber was soll ich damit?"
    Er und ständig mit einem Mädchen zusammen. UNVORSTELLBAR!


    Venusia beobachtete belustigt und vergnügt wie ihre Kinder sich mit den anderen unterhielten. Natürlich verpasste sie es nicht auch noch Witjon zuzuhören.
    "Da bin ich ja noch trauriger, dass ich nicht anwesend war. Es hört sich schon so nach einem tollen Fest an."
    Über das vorher Gesagte, dachte sie einen Moment nach.
    "Wenn sie so viel liegen geblieben ist, sollte der Kaiser sehr bald jemanden berufen. Es wird nicht weniger und zu viel Arbeit aufzuarbeiten wird nicht einfach werden. Dennoch sind die Wirren in Roma groß und ich frage mich wie lang der Kaiser dort benötigt um aufzuräumen. Scheinbar ist es dort auch nict wenig. Sonst hätten wir vermutlich schon einen neuen Legaten oder davon gehört, dass er jemanden schicken möchte.
    Sie trank einen Schluck.
    "Für eine ganze Provinz verantwortlich zu sein, ist wahrlich kein Pappenstil. Es gibt immer so viel zu tun. Aber wem sage ich das."
    Sie erinnerte sich gerade daran wie sie dastand als der Legat Germanicus Sedulus plötzlich in Roma verstarb und sie als einfache Scriba die ganze Provinz am Leben halten durfte. Es war eine schwere Zeit gewesen und sie froh als ein anderer kam und ihr die Arbeit abnahm.

  • Zitat

    Original von Duccia Venusia
    Sevillas Augen begannen zu leuchten als Octavena ihr den Vorschlag machte ihr eine zu fertigen. Das Mädchen strahlte erfreut.
    "Jetzt gibt es leider keine schönen Blumen mehr, aber im Frühjahr wenn es wieder ganz viele von ihnen gibt dann werde ich dir eine machen. Mama hat erzählt, dass sie früher immer eine Art Frühlingsfest gefeiert haben. Vielelicht können wir das auch tun. Dann flechte ich dir und Mama und auch mir eine besonders Schöne. Welche Farbe magst du am liebsten. Ich mag ja rot und Mama gelb. Wenn ich deine Lieblingsfarbe kenne, kann ich eine mit dieser Farbe machen."


    Octavena grinste, als sie in diese großen, begeisterten Kinderaugen blickte.
    "Wie wär's mit blau?", erwiderte sie und lächelte, "Aber entscheide du das ruhig. Du bist hier die Kranzexpertin."

  • Zitat

    Original von Duccia Venusia
    Secundus hingegen sah Marsus völlig entgeistert an. Er sollte mal eine Frau heiraten? Wie schrecklich war das denn? Dazu noch einen Blumenkranz? Der Junge sah den Hausherren an als wäre Loki persönlich in ihn gefahren.
    "Onkel Witjon ich will nicht heiraten. Nie. Mädchen sind doch nur ekelig."
    Vorsichtig blickte er zu seiner Schwester, aber die hatte es nicht mitbekommen. Bestimmt hätte sie ihn wieder geboxt. "Und Blumen mag ich auch nicht. Manchmal schenke ich Mama welche, weil sie sie mag. Aber was soll ich damit?"
    Er und ständig mit einem Mädchen zusammen. UNVORSTELLBAR!


    Witjon lachte amüsiert. "Ganz recht! Du sollst gar nichts damit. Was sollte ein Bursche schon mit Blumen anfangen?" Er zerzauste dem Jungen gutmütig die Haare. "Wart's nur ab, irgendwann gefallen dir auch die Mädchen noch." Und mit einem schalkhaften Grinsen sagte er zu Venusia: "Vermutlich früher, als deiner Mutter lieb sein wird..."



    Was die Provinz anging, nickte Witjon nur verstehend. Er konnte absolut nachvollziehen was sie sagte. Er hatte schon mit seinem Arbeitsbereich genug zu tun. Witjon wollte sich gar nicht vorstellen was an Aufwand auf ihn zukäme, müsste er eine ganze Provinz kontrollieren.
    "Ich hoffe man schickt uns einen fähigen Mann. In Rom war nicht zufällig schon jemand bestimmtes im Gespräch?" Als er die Frage aussprach, wurde Witjon sich allerdings gewahr, dass eine nicht unwichtige Vorfrage zuerst geklärt sein wollte: "Ach...sind überhaupt schon wieder alle Senatoren in die Urbs zurückgekehrt? Da waren ja einige in den Provinzen abgetaucht, soweit ich weiß."


    Nebenbei registrierte Witjon zufrieden, dass seine Frau sich bereits gut mit Sevilla verstand. Er hoffte, dass Octavena sich sehr bald ebenso um ihre gemeinsamen Kinder kümmern würde.

  • "Blau meinst du," fragte Sevilla und sah nachdenklich auf den Tisch. Sie presste ihre Lippen eng aneinander. In ihrem Kopf ging sie gerade sämtliche Farben durch, die Octavena stehen könnten. Sie trank etwas von ihrem Saft und hatte dann die Idee.
    "Blau und weiß würden sie gut stehen. So einen Blumenkranz mache ich dir dann."
    Mir dieser Kombination war das Mädchen dann zufrieden und sie aß weiter von den Dingen, die sich auf ihrem Teller befanden und natürlich war sie stolz darauf, dass ihr Wissen und ihr Handwerk schon jetzt Anerkennung fand.


    Immer dieser Erwachsenen, die so schwer von Begriff waren. Eben noch hatte er doch gesagt, dass er nichts von Mädchen hält. Seine Schwester reichte ihm schon. Sie war anstrengend, eigensinnig und raubte ihm noch irgendwann den letzten Nerv und da meinte sein Onkel, dass er irgendwann Gefallen daran finden würde? Er hielt jeden für verrückt, der sich mit solchen nervigen Wesen einließ. Allerdings schien es noch andee zu geben. Sein Onkel hatte ja jetzt gerade eine Frau geheiratet und sein Vater ja auch irgendwann mal seine Mutter. Aber die waren auch ganz anders als seine Schwester.
    "Wahrscheinlich eher später," murmelte er vor sich hin und aß ebenfalls weiter.


    Venusia selbst blickte zwischen den beiden Männern hin und her. Sogar etwas amüsiert wenn sie ehrlich war. Dennoch waren die Worte wahr. Es würde wohl wirklich viel zu früh für eine Mutter sein wenn ihr Sohn begann sich für Mädchen zu interessieren. Denn dann wurden sie groß und das endgültig.
    "Leider habe ich nichts mitbekommen. Ich denke aber, dass dem Kaiser die Wichtigkeit dieser Provinz durchaus klar ist und er nicht irgendjemanden schicken wird. Germanien war nie leicht zu händeln und wird es wohl auch nie sein. Das sollte in Roma inzwischen nur all zu bekannt sein."
    Auch die nächste Frage konnte sie leider nicht so beantworten wie sie es gern getan hätte.
    "Hier und da hatte ich gehört, dass sie teilweise zurückgekehrt waren und auch noch dabei waren zurückzukehren. Es sind aber auch genügend verbannt worden. Diese müssen auch noch wieder zurückgeholt werden. Es wird sicher eine Weile dauern bis in Roma wieder das normale Leben herrscht."
    Als sie fortgegangen war, waren sie alle noch sehr weit entfernt davon normal zu sein.

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