In der letzten Zeit hatten die Götter unserer Familie endlich wieder zugelächelt. So war ich gar nicht überrascht, als der Tag unseres Festes sich in strahlenden Sonnenschein hüllte. Heute würden wir, Familie und Freunde, die Rückkehr von Livianus feiern, über dessen Schicksal wir so lange im Ungewissen gewesen waren, und der zuletzt doch der Hand des ruchlosen Feindes entkommen und mit dem Segen der Götter und der Hilfe beherzter Männer zu uns heimgekehrt war.
Da unsere Großfamilie über das ganze Imperium verstreut lebte, hatten wir den Tag des Festes mit Bedacht so spät gewählt, dass all unseren Verwandten nach dem Empfang der Einladungen noch genug Zeit für die weite Reise bleiben würde. Heute war es endlich soweit, und das Haus schwirrte schon seit dem Morgengrauen wie ein Bienenstock vor Aktivität.
Gegen Nachmittag begab ich mich als einer der ersten in den Peristylgarten. Die Farben der Blumen leuchteten nur so, tiefblau die Schwertlilien, rot der Klatschmohn, sattgelb die Dolden des Goldregens, und von ihnen hoben sich weiss die ranken Säulen des Wandelganges ab, um die wiederum bunte Blütengirlanden herumgewunden war. Wie mit leichtem Pinsel in das Bild getupft standen Klinen und Korbstühle in kleinen Gruppen zwanglos verteilt, und luden dazu ein, sich hier niederzulassen. Sonnensegel spendeten Schatten, und auch von dem Bassin in dem Mitte des Innenhofes, in dem klares Wasser vor sich hinplätscherte, ging eine angenehme Kühle aus.
Einige unserer Sklaven standen schon bereit, und boten den Gästen verdünnten Wein oder Obstsaft (für die Kinder und die altmodischen Frauen) und kleine Vorspeisen an. Bei den Weinen handelte es sich natürlich um gute hispanische Tropfen von den Weinbergen der Familie, und auch die Speisen hatten einen stark iberischen Einschlag - hier suchte man vergeblich nach Nachtigallenzungen oder Haselmausleber, statt dessen gab es geröstetes Brot mit Olivenöl, gegrilltem Gemüse und holzgeräuchertem Schinken, Sardellen mit viel Knoblauch, scharfe Wurst, gebackenen Ziegenkäse mit Kräutern und andere kleine, gutgewürzte Happen. Ich hatte bei der Vorbereitung Wert auf diese Heimatverbundenheit gelegt, denn schliesslich liegen unsere Wurzeln am Ebro, nicht am Tiber, und ich jedenfalls finde, dass wir das auch hier im gewaltigen Rom nicht vergessen sollten. Zur musikalischen Untermalung hatte ich ebenfalls hispanische Künstler angeheuert, die sich aber im Moment noch im Hintergrund hielten.
Mit einem Glas Tempranillo in der Hand schlenderte ich durch die Szenerie und sah mich um, wer denn auch schon da war. Auch wenn ich heute eine etwas festlichere Tunika mit schmückenden Clavi gewählt hatte, sie war trotzdem scharlachrot, und auch von meinem Cingulum militare hatte ich mich nicht trennen können, und klimperte bei jedem Schritt. Ein Windhauch trug aus Richtung der Küche den köstlichen Duft des gegrillten Tintenfisches, den es später noch geben würde. Ich sog die Luft ein, und freute mich auf ein fröhliches Fest.
Alle Gäste dürfen gerne die Porta umgehen und gleich hier schreiben