[Domus] Tribunus Angusticlavius Servius Artorius Reatinus

  • "Ich habe gerade frei, aber auch nicht ewig", antwortete der Soldat und wunderte sich über die Frage. Wenn er Dienst hätte, wäre er doch nicht hier, sondern eben beim Dienst. "Ich kann auch nicht das Maultier hier ewig stehen lassen, bis der Tribun zurück ist." Der Trossknecht hinter ihm zog ein säuerliches Gesicht und war nicht gerade erfreut, dass sich der Soldat mehr um das Tier als um ihn sorgte.


    "Also, das Bett einfach hier abstellen und später wiederkommen geht nicht, weil der Tribun dann bestimmt auch wieder meckert. Hier mit dem Bett warten geht auch nicht. Und es zurück tragen und später nochmal hier hin tragen ist auch doof", fasste er zusammen. "Was machen wir jetzt?"

  • "Das ist wirrklich ein grroßes Prroblem", stimmte Bashir zu und blickte etwas unschlüssig zwischen dem genervt wirkenden Troßknecht und dem Soldaten hin und her. "Also, ich würrde Dirr vorrschlagen, Du brringst Dein Bett zurrück in die Unterrkunft und errlöst das Maultierr und den Knecht damit von ihrren Qualen. Ich werrde meinem Herrrn von Dirr berrichten, wenn err heimkommt. Und werrde Dirr Bescheid geben, wenn errr doch noch darrauf besteht, das Bett selbst zu begutachten." Das war zumindest die eleganteste Lösung in den Augen des Parthers. "Oderr aberr Du läßt das Bett hierr abladen und schickst den Knecht und das Maultierr forrt. Ich brringe Dirr etwas zu trrinken, damit Du nicht verrdurrstest, währrend Du warrtest." Das Wetter war ja gut, da würden sowohl Bett als auch Soldat in der allergrößten Not eine Nacht im Freien überleben. Nur für den Fall, daß Raetinus heute doch nicht mehr wiederkam.

  • Der Soldat schaute etwas unschlüssig und wägte die verschiedenen Möglichkeiten ab. Schließlich gab er sich einen Ruck. "Na gut, dann laden wir mal ab", sagte er und machte sich daran, dass Bett vom Rücken des Maultiers los zu binden und auf den Boden zu setzen. Vor dem Haus des tribunen war es ein wenig schattig, dort würde er die Wartezeit gut aushalten können. Und dabei mit Getränken versorgt zu werden machte es nur angenehmer.


    "Melde im Contubernium, dass ich am Haus des Tribuns bin", gab er dem Trossknecht mit auf den Weg, bevor dieser das Maultier zurück brachte. "Und hebt mir in jedem Fall etwas vom Abendessen auf. Wenn ich bis eine Stunde vor Ende des Tages nicht zurück bin, komm' mit dem Maultier wieder her." Im Freien vor dem Haus des Tribunen übernachten wollte der Soldat nämlich ganz sicher nicht.

  • Bashir staunte ja nicht schlecht, daß der Mann sich doch entschloß, abzuladen und hier zu warten. Aber dann grinste er. Vielleicht hätte er es auch nicht anders gemacht, wenn er an seiner Stelle wäre. Wortlos faßte er mit an, als das Bett abgeladen wurde und half, es in den Schatten zu stellen. "Wenn Du mich nicht verrrätst, mische ich Dirr ein wenig Wein in das Wasserr." Er zwinkerte dem Soldaten zu und kam kurze Zeit später mit einem Krug und einem Becher zurück nach draußen. "Bist Du schon lange bei derr Prrima? Warrst Du auch in Parrthien?" Die zweite Frage stellte er ein wenig zögerlich.

  • Der Soldat würde niemals jemanden verraten, der ihm einen Gefallen tat, so dass er nur zurück zwinkerte. "Danke!"


    Als der Sklave zurück war und zu fragen begann, erzählte er gerne ein wenig. "Zehn Jahre bin ich jetzt dabei. Nochmal zehn Jahre und ich habe es hinter mir. Wobei ich die Legion mag. Vielleicht bleibe ich auch länger hier. Und in Parthia war ich mit dabei. Natürlich. Wie die meisten hier, die nicht gerade ganz neu sind."

  • "Zehn Jahrre, das ist eine lange Zeit. Sind zwanzig Jahrre die norrmale Zeit?" Bashir mußte zugeben, daß er von diesen Dingen nicht viel wußte. "Du warrst also dorrt? Darrf.... darrf ich frragen, wo genau Du dabei warrst?" Ob sein Gegenüber überhaupt wußte, daß er einen ehemaligen Feind vor sich hatte? Vielleicht war es besser, wenn nicht. Am Ende haßte er ihn dafür.

  • "Ja, zwanzig Jahre sind es normalerweise. Wobei sich das auch mal um das eine oder andere Jahr verlängern kann. Aber das macht ja nichts", antwortete der Soldat und nahm einen Schluck. Die nächste Fragte verstand er nicht ganz. "Wo genau? Na, dort wo die Legio I war. Wo sonst? Oder was meinst du?"

  • Bashir zuckte mit den Schultern. "Auch in Edessa? Warrst Du dorrt?" Es fühlte sich so eigenartig an, bei einem Mann zu sitzen, der damals vermutlich gegen ihn gekämpft hatte. Ob der ahnte, daß Bashir auch dort gewesen war? Wie er wohl reagieren würde, wenn er es erfuhr? Der Parther drehte den Krug in seinen Händen, um seine Verlegenheit zu überspielen.

  • Bashirs Verlegenheit war ihm ohne Schwierigkeiten anzusehen. Er atmete tief durch. Wenn er jetzt nicht mit der Sprache herausrückte, würde er nur Mißtrauen hervorrufen. "Weil...", er räusperte sich, bevor er weitersprach, "weil ich auch dorrt warr."

  • "Aha. Schön. Und deswegen hast du gefragt?" Der Soldat war noch immer etwas irritiert. Darauf, dass der Sklave ja gerade erst mit dem neuen Tribun ins Lager gekommen war und daher kaum schon auf Seiten der Legio I bei dem Feldzug war, kam er in diesem Augenblick gar nicht.

  • Der Sodat nahm das erstaunlich ruhig auf und Erleichterung machte sich in Bashir breit. "Ich bin sehrr frroh, daß Du das so lockerr siehst. Bei derr Legio II warr das kein Prroblem, weil die ja nicht bei dem Feldzug dabei warren. Aberr hierr habe ich befürrchtet, daß mirr Feindschaft entgegenschlagen würrde. Ich habe schließlich auch nurr Befehle befolgt." Außerdem war er nun ein Sklave, damit hatte er doch wirklich mehr als genug bezahlt.

  • Erst jetzt fiel bei dem Soldaten der Sesterz. "Ach so, du bist ein Parther?" fragte er. "Ist scheiße für euch gelaufen, oder?" grinste er dann zufrieden mit sich und seinen Kameraden, die die Stadt damals erobert hatten.

  • Oh, erst jetzt merkte Bashir, daß der Soldat wohl von anderen Voraussetzungen ausgegangen war. Er wurde ein wenig rot. "Ja, ich bin ein Parrtherr", bestätigte er leise und schluckte schwer. "Und ja, es ist verrdammt scheiße fürr uns gelaufen." Er klopfte auf sein Knie, das ihn immer noch hinken ließ. Dann zuckte er mit den Schultern. "Und jetzt bin ich hierr."

  • "Naja, ihr habt uns später ja auch noch ordentlich was drauf gegeben", fuhr der Soldat fort und schien die Sache erstaunlich sportlich zu sehen. "'Ne Menge Kameraden sind dabei draufgegangen. Und schließlich auch der Kaiser. Du glaubst gar nicht, wie mieß wir uns damals gefühlt haben. Vor allem nach den Erfolgen vorher. So eine richtige eroberte Stadt ist schon toll."

  • Bashir grinste ein wenig schief. "Das habe ich nicht mehrr mitbekommen. Ich habe von euch nurr auf die Mütze bekommen." Er mochte gar nicht daran denken, was es bedeutete, wenn eine siegreiche Legion plündernd durch die Stadt zog. So war der Krieg. Jeder Krieg. "Ich habe nicht einmal mehrr mitbekommen, wie die Stadt fiel." Er zuckte mit den Schultern. "Soldaten müssen damit rrechnen, zu sterrben. Oder verrsklavt zu werrden. So ist die Welt. Und wenn ich ehrrlich bin: Mein jetziges Leben ist besserr als das Soldatenleben."

  • Von der principia aus führte uns der Weg direkt zum domus des tribuni und natürlich ließen die vorbeigehenden Soldaten sich auch diesmal einen Blick auf die schöne junge Dame nicht nehmen.


    "So siehst du wenigstens gleich was von deinem neuen zu Hause." sagte ich, an die Frau gewandt, um damit die kleine Odyssee, die wir hier verlebten, etwas erträglicher zu machen. Es gab immerhin die Chance, dass es ihr hier gefallen könnte, denn unter den Legionären und denen, die es noch werden wollten, gab es doch einige, die nicht nur gut aussahen, sondern durch das tägliche Training auch einen gut gebauten Körper vorweisen konnten. Das ist bestimmt ein hübscher Anblick, für eine Frau, dachte ich.


    Wenig später klopfte ich mal wieder an eine Tür.

  • Und die Tür wurde auch erstaunlich schnell aufgetan. Es war Zufall, daß Bashir gerade nichts zu tun gehabt und zum Türdienst verdonnert worden war. Er machte das ganz gerne. Da konnte man sich auf dem Hocker in der kleinen Nische auch mal ein kleines Nickerchen erlauben. Als er die Tür öffnete, sah er einen Soldaten, einen ihm unbekannten Mann und eine junge Frau vor sich. Vor Erstaunen runzelte er die Stirn. "Salvete. Was kann ich fürr euch tun?", fragte er höflich.

  • "Salve." grüßte ich den Unbekannten, der plötzlich vor mir stand. "Ich suche Artorius Reatinus, denn der Bote hier." Ich zeigte auf den Mann. "Möchte diese junge Frau bei ihm abliefern."


    Nachdem ich die Information übermittelt hatte, trat ich einen Schritt beiseite, damit der Sklave - Ich vermutete, dass es ein Sklave des Reatinus war. - einen richtigen Blick auf die beiden werfen konnte. Vielleicht wusste er sogar über das Eintreffen der Frau Bescheid.

  • Ein wenig überrascht schaute Bashir den Boten an. Und meinte dann zu dem Soldaten: "Der Herrr ist leiderr nicht da. Aberr err hat Anweisungen hinterrlassen fürr diesen Fall." Er wandte sich nun an den Bote und lächelte die Sklavin auch kurz freundlich an. "Das ist die neue Sklavin, ja? Einen Moment bitte." Er ging zurück ins Haus und kam mit einem Geldbeutel zurück. Diesen übergab er zunächst dem Soldaten. "Bitte vergewisserre Dich überr die Summe. Dann gibt es einen Zeugen, daß das Geld gezahlt worrden ist." Immerhin ging es um eine große Summe. 50 Aurei waren ein Vermögen. Und es machte Bashir nicht wenig stolz, daß sein Herr ihm so sehr vertraute.

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