~ Officium | LuAnFlo ~

  • Die Vorschläge seines Patrons klangen alle wohldurchdacht. Er benötige also zu mindest den Centurio, andernfalls musste er auf die Ritterkarriere verzichten. Es sei denn er würde in den zivilen Bereich wechseln. Dort führte sein Patron den Procurator Annonae auf. Die Überwachung der Häfen in Italia war seine Aufgabe. So wie sich Lurco für einen Moment die Sicherung, Überwachung und den Schutz der Häfen vorstellte, durfte er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht agieren. Wobei die Häfen dann eine sehr sichere Gegend wären. Lurco schob sofort seine träumerischen Gedanken beiseite und dachte über den Statthalter nach. Eingehende Beschwerden und Fragen beantworten wie auch bearbeiten. Das klang auch nach jeder Menge Berichte und vermutlich dazugehöriger Ermittlungsarbeit. So schlecht schien das zivile Berufsleben gar nicht zu sein. Bis auf die Tatsache, dass man alle Arbeiten unbewaffnet erledigen musste.


    "Vom Rang her bin ich Cornicularius, wie gesagt ob ich mich bei der Cohortes Urbanae zum Centurio hocharbeiten kann, weiß ich nicht. Ob ich gleichzeitig den Centurio und Ritter anstreben kann, ist mir ebenfalls nicht bekannt. Könnte der Kaiser darum gebeten werden? Sprich wäre etwas mit Fürsprache in dieser Richtung möglich, so dass ich mich zum Beispiel danach bei der Legion beweise? Das mag vermessen klingen und ich möchte nicht dreist sein, aber bis auf mein Privatleben und meinen Beruf habe ich eigentlich nicht viel.


    Falls es jene Möglichkeit gibt und Du für mich vor dem Kaiser sprechen würdest, eine Warnung vorweg, bevor Du mir antwortest.

    Der Kaiser ist nicht gut auf mich zu sprechen. Jedenfalls meiner Meinung nach", erklärte Lurco, da er nicht seinen Patron ins offene Messer laufen lassen wollte.


    Er faltete die Hände im Schoss und überlegte, wie er das Geschehene so sachlich wie möglich darlegen konnte.


    "Ich hatte die Ehre meinen Praefectus bei einem Kaisertermin begleiten zu dürfen. Was mich sehr freute und es lief die erste Zeit auch wunderbar. Leider fangen so die meisten Katastrophen an. Worüber Kaiser und Praefectus gesprochen haben, darf ich an dieser Stelle nicht darlegen, dass wäre ein Vertrauensbruch. Bitte verstehe das nicht falsch.


    Jedenfalls kam das Gespräch auf ein Rätsel. Ein scheinbares Rätsel und zwar stellte sich die Frage, was der christliche Fisch für eine Bedeutung hat. Einige halten es für Allgmeinbildung, ich hielt es für ein Rätsel und bot eine Lösung an. Ab dato war nichts mehr wie vorher. Diplomatisch ausgedrückt sorgte meine Antwort für Irritationen.


    Ich bin nicht eitel anzunehmen, der Kaiser würde sich an mich erinnern. Normalerweise wäre ich ein Gesicht von vielen, das er irgendwann im Laufe seines Lebens einmal gesehen hat und es genauso schnell wieder vergessen haben wird. Üblich bei einem Mann in seiner Position. Allerdings könnte mein Schnitzer dafür gesorgt haben, dass ich unliebsam in Erinnerung geblieben bin. Manchmal sollte man trotz allem Wissens besser schweigen. Diese Information wollte ich Dir nicht vorenthalten haben, es soll nichts von meiner Dummheit auf Dich zurückfallen.


    Ansonsten kann ich nur sagen, wäre ich auch bereit den Centurio an einer anderen Stelle zu erwerben und Tribun der Vigiles klingt sehr interessant. Ebenso das Amt des Hafenmeisters. Dies möchte ich aber nur wählen, wenn ich das Militär verlassen muss. Die Militärlaufbahn liegt mir am Herzen", antwortete Lurco wahrheitsgemäß.


    "Weißt Du einen sonstigen Rat, wie wir an die Erhebung gelangen, ohne Kaiser und trotz meines jungen Alters?", fragte Lurco hoffnungsvoll. Es musste doch eine Möglichkeit geben. Andere hatten es sicher auch vor ihm geschafft, leider kannte er kein Beispiel.

  • Ich hörte aufmerksam zu und machte mir einige Notzen. Den Fisch dieser Christensekte kannte ich ebenfalls. Verschiedene mir bekannte Schriften hatten schon darüber berichtet und daher wunderte ich mich, was daran beim Kaiser für Irritation hätte sorgen können, doch gleichzeitig war dies nicht mein Problem. (1)


    Eine Erhebung in den Ritterstand ohne den Kaiser ist leider nicht möglich. Es ist der Kaiser, der die Ritter ernennt, da diese im Gegensatz zu den Senatorenfamilien traditionell dem Kaiser ergeben sind und dem Senat gegenüber keine loyale Bindung haben, wie dies eben die Senatorenfamilien haben. Daher führt da kein Weg daran vorbei.


    Sim-Off:

    (1) Nach dem 2. Jahrhundert spielte der Fisch keine grössere Rolle mehr im Christentum. Es gibt auch keinerlei historische Hinweise darauf, dass das Zeichen als GEHEIMES Erkennungszeichen diente oder das Akronym nur Christen bekannt war: Fisch (Christentum) – Wikipedia

  • "Nun ich bin dem Kaiser auch so treu ergeben, ich wollte Dich nur gewarnt haben. Möglicherweise messe ich dem Ganzen auch mehr bei, als nötig ist. Sprich das der Kaiser sich daran gar nicht störte. Wie verläuft so eine Erhebung in den Ritterstand denn genau? Sprich welche Voraussetzungen musst Du vorab erfüllen, damit Du bei dem Kaiser vorsprechen kannst? Was kann ich dafür leisten, um Dir die Arbeit zu erleichtern? Wirst Du allein beim Kaiser vorsprechen oder werde ich Dich begleiten? Und wie meinst Du stehen meine Aussichten?


    Mein Bestreben ist es, einige Dinge zu verbessern die mir persönlich aufgefallen sind. Nun ich denke jeder Mann hat da seine persönlichen Ziele und Träume nicht wahr? Und selbstverständlich möchte ich eines Tages auch etwas vorweisen können. Nicht nur vom Rang her, sondern auch das ich etwas geleistet habe. Das ich meinen eigenen Ansprüchen genügt habe. Manchmal ist das wohl am schwersten. Jedenfalls der Tribun bei den Vigiles klingt verlockend, wie vieles andere auch", antwortete Lurco. Vielleicht war der Kaiser ihm gewogen, es konnte nicht schaden Mars um Bestand zu bitten.

  • Also der Ablauf ist eigentlich einfach. Ich würde um eine Audienz für uns zwei ersuchen, mit dem Sinn deine Erhebung zu erörtern. Dann gehen wir beide zusammen zum Kaiser und versuchen ihn von den Vorzügen deiner Erhebung zu überzeugen, respektive wir legen ihm deine Errungenschaften und deinen Status dar. Aus diesen Informationen, inklusive meiner Fürsprache, wird er sich dann seine Meinung bilden und entsprechend handeln.


    Garantien gibt es da keine. Aber da du eine militärische Ritterkarriere anstrebst und über genügend Vermögen verfügst, kann ich mir vorstellen, dass er nicht auf der honesta missio nach einem Centuriat bestehen wird. Das wäre ja eher kontraproduktiv, wenn du zuerst entlassen werden müsstest, nur um danach als Ritter wieder anfangen zu dürfen.

  • Lurco hörte gespannt zu, was sein Patron erläuterte. Für Lucius Annaeus Florus war das natürlich ganz einfach. Dieser Mann war es gewöhnt bei dem Kaiser vorzusprechen, er trat selbstbewusst auf und dies zu Recht. Er wusste wer er war und was er geleistet hatte. Lurco selbst war aufgeregt gewesen, als er mit seinem Praefectus den Termin beim Kaiser wahrgenommen hatte. Denn wann sah ein normaler Römer jemals den Kaiser leibhaftig? Das war so, als würde man Mars persönlich besuchen. Diesmal musste er ganz klar beim Thema bleiben und durfte sich keinen Schnitzer leisten. Ob eingebildet oder nicht, er durfte nicht erneut den Ruf von seinem Begleiter und sich in Gefahr bringen.


    Lurco würde sich voll und ganz auf seinen Patron verlassen, so wie er es immer tat. Schade dass er ihn damals nicht mitgenommen hatte. Wobei in dienstlichen Belangen war so etwas garantiert verboten. Vielleicht hätte er sich einfach vorstellen sollen, dass sein Patron neben ihn steht. Eine gute Möglichkeit um sich etwas zu beruhigen.


    "Das klingt sehr gut, wollen wir es so handhaben? Sprich bei dem Kaiser vorsprechen? Ein Versuch ist es meiner Meinung nach wert", freute sich Lurco. Was sollte im schlimmsten Falle geschehen? Der Kaiser konnte ablehnen und er müsste es in einigen Jahren erneut probieren. Würde es erneut probieren, korrigierte sich Lurco gut gelaunt.

  • Ein Sklave brachte mir Kunde, dass ein Freigelassener der Annaei, dessen Patron ich durch den Tod seines Freilassers geworden war, an der Porta sei.


    Wenig später wurde er mich auch schon ins Officium geführt. Sextus Annaeanus Graecus. Sagte mir nicht viel, aber irgendwo hatte ich doch eine Erinnerung.


    Ich erwartete den Gast vor dem Schreibtisch stehend.

  • Graecus trat in das Arbeitszimmers seines Patrons. Als gerade erst Freigelassener war er es nicht gewohnt, einfach so in so ein wichtiges Zimmer zu spazieren, aber er versuchte, sich sein Zögern nicht anmerken zu lassen. Er trat mit einer Verbeugung und in gebührendem Abstand vor seinen Patron und ergriff das Wort:


    „Sei mir gegrüßt, Herr. Ich hoffe, ich komme nicht zu ungelegen. Aber, falls diese Nachricht die lange Reise noch nicht gemacht hat, bringe ich euch schlechte Nachrichten. Dein Verwandter, Sextus Annaeus Rufus, mein alter Herr, ist leider vor einigen Monaten verstorben. Er ließ mich, in seiner Güte, in seinem Testament frei. Du wärest also nun mein neuer Patron, Herr, wenn du mich denn haben möchtest. Im Haushalt deines Verwandten war ich Koch, und hier in Rom habe ich vor einigen Tagen eine Caupona übernommen.“


    Sextus merkte, dass er wohl etwas ins Schwafeln geraten war. Er verstummte und wartete auf die Antwort des Senators, der vor dem Schreibtisch stand.

  • Für Freigelassene war es immer schwierig, sich in ihrem alten Haushalt, oder auch einem anderen Haushalt, wie freie Menschen zu verhalten. Sie kannten meist nur die Unfreiheit und die Angewöhnung dauerte meist länger als man dachte. Noch schwieriger wurde es jeweils, wenn die Freilassung testamentarisch geschah und damit die Bindung zum ehemaligen Herrn, welche vielleicht noch für eine gewisse Sicherheit gesorgt hätte, verschwungen war. So schien es auch hier zu sein. Daher ging ich auf Graecus zu und umfasste seine Hand, wie man es sonst auch bei Begrüssungen nach langer Abwesenheit zwischen guten Bekannten tat.


    Graecus stellte sich auch sofort vor und er wirkte dabei zwar nervös, aber auch aufrichtig und ehrlich.


    Willkommen in Rom, Graecus. Es freut mich, dass du mich aufsuchst und dich mir vorstellst. Die Eröffnung des Testaments von Annaeus Rufus wurde der Familie ebenfalls mitgeteilt, ich bin also informiert. Noch viel mehr freut mich, dass du bereits auf eigenen Beinen stehst und eine Caupona gefunden hast. Wo befindet sich diese denn?


    Auch wenn die Chance klein war, dass ich selbst mich in einer Caupona öfters verpflegen würde, so hatte ich doch Klienten, welche sich eher in diesem Gesellschaftskreis bewegen würden und mir zuliebe sicherlich dieses Lokal besuchen würden.

  • Beinahe fiel Graecus ein Stein vom Herzen, als sein neuer Patron ihn wohlwollend aufnahm. Er hatte nich gewusst, wie der Herr auf ihn reagieren würde, einen vollkommen fremden, der eine halbe Welt entfernt aufgewachsen war. Er antwortete auch gleich auf die Frage des Senators:


    „Meine Caupona liegt direkt am Forum, Herr, sie heißt Caupona Luculla. Natürlich ein eher einfaches Lokal, nichts, das jemanden wie dich beeindrucken würde… Aber ein paar Delikatessen vermag auch ich zuzubereiten. Du bist natürlich herzlich eingeladen und falls du mal Verstärkung für deine Küche brauchst, bin ich dir natürlich auch zu Diensten“


    Dabei verbeugte er sich wiederum mehrfach.

  • Direkt am Forum also. Nun, das war auf jeden Fall eine gute Lage.


    Holla, da hast du dir aber einen guten Fang gesichert! Die Örtlichkeiten direkt am Forum sind heiss begehrt und sehr oft werden sie genau aus diesem Grund testamentarisch weitergegeben. Dass dir ein solcher Coup gelungen ist, das ist auf jeden Fall bereits ein schönes Zeichen! Ich hoffe, du hast den Göttern dafür gedankt.


    Kann ich dir zu diesem Zeitpunkt bereits einen Gefallen tun, irgendwie behilflich sein, oder hast du im Moment alles, was du für deine Tätigkeiten benötigst?


    Die Frage war ehrlich gemeint. Hier stand ein freier Mann, der sich ein eigenes Leben aufbauen wollte. Das musst man unterstützen.

  • „Vielen Dank, Herr, aber im Moment habe ich eine ganz gute Basis, von der ich schauen kann, was sich machen lässt. Was ich aber tatsächlich gebrauchen könnte, wäre deine Ortskenntnis. Ich bin ja neu in der Stadt und kenne fast niemanden. Wenn du aber jemanden kennst, dem es bei mir vielleicht gefallen könnte, empfiehl mich sehr gerne weiter… Ich möchte natürlich nicht sagen, dass die Freunde eines so hohen Herren in solche Lokale wie das meinige einkehren (Graecus errötete dabei unauffällig, aber nicht unmerklich), aber vielleicht einige Klienten. Den Göttern habe ich schon gedankt, und ich möchte heute noch in den Tempel gehen und mit dem ersten Geld, das ich in der Capona verdient habe, ein Opfer bringen, bisher war ich zu knapp bei Kasse dafür.“

  • Geldsorgen kann ich dir abnehmen, das sollte kein Problem sein, wenn du dich bei mir meldest, respektive mit mir in Kontakt bleibst und deine Aufgaben als Libertus der Annaei gewissenhaft erfüllst. Nenne mir die Summe, welche du benötigst, um sorgenfrei weiter zu planen. Du kannst sie mir dann zurückbezahlen, wenn du einen guten Grundstock selbst aufgebaut hast. Meine Klienten werde ich selbstverständlich auf deine Caupona aufmerksam machen. Ich habe da sogar jemanden in den Cohortes Urbanae. Das kann für dich ziemlich nützlich sein.


    Ich war nun ganz "Geschäft", denn es ging nun auch darum. Der junge Mann schien gut in Rom angekommen zu sein und er wusste nun auch, dass er mich jederzeit sprechen konnte.


    Die Salutatio steht auch dir jeden Morgen offen.

  • Seit einiger Zeit beschäftigte Florus sich intensiver mit seiner Karriere. Er war nun schon fast ein Jahr lang als Curator Aquarum tätig und die obligatorische Amtszeit ohne offizielles Amt im Cursus Honorum näherte sich ihrem Ende. Sollte er den nächsten Schritt auf der Leiter wagen? War er bereit Prätor zu werden? Waren seine Kenntnisse über die Gesetze Roms noch immer derart aktuell, dass er tatsächlich in der Lage sein würde, Recht zu sprechen?


    Dann aber auch die Frage, ob er das überhaupt wollte? War er nun nicht auch Vater und hätte sich eigentlich auch um seinen Sohn kümmern sollen? Wurde jener nicht ständig älter und würde bald einen Vater an seiner Seite brauchen, um auch Reiten und Kämpfen zu lernen? Ein Vater als Vorbild zu Hause, nicht ständig weit weg und bloss als Büste irgendwo herumstehend?


    Die Fragen wurden Buchrollen ergänzt, welche Gesetzestexte enthielten. Die Lex Mercatus, die Lex Vigilium, welche im Senat diskutiert wurde, die neuen Steuergesetze, über welche er mit dem Praefectus Urbi noch vor 2 Jahren als Volkstribun diskutiert hatte.


    Die Fragen quälten Florus und er traute sich für einmal auch nicht, bei seiner Frau um Rat zu fragen. Eine mögliche Prätur würde auch heissen, dass er danach als Legatus Augusti Pro Praetore in Frage kam. Eine Berufung in irgend eine ferne Provinz rückte somit auch in den Bereich des Möglichen, etwas, das er eigentlich seiner jungen Familie nicht antun wollte.

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  • Ein komischer Tag


    Bereits als ich nach einem anstrengenden Tag im Senat und am Aquädukt die Domus Annaea betrat merkte ich, dass es hier nicht weniger anstrengend weitergehen würde. Die Stimmung war grantig, unzufrieden, gedrückt, um nicht dramatischere Worte zu wählen.


    Ich sah Stella kurz und hörte, dass auch ihr Tag vermutlich äusserst anspruchsvoll verlaufen war. Primus war nicht zu sehen und nicht zu hören, was darauf schliessen liess, dass er seinen Teil zur Stimmung beigetragen hatte. Daher schnappte ich mir die Rolle mit dem Kommentar des gestern an der Salutation vorgestellten Iunius Tacitus und verzog mich zum Studium in mein Officium.


    Auf einer Tabula machte ich mir einige Notizen:

    Wie steht es um Ehen, wo keine Mancipatio stattgefunden hat? Ist diese auch heute noch zwingend vor einer Ehe, oder hat sie durch die nicht mehr übliche Form der Ehe cum manu ebenfalls an Bedeutung verloren? Sowohl confarreatio (für Patrizier) wie coemptio sind heute kaum mehr gebräuchlich. Wird sine manu durch usus oder usurpatio geheiratet, ist die Mancipatio überflüssig, da die Frau nicht in die manus des Ehemannes überging.


    Die Gleichstellung der unterbrochenen Ehe ex usum mit Besitzverhältnissen von Dingen durch usucapio erscheint mir äusserst fragwürdig. Eine Frau ist keine Sache, sonst hätte sie denselben Status wie ein Sklave. Ausserdem ist diese Tradition in der Zwischenzeit ebenfalls praktisch vergessen. Keine Frau geht mehr durch usucapio in die manus ihres Ehemannes über. Die Gleichstellung ist auch lediglich ein Schluss des Schreibers und wird nicht durch Gesetzestexte untermauert.

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  • Ich folgte dem Sklaven zum Officium, wo ich kurz vor der Türe wartete, während dieser mich ankündigte. Immerhin war ich wohlerzogen und würde nicht einfach so hereinplatzen, ohne vom Hausherrn formell hereingebeten zu werden.

  • Der erwartete Gast wurde angekündigt, also hiess ich den Sklaven, ihn eintreten zu lassen und danach den frischen Wein zu holen, der vorbereitet worden war.


    Salve Iunii Tacite begrüsste ich meinen Gast, als dieser durch die vom Sklaven aufgehaltene Tür eintrat.

    Willkommen in der Domus Annaea. Bitte, setz dich.


    Ich zeigte auf einen der beiden Sessel, feine Schreinerarbeiten, welche für Gäste auf der mir gegenüber liegenden Seite des grossen Schreibtisches aufgestellt waren.


    Der Sklave bringt gleich frischen Wein und frisches Wasser.

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  • "Ich danke dir für deine Einladung, Senator," antwortete ich höflich und warf kurz einen Blick auf den Sessel, bevor ich mich darin niederließ. Hierbei gab ich mir Mühe, meine Toga nicht allzu sehr aus der Form zu bringen oder zu verknittern.


    "Du hast ein schönes Haus, sowohl architektonisch, als auch von der Einrichtung her. Bereits der Türklopfer ist eine hervorragende Handwerksarbeit, und auch diese Möbel sind zweifelsohne echte Handwerkskunst."


    Das leichte Gespräch, die hohe Kunst der zivilisierten und doch nur wenige Erkenntnisse generierenden Austauschs. Tatsächlich war das nie meine Stärke gewesen. Viel lieber war ich in der harten, aber auf den Erkenntnisgewinn gerichteten Diskussion. Geradeheraus, ohne unnötige Floskeln. Aber die Welt war nicht so, wie in einem Kolloquium am Museion. Die Welt war durchsetzt von Floskeln und oberflächlichen Nettigkeiten. Bedauerlicherweise machte das sogar Sinn. Denn wie sonst sollte man die Grenze kennen, die besser nicht überschritten würde? Nicht jeder Mensch war fähig, schonungslose Kritik zu ertragen. Und nicht jeder nahm es sportlich, in einer Diskussion in die Ecke gedrängt zu werden. Damit also niemand sein Gesicht verlor oder eine Diskussion eskalierte, war eben diese zivilisierte Form des leichten Gesprächs erfunden worden. So konnte man sich kennenlernen, ohne gleich in eine erbitterte Diskussion zu verfallen.


    Meine Gedanken ließ ich mir nicht anmerken, sondern ließ meinen Blick mit einem kaum sichtbaren Lächeln durch den Raum schweifen.

  • Jaja, die Kunst des seichten Geschwafels. Definitiv nicht meine Stärke. Daher antwortete ich ehrlich und gerade heraus.


    Das ist das Verdienst meines Vaters. Er hat die Gens Annaea aus den Scherben unserer Vorfahren zusammengebastelt und wieder gross gemacht. Alles was du hier siehst, ist sein Verdienst.


    Dass dies nicht mehr ganz korrekt war, da ich an der Schwelle zu einem Schritt stand, den mein Vater nie gemacht hatte, nämlich der Prätur, das verschwieg ich, denn das war noch privat und würde schnell genug an die Öffentlichkeit gelangen.


    Aber bitte, lass uns die schönen Floskeln beiseite schieben. Ich bin kein Freund davon. Ich mag eher die ehrliche als die verdeckte Sprache. Ein Mann mit Bildung kann auch die Wahrheit derart formulieren, dass sie nicht beleidigt, auch wenn sie schmerzt.


    Der Wein kam und wurde auf einem silbernen Tablett mit gläsernen Gladiatorenbechern auf den Tisch gestellt.


    Bitte, bediene dich.


    Dann wartete ich, bis er sich seinen Wein und sein Wasser gemischt hatte und auf meine Herausforderung reagierte.

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  • "Oh, Minerva sei Dank!" erwiderte ich mit ehrlicher Dankbarkeit auf die Aufforderung, die Floskeln beiseite zu schieben. "Ich habe das nie allzu lange durchgehalten."


    Ich lehnte mich vor und betrachtete die Gläser einen Moment genauer. "Interessant. Der Färbung nach tippe ich auf Sizilien oder westlich von Alexandreia."


    Natürlich war das nicht der Sinn eines Glases, über seine Beschaffenheit zu sinnieren. Zumindest nicht hier und jetzt. Während ich sehr wenig Wein in mein Glas füllte und diesen mit viel Wasser verdünnte, erklärte ich mich. "Eigentlich studierte ich Philosophie, und für die längere Zeit meines Studiums die Philosophie der Natur. Dabei lernte ich, dass man aus der Farbe des Glases auf seine Herkunft schließen kann. Daher meine Neugierde. Erst später kamen meine Interessen zur Theorie der Staaten und Gesellschaft und dadurch zu den Gesetzen. Falls du mich fragst, war das durchaus vorteilhaft."


    Ich nahm meinen Becher und setzte mich wieder aufrecht hin.


    "Mein Vater hingegen sah das gänzlich anders. Allerdings hatte er auch keine Gelegenheit, mich als Juristen zu erleben. Vielleicht hast du von ihm gehört. Lucius Iunius Varus. Er hatte einen recht guten Ruf als Jurist."


    Dass er vor allem immer wieder die Gens Aurelia vertrat, erwähnte ich nicht. Wenn sein Name wirklich so bekannt war, wie meine Verwandten behauptet hatten, würde das der Senator ohnehin wissen. Am Museion kannte man ihn jedenfalls nicht. Vielleicht lag es ja daran, dass er nie ein Buch verfasst hatte.

  • Schön, dass dir die Gläser gefallen! Ich habe keine Ahnung woher sie kommen. Wie alles hier, sind sie ein Vermächtnis meines Vaters. Er hat dafür gesorgt, dass ich mir darüber im Klaren war, was von einem Römer meines Standes erwartet wird. Die Politik, der Senat, der Weg des Cursus Honorum waren für mich von Geburt an vorgezeichnet.


    Noch immer war es mir unwohl, über meinen Vater und seine Verdienste zu sprechen und ich bewunderte andere Menschen, die ohne Scham die Errungenschaften ihrer Väter hervorheben und zu ihrem Vorteil nutzen konnten.


    Von Lucius Iunius Varus habe ich zwar in meiner Ausbildung gehört, doch waren die Gesetze nie mein Lieblingsfach. Erst als Senator habe ich gelernt damit umzugehen. Daher sieht man mich auch nur selten auf der Rostra, um Klienten zu vertreten. Meine Gedanken sind für manche Leute einfach zu kompliziert.


    Langsam tasteten wir uns an unser Thema heran, den Kommentar zur Mancipatio, den mir Iunius Tacitus überlassen hatte.

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