Lea lachte leise. "Ich glaube nicht das Tuca mir da helfen kann." Ja sie konnte ja weder ihm noch Tuca sagen, dass sie lieber ihre Rüstung tragen wollte. Die beiden wusste nichts von ihrer Vergangenheit. Für sie war sie die Sklavin des Silanus und seine Scriba. Sie konnte ihn wohl kaum sagen, das sie sich in dieser Kleider verkleidet fühlte, dass sie eben nicht eine normale Frau war, die Wert auf solche Dinge legte. Sie schaute dem Mann lange in die Augen. Bevor sie leise sprach. "Domina, ich weiß gar nicht wovon du sprichst." Damit war wohl auch klar, dass Lea nichts aber auch gar nichts sagen würde. Sie nickte dem Mann bzw. der Frau kurz zu um zu versichern, dass kein Wort über ihre Lippen kommen würde.

Hortus - der Garten
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Axilla war im Garten und beaufsichtigte den Frühjahrsputz. Als sie noch jünger war, hatte sie es sich nicht nehmen lassen, selbst an den Blumentöpfen herumzuzerren und sie ins rechte Licht zu rücken oder ihre geliebte Statue des liegenden Pan mit einer kräftigen Bürste zu schrubben und dem steinernen Gott dabei einen verschmitzten Kuss aufzudrücken. Aber sie war keine zwanzig mehr, sie wurde bald schon vierzig. Und in dem Alter kletterte man nicht mehr im Pfirsichbaum herum wie ein Eichhörnchen oder gab jugendlichen Satyrn einen Kuss. Irgendwo auf dem Weg war auch Axilla erwachsen geworden und zu einer römischen Dame.
Und so stand sie da, gegen die frische Brise eine einfache Palla um die Schultern, und wies die Sklaven an, wo sie etwas hinhaben wollte. “Das da weiter mittig. Da sind die Frühblüher schon gesteckt, die brauchen Sonne“ dirigierte sie also zwei Sklaven mit einem Blumenkasten herum, als araros kam und einen Verwandten verkündete.
“Scato?“ erschrak sich Axilla im ersten Augenblick. Das konnte nicht sein. Die Nachricht vom Tod ihres Vetters hinterließ immer noch ein flaues Gefühl in Axillas Magengegend, auch wenn ihr Cousin nun wirklich alles für sein junges Ende getan hatte und die Warnungen seiner Cousine völlig außer Acht gelassen hatte. Aber es war kein Geist, und auch kein einer glücklichen verwechslung unterliegender Vetter, sondern jemand, den Axilla nicht kannte. Ein junger Bursche, vielleicht in Atticus oder Cossus' Alter.
“Salve. Ich hatte gar keinen Besuch erwartet“, eröffnete sie also das Gespräch und entließ Araros mit einem kleinen Lächeln. -
"Salve, Iunia Axilla", grüßte Scato in höflichem Tonfall. Der Garten gefiel ihm sofort, schon allein darum, weil er Gärten liebte. Ein paar Frühblüher schoben hier und da die ersten dunkelgrünen Spitzen durch die Erde hinauf ins Sonnenlicht. Er ging ein paar Schritte auf Axilla zu, blieb aber in gebührlichem Abstand stehen, da er nach so einer langen Reise einfach nur widerlich aussah und roch. Ihn wollte vermutlich niemand mit der Kneifzange anfassen, geschweige denn, ihm die Hand geben. Seinen Stab, an dem das dicke Reisebündel hing, stellte er neben sich auf dem Boden ab.
"Ich bin Sisenna Iunius Scato aus Mantua, Sohn des Titus Iunius Priscus. Wie man sieht, komme ich direkt von der Straße aus hierher, bitte entschuldige meine schäbige Aufmachung. Hast du gerade Zeit für ein Gespräch?"
Er wollte sie Axilla nicht mit der ganzen Geschichte behelligen, bevor nicht klar war, ob sie diese überhaupt hören wollte. Am Ende kam er gerade vollkommen ungelegen, zumindest schleppten gerade zwei Sklaven einen Blumenkasten von A nach B. Verstohlen musterte er seine Verwandte, auf der Suche nach Ähnlichkeiten zu seinem Vater. Das braune Haar schienen die meisten Iunier geerbt zu haben - Priscus und Scato war es genau so zu eigen wie Axilla. Im Licht der Frühlingssonne schimmerte es warm und edel.
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Scato wartete lange, doch die Hausherrin beantwortete seine Frage nicht. Auch Schweigen war eine Antwort. So antwortete er äquivalent und ging ohne einen Ton zu sagen. Niemals würde er in das Haus zurückkehren, das ihm kein zu Hause sein wollte.
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Nachdem ich informiert wurde, dass meiner Anordnung gefolgt wurdeund eine Holzscheibe vom doppelten Durchmesser einer Sesterze passend an einem Baum im Garten angebracht worden war, war ich gemessenen Schrittes in den Garten gegangen und begutachtete diese Arbeit für einen Moment. Ich nickte Begoas nur kurz zu, verschwand dann in meinem Cubiculum und kam kurz darauf mit dem herausragend geschmiedeten serischen Schwert in der Hand zurück und zog die Klinge wortlos. Die Schwertscheide reichte ich Begoas und deutete ihm, in angemessenem Abstand zu warten.
Ich vergewisserte mich, dass niemand bei meinen Übungen versehentlich in meine Reichweite kommen würde, und begann. Zunächst übte ich die Grundstellungen und Bewegungen des Schwertes in langsamen, fließenden Bewegungen. Dann wandte ich mich der Holzscheibe zu. Mit einem schnellen Schwertstoß nach vorne brachte ich sie in eine heftige Bewegung von mir weg, wobei sie sich sogar um ihre Aufhängung drehte. Ich machte einen schnellen Schritt diagonal nach vorne, so dass ich nun seitlich zur zurückschwingenden Scheibe stand und stach erneut zu, was den Kurs der Scheibe schlagartig änderte. So verfuhr ich weiter, stets darauf bedacht, die Scheibe in immer schnellere Bewegungen zu versetzen und mich selbst auch immer schneller zu bewegen.
Hin und wieder verfehlte ich mein Ziel, was mich dazu motivierte, zukünftig noch mehr zu üben. Natürlich war es ein sehr kleines Ziel, aber am Ende wollte ich dazu fähig sein, jederzeit ein Auge mit einem einzigen Stich zu durchstoßen. Doch nicht heute. Die Sonne ging unter und die Lichtverhältnisse wurden immer schlechter. Deshalb gab ich Begoas ein Zeichen, mir die Schwertscheide zu bringen. Ich ergriff sie mit der linken Hand und brachte die Klinge in einer fließenden Bewegung zurück in diese, während mein Blick geradeaus gerichtet war. Diesen Teil beherrschte ich inzwischen blind. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass auch Malachi in etwas Abstand dastand. Ich wusste nicht, wie lange der Custos Corporis mir bereits zugesehen hatte, doch als ich mich ihm zuwandte, verneigte er sich respektvoll. Das war aber nicht die Verneigung eines Sklaven vor seinem Herren, sondern die eines Kämpfers vor einem anderen. Ich schien also etwas zu machen, das ihn beeindruckte.
Nachdem ich ihm respektvoll zugenickt hatte, stellte ich mein Schwert an den Baum, hob mit beiden Händen meine serische Gewandung leicht an und ließ mich auf die Knie nieder. So sitzend schloss ich meine Augen und rekapitulierte noch einmal die Übungen in meinem Geist, bis ich mir sicher war, jede Situation, in der ich mein Ziel verfehlt hatte, mehrfach durchgespielt zu haben und zu wissen, worin meine Nachlässigkeit bestanden hatte.
Als ich die Augen wieder öffnete, war es bereits dunkel. Ich erhob mich wieder und nahm das Schwert lässig mit der linken Hand. Begoas hatte inzwischen eine kleine Cena für mich angerichtet. Ich fand dort Puls, ein wenig Obst, gebratenen Speck, Liquamen und Posca. Zur Verwirrung von Begoas ließ ich Puls, Speck und Liquamen stehen und aß lediglich Obst, während ich zugleich die Posca mit Wasser verdünnen ließ, bis diese nur noch kaum merklich nach Essig schmeckte. Ich würde die Sklaven über meine neuen Ernährungsgewohnheiten informieren müssen, die nun weniger Getreide und tierische Produkte und dafür mehr Gemüse und Obst umfassten. Außerdem hatte ich die Soßen und Gewürze neu zusammengestellt, was ich auch notieren würde. Das Ergebnis würde eine seltsame Kombination aus serischen und römischen Geschmacksnoten sein.
Nach dem Abendessen widmete ich mich noch der Körperpflege und der Pflege meiner Zähne, bevor ich mich schließlich in seidene Unterkleidung gehüllt zum Schlaf betten würde. Meine Reise hatte mich doch ziemlich verändert.
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