[Officium] Maiordomus

  • Sim-Off:

    Und ich habe den Besitzerwechsel gestern Abend sogleich bestätigt. ;)


    "Sehr schön.", nickte Dives und war glücklich darüber, seiner Cousine damit offensichtlich eine Freude bereitet zu haben. "Dann hoffe ich, dass dir Iduna ebenso gute Dienste leisten wird, wie sie es - nach allem, was ich eben gehört habe - auch Iulius Caesoninus gut gedient hat.", schloss der Iulier das Thema ab und wurde sodann - wohl wenig verwunderlich - von Iulia Stella mit einer ganz ähnlichen Bitte konfrontiert. Es war wohl klar, dass er an dieser Stelle seine Cousinen nicht völlig unterschiedlich würde behandeln können. Und das wollte er auch gar nicht. Dennoch gab es hier noch eine - mehr oder weniger große - "Kleinigkeit" mehr zu bedenken als im Falle der Iduna und ihrer Tochter...


    "...auf? Deine Hochzeit vielleicht?", riet der Iulier und lächelte. "Der Augustus hat mir in meinem Gespräch mit ihm übrigens zugesagt, dass Annaeus Florus nach Roma zurückbeordert wird.", ließ er am Rande fallen. "Da scheint es mir eine überaus gute Idee zu sein, euch beide mit ein paar zusätzlichen Helfern auszustatten für einen guten Übergang in ein noch besseres Eheleben.", stimmte Dives seiner Cousine dann zunächst zu, während sich jedoch ein kleines Aber bereits ankündigte. "Allerdings würde ich - auch in deinem ganz eigenen Interesse - vorschlagen, warten wir damit doch noch ein bisschen ab... wenigstens bis dein Verlobter wieder zurück in Roma ist und sich ebenfalls damit einverstanden erklärt. Denn... nunja...", druckste der ansonsten nicht unbedingt dafür bekannte Senator an dieser Stelle ein wenig herum, "...ich nehme nicht an, dass dieser Maahes ein Eunuch ist, oder?", deutete Dives an, was hier sein Problem war. Denn zweifellos hatte er durchaus ein gewisses Grundvertrauen in seine Verwandten - und damit natürlich auch in Iulia Stella. Dennoch hielt er es für keine besonders gute Idee, einem gerade von seinem langen Dienst an der germanischen Grenze zurückkehrenden Mann zu präsentieren, dass seine Verlobte in der Zwischenzeit einen weiteren Mann - und sei er auch nur ein Sklave - in ihr Leben gelassen hatte. Dies sollte der Verlobte doch wenigstens mitentscheiden dürfen, befand Dives.


    "Phocylides, bevor du gehst.", stoppte der Senator anschließend den von Iulia Graecina beauftragten Maiordomus. "Lass doch bitte auch diesen Angus gleich ebenfalls noch mit herbringen." So könnte man ihn bereits an diesem Punkt darauf vorbereiten, was alsbald auf ihn zu käme. "Ferner möchte ich danach gerne eine Aufstellung über die vorzunehmenden Freilassungen sowie weitere Verkäufe, wo eine Freilassung nicht in Frage kommt.", fügte er hinzu und sah noch einmal kurz zu Iulia Stella. "Und sorge dafür, dass dieser Maahes nicht mit auf dieser Liste steht.", wies er an und machte damit deutlich, dass er trotz seines geäußerten Einwands ganz generell durchaus dazu bereit war, auch seiner Cousine Iulia Stella ihren Wunsch zu erfüllen. "Das ist dann alles. Danke, Phocylides.", nickte er schlussendlich und sah zu, wie sich der griechische Maiordomus auf den Weg zu den Sklavenunterkünften machte...

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  • Ich war erstaunt, wie leicht Iulius Dives eine Hochzeit ansprach, von der zwar die ganze Familie vermutlich wusste, dass ich sie mir wünschte, aber die noch in keinem Mass irgendwie offiziell gemacht war.
    Klar, da ich mich so verhielt war es logisch, dass die Leute eine offizielle Verlobung annahmen, aber es war nichts offiziell besiegelt oder versprochen, ausser direkt zwischen Florus und mir. Lediglich die Erlaubnis mir schreiben zu dürfen und den einen Brief mit der weitere Versicherung, seine Absichten seien noch immer aktuell gab es.


    Danke Iulius Dives. Ja, ich meinte eine mögliche Hochzeit und das wäre wirklich ein tolles Geschenk


    Als mein Cousin dann aber anmerkte, dass Maahes ja sicher kein Eunuch war, musste ich kurz lachen, obwohl der Abend vom Anlass sicher nicht gerade lustig gewesen war.


    Nein, das ist er nicht. Natürlich hast du Recht, dass wir da vielleicht noch etwas warten sollten. Es wäre nur schade, wenn du ihn vorher verkaufen würdest.


    Und als dann die Instruktion an den Maiordomus klar war, dass er Maahes sicher nicht auf die Liste setzen sollte: Danke vielmals!

  • -->


    Kurze Zeit später erreichte ich die Tür zum officium des Maiordomus. Bevor ich eintrat, klopfte ich an der Tür. Zu meiner Überraschung erblickte ich Iulia Graecina und ihre Cousine Stella und einen stattlichen Mann, der in etwas in meinem Alter sein musste. Das musste der Senator sein, von dem alle sprachen und der kurz nach dem Tod des Iuliers hier eingetroffen war.
    „Salve Dominus! Salve Domina Grecina und Domina Stella!” Ich nickte allen dreien zu lächelte und harrte dann der Dinge, die dann noch kommen sollten.

  • Schritt für Schritt verließen Iduna und ihre Tochter die Sklavenunterkünfte. Zum Glück befand sich das Officium des Maiordomus nicht weit entfernt und so erreichten die Beiden die Türe. Zärtlich lächelte Iduna zu ihrer Tochter hinab und strich Aislin ein weiteres mal durch ihre gelocktem Strähnen.


    Bevor sie ihre zierliche Hand erhob und vorsichtig gegen die Türe pochte. Einige Augenblicke wartete die Rothaarige tatsächlich vor der geschlossenen Türe. Doch dann öffnete sie diese und schob Aislin hinein. Bevor sie selbst eintrat. Lautlos schloss Iduna die Türe hinter sich und hob vorsichtig ihren Kopf. Und erstarrte. Denn als ihr Blick den Kelten traf, erbleichte Iduna sichtlich.
    “Angus.“
    Wisperte die kleine Germanin. Vernehmlich schluckte die Rothaarige und wandte ihren Blick artig gen Boden.


    “Salve Dominus. Salve Domina Graecina und Domina Stella.“
    Begrüßte die Sklavin schließlich die iulischen domini. Und umfasste Aislins Hand etwas fester. Während sie bemerkte wie ihre Tochter in Richtung ihres Vaters strebte.

  • In ähnlicher Weise, wie Graecina dies zuvor getan hatte, setzte sich nun auch Stella für einen weiteren Sklaven ein. Den Sklaven Maahes kannte sie nicht sehr gut. Doch Stella hatte gewiss ihre Gründe, weshalb sie ihn vor dem Sklavenmarkt verschonen wollte.
    Auch diesmal erwies sich ihr Vetter als sehr großzügig, denn er willigte ein, ihr den Sklaven zu überlassen. Jedoch erst nach ihrer Hochzeit. Dass dies schon recht bald sein konnte, teilte er bei dieser Gelegenheit auch gleich mit, denn der Verlobte ihrer Cousine sollte schon bald nach Rom zurück beordert werden. Graecina freute sich mit Stella über diese gute Neuigkeit. Endlich gab es auch einmal wieder gute Nachrichten in diesem Haus!


    Als jedoch Dives den Sklaven Angus herbeorderte, fühlte sie ganz plötzlich ein Unbehagen in der Brust. Würde sie dem Sklaven, nachdem sie sich nicht für ihn eingesetzt hatte, überhaupt noch in die Augenschauen können?


    Kurze Zeit später trat dann erst Angus ein, danach auch Iduna mit ihrer kleinen Tochter. Graecina versuchte seinem Blick auszuweichen, obwohl er sie und ihre beiden Verwandten freundlich gegrüßt hatte. Offenbar war er noch vollkommen ahnungslos, welchem Schicksal er schon bald entgegensehen sollte. Erst als die Sklavin erschien, warf sie einen Blick auf sie und ihr Kind. Die Kleine wollte sofort nach ihrem Vater greifen. Dieses Bild erschütterte sie noch mehr. Sie hatte dazu beigetragen, dass das kleine Sklavenmädchen ohne Vater aufwachen würde. Nun fühlte sie sich nur noch schlechter. Jedoch versuchte sie ihre Gefühle hinter einer steinernen Mine zu verbergen. Sie ließ ihrem Vetter den Vortritt, da er ja im Grunde noch der Besitzer der drei Sklaven war.

  • Ich grüsste alle Eintretenden knapp, aber mehr nicht. Es war nicht an mir nun etwas zu sagen oder irgendwie anzuzeigen, warum wir alle hier waren.

  • Dives, der einst sowohl durch einen Brief ihres Cousins Iulius Caesoninus über die Heiratsabsichten des Annaeers in Kenntnis gesetzt worden war, als auch über den Brief des Maiordomus vom Wunsch Iulia Stellas nach seiner Rückkehr aus Germania Superior erfuhr, ging selbstredend und ohne sich Weiteres dabei zu denken davon aus, dass diese neuerliche annaeisch-iulische Eheschließung zustande kommen würde. Und er hegte natürlich auch keinerlei Zweifel daran, dass der Vormund seiner Cousinen (zweiten Grades) - wer auch immer dies war - alle nötigen Vorbereitungen bereits getroffen hatte - inklusive der offiziellen Bekanntmachung der Verlobung, die wohl zumindest einen entsprechenden Eintrag im Eheregister umfassen sollte. Kurzum: Der Iulier hatte keine Veranlassung etwas anderes anzunehmen als dass in diesem Punkt alles in bester Ordnung war. Bei beiden seinen Cousinen.


    Es dauerte nicht lange, dann standen die gerufenen Unfreien auch schon im Raum. Die Mutter des Kindes kam dem Iulier vage bekannt vor: War sie nicht eine der Sklavinnen gewesen, die beim Besuch des Centurio Octavius mit im Raum gewesen war? Er konnte sich allerdings auch irren, da er in diesem Augenblick selbstredend andere, wichtigere Dinge im Kopf gehabt hatte und auf die anwesenden Bediensteten daher nur hintergründig geachtet hatte. - Der Kelte auf der anderen Seite wirkte von seiner Größe und Statur her stark und kräftig. Er mochte womöglich einen passablen Custos Corporis abgeben... sobald man die nötige Arbeit in ihn investiert hätte, ihn zu Loyalität und Anstand zu erziehen. Denn einem "Unruhestifter", wie Phocylides sagte, der von seinem Cousin Iulius Caesoninus gewiss nicht grundlos zum sehr viel niederen Dienst an den Öfen des Hypocaustums verpflichtet worden war, konnte man zuvor gewiss noch nicht die volle Verantwortung für ein römisches Leben anvertrauen...


    "Nun denn.", durchbrach der Senator die Stille, nachdem seine Cousine offenbar nicht die erste sein wollte, die das Wort ergriff. "Ich bin Iulius Dives, Senator von Roma, Cousin des Hausherrn Iulius Centho und der Erbe eures vormaligen Dominus Iulius Caesoninus.", stellte er sich zunächst vor, um sicherzugehen, dass auch jeder wusste, wer er war. "Da ich selbst bereits über einen recht großen Hausstand verfüge, habe ich beschlossen, mich von einem Teil des Hausstands meines Cousins zu trennen.", erklärte er dann, was die Anwesenden durch den Maiordomus mittlerweile wohl eh bereits wussten. "Nach dem Gespräch mit meinen Cousinen", deutete er mit einer Geste zu den beiden, "und mit dem Maiordomus", deutete er hernach zur Zimmertür, durch welche der Grieche in die Skavenunterkünfte verschwunden war, "bin ich zu dem Entschluss gelangt, mich unter anderem von euch zu trennen. Für dich, Iduna, und für deine Tochter habe ich bereits eine geeignete Domina gefunden: Meine Cousine Iulia Graecina hat sich gewünscht, dass ihr künftig als Teil _ihres_ Hausstands zunächst hier in der Domus Iulia verbleibt." Da der Iulier davon ausging, dass auch Iulia Graecina bald in den Hafen der Ehe einfahren würden, machte er mit dem Wörtchen 'zunächst' klar, dass jedoch früher oder später mit einem Umzug zu rechnen sein würde. Doch Genaueres, davon ging Dives aus, besprach seine Cousine gewiss lieber persönlich mit ihren Sklavinnen. "Und für dich Angus, dessen bin ich mir sicher, wird sich ebenfalls bald ein geeigneter Interessent finden. Du bist groß und wirkst stark und mit deinem goldenen Haar wirst du gewiss auch nicht auf dem Feld oder in irgendeiner Mine enden, dessen sei dir versichert.", eröffnete der Iulier dem Kelten. Denn realistisch betrachtet waren starke, kräftige Sklaven zwar genau die, welche für die Feldarbeit und in den Steinbrüchen und Minen benötigt wurden. Doch niemand zahlte für einen einfachen Feldarbeiter ein halbes Vermögen. Eine betuchte Patrizierin mit Interesse an einem Leibwächter, der auch optisch zu ihrem Stand passte, wäre daher für einen Sklaven wie Angus, dessen war sich Dives sicher, die weitaus wahrscheinlichere Zukunftsperspektive.

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  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    "Für dich, Iduna, und für deine Tochter habe ich bereits eine geeignete Domina gefunden: Meine Cousine Iulia Graecina hat sich gewünscht, dass ihr künftig als Teil _ihres_ Hausstands zunächst hier in der Domus Iulia verbleibt." Da der Iulier davon ausging, dass auch Iulia Graecina bald in den Hafen der Ehe einfahren würden, machte er mit dem Wörtchen 'zunächst' klar, dass jedoch früher oder später mit einem Umzug zu rechnen sein würde. Doch Genaueres, davon ging Dives aus, besprach seine Cousine gewiss lieber persönlich mit ihren Sklavinnen.


    Nachdem sich die Türe hinter Iduna geschlossen hatte, trat sie näher in das Officium des Maiordomus hinein. Unbewusst platzierte sie die kleine Aislin vor sich und hielt sie eng an sich gepresst. Während das Sklavenmädchen nicht wirklich wusste was hier gerade geschah und stattdessen die Nähe ihres Vaters suchte. Dies unterband Iduna jedoch im nächsten Augenblick und strich Aislin beruhigend durch ihre roten Locken. Schließlich spürte sie die fiebernde Unruhe, die offenbar einen jeden der Anwesenden im Officium des Griechen ergriffen hatte.


    Dann war es die Stimme des Senators die erklang und Iduna sich erinnerte, diesem Römer in Gegenwart des Optios der Cohortes Urbanae begegnet zu sein. Diesen Gedanken verscheuchte die kleine Germanin durch ein leichtes neigen ihres Kopfes und lauschte den Worten des Iuliers. Dabei pochte ihr Herz rasend in ihrer Brust, während sich Aislin enger an ihre Mutter schmiegte. Dann fielen die Worte vor denen sich Iduna am meisten gefürchtet hatte. Die caesoninischen Sklaven wurden nicht mehr benötigt. So hatte es Iduna zumindest verstanden. Der iulische Hausstand würde sich deutlich verkleinern müssen.


    Wieso aber fiel dann ihr Name im Zusammenhang mit Domina Iulia Graecina? Verwundert blinzelte die Rothaarige, als die Erkenntnis langsam in ihren wirren Geist sickerte. Domina Iulia Graecina würde ihre neue Domina werden. Und sie durfte Aislin weiterhin an ihrer Seite behalten.
    “Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet Domina Iulia Graecina.“
    Wisperte die Cheruskerin und schielte aus dem Augenwinkel in Angus Richtung. Der Kelte würde mit Sicherheit ebenfalls in der Domus Iulia bleiben dürfen. Jedoch klangen die Worte des Hausherrn über Angus alles andere als wohlwollend und Idunas Augen weiteten sich sichtlich.
    “Angus ist der ...Vater meiner Tochter. Meine Tochter soll ohne Vater aufwachsen müssen?“
    Bei diesen schluchzend hervor gestoßenen Worten spiegelten sich Tränen in Idunas Seelenspiegeln. Während Aislin unruhig zu quängeln begann. Das Sklavenmädchen spürte natürlich die Unruhe ihrer Mutter.

  • Kurz nach mir trat Iduna mit unserer Tochter herein. Als sie mich sah, trat wieder ihr schlechtes Gewissen zu Tage und schnell richtete sie ihren Blick zu Boden. Auch mein Lächeln entschwand kurzzeitig. Doch bei dem Anblick meiner Tochter vergaß ich all den Unmut, den ich bei Idunas Erscheinen aufgekommen war. Wie groß sie geworden war! Ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen, da dies zur Folge gehabt hätte, mich auch mit ihrer Mutter auseinandersetzen zu müssen. Gerne hätte ich mich nun mit Aislin mehr abgegeben, jedoch eröffnete dann der Iulier das Gespräch und ich wandte mich ihm wieder zu.


    Nachdem er sich uns noch einmal vorgestellt hatte und uns eröffnet hatte, dass er der Erbe unseres Dominus sei, teilte er uns auch mit, dass er sich von uns trennen wolle. Meine Augen verengten sich ein wenig, da ich verstehen wollte, was dies für uns zu bedeuten hatte. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Doch ich glaubte nicht daran, dass mich die Iulier fallen lassen würden, ebenso wenig Iduna und unser Kind.
    Nein, Domina Graecina wollte sich Iduna und Aislin annehmen. Darüber empfand ich Erleichterung. Aber was war mit mir. Der nächste Satz des Dominus klang sehr schwammig. Was meinte er damit, für mich würde sich ebenfalls bald ein geeigneter Interessent finden?
    „Äh, ich verstehe nicht, Dominus?“ Ich sah die drei Iulier an, insbesondere Domina Graecina, die doch wissen musste, dass ich ihr gute Dienste geleistet hatte! Doch Iduna schien die Worte des Iulier schneller entschlüsselt zu haben, als ich mir es eingestehen wollte.
    „Ihr wollt mich doch nicht etwa…? Nein! Das kann nicht sein!“, begann ich zu schreien. „Domina Greacina, ich bitte dich!“, flehte ich eindringlich und machte ein paar Schritte auf sie zu, so dass ich fast direkt vor ihr stand.

  • Diese innerliche Zerrissenheit drohte, sie zu zerbersten. Der Sklave schien sich noch immer in Sicherheit zu wägen. Aber sie wusste es besser. Auch wenn ihre Mimik keine Rückschlüsse darauf zuließ.
    So war sie Dives sehr dankbar, dass er die Ansprache an die Sklaven übernahm. Dem Kelten zu eröffnen, dass er verkauft werden sollte, hätte sie nicht gekonnt. Zumal es ihr ja auch nicht zugestanden hätte.
    Zuerst widmete sich ihr Vetter der Sklavin Iduna und deren Tochter und eröffnete ihr, dass sie beide von nun an in Graecinas Besitz seien. Wie zu erwarten war, drückte die Sklavin sofort ihre Dankbarkeit aus. Endlich milderten sich Graecinas Züge und sie lächelte der Germanin zu. Im Anschluss an diese Besprechung würde sie sie in ihr Cubiculum bitten, um sie mit ihren neuen Aufgaben vertraut zu machen.


    Dann sprach Dives den Kelten an. Er vermied es, die Dinge beim Namen zu nennen und umschrieb mehr oder weniger seine Absichten. Man musste nun nur den Sklaven beobachten und konnte deutlich erkennen, wie langsam aber unaufhaltsam die Erkenntnis über ihn kam.


    Graecinas Lächeln war wieder verschwunden, stattdessen presste sie sie ihre Lippen zusammen, als der Sklave zweifelnd das Wort ergriff. Aus seinen Zweifeln wurde in Sekundenschnelle Verzweiflung. Er bettelte um ihre Gunst und kam ihr dabei gefährlich nah. Zumindest empfand sie es so und versuchte erschrocken zurückzuweichen. Hatte nicht Iduna einmal in einem Gespräch angedeutet, wozu er fähig sein konnte? Nun schien sich doch ihre Entscheidung zu bestätigen, dass sie sich nicht für sein Bleiben in der Domus eingesetzt hatte. Diese Erkenntnis beruhigte ihr Gewissen für eine Weile. Zu allem Übel begann dann auch noch Iduna zu schluchzen und machte darauf aufmerksam, dass ihr Kind nun den Vater verlöre. Nun ging kein Weg daran vorbei, sie musste handeln, um der Sklavin ein für alle Mal klar zu machen, wer hier die Entscheidungen traf und wer sie zu tragen hatte!
    „Iduna, der Entschluss meines Vetters ist endgültig! Angus hat es sich selbst zuzuschreiben!“ Sie erschrak selbst über die Härte, die in ihren Worten lag. Daran würde sie noch lange zu knabbern haben.

  • Das Lächeln auf den Lippen ihrer neuen Domina erhaschte Iduna aus dem Augenwinkel und streichelte ihrer Tochter zart über ihre rötlichen Locken. Eine verzweifelte Geste der Germanin, damit niemand ihre zitternden Hände bemerkte. Ihre innere Zerrissenheit spiegelte sich jedoch deutlich auf Idunas Gesichtszügen wider. Natürlich war die Sklavin froh das sie nicht wie die übrigen caesoninischen Sklaven auf dem Sklavenmarkt landen würde. Denn wer würde schon eine Sklavin mit einem Kleinkind erwerben wollen?


    Dennoch war aus den Worten des Römers deutlich herauszuhören das es für den Kelten äußerst düster aussah. Und diese Erkenntnis ließ Iduna erstickt aufschluchzen. Während sich nun auch Aislin enger an ihre Mutter schmiegte und ihre Fingerchen in Idunas Tunika verkrallte. Wie erstarrt verharrte die Rothaarige an Ort und Stelle. Unfähig sich zu rühren. Im Gegensatz zu Angus, der um sein Leben bettelte. Und dieses betteln zerriss Iduna regelrecht das Herz.


    “Angus.“
    Wehte der Name des Kelten als ersticktes Schluchzen über Idunas Lippen. Bevor es ihre neue Domina war die Iduna darauf aufmerksam machte das es sich der Kelte selbst zuzuschreiben hatte.
    “Ja Domina. Verzeiht.“
    Eh' Iduna ihr Köpfchen senkte und die wirren Locken ihrer Tochter zu glätten versuchte.


    “Kann Aislin mit Angus noch etwas Zeit verbringen?“
    Wisperte die Germanin mit rauer Stimme über ihre bebenden Lippen und warf Iulia Graecina einen bittenden Blick entgegen. Schließlich würde das Sklavenmädchen alsbald ohne Vater aufwachsen.

  • Als der Kelte sich ungestüm vor Graecina aufbaute und diese versuchte nach hinten auszuweichen, machte ich einen Schritt auf Graecina zu und fasste ihren Arm, fast wie um sie weg zu ziehen.


    Gleichzeitig ging Phocylides dazwischen und verhinderte, dass der Kelte Graecina anfassen konnte. Eine weitere Gewalttat an einer Iulia sollte nicht geschehen.


    Für einen Moment wurde es ziemlich eng in dieser Ecke des Zimmers.

  • Stella kam ihr zu Hilfe und fasste sie am Arm ums sie von dem Sklaven wegzuziehen. Doch es war der Geistesgegenwart des Maiordomus zu verdanken, der sich furchtlos vor Angus aufbaute, um somit Graecina zu schützen. „Mach dich nicht unglücklich, Sklave! Tritt zurück!“ Dann blickte er zu Iduna hinüber. Sie hatte er dazu auserkoren, Hilfe zu holen. Inzwischen traute er dem Kelten nicht mehr. Es wurde Zeit, dass man ihn aus der Domus schaffte! „Geh und hole Wonga herbei!“, rief er der Germanin zu. Früher als es ihr recht sein konnte, bekam sie nun die Gelegenheit, ihrer neuen Domina ihre Loyalität zu beweisen.

  • Am liebsten hätte Iduna ihre Finger um Angus Handgelenk geschmiegt, um den Kelten vor einer absoluten Dummheit zu bewahren. Natürlich wusste Iduna von Angus' Zorn auf Dominus Caesoninus. Aber das sich dieser Zorn bereits auf sämtliche Mitglieder der Gens Iulia erstreckte, erschütterte die Rothaarige innerlich. Wieso bebahm er sich nur so grässlich? Und seine Tochter bekam sein schändliches Verhalten hautnah mit.
    “Du hast dich verändert Angus.“
    Murmelte die kleine Germanin mit leiser Stimme und bemerkte wie sich Phocylides vor Domina Iulia Graecina postierte. Denn wie würde die Iulia reagieren, sollte dem Kelten seine Hand ausrutschen? Ein Gedanke der Iduna sichtlich verstörte.


    Zum Glück war es die Stimme des Maiordomus die Iduna wachrüttelte. Entschuldigend blickte sie zu Angus, dem Vater ihrer Tochter und formte mit ihren Lippen ein 'Es tut mir Leid.' Und schon wieder nahm Iduna sämtliche Schuld auf sich und entlastete dadurch den Kelten.
    “Sofort.“
    War Idunas dienstbeflissene Stimme zu vernehmen. Als sie in Richtung der Sklavenunterkünfte strebte. Denn dort hatte sie Wongas Stimme vernommen. Dachte die Rothaarige zumindest und verließ das Officium des iulischen Maiordomus.


    * * * *


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    - Wonga -


    Kurze Zeit später erschien der Nubier an Idunas Seite im Officium des Maiordomus. Wenn der Nubier erstaunt war dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken.


    “Domina. Du hast nach mir geschickt?

  • Keinesfalls hatte ich die Absicht, Domina Graecina weh zu tun oder sie gar zu verletzen. Vielleicht war ich auch zu unbesonnen gewesen und hatte geglaubt, sie würde mir voll und ganz vertrauen. Jedoch als sie vor mir zurückwich und sich dann auch noch der Maiordomus vor mir aufbaute, weil er die Iulia vor mir schützen wollte, wusste ich, dass ich von ihr nichts mehr zu erwarten hatte. Selbst Iduna hatte das Vertrauen in mich verloren, was ja auch kein Wunder war. Denn schließlich war ich es gewesen, der ihr Gewalt angetan hatte.


    Als Wonga dann im Zimmer erschien und er begriffen hatte, was hier gerade vor sich ging, bedurfte es nicht mehr vieler Worte. Er kam auf mich zu und riss mich von denn Herrschaften und Pholylides fort. „Es tut mir Leid, Domina! Ich wollte dir nichts antun!“ rief ich noch


    „Bring ihn von hier fort und sperre ihn vorerst in den Keller ein.“, befahl der Maiordomus. Daraufhin zerrte mich Wonga aus dem Raum. Doch er hatte leichtes Spiel mit mir, denn ich sträubte mich nicht mehr und ging mit ihm.

  • Schneller als zu Beginn der Situation befürchtet entspannte sie sich wieder und ich liess meine Cousine natürlich wieder los. Immerhin waren wir Damen und nicht verstörte Kinder.

  • Graecina atmete erleichtert aus, nachdem sich die Lage wieder entspannt hatte. Wonga war nach kurzer Zeit im Officium des Maiordomus erschienen und hatte den Sklaven wieder unter Kontrolle gebracht. Glücklicherweise hatte er sich anstandslos abführen lassen, um seine Situation nicht noch zu verschlimmern. Graecinas schlechtes Gewissen war jedoch dadurch nicht kleiner geworden.


    „Danke Stella!“ Ihre Cousine hatte inzwischen wieder ihre Hand von ihrem Arm genommen. Doch auch den beiden Sklaven nickte sie dankend zu. Insbesondere Iduna, die in der Tat ohne zu murren der Anweisung des Maiordomus gefolgt war.
    Da ihr der Schrecken immer noch in den Knochen saß, wollte sie sich nun zurückziehen. Letztendlich war alles geregelt worden.
    „Nun, dann werde ich mich jetzt wieder zurückziehen,“ meinte sie, an ihre Verwandten gewandt. „Iduna, du kommst mit mir!“ Daraufhin verließ sie den Raum und begab sich in ihr Cubiculum.

  • Auch die Rothaarige hatte die Luft angehalten, nachdem sich der Kelte in dieser äußerst provozierenden Geste vor der Iulia, ihrer neuen Domina, postiert hatte. Durch sein ungestümes Verhalten verschlimmerte Angus seine momentane Situation nur noch. Und dieser Gedanke schnürte der Rothaarigen die Kehle zu. Erkannte der Kelte nicht das seine Zukunft auf Messers Schneide stand? Offenbar nicht. So dass Iduna traurig ihren Kopf schüttelte und ihren Blick im nächsten Augenblick zu Boden senkte. Während sich Aislin eng gegen ihre Mutter presste und ihr Gesicht gegen Idunas Beine presdte. Beruhigend streichelte die Germanin ihrer Tochter über den Rücken.


    Während es nun Iduna war, die sich verschämt nach dem Kelten sehnte. Dabei spürte sie wie ihre Wangen zu glühen begannen und ihr abwechselnd heiß und kalt wurde. Ihrer Tochter wurde der Vater genommen. Doch was wurde ihr genommen? Unwillkürlich intensivierte sich die Röte auf ihren Wangen und der Biss auf ihre Unterlippe. Als Wonga und der iulische Maiordomus auch schon ihres Amtes walteten und den zum Verkauf stehenden Kelten aus dem Officium zerrten.


    Zum Glück wehrte sich Angus nicht mehr, wie Iduna mit einem raschen Blick in seine Richtung feststellte. In den Keller der Domus Iulia würde man Angus also bringen, bevor er dann auf dem Sklavenmarkt zum Verkauf angeboten werden würde.
    “Lebewohl Angus.“
    Murmelte die zierliche Rothaarige und starrte zu Boden. Als im nächsten Moment die Stimme ihrer Domina an ihr Gehör drang und die Rothaarige leicht zusammen zuckte.


    “Natürlich Domina.“
    Und mit diesen Worten drehte sich auch Iduna herum, ergriff Aislins Händchen und verließ das Officium des Maiordomus. Um ihrer Domina in deren Cubiculum zu folgen.

  • Er hätte es besser wissen sollen, dämmerte Dives, nachdem sich die Ereignisse im Officium des Maiordomus auf einmal beinahe überschlugen: Der ihm als Unruhestifter beschriebene Kelte zeigte ebendiese unruhige Seite, nährte sich dabei Iulia Graecina und wurde ihr gegenüber offenbar aufdringlich. Noch eh sich der Senator versah, stürzte daraufhin Phocylides - wo kam der auf einmal wieder her? - dazwischen. Man rief nach Wonga, der sich des Kelten sodann annahm und den Unruhestifter - mit dieser Bezeichnung hatte man wohl keineswegs übertrieben - anschließend wegbrachte. Der Iulier seinerseits blieb teils irritiert, teils schockiert zurück. Solche Geschehnisse hatte es vor ein paar Jahren, so glaubte er zu wissen, noch nicht gegeben in der Domus Iulia. War es die aktuelle Zeit? Waren es die Einflüsse irgendwelcher Sekten wie jener der Christianer? Oder war es die lange Absenz eines der iulischen Senatoren, die hier zu solch chaotischen Zuständen führte? - Was es auch sein mochte, der Kelte hatte damit auch den letzten Zweifel beseitigt: Sein Schicksal wäre unwiderruflich der Verkauf auf dem Sklavenmarkt.


    "Entschuldigung. Eine solche Reaktion habe ich nicht erwartet.", erklärte Dives seinen Cousinen gegenüber, bevor sich Iulia Graecina mit ihren neuen Sklavinnen zurückzog. Noch einen Moment blieb der Iulier fast wie versteinert stehen, bevor er seinen Kopf kurz schüttelte. "Nun denn. Ich denke, ich werde mich von dieser unangenehmen Situation ebenfalls erst einmal etwas erholen.", kündigte er seiner Cousine Stella an. "Über den Sklaven Maahes" - sowie womöglich noch ein-zwei weitere Sklavinnen - "sprechen wir dann gemeinsam mit Annaeus Florus, sobald dieser aus der Provinz zurück ist. Wenn du magst, dann darfst du es gerne übernehmen, ein entsprechendes Treffen mit ihm in die Wege zu leiten.", erklärte der Iulier mit einem Lächeln. "Und vielleicht nutzt du ja diesen Maahes bei der Gelegenheit auch gleich schon einmal als Boten, damit er sich einerseits nicht so nutzlos vorkommt und andererseits seine bald neuen Herrschaften schon einmal ein bisschen näher kennenlernt.", verzog sich das divitische Lächeln leicht, nachdem er diese Worte gesprochen hatte. Denn Nähe zwischen einem männlichen Sklaven und einer seiner Cousinen, das klang für den Senator - insbesondere nach dem gerade Erlebten - nach keiner sonderlich guten Kombination. Dennoch wollte er sich auch nicht wiederholen, nachdem er seine entsprechenden Bedenken vor wenigen Augenblicken erst geäußert hatte. Und folglich beließ er es also bei diesen Worten. "Und von dir erwarte ich die erwähnte Liste.", erinnerte er stattdessen noch einmal Phocylides, bevor er zurückzog. Was für ein Tag!

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  • Die ganze Sache nahm nun doch ein gutes Ende und alle, inklusive Iulius Dives, waren scheinbar ziemlich mitgenommen. Graecina zog sich mit Iduna zurück und auch Iulius Dives entschied sich, den Tag nun ausklingen zu lassen.


    Natürlich. Hoffen wir, dass er bald zurück sein wird. antwortete ich Iulius Dives noch, bevor auch ich mich zurückzog.

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