Es zeichnete sich ein ungewöhnlich warmer Tag für diese Zeit des Jahres an. Des morgens noch kühl und feucht, würde bald die Sonne wie in Sommerszeiten die Erde sowie die Luft erwärmen. Dennoch war die Stimmung eine völlig andere als noch ein paar Wochen zuvor. Der Geruch, der in der warmen Brise lag, holzig und nach der baldigen Apfelernte schmeckend, wies auf die Tätigkeiten hin, die schon getan wurden und noch vor Wintereinbruch getan werden mussten. Bauern, die mit dem ersten Hahnenschrei aufgestanden waren, arbeiteten schon auf dem Feld - sie ernteten das Korn, sie lasen die Weinreben, die Frauen melkten die Kühe und lagerten das bereits Geerntete ein, die Kinder trieben die Schweine in die Wälder, wo diese sich an den nahrhaften Bucheckern satt fressen sollten, und suchten schmackhafte und selbstverständlich ungiftige Pilze, die am Abend mit Eiern verspeist werden sollten. Die Menschen und Sklaven in den Städten hingegen gingen ihrem üblichen Tagewerk nach, die Arbeit manches Mal von dem Ablauf der Jahreszeit entkoppelt.
An diesem sonnigen Tag blieb auch die Regia Legati Augusti pro Praetore - genauer gesagt die darin Lebenden und Arbeitenden - nicht untätig, mehr noch: es herrschte wahre Betriebsamkeit. Der Legat hatte sich vorgenommen, die Provinz zu bereisen und vieles war in den letzten Tagen vorbereitet worden. Doch rechtzeitig - mehr oder weniger, denn die Erfahrung lehrte jeden, dass nie alles zur rechten Zeit erledigt war - war alles fertig für die Abreise: die Reisekutsche, in welcher der Legat und der Magister Officiorum reisen sollten, die abgestellten Turmae der Legio II Germanica und selbstverständlich das Gepäck und der Tross standen bereit und warteten auf den Legat.