Armilustrium

  • In alter Zeit, als die Stadt Rom noch von Königen war regiert, folgte der Kreislauf des Jahres den Gegebenheiten, welche das Land den Menschen vor gab, so dass die tapferen Männer Roms im März – damals noch Beginn des Jahres - zu ihren Waffen griffen, Soldaten wurden und mit der Stärke und Kraft des Mars ausgestattet ihren Besitz verteidigten und mehrten, ihr Territorium beständig erweiterten. Im Oktober dann endete die Zeit des Kampfes, die Soldaten versammelten sich allesamt am armilustrium - einem heiligen Hain auf dem Aventin -, um die Waffen kultisch von Blut und Tot zu reinigen und hernach sie zu verwahren, sodann kehrten die Männer als Bauern zurück auf ihre Felder, um die Ernte unter dem Schutz des Fruchtbarkeit und Frieden gewährenden Quirinus einzuholen und sich vorzubereiten auf die Zeit des Winters.


    Vieles hatte sich gewandelt seitdem, über die Zeiten von Krieg und Frieden hinaus herrschte Kontinuität von politischem und kultischem Leben, die Soldaten Roms waren Soldaten das gesamte Jahr hindurch, die Bauern stets Bauern, längst war die Bevölkerung des Imperium über jene Zahl gewachsen, dass alle Soldaten in Rom ihren Platz fanden, geschweige denn auf dem Aventin. Selbst die Götter waren nicht mehr die gleichen wie damals, Mars und Quirinus hatten ihre Plätze in der kapitolinische Trias aufgeben müssen zugunsten Iuno und Minerva – Krieg und Furchtbarkeit der Felder bestimmten in der Hauptstadt nunmehr weit weniger das Leben als Familie und Wissen, denn aus den Bauern waren Städter geworden, Weltenbürger – und während Mars sich noch als Stadtvater Roms, als Patron des gewaltigen imperialen Heeres und Gönner männlicher Kraft und Stärke konnte behaupten, so hatte Quirinus gänzlich an Einfluss verloren, hatte seine Macht über die Fruchtbarkeit der Äcker an Mars abtreten müssen und galt beinah nurmehr als genitur Quirinus, als veröttlichter Romulus.


    Der engen kultischen Verbundenheit gegenüber alten Traditionen indes hatte wohl Quirinus zu verdanken, dass auch dieser Tage die Wandlung von mars belli zu mars tranquillus noch jedes Jahr im Oktober am Tage des Armilustrium wurde vollzogen, wiewohl auch das Gegenstück der Quinquatrus und des Tubilustrium im März, so dass zumindest an jenen Tagen ihm wurde gedacht, dass die alte Zeit nicht in Vergessenheit geriet. Dennoch war die Zeremonie, die Reinigung der Waffen und Schilde, das Einlagern eben jener nurmehr symbolisch, so dass die Teilnahme daran für die Soldaten nicht Notwendigkeit war, sondern Ehrensache, wie auch für die Sodalitäten der Salii, deren Lanzen und Schilde – jene, unter welchen auch die Lanze und das Schild des Mars sich befanden – stellvertretend für alle Waffen und Schilde aller Soldaten standen, welche irgendwo im weiten Erdkreis im Zeichen des Adlers für das Imperium Romanum kämpften.

  • Wir waren äusserst pünktlich. An der Spitze des erlesenen Trupps von Urbanern, der die Ehre hatte, hier unsere Einheit zu vertreten, marschierte ich den Aventin hinauf. Unsere Caligae hämmerten im Gleichschritt auf das Pflaster, Rüstungen und Schwerter waren auf Hochglanz poliert, die Bemalung der Scuta mit leuchtenden Farben aufgefrischt und die Helmbüsche frisch gebürstet. Bei solch einen Anlass galt es natürlich, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Ich genoss es, mal wieder meine Parademontur ausführen zu dürfen, samt Armillae, und ich empfand es als Auszeichnung, dass in diesem Jahr ich, und nicht etwa einer der älteren Centurionen, unsere Abordnung zum Armilustrium führte.


    "Militeees... consistite!" Wir waren am Ziel angelangt. "Aciem dirigite! Scuta dorsum! Hastae dorsum! State!"
    Rrrums! - Gleichzeitig trafen die Schilde auf den Boden.
    Klack! - Das waren die Lanzenschäfte.
    Meinen hellwachen Sinnen entging es nicht, dass ein Klack! um einen Wimpernschlag verspätet ertönte. Wenn ich den erwischte! Es sollte doch alles perfekt sein. Ich nahm das Armilustrium sehr ernst, ich glaubte an das, was ich am Vortag zu meinen Soldaten gesagt hatte, dass es wichtig war, uns und unsere Waffen zu entsühnen. Ich glaubte auch daran, dass Mars' Augen heute auf uns gerichtet waren, und wollte ihm keinen Anlass zur Unzufriedenheit bieten.
    Hochaufgerichtet stand ich, einen Schritt vor der Formation. Der Wind, der hier oben relativ stark war, bauschte mein Sagum, und während wir auf den Beginn der Zeremonie warteten, stellte ich mir vor, wie unsere Stadt wohl damals ausgesehn haben mochte, als unsere Vorväter diesen Ritus zu ersten Mal vollführten. Wälder anstelle bebauter Felder, Sumpfgebiete wo heute Insulae stehen, und feindliche Völker gleich jenseits der Stadtgrenzen. Unsere Ahnen hatten es nicht leicht gehabt.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Bereits zu einem frühen Zeitpunkt erschien der Consul Designatus Tiberius Durus auf dem Aventin. Obwohl sich hier viel seit der Zeit der Republik getan hatte, mied er wie viele Senatoren diesen Hügel der Plebs. Doch zum Armilustrium ließ er es sich natürlich nicht nehmen zu erscheinen - schon allein, um den Kaiser als Pontifex Maximus zu vertreten!


    Geleitet von seinen Calatores stolzierte er auf den von Lorbeergewächsen umrandenten Hain und blickte sich um. Noch herrschte eine milde Stille über dem Hügel, während im Tal in Richtung Forum bereits das geschäftige Treiben begann. Vielleicht konnte er ja noch ein paar Worte mit dem Flamen Martialis wechseln, ehe es losging!

  • Zwar waren es die Praetorianer gewöhnt, ihre Paradeuniformen zu tragen. Doch heute hatten auch sie sich Mars zu Ehren ganz besondere Mühe gegeben. Die blankpolierten Rüstungen blitzten in der Sonne, als die Männer im Gleichschritt dem Aventin entgegen strebten. Eine Abordnung der Cohortes Urbanae war bereits angetreten. Perfekt aufeinander abgestimmt nahmen die Praetorianer ihren Platz ein. Valerian überließ es seinem Optio, die nötigen Befehle zu brüllen, nachdem er ihn leise angewiesen hatte, Aufstellung neben den Kameraden von den CU zu nehmen.


    Der Centurio, der sie anführte, kam Valerian bekannt vor. Ein Decimer, wenn er sich recht erinnerte. Obwohl es davon natürlich eine ganze Menge gab. Vielleicht kamen sie ja später noch ins Gespräch, Valerian fand ohnehin, daß die Praetorianer und die CU allzu wenig miteinander kommunizierten. Das führte allzu oft zu Mißverständnissen.


    Natürlich ließ er sich während dieser Gedankengänge nicht dazu hinreißen, zu dem Centurio herüberzusehen. Er schaute geradeaus, wartete darauf, daß alle Beteiligten ihren Platz einnahmen und es losgehen konnte.

  • Ihr Lehrer hatte ihnen nahegelegt, an so vielen kultischen Handlungen teilzunehmen wie sie konnten, nicht nur weil es ihre Pflicht sein würde, sondern auch, weil sie eben dann lernen würden. Und dieser Festtag war nun wirklich etwas ganz besonderes und sie hatte nicht fehlen wollen. Ohne Schwierigkeiten hatte sie die Stätte des Wirkens gefunden und gehörte mit zu den Helfer und Helferinnen die an diesem Tage den Priestern und Pontifices zur Hand gehen würde. Wie alle Priester trug sie reines weißes Leinen und um den kalten wind etwas fern zu halten, eine ebenso weiße Pala darüber. Das Haar war lose und offen, der Wind konnte ungehindert mit ihren gewellten Strähnen spielen.
    Aufmerksam verfolgte sie den Aufmarsch der CU und der CP, ihr Herz machte doch glatt einen Satz, als sie Valerian in seiner Paradeuniform erkannte. Doch ihrer Miene blieb unbewegt, schließlich war sie hier, weil sie den Göttern diente, nicht weil sie ihrem Liebsten um den Hals fallen wollte. Das hätte so gar keinen guten Eindruck gemacht. Stattdessen ließ sie ihren Blick schweifen und musterte neugierig aber unauffällig alle bereits Anwesende. Noch fehlten einige wichtige Persönlichkeiten. Was sie etwas enttäuschte, war die Tatsache dass der Kaiser an diesem Tage nicht dabei sein würde. Nur zu gern wäre sie dem Mann einmal begegnet.

  • Auch Serrana hatte sich fruehzeitig in ihrer Priesterinnenkleidung auf dem Aventin eingefunden, um den Aufmarsch der Cohortes Urbanae und der Praetorianer nicht zu verpassen. Mit leuchtenden Augen bewunderte sie die vielen Uniformen, die fuer den heutigen Tag blitzblank geputzt worden waren und in der Sonne glitzerten. Vor ueber hundert Jahren, zu Zeiten, als ihre iunischen Vorfahren noch wirkliche Bedeutung in Rom besessen hatten, war es sicher ganz aehnlich gewesen. Serrana hatte ploetzlich das Gefuehl, als waeren diese gloreichen Zeiten nur einen Wimpernschlag von ihr entfernt und genoss die feierliche Stimmung in vollen Zuegen. Der kalte Wind zerzauste ihre langen Haare, aber sie freute sich so sehr dabei zu sein, dass ihr das ungemuetliche Wetter gar nicht bewusst wurde.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus


    Ein wenig wehmütig trat Gracchus vorbei an den Soldaten, welche sich bereits sammelten, zu seinen Collegae aus dem Collegium Pontificium hin, denn viel lieber als seinen Platz bei den Pontifices hätte Gracchus seinen Platz als Teil der 'Soldaten' bei den Salii Palatini eingenommen, bot doch die rituelle Handlung - der Tanz und die Gesänge - nicht nur die Möglichkeit aus der patrizischen Starre auszubrechen - nicht nur in legitimer, sondern geforderter Art und Weise -, sondern gleichsam auch das Vergnügen daran, kam dies doch Gracchus' Kindheitstraum überaus nahe. An diesem Tage jedoch war es ihm nicht vergönnt seiner Neigung im Dienste des Staates nachgeben zu dürfen, bot sein maroder Leib doch keinen Raum für anstrengende Tänze, geschweige denn solche in Rüstung und mit Schild und Lanze in Händen, denn kaum gäbe es ein schlechteres Omen, würde einer der Sodales eine der heiligen Insignien zu Boden fallen lassen. Ob dessen hatte er für einen Vertreter Sorge getragen, Servius Veturius Calvinus, dessen Vater Iullus Veturius Calvinus den Salii Palatini seit langer Zeit bereits angehörte, und welcher bereits darauf wartete, eines Tages diesen Platz seines Vaters zu übernehmen, darob mit den Tänzen und Gesängen, dem Ablauf der Riten bestens war vertraut, und kaum hatte überzeugt werden müssen, an diesem Tage für Gracchus einzuspringen. Jener indes nahm zumindest seine Pflicht als Pontifex wahr, würde auch mit seinen Collegae nach dem Ritus auf dem Aventin zum Circus Maximus hin ziehen, dabei schließlich in einer Geschwindigkeit, welche dem Flamen Dialis war angepasst und somit nicht sonderlich eilig. Der designierte Consul Tiberius hatte sich bereits eingefunden und da Gracchus bisherig noch keine Gelegenheit hatte gefunden, diesem zu seinem Wahlsieg zu gratulieren, holte er dies nun nach, dabei in patrizischer Dignitas gänzlich alles ignorierend, was während der Meditrinalia mochte vorgefallen sein.
    "Salve, Tiberius! Meinen Glückwunsch zu deinem Wahlsieg! Obglei'h dieses Ergebnis ohnehin außer Zweifel stand, so ist die Tatsache doch überaus erfreuli'h, denn diesem Ereignis wird unbe..zweifelt auch für Rom eine gute Zeit nachfolgen."
    Dieser Tage mochte Durus durchaus viele solcher Worte vernehmen, suchten die meisten Senatoren doch stets mit den künftigen Consularen sich gut zu stellen - indes meinte Gracchus tatsächlich was er sagte, hatte er doch ob seiner eigenen, nurmehr dürftigen politischen Karriereaussichten für sich entschieden, keinem Strom mehr sich anzuschließen, sondern stets nur aus Überzeugung zu sprechen und handeln oder aber zu schweigen und sich zu enthalten.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Es war lange her, dass Aurelius Orestes die altertümliche, traditionelle Kleidung der Salier angezogen hatte. Er hätte auch etwas mehr trainieren müssen, um der heutigen Herausforderung gewachsen zu sein. Aber nichts desto weniger war er pflichtschuldig an diesem Morgen zum Armilustrium erschienen. Er schaute sich um, ob er jemanden aus der Reihe der Salier im Gewühl der sich gerade bildenden Prozessionsordnung erkennen konnte - es sollte ja eigentlich nicht zu schwer sein, da die Kleidung sie auszeichnete.


    Also ging er durch die Reihen (er hatte irgendwie beim letzten Treffen, den genauen Treffpunkt überhört), den eisernen Pileus unter dem Arm und schaute sich um, ob er die anderen Salier, am besten gleich Avianus ihren neuen Magister, erspähte.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus


    Er hatte den Flamen Martialis noch nicht entdeckt, als die ersten Abordnungen anmarschierten. Zuerst kamen die Stadtkohorten, dann auch schon die Praetorianer - natürlich hatten es die städtischen Einheiten etwas schneller geschafft als die Abordnungen der Legion und Classis. Etwas versank er dabei in Gedanken: Gern wäre er auch bei den Adlern gewesen, hätte Scharen von Soldaten befehligt und Kriege geführt - aber all das oblag nun wohl seinem Cousin, während er auf einem anderen Schlachtfeld zu kämpfen hatte!


    "Ave, Flavius! Das hoffe ich!"


    erwiderte er, als plötzlich Gracchus an seine Seite trat und ihm zur Wahl gratulierte. Der Senator sah heute relativ gesund aus (anders als damals bei dem Gastmahl), was Durus freute. Dennoch kam ihm plötzlich der Gedanke, dass in letzter Zeit fast alle Flavier an seltsamen Krankheiten litten! Doch dieser wurde rasch weggewischt und er begann ein kleines Gespräch.


    "Hast du dich gut von den Meditrinalia erholt?"


    Er selbst hatte am nächsten Morgen den Kater seines Lebens gehabt und konnte sich an die Hälfte der Feier nicht erinnern. Er hatte gar nicht gewusst, dass man in seinem Alter noch so viel trinken konnte!

  • Immer mehr Zuschauer strömten in jenen uralten Lorbeer-Hain auf dem Aventin, der nurmehr wenig mit dem rituellen Platz aus der Zeit der Könige gemein hatte: Seit der Ausweitung des Pomeriums durch den göttlichen Tiberius lag es innerhalb der rituellen Stadtgrenze und war damit für Träger des militärischen Imperium verboten. Doch wie die Stadtgrenze um den Flecken nahe dem Tiber herumgewachsen war, hatte es auch die Stadt getan und blickte man über die Lorbeerbäume hinweg, konnte man die hohen Mietskasernen des Aventins erkennen. Ebenso war es heute unbekannt, wo genau sich hier der Ort befand, an dem Titus Tatius, der König der Sabiner, begraben lag.


    Trotz all jener Veränderungen hatte man den Hain heute jedoch wieder vorbereitet für das Ritual und die Calatores des Pontifex Flavius hatten dafür gesorgt, dass verdorrte Äste in den Bäumen herausgeschnitten und man Absperrungen für die Zuschauermengen und Markierungen für die Platzierung der verschiedenen militärischen Einheiten aufgemalt worden waren, die heute an diesem Ritual teilnehmen durften.


    Nachdem bereits am frühen Morgen des Tages die ersten Schaulustigen aufgetaucht waren - viele sicherlich Angehörige der heute zu entsühnenden Soldaten, wirkte es jetzt fast etwas wie ein Volksfest, bei dem Händler durch die Reihen gingen und verschiedenste Leckereien anboten, während die Calatores der Flamines und Pontifices alle Hände voll zu tun hatte, für die Einhaltung der Absperrungen zu sorgen und die langsam eintreffenden Militärformationen einzuweisen:


    "Praetorianer hier vorn, bitte, direkt neben den Cohortes Urbanae!"


    "Centurio, Du musst den Platz weiter hinten einnehmen, dort bei dem Pflock im Boden!!"


    und ähnlich klang es über den Platz und noch war nichts von der mystischen Stimmung zu spüren, die für ein solches Ritual üblich war.

  • Quintus postierte sich, ebenso wie der Rest der kleinen praetorianischen Gruppe, wie geheißen und wartete dann gespannt ab, was nun weiter passieren würde. Den ganzen Trubel um das Ritual beobachtete der Duccier mit Neugier, denn obschon er wusste, worum es ging und wie das Armilustrium ablaufen würde, war es für ihn doch das erste Mal, dass er direkt am Ritus teilnahm.
    Wie lange sie wohl noch warten mussten, ehe es richtig losging? Naja, zumindest ruhig in der Gegend stehen und warten hatte er beim ewigen Wachdienst gelernt...

  • Licinus Delegation erreichte den Lorbeerhain kurz nach den Abteilungen der Stadteinheiten, eine Tatsache, die Licinus nicht erfreute und der geringeren Ortskenntnis geschuldetet war, sie hatten sich tatsächlich in die Irre führen lassen.
    Licinus steuerte die Abteilung zu den Männern, die grade dabei waren die beiden anderen Abteilungen einzuweisen. Als sie sich diesen näherte erkannte er, dass sein alter Freund Serapio die Urbaner führte und nickte ihm erfreut zu, als er meinte, dass dieser in seine Richtung schien.


    Dann erschallte ein knappes "legio prima! consistite!" um deutlich abzutrennen, für wen der Befehl galt.
    Licinus wartete nun, dass sich einer der calatores ihrer annahm...

  • Den Platz weiter hinten, bei dem Pflock. Valerian nahm den geforderten Platz sofort ein, um dann wieder zur Bewegungslosigkeit zu erstarren. Viele Jahre Wachdienst waren wahrhaftig eine gute Übung. Zum ersten mal nahm er an dieser Zeremonie als Soldat teil. Bisher war er immer nur Zuschauer gewesen. Es war ein wenig ernüchternd, wie die Vorbereitungen so abliefen. Von der feierlichen Stimmung war noch überhaupt nichts zu spüren.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Hast du dich gut von den Meditrinalia erholt?"


    Die Frage kam so beiläufig, dass Gracchus sich nicht dessen war sicher, ob Durus das Gastmahl bei Voluptarianus Suavis rückwirkend mit Humor und ihn als eine Art Mitkonspirant betrachtete, gegen ihn stichelte oder am Ende gar sich ein wenig hatte empört. Auch in Gracchus' Erinnerung gab es einige Lücken - ob derer er nicht sich einig war, ob dies eher gut oder eher schlecht mochte sein -, doch jene Geschehnisse, derer er sich entsann, waren durchaus genügend blamabel - allein, dass er sich hatte derart gehen lassen, konnte als beschämend gewertet werden, obgleich tief in seinem Innersten er nichts davon bereute -, gleichsam hatte er an jenem Abend womöglich zu wenig Acht auf den Tiberier gehabt, als dass er hätte gewusst, ob jener nicht ebenso unbekümmert war gewesen, hatte der großzügige Weinkonsum aller Gäste doch dies geradezu herausgefordert.
    "Das ... habe ich"
    , antwortete er ein wenig gedehnt, in diesem Augenblick zum ersten Male nicht unglücklich über die Farblosigkeit seiner Worte, verrieten diese doch somit auch nicht seine Verunsicherung.
    "Du hoffentli'h ebenfalls."
    Er konnte zumindest den Anschein erwecken, als würde er über all dem stehen und sich an alles erinnern. Zu womöglich ihrer beider Glück trat in diesem Augenblick Volusus Genucius Cipus, der Flamen Martialis zu ihnen hinzu.
    "Salvete Pontifices!"
    Genucius war ein überaus ansehnlicher Mann, wie Gracchus stets musste feststellen, verdrängte jedoch diesen Gedanken sogleich wieder in Besinnung darauf, dass er jenes heikle Thema gerade erst knapp hatte umschifft. Der Flamen Martialis indes schien für solcherlei Gedanken ohnehin keinen Sinn zu haben, war es doch ein offenes Geheimnis, dass er - wenn auch nunmehr vor vielen Jahren - die Gemahlin des Obultronius Rufo hatte verführt, während jener sein Amt als Proconsul in Gallia hatte ausgefüllt.
    "Ziehst du heute gar nicht mit den Saliern, Flavius?" Er wartete nicht erst eine Antwort ab, war in Gedanken bereits bei dem anstehenden Ritus und wandte sich darob an Durus, den pro magistro. "Eine Delegation der Classis Misenensis erwarten wir noch, nicht wahr? Praetorianer, Urbaner und Legio I sind bereits da, die Salii Collini nehmen gerade Aufstellung, die Palatini sammeln sich noch."

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Offenbar erinnerte sich Gracchus auch nicht mehr so gut an den Abend - zumindest deutete der etwas beschämte Unterton seiner Antwort darauf hin. Einen Moment überlegte er, auf die Gegenfrage ebenso ausweichend zu antworten, dann wurde ihm jedoch klar, dass der Flavier ihn sicherlich gesehen hatte und meinte mit einem verschwörerischen Grinsen


    "Ich muss zugeben, dass ich unglaubliche Kopfschmerzen hatte. Aber jetzt geht es mir ja wieder gut!"


    Ehe er weiter darauf eingehen konnte, kam jedoch Genucius Cipus auf sie zu und mischte sich sofort in das Gespräch ein. Und dabei sprach er sogar genau das aus, was Durus sich schon gedacht hatte!


    "Salve, Genucius. Ich weiß leider nicht Bescheid - Aurelius war ja für die Einladungen verantwortlich. Aber ich denke, dass wir noch ein wenig warten und andernfalls beginnen. Es ist ja ohnehin eher eine symbolische Angelegenheit."


    Zumindest gab es ja etwa 300 000 Soldaten Roms, die diese Entsühnung nicht mitmachen konnten und trotzdem herrschte im Winter weitestgehend Frieden!

  • Ein wenig später als geplant fand ich mich am Ort des Geschehens ein. Celerina hatte wieder einmal eine halbe Ewigkeit im Bad benötigt, und schließlich war es mir zu bunt geworden und ich hatte mich allein auf den Weg gemacht. Sollte sie nachkommen, wenn sie soweit war.


    Bereits von weitem entdeckte ich Durus, Gracchus und den flamen Martialis. Ich ging auf sie zu, begleitet von einigen Sklaven, und bekam eben noch den letzten Rest des Satzes mit, den Durus zur Antwort auf eine Frage gab, die ich mir denken konnte. "Salvete, die Herren. Ihr sprecht über die Einladungen? Sie gingen früh genug an die Kommendeure. Fehlen lediglich die Seemänner, wie ich sehe", stieg ich ins Gespräch ein. Zu den Meditrinalia im Hause des Suavis war ich nicht geladen worden, daher konnte ich nichts dazu beitragen. Wir hatten in diesem Jahr nur innerhalb der Familie gefeiert, es war ein eher ruhiges Fest gewesen, auch wenn Prisca absent gewesen war.

  • Als Serrana dazu kam, lächelte sie ihrer Freundin zu und ging zu ihr herüber. "Salve, Serrana. Ich bin schon ganz aufgeregt!" vertraute sie der Freundin an und warf einen kleinen verstohlenen Blick hinüber zu den aufgestellten Soldaten, oder vielmehr zu Valerian. Jedes Mal wenn sie ihn sah, versprürte sie ein freudiges Kribbelen. Noch fehlte dem Haim jegliche mystische Stimmung, vorallem weil den Soldaten ihre Plätze zugewiesen wurden.


    "Hättest du jemals geahnt, das wir an einem solchen Ereigniss teilnehmen?" fragte sie ihre Freundin und versuchte ihre Nervosität und Aufregung zu unterdrücken. Schließlich grinste sie doch kurz. "Hast du gesehen, Valerian ist auch da!" Wie gut das sie in diesem Moment nicht knallrot anlief. Irgendwie führte sie sich ganz schön albern auf. Aber noch war es nicht ganz so notwedig eine ernste und ehrfurchtsvolle Miene aufzusetzen.

  • Es war ein weiter Weg bis zum Aventin und den Feierlichkeiten des Armilustrium, doch endlich traf auch die Sänfte der jungen Tiberia dort ein und Septima entstieg dieser. Eingehüllt in eine dunkelblaue Palla, das Tuch gegen den Wind auch über das Haar gezogen, trat die junge Frau an die Abgrenzung des Zuschauerbereiches. Baldemar, ihr Leibwächter, sorgte für den entsprechenden Platz.
    ‚So sieht also der Aventin aus.’ ging es Septima durch den Kopf. Schon auf dem Weg hier her, hatte sie immer wieder einen Blick aus der Sänfte geworfen und die großen Insula mit skeptischen Blicken gemustert. ‚Wie können die Menschen nur so leben?’


    Nun war sie endlich angekommen und betrachtete neugierig die in Reih und Glied aufmarschierten Soldaten. Leider erkannte Septima den schmucken Quintilia nicht, denn bisher hatte sie ihn nie in seiner Uniform gesehen. Aber generell sahen alle Soldaten sehr fesch aus in ihren Paradeuniformen. Gespannt wartete sie, was nun weiter geschehen würde, denn dies war für die junge Tiberia das erste mal, dass sie diesem Fest zu Ehren von Mars beiwohnte.


    Ihr Blick ging weiter über die Anwesenden Menschen und zu ihrer eigenen Überraschung entdeckte sie nicht nur, wie erwartet, ihren Onkel Manius und den Pontifex Flavius Gracchus, nein, da waren auch noch, in ihre schlichten weißen Leinengewänder, Calvena und Serrana. Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem hübschen Gesicht, welches auf Grund der frühen Morgenstunde nur sehr wenig geschminkt war, und sie hob ihre Hand zum Gruß in Richtung der beiden Frauen. ‚Ich wusste gar nicht, dass die beiden dem Cultus Deorum beigetreten sind.’

  • Das Armilustrum zog nicht nur die Aufmerksamkeit von illustren Pontifices, schwer bewaffneten Soldaten, frommen Discipuli, geschäftstüchtigen Händlern und diensteifrigen Opferdienern auf sich, sondern auch von einer kleinen Gruppe – sagen wir, einem Grüppchen – von Vestalinnen. Unter ihnen war Romana, die den Kopf reckte, um einen Blick über die Menschenmassen auf das Armilustrum zu erhaschen. So viele Soldaten. Nicht, dass sie eine große Freundin der Soldateska war, aber es war schon irgendwie ein erhebendes Spektakel, die Macht Roms, die sie alle beschützte, hier vor sich zu sehen. Waren eigentlich alles stramme Burschen. Ob dieser Quintilier auch dabei war, drüben, bei den Prätorianern? Sie wusste es nicht, es war ihr auch gleich.


    Stattdessen ließ sie ihren Blick nach rechts schweifen. Dort stand Pontifex Tiberius, den sie von früher kannte. Consul Electus war er nun, nicht unverdienterweise. Neben ihm sah sie ein weiterer Pontifex, den sie nciht erkannte, obwohl er aussah wie eine durchaus meritenreiche Persönlichkeit. Die beiden Herren wurden durch einen weiteren Pontifex ergänzt. Romana kam es so vor, als hätte sie den schon irgendwo einmal gesehen, aber vermutlich betrog sie ihr Gefühl.


    Nach links nun wanderte ihr Blick. Zwei nicht unbekannte Gesichter erspähte sie dort, die von Calvena und Serrana. Sie waren auch da! Ein Zufall, wie man sich immer über den Weg lief. Ob sie sie auch sahen? Romana winkte ihnen zu, vermutlich würden die beiden sie eh nicht in der Menschnmasse erblicken.

  • Das Warten war schon recht ernüchternd. Ohne sich zu bewegen, ließ Quintus seinen Blick – soweit es eben ohne Bewegung möglich war – über die Reihen der Anwesenden wandern, betrachte Soldaten, Priester und Zuschauer eingehend. Wer konnte schon wissen, wen man hier vielleicht entdeckte...

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