Als das Mädchen seinen Namen nannte, wandte ich ihr wieder den Blick zu. Diesen Namen hatte ich bereits gehört, nur wo? Ich versuchte mich zu erinnern, doch gelang es mir nicht. Mit einer Kopfbewegung zitierte ich meinen nomenclator herbei. Der schon ältere Sklave reckte sich an mein Ohr und begann, leise flüsternd seine Aufgabe zu erledigen. "Tiberia Septima, Tochter des Tiberius Gracchus, seinerseits Bruder des consul Tiberius Durus. Sie ist unverheiratet und das Mündel des Durus, Herr, und dein Neffe Ursus gedenkt sie zu ehelichen." Meine Brauen ruckten nach oben ob dieser wertvollen Informationen. Ich nickte dem Sklaven zu, woraufhin er sich wieder zurückzog. Daher kannte ich sie also - Ursus hatte mit mir darüber gesprochen, jetzt erinnerte ich mich. Erneut musterte ich die Tiberierin, diesmal interessierter. Wie sie meinen Blick interpretieren würde, wusste ich nicht, ebenso wenig wie ich mich entscheiden konnte, ob ich es unhöglich von Celerina finden sollte, dass sie wohl sich, aber nicht mich vorstellte. Ich nickte knapp einem weiteren Sklaven zu. "Der Senator und pontifex Marcus Aurelius Corvinus!" sagte dieser, und ich fügte an: "Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Tiberia."
Selbstverständlich hatte sie recht, die Unterhaltung auf später verschieben zu wollen. Es wäre schlecht für die Opferung, wenn wir sie mit Desinteresse und angeregter Unterhaltung störten. Deswegen war dies auch vorerst alles, was ich sagte, ehe ich mich wieder der Zeremonie zuwandte. Bisher lief alles glatt, und ich zweifelte nicht daran, dass auch der Rest des Opfers gut verlaufen würde. In Kürze war der Boden um die Opferstätte herum rot vom dunklen Lebenssaft der ausblutenden Tiere. Die vitalia wurden entnommen, und die Eingeweideschau begann. Stille hatte sich über den Tempelvorplatz gelegt.