Der Weg ins Bad war kurz, so dass Hiera erst hier antwortete. "Hier im Haus nennt man mich Lea." Sagte sie. Womit wohl auch klar war, dass sie eigentlich einen anderen Namen hatte. Kurz nachc den beiden betrat auch Corinna das Bad. „Ah hallo. Ich bin Corinna, du bist dann wohl die Neue?“ fragte sie freundlich. „Ja das ist Tucca. Sie möchte eine gelb orange streifte Tunika haben wir so was?“ Fragte Heira die Sklavin, die so was wie der gute Geist des Hauses war. „Ähm... nein, aber etwas dezent gelbes hätte ich im Angebot?“ nun sah Corinna zu Tucca, was die davon hielt. „Aber lass Tucca doch erst mal baden. Zumindest müssen wir sie vorher nicht so abschrubben wie dich, sie sieht nicht so aus, als hätte sie sich im Matsch gewühlt.“ Hiera verzog das Gesicht, doch Corinna wandte sich lachend Tucca zu. „Lea kam hier nämlich so schmutzig an, dass man denken konnte, sie hätte sich gerade im Dreck gesuhlt. Deswegen durfte sie auch nicht gleich ins Bad sonder wurde im Vorraum abgeschrubbt und unter dem ganzen Dreck, kam dann etwas ganz anschauliches hervor. Nicht wahr Kleines.“ Wieder war es Hiera, die nur eien Flusch zog. Und nun fast schon zickig sagte. „Brauchst du mich noch, wenn nicht kann ich ja gehen, dann lästert es sich wohl noch besser.“
Balneum
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Sie kamen im Balneum an. „ Ah, Lea.“ der erste neue Name, den sich Tuca merkte. Eine andere Sklavin kam dazu. Corinna hieß sie. Tuca hielt sich aus der Unterhaltung raus. Ein sehr minimalistisches Angebot. Tuca schüttelte verneinend den Kopf. Sie kam nicht dazu etwas zu sagen, Corinna hörte nicht auf zu reden. Tuca machte nur große Augen als sie erfuhr wie Lea aussah als sie her kam. Sie sah sich Lea an und das ganze klang für sie unglaublich. Tuca legte das Bündel , was sie mitgenommen hatte, beiseite und zog sich aus. „ Hier dürfen wir baden ?“ Sie sah sich um. Ein schönes Balneum. „ Der Veilchenduft, muss hier jeder danach riechen? Ich habe etwas eigenes.“ Sie knotete das Bündel auf. In ein langes Tuch waren zwei Tonfläschchen und ein Kamm, an einem Ring eine Nagelfeile und eine Pinzette, eingewickelt. In einem Fläschchen war feines Öl, im anderen Duftöl das nach Sandelholz und Mandel duftete. „ Bitte kein Gelb. Das ist die Farbe der Venus. Eine einfache weiße Tunika reicht mir.“
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Beim Eintreten schien man in einen warmen Schleier einzutauchen. Der Raum war sehr gut beheizt, damit der Badende nicht fror, wenn er im Anschluss aus dem warmen Wasser stieg.Schnelle, effiziente Reinigung, keine Massage, keine Rasur, keine Fußpflege, kein gar nichts. Nur eine Reinigung. Obwohl die Oberfläche des kleinen Beckens einladend dampfte und allerlei olfaktorische Herrlichkeiten auf einem Tablett in kunstvollen Flaschen bereitstanden. Na ja, für irgendeines der Öle würde er sich schon erwärmen können, auch wenn er keine Massage wünschte, und sei es das duftfreie Olivenöl ohne alles. Uneingeölt konnte man schließlich nicht vor die Haustür gehen. Terpander wartete, bis Tacitus sich auffordernd hinstellte, um ihm schnell und effizient beim Auskleiden zu helfen.
"Hattest du in deiner alten Heimat auch ein privates Balneum oder hast du die öffentlichen Bäder besucht?", plauderte Terpander ein wenig.
Nicht einmal eine Rasur, kein Nichts ... irgendwie verstörte ihn die Anspruchslosigkeit. Er war es gewohnt, stundenlang Körper zu kneten und konnte seinerseits stundenlang stillliegen und sich verwöhnen lassen, und dieser Herr wollte einfach gar nichts. "Wünschst du vielleicht Musik während des Bades?" Terpander konnte sich die Antwort denken, doch er musste das einfach fragen.
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Ich signalisierte Terpander, dass man mir die Tunika ausziehen sollte, was dann auch schnell und effizient geschah. Die Schuhe streifte ich selbst ab.
"Streng genommen ist das hier meine alte Heimat, Terpander," sagte ich, um dann nahtlos hinzuzufügen, "Aber in Alexandreia bevorzugte ich die öffentlichen Bäder. Schon allein, weil ich mich dort mit meinen Studienkollegen traf. Zuerst Sport, dann ein Bad. Und danach endlose Diskussionen an der Agora mit Blick auf den Pharos."
Ich glitt ins Bad. Es war angenehm warm. Mein Körper wollte, dass ich länger hier verweilen würde. Doch mein Geist lehnte es ab, mehr Zeit als nötig im Müßiggang zu verbringen. Wünschte ich mir Musik? Ich tauchte kurz unter. Als mein Kopf wieder über der Wasseroberfläche war, beantwortete ich die Frage. "Musik vielleicht nicht, aber einer Rezitierung eines Gedichts wäre ich nicht abgeneigt."
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Terpander stand gerade hinter dem Kopf von Tacitus, während er die Tunika faltete, so dass dieser nicht die Entgleisung in seinem Gesicht sah, als er ein Gedicht wünschte. Schmähgedichte kannte Terpander, pädagogische Merksprüche und unanständige Stammtischreime. Kriegslieder, in denen das Sterben und Schlachten wortreich gepriesen wurde. Aber vermutlich nichts, was nach dem Geschmack des Herrn sein würde.
Terpander nahm ein Stück Seife zur Hand, das für die Haare gedacht war und das einen unaufdringlichen Duft verströmte. Das machte er nass, rubbelte es in seinen Händen und legte es dann ab, um die eingeschäumten Hände im Haar des Herrn zu vergraben.
Er wollte tatsächlich ein Gedicht ...
Zumindest eine Kopfmassage musste Tacitus über sich ergehen lassen, sonst wurden die Haare nicht sauber. Kein Mann seines Standes wollte Schuppen auf den Schultern spazieren tragen und wenn doch, würde Terpander es nicht widerspruchslos erdulden. Endlich hatte er sich für ein Lied entschieden, dass er nun als Gedicht vortrug:
"Unerbittlich, immerwährend, festausharrend in der Not
Unserer Väter Ahnen, schwangen ihre Lanzen blutigrot.
Endlich dann, nach zwei Jahrzehnten ließ der Feind das fette Land,
Aus Ithomes hohen Bergen hat er sich zur Flucht gewandt.
Der schönste Tod von allen ist es, von Feindes Hand
Als tapfrer Mann zu fallen im Streit fürs Heimatland;
Doch nichts erträgt sich schwerer, als fort ins Elend fliehn,
Der reichen Heimat ferne durchs Land als Bettler ziehn.
Zur Seit' den grauen Vater, das Mütterlein, o Qual!,
Und mit den kleinen Kindern das ehliche Gemahl.
Ihn treibt der harte Mangel; im Zwang der bittern Not
Fleht er umsonst um Beistand fremd und als Feind bedroht.
Zur Unehr' seiner Ahnen, sein schön Gesicht entstellt,
Dem aller Schimpf und Schande und Schlechtigkeit gesellt.
Lasst ihn das Land durchstreichen! Man höhnt ihn ins Gesicht,
Er findet nirgends Achtung, nicht Rücksicht, Mitleid nicht."
Mal sehen, ob Tacitus diesen Dichter erraten konnte, den sein Platon wortreich gelobt hatte.
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Ich ließ die Kopfmassage emotionslos über mich ergehen. Meine Verachtung für jedweden Luxus musste ich ja nicht maßlos übertreiben. Denn Maßlosigkeit war auch eine Form von Luxus, und eines Philosophen unwürdig.
Mit der Wahl des Gedichts überraschte mich Terpander. Ich rätselte, wessen Verse er rezitierte. Nachdem er geendet hatte, brauchte ich einen Moment, bis es mir ins Gedächtnis kam. Zu Ende war die Elegie noch nicht. Ich schloss die Augen, um mich besser zu konzentrieren.
"Uns lasst für Land und Kinder mutvoll zum Kampfe gehn,
Nicht bang besorgt ums Leben feige zur Seite stehn;
Nein, Jungen, sondern streitet zusammen enggedrängt.
Schmach, wen die Furcht befiele, Schmach, wer ans Fliehen denkt.
Ermannt euch kühn... kühn..."
Ich grübelte. Wie ging der Text weiter? Jetzt hab ich's wieder!
"Ermannt euch kühn und stärket im Herzen euch den Mut
Und kommt's zu Kampf und Streiten, spart nicht mit euerm Blut.
Verlasst im Streit die Greise, die Alten nicht, die schwer
Nur mehr die Glieder regen, flieht nicht vor denen her."
"Terpander, du hast mich überrascht! Mit Vielem hatte ich gerechnet, doch nicht mit Tyrtaios. Mein Kompliment." Ich ließ ihm keine Zeit, etwas zu erwidern, sondern fuhr nach einer minimalen Pause fort. "Oft wird Sparta auf seine Krieger reduziert, die zweifellos Ehre verdienen, doch zu oft vergisst man dabei den unschätzbaren Wert, den Sparta für die Kultur der Hellenen hatte. Übrigens auch für die Musik, was recht interessant ist, wo du doch ein Namensvetter des berühmten Terpandros bist, der die Kithara verbesserte. Dies bringt mich unmittelbar zu einer Frage. Hast du eine Verbindung zu Sparta? Stammst du vielleicht aus der Gegend?" Alexios hätte mich in diesem Moment gescholten, dass ich eine Frage ankündigte, doch zwei stellte. Doch war für mich die zweite Frage lediglich eine Konkretisierung der ersten, so dass es streng genommen bloß eine Frage war.
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"Das kommt darauf an, was man als Kultur definiert, Herr. Spartas Geist ist Selbstaufgabe, was nichts mit dem Prunk römischer Kultur gemein hat. Ja, ich stamme aus der Polis und habe die Agoge durchlaufen. Unser beliebtestes Gericht ist die Blutsuppe, unsere Gesänge handeln vom Sterben, unser berühmtestes Fest ist die Geißelung der Epheben. Auch heute noch werden schwächliche Kinder dem Taygetos überantwortet. Dass ein feingeistiger Römer wie du Spartas Beitrag für die hellenische Welt als von unschätzbarem Wert bezeichnet, mag deiner Wohlerzogenheit geschuldet sein. Und natürlich hat mein Vater mich nicht nach einem Kitharöden benannt. Das war meine erste Herrin."
Terpander sprach mit Tacitus recht offen, so wie er es gewohnt war. Ein Sklave, der nur Ja und Danke sagte, war für die Küche geeignet, aber nicht als Gesellschafter. Falls den Herrn diese Art und Weise störte, würde er sich schon zu Wort melden.
Das Haar von Tacitus war fertig eingeschäumt. Terpander übergoss es vorsichtig mit warmem Wasser, wobei er darauf achtete, dass möglichst wenig davon in das Gesicht des Herrn floss. Mit einem Handttuch tupfte er ihm das Gesicht ab und massierte ihm anschließend durch den flauschigen Stoff die Kopfhaut, so dass das Haar schonend getrocknet wurde. Zudem beugten Massagen Haarausfall vor. Haar- und Bartpflege gehörte zu den wenigen Aufgaben, die er nicht nur aus Pflichtgefühl erledigte, sondern wirklich gern tat.
"Damit, dass du Tyrtaios kennst, habe ich nicht unbedingt gerechnet, muss ich zugeben."
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Terpanders Offenheit gefiel mir. Das erinnerte mich an meine Zeit in Alexandria. Am Museion hatte niemand seine Meinung zurückgehalten, auch nicht die Sklaven in der Bibliothek. Gerade nicht die Sklaven in der Bibliothek.
"Nun, dass ich mich noch an Tyrtaios erinnere, ist etwas, womit ich nie gerechnet hätte."
Ich lachte kurz, bevor ich wieder in ruhig weiter sprach.
"Nicht mein bevorzugter Dichter. Doch magst du Recht haben, was Sparta betrifft. Ich kenne diese Polis nur aus Schriften. Du wirst mir wohl etwas mehr über Sparta erzählen müssen. Und über dich. Wie kommt es zum Beispiel, dass ein Spartiat nun als Sklave in Rom dient? Das scheint mir sehr ungewöhnlich zu sein."
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"Es ist auch ungewöhnlich, Herr. Es ist die Strafe für ein Verbrechen gegen einen der Homoioi."
Das musste man dazu sagen, denn eine Untat gegen einen Heloten interessierte noch weniger, als in Rom die Untat gegen einen Sklaven zählte, und auch die Periöken waren nur bedingt mit Peregrini zu vergleichen. Der Abstand der Vollbürger zu ihnen war riesig und unüberwindbar, wohingegen ein Peregrinus problemlos das römische Bürgerrecht erlangen konnte. Was Terpander verschwieg, war, dass es weder Verfahren noch Urteil gegeben hatte und er sich in der Sklaverei genau davor versteckte. Tatsächlich wusste selbst in der Polis kaum jemand davon, was er angerichtet hatte.
"Über Sparta gibt es viel zu erzählen, es würde ganze Bücher füllen. Wir selbst schreiben sie jedoch nicht nieder. Dichtkunst ist in der Polis der beste Weg, sich lächerlich zu machen. Ich spreche natürlich ganz allgemein, Herr, vom Geiste Spartas, nicht von mir. Was würde euch denn interessieren, wovon darf ich euch erzählen?"
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Welches Verbrechen er wohl begangen hatte? Ich würde ihn das irgendwann fragen, aber noch nicht jetzt. Andere Dinge interessierten mich mehr, zumal er ja ein zuverlässiger Sklave zu sein schien.
"Was mich an Sparta interessiert, ist vor allem die Gesellschaftsstruktur. Ich habe nie so richtig verstanden, in welche Klassen die Menschen in Sparta eingeteilt sind und welche Rechte und Pflichten damit einhergehen. Auch würde mich interessieren, wie wir Römer dort eingeordnet werden. In Alexandreia sind wir ja besipielsweise als Proxenoi den Polites gleichgestellt. Und die Gesetze Spartas interessieren mich ebenfalls. Sind sie schriftlich niedergelegt? Wer beschließt sie? Wer sitzt zu Gericht? Gibt es spezialisierte oder gewählte Richter?"
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Der junge Römer mit dem adretten Bart war scheinbar jemand, der sich am besten entspannen konnte, wenn jemand lange dozierte. Terpander legte das Handtuch beiseite und massierte Tacitus die Kopfhaut, damit sein Haar voll und gesund blieb, während er sprach. Für seine Verhältnisse waren das viele Worte auf einmal, aber der Herr wünschte es eben so, also sprach der Hellene.
"Es gibt die Vollbürger, das sind die Spartiaten - jene Männer in Bronzerüstung und rotem Mantel, die man sich gemeinhin unter einem Spartaner vorstellt. Es ist ein Kriegeradel. Darunter stehen die Periöken, Freie, die am ehesten mit Peregrini zu vergleichen sind. Es sind Angehörige der unterworfenen Regionen. Sie leben mehr oder weniger autonom und leisten gelegentlich Kriegsdienste. Die Stellung der Periöken im lakedaimonischen Heer darf nicht unterschätzt werden. Eine Hochzeit zwischene Vollbürgern und Periöken ist allerdings völlig ausgeschlossen, während Römer und Peregrini ja öfter mal heiraten.
Dem gegenüber stehen noch die Heloten. Die sind zwar im Staat sesshaft, aber keine Bürger, dürfen außerdem ihr Land nicht verlassen, sondern haben es zu bewirtschaften. Vielleicht kannst du sie dir als öffentliche Sklaven vorstellen. Wichtig ist, dass sie niemals ausschließlich einem einzelnen Spartaner gehören können, sondern immer auch für ihr Gemeinwesen zuständig sind. Seit der Herrschaft von Rom ist das aber rückläufig und wird zunehmend durch die übliche Form der Sklaverei ersetzt.
Militärisch ist Sparta natürlich schon seit 300 Jahren nicht mehr ernstzunehmen. Unser letzter großer Kampf war gegen die Achaier und Makedonen. Unter König Nabis endete die unabhängige Politik Spartas. Schuld daran waren natürlich die Römer, die von den feigen Achaiern um Hilfe angefleht wurden. Sparta schlug sich in Anbetracht einer solchen Übermacht hervorragend, aber am Ende konnte solchem Druck nicht standgehalten werden. Die Macht der Polis wurde stark beschnitten. Seine Unabhängigkeit durfte Sparta allerdings ebenso behalten wie die Stadtmauern, die Nabis hatte errichten lassen. Nach ihm gab es keinen König mehr.
Im Grunde hat Sparta nach der Niederlage das Los der übrigen griechischen Staaten geteilt, jedoch wurde ihm von den Römern besondere Ehre zuteil. Wir blieben frei und haben nominell nichts anderes als Freundschaftsdienste erwiesen. Jedoch sind zum Beispiel sind die Ephoren - so eine Art Aufsichtsbeamte, die auch die Außenpolitik bestimmten - aus dem Leben Spartas verschwunden. Nach Augustus aber hat Rom die Zügel noch fester gezogen und von der Freiheit blieb nicht mehr allzu viel übrig. Das Thema ist umfangreich, aber mit Politik hatte ich im Grunde nie viel zu tun. Fakt ist: Alles war klar geregelt, bis Rom die Herrschaft übernahm.
Für einen Menschenschlag, der seit jeher für den Kampf lebt, ist so eine neue, aufgezwungene Ordnung nicht leicht zu verkraften, auch heute nicht, obwohl das zehn Generationen her ist. Wofür leben wir noch? Für ein zerbrochenes Spiegelbild. Unsere gesamte Gesellschaft war und ist auf den Kampf ausgelegt. Wir versuchen, die Traditionen hoch zu halten, aber es sind nur Schatten und vergebene Hoffnungen. Der Geist Spartas stirbt."
Den Optimismus hatte Terpander wahrlich nicht für sich gepachtet."Aber bevor du dich sorgst: Ich gehöre nicht zu jenen, die Rom dafür hassen. Rom war einfach besser, das ist der Lauf der Dinge. Es ist nur ärgerlich, dass es kein vernünftiger Kampf war, kein Untergang im eigenen Blut, wie Sparta ihn verdient hätte, sondern schnöde Außenpolitik, die am Ende alles entschied."
Sim-Off: Wie die innenpolitische Situation zu Zeiten des Rollenspiels im Einzelnen ist, kann ich leider nicht sagen, da die Quellenlage zu meinem Bedauern dazu äußerst dürftig ausfällt. Die Spartaner selbst schrieben ja nichts auf; es gibt keine schriftlichen Quellen aus der Hand von Lakedaimoniern. Die alten Stände sind aber während der Zeit des Prinzipats zumindest noch zum Teil vorhanden.
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"Ein interessantes Gesellschaftsmodell. Ideal auf militärische Belange ausgelegt. Und, wenn ich das richtig deute, liegt hierin auch die Schwäche. Durch eine vernichtende Niederlage, so wie sie Sparta, wenn auch gegen eine Übermacht, erleiden musste, kann es zu einer Destabilisierung der Gesellschaft kommen. Die neue Ordnung führt dann zwangsläufig zu einem Niedergang der alten Ordnung. Ich fürchte, dass du deshalb richtig liegst und der Geist Spartas stirbt. Das ist durchaus bedauerlich, weil es wohl äußerst selten ist, dass sich ein Staat so vollständig einem Ziel verschrieben hat. Mir ist zumindest kein anderes Beispiel bekannt. Selbst Athens streben nach Wissen und Kunst war nicht in dieser Konsequenz. Ich danke dir für deine Erörterungen."
Vielleicht war es ja Roms Stärke, genau diese 'schnöde Außenpolitik' so zur Perfektion zu bringen, wie Sparta das Kriegerwesen zur Perfektion gebracht hatte? Dann kam mir aber noch ein Gedanke.
"Vielleicht hat Sparta aber auch schlichtweg den Zeitpunkt verpasst, seinen Geist nach seinen Regeln zu verändern?"
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"Eine berechtigte Frage. Was Änderungen betraf, so waren und sind die Spartiaten Betonschädel. Die Tradition war Garant für den Erfolg und Versuche, den Kampfgeist des Gegners zu schwächen, gehören zur Kriegsführung dazu. Zersetzung, Demoralisierung. Es bedarf einer guten Portion Sturheit, dagegen zu bestehen, wenn man so eine kleine Polis ist. Die gleiche Sturheit fiel Sparta irgendwann auf die Füße. Andererseits - wenn man die Traditionen und damit die Kultur aufgibt, verliert man sich dann nicht automatisch selbst?“
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"Wenn man es aufgibt, dann ja. Wobei ich hier präziser wäre: Wenn man den Kern der eigenen Kultur und die damit verbundenen Traditionen aufgibt. Doch sind in der Regel nicht alle Traditionen zwingend zum Kern der Kultur gehörend. Ein Beispiel: Unsere Gesetze spiegeln natürlich auch unsere Traditionen wider, vor allem die alten Gesetze. Doch wird beispielsweise die Ehe durch Mancipatio zunehmend zur Randerscheinung, ohne, dass es einen nennenswerten Einfluss auf unsere Kerntraditionen hätte. Die Kerntradition in meinem Beispiel ist die Ehe an sich, und die patria potestas des Paterfamilias. Die Schwierigkeit besteht natürlich darin, überhaupt zu erkennen, was der eigene kulturelle Kern ist, und was nicht dazu gehört. Gibt man das Falsche auf, verliert man seine Kultur. Das ist zumindest meine Meinung."
Das hieß natürlich nicht, dass meine Meinung von allen geteilt würde.
"Doch nun denke ich, dass mein Bad bereits lange genug gedauert hat. Haben wir zufällig Öl mit einem Aroma von Zeder oder Weihrauch zum einreiben? Vielleicht sogar beides? Ich möchte ja schließlich nicht wie ein Barbar riechen."
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Terpander brachte Ravilla und Anaxis von der Porta aus direkt ins Balneum.
Dem jungen Perser erklärte er: "Hier findest du alles, was du benötigst. Du kannst dich bei den Körperpflegeprodukten bedienen, außer bei diesen drei Schränkchen da. Das sind jeweils die privaten Dinge der beiden Herren und der Herrin. Der Rest in dem großen Schrank da steht für alle zur freien Verfügung, auch für dich selbst kannst du etwas davon nehmen, Duftöl oder was auch immer. Nur stell es hinterher wieder zurück. Die Sklaven baden allerdings nicht hier unten, sondern waschen sich in ihrer Unterkunft oder gehen in die öffentlichen Thermen. Dort drüben liegen angewärmte Handtücher. Wenn du noch etwas brauchst, scheue dich nicht, nach jemandem zu schicken."
Damit zog Terpander sich diskret zurück.
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«Ich danke dir, Terpander. Wir werden uns nicht lange im Balneum aufhalten und bald zu euch stoßen.»
So beließ es Ravilla dabei, sich rasieren, abspülen und waschen zu lassen, einschließlich des Haares, bevor Anaxis ihn mit einem der warmen Handtücher trocken rieb. Das anschließende Einölen erfolgte verhältnismäßig lieblos, was jedoch nicht die Schuld des Sklaven war, sondern jene seines Herrn, der nicht später als nötig die Cena zu stören gedachte. Solchermaßen erfrischt und zivilisiert anzuschauen, begab Ravilla sich zur Cena. Anaxis jedoch, dem man die Strapazen der Reise ansah, entließ er. Es würden im Triclinium genug Sklaven zugegen sein, die sich um Ravillas Wohlergehen kümmern konnten.
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