[Circus Flaminius] LUDI CIRCENSES FERIAE LATINAE | Beginn, Opferung und Vorlauf

  • Ohje! Casetorix fiel auf den fünften Platz zurück und auch Tolimedes, der bislang so souverän geführt hatte, wurde plötzlich langsamer, so das sein Sieg gefährdet schien. Proteneas von den Roten holte auf. Und das alles so kurz vor dem Ende des Rennes.
    Aufgeregt verfolgte Aelius Quarto das Geschehen. Gebannt starrte er auf die Rennbahn. Seine etwas großspurigen Worte waren ihm einstweilen im Halse stecken geblieben. Nervös knetete er seine Hände.
    Würde Tolimedes seinen Sieg ins Ziel retten können? Noch lag er vorne.
    Würde Casetorix noch an Quintus Arius von der Aurata vorbeiziehen, um ins Finale einzuziehen?
    Jetzt kam die entscheidende Phase des Vorlaufs und sie versprach spannend zu werden.









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  • Jetzt schien nochmal Schwung auf die Rennbahn zu kommen. Tolimedes hatte sich wieder gefangen und eilte mit seinem Gespann unentwegt dem Ziel und somit dem Sieg im Vorlauf entgegen. Doch hinter ihm formierten sich so langsam die Gespanne um einen der begehrten Plätze für den Endlauf zu ergattern. Als erster suchte Quintus Arius sein Heil in der Flucht nach vorn. Er scherte aus und zog mit einer Leichtigkeit an Pigor Secundus vorbei. Nun hatte er noch Proteneas vor sich. Proteneas der das ganze bereits beobachtet hatte, verlangsamte von einer Sekunde auf die andere die Geschwindigkeit, so das Quintus Arius Mühe hatte, nicht von hinten auf den Russatalenker aufzufahren. Der lachende dritte dieses Manövers war Pigor Secundus von der Albata. Quintus Arius war hinter Proteneas eingekeilt so das Pigor Secundus nur ausscheren musste und mit einem Überholmanöver gleich zwei Wagen schluckte. Dies war sicher nicht das, was sich Quintus Arius vorgestellt hatte doch nun war er in einer ganz schlechten Ausgangslage. Noch würde der vierte Platz zu Teilnahme am Endlauf berechtigen doch hatte er enorm an Geschwindigkeit verloren und die hinter ihm lauerten schon. Am Ende des Feldes tat sich recht wenig. Pepe konnte nicht und Burolix wollte nicht, so machte es den Anschein. Dazwischen war nach Casetorix jenseits von Gut und Böse. Tolimedes bog auf die Zielgeraden ein und man konnte schon davon ausgehen, das er den Sieg in der Tasche und somit die Qualifikation für den Endlauf. Dahinter hatte sich überraschenderweise Pigor Secundus eingereiht. Für diesen jungen Nachwuchsfahrer wäre der zweite platz eine faustdicke Überraschung. Proteneas konnte sich hingegen ein wenig von Quintus Arius absetzen und somit dürfte der dritte Platz nun auch vergeben sein. Quintus Arius hatte seine Spur hingegen wiedergefunden und behauptete den vierten und letzten berechtigten Platz für den Endlauf.
    So ging es auch über die Ziellinie. In einem Meer von blauen Fähnchen und Wimpeln ging der Vorlauf zu ende und die Qualifikanten für den Endlauf standen fest. Nun galt es die Wagen so schnell wie möglich von der Rennbahn zu bekommen und dieselbe für den Endlauf vorzubereiten.


  • Die letzten Runden waren noch viel aufregender. Nur die Spitze schien schon frühzeitig entschieden zu sein, viel Interessanter war der Kampf um den letzten Startplatz beim richtigen Turnier.


    Macer hielt es nicht mehr auf den Sitzen, er stand wie viele der anderen Mitglieder seiner Factio. Unter großem Jubel konnte er beobachten, wie sich Pigor Stück für Stück vorarbeitete und nunmehr den Qualifikationsplatz fast sicher hatte, für Pepe gab es wohl keine Hoffnung mehr.


    Als die letzte Runde eingeläutet war brüllte Macer noch einmal alles aus sich heraus und siehe da, Pigor schaffte sogar den zweiten Rang, was für eine Leistung. Der arme Pepe tat ihm sehr Leid, er hatte die Gegner nur von hinten gesehen.

  • Gespannt und etwas verwundert verfolgte Macer die Manöver seines roten Fahrers in der letzten Runde. Eben war er noch riskant um den Sieg gefahren, jetzt wurde er unnötig langsam, um einen Verfolger auszubremsen und verlor dafür einen Platz an einen lachenden Dritten. Aber Proteneas war ja noch jung und konnte noch einiges dazu lernen, dachte sich Macer.


    Kaum waren die Gespanne über die Ziellinie geschossen, spendete er so wie die meisten Zuschauer Beifall für die erbrachte Leistung. Die Leistung der Fahrer hatte nichts zu wünschen übrig gelassen, fand er. Dann wandte er sich zunächst an Aelius Quarto. "Herzlichen Glückwunsch zum Sieg im Vorlauf. Eine überzeugende Leistung. Ich bin gespannt, was euer Fahrer noch im Endlauf bringt und wie schnell sich die Pferde erholen."


    Danach konnte er auch Aurelius Ursus zu einem Platz im Endlauf gratulieren. "Und euch auch einen Glückwunsch. Zumal ihr damit Aelius Quarto seine Wettvorhersage verdorben habt."

  • Mit einem ausgelassenen: “Tolimedes! Veneta victrix!“, begleitete Quarto den Zieleinlauf seines siegreichen Fahrers.


    Zufrieden rieb er sich die Hände.
    “Danke für die Glückwünsche, Purgitius. Ja, eine großartige Fahrt. Wie ich schon sagte; in dem Jungen steckt ein künftiger Champion.“


    Aber ein wenig getrübt wurde Quartos Freude durch die Tatsache, dass es der zweite Blaue Casetorix nicht in das Finale geschafft hatte. Als Fünfter war er denkbar knapp, aber letztlich unbestreitbar gescheitert.
    Und so hatte Quarto seine Wette dann auch verloren.
    Macers Vorhersage war hingegen richtig gewesen.


    “Aber auch dein Mann Proteneas hat sich auch beachtlich geschlagen und es ist so gekommen, wie du es gesagt hast. Zwei Rote werden im Finale stehen und zwei Blaue. Du hast gewonnen, ich gestehe es ein.“


    Er holte seinen Geldbeutel aus bereits etwas abgegriffenem Lammleder hervor.


    “Zweihundert hatten wir gesagt, war es nicht so?“







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  • Caius bekam plötzlich ganz große Augen. Schätzungsweise ein Drittel der Venetafans verstummte. Die anderen zwei Drittel brüllten lauter als zuvor. Caius gehörte zum ersten Drittel. Er griff ein wenig barsch nach Pisos Oberarm und starrte nur noch gebannt auf das dahinpreschende Feld unten auf der Zielgeraden. Casetorix war Fünfter, naja, immerhin, auch wenn er damit nicht weiter war. Und Tolimedes... Drei Wagenlängen! Noch zwei! Eine noch! Und dann war er über die Ziellinie. Caius bekam große Augen und brüllte dann wie von Sinnen los. Er legte einen Arm um Centho und einen um Piso, sah dabei nicht, was die anderen taten, aber irgendwie war der ganze blaue Block kurz darauf umarmend miteinander vernetzt. Aus tausenden Mündern kam der Ruf.


    »VE-NE-TAAAAAAAA!!« brüllten die einen.
    »VIIIIIIIIIC-TRIIIIIIIX!!!« die anderen.


    Immer wieder, immer lauter. Caius war sich sicher: Heute waren sie hier die lautesten gewesen, die alle anderen überstimmten. Irgendwo weiter vorne begann wieder ein kleines Grüppchen zu hüpfen. Kurze zeit später hüpfte auf Caius wieder. Hoch, runter, hoch, runter, hoch... Irgendwo begann eine schrille Frauenstimme irgendwas zu singen, einige andere fielen ein. Weiter rechts von ihnen begannen einige Anhänger einer anderen factio sich mit den Blauen zu kloppen. Caius hüpfte keuchend weiter. Und trug fleißig dazu bei, Tolimedes dieses Rennen nicht vergessen zu lassen.


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  • "Zweihundert hatten wir gesagt", bestätigte Macer, auch wenn es ihm etwas unangenehm war, dass Quarto so schnell den Geldbeutel zückte. Bei einer freundschaftlichen Wette bestand er keineswegs auf eine allzu eilige Begleichung, zumal das Ende des Renntags ja noch nicht erreicht war.


    "Aber ich biete dir auch gerne die Chance zur Revance im Finallauf. Im Vorlauf kam ein Blauer vor einem Roten ins Ziel. Wird es im Finale ebenso sein?", fragte er, war sich dabei aber ziemlich sicher, dass seine Chancen mit dieser Wette sogar noch besser standen als mit seiner Vorhersage, dass es die drei Blauen nicht geschlossen in den Endlauf schaffen würden.

  • Piso hörte sich die Worte der Frau von ihm an, und seine Augen wurden leicht größer, als er die Gute sprechen hörte. Wie sollte er reagieren? Am Liebsten wäre er laut herausgeplatzt vor lauter Lachen, konnte sich aber beherrschen und destillierte sein Amusement in ein Lächeln, ein Grinsen, begleitet von einem unbewussten leichten Anheben beider Augenbrauen. „Dass du neu in Rom bist, kannst du, mit Verlaub, nicht verhehlen. Glaub es mir, du wirst die tausenden von ungeschriebenen Regeln noch kennen lernen.“, meinte er.
    „Apropos, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, verzeih mir diesen Faux-Pas. Aulus Flavius Piso heiße ich. Welches ist dein Name?“ Die junge Dame die ganze Zeit hindurch Gnädigste nennen zu müssen, wäre doch ein wenig kompliziert.
    Doch abrupt wurde er vom Gespräch abgelenkt, als plötzlich ein unbeschreibliches Jubeln um sie herum ausbrach. Das Wagenrennen war zu Ende. Die Veneta hatte gewonnen – doch nicht ohne Abstriche. Auch Piso stand nun auf und ließ sich von Archi zu ihm hinziehen. Und da standen sie nun, herumspringend, Piso, Archias und Centho. Piso hüpfte ebenfalls mit Archi mit, doch war er etwas weniger enthusiastisch – Casetorix hatte nämlich seinen Einzug verpasst. Dabei war es so knapp gewesen. Zu ärgerlich, jetzt standen nicht 3, sondern nur 2 Venetawägen am Start. Dies war doch ein wenig hinunterziehend. Nichtsdestotrotz brüllte auch Piso laut: Victrix!“, mit (denn das „Veneta“ schrien andere Leute). Und tat es Archias weiterhin gleich. Hüpfen, immer nur hüpfen. Selbst wenn man nicht mehr konnte – weiterspringen!

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Zweihundert hatten wir gesagt", bestätigte Macer, auch wenn es ihm etwas unangenehm war, dass Quarto so schnell den Geldbeutel zückte. Bei einer freundschaftlichen Wette bestand er keineswegs auf eine allzu eilige Begleichung, zumal das Ende des Renntags ja noch nicht erreicht war.


    "Aber ich biete dir auch gerne die Chance zur Revance im Finallauf. Im Vorlauf kam ein Blauer vor einem Roten ins Ziel. Wird es im Finale ebenso sein?", fragte er, war sich dabei aber ziemlich sicher, dass seine Chancen mit dieser Wette sogar noch besser standen als mit seiner Vorhersage, dass es die drei Blauen nicht geschlossen in den Endlauf schaffen würden.


    Quarto überlegte kurz. Halil Torkebal, der zurzeit wohl beste Mann der Roten, hatte mehr große Rennen bestritten als Mehaf, den renomiertesten Fahrer der Blauen. Man konnte also mit gutem Grund annehmen, dass der Rote vor dem Blauen landen würde. Andererseits war jedes Rennen erst nach dem Zieldurchlauf entschieden und Überraschungen gab es immer wieder.


    “Also gut.“, willigte er ein. “Doppelt oder nichts. Ist dein bester Mann im Ziel vor meinem besten, dann gewinnst du den doppelten Einsatz. Liegt aber mein bester vor deinem, dann behalte ich mein Geld. Einverstanden?“







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  • Beinahe hätte Tolimedes die bereits wartenden Stallburschen verfehlt, so sehr war er von seinem Sieg berauscht und genoss den Jubel der Zuschauer.
    Er hatte gesiegt! Es war nur der Vorlauf gewesen, dass Finale wartete noch. Aber es war der erste Sieg seiner noch jungen Laufbahn hier in Rom und er verspürte ein noch nie gekanntes Hochgefühl.
    Am liebsten wäre er eine weitere Ehrenrunde gefahren. Aber die Stallburschen sprangen auf ihn zu und winkten ihm, er soll halten. Wild zügelte er seine Pferde. Die Burschen fingen sie ein, griffen ihnen ins Geschirr und mit knirschenden Rädern hielt der Wagen.
    Tolimedes hob die Hände in einer Geste des Jubels.


    Da war auch schon Dareios, der alte Champion der Veneta, der nun sein Wissen an die jungen Fahrer des Rennstalls weiter gab. Persönlich half er Tolimedes vom Wagen. Denn die Bandagen an seinen Beinen behinderten ihn – sie sollten bei einem Sturz die gefürchteten Hautabschürfungen verhindern.


    “Nicht übermütig werden, Junge!“, waren Dareios' erste Worte, und damit holte er den jungen Auriga nicht nur auf den Boden der Rennbahn, sondern auch in die Realität zurück.


    “Nein, natürlich nicht.“, antwortete Tolimedes. “Es war ja nur der Vorlauf.“


    “Genau! Aber gut hast du es gemacht. Wenn du dich jetzt noch im Finale ordentlich verkaufst, dann bin ich zufrieden. Für heute.“


    “Ja, Meister, ich werde mein Bestes geben.“


    “Oh ja, dass wirst du und das musst du auch, denn da warten Gegner von ganz anderem Kaliber auf dich. Aber nun ruh' dich kurz aus. Bis zum Endlauf bleibt nicht viel Zeit.“


    Die Stallburschen fingen an, die Pferde aus dem Geschirr zu nehmen und abzuspannen, um sie dann in die eher behelfsmäßigen Ställe der Flaminischen Rennbahn zu bringen. Dorthin ging auch Tolimedes.


    Inzwischen war Casetorix angekommen, sein Stallgefährte. Der jubelte nicht, denn er hatte sich nicht für das Finale qualifiziert. Im Gehen hörte Tolimedes noch, wie Dareios ihn für seinen Lauf lobte und sagte, dass er seinem Kameraden eine gute Hilfe gewesen war. Trotzdem, Casetorix war bestimmt enttäuscht. Seine Position als nur dritter Fahrer der Veneta hatte sich spätestens mit diesem Rennen zementiert.
    Allerdings war der Gallier eine Frohnatur, wie Tolimedes inzwischen bemerkt hatte. Er tat alles, um Dareios zu gefallen und dessen Lob würde ihn rasch wieder aufrichten. Außerdem wusste Tolimedes mittlerweile, dass es für Casetorix nichts wichtigeres gab, als vor seinem Bruder Burolix ins Ziel zu kommen, der für die Aurata fuhr, und das hatte er heute geschafft.


    So ging der junge Auriga einstweilen von der Bahn. Seine Gedanken waren bereits beim nächsten Rennen, dem Endlauf.

  • Piso war der einzige der auf Septimas Entschuldigung für ihren Ausrutscher einging und sie lächelte ihn dafür lieblich an. Na wunderbar, jetzt hatte der Flavier? auch noch erkannt, dass sie neu in Rom war. Septima seufzte und wand sich in der plötzlich entstandenen Unruhe und dem aufbrausenden Geschrei wieder dem Rennen zu, welches just in diesem Moment zu ende ging. „Tiberia Septima.“ brüllte sie gegen den ganzen Lärm dem Flavier ihren Namen entgegen. „Haben wir gewonnen?“ fragte sie dummer weise auch noch, denn irgendwie war die junge Frau viel zu abgelenkt gewesen, um mitzubekommen, welcher Wagen nun als erster durchs Ziel gefahren war.


    Aus lauter Solidarität hüpfte Septima nun auch wieder auf und ab. „Loss Celsus, mach mit!“ forderte sie ihren Vetter lachend und hüpfend auf und unterstrich ihre Aufforderung noch mit den Händen.


    „Victrix, Victrix, Victrix!“ rief Septima begeistert und klatschte im Takt der hüpfenden Menge in die Hände. Mit rosigen Wangen – Sport strengte an – leuchtenden Augen und ein paar sich lösenden Haarsträhnen, strahlte die Tiberia mit allen anderen Venetaanhängern um die Wette.

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    “Also gut.“, willigte er ein. “Doppelt oder nichts. Ist dein bester Mann im Ziel vor meinem besten, dann gewinnst du den doppelten Einsatz. Liegt aber mein bester vor deinem, dann behalte ich mein Geld. Einverstanden?“


    "Einverstanden", bestätigte Macer die Wette auch nochmal seinerseits. "Mit dem Sieg im Rennen werden wir aber wohl beide nicht viel zu tun haben, fürchte ich. Die Spitzenfahrer der Albata sind dazu zu stark, würde ich meinen." Natürlich würde sich Macer freuen, wenn er sich irrte und mittelfristig rechnete er auch damit, dass Halil Torkebal den Weissen würde Konkurrenz machen müssen, aber bisher konnte er realistischerweise nur mit ein bisschen Sticheleien ohne dauerhafte Wirkung seitens der Roten gegen die Weissen rechnen.

  • Zitat

    „Mhm… ich sag ja schon gar nichts mehr.“ gab sie kleinlaut bei, zog aber Celsus am Ärmel seiner Tunika ein Stückchen zu sich heran, damit sie leiser sprechen konnte bei dem war sie ihn nun fragen wollte. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die uns, also dich und mich, wirklich verprügeln, oder gar töten würden, oder?“ Septima konnte sich so etwas nicht vorstellen. Dies war doch nur ein Spiel, um zu sehen wer der schnellere von den Quadrigafahrern war.


    Celsus seuftze leise auf. Er hielt seine Cousine für eine durchaus intelligente Frau, aber ein wenig weltfremd war sie ganz offensichtlich trotzdem. Da dies bei Frauen ihres Standes aber vermutlich in der Natur der Sache lag, machte er ihr deshalb keinen Vorwurf.


    "Ob du es glaubst oder nicht, ich habe schon Leute gesehen, die sich aus weit geringerem Anlass eine blutige Nase oder ein Messer in die Rippen geholt haben." beantwortete er ihre Frage ebenso leise und schon in deutlich freundlicherem Tonfall als noch einige Augenblicke zuvor. "Aber du hast ja schließlich noch die Kurve gekriegt, jetzt lass uns mal hoffen, dass das bei unseren Wagenlenkern genauso ist...."


    Endlich konnte er seine komplette Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen auf der Rennbahn richten und es dauerte nicht lange, bis Celsus in das Gehoppse und die Sprechchöre des blauen Blocks eingefallen war.


    "Victrix!!!!"

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    "Einverstanden", bestätigte Macer die Wette auch nochmal seinerseits. "Mit dem Sieg im Rennen werden wir aber wohl beide nicht viel zu tun haben, fürchte ich. Die Spitzenfahrer der Albata sind dazu zu stark, würde ich meinen." Natürlich würde sich Macer freuen, wenn er sich irrte und mittelfristig rechnete er auch damit, dass Halil Torkebal den Weissen würde Konkurrenz machen müssen, aber bisher konnte er realistischerweise nur mit ein bisschen Sticheleien ohne dauerhafte Wirkung seitens der Roten gegen die Weissen rechnen.



    "Ich habe wohl leider verloren, was die Wette angeht." Ursus hatte ja auch hoch gewettet und er war sich bewußt, daß die Wahrscheinlichkeit von Anfang an gering gewesen war. Aber das machte Wetten doch schließlich aus? Es machte ihm nichts aus, den Geldbeutel zu zücken. "Auch ein Spitzenfahrer hat mal einen schlechten Tag. Wer weiß? Vielleicht kann einer der jüngeren Fahrer doch das Rennen machen? Gut, ich gebe zu, die Siegchancen der Aurata sind verschwindend gering." Er zuckte mit den Schultern. Es war schon ein Elend. Die Blauen waren so stark vertreten, daß für sie die Siegchancen gewaltig stiegen.


  • Mit größtem Interesse lauschte der Knabe den Konsultationen seines Vaters, die jedoch keine prätendierte Auswahl boten, sondern vielmehr informativen Charakter besaßen, jedoch in einer Fülle, die den jungen Flavius vielmehr in Konfusion versetzten als ihm Klarheit zu bringen. In jedem Falle schien die Wahl einer Factio trotz ihres weder politischen, noch familiären Charakters, von größter Relevanz zu sein, da es offenbar niemals möglich war, jene Entscheidung zu revidieren. Da es sich jedoch um ein vollkommen emotionales Verdikt zu handeln schien, fasste er dies als eine völlig freie Entschließung auf, die er vermutlich bereits zu treffen vermochte, wenn er der einzelnen Gespanne ansichtig würde.
    Ein Blick gen Rennbahn offenbahrte Manius Minor jedoch keinerlei neuen Erkenntnisse, da jedes Gespann aus Sicht des Knaben dem anderen auf das Rosshaar genau glich, sah man ab von den unterschiedlichen Tunicae, die die Aurigae trugen, ohne dass diese eine beachtenswerte Differenzierung möglich gemacht hätten. So wandte er seinen Blick erneut jenem exotisch proletarisch anmutenden Mengen von Anhängern der unterschiedlichen Rennställe zu, die bereits vor dem Start lautstarke, bisweilen vertonte Gedichte intonierten.


    Dennoch begann schließlich das Rennen und der Knabe sprang auf um dessen Fortgang auf bessere Weise verfolgen zu können. Voller Interesse folgte sein Blick den Wagen, deren Zugtiere geradezu wahnhaft ihre Bahn zogen, ohne dass der Lenker irgendeinen augenscheinlichen Verdienst daran hatte. Dennoch schienen sich die Wagen bisweilen näher zu kommen, sodass Manius Minor zu befürchten begann, dass die Gefährte ineinandergeraten könnten, was ihm in Anbetracht der großen Geschwindigkeit der Gespanne durchaus riskant erschien. Als dieser Falle jedoch nicht eintrat, erschienen die endlosen Bahnen, die im Sande der Arena gezogen wurden, dem Knaben doch in gewisser Weise eintönig, sodass er bereits im Lauf der zweiten Runde erneut seinen Platz auf der steinernen Tribüne einnahm und und forthin nicht mehr verließ.


    Mit einem fragenden Gesicht blickte er zu Manius Maior, der ebenfalls auf seinem Platz saß und dem Geschehen auf der Rennbahn offenbar ebensowenig Beachtung schenkte wie Manius Minor selbst. Wahrhaftig erschien es nun auch dem jungen Flavius als äußerst dubios, eine derartige Emotionalität in das Rundendrehen einer Gruppe Kutscher zu legen, auf die man sie zusätzlich erschwerend für sein gesamtes Leben festzulegen hatte! Noch eine Weile verlor er dennoch nicht die Hoffnung, dass die Lenker möglicherweise noch beginnen würden, während ihrer halsbrecherischen Fahrt mit Kunststücken aufzuwarten, wie er sie im Kontext anderer Spiele kennen gelernt hatte. Als auch diese Hoffnung jedoch enttäuscht wurde, beschloss der Knabe schließlich dem Angebot seines Vaters, das ihm zu Beginn der Veranstaltung vollkommen obsolet erschienen war, schließlich doch anzunehmen und zog kurz an dem Mantel, der diesen bedeckte, während er zugleich das Wort an ihn richtete:
    "Papa, ich glaube, ich will doch lieber nach Hause und mit meinem eigenen Wagen spielen."
    In der Tat besaß er nämlich ein similes Gefährt wie das der Aurigae, jedoch in einem weitaus geringeren Maßstab und mit hölzernen Zugtieren, die man sogar von ihrer Last befreien konnte, während es dem hölzernen Lenker des Wagens obskurerweise nicht möglich war, von seiner Fuhrplattform herabzusteigen. Dessen ungeachtet erschien es Manius Minor indessen wesentlich attraktiver, dieses Gefährt über eine selbst erdachte Strecke eilen zu lassen, die nicht von jener ennuyanten Ebenheit und Monotonie geprägt war wie das reale Vorbild hier im Circus.

  • Die Räder an den Quadrigen drehten sich, die Peitschen der Aurigae knallten, die Pferde schnaubten und galoppierten, die Zuschauer jubelten, die Wolkenfetzen am Himmel zogen über Rom hinweg, die Räder drehten sich, die Peitschen knallten, die Pferde schnaubten und galoppierten, Zuschauer jubelten, Wolkenfetzen zogen vorbei, Räder, Peitschen, Pferde, Zuschauer, Wolken - wäre nicht ab und an ein Anfeuerungsschrei ganz in der Nähe aus der Eintönigkeit ausgebrochen, hätte nicht ab und an der Laut einer kleinen Tuba ein Stück weit rechts von ihnen die Gleichförmigkeit durchbrochen, so wäre Gracchus allfällig gar eingenickt. Längst trieben seine Gedanken weit fort, beschäftigten sich mit der Beschaffenheit der Zeit, ausgehend von der Frage, ob eine Eintagsfliege dem Menschen gegenüber ob der Kürze ihrer Lebensdauer im Nachteil oder Vorteil war, ob etwa deren Zeit in anderen Bahnen floss als die menschliche, somit allfällig gar die Zeit eines jeden Individuums von differenter Qualität war, schien ihm dies doch letztzeitig immer häufiger eben so. Je mehr er darüber sinnierte, desto eher glaubte er die Quintessenz des Gedankens fassen zu können, als Minor mit einem Mal an seiner Seite ungeduldig seine Aufmerksamkeit forderte. Im ersten Augenblicke nicht gänzlich realisierend, was die Forderung seines Sohnes war, blickte Gracchus einige Herzschläge verwundert ihn an, ehedem er schlussendlich nickte.
    "Natürlich, Minimus."
    Das Geschehen auf der Rennbahn war Gracchus völlig belanglos, gleichwohl die übrigen Zuschauer, durch deren Reihen kurz darauf der Vater den Sohn bis zum Ausgang vor sich her schob. Dass Minor keine Freude an dem Spektakel auf der Rennbahn konnte finden, schob Gracchus nicht etwa darauf, dass der Junge allfällig noch etwas zu jung dafür war, sondern es musste dies ein eindeutiges Zeugnis dafür sein, dass er wahrlich sein Sohn war, was ein zufriedenes Lächeln ihm die Lippen ließ kräuseln. Wenige Schritte nur mussten sie vor dem Circus gehen, denn geduldig hatten die flavischen Sänftenträger in der Nähe verharrt, um die beiden Gracchen zurück nach Hause zu bringen.

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