triclinium | Das Mahl der Nuptiae Consulares

  • Durus sah wirklich hervorragend aus an diesem Abend! Und er machte eine sehr gute Figur als Gastgeber. Ich himmelte ihn von der Seite an und streichelte sogar kurz über seinen Arm, worauf ich leicht errötete. Doch zugleich war ich dankbar, dass er nicht krampfhaft versuchte, mich in ein Gespräch zu involvieren. Das würde ich schon selbst tun, wenn mir danach war.
    Natürlich probierte ich das Omelett, das er mir anbot. "Uh, wirklich vorzüglich!", sagte ich, denn es schmeckte mir wirklich sehr gut. Ich spülte den Bissen mit einem grossen Schluck Wein runter.
    Ich fühlte mich etwas müde aber glücklich und blickte mich noch einmal im Raum um. Ich erblickte Ursus, der sich angeregt mit einem wichtigen Mann und dessen Ehemann unterhielt. Sie waren mir mit Sicherheit vorgestellt worden, doch ihre Namen waren mir natürlich längst entfallen. Als ich den Kopf also zu meinem Lieblings... -Verwandten drehte, der fast noch etwas besser aussah als mein alter Gatte, spürte ich wie sich das Bild vor meinen Augen einen kleinen Moment später bewegte, als mein Kopf. Als ich den Kopf überrascht stillhielt dauerte es einen winzigen Moment bis auch das Bild angehalten hatte. Fasziniert wackelte ich sachte mit dem Kopf von einer Seite zur anderen und beobachtete völlig hingerissen diese neue, ungeahnte physikalische Sensation. Dabei grinste ich Ursus breit an und winkte ihm unauffällig zu, als er meinen Blick schliesslich auf sich "lasten" spürte.
    Wenn er nur wüsste, was ich von ihm hielt, was ich über ihn gedacht hatte und wie sehr ich seine Nähe genossen hatte. Diese Gedanken, die bisher immer mit schlechtem Gewissen und Angst verbunden gewesen waren, waren plötzlich sehr lustig. Sicher lag das daran, dass ich nun verheiratet war und eh nichts mehr zu denken blieb...

  • „Ich habe nicht gesagt das mir keiner der anwesenden Männer gefällt, nur das nicht der Richtige darunter ist.“ erwiderte Septima erneut augenzwinkernd. Au Backe, hatte sie jetzt zu viel verraten? Deutete diese Aussage nicht darauf hin, dass es womöglich schon jemanden in ihrem Leben gab, der mehr ihrem Ideal entsprach? Wie nur konnte sie das Gesagte zu ihren Gunsten drehen? Ah ja... „Es ist halt niemand dabei, der mehr wie... Manius ist... also wie mein Onkel. Jemand der verständnisvoll, lieb und fürsorglich ist, ganz wie mein lieber Onkel, der mich mehr freundlich in seinem Hause aufgenommen hat.“ Septima lächelte ihre neu gewonnene Freundin an. 'War das jetzt besser? Oder denkt sie nun, Manius sei über die Maße des Anstands nett zu mir gewesen?! Verflixt !!! Heute ist einfach nicht mein Tag.' resignierte Septima still für sich, lächelte aber tapfer weiter.


    Als sie weiter über Flavius Furianus und seine Frau sprachen, glitt Septimas Blick wieder zu dem Pärchen herüber. „Mhm... jaaahh...“ antwortete die junge Tiberia etwas abgelenkt, ehe es ihr selbst bewusst wurde, dass sie gerade den Flavier anstarrte. Mit leicht rosigen Wangen drehte sie abrupt ihren Kopf wieder zu Prisca. „JA, ich hab es von Durus erfahren.“ fügte sie hastig hinzu. „Es soll eine heimliche Hochzeit ohne viel Aufhebens gewesen sein.“ fuhr sie dann vertraulicher weiter fort. „Weißt du mehr darüber, Prisca?“ Es konnte nie schaden etwas mehr über die hohen Politiker im Senat zu wissen.


    Ein spitzbübisches Lächeln begleitete Septimas nächste Worte über die 'Spannung' zwischen ihrem Vetter Celsus und der Aurelia auf dieser Hochzeit. „Mhm... ist es nicht viel aufregender, wenn ihr euch zunächst nur neugierige Blicke über die Distanz euer Klinen hinweg zuwerfen könnt? Wie langweilig wäre es, wenn wir gleich zu beginn des Mahles zu den beiden Männern gegangen wären. Oh nein, sollen sie mal schön noch warten, und du liebe Prisca, sei nicht so ungeduldig.“ neckte sie die junge Frau und tätschelte kurz deren Hand.


    Erneut ertönte das glockenhelle Lachen der Tiberia, als Prisca sich über die Frage eines Bäuchleins unter Ursus Toga - oder war es der Gedanken, den eigenen Cousin nackt zu sehen? - echauffierte. „Ach, meine liebe, liebe Prisca. Ich meinte das doch gar nicht böse. Bitte verzeih, wenn ich deinen Cousin zu unrecht verdächtigt habe.“ Um Verzeihung heischend, hatte Septima kurz ihre Hand auf Priscas Unterarm gelegt. 'Wie angenehm warm und weich ihre Haut ist.' Septimas braune Augen suchten die, ohhh, blauen Augen der Aurelia. Ein kurzes, fast schon schüchternes Lächeln folgte, ehe sie ihre Hand wieder zurück zog. 'Was bitte war das denn jetzt?' fragte sich Septima selbst und suchte einen anderen Fixpunkt, wohin sie ihren Blick lenken konnte. Sie war doch sonst nicht so 'kontaktfreudig'.


    Ah ja richtig, Celerina war doch zu ihnen gekommen und hatte sich zu ihnen auf die Kline gesellt. Septima räusperte sich kurz. „Wie war das noch gleich mit den Mischehen zwischen Patriziern und Pleblejern?“ fragte sie erneut an die Flavia gewandt nach. Ein Merkwürdiges Gefühl rumorte in ihrer Magengegend. 'Ich sollte aufpassen, was ich esse.' nahm sich Septima fest und legte zur Vorsicht eine Hand auf ihren flachen Bauch.

  • Sim-Off:

    Sorry, irgendwie verpennt! :(


    Zitat

    Original von Aurelia Prisca und Tiberia Septima


    "Oh, danke der Nachfrage! Es geht wieder!", meinte ich. Gerne nahm ich die Einladung von Prisca an und legte mich neben sie. Offenbar hatte ich bisher nicht allzu viel verpaßt , denn Eier mit Gustum war nicht unbedingt das, womit man mich vom Hocker reißen konnte. Aber dafür war das Gesprächsthema, das die Damen führten umso pikanter. "Männer?! Oh ja, darüber wird man sich in zweitausend Jahren noch angeregt unterhalten können." Wahrscheinlich dachte so manche, ich sei, was Männer betraf in trockenen Tüchern, weil ich verheiratet war. Doch dazu konnte ich nur erwidern, daß man stets wachsam sein sollte und das Angebot im Auge zu behalten. "Das Thema Mann ist geradezu prädestiniert, um sich darüber zu unterhalten. Wie steht es denn mit den Damen, ist ein Verehrer bereits in Sicht?" fragte ich interessiert und sah dabei hauptsächlich die Tibererin an, die während der Opferung kürzlich nach meinem Geschmack ein wenig zu viel Interesse für meinen Mann gezeigt hatte. Über Priscas Aussichten bezüglich einer Bindung war ich ja besser informiert. Die Ärmste, sie tat mir noch immer so leid. Auch wenn es nun schon eine Zeit lang zurück lag, daß mein Onkel den Rückzieher gemacht hatte und sich der Welt entsagt hatte. Trotzdem währe es schön gewesen, wäre doch noch ein zweites flavisch-aurelisches Bündnis zustande gekommen. Fragte sich nur, wer dazu zur Verfügung stand. Aristides Sohn war definitiv noch etwas jung dazu. Blieb nur noch dieser unselige Piso aus Ravenna! Ich konnte nicht gerade sagen, daß er mein Freund war. Aber besser als gar nichts!
    "Meine liebe Prisca, kennst du eigentlich schon meinen lieben Verwandten Aulus Piso? Soviel ich weiß ist auch er noch ungebunden und er kandidiert für den cursus honorum, wie ich hörte." Nun ja, mal ganz unter uns, Piso würde meinem Onkel Aquilius niemals das Wasser reichen können aber dennoch war er ein Flavier und somit ein exzellenter Anwärter auf dem patrizischen Hochzeitsmarkt.
    Zwischendurch trank ich einen Schluck und aß einen Happen. Das Mutmaßen über künftige Hochzeiten machte durchaus hungrig. So konnte ich der vorlauten Tibererin auch gleich zeigen, daß mein Unwohlsein nur temporär gewesen war.
    "Was bitte meinst du? Ehen zwischen Plebejern und Patriziern? Nun ja, das kann man sehen wie man will. Ich persönlich sehe das eher traditionell." Schließlich wollte ich keinen der Anwesenden vor den Kopf stoßen und behielt meine eigentliche Meinung für mich. "Aber es kommt immer darauf an, aus welcher gens ein Plebejer stammt, nicht wahr?" Dem schickte ich ein geheimnisvolles Lächeln hinterher.
    Ehe ich noch mehr dazu sagen konnte, erhaschte ich einen Blick auf die Tiberia, die sich ihre Hand auf ihren Bauch legte. Nanu, dachte ich. Haben wir etwa zu viel gegessen… oder ist uns etwa unwohl? Ja, ich war gehässig, aber das war ich gerne.[Blockierte Grafik: http://smiliestation.de/smileys/Teufel/20.gif]

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Tatsächlich hatte Durus die Frage über den Köstlichkeiten vergessen. Stattdessen lauschte er der Antwort Corvinus' und stellte erstaunt fest, dass dieser nicht mehr Princeps Factionis war. Aber offenbar ging es diesem ebenso!
    "Ich habe mein Amt ebenfalls aufgegeben - bin aber noch Mitglied der Veneta. Aelius Quarto führt die Blauen jetzt an - ich habe auch einfach zu wenig Zeit dafür, gerade als Pontifex pro Magistro..."
    Auch Durus nahm sich ein Stück Birne und schob es sich in den Mund. Dann griff er nach einem Stück süßem Omelett - hervorragend! Durus blickte zu seiner Gattin und deutete auf die Eierspeise auf seinem Teller.
    "Das solltest du unbedingt versuchen, Aurelia!"
    Dann wandte er sich wieder Corvinus zu.


    "Tatsächlich?" ewiderte ich verwundert. Ich war ganz offensichtlich nicht mehr auf dem neuesten Stand. "Aelius Quarto also? Na, das ist ein würdiger Nachfolger. Habt ihr nicht den ersten Platz gemacht?" fragte ich nach, da ich so etwas in meinem Hinterkopf wähnte. Dass es sich dabei um den Vorlauf handelte, wusste ich nicht. "Aber ich kann gut nachvollziehen, dass diese Passion auf der Strecke bleibt. Ich verbringe meine Zeit auch viel eher in Büroräumen und auf Veranstaltungen denn mit Freizeitbeschäftigungen." Ich nickte untermalend und probierte dann auch eine Birne. Sie waren wirklich ausgesprochen gut.


    Allmählich schien sich auch die Nachspeise dem Ende zuzuneigen. Draußen würde es in nicht allzu ferner Zukunft dämmern. Dann würde der große Augenblick des Flavius Gracchus Minor kommen, da er die Weißdornfackel tragen und der Brautzug beginnen würde.

  • "Ja, ja - allerdings konnte ich natürlich nicht anwesend sein!"


    Als Consul musste er ja die Zeremonien auf dem Albanus Mons leiten. Doch selbstverständlich war er unterrichtet worden!


    Noch ein wenig aß Durus weiter, dann stellte er fest, dass die Sklaven bereits Leuchter entzünden mussten - es wurde langsam spät. So streckte der Bräutigam sich ein wenig und meinte dann:


    "Ich denke, wir sollten Vorbereitungen für den Brautzug treffen - ich habe noch kurz etwas zu erledigen!"


    Damit erhob er sich von seiner Kline und schlich sich geradezu an den Frauentisch an, an dem sich die Damen gerade angeregt unterhielten. Als er hinter Septima stand, legte er seine Hand auf ihre Schulter.


    "Septima, könntest du kurz mitkommen? Ich möchte dich jemandem vorstellen!"


    Dann zog er sie auch schon mit sich, ehe sie sich wehren konnte. Das Ziel war klar: Aurelius Ursus, der ein typisch männliches Thema mit Celsus diskutierte: Politik (zumindest kam das bei Durus an). Gemeinsam mit seiner Nichte positionierte er sich genau vor den beiden und wandte sich dann an Ursus.


    "Aurelius, ich möchte dich jemandem vorstellen. Das hier ist Tiberia Septima, meine liebreizende Nichte."


    Er griff mit der Hand an den Rücken des Mädchens und schob sie ein wenig vor, womit er andeuten sollte, dass sie etwas sagen sollte. Normalerweise hätte er all das wohl etwas eleganter geregelt, doch auch der Consul hatte dem Wein bereits gut zugesprochen.

  • Die Unterhaltung zwischen den Damen war äußerst interessant und Septima genoss es sehr, sich mit Prisca und auch Celerina zu unterhalten- Allerdings machte ihr Durus einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Septima spürte plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter und schaute sich erschrocken um. 'Welcher dreiste Sklave....' Ihre Gesichtszüge wurden sofort wieder weicher, als sie ihren Onkel erkannte. Was er allerdings von ihr wollte, behagte der jungen Tiberia nicht so recht. 'Jetzt ist es wohl so weit.' dachte sie betrübt und erhob sich von der Kline. „Ja, sicher doch.“ erwiderte sie ihrem Onkel. Schnell schlüpfte sie in ihre Sandalen. „Ihr entschuldigt mich bitte.“ wand sie sich höflich an Prisca und Celerina. Die junge Aurelia bekam noch einen auffordernden Blick, so nach dem Motto, los, komm mit! in der Hoffnung, dass sie diesen auch verstehen würde.


    Nur kurz kniff Septima die schönen, roten Lippen aufeinander, ehe sie ein unverbindliches Lächeln aufsetzte. Unweigerlich kamen sie dem Aurelier, dem Septima schon den ganzen Tag aus dem Weg ging, näher. Angestrengt überlegte die junge Frau, was sie als Ausrede vorbringen konnte, um einen weiteren, kleinen Aufschub vom Unausweichlichen zu erhalten, doch ihr Gehirn war wie lehrgefegt.


    Durus blieb direkt vor Ursus und Celsus stehen und schon fielen die gewichtigen Worte.


    "Aurelius, ich möchte dich jemandem vorstellen. Das hier ist Tiberia Septima, meine liebreizende Nichte."


    Bummm... Mit einem Mal hatte das Schicksal sie erwischt. 'Wieso habe ich nicht gesagt: Ja sicher, aber zunächst muß ich noch die Latrine aufsuchen. Anschließend hätte ich Unwohlsein wegen des vielen, guten Essens vorschieben können und schon mal in die heimatliche Villa entwischen können!' Am liebsten hätte sich Septima selbst mit der Hand vor den Kopf geschlagen. 'Wieso, wieso, wieso!!!' Doch von all diesen Überlegungen, die nur Bruchteile einer Sekunde dauerten, bekamen die Männer nichts mit. Noch immer zierte das unscheinbar wirkende Lächeln ihr Gesicht, als Durus sie ein Stück näher an die beiden Männer heranschob.


    "Salve Senator Aurelius." begrüßte sie ihren zukünftigen Mann kühl und höflich. Sie sprach recht leise und ihrer Stimme waren keinerlei Gefühlsregungen anzumerken.

  • Noch bevor Celsus, oder sonstwer, so recht etwas erwidern konnte, stand der Consul auf einmal bei ihnen, zusammen mit der unbekannten Schönen, die Ursus auch damals auf der Feier bei den Germanicern aufgefallen war. Er erhob sich unwillkürlich, denn er hatte das Gefühl, daß nun etwas sehr wichtiges folgen würde. Er hoffte... er wünschte sich...


    Und tatsächlich: Der Consul sprach genau die Worte, die Ursus sich zu hören wünschte! Oder hatte er sich das nur eingebildet? So sehr gewünscht, daß er unweigerlich hören mußte, was er hören wollte? Nein, es war tatsächlich wahr. Dies war Tiberia Septima, seine zukünftige Frau. Er lächelte erfreut und mußte dies nicht einmal spielen. Solch eine Augenweide an die Seite gestellt zu bekommen, das mußte doch jeden Mann glücklich machen!


    "Salve, Tiberia Septima. Es freut mich sehr, Dich kennenzulernen." Sie wirkte ein wenig kühl, aber vermutlich war sie einfach nur hoffnungslos überrumpelt. Schon ihre leise Stimme deutete darauf hin, daß sie von dieser Situation ein bißchen überfordert war. "Möchtest Du Dich vielleicht ein wenig zu uns gesellen? Du kennst vermutlich Senator Purgitius Macer und seine Frau Tiberia Albina? Und Deinen Verwandten Tiberius Celsus brauche ich Dir sicher auch nicht vorzustellen." Er lächelte zu der Gruppe herüber, wo Septima eben noch gesessen hat. Es war gut, wenn sie sich mit den anderen Frauen, die hier im Haus lebten, bereits vor der Hochzeit anfreundete. Das würde ihr den Anfang ihrer Ehe sicherlich erleichtern.

  • Durus lächelte jovial, als Septima ihren zukünftigen Ehemann begrüßte und dieser freundlich erwiderte. Natürlich freute er sich - auch Durus wäre wohl glücklich gewesen, solch eine Schönheit ehelichen zu dürfen (obwohl er sich natürlich auch nicht beklagen konnte!).


    Und weil die beiden sich so gut zu verstehen schienen (zumindest nach Durus' Ansicht), beschloss der Consul sie auch allein zu lassen - immerhin war ja Celsus als Anstandsherr dabei!


    "Entschuldigt mich - ich habe noch wichtige Aufgaben, wie ihr wisst!"


    Er wandte sich um, besann sich dann jedoch kurz und trat an Celsus heran, der sich sicher über all das wunderte. Der Bräutigam beugte sich zum Ohr seines zukünftigen Sohnes herab und flüsterte dann


    "Ich habe Aurelius Ursus Septima als Gattin in Aussicht gestellt - pass doch bitte auf, dass sie sich zumindest so lange zurückhalten, bis sie verheiratet sind!"


    Er zwinkerte ihm zu und eilte dann zurück zur Hauptklinengruppe, an der noch immer seine Frau wartete. Inzwischen hatten die Sklaven bereits begonnen, die Platten abzuräumen und somit anzudeuten, dass das Mahl beendet war. Ein Weingelage würde vorerst aufgeschoben werden - erst in der Villa Tiberia würde es erfolgen.


    "Liebste Aurelia - darf ich dich nun heimführen in mein Haus - oder warte!"


    meinte Durus gut gelaunt und bot ihr den Arm an, den er jedoch sofort wieder zurückzog: Er musste sie ja rauben, nicht einfach geleiten! Doch wer würde wohl die Mutter repräsentieren, der man sie entreißen sollte? Soweit Durus wusste, war ihre leibliche Mutter nicht mehr am Leben - wer würde es wohl sein? Zweifelsohne würde die Person jedoch rasch herantreten!


    Fragend blickte er zu Corvinus, der diese Angelegenheit sicherlich innerhalb seiner Familie geklärt hatte.

  • Celerina überhörte ihre Mädchenstimme und redete mit den anderen Frauen weiter. Mit großen Augen starrte Marei sie fassungslos an und trat schleunigst den Rückzug an. Das war aber nicht nett von der Herrin.. oder sollte sie etwa trotz ansteigender Müdigkeit noch wach bleiben? Marei verharrte neben dem Eingang des Raumes und zog sich unter ihren vorherigen Standort zurück. Sie wusste nicht was sie tun sollte und entdeckte niemanden mit dem sie sich darüber unterhalten konnte, was sie nun machen sollte. Selbst Cimon oder Caelyn waren nirgends zu sehen! Wie dumm! Was machte sie denn jetzt? Und was machten die anderen Sklaven denn? Sie räumten alle Platten mit dem guten Essen ab! War das Essen jetzt vorbei? Hiess das, dass sie, die Sklaven sich zurückziehen und die Herrschaften alleine lassen sollten? Fragen über Fragen schwirrten in Mareis Kopf. Ach, hätte sie doch Celerina schon vorher ausgefragt, was sie bei diesem hohen Fest machen sollte. Jetzt war es dafür viel zu spät! Einige Tränen kullerten über Mareis Gesicht und wurden hastig fortgewischt. Oh, sie fühlte sich so was von überfordert. Am besten sie verschwand jetzt ins Bett und stellte sich morgen den wütenden Worten Celerinas. Doch vorher würde sie sich etwas vom übrig gebliebenen Essen mitnehmen, welches jetzt in die Küche gebracht wurde. Langsam tappste sie den anderen Sklaven hinterher zur Küche.

  • Ach wie schade! Jetzt, wo es gerade begann, lustig zu werden, wurde die Tiberia von ihrem Onkel, dem Bräutigam entführt. Als wenn ihr dies gerade recht kam, erhob sie sich und zog mit ihm von dannen. Ich folgte den beiden noch mit einem Blick des Bedauerns, bis mir dann ganz siedend heiß etwas einfiel. Apropos Entführung! War da nicht noch etwas? Ach ja, genau! So tat ich es der Tiberia gleich.
    "Oh, da fällt mir ein, ich habe noch etwas zu erledigen, wenn ihr mich bitte für einen Moment entschuldigt. Ich bin gleich wieder zurück."
    Als ich aufstand, fiel mein Blick kurzzeitig auf meine kleine Sklavin. Ich hatte sie gar nicht bemerkt und auch ihre leise zaghafte Stimme hatte es nicht an mein Ohr geschafft. Sie weinte doch nicht etwa? Nun ja, jetzt war wirklich nicht der rechte Augenblick, sich weinenden Sklavenkindern zuzuwenden. Zweifelsohne würde das Charis für mich übernehmen.
    Ich begab mich nun zu der Kline, auf der Laevinia, die Braut lag. Sicher wußte sie, was nun bald geschehen würde. schließlich hatten wir im Voraus darüber gesprochen. Ihre leibliche Mutter weilte leider nicht mehr unter den Lebenden. So war es nun an ihrer statt diese Rolle beim bevorstehenden Brautraub zu übernehmen.
    Unterdessen hatte sich der Bräutigam Laevinias Kline schon genähert. Ich mußte mich also beeilen. Noch rechtzeitig fand ich mich neben ihr ein. Durus hatte bereits seine Braut bereits gefragt5, ob er sie mit nach Hause nehmen dürfe.
    "Laß ab von meiner Tochter!", rief ich mir gespielter Strenge, stellte mich dem Bräutigam entgegen und lächelte aber im gleichen Moment den beiden zu. Wenn ich dereinst selbst eine eigene Tochter hätte, wußte ich dann wenigstens, was in dieser Situation zu tun war.Spätestens dann würde ich auch mein Lächeln unterdrücken können.

  • Plötzlich schienen sich die Ereignisse zu überschlagen. Im Nu war Durus auf und davon und drüben bei Septima, um sie beinahe zu Ursus zu schleifen. Ich nickte einem der SKlaven zu, die letzten Vorbereitungen für den Zug zu treffen. Der SKlave verschwand. Einen Moment später, so schien es mir, stand Durus dann schon wieder bei uns und wollte Laevina rauben. Ich leerte zunächst meinen Weinkelch, erhob mich erst danach - so viel Zeit musste sein. Mein Blick suchte Celerina, die eben glücklicherweise schon auf uns zu kam und ihre Rolle beim Raub der Braut übernahm. Selbst hatte ich dem Wein bisher nur mäßig zugesprochen, immerhin ging sich der Weg bis zur tiberischen villa nicht allein. Dort bot sich immer noch genug Gelegenheit, den Abend ein wenig feuchter ausklingen zu lassen.


    Mit einem kaum zu verbergenden Schmunzeln stand ich einen Schritt hinter meiner Ehefrau, die in diesem Moment Laevinas Mutter symbolisierte. Sie spielte ihre Rolle gut, wie ich fand. Allerdings hoffte ich, konträr zu ihr, dass wir nur dazu kommen würden, unsere Söhne beim Raub ihrer Bräute zu betrachten. An der Tür wartete nun bereits ein Sklave auf den jungen Flavius, dem die Ehre zuteil geworden war, die Weißdornfackel zu tragen, die jener Sklave noch unentzündet in Händen hielt.

  • Obschon die Fülle und Varietät der Speisen durchaus das Plazet des Knaben erhielten, war sein Interesse bald geschwunden, sodass das Gastmahl sich letzten Endes als überaus ennyant erwiesen hatte. Während er seine feingliedrigen Finger mit einem Geschick einsetzte, das Jahrtausende später kaum ein Bewohner der Apenninhalbinsel aufgebringen würde, um Eier in Piniensauce, Geflügel in pikanter Sauce aus dem Saft der Reben, vermengt mit Lauch, sowie schließlich Stücke des süßen Omeletts zu seinem Munde zu führen ohne weite Teile seiner Hände zu beschmutzen, sann er zugleich über seine beträchtliche Sammlung an Spielzeug nach, die er in diesem Augenblick schmerzlich vermisste.


    Grenzenlos wie die Tiefe des Meeres erschien ihm die Dauer jener Zelebration, deren Substanz ihm kaum erklärlich war, während seine Eltern nichts dergleichen zu verspüren schienen.
    So begann er endlich, sich in die Welt der Phantasie zu flüchten, im Geiste eine Reise als winziges Wesen anzutreten über die vollen Platten vor seinem Antlitz. Gebratene Hühner wurden zu unüberwindlichen Hügeln, deren Gipfel mit einer rötlich-braunen Masse bedeckt war, die das kindliche Gemüt zum Schnee erkor, von dem der junge Flavius gehört hatte, ohne seiner jedoch jemals ansichtig geworden zu sein.


    Aus jenem stillen Spiele wurde er gerissen, als er im Geiste soeben von einem der aufgerollten Omeletts zum nächsten Sprang, da die Spielfläche ihm entzogen wurde und nur noch der entblößte Tisch vor ihm lag, der Manius Minor als überaus ungeeignetes Territorium für sein Spiel erschien.


    Fortuna, sowie dem traditionellen Ritual einer Hochzeit war es indessen zu verdanken, dass der Knabe nicht in Lethargie verfallen musste, sondern sogleich eine neue Obliegenheit erhielt, der er bereits entgegengefiebert hatte, seitdem man ihm davon unterrichtet hatte, dass sie ihm zuteil werden würde: Ein Sklave trat heran, in der Hand jenes Gebilde haltend, das aus dem Holz der Weißdorne, jenes Gewächses, das nach der Tradition der Maiores böse Geister abwehren sollte, sorgfältig zusammengeflochten war. Das Antlitz des jungen Flavius schien aufzuleuchten, als er die Fackel in seine Hände nahm und befühlte.
    Den Instruktionen folgend, die man ihm im Vorfeld jenes Abends gegeben hatte, kletterte er, den in seinen Augen geradezu mystisch wirkenden Gegenstand weiterhin nicht aus der Hand gebend, von der Kline hinunter und eilte mit geschwindem Schritt hinüber zur Kline, an der der Consul, jene Person, der Manius Minor ein gewisses Misstrauen entgegenbrachte, bereits neben seiner verhüllten Braut Aufstellung genommen hatte.


    Unschlüssig kam er vor jener Szenerie zum Stehen und blickte um sich. Zahlreiche Gäste hatten einen Halbkreis um das Paar gebildet, in deren Zentrum auch jene kaum bekannte Verwandte Aufstellung genommen hatte, die nach ihrem Gebaren offenbar die Mutter der Aurelia Laevina war.
    "Komm' her!"
    Das Flüstern eines unbekannten Knaben, der gemeinsam mit einem weiteren Gleichaltrigen in der ersten Reihe der Schaulustigen seinen Platz eingenommen hatte und ihm mit wilden Gesten ebenfalls an seine Seite wies, erweckte fortunablerweise die Aufmerksamkeit des Manius Minor, sodass er sich rasch ebenfalls seinen Platz in der vordersten Reihe einnahm und voller Erregung den Fortgang der Zeremonie erwartete.

  • Obgleich die Gelegenheiten durchaus gegeben waren, so beteiligte Gracchus sich kaum nur an den Gesprächen rund um den Tisch, war versunken in sich selbst, doch different zu seinem Sohne nicht im Geiste aktiv, sondern leer auch in Gedanken, würde im Nachhinein vermutlich nichteinmal mehr sich dessen entsinnen können, wer genau auf der Kline hatte gelegen, welche an diejenige anstieß, auf welcher die flavische Familie sich hatte gebettet, oder welche Speisen serviert und von seinem Teller ihm durch den Mund in den Magen waren gewandert. Gracchus Maiors Geist driftete irgendwo zwischen An- und Abwesenheit, umhüllt von einer opaken Membran aus wattigem Nebel, die jeglichen Gedanken verschluckte, die weder angenehm noch unangenehm war, sondern nur bestehend. Erst als neben ihm sein Sohn von der Liege hinab kletterte, seine bedeutsame Rolle während des Brautzuges einzunehmen, kehrte Gracchus' Aufmerksamkeit zurück in die gegenwärtige Realität, im gleichen Augenblicke beschwert durch die Aussicht auf die zu Fuß zurückzulegende Strecke den Esquilin hinab und den Quirinal hinauf. Da es ohnehin - der Tradition folgend - keine Alternative gab, erhob er sich schlussendlich schwerfällig, bot seiner Gemahlin den Arm - nicht nur, um ihre eheliche Einigkeit nach Außen hin aufzuzeigen, sondern gleichsam der eigenen Standfestigkeit wegen - und folgte mit ihr der Spur Minors, welcher voller Elan bereits bei den Knaben stand, welche dem Zug würden vorangehen.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von Flavia Celerina
    "Laß ab von meiner Tochter!", rief ich mir gespielter Strenge, stellte mich dem Bräutigam entgegen und lächelte aber im gleichen Moment den beiden zu. Wenn ich dereinst selbst eine eigene Tochter hätte, wußte ich dann wenigstens, was in dieser Situation zu tun war.Spätestens dann würde ich auch mein Lächeln unterdrücken können.


    Erstaunt stellte Durus fest, dass Celerina die "Leihmutter" seiner zukünftigen Gattin war. Zwar hielt er die Schauspielerei für etwas affig, doch war er natürlich gezwungen mitzuspielen - immerhin war das hier die Brautentführung! Also ergriff er Laevinas Arm und zog sie an der Flavierin vorbei zu sich.


    "Auf, komm in mein Heim!"


    meinte er fröhlich und blickte sich nach den Knaben um, die seine Gattin begleiten sollten. Sie alle stammten aus vornehmem Haus und der vornehmste von ihnen - der Sohn des Flavius Gracchus - durfte die Fackel tragen. Natürlich musste diese zuerst entzündet werden, was der Bräutigam persönlich übernahm.


    Ein Sklave reichte ihm eine Öllampe und er trat auf Gracchus Minor zu. Vorsichtig entzündete er die Fackel, die sofort zu brennen begann - man hatte sie wohl mit Öl getränkt. Dann verstrubbelte er mit jovialem Lächeln das Haar des Kleinen und meinte


    "Lass sie bloß nicht fallen!"


    Dann kehrte er zu seiner wartenden Frau zurück, bot ihr seinen Arm an und blickte in die versammelte Festrunde:


    "Lasst uns hinüber in mein Haus gehen und die Feier der Tradition gemäß beenden!"


    Einer der Knaben hatte sich scheinbar zum Anführer erkoren und bedeutete den beiden anderen, darunter dem offenbar etwas überforderten kleinen Flavius, wo sie sich zu positionieren hatten. Dann setzte auch schon das Gedudel der Flöten ein, die den Brautzug traditionell begleiteten.


    Und endlich setzte sich der Zug in Bewegung. Zuerst musste natürlich die halbe Villa Aurelia durchquert werden - dann jedoch trat man endlich auf die Straße hinaus - der Endspurt der Hochzeitsfeier hatte begonnen!

  • Zitat

    von Tiberia Septima et Flavia Celerina ...


    Prisca genoss das anregende und heitere Gespräch mit ihrer neuen Freundin und die Musterung der anwesenden Männer sichtlich, musste sie doch immer wieder ihr Kichern hinter vorgehaltener Hand verbergen, um nicht zu laut zu werden. Insbesondere da es um die neugierigen Blicke zu Celsus und das vermeintliche Bäuchlein ihres Cousins ging. Ebenso empfand sie es sehr angenehm, dass Septima sie ab und an wie zufällig mit der Hand streichelte, waren dies doch Zeichen der Vertrautheit und Freundschaft die sie zu verbinden schienen. Ein wenig wunderte sie sich allerdings über den innigen Blick den ihr Septima kurzzeitig zu warf, ehe sie schüchtern lächelnd die Hand zurück zog und schnell in eine ganz andere Richtung blickte. Was bitte war das denn jetzt? , fragte sich zeitgleich auch Prisca, wobei sie nur zu gerne herausgefunden hätte, was dieser Blick hätte bedeuten können. Was blieb war nur ein schönes Gefühl, das Prisca mit einem sanften Lächeln zum Ausdruck brachte. Ja wir scheinen einige Gemeinsamkeiten zu haben, war Septima doch ebenfalls eine sehr gute Beobachterin und überdies eine ganz liebe Person, wie Prisca fand.

    Die Frage nach der Ehe zwischen dem Flavier und der Claudia brachte Prisca dann kurz ins grübeln. "Nein ich weiß leider auch nichts genaueres. Aber seltsam ist das schon ... " Ein Flavier und eine Claudia heiraten ohne ein prunkvolles Fest? Irgendeinen triftigen Grund musste es geben und darüber hinaus genügend Ansätze für wilde Spekulationen. Damit halten wir uns aber hier und heute besser zurück. Interessant wäre es allerdings schon, warum zwei so angesehene gentes eine solche Hochzeit nicht im großen Stil feiern, überlegte die Aurelia weiter ...


    Celerinas Fragen nach potenziellen Verehrern und die direkt anschließende Frage nach Piso trafen Prisca im selben Moment ziemlich unvorbereitet. "Ehm … ja, … ich, Prisca blinzelte kurz und vermied jeden weiteren Blick hinüber zu dem Tiberer, um nicht aufzufallen. "Nu ich habe Flavius Piso auf deiner Hochzeit das erste Mal getroffen und … vor einigen Tagen habe ich ihn rein zufällig auf dem Markt wieder gesehen … " Herrje wieso erzähl ich ihr das "Ehm …ist er denn heute gar nicht hier? Du meine Güte, warum frag ich ausgerechnet sie das. Jetzt denkt sie sicher ich interessiere mich für ihn. …Naja stimmt ja auch, biss sich Prisca sogleich auf die Zunge, da Celerina mit ihren Fragen ganz sicher auf genau diese Reaktionen, hinsichtlich ihres Verwandten abgezielt hatte.


    Zum Glück, konnte man fast schon sagen, wurde ihr Gespräch in dem Moment abrupt unterbrochen, da der Bräutigam plötzlich auf Septima zu kam und sie mit "sanfter Gewalt" zum mitkommen aufforderte. Oho!! und welche Überraschung folgte denn da?!? 8o Neiiiinnnn, also DAS hätte ich jetzt nicht gedacht. Septima und Ursus??? … Hah! ... "Hast du davon gewusst …?, flüsterte Prisca beiläufig zu Celernia und sie konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Mein lieber Cousin ist also der Glückliche , oder sie die Glückliche ... Hm, so glücklich scheint Septima allerdings nicht. Warum nur? Besser hätte sie es doch nicht treffen können. … Ich muss sie unbedingt fragen Wenn sie denn die Gelegenheit dazu hätte, doch danach sah es vorerst nicht aus.


    Der Brautzug sollte endlich beginnen und dies nahm Prisca zum Anlass, sich zügig-zurück-zu-ziehen. Schließlich brauchte sie noch ihre palla und ein wenig frisch machen wollte sie sich auch. "Entschuldigt mich bitte auch für einen Moment …, verabschiedete sich Prisca ebenfalls aus der Runde. Sie erhob sich galant von der Kline, winkte Celerina und Septima zum Abschied zu und bahnte sich einen Weg durch die Hochzeitsgesellschaft hindurch. Wie schade, dass die Bekanntmachung mit dem Tiberer nun auf später verschoben werden musste. Wo ist er denn überhaupt abgeblieben. Ach da … Im Vorbeigehen schenkte Prisca dem jungen Mann ein freundliches Lächeln und einen interessierten Blick, ehe sie weiter in Richtung atrium davon eilte.

  • So schnell, wie Durus sie zum Aurelier herüber gezerrt hatte, so schnell verschwand ihr Onkel auch schon wieder. Zurück blieb eine eingeschüchterte Septima, die sonst nicht auf den Mund gefallen war. Auch wenn es ihr immer gefiel, wenn Männer sie so anschauten, wie Ursus es gerade tat, war es ihr von seiner Seite aus unangenehm. Alles schien irgendwie schief zu laufen. Ihr erstes Treffen mit ihrem zukünftigen Ehemann hatte sich die junge Frau ganz anders vorgestellt.


    Und Prisca schien den nach Hilfe schreienden Blick von Septima auch nicht verstanden zu haben, und als sie sich zu den beiden Frauen umschaute, stoben dieses gerade eben auch auseinander und in entgegengesetzte Richtungen. Wurde ihr somit auch die letzte Ausrede genommen, um sich vor einem längerem Gespräch zu drücken. Ein kleiner Seufzer entwischte ihr.


    „Nun, wie es ausschaut, verabschieden sich meine Gesprächspartnerinnen gerade, so dass ich einen Moment Zeit hätte.“ erwiderte Septima galant und mit einem leichten Lächlen. Sie setzte sich neben... Ursus. Am liebsten hätte sie ihren Vetter zwischen sich und den Zukünftigen gebracht, aber das wäre etwas mehr als nur unhöflich gewesen.


    „Eine hübsche Feier, nicht wahr?“ begann Septima die Unterhaltung, ehe ihr noch eine spitze Bemerkung einfiel. „Wer hätte gedacht, dass ich deinen Sklaven Cimon noch vor dir kennen lernen würde.“ merkte sie lächelnd an.


    Die Unterhaltung mußte nicht lange geführt werden, denn es hatte einen Grund, weshalb sich auch Celerina und Prisca erhoben hatten. Die Brautentführung stand an und somit würde der Festzug zur Villa Tiberia folgen. Eine Gelegenheit, die Septima nicht verpassen wollte. „Oh, ich glaube der Brautzug steht an. Wie schade, da haben wir wohl keine Zeit mehr für ein längeres Gespräch.“ Bedauern lag in ihrer Stimme, die allerdings nur gespielt war, da Septima viel zu froh darüber war, dieser Situation entfliehen zu können. „Ihr entschuldigt mit bitte.“ Damit wollte sie sich auch schon wieder von der Kline erheben.

  • Tatsächlich kam Septima seiner Aufforderung nach und ließ sich mit anmutigen Bewegungen neben ihm nieder. Sie war wahrhaft schön und Ursus konnte es kaum schaffen. Hatten diese Tratschweiber denn Melonen auf den Augen, daß sie behaupteten, diese schöne Frau sei als Kind häßlich gewesen? Das konnte auf gar keinen Fall sein. Vermutlich hatten sie ihn nur verschaukeln wollen.


    "Eine sehr schöne Feier", bestätigte Ursus, der dieses Kompliment auch als Lob für die ganze Familie auffaßte. Doch was immer er noch dazu sagen wollte, blieb ihm bei ihren nächsten Worten im Halse stecken. Er mußte husten und schaute sie erstaunt an. "Du hast Cimon schon kennen gelernt? Darf ich fragen, wie das zugegangen ist?" Natürlich würde er seinen Sklaven heute Abend noch gründlich ausquetschen, denn er wollte das ganz genau wissen.


    Leider war ihnen viel zu wenig Zeit für eine gemütliche Unterhaltung vergönnt. Schon machte sich die Hochzeitsgesellschaft auf, das frischvermählte Paar in ihr zukünftiges Heim zu begleiten. Leider wollte seine holde Zukünftige sich schon wieder davonmachen. Vermutlich, um ihren Freundinnen von ihm zu erzählen. Aber gar so schnell wollte Ursus seine entzückende zukünftige Frau nicht wieder entfleuchen lassen. So erhob er sich kaum weniger schnell. "Wie wäre es, wenn wir gemeinsam mitgehen und so die Gelegenheit nutzen, noch ein paar Worte zu wechseln?" Er wußte ja nicht, wie es ihr ging, aber er war schrecklich neugierig und wollte unbedingt noch mehr von ihr erfahren.

  • Celsus stellte sich gerade die Frage, ob die Zielvorstellungen von Purgitius Macer und seine eigenen tatsächlich übereinstimmten, als plötzlich Durus in Begleitung von Septima vor ihrer Kline auftauchte. Kaum hatte er angefangen, sich darüber zu ärgern, dass die beiden Prisca nicht mitgebracht hatten, da flüsterte ihm Durus zu, dass Ursus Septimas künftiger Ehemann sei und der junge Tiberier riss erstaunt die Augen auf.
    Sieh mal einer an, das war doch mal eine interessante Konstellation, und Septima, die sonst ja alles andere als auf den Mund gefallen war wirkte zur Abwechslung sogar ein klein wenig schüchtern... Und wenn Durus unbedingt den Bock zum Gärtner machen wollte, dann spielte Celsus selbstverständlich auch gern den Anstandswauwau für die beiden.


    Allzuviel Zeit um über diese neuen famliären Entwicklungen nachzudenken, blieb jedoch nicht, denn nur einen Moment später huschte Durus wieder hinüber zu seiner Frau und die Vorbereitungen für den Brautzug begannen.
    Celsus beschloss, das junge Glück für's erste sich selbst zu überlassen und erhob sich von seiner Kline, um sich den übrigen Gästen anzuschließen. Mit etwas Glück schaffte er es ja auf dem Weg in die Villa Tiberia, endlich mal ein bisschen näher an Prisca heranzukommen.

  • Die Worte über das vorzeitige Kennenlernen des Sklaven von Ursus, verfehlten nicht ihre Wirkung. Lächelnd beobachtete Septima, wie Ursus erst husten musste und sie anschließend erstaunt ansah. „Ich habe ihn vorhin im Atrium kennen gelernt. Er war mir... mhm... behilflich.“ Die junge Frau blieb mit voller Absicht vage, denn sie wollte sehen, wie gut Ursus Maske war, oder ob sie weiterhin erkennen konnte, wie sie ihn aus der Ruhe bringen konnte. Sie studierte dazu sein Gesicht, welches römisch glatt rasiert und durchaus ansprechend war. Seine Augen waren dunkler als die von Septima und etwas in ihnen verunsicherte sie ein wenig. Seine Haare schienen sich zu locken, wenn sie etwas länger wurden, was Septima wiederum zu einem Lächeln verleitete. Wenn Ursus wollte, könnte es dieses Lächeln durch aus zu seinen Gunsten auslegen, auch wenn es so von der Tiberia nicht gemeint war.


    Ihr Flucht, zurück zu den nicht mehr anwesenden Damen, wurde durch die Bitte des Aureliers vereitelt. Zu dem erhob sich Celsus und ging ohne ein Wort ebenfalls davon. „Ehm... Celsus?“ sprach Septima ihren Vetter noch halblaut hinterher, doch dieser hatte wohl andere Dinge im Kopf, als auf seine Verwandte zu hören. Septima wand sich wieder Ursus zu. „Ja... sicher können wir. Ich... bräuchte dann noch meinen Mantel.“ erwiderte sie leicht verlegen. 'Wieso verschwinden alle aus meinem Umfeld und lassen mich mit diesem Mann alleine?' fragte sie sich schon fast verzweifelt, aber immer bemüht, dass Lächeln aufrecht zu erhalten.

  • Ursus hatte sich schnell wieder im Griff. Behilflich war Cimon ihr also gewesen. Na, das durfte der ihm später aber mal genauer erzählen. Septima wollte er lieber nicht weiter danach fragen, es hätte doch etwas merkwürdig ausgesehen, solch eine Nebensächlichkeit derart zu hinterfragen. Außerdem war es im Moment viel wichtiger, daß sie ihn so eingehend musterte. Hoffentlich wurde er jetzt nicht rot. Immerhin war er es nicht gewöhnt, so betrachtet zu werden. Unzufrieden schien sie mit dem Ergebnis jedenfalls nicht zu sein. Ganz im Gegenteil, wenn er ihr Lächeln richtig deutete, dann gefiel er ihr durchaus. Ein guter Anfang, wie er fand. Ein sehr guter Anfang.


    "Wir holen ihn gewiß gleich wieder ein", versuchte er Septima zu beruhigen, die anscheinend so ganz ohne familiäre Unterstützung etwas unsicher war. "Deinen Mantel wird Dir jemand bringen, keine Sorge." Er winkte einen Sklaven heran, dem er auftrug, sich darum zu kümmern. Dann schlossen sie sich den anderen Hochzeitsgästen an, um das frischvermählte Paar zu ihrem Heim zu geleiten.

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