Ein neuer Centurio für die Garde – Octavius Maro
Meine Strategie war aufgegangen. Ich war zuversichtlich, mit Octavius Maro einen soliden Centurio für meine Kohorte gewonnen zu haben. Kurz und knapp hatte ich ihn in meinem Officium empfangen, ihm mitgeteilt dass er die dritte Centurie der dritten Kohorte übernahm. Sein Vorgänger, Atilius, würde sich erst in einigen Tagen auf die Reise zur Legio V begeben, und konnte Octavius somit noch die erste Einführung verpassen. Vieles war bei uns ja sehr ähnlich wie bei den Stadtkohorten – vieles aber auch nicht. Zudem wartete eine gründliche Untersuchung auf Herz und Nieren im Valetudinarium beim Medicus Vibius auf Octavius – nachdem der letzte Neuzugang meiner Kohorte gleich nach Trainingsbeginn einem mysteriösen Leiden erlegen war, nahm ich das sehr genau.
Des Abends dann, die Sonne stand blassrot gerade noch eine Handbreit über den Mauern der Castra, begann die Vereidigung des neuen Gardecenturios. Zu diesem feierlichen Anlass hatten sich alle Centurionen der Garde (beziehungsweise alle, die nicht gerade im Einsatz waren) schweigend vor dem Fahnenheiligtum versammelt. Ihre Schatten ragten langgezogen über den Innenhof der Principa. Sie waren in voller Montur, ebenso wie ich.
Octavius hingegen trug lediglich die Tunica militaris und das Cingulum. Die Ausrüstung, die ihn zu einem Mann der Garde machen würde, lag im Sacellum auf dem Altar vor den Feldzeichen drapiert. Fackeln brannten und der Duft von Weihrauch und Adlerholz stieg mir in die Nase, als wir das Fahnenheiligtum betraten.
"State." gebot ich ernst und richtete einige feierliche Worte an Octavius.
"Centurio Octavius Maro, du wirst deinen Dienst in den Reihen der kaiserlichen Garde antreten. Hohe Ehren, Privilegien und ein großzügiger Sold gehen damit einher. Erweise dich all dessen würdig, indem du stets ein Vorbild bist an Treue und Kampfeskraft, an Disziplin und Loyalität.
Sei wachsam – die Feinde unseres Reiches wirken im Inneren des Imperiums ebenso wie an den Grenzen!
Sei verschwiegen – wir Prätorianer bewahren stets Stille über die Angelegenheiten der kaiserlichen Familie und der Garde.
Achte die Tradition – aus Respekt vor der Heiligkeit des Pomeriums tragen wir unsere Waffen dort verborgen."
Außer bei Paraden natürlich, und falls es wirklich mal hart auf hart kam.
"Vergiss aus welcher Einheit du zu uns gekommen bist, vergiss aus welcher Gens du stammst und wer dein Patron ist – du bist nun, so wie wir, als erstes, als allererstes und weit vor allem anderen ein Soldat der Garde, Wächter des Kaisers, ihm direkt verpflichtet. Den Imperator und seine Familie zu beschützen, koste es was es wolle, dies ist uns Schicksal und edelste Pflicht."
Ich wies auf die Feldzeichen, deren Imagoscheiben nicht nur das Antlitz unseres Kaisers sondern auch das der Augusta und das des Caesars zeigten.
"Centurio Octavius, erneuere nun deinen Eid."