Casa Germanica - Hortus

  • „Von zwei Frauen weiß ich ja“, zwinkerte sie ihm zu. „Aber Valentina und Melina zählen nicht, die sind ja direkt mit dir Verwandt!“ kicherte sie und wurde dann ernst. „Du hast doch nicht etwa Geheimnisse vor mir?“ fragte sie mit leichter Empörung in der Stimme und legte den Kopf prüfend schief. Wirklich ernste meinte sie das aber auch nicht, da er aber sie bereits die ganze zeit geneckt hatte, wollte sie jetzt zurück schlagen. Calvena machte einen Schmollmund um ihrer Frage dann noch etwas nachdruck zu verschaffen. Mal sehen wie lange er diesem vorwurfsvollen Blick standhalten konnte.


    Eigenartig traf es ziemlich genau. Besonders waren sie beide für fast jeden Spaß zu haben und brachten sich gegenseitig auf ziemlich dumme Ideen. Solange niemand zu Schaden kam, war es auch nicht wirklich schlimm. „Wer sagt, denn das jemand von unserem kleinen Experiment erfährt? Oder willst du etwa ein Schiedsgericht zu rate ziehen?“ fragte sie lachend. Mit Sicherheit würde sie dann gewinnen. „Gegen einen kleinen Spaß ist doch nichts einzuwenden!“ zwinkerte sie ihm dann noch zu und ließ es zu, dass er sie an sich zog.

  • Marcus konnte ja nicht ahnen, was im Hortus gerade vor sich ging. Er wollte auch gar nicht absichtlich stören. Aber wie dem so war, schlenderte der Knabe ausgerechnet in dem Moment in de Hortus, in dem Valerian seine Calvena zu sich zog. Er lutschte auf einem Blatt Minze herum und stellte sich trotzig vor die beiden Erwachsenen, sie einfach nur ansehend. Was dem Knaben durch den Kopf ging, konnte an kaum erahnen.


    “Was für einen Spaß?“ fragte er dann rund heraus und es war möglich, dass man ihn erst dadurch bemerkte.


    Sim-Off:

    :P

  • "Iiich und Geheimnisse vor Dir? Du weißt doch von allen Frauen, die mein Herz gefangen halten. Hm... glaube ich zumindest." Er schaute grübelnd drein, als müßte er wirklich überlegen, ob er ihr alles erzählt hatte. Ihr vorwurfsvoller Blick war dabei wirklich schwer zu ertragen. Schließlich schüttelte er den Kopf. "Nein, es gibt keine wie Dich." Er sagte dies ernst, ganz ohne Scherz. Und küßte sie abermals. Er wollte, daß sie spürte, wie ernst er es meinte. Nur eine war beinahe so weit gekommen wie sie. Philogena... doch sie war tot, so glaubte er zumindest.


    "Hmmmm, also unser süßes kleines Geheimnis, ein Spaß nur für uns zwei?" Im gleichen Augenblick mußte er feststellen, daß er sich in diesem Punkt irrte. "Salve, junger Mann", grüßte er Pius, der sich plötzlich bemerkbar machte. Wieviel hatte der Junge gehört? Hoffentlich nicht zuviel. Sonst würde er es sehen wollen. Jedes Kind würde das wollen. Und es freimütig jedem erzählen, der es nicht hören wollte. Also mußte schnell eine Idee her. Eine gute Idee. Aber woher nehmen und nicht stehlen?


    "Hm, wir wollten ein kleines Spiel spielen, Calvena und ich. Man muß jeweils raten, was der andere am liebsten mag, also Lieblingsblumen, Lieblingsfarbe, Lieblingskuchen und sowas. Und hat man Recht, bekommt man einen Kuß. Hat man nicht Recht, dann muß man dem anderen einen Gefallen tun. Naja, das ist ein Erwachsenenspiel. Wir können es aber auch mit Dir zusammen spielen. Und statt der Küsse Nüsse weitergeben, was meinst Du?"

  • Es war nicht wirklich einfach die vorwurfsvolle Miene bei zu behalten, ein Grinsen wollte unbedingt sich auf ihren Zügen zeigen, besonders, als er absichtlich sich dumm stellte. So ein frecher Kerl. Aber irgendwie gelang es ihr noch ein klein wenig durchzuhalten, bis sie dann doch ganz kurz grinste. Ihr Grinsen verwandelte sich dann aber in ein warmes Lächeln, als er sagte es gäbe keine wie sie. Es war keine abgedroschene Phrase, sondern das was er wirklich für sie empfand und was könnte eine Frau glücklicher machen.


    Gerade wollte sie ihn noch einmal küssen, als sich eine Stimme einmischte. Huch! Wo kam den Marcus so plötzlich unvermittelt her. Und wie viel hatte er von ihrem Gespräch mitbekommen? Es gab eben Dinge die nicht für die Ohren des Knaben gedacht waren. „Wo kommst du denn her?“ fragte sie verdutzt. In Zukunft würde sie wohl ein wenig Acht darauf geben, wer sich sonst noch so im Garten herum schlich.


    Valerian rettete ganz geschickt die die Situation, in dem er sich ein neues Spiel ausdachte. Hoffentlich ging Marcus auf den Vorschlag ein und glaubte diese Ausrede. Nicht dass der Junge am Ende über Dinge plapperte, die nicht für fremde Ohren bestimmt waren.

  • Mit gerunzelter Stirn sah Marcus von Valerian zu Calvena und wieder zurück. So, wie sie ihn ansahen, hatten sie gerade ganz und gar nicht damit gerechnet gestört zu werden. Und sie redeten über Geheimnisse. So, wie sie sich angesehen hatten, ging es bestimmt um etwas Ekliges. Sowas wie Küssen, ein Junge ein Mädchen. Pfui.


    Marcus Blick blieb an Valeria hängen, die das Retten der Situation Valerian überließ, was dieser auch sogleich versuchte. Er schlug vor ein Spiel zu spielen. Marcus sah ihn mit großen, prüfenden Augen an. Ein paar Sekunden verstrichen, in denen er rein gar nichts sagte. Wahrscheinlich ratterte es in seinem kleinen Köpfchen – oder er wollte die beiden, die etwas ertappt wirken, tatsächlich etwas schmoren lassen und seinen kleinen Sieg, sie gestört zu haben, auskosten.


    Dann kniff er kurz ein Auge zu und hob eine Hand ungefähr auf Kopfhöhe. Kinderkopfhöhe. Die Hand formte eine lockere Faust, dann schnellte der kleine Zeigefinger hervor und lockte Valerian herunter.

  • Keine der Fragen wurden von dem Jungen beantwortet. Weder Valerians, noch Calvenas. Das war mehr als verdächtig. Valerian machte sich auf alles gefaßt, ging in die Hocke und schaute Pius fragend an. Doch er war bereit, sollte irgend ein Finger sich schnell auf den Weg in sein Auge machen oder ähnlich Unangenehmes, auf das ein mißgelauntes Kind kommen konnte. Er mochte Pius gern. Das änderte nichts an der Tatsache, daß er ihm so einiges zutraute.

  • Ein wenig war sie schon irritiert, als Marcus sie Beide so kritisch musterte. Sie fühlte sich an eine ihrer ersten Begegnungen mit dem Knaben erinnern, da waren sie sich am frühen Morgen über den Weg gelaufen und Marcus war irgendwann wütend davon gestürmt, zuvor hatten sie sich über Valerian unterhalten. Marcus hatte so etwas angedroht wie, er würde sich ihren Verlobten ganz genau ansehen. Bisher hatte sie aber den Eindruck gehabt, dass der Junge ihren zukünftigen Mann mochte, was wohl auch daran lag, dass dieser ihm den Übungsplatz der Castra gezeigt hatte. Verwundert sah sie nun von einem zum Anderen. Sie war neugierig was nun passieren würde.

  • Wie witzig! dachte Marcus bei sich, als er die skeptischen Blicke sah und bald darauf direkt in Valerians Gesicht sehen konnte. Der große Mann war in die Hocke gegangen und wirkte gespannt und misstrauisch zugleich. Der Kindermund zitterte kurz, dann wurde er wieder ernst.


    Ein kurzer Moment nur verging. Sehr kurz war er, wenn man bedachte, welchen Kampf der kleine Junge innerlich mit sich auszufechten hatte. Er mochte Valerian, da er ihn auf den Exerzierplatz mitgenommen hatte, freundlich war, sich darauf eingelassen hätte für ihn zu lügen. Weil er ihm gesagt hatte, wie er üben konnte und ihm versprochen hatte, ein Holzschwert zu fertigen. Und er war lustig gewesen und hatte sich Zeit für ihn genommen. Nicht wie ein kleines Kind, sondern wie ein Erwachsener hatte Marcus sich während dem Gespräch gefühlt.
    Allerdings wollte Valerian Calvena rauben. Seine Calvena. Naja, wahrscheinlich wirklich nicht seine, aber er mochte sie wirklich gerne und wollte sie lieber selbst zur Freundin haben. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie die Casa ohne sie sein würde. Letzenendes wollte Calvena das sogar auch und es war auch schon beschlossen worden, noch bevor Marcus nach Rom gekommen war.


    Ein Schlamassel. Ein Durcheinander der Gefühle. Und der Verantwortliche für all das stand direkt vor ihm, Aug in Aug. Konnte er ihn nun leiden oder nicht?


    Wieder zuckte der Kindermund. Er öffnete sich etwas, aber heraus kam noch nichts. Wahrscheinlich dachten Calvena und Valerian schon daran, den Arzt zu rufen.


    Vielleicht konnte er die Entscheidung pro oder contra Valerian ja noch vertagen. Es drängte ja jetzt niemand dazu, sich tatsächlich zu entscheiden. Das war ein gutes Argument. Ja, so konnte er das machen.


    Schließlich wanderte ein Mundwinkel nach oben und der Kindermund verzog sich zu einem Grinsen, das zwei wunderschöne Zahnlücken entblößte. Es wirkte absolut gar nicht boshaft. Dann kam eine Kinderhand nach oben und klopfte Valerian einmal auf den Kopf - nicht sonderlich fest, aber auch nicht gerade leicht. "Meinst du so eine Nuss?" Das Grinsen wurde noch breiter.

  • Valerian hielt einfach still. Er lächelte nicht, aber er schaute auch nicht böse. Er wartete einfach ab. Es war ein spannender Moment und er wollte ihn nicht verderben, indem er dem Jungen das Gefühl gab, nicht ernstgenommen zu werden. Pius war ein pfiffiges Kerlchen, der ließ sich nicht so leicht veräppeln. Endlich, endlich zeigte sich eine Regung. Allzu sanft war der Junge allerdings nicht unbedingt, als er bei Valerian eine Kopfnuß versuchte. "Aber nicht doch, sowas tut doch weh. Nein, ich dachte an die leckeren zum essen. Oder falls sie Dir nicht schmecken, dann eben die Dinger, die sich prima zum Spielen eignen." Als Kind hatte er immer eine Handvoll Nüsse in der Tasche gehabt. Es gab unzählige Spiele, die man damit spielen konnte.

  • Calvena sah von einem zum Anderen und rechnete schon fast mit dem großen Eklat. Einfach nur weil Marcus ein Kind war und Kinder mitunter ziemlich launisch sein konnten. Das beste Beispiel dafür war Sabina, die mit ihrem Launen das komplette Wechselbad der Gefühle wieder geben konnte und dass innerhalb weniger Augenblicke. Bisher hatte sie aber Marcus noch nie mit einem solchen Stimmungsumschwung erlebt, bis auf die eine Ausnahme am frühen Morgen. Darauf konnte sie sich bisher keinen Reim machen und auch nicht vorstellen, was der Grund dafür gewesen war.
    Das Schweigen des Knaben zog sich in die Länge, anhand seiner Mimik konnte man erkennen, dass er gerade über irgend etwas sich Gedanken machte. Aber der befürchtete Wutausbruch blieb aus, stattdessen grinste der Junge schelmisch. Anscheinend heckte er etwas aus. Schließlich mischte sie sich auch wieder ein. „Also ich nehme gern die Küsse!“ meinte sie nur grinsend und zwinkerte Valerian zu. Sie fand er konnte gut mit Marcus umgehen, sicherlich würde er auch wunderbarer Vater sein.

  • Bewaffnet mit einem Knäul aus Sklaven betrat Avarus den Kies der Wege, die den Garten durchquerten. Er hatte sich in den letzten Wochen aus dem politischen, wie öffentlichen Leben weitestgehend zurückgezogen und sehr viel Zeit in der Hauseigenen Bibliothek verbracht. Da verloren sich die Stunden, ja Tage manchmal und so war es jetzt nicht verwunderlich, das er bei den ersten auf sein Gesicht eintreffenden Sonnenstrahlen zu blinzeln begann. Diese unglaubliche Helligkeit errötete seine Wangen doch die gefühlte Wärme ließ ihn nicht zurück schrecken. Nein vielmehr zog sie ihn weiter ins Licht hinaus.


    Die Sklaven waren mit allen Bequemlichkeiten bepackt, die der Senator sich an diesem Tag draußen im Garten wünschte. Noch war es im Jahr recht früh dort lange zu verweilen, aber die liebe Sonne sorgte für ausreichend Wärme, um die Zeit Zeit sein zu lassen und nach dem eigenen Bauchgefühl zu agieren.


    An seiner Lieblingsstelle angekommen, dem noch jungen Süßkirschbaum, der zur Geburt seines Sohnes Cossus im Garten gepflanzt wurde, wartete der Hausherr darauf, das die Sklaven in Windeseile eine bequeme Liege mit einem Sonnensegel aus reiner Seide aufgebaut hatten, dazu einen runden, fest stehenden Tisch platzierten und darauf allerlei Früchte der Saison stellten. Doch leider gab es noch nicht soviel. Das Meiste war also getrocknetes Obst sowie ausreichend flüssiges Lebensquell. Für die meisten Römer war es Sünde so früh dem Wein zuzusprechen. Für Avarus war dieses Geschwätz egal. Immerhin wollte er sich nicht waschen, er hatte Durst und immerhin war der Wein sowieso eher als Spritzer zu schmecken bei einem Mischverhältnis jenseits der 1/10 Teile.


    Endlich die Kline in Beschlag nehmend, gab er den Sklaven noch den Wink zu verschwinden und suchte sogleich die beste Liegeposition in der er den aufgelaufenden Schriftkram würde studieren können. Ein Diener war geblieben. Wichtig, denn etliche Post im Hauskasten flog auch gleich ins Kohlebecken. Da dieses hier draußen kalt war, würde der Sklave die Pergamente vom Boden aufheben dürfen und nach Sammlung zum Heizsklaven runter in den Keller bringen.


    Zwischen den Zeilen veränderte Germanicus Avarus immer wieder seine Liegeposition. Lag es daran, das die Schriften unangenehm waren oder daran, das er einfach zu unruhig insich war? Es war für niemanden zu ergründen. Einzigst seine Frau konnte das, aber Lucilla war wo ganz anders. Der verbliebene Sklave stopfte dem Senator ein Kissen unter den Rücken, als die vermeintlich bessere Postion gefunden war und Avarus murmelte zustimmend, dann blieben seine Augen auf den Pergamenten hängen und selbst das fröhliche Zirpsten der Vögel nahm er dabei nicht mehr wahr...

  • Aber einem anderen wehzutun konnte doch auch lustig sein. Naja, zumindest, wenn man es nicht übertrieb. Marcus grinste, denn auch die Idee mit den essbaren Nüssen war ganz gut. Nicht so gut wie seine, wie er fand, aber auch nicht ganz schlecht. Er erwiderte nichts, bevor auch Calvena sich zu Valerians Vorschlag geäußert hatte. Sein Gesicht verzerrte sich bei ihrem Einwand. “Iiiih, pfui! Doch keine Küsse!“


    Dann sah er wieder Valerian an. Sein Blick wirkte zweifelnd “Müssen wir denn unbedingt das mit den Lieblingsdingen spielen?“

  • Valerian lachte zu Calvena herüber, als diese erklärte, daß sie am liebsten die Küsse nehmen würde. Das hatte er auch nicht anders erwartet. Aber er konnte auch gut verstehen, daß Pius diese Vorstellung eher abstoßend fand. "Naja, das war das, was wir uns so überlegt hatten, als wir noch nicht wußten, daß Du dazu kommen würdest. Natürlich können wir das Spiel weiter abwandeln. Was schlägst Du vor, Du hast doch bestimmt schon eine gute Idee?" Puh, sie schienen die Kurve gekriegt zu haben und waren von der Kleidertauschidee erfolgreich abgekommen. Es war wohl anzunehmen, daß Pius nicht genug mitbekommen hatte, um davon zu wissen.

  • Marcus verzog das Gesicht , als sie meinte, dass sie auf ihren Preis eigentlich nicht verzichten wollte. Kinder in dem alter konnten mit dem anderen Geschlecht nicht viel anfangen, außer spielen und ärgern. Aber so etwas wie romantische Gefühle, würde erst in einigen Jahren eine Rolle spielen. Bis dahin waren Küsse, so denn sie nicht von der eigenen Mutter stammten, echt eklig. Ob sie in dem Alter auch so gewesen war? Vermutlich. Von daher grinste sie nur und zwinkerte Valerian kurz zu, der die Situation rettete in dem er vorschlug, dass Marcus sich etwas überlegen sollte. Jedenfalls schien der Knabe das mit dem Kleidertausch nicht mitbekommen zu haben, ansonsten hätte er sie wohl doch noch darauf angesprochen.
    „Na gut, dann eben Nüsse!“ lächelte sie und gab nach.

  • Pausanias hatte Iunia Axilla in den Garten geführt. Dort saß die Domina Serrana auf einer Parkbank.
    Er ging auf Iunia Serrana zu.


    Salve Domnia Serrana. Es ist Besuch für sich gekommen, Domina Iunia Axilla.


    Er deutete auf die Cousine Serranas. Nickte kurz und verschwand wieder an die Türe wo er wieder Posten bezog.




    _______________
    Pausanias Sklave

  • Axill war dem Sklaven still gefolgt und hatte nur hier und da unauffällig den Weg gemustert. Die Casa Germanica war wirklich schön, das musste sie schon zugeben. Kein Vergleich zu dem Haus in Alexandria – redete sie sich zumindest ein, um ihren Stolz zu beschwichtigen – aber durchaus sehr schön.
    Schließlich kamen sie im Garten an, und Axilla sah ihre Cousine schon auf der Steinbank sitzen. Sie wartete, bis der Sklave sie angekündigt hatte und dann gegangen war, ehe sie etwas zurückhaltend die Hand zum Gruß einmal kurz und leicht hob. “Salve, Serrana...“ Und weiter war ihr Plan, was sie hier eigentlich wollte, nicht wirklich gegangen. Aber erstmal musste ihre Cousine sie ja auch empfangen.

  • Serrana sah überrascht von der Schriftrolle auf, die sich sich vor dem Gang in den Garten mehr oder weniger blind aus der Bibliotheca mitgenommen hatte, und legte diese dann neben sich auf der Bank ab. Ihr erster, noch recht ungläubiger Blick traf den jungen Sklaven, der ihr die Ankunft ihrer Cousine gemeldet hatte, doch nach dem zweiten, auf Axilla selbst, war kein Zweifel mehr möglich. Mit diesem Besuch hatte sie wirklich nicht gerechnet, schließlich hatte ihr letztes wirklich persönliches Gespräch in einem Streit geendet, und auf ihrer Hochzeit im April hatten die beiden Mädchen nicht mehr als die bei einem solchen Ereignis unverzichtbaren Belanglosigkeiten miteinander gewechselt. Sie brauchte ein paar Sekunden bis sich von der Überraschung erholt hatte, dann setzte sich Laevinas Benimm-Unterricht durch und Serrana stand auf, um ihrer Cousine ein paar Schritte entgegen zu gehen. "Salve, Axilla. Das ist aber eine Überraschung. Möchtest du dich nicht setzen?" Dieser Teil war einigermaßen einfach, denn es gab genug Gesprächsregeln, an denen man sich entlang hangeln konnte. Leider würden sie sich kaum allzu lange mit den belanglosen Begrüßungsfloskeln aufhalten können, aber darüber dachte Serrana jetzt lieber noch nicht nach. Stattdessen machte sie einem in der Nähe wartenden Sklaven ein Zeichen, ein paar Getränke und Knabbereien aus der Küche zu holen und machte eine einladende Handbewegung auf den Platz neben sich.


    "Ich kann aber auch ein paar Korbstühle holen lassen, das ist vielleicht bequemer."

  • Gut, sie bat sie herein. Axilla war ja schonmal froh, dass sie nicht gleich wieder mit ihrem Gezeter anfing. Sie hatte sich vorgenommen, heute nicht zu streiten, aber ihr manchmal überschäumendes Temperament machte solche Pläne nunmal nicht immer durchsetzbar. So aber ließ sie sich nichts anmerken und trat richtig in den Garten und zu der Steinbank. “Achwas, die Steinbänke sind doch prima. Wir sind ja nicht verweichlicht.“ Zumindest Axilla war das nicht, aber ein „wir“ klang hierbei einfach netter und lockerer.


    Sie setzte sich also und einen kurzen Moment entstand diese unbehagliche Stille, wenn eigentlich keiner wusste, was er mit dem anderen so genau anfangen sollte. Axilla wusste ja selber nichtmal so genau, wie sie das, was sie sagen wollte, vorbringen sollte. Sie wollte ja nicht streiten und weder belehrend noch gehässig klingen. Sie hatte ja auch nur gute Absichten, aber... nunja, gute Absichten waren halt nichts im Vergleich zu diplomatischer Eloquenz.
    “Schönes Haus. Hast du dich schon gut eingelebt?“ Eigentlich war Axillas Vorgehensweise mehr 'Augen zu und durch', aber diesmal versuchte sie es vielleicht erstmal mit einem etwas einfacheren Thema. Vielleicht wurden sie ja noch ein wenig warm. Wenn nicht, konnte Axilla immernoch die Holzhammermethode probieren.

  • Verweichlicht? Nein, das war sie vermutlich wirklich nicht, dafür hatte schon ihre nicht gerade zimperliche Erziehung gesorgt. Dummerweise bedeutete körperliche Abhärtung noch lange nicht automatisch auch innere Stärke, und um die machte Serrana sich zur Zeit wesentlich mehr Gedanken. Aber dieses ohnehin unerfreuliche Thema konnte warten, jetzt galt es erstmal das unerwartete Zusammentreffen mit Axilla ohne erneute Zusammenstöße zu überstehen. In Gedanken bereits auf der Suche nach der nächsten unverbindlichen Floskel ließ sie sich wieder neben ihrer Cousine auf der Bank nieder, um dann dankbar deren Frage aufzugreifen.


    "Ja, das Haus ist wirklich schön. Es ist schon ungewohnt, in einer so großen Casa zu wohnen, aber ich fühle mich wirklich wohl hier. Nur an das Essen hier kann ich mich irgendwie nicht gewöhnen, das hat mir daheim in der Casa Iunia besser geschmeckt. Aber ich will das lieber nicht so laut sagen, sonst ist der Koch noch gekränkt." Sie musterte ihre Cousine unauffällig. Axilla sah deutlich gesünder aus als noch vor knapp sechs Wochen bei ihrer Hochzeit, offenbar hatte sie sich inzwischen einigermaßen von ihrer Fehlgeburt erholt. Ob sie mal nachfragen sollte? Nein, lieber nicht. Schließlich hatte dieses Thema und vor allem dessen Vorgeschichte schon einmal zu üblen Verstimmungen zwischen ihnen geführt. Und auch wenn sie es sich selbst ungern eingestand, so hatte Serrana mit ihren unermüdlichen Moralpredigten vermutlich nicht unerheblich dazu beigetragen.
    "Aber das wird bei dir ja sicher nicht anders sein. Immerhin wohnst du ja jetzt im kaiserlichen Palast, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist dort zu leben."

  • Wenn das Essen in der Casa Iunia besser geschmeckt hatte als das hier, wollte Axilla das hier lieber nicht kosten. Vielleicht war ihr Gaumen durch die Zeit in Alexandria einfach verwöhnt und würzigeres Essen gewohnt, aber sie hatte hier in Rom noch nichts gefunden, was sie als so wirklich, wirklich gut empfunden hätte. So lächelte sie nur leicht als Ausflucht, um nicht antworten zu müssen und legte die Hände in den Schoß. Sie musste darauf achten, nicht nervös damit herumzuspielen, aber ein wenig rieben ihre Hände doch aneinander.
    “Ja, der Palast ist... groß und sehr schön und nobel... richtig herrschaftlich eben.“ eigentlich sollte Axilla stolz ohne Ende sein, dass sie dort nun wohnen durfte. Dort, wo der Kaiser wohnte, und seine Familie! Naja, zumindest fast, in einem Nebengebäude eben. Aber dennoch! Das war so ziemlich die prestigeträchtigste Verbindung, die Axilla überhaupt hätte eingehen können. Die Iunier waren so mit dem Kaiserhaus verbunden! Da konnte sie nicht jammern und unglücklich sein. Da war es egal, ob sie sich unter der ständigen Beobachtung von lauter fremden Dienern nicht wohl fühlte, ob sie sich eingesperrt und gefangen fühlte und ob sie Angst hatte, die Erwartungen an sie auch erfüllen zu können. Da zählte nicht, dass sie Archias aus anderen Gründen geheiratet hatte. Da zählte einzig und allein, was von ihre erwartet wurde. Auch wenn sie das zeitweise zu erdrücken und unter sich begraben schien.
    “Ich muss mich noch ein wenig an das alles gewöhnen und an die vielen fremden Diener. Und an die Prätorianer. Aber... es ist wirklich sehr herrschaftlich dort.“


    Ihre Hände begannen wieder mehr Aktivität zu entwickeln. Axilla war nicht so gut darin, über Belanglosigkeiten zu plaudern und so zu tun, als gefiele ihr das wirklich. So sehr sie sich auch bemühte, lange würde sie diese Maskerade nicht aufrecht erhalten können. Daher wollte sie lieber gleich mit dem Vorwand, der sie hierher geführt hatte, anfangen, ehe sie zu dem wirklich ernsten Thema kommen wollte.
    “Nun, also, wieso ich eigentlich hier bin, ist der Sklave. Also, ich meine, der, den Archias ersteigert hat. Den, auf den ihr auch geboten habt. Der Grieche.“ Axilla hoffte, Serrana wusste, wovon sie sprach. Immerhin war das jetzt auch schon wieder über eine Woche her. Vielleicht hatten sie ja inzwischen einen anderen Sklaven gekauft. Axilla hatte ja keine Ahnung, womit der Senator sich so seine Zeit vertrieb. Vielleicht ja mit Streifzügen über den Sklavenmarkt? “Ich... ähm, wollte fragen, ob es denn einen bestimmten Grund gibt, warum ihr ihn kaufen wolltet...?“

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