[Esquilin] Casa Accia Ducciaque

  • Es brauchte seine Zeit, bis der Manager einer akuten Staatskrise seine sich stets und ständig damit befassenden Gedanken soweit zurückdrängen konnte, dass seine Aufmerksamkeit sich zumindest in einem solchen Maße mit seiner Frau und ihren Wehwechen beschäftigen konnte, dass es eine schlüssige Konversation zuließ. Und entsprechende Reaktionen. Wie zum Beispiel auf die Tatsache, dass seine Schwangere Frau ohnmächtig geworden war.
    Er hatte jetzt mangels einer eigenen erlebten Schwangerschaft nicht DIE Einsicht in den Verlauf einer Trächtigkeit beim weiblichen Exemplar eines Homo Sapiens, aber durch die zwangsläufig mit sich kommenden Erfahrungen im Umgang mit derselben Spezies war ihm dann doch geläufig, dass Ohnmächte nicht gerade zu den üblichsten Begleiterscheinungen gehörten. Dementsprechend ehrlich besorgt konnte er dann dreinschauen als er seiner Frau bei ihrer Erzählung zuhörte.


    "Ich bin mir sicher, das war ein schrecklicher Anblick.." , log Vala ohne mit der Wimper zu zucken, der immerhin schon andere Erfahrungen gemacht hatte und wusste, wie kreativ Menschen im Umgang mit Menschen sein konnten.
    "Wieso sollte er dich treffen wollen?" , hakte er dann an einer Stelle nach, die seiner Meinung nach keinen Sinn ergab... immerhin war die ganze Situation ja ganz offensichtlich auf ihn gemünzt gewesen.

  • Das die Prätorianer zu etwas anderem gut waren, als Parade zus tehen, hatte die prima und Licinus persönlcih im Bürgerkrieg schmerzhaft lernen müssen. Was nicht hieß, dass er auch nur im entferntesten bereit war, von seinen Vorurteilen zu lassen. Er sagte aber nichts dazu.
    "Ersteres wäre besser für sie," meinte er nur schwermütig. "Vielleicht hätte sie dann eine Chance ihren alten ... ihre alte Form zurückzuerlangen."
    Es schmerzte ihn schon etwas, dass der Verlust an Renomee in seine Amtszeit gefallen war.


    Für einen Moment war Licinus konsterniert, denn indirekt hatte der Duccius gerade angedeutet, dass Licinus eine kaiserliche Entschiedung anzweifeln könnte. Aber er schüttelte das Gefühl wieder ab, denn das war sicher nicht,w as gemeitn war.
    "Ich bin Soldat. Ich gehe hin, wohin mich mein Kaiser befiehlt! Schlage ihm meine Versetzung vor, wir werden sehen, welche Befehle wir bekommen." legte er sich entschlossen fest.


    Tief atmete er durch. Er fühlte sich irgendwie besser. Der Besuch hier hatte sich gelohnt, obwohl er ursprünglich gar nicht gewusst hatte, warum er gekommen war.


    "Ich ... danke dir. Für dein Angebot !"

  • Seiana begrüßte Seneca, als dieser kurze Zeit später erschien, und es dauerte nicht lange, bis nach dem Klopfen die Tür aufging und sie hinein geleitet wurden. Das ungefähr war der Moment, in dem sie doch ein wenig Unruhe verspürte... aber es verblasste im Vergleich zu ihrer Familie. Davon abgesehen war der Duccius zwar inzwischen Consular und gehörte zu den höchsten Kreisen in Rom – aber das änderte nichts daran, dass er und sie sich in mehr als nur einer – gelinde gesagt – ungewöhnlichen Situation schon begegnet waren. Vorstellig zu werden, weil sie gedachte seinen Klienten zu heiraten, war da nichts im Vergleich dazu.


    „Consular Duccius“, erwiderte sie mit einem höflichen Lächeln. „Hab vielen Dank für deine Einladung.“ Sie setzte sich in einen der Sessel und ließ sich von einem der Diener ein Wasser geben – von dem sie dann sofort einen Schluck trank, als sie hörte, wie der Duccius das Gespräch begann. Wider besseren Wissens hatte sie gehofft, irgendwie darum herum zu kommen davon erzählen zu müssen, wie sie sich kennen gelernt hatten. Aber natürlich ging es mitten hinein ins kalte Wasser. Mehr noch, der Duccius sprach recht unverblümt aus, dass er die Verbindung ungewöhnlich fand und warum... was sie eigentlich wohl nicht überraschen sollte. „Das ist eine Zeitlang her inzwischen. Kennen gelernt haben wir uns bei einer Durchsuchung der Acta, als Valerianus noch am Leben war.“ Genauer gesagt: der Casa Decima, aber das sagte sie nicht laut. Stattdessen setzte sie ein Schmunzeln auf, während sie Seneca einen flüchtigen Blick zuwarf – dass aus der Durchsuchung damals nun eine Ehe wurde, konnte man immerhin als amüsant betrachten. „Wir sind uns danach noch das ein oder andere Mal begegnet und haben uns angefreundet.“ Was noch keine Antwort auf die Frage nach dem Rangunterschied war. Die der Duccius zwar nicht im eigentlichen Sinn gestellt hatte... seine Worte aber doch auf eine Art formuliert hatte, dass das gar nicht nötig war. „Ich konnte mich immer auf ihn verlassen, was eine Eigenschaft ist, die man nicht bei jedem findet... und die mir im Lauf der letzten Jahre zunehmend wichtiger geworden ist.“

  • Der Duccier verlor keine Zeit. Kaum hatte Seneca einen Becher in der Hand ging es schon zu den harten Fakten, und der Iunier war mehr als dankbar dass Seiana direkt loslegte, mehr noch, ihre Worte rangen ihm ebenfalls ein kleines Lächeln ab, das sie in der Öffentlichkeit so von ihm sprach war ungewohnt, aber keineswegs in einem negativen Sinne. Seneca wischte das Lächeln allerdings schnell mit einem Schluck Wasser aus dem Gesicht.
    "Verschlungene Pfade." befand er für sich und blickte dann den Duccier an, "Aber es war die richtige Entscheidung für beide von uns." fuhr er fort, und hoffte dass der Duccier ihre unkonventionelle Verbindung nachvollziehen konnte.
    Am liebsten hätte er Seianas Hand gegriffen, ihr ein Zeichen seiner Zuneigung zukommen lassen, aber das war weder der richtige Ort noch die richtige Gesellschaft für solcherlei Gesten, sodass er sich dezent zurückhielt.

  • Ihre müde Seele bekam von Vala tatsächlich Streicheleinheiten. Er war offensichtlich um sie besorgt und er ging auf sie ein. Wenn das denn möglich war machte dies ihren Tag noch unwirklicher. Aber es tat unglaublich gut. Sie brauchte einfach irgendjemanden und da ihr Bruder sich dafür immer stärker disqualifizierte… Vala war da und… ja, das reichte fast schon.
    Doch seine Frage war überflüssig, das war doch offensichtlich. Sie starrte Vala kurz verwundert an, er schien die Frage ernst zu meinen. „Er nimmt es mir mindestens genauso übel wie dir, dass wir geheiratet haben.“, erklärte sie mit ungläubigem Unterton dass Vala das nicht wusste. Diese Ehe… Eine Ehe zu der Vala sie gezwungen hatte. Der Gedanke versetzte ihrem Herzen einen Stich. Aber er war doch gerade… und ihr Bruder… nicht wissend was sie fühlen sollte, wandte Lucia den Kopf wieder ab. Vielleicht hatte Vala noch ihren verletzten Blick mitbekommen, jetzt versteckte sie sich mehr der weniger erfolgreich hinter ihrem Wsserglas.

  • "Verschlungene Pfade ist gut..." , lächelte Vala verschmitzt, als sein Klient sich in klassischem Understatement übte, "Liebeshochzeiten sind offensichtlich nicht tot zu bekommen.. vor allem wenn sie aus einem solch bizarren Moment entstehen. Du warst dabei, als die Praetorianer die Casa Decima durchsuchten... und du hast dich in ihn verliebt? Du warst schon immer eine unkonventionelle Frau, Decima, aber dies überrascht selbst mich. Dass ihr euch beide viel zu geben habt, bezweifle ich nicht... sehen eure Familien das genauso? Ich meine... Liebeshochzeiten entstehen eher selten unter deren Beitun."

  • Wie der Duccius musste Seiana lächeln, wenn auch flüchtig, als Seneca von verschlungenen Pfaden sprach. So konnte man es tatsächlich nennen, wenn man beschreiben wollte was sie beide betraf... simpel, aber zutreffend. Auch wenn es eine ganze Menge vorenthielt. Was dem Duccius natürlich auch nicht entging, genauso wenig wie die Tatsache, dass sie letztlich aus Liebe heirateten, auch wenn Seiana dieses Wort bewusst nicht erwähnt hatte. Natürlich dachte er das, musste es denken, nachdem er schon so pointiert auf den Rangunterschied zu sprechen gekommen war.
    Dass er sie für unkonventionell hielt, traf bei Seiana auf gemischte Gefühle. Sie war lange nicht mehr so wie früher, wo sie versucht hatte diesen verflixten Balanceakt zu schaffen zwischen dem, was ihre eigenen Wünsche waren, und dem, was familiäre und gesellschaftliche Erwartungen von ihr forderten. Wo sie es als negativ empfunden hätte, hätte ihr jemand gesagt sie sei unkonventionell – auch wenn sie noch so sehr wusste, dass das stimmte, einfach weil sie sich so sehr bemüht hatte, trotzdem den Erwartungen zu entsprechen und zu sein, wie eine Römerin sein sollte. Das hatte sie mittlerweile hinter sich gelassen, nicht zuletzt auch wegen einiger Erfahrungen, die sie mit dem Duccius gemacht hatte... Aber dennoch: jahrelang antrainierte Denkmuster ließen sich nur schwer komplett brechen, und obwohl ein Teil von ihr stolz war darauf, was sie erreicht hatte und wie, und obwohl sie auch wusste, dass das nur möglich gewesen war, weil sie eben nicht war wie jede Römerin... gab es doch selbst jetzt noch einen Teil in ihr, dem es immer noch ein bisschen unangenehm war, so bezeichnet zu werden.


    Davon allerdings versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. „Nicht sofort“, erwiderte sie zunächst auf die Frage, ob sie sich verliebt habe. Was brachte es auch, darum herum zu reden, wenn doch ohnehin offensichtlich war, warum sie diese Verbindung wollte. „Aber im Lauf der Zeit dann, als wir uns näher kennen lernten.“ Sie lächelte vage, drehte nachdenklich ihren Becher in den Fingern und unterdrückte eine Grimasse, als der Duccius seinen Finger von einer Wunde prompt in die nächste legte: ihre Familien. Nur ein leichtes Stirnrunzeln zeigte, dass das Thema so schwierig war, wie der Consular sowieso schon vermutete. „Sagen wir es mal so: nicht alle sind begeistert davon, aus unterschiedlichen Gründen, und einige davon waren bereits vorher abzusehen. Was mit ein Grund ist, warum wir sie vor vollendete Tatsachen gestellt haben“, gab sie letztlich relativ offen zu, ohne dabei allzu sehr ins Detail zu gehen.

  • 'Liebeshochzeiten' - Seneca wusste dass dieser Begriff in Rom oftmals nur belächelt wurde, aber er war mittlerweile an einem Punkt angekommen wo er einfach keine Rechtfertigungen und Vorwände suchen musste um Seiana heiraten zu können. Er liebte sie, ja, und das war gut so. Darüber hinaus war er sowieso in der Lage oder in der Schuld einen Grund anzubringen, obwohl er wusste dass Seiana wohl ein wenig daran zu knabbern hatte.
    Als Vala letztlich auf ihre Familien zu sprechen kann, konnte sich Seneca ein kleines Grinsen nicht verkneifen, noch weniger als Seiana letztlich auf eben diesen Punkt einging.. Nicht alle waren begeistert, eine wunderbare Untertreibung..
    "Die Beziehungen unserer Familien sind sehr zwiespältig. Aber ich denke, oder eher ich hoffe, dass auch sie irgendwann ein einsehen haben werden." fügte Seneca noch hinzu, und tatsächlich waren die Verhältnisse der Iunii und Decimi nicht völlig klar. Während sein Onkel Klient des Praefectus Urbi war, konnten sich Seiana und Axilla nicht ausstehen und so weiter..
    "Aber unsere Entscheidung steht, das ist die Hauptsache."

  • Es war die linke Augenbraue, die bei den Worten des Liebespaars kritisch nach oben wanderte und schließlich nicht nur einen leisen Hauch von Unglauben vermittelte. Dass die beiden nicht nur aus Liebe heirateten, was in diesen Zeiten in denen Ehen vor allem Sicherheit vermitteln sollten absolute Rarität und von unwenigen mit Schwachsinnigkeit in Verbindung gebracht wurde... nein, diese beiden wollten die Ehe auch noch gegen den Willen ihrer Familien.
    "Hah!" , lachte Vala schließlich schlagartig auf und schlug sich auf den linken Oberschenkel: "Ihr beide habt echt Chuzpe... das mag ich. Allerdings wird euch dann eine schwere Zeit bevorstehen."
    Er sprach da nicht aus eigener Erfahrung... seit seinem Aufbruch aus Germania nach Rom hatte er seine Familie ununterbrochen hinter sich gewusst, was eine enorme Entlastung für ihn gewesen wäre... wäre das nicht derart gewesen, er hätte wohl schon lange hingeworfen. Umso klarer war ihm, dass das eine enorme Belastung für sie sein musste.
    Aber vielleicht war da eine Art Befreiung auch genau das richtige...


    "Aber genug dessen... vielleicht tut ein gewisser Abstand auch ganz gut und hilft die Zeit für Linderungen zu geben." , kam Vala auch durch die Blume auf's geschäftliche zu sprechen, "Ich werde den Kaiser darum bitten, mir Germania Superior zu geben. Ich habe deinem Verlobten dahingehend ein Kommando in der Provinz angeboten, Decima. Das Kommando über die Ala II Numidia. Natürlich bin ich nicht in der Position dies alleine zu entscheiden, der Kaiser wird befinden müssen... jedoch werde ich mich dafür einsetzen.


    Ich habe allerdings nicht nur vor, militärisch für einen gewissen Wandel in der Provinz zu sorgen... ich möchte die Provinz auch kulturell voranbringen. Deine Expertise im Bereich der Artes ist reichsbekannt und ich würde mich freuen, eine namhafte Person wie dich dafür gewinnen zu können, Bildung und Kultur in Germania voranzubringen."

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Allen." , winkte Vala müde ab, der nach JahrZEHNTEN der Auseinandersetzung dem ganzen Theater des Abstiegsadels müde war, "Nun, ich kann mich nicht beschweren mit dem Senat in den vergangenen Jahren zu wenig zu tun gehabt zu haben... auch wenn die Initiativen aus dem restlichen Senat eher Mangelware waren. Aber ich kann mir nicht vorwerfen, meine Zeit nicht genutzt zu haben... und die Kaiserwahl... naja. Ja, ich werde als einer der wenigen Consules in die Geschichtsbücher eingehen, der einen Kaiser ernannte... aber irgendwie auch als einer, der sich wie kein zweiter gleich eine ganze Fraktion zum Feind gemacht hat. Ich glaube ja, die haben das wirklich gebraucht... ein Feindbild an dem sie sich reiben können. Schließlich wussten sie nur dadurch, wer sie sind. Ich weiß nicht, ob das nun gut oder schlecht ist." , schmunzelte Vala milde, als er sich Gedanken über die Perpetuation seiner Zeit in Rom machte.


    "Oh, doch... eigentlich habe ich so gut wie alles einbringen können was ich mir vorgenommen hatte... aber mir fallen laufend neue Sachen ein, mit denen der Senat sich beschäftigen könnte." , schlug Vala sich spielerisch an die Stirn, als wolle er seinen eigenen Kopf dafür schelten. Die Füße wurden von der Kline gezogen und auf den Boden gestellt, als er sich vorbeugte und den Annaeus nach einem Schluck aus dem Becher etwas eindringlicher ansah: "Es gibt da das eine oder andere... zum Beispiel das Ulpianum. Eigentlich wollte ich mir das vornehmen, allerdings ist das irgendwie in der Kanzlei hängen geblieben. Der Tod des Kaisers, Bürgerkriegsgefahr, der neue im Palatin und so weiter und sofort. Das Gebäude steht, es muss nur eingeweiht werden. Warum nimmst du dich dem nicht an? Mein Kontaktmann war der Procurator a libellis Lucius Iunius Silanus. Wende dich an ihn, wenn du das übernehmen willst... ein kleiner Schubser sollte reichen um die Sache wieder ans laufen zu bringen.
    Dann noch etwas viel größeres: die Lex Mercatus. Ständig wird an ihr rumgedoktort, ständig hat irgendwer was daran zu mäkeln. Medicus Germanicus Avarus hat eine vollkommene Überarbeitung angeregt, allerdings wird er sie wohl nicht selbst durchführen wollen... wenn du also etwas für ein etwaiges Consulat brauchst: nimm das. Die Lex Mercatus ist einer der dicken Fische im Teich des Codex Universalis, wenn du dich dieser erfolgreich annimmst... nun, du weißt, was ich meine."


    Als der Annaeer sich seiner beiden Tirones wegen interessiert zeigte, zuckte Vala nur mit den Schultern und wandte sich zu seinem Sklaven um: "Man könnte Callistus auch einfach persönlich fragen... Sirius, geh und hol Callistus."


    "Interessant. Im Hinblick auf das Lex Mercatus ist mir vor kurzem erst eine Kleinigkeit aufgefallen, die man im Senat diskutieren und regeln sollte. Du könntest nicht zufällig dafür sorgen, dass mir in naher Zukunft einmal das Wort erteilt wird, damit ich diese Sache ansprechen kann?" fragte Modestus, während er auf Duccius Calistus wartete. Das Ulpianum war wirklich eine niemals endende Geschichte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann der Bau daran begonnen hatte. Wahrscheinlich vor seiner Karriere im Cursus Honorum. "Eine vollständige Reform des Lex Mercatus ist sicher überfällig, aber auch ein ausuferndes Projekt."


    Zitat

    Original von Caius Duccius Callistus
    Sirius traf den angeforderten Tiro im Garten an, wo er an einem Tisch über Arbeit gebeugt saß. Die Lex Provincialis für Germania Superior war eine äußerst arbeitsreiche Angelegenheit, die dem jungen Duccier viel Geduld abverlangte. Umso erfreuter nahm Caius die Unterbrechnung auf.


    "Salvete, Senatores", grüßte Caius die beiden Männer mit höflicher Zurückhaltung bei Betreten des Raumes. Er trug eine einfache Tunika in dunklem Grün. Interessiert betrachtete er den Annaeus, dessen Gehstock ihm nicht verborgen blieb.


    "Salve, Caius Duccius Calistus. Wir haben gerade über dich gesprochen. Duccius Vala hat mir erzählt, dass dich auf eine Karriere im Cursus Honorum vorbereitest. Darf ich fragen, wie deine Pläne für die Zukunft aussehen?" fragte Modestus neugierig und lies die Spiele außen vor. Erst wollte er hören, wie der Duccier sich seine eigene Zukunft vorstellte.

  • Consular
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia Ducciaque
    Collis Esquilinus | Roma



    Heilsa Alrik,


    ich schreibe dir erneut in kurzem Abstand, weil ich noch eine drängende Bitte an dich habe. Unser gemeinsamer Vetter Phelan, Decimus Duccius Verus, ist wie du weißt seit einiger Zeit wieder nach Mogontiacum zurückgekehrt und hier sowohl im Cultus Deorum als Pontifex als auch im Ordo Decurionum aktiv. Es wird Zeit, dass er ebenfalls endlich den Ordo Equester verliehen bekommt. Er wäre zudem ein geeigneter Kandidat zur Besetzung des Posten des Flamen Divi Augusti. Sei so gut und mache dich für ihn in der Kanzlei stark. Folgende Argumente kannst du dabei zu seinen Gunsten vorbringen.



      [*]Es ist wichtig, den interreligiösen und somit auch interkturellen Austausch in der Provinz zu fördern im Hinblick auf den Zusammenhalt in einer der wichtigsten Grenzprovinzen und ihrer Kräftigung und Stärkung.
      [*]Der amtierende Flamen (Sulpicius Segimundus) ist stockkonservativ und daher ungeeignet zur Bewältigung dieser Aufgabe. Außerdem ist er nicht mehr der Jüngste und sollte 'aus gesundheitlichen Gründen' abgelöst werden.
      [*]Wer würde sich besser eignen als ein duccischer Pontifex (zudem noch mit germanischen Wurzeln), der stets bestrebt ist diesen Austausch zu fördern und in der Ausbildung der neuen Aeditui zu verankern. Er ist Pontifex in der Provinzhauptstadt, welche sich als fortschrittliches Vorbild in der Sache des interreligiösen und interkturellen Austauschs ausgezeichnet hat.
      [*]Schließlich hat Phelan langjährige Erfahrung im Alltagsgeschäft des Cultus Deorum und wäre damit ein bestens geeigneter Kandidat zur Kontrolle des öffentlichen Kults Germania Superiors.


    Ich bin mir sicher, dass dies genügend Gründe sind, mit denen du die Kanzleibeamten für Phelan einnehmen kannst. Anbei findest du noch eine Abschrift seines Werdegangs.



    Til ars ok frisar,



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    Villa Duccia| Mogontiacum | Germania Sup.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelwachs.png]

  • Das Stirnrunzeln blieb. Seneca legte einen Optimismus an den Tag, den sie nicht teilen konnte, und der Duccius wirkte zunächst ungläubig – und begann nach einem Moment zu lachen. Chuzpe... so konnte man es auch nennen. Seiana fuhr sich kurz über den Mund und nickte. „Ja. Das wird es wohl“, erwiderte sie verschlossen. Der Duccius hatte ja keine Ahnung, wie schwer die Zeiten werden würden, und vermutlich ahnte er noch weniger, dass er ein Teil des Problems war. Oder vielleicht ahnte er das doch... sie wusste nicht, ob er in letzter Zeit auf ihren Bruder getroffen war, und sie hatte auch nicht vor ihn das zu fragen, aber ganz so unwahrscheinlich war das auch nicht.


    Sie vertieften das Thema allerdings nicht weiter, was Seiana nur Recht war. Viel mehr als das hätte sie ohnehin nicht sagen wollen dazu. Was der Duccius dann allerdings auftischte, war... unerwartet. Mehr als das. Seianas Brauen wanderten nach oben, und sie konnte nicht verhindern, dass man ihr ihre Überraschung ansehen konnte, im ersten Moment vermutlich sogar ziemlich deutlich. Germania. Ein mögliches Kommando für Seneca dort, was der offenbar schon wusste, ohne es ihr bisher gesagt zu haben – sie warf ihm einen flüchtigen Blick mit noch weiter hochgezogener, einzelner Augenbraue zu, als ihr klar wurde, dass die Worte des Duccius letztlich nichts anderes bedeuteten als das. Mit den überraschenden Neuigkeiten ging es allerdings noch weiter, und Seiana sah wieder den Consular an. Und schwieg für ein paar weitere Momente, auch als er schon geendet hatte, während sie sich bemühte ihre Überraschung zu überwinden. „Es schmeichelt mir, dass du dabei an mich denkst. Aber was genau kann ich mir darunter vorstellen?“ hörte sie sich schließlich sagen. Irgendwie musste sie reagieren, und in dieser Situation konnte sie nicht erst mal Seneca fragen, was es damit überhaupt auf sich hatte. „Ich habe mich mit der Situation in Germania Superior bisher kaum befasst und habe nicht wirklich ein Bild davon, wie diese Bereiche dort bisher gefördert wurden.“ Germanien. Sie verkniff sich einen weiteren Blick in Senecas Richtung. Unabhängig davon, was der Duccius ihr da gerade anbot – wenn Seneca dort tatsächlich ein Kommando bekam, wenn er es annahm, wenn... Germanien.

  • Der Duccier formulierte sein Angebot sehr ungeschickt.. Seneca stand nun ein wenig unter Druck, und es hatte ihm von Anfang gesträubt seiner Verlobten etwas vorzuenthalten. Er hatte sie nicht angelogen, und hatte auch nicht vor das zutun, aber er fühlte sich in diesem Moment so, und schaute leicht beschämt zurück als Seiana ihn anblickte. Was hätte er tun sollen? Anfangen zu diskutieren? Hier vor seinem Patron? Das müsste später geklärt werden, und er hoffte dass sein Patron es noch schaffte seine Verlobte für dieses Abenteuer zu erwärmen..
    "Vielleicht tut ein wenig Abstand tatsächlich gut." sagte Seneca knapp und merkte schon während er es sagte dass das wohl wenig zu Seianas Begeisterung beitragen würde denn letztlich lag Mantua auch nicht unbedingt in Reichweite Roms, und würde somit schon als Abstand durchgehen.
    Letztlich musste der Duccier sie für ihre Aufgabe begeistern, für Seneca klang dieses schon mal ganz gut, auch wenn er sich noch nicht wirklich etwas darunter vorstellen konnte. Irgendwas mit Kunst.. Oder Bildung? In eine Sache war sich der Iunier allerdings dennoch recht sicher: Seiana würde irgendwann wieder etwas machen wollen. Kind hin oder her, sie war nicht der Typ Mensch der sein Leben nur in den eigenen Gemäuern fristete..

  • Zwei Tage waren vergangen, seit Hadamar nach Rom zurückgekommen war, und die erste Gelegenheit, die er bekommen hatte für ein bisschen freie Zeit, nutzte er erst mal dazu, um bei Alrik einen Antrittsbesuch zu absolvieren. Ihm wären durchaus ein paar andere, bessere Dinge eingefallen, wie er seine Zeit hätte verbringen können... aber Familie ging dann doch vor. Also stand er nun vor der Casa, in der Alrik lebte, auf der Matte, und klopfte an.

  • "Er nimmt es DIR übel?" , flog Valas linke Augenbraue nach oben, als er dies hörte... warum sollte der Tiberius das tun? Achja... ach-ja. Da war ja was: "Er weiß immer noch nichts davon, hmh? Interessant..."
    Weitere Gedanken folgten, die vor allem um die Implikationen eines solchen Zerwürfnisses gingen... ja, diese Frau trug sein Kind, war also entsprechend schützenswert. Zudem gab es die quasi-patrizische Herkunft seiner Kinder... was auch ein wichtiger Baustein war, vor allem in einem Rom das sich weiterhin beharrlich weigerte dem drastischen (und vor allem historischen) Bedeutungsverlust dieser Kaste in die Augen zu sehen. Natürlich am meisten die Angehörigen dieser Kaste selbst... allen voran jemand, der es offensichtlich fertig brachte seine eigene Schwester anzugreifen. Die Genugtuung, dass er seiner Frau ja GESAGT HATTE dass derartiges passieren könnte... passieren WÜRDE hatte einen eher faden Geschmack.. schließlich war es auch für die Bitteren, die Pessimisten ein Erfolg wenn sie falsch lagen und die Optimisten recht behielten. In diesem Fall... Vala würde diesem Mann danken müssen, der seiner Frau aus diesem Moment geholfen hatte... sekunde.


    "Wie hieß der Kerl, der dir geholfen hat?" , fragte Vala noch halb in seinen Gedanken befangen, ".....Avianus?" Irgendwie kam ihm der Name bekannt vor... allerdings konnte er noch nicht genau verorten, wieso und weshalb.

  • "Pfffff...." , winkte Vala ab, als die Decima Details wissen wollte... als hätte er ne große Ahnung wovon er hier sprach. Andererseits hätte er sich denken können, dass sie genauer wissen wollte worum es hier eigentlich ging, bevor sie sich auf ein Abenteuer in der Provinz einließ, die eigentlich keinen anderen Nutzen hatte denn als militärisches Bollwerk im frostigen Norden um den wirtschaftlich und kulturell potenteren Süden zu schützen. Nichtsdestotrotz war das nichts, mit dem Vala sich zufrieden geben wollte... nein, er hatte großes vor mit 'seiner' Provinz.


    "Ich will ganz ehrlich sein... nach der Auflösung der Schola Atheniensis haben die freien Schulen zwar an Bedeutung und Wirksamkeit gewonnen, allerdings vor allem in jenen Städten in denen das Leben ohnehin etwas leichter fällt." , begann Vala also sein Vorhaben, das ohnehin vollkommen unkonkret war, zu umschreiben, "Die Provinzen, wie die beiden Germaniae, haben für freie Schulen und Lehrer allerdings an Attraktivität verloren... ich möchte dem entgegenwirken. WIE das allerdings geschehen soll weiß ich nicht. Du bist die Bildungsexpertin, ich war nur die ausführende Hand im Senat. Deshalb schlage ich dir, vollkommen unkonkret, zugegebenermaßen... ich schlage dir vor: komme nach Germania, bringe die Provinz in Kultur und Bildung voran. Ich werde dir zur Verfügung stellen was du brauchst... und du lieferst das Konzept, wie auch den damit hoffentlich einhergehenden Erfolg."

  • "Ich habe ja größte Zweifel daran, dass die Überarbeitung der Lex Mercatus den Deckel für alle Zeit schließen wird." , fabulierte Vala durchaus kritisch, "Immerhin ist sie das meistangewandte Gesetz des Codex. Mit Abstand. Sobald eine Neufassung erlassen worden ist, werden sich im Alltag die ersten Lücken, Haken und Ecken zeigen an denen weiterzuarbeiten ist. Das Reich wandelt sich stetig, die Wirtschaft wandelt sich stetig... kein Wunder also, dass auch ständig an der Lex herumgeschraubt werden muss. Ich bin allerdings gespannt, was eine solche Neuauflage mit sich bringt... ich könnte dir gleich zehn Baustellen nennen."


    Als Audaod schließlich hinzu kam und der Annaeus diesen direkt ansprach, schob Vala mit leisem Schmunzeln noch eine kurze Vorstellung hinterher: "Callistus, dies ist Kaeso Annaeus Modestus, Praetorius des Senats, ehemaliger Statthalter in Obergermanien und einer von zwei Feldherrn des Nordens im Feldzug gegen den Usurpator."

  • "Du bist einer der besten Soldaten die ich kenne Licinus. Und auch noch einer, dem nicht gleichzeitig auch noch mehrere Pfähle im Vallum fehlen... eine seltene Eigenheit." , gab Vala mit ehrlichem Schmunzeln bekannt, "Wieso sollte ich eine der gefährlichsten Grenzen des Reichs mit weniger als den besten Soldaten verteidigen wollen, die ich bekommen kann? Das Angebot ist kein Geschenk für das man sich bedanken muss... das ist zwangsläufige Folge von dem, was ich von dir in deiner Laufbahn zu sehen bekommen habe." , sprach Vala weiter und schob noch hinterher, als ihm klar wurde, dass das doch etwas nach Lobhudelei klang: "Ich mache bei sowas keine Geschenke. Ich honoriere ehrliche Leistung.. das sollte eigentlich selbstverständlich sein."

  • „Salve“, grüßte Hadamar zurück und lächelte freundlich, „ich bin Ha...h...hm“, verschluckte er dann den Rest seines Namens, als ihm einfiel, dass der germanische ihn eventuell nicht sonderlich weit bringen würde. „Duccius Ferox, ein Vetter von Vala. Hat er grad Zeit?“ Vielleicht hätte er sich vorher ankündigen sollen. Vermutlich. Aber im Zweifel wartete er halt eine Weile, ein bisschen Spielraum hatte er dafür. Oder er kam später wieder. Oder so.

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