[Theatrum Flavium] Megalesia DCCCLX A.U.C. - Die Gladiatorenkämpfe

  • Schweigen legte sich über die Menge, als Lucius Vocasius Pancras wieder in der Arena erschien und zu den beiden Gladiatoren hinüberblickte. Überlegend legte er gut sichtbar seine Hand ans Kinn. Er rieb sich dort leicht, als würde er grübeln.
    Schließlich hob er beide Arme in Richtung Publikum. “VOLK DES WUNDERVOLLEN ROM!“ erschallte seine Stimme wieder, und Jubel brandete ihm als Antwort entgegen. “Diese Männer haben gut gekämpft. Tapfer gekämpft! Ursus ist unser strahlender Sieger. Doch wie steht es mit Seuthos? Nun lasst hören, ob auch er tapfer genug war!“ Und mit einem leichten Bewegung seiner Arme nahm das Publikum die Aufforderung auf und johlte und jubelte ihren Helden in der Arena zu. Die Stimmen tosten wie stürmische Brandung über alle in der Arena hinweg, bis der Schauspieler, der hier als Veranstaltungsherr diente, mit einer neuerlichen Handbewegung Ruhe gebot.


    Ein angespanntes Schweigen breitete sich aus, als alle darauf warteten, wie das Urteil nun ausfallen würde. Der Besiegte kniete, eine Hand gegen seinen Gegner erhoben, vor diesem im Staub der Arena, und wartete auf das letzte Wort. Pancras sah noch einmal erhaben über die Zuschauerränge. “MISSIO!“ verkündete seine donnernde Stimme, gefolgt von einem Fanfarenstoß und dem tosenden Jubel der Zuschauer.


    Ursus nahm sein Schwert von der Haut seines Gegners, und nickte ihm einmal knapp zu. Er nahm den Ölzweig des Siegers entgegen, hielt ihn einmal deutlich sichtbar nach oben und ließ sich lächelnd vom Publikum einen Moment feiern. Sein Geld würde er draußen in Empfang nehmen.
    Der Retarius kam auch wieder auf die Füße. Bei den ersten Kämpfen zu sterben war selten, denn meist war das Publikum dann noch nicht so blutrünstig, solches einzufordern. Außerdem waren es fröhliche Festtage. Dennoch verließ er sichtlich erleichtert die Arena, wenn auch nicht so stolz wie der Sieger des ersten Kampfes.

  • Nachdem kurz die Spuren des Kampfes grob beseitigt worden waren, ertönte erneut die dumpfe Tuba. Ein Tor öffnete sich langsam und die nächsten beiden Kämpfer traten heraus in die Arena. Dieses Mal ein Murmillo, der gegen einen Hoplomachus antrat.
    Die beiden Kämpfer wandten sich der leeren Kaiserloge zu und hoben zum Gruß ihre Rechte mit der Waffe, sprachen im Chor ihre Formel an den abwesenden Kaiser, ehe sie sich wie schon ihre Vorgänger dem Publikum präsentierten und einen Moment in der Menge badeten.

  • Cassius
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    Cassius sonnte sich diesen ersten Moment im Jubel der Zuschauer. Das genoss er am meisten von allen Augenblicken, dieser erste Jubel, der einen immer erwartete, ganz gleich, ob man gewann oder verlor. Dafür liebte er seinen Beruf, trotz all der Knochenbrüche, trotz all der Wunden und Kratzer. Er hielt sein Schwert hoch und grüßte damit alle Ränge, besah sich die jubelnde Meute durch die Schlitze in seinem schweren Helm und grinste vor sich hin, wenngleich niemand es sehen konnte.


    Bereits gestern hatte er mit seinem Gegner ein wenig trainiert, sie hatten ein paar kunstvolle Stöße probiert. Den Zuschauern sollte ja etwas geboten werden! Sie hatten sich zwar nicht abgesprochen, aber einige Finten sollte man zeigen können. Ansonsten verkam dieser Kampf zu einem stupiden Aufeinander-Einstochern, bis irgendjemand die Deckung des anderen durchbrach. Cassius hatte den größeren Schild, der Hoplomachus dafür die höhere Reichweite.
    Der Kampf begann, und Cassius ging in eine verteidigende Stellung. Das Schild war schwer, und er wollte sich nicht gleich zu Anfang verausgaben. Sollte doch der Massilianer sich ein wenig verausgaben. Zumindest für den ersten Streich.

  • Darius
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    Noch ein letztes Mal die Nackenmuskulatur lockern. Darius rollte einmal mit den Schultern. Er fasste noch einmal den Speer etwas lockerer, prüfte das Gewicht in seiner Hand. Ganz ruhig atmete er durch, konzentrierte sich. Sein Blick glitt einmal die Zuschauerränge entlang, ehe er sich seinem Gegner zuwandte.
    Am gestrigen Tag hatten sie beide noch miteinander trainiert, Bewegungen einstudiert, einander einzuschätzen versucht. Jetzt waren sie Gegner und jeder würde versuchen, den anderen zu besiegen. Möglichst, ohne ihn dabei umzubringen, und im Vertrauen, dass der andere das genauso sah.


    Der Jubel verebbte und machte einer greifbaren Stille Platz. Darius atmete noch einmal tief und ruhig durch. Dann setzte er sich in Bewegung. Mit präzisen Bewegungen fing er an, um seinen Kontrahenten herumzugehen. Dieser drehte sich mit ihm mit, ebenso langsam und bedächtig. Darius wartete auf den Moment, wenn die Spannung der Zuschauer greifbar über ihnen schwebte, diesen kurzen Moment, ehe sie in Langeweile überging.


    Sein Speer zuckte vor, hoch gezielt und gerade. Er hörte den Aufprall auf dem Schild seines Gegners, zog den Schaft sofort zurück und ließ ihn mit einer Drehung aus dem Handgelenk so über den Kopf seines Kontrahenten sausen. Das war zwar nicht wirklich effektiv, hatte aber bei den Zuschauern Wirkung. Er hörte das hastige Luft einziehen, und danach den Jubel und die Anfeuerungsrufe. Kurz zuckte es um seine Mundwinkel, ehe er auch schon zum nächsten Angriff ansetzte, der dieses Mal nicht nur gut aussehen sollte.

  • Cassius
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    Und los ging der Tanz. Cassius liebte es jetzt schon, die Gefahr, die Spannung, das Knistern der Anspannung. Dafür war er gemacht. Natürlich hatte er auch Angst, er wäre ein Idiot, hätte er keine. Aber das machte das Ganze nur umso aufregender. Hierfür lebte er!
    Der erste Streich des Speers traf sein Schild, und er ließ ihn nach oben daran abgleiten, duckte sich leicht dahinter. Sein großer Helm mit dem auffallenden Kamm darauf verhinderte, dass er den Luftzug des Speeres fühlte, aber er hörte das Murmeln, als dieser die Luft über ihm durchschnitt. Er grinste und kam hinter seiner Deckung wieder hervor. Gerade wollte er zum Gegenangriff übergehen, als sein Gegner bereits den zweiten Schlag anbrachte. Diesmal war es nicht mehr Spiel, und Cassius drehte seinen Schild leicht, um den Speer von seinem Körper weggleiten zu lassen und gleichzeitig den Abstand zu seinem Kontrahenten zu verringern. Ein gezielter, gerader Stoß schließlich war seine Antwort auf diesen Angriff. Weit ausholende Bewegungen sahen zwar toll aus, waren aber doch eher unwirksam und öffneten dem Gegner Tür und Tor in der eigenen Verteidigung.

  • Darius
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    Der zweite Angriff glitt an dem großen Schild ab. Darius versuchte noch, den Speer zurückzubekommen, aber sein Gegner war auch kein Anfänger mehr. Den Angriff des Schwertes blockte Darius mit dem kleinen Schild an seinem linken Arm und schlug die Klinge damit beiseite, von ihm weg.
    Im Moment war die Entfernung für ihn suboptimal. Er stand zu nahe an seinem Gegner, um die Reichweite seiner Hasta vernünftig ausnutzen zu können. Also sprang er zurück, gab Cassius die Gelegenheit, ihm einen kunstvollen wie wirkungslosen Schlag hinterher zu werfen und positionierte sich besser. Er umgriff seinen Speer fester und leitete eine weitere Reihe von Angriffen ein. Er musste nur einen Weg an diesem Schild vorbei finden. Eine kleine Unachtsamkeit würde schon genügen.

  • Erstaunlich. Dieser Lucius Vocasius Pancras schien sein Geld durchaus wert zu sein. Zumindest machte er seine Sache gut. Den ersten Kampf hatte ich mit Interesse verfolgt, gemeinsam mit meiner Frau, der diese Art der Spiele wohl mehr zusagte als Wagenrennen. Ich konnte nur mutmaßen, dass es an den muskulösen Oberkörpern lag, denn an Spannung standen Gladiatorenspiele den Wagenrennen in nichts nach - meiner Meinung nach. Der retiarius, der als Verlierer des Kampfes galt, wurde verschont. Auch das war nicht weiter verwunderlich. Und schon begann der zweite Kampf.


    Während der erste Kampf den Zuschauern noch Spielraum für Reaktionen gelassen hatte, schien der zweite Kampf nur so dahinzurasen. Erstaunen und Überraschung gingen ebenso schnell ineinander über wie Spannung und Entspannung, Schrecken und Ergriffenheit. Ich hoffte, dass die Männer für ihr Geld wenigstens etwas boten und nicht nach ein paar schnellen Minuten im circus den Lohn für die Darbietung einheimsen wollten. Interessiert betrachteten wir also das weitere Geschehen.

  • Da Prisca sich mit einer alten Freundin aus Ostia verplaudert hatte, erreichte sie aurelische Loge just in dem Moment, als der erste Kampf für beendet erklärt wurde. Schnell begrüßte die Aurelia alle Anwesenden freundlich, ehe sie vor zur Brüstung eilte um wenigstens noch den Sieger zu Gesicht zu bekommen. Wer hat denn eigenlich gewonnen? Hoffentlich Ursus … hat er? Tosender Beifall setzte gerade ein als Ursus unten in der Arena den Ölzweig zum Zeichen seines Sieges in die Luft reckte.Oh er hat tatsächlich gewonnen!! "Haha! Gewonnen, gewonnen, ... ich hab gewonnen!", klatschte Prisca begeistert in die Hände als sie das sah. "Wunderbar! Ich hab´s ja gewusst, auf Ursus ist Verlass", kicherte die Aurelia gutgelaunt, angesichts der Namensgleichheit mit ihrem Cousin und der Tatsache, dass sie mit ihrer ersten Wette bereits einen Teil ihres Einsatzes wieder zurück gewonnen hatte. Gut gelaunt wandte sich die Aurelia wieder ab und begab sich zu einer von den freien Bänken, um sich mit einer eleganten Drehung darauf nieder zu lassen. Nur weiter so! Oh Fortuna sei mir hold und ich werde dir ein schönes Opfer darbringen, sandte die Aurelia zur Sicherheit ein Gebet hinauf in den Himmel während sie gespannt den nächsten Kampf verfolgte.

  • Cassius
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    Hah! Da hatte er den alten Speerschwinger tatsächlich in Bedrängnis gebracht! Cassius grinste unter seinem Helm, als er dem davonspringenden Hoplomachus einen Streich hinterherschickte, der diesen jedoch komplett verfehlte. Doch das war ihm gleich, er sonnte sich auch in dem kleinen Triumph, den er erfahren hatte, und setzte zum nächsten Angriff an.
    Doch ganz so weit kam er damit nicht, denn sein Gegner war alles andere als untätig. Cassius fühlte den ersten schlag auf sein Schild, ohne dass er ihn hatte kommen sehen. Idiot, Idiot, Idiot! schalt er sich selbst in Gedanken, da er das ganze zu leicht genommen hatte. Unaufmerksamkeit konnte er sich nicht leisten, und doch war er wie ein blutiger Anfänger in die Attacke seines Gegners gelaufen. Und schon setzte es weitere Angriffe. Cassius blieb nicht viel übrig, als zu versuchen, sie alle abzuwehren. Gegen den verdammten Speer kam er auf die Entfernung so nicht an. Dessen spitze prasselte auf seinen Schild, versuchte sich daran vorbeizuschmuggeln, so dass er sie mit dem Schwert beiseite stoßen musste, züngelte nach seinem Kopf über den Schild hinweg. Verdammter Esel! dachte Cassius grollend und meinte damit seinen Gegner, der ihn wirklich in arge Bedrängnis brachte. Er versuchte einen Ausfallschritt, um die Entfernung zu verringern, und wurde postwendend bestraft, als er das Kratzen auf seiner manica hörte. Schmerz biss ihn in die Halsbeuge, und mit einem verteidigenden Schlag sprang er noch einmal etwas zurück. Er warf dem Schiedsrichter kurz einen Blick zu und sein Gegner verstand, ließ vom Angriff ab. Er fühlte kurz nach dem Schmerz mit seiner Schwerthand, fühlte klebriges Blut. Aber nur wenig, es war nur ein Kratzer, und am schlimmsten war wohl sein Stolz verletzt. Dennoch knurrte er einmal missmutig. Es gefiel ihm nicht, dass es sein Blut war, dass hier als erstes floss.
    Er machte sich wieder bereit, griff Gladius und Schild fester und nickte dem Schiedsrichter einmal zu. Dieser gab nach den Regeln den Kampf wieder frei und der Hoplomachus durfte wieder angreifen. Nur diesmal war Cassius besser gewappnet. Er fing den Schlag des Speeres geschickt ab und vollführte eine kraftvolle, dennoch leichte Drehung. Ziel seines Angriffes war diesmal nicht sein Gegner, der ohnehin außer Reichweite stand, sondern sein Speer. Er traf die Waffe mit so viel Wucht, dass dessen Spitze Sand aufwirbelte, als sie zu Boden gerissen wurde. Die Selbstsicherheit kam zurück, und jetzt war Cassius daran, seinen Gegner zurückzudrängen.

  • Kaum war er eine Woche in Rom, da waren auch schon Spiele. Wenigstens eine Sache, die Rom seiner Heimat in Achaia voraus hatte. Dort gab es zwar auch Spiele, keine Frage, aber nicht in dem Ausmaß und nicht mit so viel Pomp und Gloria. Oder anders gesagt, Sextus genoss den unbeschwerten Anfang seines Aufenthaltes gerade doch zunehmend.
    Er saß etwas am Rand der Plätze, die die Aurelier für sich bei diesem Spektakel gesichert hatten, und betrachtete das Können der Gladiatoren in der Arena. Am liebsten hätte er sich eine Waffe geschnappt und mitgemischt. Nun, nicht ganz, er hing zum einen an seinem Leben und zum anderen war das weit unter seinem Stand. Aber dennoch weckte das Waffengeklirr und das Blut etwas in ihm.
    Der zweite Kampf begann gerade schnell und heftig, als er seine Cousine bemerkte, die sich zu ihnen gesellte und sich offenbar über ihren Gewinn freute. Er lächelte ihr charmant zu und versuchte, nicht zu aufdringlich zu erscheinen. Prisca war für ihn von allen Familienmitgliedern das größte Rätsel, weil er bei ihr keine Ahnung hatte, was sie dachte. Die anderen konnte er abschätzen, konnte er zuordnen. Sie sah ihn, wenn sie ihn denn überhaupt ansah, nur mit diesem durchdringenden Blick an, so dass er sich fühlte, als hätte er etwas angestellt. Das war enervierend und gleichzeitig trieb es doch Sextus' Ehrgeiz in nicht unerheblichem Maß an. Durch irgendwas musste dieser Frau doch ein verliebtes Lächeln zu entlocken sein, auch wenn es seine Cousine war. Er kam nur nicht dahinter, was.
    “Prisca. Setz dich doch.“ Sextus lud sie auf den Platz neben sich ein, etwas abseits von Corvinus und seiner Frau – sofern man hier abseits von irgendwem sein konnte.


    Gerade da führte der Hoplomachus einen besonders heftigen Angriff, und Sextus zog scharf die Luft ein und bleckte dann wie ein hungriger Wolf fast erwartungsvoll die Zähne einen Moment lang, als der Schiedsrichter den Kampf pausierte und er das Blut an der Schulter des Murmillo sah. Ja, genau so musste ein Kampf ablaufen. Zufrieden lehnte er sich zurück und sah nochmal aufmunternd zu Prisca. “Hast du auf den zweiten Kampf auch gewettet?“ fragte er mit gedämpfter Stimme, um die anderen anwesenden Aurelier nicht zu stören. Aber er hatte beschlossen, sich mit Prisca noch ein wenig mehr zu befassen und das Rätsel, das sie umgab, zu durchschauen. Was war dafür geeigneter als ein zwangloses, kleines Gespräch am Rande einer solchen Veranstaltung?

  • Die Einladung ihres Cousins kam Prisca gerade recht (obwohl sie da bereits mitten im Begriff war neben ihm Platz zu nehmen) denn sie wollte absichtlich neben ihm sitzen. Das wäre die Gelegenheit um ihren "etwas suspekten" Cousin besser kennen zu lernen und ihm gegeben falls ein wenig auf den Zahn zu fühlen. "Danke das ist sehr freundlich von dir Lupus.", bedankte sich Prisca höflich, reserviert, mit einem freundlichen Lächeln und bedachte ihren Cousin mit einem interessierten Seitenblick. Ein weiteres Mal stellte die Aurelia fest, dass Lupus durchaus attraktiv war und seine Art irgendwie faszinierend wirkte. "Ich hoffe doch der Platz war nicht für jemand anderen reserviert?, fügte Prisca zur Sicherheit noch die Anstandsfrage hinzu ob der Platz nicht für jemand anderen reserviert gewesen war. Gut möglich, dass Sextus in weiblicher Begleitung hier wäre, oder aber lieber einen männlichen Gesprächspartner an seiner Seite gehabt hätte. Schließlich boten blutige Gladiatorenkämpfe ja genügend Anreiz für Männergespräche.


    Pricsa ging es bei diesen Spielen eher um das Wetten und Gewinnen, wobei der Verlauf des Kampfes eher nebensächlich war. So viel Blut - igitt - da mochte die Aurelia ohnehin nicht immer hinsehen. Ihr Cousin hingegen schien es durchaus zu genießen wenn Blut floss, so zufrieden wie er den Kampf verfolgte und sich dann wieder an sie wandte. "Ja ich habe auf alle drei Kämpfe gewettet. Auf Ursus, Cassius und Lobo" Wobei Prisca bei der Wahl eher weniger auf die Kampferfahrung der Gladiatoren geachtet hatte. Ob Lupus da mehr Erfahrung hat wie ich? "Was meinst du. Wie stehen meine Chancen, dass auch die anderen beiden Gladiatoren gewinnen werden?", fragte Prisca deshalb mit echtem Interesse nach. Sie stützte sich mit dem rechten Arm etwas ab und beugte sich dabei leicht zu ihrem Cousin hinüber. Gleichzeitig fasste sie mit der Linken in die Obschale, die zwischen ihren Plätzen stand und nahm sich eine von den Trauben. Dabei sah Prisca ihren Cousin weiterhin freundlich und abwartend an, während unten in der Arena das Kampfgeschehen wieder seinen Lauf nahm.

  • Darius
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    Darius nutzte die Pause, um kurz zu verschnaufen. Er hatte nicht gedacht, dass er den Murmillo so treffen würde, aber er war auch nicht unglücklich darüber. Wenn es ihm gelang, die Seite noch mehr zu attackieren, ging dem Ravenner früher oder später die Kraft aus, ihn zu attackieren. Und auch die Kraft, sich zu verteidigen.
    Der Schiedsrichter gab den Kampf wieder frei, und Darius fasste den Speer wieder sicherer. Kurz taxierte er seinen Gegner, wie dieser sich aufstellte. Auch wenn er blutete, auch er hatte einen Moment zum Ausruhen gehabt und war nun wohl konzentrierter. Darius atmete erneut durch und griff dann wieder an. Sein Ziel war wieder die verletzte Schulter, aber diesmal war Cassius besser vorbereitet. Der Schlag wurde vom Schild geblockt. Noch in der rückwärtigen Bewegung aber fühlte er den Schlag durch den langen Schaft, mit dem der Murmillo die Waffe zu Boden zwang. Hätte er sie nur ein wenig lockerer gehalten, er hätte sie bei dieser Attacke verloren. So aber war der Murmillo näher an ihm heran und Darius bekam gerade noch rechtzeitig seinen Schild zwischen sich und den Gegner, um das Schwert abzuwehren. Er musste zurückweichen, versuchte beharrlich, seine Waffe wieder einsatzbereit positionieren zu können, aber weitere Schläge hinderten ihn daran, sie zum Angriff einzusetzen.


    Er hörte die Rufe von den Zuschauern, wie sie seinen Gegner anfeuerten, und dazwischen die erschreckten Laute derer, die auf ihn gewettet hatten und ihren Einsatz in Gefahr sahen. Und sie hatten recht, er musste etwas tun. Mit einem kraftvollen Schwung fegte er mit seinem Rundschild das Gladius seines Gegners beiseite, nutzte die entstehende Lücke, um seine Hasta in Anschlag zu bringen, sprang vor der Riposte seines Gegners nach hinten weg und ging wieder zum Angriff über. Sein Ziel war nach wie vor die verletzte Schulter, und sein Speer zuckte zielsicher und gerade vor. Er fühlte den Widerstand der Manica am Schwertarm des Murmillo, aber sein Speer glitt daran ab. Er wollte mit seinem kleinen Schild nachsetzen, als sein Gegner sein Schwert geschickt drehte und nach seiner ungedeckten Brust schlug. Darius wich zur Seite aus, und fühlte noch einen Biss am Hals. Er dachte noch, warum der Murmillo ihn nicht mehr attackierte, und hörte noch das erschreckte Aufkeuchen der Menge, aber es dauerte einen Moment, ehe er den Schmerz fühlte und sich hastig an den Hals fasste. Er fühlte das klebrige Blut dort mit Kraft heraustreten und wollte etwas sagen, aber es kam nur ein Gurgeln heraus. Der Speer fiel auf den Boden, denn Darius brauchte beide Hände für den verzweifelten Versuch, den Blutstrom irgendwie einzudämmen.

  • Immer so unnahbar. Da saß sie nun direkt neben ihm und doch hätte sie genauso auf der anderen Seite der Arena sitzen können, es hätte wenig Unterschied gemacht. Nun, einen Unterschied machte es doch, denn so konnte Sextus sie einmal wirklich aus der Nähe betrachten. Sie hatte eine wirklich wundervolle Haut. Makellos. Ihr Gesicht war ebenmäßig, und ihre Haare ein ebenholzfarbener Traum. “Nein, er ist nicht reserviert. Und wenn er es wäre, würde ich lieber jeden anderen versetzen, als mir die Gelegenheit der Anwesenheit einer so wunderschönen Frau entgehen zu lassen.“ Sextus schenkte ihr sein gewinnendstes Lächeln. Doch aus unerfindlichem Grund hatte er ein schlechtes Gewissen, kaum dass er die Worte gesprochen hatte. Fast wollte er sich für das Kompliment entschuldigen.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit kurz der Arena zu, um dieses merkwürdige Gefühl in Staub und Blut zu ersticken. Er musste dringend dahinter kommen, was es war, das seine Cousine umgab. Sextus mochte es ganz und gar nicht, dass sie diese weibischen Gefühle in ihm weckte, indem sie ihn einfach nur streng ansah. Ganz und gar nicht.


    Mit deutlich mehr Selbstsicherheit und schon jovialer Selbstzufriedenheit wandte er wieder den Kopf zu ihr, als sie nach seiner Einschätzung ihrer Wette fragte. Er überlegte kurz, ob er seine Antwort in Worte kleiden sollte, die Frauen wohl begriffen, entschied sich dann aber dagegen. Was immer es war, was ihn an Prisca reizte, sie war definitiv nicht so verträumt wie andere Frauen. Wenn er sie so behandelte, würde er nichts gewinnen.
    “Im Allgemeinen stehen die Chancen immer gleich gut für jeden der Kämpfer. Die Gladiatorenschulen und die Veranstalter achten darauf, dass die Kämpfe ausgeglichen sind. Sonst wäre es ja langweilig, wenn immer der eine oder immer der andere bei einer bestimmten Paarung aufeinandertreffen würde.“
    Sextus wandte immer wieder seinen Blick der Arena zu, wo der Schiedsrichter den Kampf gerade wieder frei gab und der verletzte Murmillo gerade vortrefflich den Speer des Hoplomachus am Boden festnagelte. Ja! fuhr es ihm durch den Kopf, und er musste aufpassen, nicht den faden zu verlieren.
    “Es gibt Regeln, die die Kämpfe ausgeglichen sein lassen. Die beiden Schiedsrichter da unten achten darauf, dass die Kämpfer sie einhalten und unterbrechen, wenn es etwas schwerwiegendes gibt. Wie die Verletzung eben. Der Murmillo ist verletzt, weshalb er jetzt einen Nachteil hat. Wenn der Hoplomachus schlau ist, nutzt er das aus. Ich schätze, diese Wette hast du wohl eher verloren.“
    Sextus lächelte ihr fast schon entschuldigend zu. Aber eine Verletzung am Schwertarm war meist Ursache dafür, dass ein Kampf verloren ging. Früher oder später fühlte der Kämpfer dort den Schmerz, und das Blut verkleisterte um die Wunde. Kleine Kratzer waren nicht der Rede wert, aber hier war Blut geflossen.


    Und just, als Sextus ansetzen wollte, über ihre Entscheidung beim dritten Kampf zu philosophieren, ging ein Raunen durch die Zuschauer. Instinktiv stand Sextus auf und sah hinunter in die Arena, sah, wie der Holpomachus sich die Kehle hielt und den Blutschwall, der von dort zu kommen schien. Wieder bleckte er die Zähne, seinem Namensgeber alle Ehre machend, und setzte sich dann wieder neben Prisca. Es brauchte einen Moment, die Blutlust wieder zu gelassenem Charme zurückzukämpfen.
    “Manchmal aber, wie jetzt, reicht ein glücklicher Schlag, um alles zu wenden. Ich schätze, du hast gewonnen.“ Sextus beobachtete ihre Reaktion auf das Geschehen in der Arena, und auf die Siegesnachricht. Nirgends waren Menschen so sehr sie selbst wie im Angesicht von Tod und Triumph.

  • Cassius
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    Ein Schlag, ein zweiter, ein dritter. Cassius ließ nicht zu, dass sein Gegner diesen verdammten Speer zwischen sich und ihn brachte. Jetzt war er am Zug, und er war sauer. Wut war zwar meistens ein sehr schlechter Ratgeber, was das Kämpfen anging, aber sie hatte auch angenehme Nebeneffekte. Er spürte seine Schulter nicht, und Bona Dea, seine Reflexe waren im Moment besser, als er es bewusst je hätte steuern können. Er schob den Hoplomachus mit Schlägen vor sich her, drosch geradezu auf seinen Speer und auf ihn ein und gab ihm keine Gelegenheit, einen Gegenangriff zu starten. Die Rufe der Zuschauer stachelten ihn noch weiter an.


    Doch mit einem kräftigen Stoß zwang sein Gegner ihn gerade so weit zurück, dass er seine Hasta wieder greifen konnte. Zwar setzte Cassius noch einen Schlag nach, aber vor der brachte sein Gegner sich geschickt in Sicherheit. Und dann war da wieder dieser verfluchte Speer, und sein Gegner ging natürlich nur auf seine verletzte Seite los. Cassius aber war nun zu wütend, um sich zurückzuziehen und zu sammeln, nein. Er ging das Risiko ein, ließ den Speer an seinem Armschutz abgleiten und mit einer schnellen Drehung aus dem Handgelenk zuckte seine Klinge im Bogen hoch. Er fühlte, dass er seinen Gegner getroffen hatte, freute sich einen Augenblick über die Revanche für den Kratzer auf seiner sChulter, ehe er registrierte, wie sehr er ihn getroffen hatte. Und wo.
    Es war nur ein winziger, ungeschützter Bereich. Genau da, wo der Helm aufhörte und der breite Lederriemen nicht den Hals schützte, knapp vorbei am Halsschutz der Manica. Die Chance, den Gegner dort zu erwischen, war verschwindend gering, da dieser letale Bereich eben aus guten Grund so geschützt lag. Und doch sah er das Blut von dort hervorsprudeln, und blieb ganz erstarrt stehen.
    Das war keine Absicht gewesen. Er hatte schon Gegner getötet, und hatte damit auch keine Probleme. Der Beruf war gefährlich. Er hatte auch schon Gegner getötet, die vor ihm gekniet und um Gnade gebeten hatten, weil die Zuschauer das so wollten. Aber dennoch war das hier keine Absicht gewesen, und er stand einen Moment erschrocken da, während sein Gegner sich an den Hals fasst und versuchte, dem Blut Herr zu werden.


    Zwei Augenblicke später realisierte er seinen Sieg. Er wandte sich dem Publikum zu, noch ehe der Veranstalter da war und ihn offiziell zum Sieger kürte, und riss seine Arme nach oben. Jubel brandete auf, während sein Gegner in sich zusammensackte. Hierfür lebte Cassius! Dieser Moment des Sieges! Er ließ sich feiern, als hätte er gerade ganze Barbarenhorden niedergemäht. Das hier war sein persönlicher Triumphzug, und den kostete er aus.

  • Lucius Vocasius Pancras betrat die Arena und schritt würdevoll zu dem Sieger hinüber. “Bravo dem tapferen Sieger!“ schallte seine Stimme durch die Arena, als er dem Mann den Ölzweig reichte. Der Besiegte gurgelte in diesem Moment die letzten Reste seines Lebens in den Sand des Kampfplatzes. Und die Zuschauer jubelten dem Gewinner zu.
    Während Cassius sich feiern ließ und mit immer wieder zum Sieg erhobenen Armen zur Arena hinausschritt, kamen einige Helfer vorbei. Sie tasteten noch einmal nach Lebenszeichen bei dem Hoplomachus und hievten ihn schließlich dann auf eine mitgebrachte Bahre. Ein Tuch wurde über ihm ausgebreitet, wie es Sitte war, und dann nahmen die Burschen ihn mit sich. Für ihn ging es hinaus durch die Porta Libitinaria , das Tor der Venus Libitina, Venus in ihrer Eigenschaft als Göttin der Leichname und der Bestattung.

  • Ein Blutfleck schließlich war der einzige Überrest vom letzten Kampf, als schließlich der dritte und letzte Kampf für heute eingeleitet wurde. Wieder kündete die schwere Tuba vom Eintreffen der Gladiatoren und das Tor öffnete sich ein letztes Mal für die zwei Kontrahenten. Dieses Mal waren es ein Thraker und ein Dimachaerus, die gegeneinander antreten sollten.

  • Lobo
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    Lobo konnte sich ein leicht gehässiges Schmunzeln nicht verkneifen, als er den Blutfleck auf dem Boden sah. So liefen die Kämpfe ab, die er liebte. Möglichst blutig. Und natürlich möglichst nicht sein Blut, aber das verstand sich ja von selbst. Langsam ging er in die Arena hinein, während die Menge um ihn herum dem letzten Kampf des Tages entgegenjohlte. Die Arme baumelten locker an seinen Seiten herunter, die beiden Schwerter waren bei weitem nicht lang genug, als dass die Spitzen den Boden berührt hätten. Er blendete die Geräusche nahezu völlig aus, bis sie ihm so gedämpft erschienen, dass es mehr einem Rauschen glich denn irgendetwas anderem. Lobo gab einen Dreck auf den Jubel der Menge. Abgesehen davon, dass dieselbe Menge, die ihm jetzt zujubelte, später genauso gnadenlos seinen Tod fordern konnte, wenn er verlor, war er nicht Gladiator, um gefeiert zu werden. Als Straßenkind in Lutetia aufgewachsen und kontinuierliche in… nun, man könnte es schlechtere Gesellschaft nennen – geraten, war er irgendwann eben diesen einen Schritt zu weit gegangen. Oder besser, diesen einen Schritt zu wenig… der ihn in Sicherheit gebracht hätte vor den Römern, die ihm auf den Fersen gewesen waren, nachdem er irgendeinen Kerl ausgeraubt hatte und dabei erwischt worden war. Immerhin, er hatte noch insofern von Glück reden können, dass sie ihn nicht bei den Typen davor erwischt hatten – einem von denen, denen er die Kehle aufgeschlitzt hatte, denn dann hätte er sich vermutlich genauso gut selbst in die Unterwelt schicken können. Wie auch immer: nach einer kleinen Odyssee, weil er nicht unbedingt das war, was man einen Mustersklaven hätte nennen können, war er schließlich in der Gladiatorenschule in Massilia gelandet. Wofür er den Göttern später dankte, hätte es doch genauso gut irgendein Steinbruch sein können. Nein, Lobo war nicht hier, um sich feiern zu lassen. Er war hier, weil ihm das Ganze Spaß machte. Nicht nur das Kämpfen an sich, sondern vielmehr die Gewalt dabei, das Blut, das floss. Er liebte das Gefühl, wenn seine Klingen in Fleisch hinein glitten und Muskeln durchtrennten, er hatte es immer schon geliebt, jedenfalls konnte er sich nicht mehr daran erinnern, dass es jemals anders gewesen wäre. Deswegen war er hier. Wo manch anderer Gladiator letztlich darauf bedacht sein mochte, nicht allzu viel Blut fließen zu lassen, lechzte Lobo regelrecht danach, und deswegen war ihm der letzte Kampf auch stets der liebste von allen, war das Publikum dann häufig selbst am blutrünstigsten – vor allem dann, wenn davor noch nicht allzu viel Blut geflossen war. Gemeinsam mit seinem Hochmut war seine Vorliebe für Gewalt der Grund, warum er in seiner eigenen Schule nicht sonderlich beliebt war. Denn obwohl er sich im Training zurückhielt – er hatte keine andere Wahl, wollte er sich das Gladiatorenleben nicht verspielen –, drang diese Vorliebe doch immer wieder durch. Dass ihn die Besitzer der Schule nicht doch schon los geworden waren, weil er zu brutal war zu den eigenen Kollegen – und damit zu deren Kapital –, lag wohl nur daran, dass er gut war. Was er auch wusste. Und nur allzu gerne heraushängen ließ.


    Für einen Augenblick betrachtete Lobo noch sinnierend den blutigen Fleck Sand, bevor er, seinen Gegner scheinbar ignorierend, der leeren Kaiserloge den üblichen Gruß zollte. Erst danach wandte er sich dem Thraker zu, noch in für das Publikum scheinbar lockerer Haltung, während sich seine Schwerter nun anhoben und sein Körper sich anspannte. Wieder verzogen sich seine Lippen, diesmal in einem Grinsen. Der letzte Kampf. Den Zuschauern sollte etwas geboten werden, er wollte in erster Linie sich selbst etwas bieten. Und er hielt nicht viel davon, allzu lange zu warten. Sein Vorteil war seine Schnelligkeit – er musste schnell sein, ohne Schild, musste schnell ausweichen können, und im Angriff machte sich das genauso bezahlt. Noch bevor der andere mit dem Umkreisen hatte beginnen können, schnellte Lobos rechter Arm vor und führte einen geraden, eher unspektakulär anzusehenden Stich durch.

  • Abrax [/B]
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    Auch Abrax betrachtet den Fleck auf dem Boden. Allerdings waren seine Gedanken eher düster und schwermütig. Wenn das Publikum einmal Blut geleckt hatte, waren sie wie die Straßenköter. Sie balgten sich um jedes noch so kleine Stück Fleisch, das ihnen präsentiert wurde und kannten in ihrer Raserei kein halten. Oder aber es war noch nicht genug Blut geflossen und sie bestanden auf einen Tod, um ihre Gier zu befriedigen. Deswegen hasste er es, erst so spät in die Arena geschickt zu werden.
    Kurz musterte er seinen Gegner. Er hatte von Lobo bereits gehört. Der nahm keine Rücksicht auf seinen Kontrahenten. Der war ebenso wie das Publikum nicht mehr als ein wilder Hund, der zerfetzen wollte. Entgegen der üblichen Sitte hatten sie beide auch nicht am Vorabend miteinander trainiert. Abrax hatte es sich überlegt, denn jedwedes Training war gut, um die Fähigkeiten des anderen einzuschätzen. Es war gut, seine Bewegungen zu sehen, seine Fähigkeit, Schritte zu setzen, seine Balance zu testen. Allerdings hatte er es dennoch ausgeschlagen. Die Befürchtung, der Ravenner könnte ihn absichtlich verletzen, um ihn zu schwächen, war einfach zu immanent. Und lieber kämpfte er heute mit ganzer Kraft und ein wenig weniger Wissen, als verletzt und um eine Erfahrung reicher.


    Er wand sich der leeren Kaiserloge zu und hob zum Gruß seine Sica, sprach die Formel mit seinem Kontrahenten im Chor und stellte sich dann auf. Er kämpfte nicht gerne gegen einen Dimachaerus. Mit seinen zwei Schwertern kannte der nur eine Taktik: Angriff. Und er musste aufpassen, dass er nicht nur damit beschäftigt war, sich zu verteidigen. Noch widerlicher waren nur Scissores, die ihre Waffen direkt an den Händen trugen und einem damit nahe kamen und zu umklammern versuchten. Nein, er bevorzugte Murmillones als Gegner, da waren Bewaffnung und Reichweite ähnlich, und der Kampf dadurch taktischer und seiner Meinung nach spannender. Nur fragte niemand nach seiner Meinung.
    Kaum hatten die Schiedsrichter das Zeichen gegeben, zuckte auch schon ein Schwert in seine Richtung. Seine Parma blockte den Stoß und gab ein dumpfes Hallen von sich. Abrax unterdrückte seinen Ärger und konzentrierte sich auf den Kampf. Es nutzte nichts, sich hinter seinem Schild zu verschanzen. Um zu gewinnen musste er angreifen. Und genau das machte er jetzt auch mit einigen gezielten Hieben seines gebogenen Kurzschwertes.

  • Nigrina traute ihren Augen kaum. Da VERLOREN die doch einfach! Beim ersten Kampf wäre sie ja schon am liebsten in die Luft gegangen, als der Kerl, auf den sie gesetzt hatte, einfach… einfach so… verlor! Und jetzt auch noch der zweite… Wäre sie nicht so in der Öffentlichkeit gewesen, sie hätte in diesem Augenblick einen Wutanfall bekommen. Auch so war sie wütend genug, dass sie unflätige Kommentare rief und die Kämpfer beschimpfte, was allerdings in den Rufen der Menge unterging. Von den übrigen Flaviern hatte sie keiner begleitet, also war sie mit einem Tross Sklaven allein in der flavischen Loge, und diese beachtete sie ohnehin nicht. Wäre jemand in der Nähe gewesen, der sie hätte hören können, sie hätte sich mehr Mühe gegeben sich zusammenzureißen. So allerdings gehörte sie zu jenen, die deutlich Seuthos’ Tod forderten. Verlor der Kerl so einfach! Sie hatte auf ihn gesetzt, und er verlor – das war in ihren Augen Grund genug dafür, ihn nun zu töten.


    Nach dem ersten Kampf hatte sie sich dann wieder beruhigt. Zunächst. Immerhin war es nur der erste Kampf gewesen, nicht wahr? Allerdings verlief der zweite nicht wirklich besser. Es floss mehr Blut, was Nigrina wenigstens etwas versöhnte, immerhin. Aber der ihre verlor SCHON WIEDER. Diesmal konnte sie einen Wutschrei nicht unterdrücken. „AaaaAARGH! Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ fauchte sie wütend, während sie zugleich aufsprang und in die Arena hinunter starrte. „Du Schlappschwanz! Bei allen Göttern, das ist doch abgesprochen, das ist doch nicht zu fassen, so eine MEMME!“ Die Sklaven um sie herum wurden merklich nervöser. Inzwischen wussten auch diejenigen Bescheid über sie, die nicht aus Ravenna stammten – nicht dass ihre eigenen Sklaven, ihre engsten Vertrauten es gewagt hätten zu plaudern, aber das ein oder andere machte eben doch die Runde. Darüber hinaus waren die übrigen ravennischen Sklaven einige Tage in Rom geblieben, bevor sie wieder abgereist waren, und hatten mehr erzählt, und dazu kam noch, dass der ein oder andere Sklave der römischen Villa Flavia bereits Bekanntschaft mit ihr hatte machen dürfen. Und so wussten die Sklaven um sie herum, dass sie heute in keiner sonderlich guten Stimmung mehr sein würde – und sie wussten auch, an wem Nigrina das später auslassen würde. „Ersauf in deinem Blut, wenigstens das.“ Sie schnaubte. So ein Kampftod war noch viel zu gut für den, am liebsten hätte sie eine Hinrichtung gehabt, nach dem Kampf. Einen bewussten Schlag. Langsam ließ sie sich wieder sinken, während die Arena notdürftig gesäubert wurde und die nächsten Kämpfer den Platz betraten. Ein Kampf noch. Hoffentlich ging wenigstens der zu ihren Gunsten aus.

  • Lobo
    [Blockierte Grafik: http://img171.imageshack.us/img171/4048/dimachaerus.jpg]


    Lobo grinste, als er spürte, wie sein Schwert auf Widerstand stieß. Den anderen durch ständige Angriffe müde und mürbe zu machen, bis seine Klingen endlich einen Weg durch die Verteidigung fanden – eine andere Taktik gab es nicht für ihn. Sicher bestand die Gefahr, dass dabei auch er rasch müde wurde, aber er trug weniger Gewicht als seine Gegner, jedenfalls in der Regel. Und er sah sich dabei eindeutig im Vorteil. Es war immer besser, schnell zu sein, aber dass seine Kampfweise die bessere war, fand er sowieso. Dennoch war er gespannt, wie sein Gegner heute sich machen würde. Grinsend, aber davon abgesehen gleichmütig hatte er die Absage des anderen gestern vernommen, auf sein Angebot eines gemeinsamen Trainings, wie es sonst üblich war. Ihm war das recht gleichgültig, ein Thraker war ein Thraker war ein Thraker. Natürlich war er nicht so dumm zu denken, es gäbe überhaupt keine Unterschiede, natürlich wusste er um die Vorteile eines Trainingskampfs, und natürlich wäre es ihm durchaus recht gewesen, vorher mit Abrax zu kämpfen – aber in seiner Weltsicht war sonnenklar, warum der andere abgelehnt hatte. Er hatte Angst. So einfach war das. So musste es sein. Lobo wusste immerhin selbst um seinen Ruf unter seinen Kollegen. Und auch wenn es ganz gut war, den Gegner vorher ein wenig einschätzen zu können, hieß ein Trainingskampf doch auch, dass der andere ebenso zu einer Einschätzung kam. Und so sehr Lobo sich auch bemühte, sich zurückzuhalten in solchen Situationen, ein solcher Kämpfer war er nicht. Er hielt nicht zurück. Er ging aufs Ganze. Und gerade bei Gegnern, die selbst taktisch klüger vorgingen, die tatsächlich imstande waren, sich zurückzuhalten, war dann am nächsten Tag er im Nachteil, das hatte er schon das ein oder andere Mal erfahren müssen.


    Der Thraker in jedem Fall schien zu dem Schluss gekommen zu sein, es ihm gleich tun zu wollen mit ein paar schnellen Angriffen. Dem ersten wich Lobo gekonnt aus mit einem schnellen Schritt zur Seite – er verzichtete in der Regel auf Drehungen. Sie mochten für das Publikum besser aussehen, aber er wollte gewinnen, und Drehungen kosteten nur unnötig Zeit und Kraft, und darüber hinaus hatte er für einen Moment seinen Gegner nicht im Blick. Nein, Drehungen nur dann, wenn es gar nicht anders ging, nicht einmal im Angriff – seine Schwerter waren kurz und leicht genug, dass er den Schwung nicht brauchte. Auch wenn das natürlich ebenso etwas für sich hatte, wenn eine Klinge mit Wucht traf… Noch während Abrax einen weiteren Hieb hinterher setzte, schwang Lobo seine eigenen Schwerter, blockte einen weiteren Hieb, führte mit der anderen Hand einen Schlag gegen den Schild und blockte noch einen, und diesmal verkantete sich seine Klinge für einen Augenblick in der Krümmung der anderen. Lobo verzog das Gesicht und verstärkte kurz den Druck, dann ließ er nach und machte einen Sprung zurück. Er hasste es, mit seinen Nachteilen konfrontiert zu werden. Er war schnell, aber er war nicht so stark wie die meisten anderen Gladiatoren. In einem Ringkampf hätte er kaum eine Chance, mit einem schweren Schild wäre er bald überfordert, und Klinge an Klinge zog er meist den Kürzeren. Und er hasste es. Seine Augen blitzten wütend auf, und wieder wirbelten seine Klingen, als er erneut einen Angriff startete, diesmal mit beiden Schwertern zugleich, so dass eine Waffe den Schild beschäftigte und die andere hoffentlich durchdrang.

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