Die Beziehung zum Essen war bei Antonia ähnlich wie die zu ihrem Gatten. Sie war schwierig, nicht genau zu definieren und von Herzlichkeit ebenso weit entfernt wie Rom dies von Parthien war. Gänzlich anders gestaltete sich jedoch das Verhältnis zu ihrem Sohne. All jene Akteure jedoch gedachte sie an diesem Abend zu vereinen, hatte sie sich selbst doch in den letzten Wochen und Monaten außer von Minor vor der Welt (und dem Essen) weitgehend verborgen gehalten. Dementsprechend wichtig war ihr nun also dieses Mahl, das die Familie einander wieder ein wenig näher bringen sollte. Anders gesagt, sie gedachte ihre Informationen nun wieder aus erster Hand und nicht länger um die sklavischen Umwege zu beziehen.
Mit dem ihr innewohnenden Perfektionismus hatte sie alles vorbereitet, tagelang geplant, die Speisenfolge immer wieder neu entwerfen lassen und von Dekoration bis eingesetzten Sklaven nichts dem Zufall überlassen. Um ihren eigenen Essgewohnheiten jedoch ein wenig entgegen zu kommen hatte sie die allzu fettigen und dickmachenden Speisen verbannt und stattdessen dem Koch eingeschärft ein „diättauglicheres“ Mahl zuzubereiten.
Wie der Kapitän eines Schiffes hatte die Claudia Posten im kleinen Triclinium bezogen, scheuchte noch den ein oder anderen Sklaven herum und überwachte mit Argusaugen die Vorbereitungen. Ihr Sohn Minimus würde sicherlich baldigst von einem der für ihn zuständigen Sklaven herbeigeführt werden. Dass ihr Gatte nicht vergaß zu erscheinen setzte sie schlicht voraus, ihn nochmals zu erinnern wagte sie nicht, glaubte auch nicht, dass es nötig war. Schließlich war Gracchus die Vollkommenheit in Person und wusste stets über alles bescheid.
So strich sie zum wiederholten Male ihre Tunika glatt, ließ ihren Blick an sich hinabgleiten und seufzte leise. Hoffentlich würde sich die heutige Schlemmerei nicht abermals negativ in ihrem Gewicht niederschlagen.