Tablinum | Sponsalia von Sextus Aurelius Lupus und Flavia Nigrina

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    Original von Flavia Nigrina
    „Verzeih mir bitte, Senator... es wäre mir eine Freude, später noch weiter über meinen Sohn und seine Karriere mit dir sprechen zu können, aber für den Moment muss ich mich um die Gäste kümmern.“


    "Natürlich", sagte Macer leicht lächelnd, da er die Pflichten und den begrüßungsstress eines Gastgebers auch selber kannte. Für lange Gespräche blieb da keine Zeit. Also schob er sich etwas zur Seite und schaute sich weiter um. Flavius Gracchus samt Begleitung war inzwischen eingetroffen und gleich in eine größere Begrüßung verwickelt, in die sich Macer nicht mit Albina auch noch einmischen wollte. Letztere hatte aber ohnehin Tiberius Durus bemerkt und Macer folgte ihr gerne in seine Richtung. "Salve, Tiberius Durus", grüßte er ihn und versuchte sich jegliche Bermerkung egal welcher Art zu dessen Begleitung zu verkneifen. Im Zweifelsfall war es immer der falsche Kommentar, den er machen würde. Seine Frau würde das wahrscheinlich besser hinbekommen.

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    Original von Herius Claudius Menecrates
    Viele Einladungen hatte Menecrates in der Vergangenheit ausgeschlagen oder nicht berücksichtigt. Seit es ihm wieder besser ging, unternahm er Reisen, plante seine berufliche Zukunft und stellte längst eingeschlafene Kontakte wieder her. Er zählte nicht unbedingt zu den Liebhabern von Feierlichkeiten. Das hatte bereits die Hochzeit von Antonia und Gracchus gezeigt, aber es stellte auch ein Muss dar, sich von Zeit zu Zeit sehen zu lassen. Zwar ohne die Gattin, aber dennoch nicht alleine traf Menecrates in der Villa Flavia ein.
    Seine Toga saß akkurat, der Bart - neu rasiert - zeugte wie der frische Haarschnitt von gepflegtem Aussehen. Sklaven trugen eine mitgebrachte Aufmerksamkeit für das Paar.


    Er blickte sich nach den Gastgebern um, als er das tablinum betrat.


    Auch Flavus war mit seinem Vater der Einladung gefolgt. Er wollte ja Verbindungen knüpfen, Menschen kennenlernen. Auch er gratulierte dem Vater der Flavia Nigrina, der sich nun mit seinem Vater unterhilet. Er blickte sich aufmerksam um, beobachtete die Menschen, während er den Wein genoss.

  • Das ihr Ebendbild so gar nicht davon begeistert gewesen war hergerichtet zu werden, sah man ihr gar nicht an. Stattdessen strahlten sie Beide um die Wette und obwohl sie Zwillinge waren, gelang es ihnen eigentlich immer ihre jeweilige Persönlichkeit zu unterstreichen. Gar nicht so einfach, jede Sklavin außer Lysandra hätte sie wohl in die selben Kleider gesteckt, weil sie ja eben Zwillinge waren und was machte es schon einen Unterschied, wenn man sie verwechselte. Man könne sie ja nicht auseinander halten. Ein schwerer Fehler, Narcissa und Flora waren mitunter gegensätzlicher wie Tag und Nacht. Von daher war es gut, dass sie eine Leibsklavin hatten, welche Beide gut genug kannte um eben auf Details zu achten.


    Einige Gäste drehten leicht den Kopf, als sie an ihnen vorbei direkt auf Luppus zu gingen. Sie waren eben auffällig, so oft begegnete man selbst in Rom nicht zwei völlig gleich aussehenden Menschen. Zwar waren sie schon auf eigenen Festen zu Gast gewesen, aber einen alltäglichen Anblick boten sie nicht. Nur für die Familie, aber alle anderen, waren immer wieder Neugierig. Sie waren nicht einmal richtig bei ihrem Cousin angekommen, als dieser sie dann auch direkt vorstellte. "Salve", lächelte sie in die Runde. Es tat gut einmal nicht verwechselt zu werden. Wobei die meisten Familienmitglieder sie bereits ohne weiteres auseinander halten konnte. Nur der ein oder andere Sklave trat des öfteren noch in ein Fettnäpfchen. "ES ist uns eine Ehre euch Beiden kennen zu lernen und auch dich Minor", der Junge bekam ein besonders hübsches Lächeln geschenkt.

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    Original von Sextus Aurelius Lupus
    Aber es gab ja noch das Kind. “Salve, junger Mann. Amüsierst du dich gut?“ Sextus gab sich nett und freundlich. Er hasste Kinder ja. Diese Minihektiker mit maximaler Durchschlagskraft waren bestens dazu geeignet, einem Mann das Leben schwer zu machen. Wären sie für einen Stammbaum nicht unablässig und ein eigener Sohn nicht so vorteilhaft, Sextus hätte keine Verwendung für sie allgemein. Dennoch hieß das nicht, dass er das nach außen auch zeigen musste, schon gar nicht, wenn es um den Sohn eines potentiellen Verbündeten ging.


    Folgsam wie eh und je stand Manius Minor an der Seite Manius Maiors, präpariert zu freundlichen Grüßen für sämtliche Gäste, wie seine Edukation ihn seit frühester Kindheit konditioniert hatte. Als er indessen das Atrium betrat, wurde er unvermittelt eines Fremden gewahr, dessen wildes, zugleich jedoch überaus fragiles Aussehen ihn unverzüglich in ihren Bann zog. Entgegen des Rates seines Lehrers Artaxias starrte der Knabe Duccius Vala seinerseits mit großen Augen und unverholener Indiskretion an, insbesondere die leuchtenden Narben und Kratzer in seiner Haut examinierend.


    Jäh aus jener Betrachtung gerissen wurde er unvermittelt von der Ansprache durch Aurelius Lupus. Für einen Augenschlag plagte den jungen Flavius daraufhin eine überaus große Insekurität, während der er nun den Ansprechenden lediglich lethargisch und desorientiert anblickte, ehe er die Situation endlich umriss und ein
    "Salve, durchaus!"
    replizierte. Doch kaum war jene Disruption der Musterung jenes Adventuröses verheißenden Objekts absolviert, betraten zwei gänzlich unbekannte junge Damen das Parkett, die dem Knaben einen neuerlichen Schauer über den Rücken jagten, glichen sie sich doch wie ein Ei dem anderen! Erschrocken blickte er von einer zur anderen und von der anderen zur einen. Derartiges hatte er in seinem kurzen Leben niemals erlebt! So war es ihm in keinster Weise möglich, das süße Lächeln Floras adäquat zu erwidern, sondern lediglich, sie mit ebenso großen Augen wie zuvor den malträtierten Duccius zu betrachten.

  • Vinicia Sabina
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    Sabina nahm die unverhohlene Musterung souverän lächelnd hin, sie war derartiges mehr als nur gewohnt. Männer blieben Männer blieben Männer, egal wie sehr man sie striegelte und in Stoff hüllte. Letztendlich machte es überhaupt keinen Unterschied, und je eher man dies als Frau begriff, desto schneller konnte man dies nutzen um zu bekommen was man wollte. Was bei Sabina so einiges war.


    "Du schmeichelst mir.. was so garnicht zu dem frechen Jungen passen will, der vor Jahren die Stadt verließ. Sollte Athen es tatsächlich geschafft haben, aus dir einen Mann zu machen, von dem Frau mehr zu erwarten hat als dreckige Hände und Harz im Haar.", ein amüsiertes Lächeln stellte recht deutlich klar, woran sie hierbei scheinbar dachte, doch war sie nicht so dumm, nicht zur Sicherheit noch eine Referenz an die Braut hinter her zu schieben: "Aber das braucht mich ja nicht zu kümmern.. du bekommst Nigrina, man könnte meinen, es hätte dir mehr gefallen sie zu piesacken als mich."


    Seine Frage nach Valas Zustand ignorierte sie allerdings mit stoischem Lächeln. Für sie war es eine absolute Zumutung mit so einem Wrack von Mann auf einem Ereignis von dieser Öffentlichkeit auftauchen zu müssen. Aber das Wort ihres Onkels war ihr Gesetz... noch. So machte sie gute Miene zum bösen Spiel, und wartete mit einem sehr neugierigen Blick auf die Antwort ihres Begleiters. Eine wirklich zufriedenstellende Erklärung hatte sie selbst auch noch nicht bekommen, dafür hatte sie die kurze Zeit vor ihrem Herweg zu sehr mit ihrem Wutausbruch ausgefüllt.


    Vala hatte während des Geplänkels zwischen den beiden abgeschaltet. Natürlich betrachtete er Sabina als seinen Privatbesitz. Das tat er schließlich bei allen anderen Frauen auch mit denen er das Bett teilte. Aber im Moment fehlte ihm einfach die Kraft für derartige Revierkämpfe, er würde sich zurückerobern was ihm in dieser Zeit abhanden gekommen war, sobald er wieder unter den wirklich Lebenden war.


    "Sagen wir...", begann er in deutlich gedämpfteren und sehr viel müderen Tonfall, und stellte damit sofort klar, dass er hier sicherlich nicht die Wahrheit erzählen würde, "...ich hatte eine unangenehme Auseinandersetzung mit einem Rudel Straßenköter. Ich hatte leider noch nicht die Möglichkeit, ihnen dafür das Fell abzuziehen. Aber das werde ich... das werde ich."
    Während er den Hinweis auf die Sitzgelegenheiten aus männlichem Stolz geflissentlich überging, blitzte in Sabinas Augen eine Spur von Stolz auf. Sie liebte es, wenn er so sprach. Das war eine Spur der Art, mit der Vala sie letztendlich ins Bett bekommen hatte. Oder anders: für die sie Vala erlaubt hatte, sie ins Bett zu bekommen.

  • Was keiner von den Herrschaften, die sich ins Tablinium hineingezwängt hatten, bemerkte – wie denn auch – war ein kleiner, unscheinbarer Sklave, der an der Türe herumstand, ohne sich zu bewegen, fast wie ein Stock, wie eine Statue. Er hatte eine klare Anweisung. Warten darauf, dass genügend Gäste sich eingefunden hatten. Er hatte Diskretion, zu bestimmen, wann das war. Dabei bewegte er sich auf dünnem Eis – er konnte weder zu lange noch zu wenig lange warten. Es musste der perfekte Zeitpunkt sein. Diesen sah der kleine, unscheinbare, absolut unbemerkenswerte Sklave nun gekommen.
    Diskret und leise öffnete er die Türe vom Tablinium zum Triclinium und machte diese ebenso vorsichtig wieder zu hinter sich.
    Denn im Triclinium, dort saßen Piso und seine Schwester. Piso würde es sicher nicht nehmen lassen, seine Schwester in das Tablinium zu führen, seinen Besitzanspruch noch einmal geltend zu machen. Der Sklave huschte zu Piso und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser nickte und stand auf, bevor er Nigrinas Hand ergriff.
    “Es ist soweit. Gehen wir.“
    Piso hatte sich um seine Aufmachung Gedanken gemacht. Freilich trug er eine kostbare Tunika, die eindeutig widerspiegelte, dass er der Schicht der reichsten Römer angehörte und zudem eine Ader für „ästhetisch“ ansprechenden Pathos besaß. Sie war weiß, als ob er für ein Amt kandidieren würde, allerdings hatte sie an den Nähten und den Ärmeln orangefarbene Verzierungen. Darüber trug er eine nachtschwarze, ihm etwas zu große und deshalb besonders dramatisch wallende und in Falten gelegte Toga.
    Mit seiner Trauertoga wollte er vordergründig natürlich seine anhaltende Trauer über den Tod seiner Schwester und seines besten Freundes ausdrücken. Hintergründig aber ging es aber um die Heirat per se. Piso war mit ihr nicht einverstanden. Sie grämte ihn. Ja, aus diesem Grund trug er auch eine Trauertoga.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Der Sklave, vorher so unscheinbar, entpuppte sich als der Besitzer eines lauten Organs, als er in die versammelte Mannschaft hineinrief: “Macht Platz! Macht Platz für die zu Verlobende!“ Durch die nun hoffentlich entstandene Lücke schritt Piso zusammen mit Nigrina, zu ihrem Vater hin. Der Flavier ließ seinen Blick dabei umherschweifen.
    Sein Patron fiel ihm auf. Er lächelte ihm zu. Es war gut, diesen Mann hier zu sehen, es gab ihm ein wenig mehr Sicherheit. Zeitgleich fiel ihm Tiberius Durus auf, neben seinem Patron einer der eminentesten Männer Roms und das de-facto-Oberhaupt eines Collegiums, bei dem er sich Hoffnung machte, irgendwann einmal aufgenommen zu werden. Auch er bekam ein leichtes Lächeln und ein Zunicken. Ebenso wie Gracchus und Flaccus, seine Verwandten.
    Sein Blick traf kurz Axilla. Er war schon im Begriff, der Witwe seines besten Freundes auch zuzulächeln, da erst wurde er ihrer Aufmachung gewahr. Diese Frau sollte in Trauer einhergehen! Was mache sie in so einem Taschentuch von Kleidchen hier? Dabei schwärmte sie doch immer von ihren großartigen Ahnen – aber wie würde es wohl Lucius Iunius Brutus (der Consul, nicht der Mörder) im Elysium betrachten, würde er sehen, dass seine Nachfahrin so rumlief? Eine falsche Bewegung, und schon würden die sakrosanktesten Organe einer Frau ihr offenliegen... nicht, das Piso etwas dagegen hätte. Aber er fand ihre Aufmachung sehr daneben.
    Ein Blick streifte Lupus. Ganz professionell bleiben, dachte er sich. Ganz professionell und ruhig bleiben. Er konnte Lupus nicht leiden mögen, aber das tat jetzt nichts zur Sache. Mit der Heirat würde nun ein Bündnis geschlossen werden, und das würde auf ganz unemotioneller, wie gesagt professioneller Ebene ablaufen. Vielleicht würde es Piso sogar etwas nützen, der Schwager dieses Mannes zu sein. Irgendwann.
    Derweil fiel sein Blick auf zwei junge Damen. Es war abgedroschen, zu sagen, sie gleichten sich wie ein Ei dem anderen. Schließlich gab es Unterschiede bei Eiern – niemand würde ein Wachtelei mit einem Straußenei verwechseln, niemand ein Fischei mit einem Hühnerei. Sagen wir, sie sahen komplett gleich aus. Zwillinge. Und beide waren... genau! Aurelia Flora! War das sie in doppelter Ausführung? Unglaublich! Dem musste er beizeiten noch nachgehen.
    Und dann sah er das Subjekt. Das Insekt. Die grauenvolle Kreatur. Den Duccier. Unverkennbar, dieses lange Elend ragte über alle Köpfe hinweg. Wer zum Henker hatte den eingeladen? Hätte Vala sich hingesetzt, hätte Piso ihn nicht gesehen. Aber so sah er ihn deutlich. Das musste dieser verdammte Lupus gewesen sein. Wer glaubte er, dass er war? Piso drückte seine Kiefer zusammen und unterdrückte seinen Ärger zumindest ein paar Sekunden lang, die Sekunden, die er brauchte, um seinen Vater zu begrüßen. Ganz professionell bleiben.
    “Salve, Vater“, machte er. “Es ist doch schön, dass auch zu Trauerzeiten wie diesen es noch Analss gibt, sich zu freuen“, floskelte er und grinste etwas ungeschickt. “Aber verzeih mir. Nur eine Sekunde. Es gibt da was... Ajax? Ajax! Komm einmal!“ Er flüsterte dem bärenhaften, riesigen, enorm starken Sklaven, der als Custos Corporis und Rausschmeißer fungierte und bequemerweise in der Nähe gestanden war, und wollte ihm etwas ins Ohr flüstern. Schmeiß den Duccier raus, wollte er ihm einflüstern. Doch dann hielt er inne. Nein. Das konnte man auch anders machen. Und dabei konnte man auch diesen Lupus ein bisschen testen, abtasten, sehen, wie er drauf war. Natürlich wusste Piso schon, dass Lupus eine Kanaille war. Nur, war er eine kooperative, oder musste man da nachhelfen? Er tätschelte dem Sklaven also einfach nur, ohne was gesagt zu haben, auf den Rücken und wandte sich wieder seinem Vater zu.
    “Wann beginnt den die Zeremonie?“, fragte er nach, er wusste ja nicht, wie Aetius sich das ausgedacht hatte.

  • „Sag mal MUSST du Trauer tragen? HEUTE?“ hatte Nigrina gezischt, als sie den ersten wirklichen Wermutstropfen gesehen hatte: Pisos Aufzug. Veras Tod und Begräbnis lag genug zurück, dass er darauf auch guten Gewissens hätte verzichten können, und das hier war IHRE Sponsalia. Was fiel ihm denn ein, in Trauer herumzulaufen? Sie hätte gute Lust gehabt, ihrem Bruder zuerst den Kopf abzureißen und dann einfach allein das Tablinium zu betreten. Das hier war ein positiver Anlass, ein schöner Anlass, da hätte er doch WIRKLICH auf Trauerkleidung verzichten können! Die leise, aber nichtsdestoweniger heftig geführte Diskussion war jedoch recht rasch wieder vorbei. Piso bestand darauf und hatte ohnehin nicht die Zeit, sich jetzt noch einmal umzuziehen, und Nigrina – nun, Nigrina war beleidigt.


    Was sie sich allerdings in keinster Weise anmerken ließ, als sie schließlich das Tablinum betraten. Ganz im Gegenteil. Fast genauso viel Zeit, wie sie für die Organisation der Feier, für Planung, Dekoration und alles weitere verbracht hatte – oder besser: hatte verbringen lassen –, hatte sie dafür verwendet wie sie aussehen würde. Nun muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Nigrina unter einer Schreiberin litt, die kein ausgeprägtes Talent dafür besitzt, derartige Äußerlichkeiten zu beschreiben. Daher sei an dieser Stelle nur gesagt: in ihrem blauen Kleid – das die Farbe ihrer Augen noch unterstrich und hervorragend mit ihren dunklen Haaren und der für Römer vergleichsweise hellen Haut kontrastierte – aus feinster Seide, kombiniert mit Silberschmuck und allem, was den Auftritt einer Frau noch so atemberaubend macht, sah Nigrina einfach umwerfend aus. Und das wusste sie auch. Entsprechend selbstbewusst war ihr Auftreten. Sie ließ sich von ihrem Bruder in den Raum führen, sah Gäste an, lächelte ebenso wie Piso, wenn sie jemanden erkannte, bis hin zu ihrem Vater, der seinen Begrüßungsgang unterbrach und ihnen entgegen kam. „Nigrina. Aulus. In der Tat, heute ist ein Tag der Freude.“ Ein kurzer Blick Aetius' streifte die schwarze Toga, während dieser einen Sklaven fortschickte, aber für heute hielt er sich zurück. „Ah, zuerst wollen wir mal die zukünftige Braut zu ihrem Bräutigam bringen.“ Aetius lächelte und bot Nigrina seinen Arm an, bevor er sie zu dem Aurelier führte, der gerade bei zwei Gästen stand. Zwei Gäste, die, obwohl Nigrina scheinbar nur einen flüchtigen Blick für sie übrig hatte, durchaus ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Da war Vinicia Sabina, die die FRECHHEIT besaß, ebenso umzuwerfend auszusehen wie sie selbst. Nein, nicht ganz. Niemals ganz, Nigrina war fest davon überzeugt, dass das gar nicht möglich war. Aber fast, und das war auch schon eine Frechheit. Aber auch davon ließ sie sich nichts anmerken, immerhin war das etwas, womit sie gerechnet hatte – sie selbst würde es nicht anders machen, wäre sie irgendwo eingeladen. Und dann war da noch ein Mann, an der Seite der Vinicia, der aussah als gehörte er auf ein Krankenlager, aber nicht auf eine Feier, und schon gar nicht auf IHRE Sponsalia. „Aurelius. Verzeih die Störung“, hörte sie indes die Stimme ihres Vaters bereits, der auch die beiden Gäste grüßte, und der allzu flüchtige Moment der Musterung verging, während sie zu ihrem Vater sah und dem Mann, den sie heiraten sollte. Und nein: der hatte auch nichts eingebüßt von seinem Aussehen, seit jenem Theaterabend, als sie sich das erste Mal gesehen hatten. „Lass mich dir deine baldige Verlobte zur Seite stellen. Das hier ist euer Tag.“ Nigrina lächelte, ihr typisches Lächeln – fein, ein wenig hintergründig, ein wenig undurchschaubar. „So sehen wir uns also wieder, Aurelius.“

  • Er mochte diese Frau. Vor allem die Bilder, die sie in seinen Geist pflanzte. Sein Grinsen wurde etwas breiter, bis er schließlich verteidigend die Hände heben musste. “Oh, Sabina, ich wasche meine Hände in Unschuld. Es war die Entscheidung meines Vaters. Du weißt ja, was man manchmal alles der lieben Verwandten wegen über sich ergehen lassen muss.“ Und damit meinte er nichtmal Vala, immerhin hatte er keine Ahnung, weshalb sie ihn begleitete. Er hatte eine Theorie, aber die hatte ein paar entscheidende Schwachstellen: Der Duccier konnte nicht so ein Glückspilz sein, die Vinicia rangierte etliche Stufen über ihm und sie war wie er selber, nur als Frau. Das schloss irgendwelche Gefühle gegenüber Vala aus.
    Er neigte sich leicht in ihre Richtung, um etwas leiser sprechen zu können. Vala würde es zwar ohne Zweifel dennoch hören, aber nicht der Rest des Raumes, der heute an seinen Lippen zu hängen schien. “Athen hat aus mir sicher vieles gemacht, nur hat es das, was ich war, sicher auch nie ausgelöscht. Nenne es eine Erweiterung meines Repertoires. Und du bist atemberaubend, da muss ich nicht schmeicheln.“ Ein wölfisches Lächeln in ihre Richtung, ein unausgesprochenes Angebot, ehe er sich wieder etwas zurückzog. Zwar war Vala momentan kein Gegner, doch mochte sich das noch sehr schnell ändern und sich weniger auf der armierten Ebene physikalischer Gesetzmäßigkeiten abspielen als vielmehr politisch. Und da brauchte er den Duccier noch, und da hatte er auch ganz klare Prioritäten. Kein Weib, egal wie lockend, war so berauschend, dass er dafür sein Ziel aus den Augen verlieren würde.
    Vala brachte schließlich eine gepresste Erklärung hervor. Straßenköter also? “Wenn ich nicht wüsste, du würdest es sowieso ausschlagen, würde ich dir meine Unterstützung bei der Jagd anbieten. Doch für manche Dinge benötigt ein Wolf kein Rudel.“ Das war nichts weiter, als ein 'Falls du es dir überlegst, kann ich dir vielleicht einen Gefallen tun' in andere Worte verpackt. Und Vala würde ohnehin nicht darauf eingehen, daran hatte Sextus keinen Zweifel.


    Er wollte gerade noch etwas anfügen, als ein Sklave lautstark seine Gleich-Verlobte ankündigte. Wie der Rest des Raumes verstummte auch Sextus und sah hinüber zu dem Eingang, wo seine Verlobte an der Seite ihres Bruders erschien. Verdammt, irgendwie war er schon ein Glückspilz. Wenn sie sich nicht gerade als frigide und unfruchtbar entpuppte oder von der charmanten Frau, die er im Theater kennengelernt hatte, zu einer Furie mutierte, würde die Ehe wohl durchaus aushaltbar sein. Sie war definitiv ein Blickfang, und wenn sie das bleiben würde, würde er sicher noch vieles dank ihr erreichen können.
    Nur ihr Bruder brachte in Sextus den Reflex hervor, sich mit der Hand einmal klatschend auf die Stirn zu packen. Trauer. Dieser verweichlichte, zum erbrechen romantische und mit dem Mut eines Huhns ausgestattete Typ trug tatsächlich Trauer. Auf einer Sponsalia. Trauer. Er. Der Drang, sich auf die Stirn zu klatschen wurde abgelöst von dem Wunsch, ihn eigenhändig zu erwürgen. Zum Glück war der Haruspex Primus noch nicht unter den Gästen, denn sonst wäre sein Eintritt in das Collegium unter Umständen extrem teuer geworden angesichts eines so leicht als schlechtes Omen zu erklärenden Auftritts. Aber eines war sicher, bei passender Gelegenheit bekam er das zu spüren.
    Sextus also machte gute Miene zum bösen Spiel, behielt ein ganz leichtes Lächeln beim Anblick seiner Zukünftigen und wandte sich an seine Nähere Umgebung. “Ihr entschuldigt mich, aber ich fürchte, das folgende geht nunmal nicht ohne meine Anwesenheit.“
    Er drehte sich also seinem Schwiegervater in spe und Nigrina zu und machte einen Schritt in ihre Richtung. Hier lag nun das Zentrum der Aufmerksamkeit des ganzen Raumes. Hier könnte er sich wohl fühlen.
    “Ich danke dir, Flavius Aetius, dass du mir dieses Juwel anvertraust.“ Er wartete, bis sich Nigrina ihm wirklich an die Seite gestellt hatte und ihn begrüßte. “Scheint so, meine schöne Jägerin. Und wenn es mir erlaubt ist, das zu sagen, siehst du noch strahlender aus als an jenem Abend bereits.“ Und das tat sie tatsächlich. Vermutlich auch, weil an diesem Tag ihr Erscheinungsbild deutlich durchgeplanter war als an jenem Abend vor einigen Wochen noch.
    “Nun, Flavius, ich will sicher nicht ungeduldig erscheinen, aber angesichts solch reizender Aussichten und unseres sicher gespannten Publikums stelle ich dennoch die frage: Wollen wir?“

  • Zitat

    Original von Gnaeus Flavius Aetius
    Nicht die weiteren hübschen Frauen, die ankamen, nein, Manius Durus von den Tiberiern war es, der nun sein Augenmerk auf sich lenkte. Während er irgendwo aus dem Augenwinkel bemerkte, dass Gracchus und seine Familie ebenfalls auftauchte – den er ebenso gekonnt ignorierte wie dieser ihn –, steuerte er auf den Tiberier zu, der, wie er erfahren hatte, seit kurzem der Patron seines zukünftigen Schwiegersohns war. „Manius Tiberius Durus.“ Sein übliches Lächeln zeigte sich. „Es ist mir eine Ehre, auch dich im Haus der Flavier begrüßen zu dürfen, noch dazu zu diesem Anlass. Mein zukünftiger Schwiegersohn beweist Geschick in der Wahl derer, die er um Unterstützung bittet.“


    Noch ehe das Verlobungspaar ihn begrüßen konnte, sprach ihn Flavius Aetius, der Gastgeber an. Obwohl Durus den Mann nicht kannte, schenkte er ihm sein Politikerlächeln und erwiderte freundlich


    "Oh, zu viel der Ehre! Ich gratuliere Dir zu einem so vortrefflichen Schwiegersohn!"


    Eigentlich hatte er keine große Lust, ein längeres Gespräch mit dem Flavier zu beginnen, der hier in Rom keine besonders große Rolle spielte (zumindest nicht in Durus' Horizont). Andererseits wäre es wohl unhöflich gewesen, sich einfach abzuwenden und Flavius Gracchus mit seiner Familie zu begrüßen, weshalb diese nur einen Grußfinger zu sehen bekamen.


    "Dies hier ist Tiberia Arvinia, meine Nichte."


    stellte er seine Begleitung vor, ehe ihm beim Erscheinen Pisos einfiel, dass dieser ja wohl der Sohn seines Gesprächspartners war, folglich also die verstorbene Flavierin seine Tochter.


    "Mein Beileid im Übrigen zum tragischen Verscheiden deiner Tochter. Ich hoffe, dies wirft keinen allzu dunklen Schatten auf dieses zukunftsverheißende Ereignis."


    Er kannte dieses Mädchen nicht, nur sein Nomenclator hatte ihm eine kleine Auffrischung der aktuellen flavischen Familienbezüge gegeben, sodass ihm diese Beileidsbekundung angemessen erschien.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus, Aurelia Flora et Manius Flavius Gracchus Minor


    Obgleich Gracchus in Hinblick auf seine männlichen Bedürfnisse nicht sonderlich viel mit dem weiblichen Geschlecht konnte anfangen, so schätze er seine Gemahlin doch überaus, nicht nur wegen ihrer außergewöhnlichen Schönheit, sondern ebenso da sie eine perfekte Ehefrau und vollkommene Mutter war, und dass Aurelius Lupus ihr ein Kompliment entgegen brachte, schürte nicht etwa seine Eifersucht, sondern gehörte aus seiner Perspektive zu adäquaten Benehmen, hätte dem invers dagegen nur zu Apathie geführt. In facto hatte Gracchus bald nach Verlauf dessen auf das Gespräch mit dem Aurelier bezüglich des Collegium Haruspicium vergessen, hatte am Morgen diesen Tages nurmehr dessen sich entsonnen, dass es irgendetwas gab, auf das nicht zu vergessen war, wiewohl sein geflissentlicher Schatten Sciurus noch detailliert jeden Aspekt der Übereinkunft hatte deklamieren können, dass auch Gracchus zur Sponsalia seiner Worte wieder gewahr war - zumindest bis zum Abend hin - und darob auf das Gebaren Nigrinas Verlobtem um so mehr Acht legte, welcher bis anhin recht tauglich schien. Das Auftauchen der beiden aurelischen Zwillinge indes wusste auch Gracchus' Aufmerksamkeit vorerst abzulenken - obgleich es auch in der Flavia solcherlei Kuriosum bisweilen gab -, wenn auch sein Staunen nicht im Ansatze dem seines Sohnes gleich kam, ihm nicht im geringsten die Sprache verschlug.
    "Es ist dies wohl ein unverzeihli'hes Versäumnis, doch war es mir bisherig nicht vergönnt, diese beiden faszinierenden Blüten der aurelischen Familie kennen zu lernen, welche durch die Dualität ihres Ebenmaßes dessen Einzigartigkeit geradezu zu multiplizieren scheinen. Um so größer ist die Ehre, euch beide im Hause der Flavier begrüßen zu dürfen, ins..besondere an diesem Tage, da das Band zwischen unseren Familien noch enger geknüpft werden wird."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Unbenommen der harschen Worte, die seine Schwester ihm entgegengeschleudert hatte, war er sich ob seiner Courage, Trauer zu tragen, recht toll vorgekommen. Dieses Tollheitsgefühl erblasste angesichts des Ducciers. Piso, der sich nur mit Müh und Not davon abgehalten hatte, Vala einfach kurzerhand rauszuwerfen, merkte, wie sein Vater sich wunderte über seine Aufmachung, aber nichts verlautbaren ließ. Er ließ es bereitwillig über sich ergehen, sogar mit einem Lächeln, dass Aetius Nigrina ihm abnahm und sie zu Lupus führte. Respektvoll wartete er eine Sekunde, bevor er auf leisen Füßen Aetius hintendrein dackelte. Ein etwas bedauernder Blick fiel auf die Begleiterin des Ducciers, bevor jener einen Blick erhielt, in dem sich ganz eindeutig Ablehnung widerspiegelte. Die Versuchung war groß, noch unterwegs zu Axilla zu treten und sie auf ihre Aufputzung hin anzusprechen, jedoch hielt er sich noch zurück. Noch. Denn nun gab es um vieles Wichtigeres.
    Er beeilte sich, seinem Vater hinterherzukommen, wäre dabei fast gestolpert, und kam hinter ihm zu stehen, als sein Vater den Aurelier ansprach. Wie affig der Aurelier seinen Vater und seine Schwester ansprach, Piso hätte ihm am Liebsten eine gewischt. Dieser Heini! Und er sollte Nigrina bekommen! Wie übel es war, der Patria Potestas zu unterstehen. Oh, wie hätte er die Sache abgeblockt, wäre Vater da nicht gewesen. Na gut, vielleicht hätte er doch noch sein Handtuch geworfen. Aber nie so schnell, wie er am Abend nach diesem Theater sowohl auf der Bühne wie auch in den Zuschauerrängen Nigrina sehr unwirsch sagte, nein, anbrüllte, sie solle doch tun, was sie wollte. Und jetzt standen sie also da, und innerlich kroch eine leichte Kälte in Piso hinauf. Oh der Antiästhet! Von allen Männern Roms gerade der. Fortuna schien einen seltsamen Sinn für Humor zu haben.
    Genug der Süßholzraspelei, dachte er sich. Er hüstelte zögerlich. “Ähm, bevor wir beginnen“, machte er mit gedämpfter Stimme, leicht gesenkten Kopfes, schließlich musste nicht jeder wissen, wovon er sprach, “es ist mir wirklich peinlich, Aurelius, aber ich würde dich gerne um etwas bitten. Auf dieser Feier treibt sich ein Germane, ein gewisser Duccius Vala herum, er dürfte von dir eingeladen sein. Denn ein Flavier hat den sicher nicht eingeladen.“ Er schaute auf und blickte dem Aurelier geradewegs in die Augen. “Dieser Germane ist ein gefährliches Subjekt. Ich nehme dir sicherlich nicht übel, dass du ihn geladen hast, schließlich weiß er seine niederträchtige Art und Weise gut zu verbergen“, beeilte er sich zu versichern. “Aber mir gegenüber hat er schon sein wahres Gesicht offenbart, und ich weiß, dass er nichts Gutes im Schilde führt. Aus diesem Grund habe ich ein unbezwingbar schlechtes Gefühl in mir drinnen. Deshalb möchte ich dich fragen, ob es möglich wäre, ihn zu entfernen? Nicht dass er noch ein Unglück provoziert oder die Pax Deorum stört.“ Neugierig, ein bisschen abschätzend, war sein Blick. Mal sehen, wie Lupus auf sowas reagierte. An seinem Ton würde sich Lupus nicht stören können, schließlich hatte Piso sich Mühe gegeben, in einem freundlichen Tonfall zu sprechen. So schwer es ihm auch gefallen war. Hier ging es um den Inhalt, und wie der Aureier drauf ansprach.

  • Augenscheinlich nicht minder folgsam als ihr Sohn hatte Antonia an diesem Tag Aufstellung an der Seite ihres Gatten genommen und bereits freigiebig ihr Lächeln gepaart mit einem freundlichen Zunicken an einige der ihr bekannten Gäste verteilt. Es war, wie ihr schien, schon viel zu lange her, dass dieses Haus eine fröhliche Feier genießen durfte, doch mochte dieser Eindruck schlicht auch von dem schweren Schicksalsschlag rühren, der die Familie vor nicht allzu langer Zeit erschüttert hatte. Umso froher war sie, durch einen freudigeren Anlass hiervon vielleicht ein wenig Ablenkung zu finden. Ganz abgesehen davon, dass sie so wieder einige neue Gesichter kennen lernen konnte.


    Zu Hochzeiten pflegte die Claudia sich stets ein wenig zurückzuhalten mit Prunk und Glamour, war sie doch schließlich der Ansicht, dass an einem solchen Tage nur eine Frau, die Braut, im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit stehen sollte. So stach sie mit ihrer schlichten tiefblauen, aber fein gearbeiteten Tunika mit den leicht schimmernden Stickereien nur dann aus der Menge, wenn die sie umgebenden Personen absolut uninteressant waren. So zumindest hoffte sie. Nach der Vorstellung des Bräutigams begrüßte sie Selbigen freundlich. Sein Kompliment ließ ihr Lächeln einen Moment länger in ihrem Gesicht verweilen, ehe sie mit gewisser Zufriedenheit vermerkte, wie der Aurelius mit ihrem Sohn sprach.
    Es folgten seinerseits einige Verwandte des Bräutigams. Achja, die aurelischen Zwillinge. Gehört hatte Antonia schon von ihnen, sie bildete sich auch ein sie irgendwann einmal gesehen zu haben, an ein Gespräch entsann sie sich jedoch nicht und so nickte sie höflich.
    "Salvete.", grüßte sie beide, ohne nun wirklich zu wissen welche eigentlich welche war. "Sehr erfreut."
    Sie ertappte sich beim Gedanken sich vorzustellen wie es wäre hätte sie selbst einen Zwilling. Prompt fielen ihr zahlreiche Gelegenheiten ein, zu denen sie einen solchen Umstand begrüßen würde, könnte sie in ihrer imaginären Welt die Schwester doch zu allerlei ungeliebten Pflichten vorschicken. Andererseits bereitete ihr Gedanke wiederum Unbehagen, schließlich ließ sich dieses Spiel auch umgekehrt spielen und ein Zwilling war kein befehlsgewohnter Sklave.
    Ihr Blick erfasste das erstaunte Gesicht Minors. Hätte sie an Gracchus Maiors Stelle gestanden, sie hätte den Jungen wohl kurz angestuppst, um ihn aus seiner Starre zu reissen, so jedoch musste sie leise das Worte an ihn richten. "Minimus, mein Herz, es ist unhöflich andere Menschen derart anzustarren." Sanft vorgetragen, blieb jener Ausspruch dennoch eine Zurechtweisung, ein kleiner Makel in Minors Erziehung, für welchen sie niemand geringerem als sich selbst die Schuld gab. Gewissermaßen maßregelte sie also sich selbst. Zumindest in ihrem kleinen Kosmos.
    Ob solcher Überlegungen hatte sie in jenem Moment gar keine Zeit ob Gracchus' Komplimente an die beiden Aurelias - und irgendwie doch nur an die eine, schließlich sahen sie gleich aus - eine Eifersucht zu entwickeln. Sicherlich aber würde ihr Unterbewusstsein fortan den restlichen Abend ein besonderes Augenmerk auf sein Verhalten gegenüber sämtlichen anwesenden Damen richten und bei nächstbester Gelegenheit jenes als Waffe zu verwenden wissen.

  • [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina


    Ungewöhnlicherweise war Tarquitius Caecina zu diesen Sponsalia geladen worden, was ihn überaus überrascht hatte. Dennoch war er angesichts der großen Bedeutung des Hauses Aurelia für Rom erschienen. Bei all den edlen Gästen hielt er sich jedoch vorerst im Hintergrund, um dem Paar zu einem späteren Zeitpunkt zu gratulieren, da er im Grunde wenig Freude an derartigen Menschenansammlungen fand.




  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    ...
    Genug der Süßholzraspelei, dachte er sich. Er hüstelte zögerlich. “Ähm, bevor wir beginnen“, machte er mit gedämpfter Stimme, leicht gesenkten Kopfes, schließlich musste nicht jeder wissen, wovon er sprach, “es ist mir wirklich peinlich, Aurelius, aber ich würde dich gerne um etwas bitten. Auf dieser Feier treibt sich ein Germane, ein gewisser Duccius Vala herum, er dürfte von dir eingeladen sein. Denn ein Flavier hat den sicher nicht eingeladen.“ Er schaute auf und blickte dem Aurelier geradewegs in die Augen. “Dieser Germane ist ein gefährliches Subjekt. Ich nehme dir sicherlich nicht übel, dass du ihn geladen hast, schließlich weiß er seine niederträchtige Art und Weise gut zu verbergen“, beeilte er sich zu versichern. “Aber mir gegenüber hat er schon sein wahres Gesicht offenbart, und ich weiß, dass er nichts Gutes im Schilde führt. Aus diesem Grund habe ich ein unbezwingbar schlechtes Gefühl in mir drinnen. Deshalb möchte ich dich fragen, ob es möglich wäre, ihn zu entfernen? Nicht dass er noch ein Unglück provoziert oder die Pax Deorum stört.“...


    Leider kam Aetius noch nicht ganz dazu, zu antworten, als sein Sohn auch schon an ihn herantrat. Und hier im Zentrum der Aufmerksamkeit hatte Sextus noch weniger Möglichkeiten, zu reagieren, als damals schon im Theater. So blieb ihm nichts weiter, als zuzuhören.
    Aha. Mimimi, Vala ist gemein, mimimi, wirf ihn raus? Hatte er das richtig verstanden? Es war manchmal unglaublich, wieviel sich innerhalb des Bruchteiles einer Sekunde alles abspielen konnte. In diesem gerade mikrospkopischen Augenblick, nachdem Piso geendet hatte und bevor Sextus Reaktion einsetzte, kam ein ganzes Feuerwerk an Überlegung und Erkenntnis zum Tragen. Sextus widerstand der menschlichen Reaktion, sich nach dem Grund dieses Gespräches umzudrehen. Piso hatte glücklicherweise leise gesprochen, dass außer Sextus selbst, Nigrina und Aetius wohl niemand etwas davon mitbekommen haben dürfte. Und man musste ja nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf den Duccier lenken. Und Sextus verarbeitete einige Erkenntnisse. Der Mann, der es wagte, hier in TRAUER aufzukreuzen, sprach von einer möglichen Bedrohung der Pax Deorum wegen Vala. Der eigentlich nur herumstand und etwas zerschunden ausschaute, und dazu eine hochkarätige Begleitung an seiner Seite hatte, während der Flavier hier herumlief, als wäre diese Veranstaltung hier ein Unglück. Und jetzt, anstatt dass er ihn den Vertrag unterzeichnen und die Festivitäten einleiten ließ, hielt er ihn auf, weil er Vala für gefährlich hielt? Nun, Vala war gefährlich, doch bezweifelte Sextus ernsthaft, dass der Flavier davon auch nur das geringste mitbekommen hatte oder verstand. Andernfalls würde er hier nicht stehen und Sextus bitten, seinen eigens eingeladenen Gast rauszuwerfen.
    Sextus Reaktion also, die innerhalb eines Sekundenbruchteils einsetzte, war ein amüsiertes Lachen. Kein lautes Brüllen, kein abfälliges Schmunzeln, sondern just so ein perfekt geschauspielertes Lachen, als hätte Piso eben einen kleinen Scherz gemacht. Um das Ganze noch zu toppen – und um ihrer beider Gesicht zu wahren, immerhin stand man im Mittelpunkt – legte er dem Flavier brüderlich eine Hand auf die Schulter. “Was bin ich froh, dich bald meinen Schwager nennen zu können.“ Es war laut genug gesprochen, dass die Umstehenden es hören konnten, und freundlich genug, als dass sich niemand dabei etwas denken mochte. Außer Piso. Er patschte ihm einmal kumpelhaft auf die Schulter, ehe er die Hand wieder weg nahm. “Sei dir versichert, ich genieße diese Feier in vollen Zügen. Es ist einfach alles wundervoll. Auch wenn ich fürchte, meine Liebe“, und jetzt wandte er sich Nigrina zu, die hoffentlich mitspielte, um diese peinliche Szene ebenfalls zu überspielen. “...dass du mich arm machen wirst, wenn alle diene Feste so herrlich sind. Auch wenn du es zweifellos wert bist.“ Ein kleiner, nicht übertriebener Handkuss, womit die Sache hoffentlich nun ausgestanden war. Deutlicher musste er dem Flavier wohl nicht klarmachen, dass er seiner Bitte ganz sicher nicht nachkommen würde. Es ging um einen geladenen Gast, bei Iuppiter! Er hatte dasselbe Gastrecht, wie jeder andere hier auch, und er würde ihn ganz sicher nicht rauswerfen, nur weil es einem anderen Gast – und in diesem Fall war Piso nichts anderes – nicht passte, dass er anwesend war. Und im Gegensatz zu Piso hatte seine bloße Anwesenheit ihn auch noch nicht beleidigt. Dass er es wagte, von schlechten Omen zu reden, in seiner Aufmachung, grenzte an Tollheit.
    Aber Sextus gab sich ruhig, betrachtete seine Verlobte, als wäre er ihr durchaus freundlich zugetan, und hoffte, dass Aetius nun einfach die vermaledeiten Verträge auf den Tisch packte und die Sache damit final machte.

  • Zitat

    Original von Claudia Antonia, Manius Flavius Gracchus, Aurelia Flora


    Das Kind schien abgelenkt, aber im Grunde war es Sextus ja auch gleich. Kinder waren... eben da, und man musste sie beachten, um bei den Eltern Pluspunkte zu sammeln. So einfach war das. Er lächelte also, auch noch, als die Mutter das Kind tadelte, dass man niemanden so anstarren solle. Sextus hingegen drehte sich nicht um, er war sich sicher, er würde den Grund des Starrens noch früh genug erfahren. Immerhin musste er heute jedem einzelnen Gast hier die Hand schütteln.
    Da versuchte er lieber den Worten zu folgen, die Flavius Gracchus für seine beiden Cousinen übrig hatte. Als er mit ihm vor einiger Zeit im privaten Gespräch war, hatte er noch angenommen, diese exakte und doch komplizierte Ausdrucksweise sei Teil seiner Amtssprache für Geschäftsanlässe. Doch jetzt wurde er eines besseren belehrt, anscheinend sprach der Flavier immer so. Was es notwendig machte, etwas mehr Konzentration auf das Gespräch als solches aufzuwenden, um nicht hinterher nur dümmlich grinsend über das Wetter zu palavern. Dennoch ließ er erst einmal Flora und Narcissa auf das Kompliment reagieren, ehe er selbst wieder etwas anbrachte und die beiden damit dann am Ende gar überging.
    Stattdessen beschwichtigte er lieber die besorgte Mutter mit einem galanten Lächeln. “Dein Sohn scheint ein aufgewecktes Gemüt zu haben.“ Dass er in seinem Alter irgendwen anstarrte, war Sextus eigentlich egal und es wäre ihm noch nicht einmal wirklich aufgefallen, so wenig Beachtung hatte er dem Kleinen im Grunde genommen geschenkt.

  • Für eine Winzigkeit schien Lupus unschlüssig. Für eine Winzigkeit, einen Augenschlag, schien es so, als ob Lupus aus dem Konzept gebracht worden wäre. Doch bevor Piso frohlocken konnte, ja, bevor die schiere Möglichkeit des Frohlockens von seinen Augen an sein Hirn gesendet wurde, begann das Lachen. Es veranlasste Piso dazu, kurz mit seinen Augenlidern verweiblicht zu zwinkern. Huch? Was war denn das? Was war denn... in diesem Moment legte der Aurelier Piso den Arm um die Schultern. Der Flavier blickte mit unverhohlener Irritierung auf Lupus, als dieser plötzlich davon was zu reden anfing, dass er froh war, ihn als Schwager zu haben.
    Und dann, dan klopfte er Piso auf die Schulter, ziemlich feste. Piso HASSTE es, wenn man ihm fest auf die Schulter klopfte. Er mochte es nicht, betrachtete es als eine Verletzung seines Rechtes auf körperliche Unversehrtheit. Und dieser Giftzwerg – Piso nannte ihn einmal so, obwohl beide Männer gelich groß waren, wiewohl Piso mit seinem fast schon mädchenhaften Körper deutlich schmächtiger daherkam als Lupus – fasste ihn nun so an.
    Der Flavier schnaufte aus. So war das also. Freundlichkeit half auch nichts. Es war bewiesen. Dieser Mann war ein Arsch, der nur Verachtung für seine Gens (Piso schloss einfach mal von sich auf alle Flavier) hegte. Und an sowas kam seine Schwester. Tja. Sie hatte es sich selber ausgesucht. Und Vala, der würde einwandfrei nun in der Villa Flavia herumschwirren dürfen. Weil Lupus ihn eingeladen hatte. Hui, Lupus! Als Nächstes würde Piso eine Barbarenhorde in die Villa Aurelia einladen.
    Aber eines war zu bedenken. Piso hatte seine Schäfchen noch nicht im Trockenen. Er stand kurz davor. Aber es war noch nicht soweit. Er war noch nicht Senator. Er war noch nicht mit Prisca verheiratet.
    Also verzog er sein Gesicht nur zu einer unästhetischen Fratze, die man vielleicht als Grinsen interpretieren könnte. “Mich freut es auch, mein Freund, vor allem, da ich sehe, wie wichtig dir meine Meinungen und mein Befinden sind. Man merkt, wie sehr du deinen künftigen Schwager schätzst. Ich bin mir sicher, ich werde mich in Bälde für deine zuvorkommende Art revanchieren können“, machte er, wieder in normaler Stimmlage. Und bevor er dem Aurelier zuzischen konnte, er solle seine Drecksfinger von ihm nehmen, tat dieser das auch schon und wandte sich Nigrina zu. Fein. Sollte er. Denn seine Schwester hatte sich den ausgesucht. Sie war da ziemlich deutlich gewesen. Sollte sie doch. Piso würde die Tage zählen, bis sie weinend zu ihm gekrochen käme, und Piso somit die moralische Lizenz gäbe, gegen diesen Intrigenheini echte Sanktionen zu setzen. Denn Piso lag etwas an der Erziehung des Menschengeschlechtes. Und dieser verzogene Heini musste auf jeden Fall die Tunika stramm gezogen werden.
    Er blickte kurz zu Nigrina hinüber. Wieso lasse ich mir das bloß gefallen, dachte er sich. Wieso bloß? Weil er seiner Schwester die Sponsalia nicht versauen wollte, redete er sich hastig in Gedanken ein und wandte sich wortlos von den zu Verlobenden ab, hoffend, dass Nigrina die Unterlassung von angemessenen Maßnahmen von seiner Seite aus verdammt noch mal zu schätzen wusste.
    Ein paar Schritte trat er zurück, ließ sich von einem Sklaven einen Becher Wein reichen und schüttete ihn mit einem Zug herab.
    Die Zeit für erzieherische Maßnahmen war noch nicht gekommen. Noch nicht.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus, Claudia Antonia, Manius Flavius Gracchus, Aurelia Flora


    Nur schwerlich erbrachte der Knabe die Kapazität sich von jenem Schauspiel der Natur ab- und seiner Mutter zuzuwenden, deren Tadel ihn nun traf. Für gewöhnlich memorierte und inkorporierte er sich derartige Edukationsregularien durchaus, doch konnte er in diesem Kasus nicht umhin, selbigen genauer in Augenschein zu nehmen. Nach einem kurzen Spintisieren, ob er diese Angelegenheit nicht von dem üblichen Gehorsam exkludieren sollte, obsiegte letzten Endes dessenungeachtet doch die Servilität gegenüber parentalen Zurechtweisungen und er wandte seinen Blick nicht zurück zu den Aureliae, sondern hin zu jener Person, die offenkundig seinen Intellekt pries.
    Auch hier enthielt er sich jedoch eines Kommentares um zuvor seinen Eltern Raum zu bieten, einen solchen abzugeben, sodass er sich nicht des fälschlichen Hochmutes schuldig machte.

  • Für gewöhnlich war Antonia ein ausgesprochen misstrauischer Mensch. Ging es jedoch um ihren Sohn, jenes kleine, vollkommene Wesen, das ihr ganzes Leben ausfüllte, so waren alle Zweifel vergessen, war sie bereit alles zu glauben, sofern es denn etwas Positives war. Lupus jedenfalls würde sie in ausgesprochen guter Erinnerung behalten. Daher war die Claudia auch bereits wieder versöhnlich gegenüber dem Verhalten Minors eingestellt, kaum hatte der Aurelius geendet.
    "Das hat er in der Tat.", bestätigte sie nicht ohne Stolz und bedachte Lupus mit einem Lächeln, ehe sie versöhnlich den Jungen ansah. "Er ist unser ganzer Stolz und erstaunt selbst seine Lehrer. " Dass Minor jene so offen vorgetragene Lobeshymne zu Kopf steigen könnte nahm sie indes nicht an, war sich die Patrizierin doch seit jeher sicher, dass er die Bescheidenheit seines Vaters geerbt hatte.
    Langsam wurde sich die Patrizierin allerdings der Tatsache bewusst, dass sie den Bräutigam bereits zu lange von den anderen Gästen abhielten und blickte zu ihrem Gatten, die stille Frage im Blick, ob man nicht vorerst Platz machen sollte, um später eventuell erneut das Gespräch zu suchen.

  • Flavius Gracchus Minor konnte schwerlich seine Verwunderung über die aurelischen Zwillinge verbergen. Er starrte sie regelrecht an und man konnte ihm ansehen, dass er seinen Augen kaum glauben mochte. Es gab nicht viele Menschen die sich bis in die Haarspitzen ähnelten und für einen Jungen seines Alters war es sicherlich ein Phänomen. Von daher konnte sie dem Knaben auch nicht böse sein, dass er sie eben so unverhohlen musterte und wohl nach einem winzigen Unterschied zwischen den Schwestern suchte. Wenn man einmal von den unterschiedlichen Kleidern absah, so waren sie nur vom Wesen unterschiedlich. Rein äußerlich konnte man auf den ersten Blick keinen Unterschied sehen.
    Beim leisen Tadel seiner Mutter lächelte Flora der Claudia zu. „Wir sind es gewohnt so eindringlich gemustert zu werden“, schmunzelte sie.
    Ihre Aufmerksamkeit wandte sich dann aber erst einmal dem Vater zu. „Wir danken für diese Einladung. Bisher hatten wir leider noch nicht die Gelegenheit gehabt hier zu Gast zu sein!“


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    Aetius lachte leicht, als der Tiberier von einem vortrefflichen Schwiegersohn sprach. Mit Sicherheit zu sagen wusste er das freilich noch nicht, aber immerhin, der erste Eindruck, den der Aurelier bei ihm hinterlassen hatte, war ganz sicher kein schlechter. Blieb nur noch abzuwarten, ob er den Erwartungen gerecht werden würde, die ein Ehemann einer Flavia zu erfüllen hatte. „Tiberia Arvinia.“ Aetius neigte angemessen den Kopf in einer Begrüßung. „Ich freue mich außerordentlich, eine so bezaubernde Frau wie dich zu diesem Anlass begrüßen zu dürfen. Meine Tochter weilt noch nicht allzu lange in Rom – hattet ihr dennoch schon Gelegenheit, euch bekannt zu machen?“


    Dann wandte er sich wieder dem Senator zu. „Ich danke dir für dein Beileid, Tiberius. Fürwahr ist es nie einfach, wenn ein Vater sein Kind zu Grabe tragen muss.“ Er machte eine angemessen ernste Miene. „Gerade in Anbetracht dieses Ereignisses ist es aber umso wichtiger für die Familie, auch positive Dinge zu feiern.“ Er nickte beiden Tiberiern noch einmal zu. „Ohne unhöflich erscheinen zu wollen… ich muss noch weitere Gäste begrüßen. Vielleicht ergibt sich ja später noch die Gelegenheit eines Gesprächs.“ Aetius lächelte so glatt wie entschuldigend.

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