Triclinium | Convivium Suspectum

  • Zitat

    Original von Tiberius Aurelius Avianus
    Er saß direkt neben einem Claudier. Einer Patrizierfamilie, mit der Avianus selbst noch keinen Kontakt aufgebaut hatte. Allgemein stand die Beziehung zwischen ihren Familien sehr still. Aber Avianus konnte sich zumindest vorstellen, da Durus nicht die Gelegenheit hatte, alle Gäste einzeln zu benennen. "Salve", grüßte er Menecrates, "Ich bin Tiberius Aurelius Avianus. Sehr erfreut." Suchte er den spontanen Kontakt, während er zum Mulsum griff. Mit der Vorspeise wartete er noch, bis er austrank.


    Menecrates drehte sich um, als er von Avianus angesprochen wurde. Er neigte den Kopf zum Gruß, bevor er ebenfalls "Salve" sagte. "Freut mich, Aurelius. Man ist sich mehr oder weniger bekannt, und doch kennt man sich nicht", fasste er die Situation zusammen. "Claudius Menecrates mein Name." Er erwähnte es der Ordnung und Höflichkeit halber, denn eigentlich müsste sein Name durch die aktuelle Kandidatur jedem Senatsmitglied bekannt sein. Zumindest nahm er das an.
    Menecrates' Gedanken schweiften ab. Er erinnerte sich an die engen Beziehungen, die er einst mit der Aurelia gepflegt hatte. Bis, ja bis eine Verlobung gelöst und der Initiator dieser Lösung sich gänzlich von den Claudiern fern gehalten hatte. Nun ja, Menecrates sah damals auch keine Notwendigkeit, eben jenem hinterherzulaufen, im Gegenteil: Er verurteilte dessen Wankelmütigkeit und sah die Familienehre verletzt.


    "Der Mann, dessen Ableben die Aurelier im Augenblick zu beklagen haben, ist eine bedeutsame Zeit Verfechter derselben Ideale gewesen, wie ich sie pflege. Nachträglich noch mein Beileid!" Höflichkeit stand für Menecrates über privaten Animositäten.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Mit der Platzierung der Gäste hatte Durus großes Geschick bewiesen, fand Macer, aber er hatte auch mit nichts anderem gerechnet. Nun lag der Curator Rei Publicae also gleich neben ihm. "Salve, Vinicius Lucianus. In der Tat, man sieht sich zu selten außerhalb der Curia, aber bei deinem Amt ist das ja durchaus verständlich. Wie geht es den Städten Italias? Sind sie in guten Händen? Keine Beschwerden aus Ostia, wo mein Klient Quintilius Sermo als Duumvir amtiert?" erkundigte er sich neugierig. Eine solche dreifache Chance, seine eigene Neugier zu befriedigen, Interesse an der Lage Italias zu zeigen und seinen Klienten zu kontrollieren konnte er sich schließlich nicht entgehen lassen.


    "Nun, den Städten geht es gut, nicht nur finanziell sondern auch in der Verwaltung. Was deinen Klienten angeht so kann ich nichts negatives berichten. Ein genaueres Bild werde ich mich aber bei meiner nächstes reise machen, die bald ansteht!


    Und du Senator..... dich strebt nach Höherem?!"

  • "Das ist schön zu hören", antwortete Macer und meinte dabei die Lage der Städte im Allgemeinen genauso wie die Lage von Ostia im Besonderen. "Wenn du nach Ostia reist und ihn triffst, richte ihm bitte meine Grüße aus. Wenn alles ideal läuft, werde ich demnächst ja ein paar mehr Verpflichtungen haben und ihn nicht kurzerhand selber besuchen." Damit war er dann auch gleich bei der Frage nach seinen hohen Zielen. "Ich bin zu der Einsicht gelangt, dass ich Rom mehr geben kann als ich derzeit gebe. Und eine der Möglichkeiten wäre eben das Consulat. Ich sehe es nicht so sehr als etwas Höheres, sondern eben eine bessere Art, Rom zu dienen." Macer nahm an, dass Vinicius Lucianus ihn verstand, denn schließlich gehörte dieser auch schon zu den Consularen und hatte das hinter sich, was Macer noch vor sich hatte. "Wobei ich den Begriff Rom dabei auch weit fasse und Italia und das ganze Reich mit einbeziehe. Hättest du also jetzt gesagt, dass die Städte Italias finanziell am Boden liegen, hätte ich das gleich auf meine Agenda genommen. Es gibt bestimmt genug Senatoren, die kein Amt inne haben, aber sich als Stadtpatron nützlich machen können."

  • Nachdem sich sofort angeregte Gespräche entwickelten, achtete Durus als guter Gastgeber darauf, dass auch diejenigen, die nicht sofort in die Gespräche fanden, etwas eingebunden wurden.


    "Aulus, kennst du eigentlich schon Flavius Gracchus? Er ist mein Collega bei den Pontifices und erfüllt diese Aufgabe hervorragend!"


    Einen Moment musste er überlegen, ob er den nächsten Gedanken so einfach äußern durfte. Dann entschloss er sich jedoch, dass dies wohl die angemessenste Runde dafür war.


    "Dabei fällt mir auf, dass nun wieder ein Platz in den Reihen der Pontifices frei geworden ist. Flavius, hast du bereits von Interessenten gehört?"


    Sicherlich war auch der ein oder andere der hier Anwesenden ein geeigneter Kandidat für solch eine Aufgabe - immerhin waren die Pontifices das angesehenste aller Collegia und hier einige der angesehensten Männer Roms!

  • Bisher hatte sich Modestus eher zurückgehalten und sich dem Wein gewidmet. Doch als Tiberius Durus schließlich den freien Posten bei den Pontifices ansprach, wurde er hellhörig. Es gab sicher einen Grund, dass der Tiberier diese Frage hier so öffentlich ansprach. Wollte ein unterschwelliges Angebot machen? Tiberius Ahala und Aurelius Avianus schieden schonmal aus. Beide waren zu jung und hatten zu wenig erreicht um gleich so hoch im Cultus Deorum einzusteigen. Der Vinicier war Curator Rei Publicae und schied ebenso aus. Da blieben nur noch Menecrates und Macer. Beide eigentlich eher Militärs. Trotzdem war es möglich, aber er glaubte eher an Macer als an Menecrates. Sein Patron genoß ein so großes Ansehen, dass wohl kaum ein anderer Kandidat mit ihm konkurieren konnte. Er sah erst zu Purgitus Macer herüber und dann zu Flavius Gracchus. Er war durchaus gespannt, wer bisher im Rennen um den Posten war.

  • Na bitte, das war doch mal eine interessante Cena! Welten entfernt von der Eintönigkeit und Belanglosigkeit diverser Familienfestlichkeiten wie Verlobungsfeiern, Hochzeiten und ähnliches. Menecrates, der sich ansonsten recht bald langweilte, im Hintergrund verschwand und auch zeitig die Veranstaltungen wieder verließ, bekam plötzlich Schwierigkeiten, sich für ein interessantes Gespräch zu entscheiden, gab es doch gleich mehrere. Neben den soeben begonnenen Gesprächen mit Gracchus und Avianus warf der Gastgeber ein Thema von besonderer Bedeutung in den Raum: die anstehende Neubesetzung im Collegium pontificium. Über Veränderungen in einem derart wichtigen Kollegium wollte Menecrates natürlich Bescheid wissen. Und er konnte nicht umhin, sich Gedanken über mögliche Kandidaten zu machen, denn er bezweifelte die Zufälligkeit des Einwurfes. Über nicht anwesende Kandidaten zu beratschlagen, war nicht die rechte Zeit und nicht der rechte Ort.


    Zwei Voraussetzungen mussten nach seiner persönlichen Ansicht die Kandidaten erfüllen: Sie mussten auf einen erfolgreichen Karriereweg zurückblicken können und sie sollten nach Möglichkeit patrizischen Geschlechts, oder alternativ in besondere Verbindung oder in einem besonderen Vertrauensverhältnis zur kaiserlichen Familie stehen. Aber wie so oft konnten sich auch in diesem Punkt die Gepflogenheiten geändert haben. Menecrates Wurzeln hefteten fest an Traditionen, die häufig jenseits des Zeitgeschehens lagen. Umso mehr erwartete er gespannt die Antwort des Flaviers, mit dem er ohnehin gerade im Gespräch stand. Gleichzeitig reflektierte er flüchtig, ob er selbst eine solche Kandidatur anstreben würde.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Menecrates drehte sich um, als er von Avianus angesprochen wurde. Er neigte den Kopf zum Gruß, bevor er ebenfalls "Salve" sagte. "Freut mich, Aurelius. Man ist sich mehr oder weniger bekannt, und doch kennt man sich nicht", fasste er die Situation zusammen. "Claudius Menecrates mein Name." Er erwähnte es der Ordnung und Höflichkeit halber, denn eigentlich müsste sein Name durch die aktuelle Kandidatur jedem Senatsmitglied bekannt sein. Zumindest nahm er das an.
    Menecrates' Gedanken schweiften ab. Er erinnerte sich an die engen Beziehungen, die er einst mit der Aurelia gepflegt hatte. Bis, ja bis eine Verlobung gelöst und der Initiator dieser Lösung sich gänzlich von den Claudiern fern gehalten hatte. Nun ja, Menecrates sah damals auch keine Notwendigkeit, eben jenem hinterherzulaufen, im Gegenteil: Er verurteilte dessen Wankelmütigkeit und sah die Familienehre verletzt.


    "Der Mann, dessen Ableben die Aurelier im Augenblick zu beklagen haben, ist eine bedeutsame Zeit Verfechter derselben Ideale gewesen, wie ich sie pflege. Nachträglich noch mein Beileid!" Höflichkeit stand für Menecrates über privaten Animositäten.


    Ja, ganz unbekannt waren sie sich nicht gewesen, diese beiden Senatoren. Man hatte sich im Senat zweifelsohne schon einmal gesehen, doch war es noch längst nicht so einfach, den Gesichtern immer einen Namen zuzuordnen. Jetzt wussten sie nun zumindest beide ganz genau, wer der Andere war. Auch wenn Avianus den Claudier neulich schon in der Toga Candida im Senat hat stehen sehen. "Wenn man schon jeden einzelnen Senator beim Namen kennt, dann hat man gewiss schon eine kleine, persönliche Errungenschaft geleistet", lächelte Avianus. Sein Mulsum hatte er bereits ausgetrunken und bediente sich dann eifrig an der Vorspeise.


    Da war es wieder... dieses leidige Thema. Avianus wollte es vergessen, doch es war schwerer, als angenommen. Schwer war es, einen solchen schmerzlichen Verlust in kurzer Zeit zu verarbeiten. Noch schwerer, wenn man dauernd darauf angesprochen wurde. Es würde wohl eine lange Weile in Anspruch nehmen, bis sie diesen großen Stein alle hinter sich gelassen hatten. Corvinus' Tod hat eine kleine Welle in ihrem Umfeld ausgelöst und jeder erachtete es scheinbar als seine Pflicht, ihr Beileid zu bekunden. Sie konnten nicht wissen, dass es eigentlich sein Ziel war, diesen unbedachten, voreiligen Selbstmord seines Onkels als eines der düsteren Kapitel seines Lebens abzuschließen. "Danke", sagte Avianus, "Es mag ein großer Verlust sein, doch das Schicksal, dass uns die Götter vorbestimmt haben, ist unausweichlich. Auch für mich war Corvinus ein Vorbild. Er hat erreicht, wonach ich noch strebe."

  • Augenscheinlich hatte das Essen noch nicht begonnen, dass Gracchus eilig Platz nahm, dies nicht weiter zu verzögern. Er teilte die Kline mit dem Vetter seiner Gemahlin, welchem er noch immer ein wenig zürnte ob seiner Wahlrede im Senat - was er an diesem Abend indes nicht würde ansprechen, mochte er die gesamte Causa doch bevorzugt aus seinen Sinnen verbannen -, wiewohl dem Magister der Sodales Palatini, welchem gegenüber er ebenfalls ein wenig gram war ob einer Angelegenheit in eben dieser Sodalität, deren Ursache und Thematik Gracchus zwar längst hatte vergessen, nicht jedoch das damit einhergehende Sentiment.
    "Salve, Claudius"
    , grüßte er jenen, wie üblich ohne dessen sich tatsächlich bewusst zu sein den nomen gentile nutzend, zurück und nickte bestätigend ob dessen Worten zu kleinen wie großen Zusammenkünften.
    "Dies ist mir durchaus na'hvollziehbar, nach großen, ausschweifenden Gastmählern habe ich stets das Gefühl, zwar mit allen Anwesenden einige Worte gewechselt, doch gleichsam mit niemandem gespro'hen zu haben."
    Womit diese belanglosen Konversationen nach Gracchus' Auffassung gänzlich entbehrlich und somit reine Zeitvergeudung waren, ganz zu schweigen, dass belanglose Unterhaltungen ihm ohnehin nicht lagen.
    "Meiner Gemahlin und meinem Sohn geht es ausgesprochen gut, und dass Antonia nicht oft den Esquilin aufsucht, dies liegt wohl hauptsächlich daran, dass sie keine Mühe und Umstände bereiten möchte. Indes hoffe ich du und die deinen, ihr befindet euch ebenfalls wohl?"
    Allfällig lag Antonias Absenz im Hause der Claudier auch daran, dass sie neben der Erziehung ihres Sohnes, der Führung des flavischen Haushaltes, der Verwaltung des flavischen Vermögens und dem Besuch der Thermen und Märkte gerade noch ausgiebig Zeit fand, mit einem Liebhaber zu karessieren, so dass für die Familie ihrer Herkunft keine Zeit mehr übrig blieb, doch selbstredend sprach Gracchus dies nicht aus, war es doch die einzige Vorhaltung, welche er seiner Frau entgegen zu bringen wusste, und jene war zwar durchaus in ihrer Annahme erhärtet, bis dato indes nicht bewiesen. Während auch Gracchus der Vorspeise sich widmete, zog Aurelius Avianus die Aufmerksamkeit des Claudiers auf sich, was hernach Tiberius Durus ermöglichte, seinerseits Gracchus sich zuzuwenden und ihn dem jungen Mann an seiner Seite vorzustellen, welchen wiederum er mit dem Praenomen ansprach, was auf einen Tiberius schließen ließ. Um jedoch nicht in die Verlegenheit zu geraten, eben jenen Aulus mit falschem nomen gentile anzusprechen, verzichtete Gracchus auf eine entsprechende Erwiderung und ging direkt auf Durus' Frage bezüglich der Neubesetzung des vakanten Pontifikatsamtes ein - was ihm durchaus ein wenig unmanierlich, jedoch unumgänglich zur Umgehung eines unangenehmen Fauxpas schien.
    "Senator Gratidius Fullo soll bereits bei einigen Pontifices vorgesprochen haben."
    Er wusste dies von dem Pontifex Cornelius Scapula, welcher den Gratidier hatte empfangen und hernach bei Gracchus moniert, wie impertinent dessen Auftreten gewesen war.
    "Persönlich halte ich diesen Mann jedoch nicht für einen ge..eigneten Kandidaten, allfällig für ein Septemvirat oder Quindecimvirat, doch nicht für einen Sitz im Collegium Pontificium."
    Er konnte nicht gutheißen, Männer, die sich öffentlich nicht für die Kulte engagierten, nicht einmal an den staatlichen Feierlichkeiten partizipierten, in das Collegium einzulassen, denn schlussendlich hatte dessen Existenz noch immer mehr Bedeutung als einigen Männern ein prestigeträchtiges Amt ohne Verantwortung zu überlassen, wiewohl durchaus gewichtige Beschlüsse darin wurden gefasst, welche auf fundierten Kenntnissen sollten entschieden werden. Weiters hielt Gracchus nicht viel davon, Peregrine in das Collegium aufzunehmen, doch erwähnte er dies nicht in Anbetracht der Tatsache, dass eben solche geladen waren - zwar würde er diese Auffassung bei Nachfrage nicht verhehlen, befand es jedoch ob der Konformität des Abends auch nicht für notwendig, dies vorab kundtun zu müssen.
    "Ich habe meinen Vetter Aulus Piso in Erwägung gezogen, er ist wahrli'h sehr engagiert in den Reihen der Septemvires, doch allfällig spricht gerade dies dagegen, ihn diesem Collegium bereits wieder zu entziehen."
    Es mochte dies nicht bedeuten, dass an Engagement im Collegium Pontificium kein Bedarf war, doch war es gerade Pisos Eifer, von welchem Gracchus glaubte, dass er den Epulonen durchaus von Vorteil war.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • "Gratidius Fullo bei den Quindecemviri? Mit Verlaub, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das Collegium ihn jemals kooptieren wird. Wir hatten im Fall des Kultes des Baal-Ahriman mit seiner Person zu tun. Er hat sich doch sehr unangemessen gegenüber den Magistern und dem Collegium im Allgemeinen verhalten, weshalb selbst die plebejischen Mitglieder des Collegiums ihn nicht besonders schätzen. Von meinen patrizischen Collegae ganz zu schweigen."


    wandte Modestus dann doch ein. Es mussten schon eine gewaltige Menge an Bestechungsgeldern fliesen, damt der Gratidier auch nur eine Chance hatte. Seine Verbindung mit dem widerlichen und glücklicherweiße verbotenen Kult hatte ihn zu einer unerwünchten Person innerhalb des Collegiums der Quindecemviri gemacht.

  • Natürlich hatte Gracchus etwas gehört - was allerdings, überraschte Durus tatsächlich: Gratidius Fullo war nun wirklich nicht der Personifikation von Pietas und Religio! Andererseits hatte er den einen oder anderen einflussreichen Freund, der wiederum Einfluss auf verschiedene Pontifices ausüben konnte - wenn es keinen guten Gegenkandidaten gab!


    "Flavius Piso? Das ist durchaus eine Möglichkeit - allerdings fürchte ich, dass zwei Flavii in einem Collegium Schwierigkeiten machen könnten..."


    Natürlich meinte er dies weniger im Hinblick auf die Probleme für die Arbeit des Collegiums als vielmehr die Zustimmung der übrigen Pontifices zu einer Cooptatio - traditionsgemäß war eigentlich stets nur ein Mann pro Familie zugelassen!


    "Inwiefern hatte er denn mit dieser Angelegenheit zu tun?"


    fragte der alte Tiberier dann interessiert, als Modestus sich einmischte. Klatsch über wichtige Persönlichkeiten interessierte auch Durus, zumal wenn er die Möglichkeit bot, einen unwürdigen Kandidaten für das Collegium Pontificium weiter herabzuwürdigen!

  • "Ich glaube seine Tochter war eine begeisterte Anhängerin. Wir haben diese verabscheuungswürdigen Kult natürlich verboten. Zu besonderen Feiertagen hatten sich männliche Anhänger selbst entmannt und der Statute ihres wiederlichen Götzen haben sie einen Umhang aus Stierhoden umgelegt. Gratidius Fullo versucht, ich vermute auf Bitten seiner Tochter, uns umzustimmen. Im Laufe der Diskussion wurde er dann doch arg ausfallend. Kurz darauf hat uns einer seiner Sklaven, ein treuer Anhänger unserer Götter, darüber in Kenntnis gesetzt, dass es in seinem Haus noch einen Schrein des Baal-Ahriman gab. Wir haben sein Haus daraufhin natürlich von den Urbanern durchsuchen und alles lästerliche Gut zerstören lassen."


    erzählte Modestus und tat bei dem letzten Satz als wäre es nur eine kleine unbedeutende Sache. Das sollte nur die Macht des Collegiums betonen, auch wenn die beiden Pontifices die Verhältnisse kannten. Gratidius Fullo hatte mehr oder minder das ganze Collegium beleidigt, sodass dieses sich natürlich entsprechend gerächt hatte. Doch die Sache war insgesamt relativ schnell unter den Teppich gekehrt worden. Der Senator verfügte eben über einen gewissen Einfluss. Aber dieser man bei den Pontifices? Da musste schon ein profunder Mangel an anderen Kandidaten herrschen, wenn es wirklich erwogen wurde Gratidius Fullo zum Pontifex zu machen. Vielleicht war es an der Zeit seine eigenen Interessen vorzubringen.


    "Ist eigentlich Spurius Tiberius Dolabella mit dir Verwandt, Tiberius Durus?"

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    ......


    "Das werde ich!" bestätigte ich seine Bitte um Grußüberbringung und lauschte dann seinen Worten.


    "Ich verstehe dich sehr gut und ich blicke mit Freude und Erwartung einem Consulat deinerseits entgegen. Ich bin mir sicher du wirst wenig Probleme haben dein Ziel zu erreichen. Die Frage ist nur, ob du es dann in deinem Amt auch so leicht haben wirst...."

  • Die ursprünglich höchst interessante Gesprächsrunde zum Thema Neubesetzung des freien Platzes im Collegium Pontificium, bei der Menecrateas aufschlussreiche Entwicklungen verfolgen wollte, driftete leider relativ schnell in die Rubrik Klatsch und Tratsch ab. Menecrates, der sich regelmäßig von ausgewalzten Geschichten abgestoßen fühlte, wandte sich wieder Avianus zu. Es reichte ihm, das Endergebnis aufzunehmen.


    "Da sprichst du ein wahres Wort. Ich wünschte, ich könnte sämtliche Gesichter im Senat den jeweils richtigen Namen zuordnen. Aber ich habe ihm Laufe des Lebens gelernt, dass mich schriftliche Notizen vor peinlichen Situationen retten können. Dem Namen eines Neusenators, wenn er denn für mich wichtig werden könnte, gebe ich eine Karikatur an die Seite. Die Skizze von Plinius Theophanes zum Beispiel trägt eine Knollennase, weil er bei unserer ersten Begegnung völlig verschnupft war. Furius Tamphilus habe ich mir durch ein übertrieben groß gezeichnetes Ohrläppchen gemerkt und Tullius Medullinus durch einen Fisch neben dem Strichmann. Er hat einmal neben mir gestanden, da hat mich sein Atem fast umgebracht."


    edit: Aus 'er' - 'es' gemacht. Was ein Buchstabe so ausmacht...

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Ich verstehe dich sehr gut und ich blicke mit Freude und Erwartung einem Consulat deinerseits entgegen. Ich bin mir sicher du wirst wenig Probleme haben dein Ziel zu erreichen. Die Frage ist nur, ob du es dann in deinem Amt auch so leicht haben wirst...."


    Macer merkte sich, dass Lucianus auf das Thema Stadtpatrone nicht sofort ansprang. Diesbezüglich schien also kein handlugnsbedarf zu herrschen, was Macer nicht unbedingt traurig machte. Es war gut zu wissen, dass manche Dinge einfach funktionieten, ohne dass sich jemand explizit darum kümmerte. "Ob ich es in meinem Amt leicht haben werde wird sicher auch davon abhängen, wie ernst die Senatoren ihre Rolle als Senator nehmen. Ich habe sicher nicht vor unmögliches zu erreichen oder den Senat zu Dingen zu bringen, die ihn überfordern. So gesehen sind meine Ziele auch gar nicht allzu hoch gesteckt. Wenn ich das Consulat erringe und man nach dessen Ablauf sagen kann, dass eine Amtszeit lang jeder Senator für Rom sein bestes gegeben hat, dann werde ich zufrieden sein können."

  • Als Modestus so erzählte, ging die Augenbraue des Tiberiers immer weiter nach oben. Solch absonderliche Sitten gefährdeten wohl tatsächlich die Sicherheit des Staates! Aber es war eigentlich schlimm genug, dass manche Menschen so einer obskuren Gottheit anhingen!


    "Das ist gut zu wissen."


    meinte Durus und strich damit den Kandidaten von der geistigen Liste der Männer mit Potential. Stattdessen kam man nun auf Tiberius Dolabella zu sprechen - hoffentlich gab es hier nicht auch unangenehme Enthüllungen!


    "Ja, er gehört allerdings einer anderen Linie an. Allerdings wohnt er zur Zeit bei mir - ich weiß auch nicht, warum er heute nicht hier sein kann."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    .....


    "Ich denke, es hängt auch davon ab, ob man die Senatoren lässt....... momentan, so hat es für mich zumindest den Anschein, werden wir Senatoren ziemlich in unseren Handlungen eingeschränkt..... ich kann nur hoffen, dass sich dies nicht noch verschlimmert....."

  • Gespräche begannen sich zu entwickeln, die aber allesamt Sextus nicht betrafen. Hatte er aber auch nicht erwartet. Wie er bereits festgestellt hatte, war er hier der kleine Fisch in einem großen Haifischbecken. Und selbst, wenn diese Haifische hier so taten, als hätten sie Plüschzähne, es blieben Haifische. Und auch, wenn Sextus sicher kein Karpfen war, gab er sich erst einmal stumm wie einer und hörte zu. Wann schon konnte er mehr lernen und mehr hören als in den folgenden Stunden?
    Die Themen waren weitläufig. Da war zunächst einmal das der Religion. Nach Corvinus' Tod wurde also ein neuer Pontifex gesucht – was nicht weiter verwunderlich war – und nun wurde über einen Nachfolger spekuliert. Das Thema war nicht weiter verwunderlich, war sein Patron doch Pontifex pro magistro und der ebenfalls anwesende Flavius Gracchus ebenfalls im Collegium. Die Namen allerdings waren dann doch interessanter als erwartet. Piso. Sein Schwager in spe. Gut, dass Sextus seine Emotionen wie seine Gesichtszüge unter Kontrolle hatte, sonst hätte er wohl einen Hauch von Genugtuung gezeigt, als der Flavier durch Durus verworfen wurde. Der andere Mann war ebenfalls interessant. Sextus kannte den Senator nicht persönlich, nur seinen Namen, und diese Geschichte hier rundete das ab, was er dem Marktgerede bereits entnommen hatte. Neuerdings schienen sich alte und obskure Kulte wieder größerer Beliebtheit zu erfreuen. Und wo gerade das Thema so schön war, kam der Annaer auch gleich auf Tiberius Dolabella zu sprechen.
    Sextus lehnte sich ein wenig zu seinem Patron – es war wirklich nützlich, dass sie nebeneinander Platz genommen hatten – und klärte ihn leise auf, hoffentlich ohne dabei seine Aufmerksamkeit von den Tischgesprächen abzulenken. “Patron? Ich nehme an, du weißt, dass dem Cultus Ishtaris nachhängt? Er ließ so etwas bei seiner Bewerbung bei den Salii Palatini verlauten...“ Sextus nahm an, dass sein Patron darüber Bescheid wusste. Wobei er sich nicht ganz sicher war, und bevor er hier von einem Senator unvorbereitet darauf angesprochen wurde – wo es gerade schon um Hausdurchsuchungen und die Zerstörung von privaten Schreinen ging – nahm er es lieber auf sich, von seinem Patron einen Rüffel zu erhalten, weil er nicht verstanden hatte, dass der Tiberier sich dumm stellte und nichts davon wissen wollte. So oder so, es war ein Risiko, aber lieber, sein Patron unterschätzte seine Fähigkeiten ein wenig, als dass er wütend war, weil er nicht informiert war. Wenn man unterschätzt wurde, konnte man schließlich positiv überraschen.


    Sextus nahm sich ein Ei und lauschte auch dem anderen Gesprächsfaden. Politik. Macer gab sich bescheiden, was seine Ziele anging. Oder aber, er wollte sie schlicht nicht hier ausbreiten, was auch verständlich war. So lief er nicht Gefahr, dass jemand hier in der Runde aktiv Bestrebungen unternahm, ihn zu boykottieren.
    Sein Cousin schließlich erhielt Tipps, wie man sich am besten Namen merken konnte. Interessante Idee, die der Claudier da vorbrachte. Zum Glück war Sextus mit einem hinreichend guten Gedächtnis geboren, wobei die Vorstellung einer Karikatur jedes Senators wirklich etwas amüsantes hatte.
    Dann jedoch wurde Sextus hellhörig, als der Vinicier meinte, die Rechte des Senats würden beschnitten. Natürlich war die Anspielung leicht zu durchschauen. Gerade als Patrizier musste man ja schon fast wissen, wer damit gemeint war. Nur hatte Sextus nicht gedacht, dass dies hier in diesem Rahmen auch angeschnitten werden würde. Und ob das Thema verfolgt werden würde, war die noch weitaus brisantere Frage.

  • "Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du ihn in den nächsten Tagen einmal zu mir schicken könntest. Er und ich haben da die eine oder andere Sache zu besprechen."


    sagte Modestus mit einem besonders freundlichen Gesichtsausdruck, denn ihm war klar, dass seien Worte nach seiner Geschichte einen leicht drohenden Unterton hatten. Eigentlich war es garnicht seine Intention Tiberius Durus zu schaden. Vielmehr setzte er sich sogar für ihn ein, denn er hatte dafür gesorgt, dass er, Modestus, Dolabella im privaten Befragen und seinen Cultus untersuchen würde. Das war sicherlich einer offiziellen Vorladung des Collegiums zur Befragung vorzuziehen. Dennoch war ihm die leichte Drohung als kleine Machtdemonstration nicht unrecht.


    "Also wenn sich schon Senator Gratidius Fullo um den offenen Sitz bei euch Pontifices bemüht, dann sollte ich das auch tun. Allein schon um euch und dem Cultus Deorum Gratidius Fullo zu ersparen!"


    erklärte Modestus mit einem breiten Grinsen und leerte seinen halbvollen Becher auf einen Zug. Er lies sich sogleich nachschenken. Es musste sein dritter oder vierter Becher gewesen sein. Aber das spielte auch garkeine Rolle.

  • Die kleine Runde bedingte es, auch anderen Gesprächen folgen zu können, ohne dass Menecrates das direkt wollte, und so entging ihm das Bemühen des Annaeers um den freien Platz im Collegium Pontificium nicht. Er wollte sich aber nicht in das Gespräch mischen, und möglicherweise war Modestus im Kreis der Priester, Auguren und anderen religiösen Würdenträgern auch ein angesehener Mann. Bei Menecrates jedoch hatte er einen äußerst schlechten Eindruck hinterlassen, als er ihn bei seiner Kandidaturrede dafür kritisiert hatte, dass sich Menecrates als Aedil um die Tempel und Spiele unter Einbeziehung des Rates kompetenter Männer kümmern wollte. Und so ein Mann wollte Pontifex werden, wo ihn bereits die jetzige Machtfülle dazu verleitete, Angriffe gegen gläubige und traditionsbewusste Senatoren von altem Adel zu führen? Das waren keine schönen Aussichten.


    Und wenn Menecrates einmal bei weniger schönen Aussichten war, fiel ihm sogleich der Besuch in der Castra Praetoria ein. Er wartete auf eine allgemeine Gesprächspause, dann warf er die Frage ein.


    "Ist einem der Anwesenden bekannt, wo sich der Praefectus Praetorio, der Beisitzer Prudentius Balbus aufhält? Ich habe ihn letztens nicht erreichen können und auch keine verwendbare Auskunft über seinen Aufenthaltsort erhalten - weder von der Torwache noch vom Praefectus Urbi."

  • "Dass die Torwache dir keine Auskunft geben kann ist klar, aber wenn der Praefectus Urbi es dir nicht sagen kann oder will, dann sollst du es vermutlich auch nicht wissen. Vergiss nicht, dass der Aufgabenbereich des Praefectus Praetorio auch eher klandestine Resorts umfasst."


    sagte Modestus, denn er selbst wusste auch nichts über den Verbleib des Praefectus Praetorio. Dabei war sein Vetter Leiter der kaiserlichen Kanzlei, weshalb er eigentlich stets gut informiert war. Aber da es ihm nicht bekannt war musste es sich um eine geheime Angelgenheit handeln, die die persönliche Anwesenheit des Praefectus Praetorio erforderte. Vielleicht eine Verschwörung in den Provinzen, ein Statthalter der gerne mehr wäre oder Spione der Parther. Er war schließlich nicht so als ob der Praefectus Praetorio eine öffentliche Verantwortung trug und jedem Senator verpflichtet war. Er war ein Mann des Kaisers und wenn nicht bekannt war wo der Praefectus Praetorio sich gerade aufhielt, dann fragte man besser nicht. Zumindest wenn man noch bei Verstand war.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!