Oh, ich konnte die Gedanken des Decimers laut und deutlich hören, als er dieses 'tatsächlich' von sich gab. Das war der finale Treffer und der klare Duellgewinn für mich, Sergia, Tochter des Caius Curio, Fausta! Da überhörte ich dann auch äußerst wohlwollend den zweifellos mitschwingenden Unterton seiner Feststellung, dass ich 'für eine Frau' ein ehrgeiziges Ziel verfolgte mit meiner etwas größeren Unabhängigkeit. "Ich weiß.", meinte ich deshalb auch nur selbstbewusst, ohne die Worte Aquilas nun auf die Goldwaage zu legen. Wie gesagt: Das Duell war vorbei und ich hatte einen überragenden Sieg eingefahren. Diese kleine Spitze änderte daran nicht mehr das Geringste und mochte ihm gegönnt sein.
Außerdem entschuldigte er sich ja auch sofort danach mit einem.. nunja.. schon etwas unerwarteten Kompliment. Er fand es gut, dass wir uns hier und heute begegneten. "Ach, meinst du?" Ein geschmeicheltes Lächeln huschte mir über die Lippen. "Nun, dann möchte ich dir wenigstens einmal am heutigen Tag nicht widersprechen.", ließ ich einfach offen, ob ich der gleichen Meinung war oder nicht. Meine Mimik verriet wohl allerdings, dass ich in meinem Leben schon wesentlich langweiligere, nervigere und auch unbefriedigendere Begegnungen machen musste. Eine von ihnen, die in die Kategorie obernervig fiel, lebte sogar in der Casa Sergia und lag der Gens einem hungrigen Geschwülst gleich auf der Tasche, um jedem, der ihn nicht durchschaute (so wie ich!), das Geld nur so aus den Rippen zu leiern. Kleines Soldatensöhnchen!
Die Laune, die ich beim bloßen Gedanken an meinen im Müll wühlenden und mit tollwütigem Straßengetier 'spielenden' jungen Onkel bekam, passte dann auch zum weiteren Gesprächsverlauf mit meinem decimischen Besucher. Der ritt auf der nonexistenten Verjährungsfrist rum, wie auf einem am Boden liegenden, längst toten Gaul und versprach sich davon.... ja was? Ich hatte ihm doch vorhin schon gesagt, dass ich als Stationaria da kaum etwas dran ändern könnte und er sich damit lieber an seinen im Knast verrottenden Verwandten wenden sollte! Nichtmal als Praefecta Vehiculorum von Italia sähe ich da besonders gute Chancen für eine entsprechende Ergänzung! Wobei.... Mit dem richtigen Mann auf dem Posten des Prätorianerpräfekten und dem richtigen Patron (vielleicht ja sogar beides in einer Person!) hätte ein solches Vorhaben vielleicht eine Perspektive. Irgendwie müsste ich mir ja auch den Ritterring verdienen, mit dem mich der amtierende Postpräfekt neulich schon fast sah. Es wäre mitunter ein erster Tropfen auf den Stein, in den vielen Tropfen irgendwann ein Loch gegraben haben würden.
Nachdem ich mit meinen Gedanken beschäftigt nichts auf seine erneute Fristengeschichte geantwortet hatte, ließ mich die Ankündigung eines Vorschlags aufhorchen. Der Decimer versprach vollkommen einzulenken, womit ich hinter diese ganze Abrechnungssache erstmal einen großen Haken machen könnte, wenn.. ich mich von ihm einladen ließ? Meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, obwohl ich jede Gesichtsregung sofort zu unterdrücken versuchte. "Lass mich kurz überlegen." Denn das musste ich wirklich. Ich hatte ja diesen Iulier, den ich in Ostia getroffen hatte, quasi schon an der Angel und musste nur noch dafür sorgen, dass mein Onkel Manius kräftig genug an der Rute zog, um mir den Fisch zu fangen.... oder vielleicht besser: den Tauberich, auch wenn der jetzt nicht ganz so gut in dieses Bild passte. Klar war: Bei Iulius Dives hätte ich vermutlich immer einen kleinen, unsichtbaren Dolch auf dessen Brust, auf den ich nur hinweisen müsste, um meinen Willen zu bekommen. Das ließ sich im Sinne einer festen Bindung so schnell nicht toppen. Aber für den Vollzug gewisser ehelicher Pflichten, für die Iulius Dives vermutlich eh keinen Sinn hätte, fehlte mir noch ein attraktiver.. Kontakt. "Du wirst dir sicherlich vorstellen können, dass ich, nachdem dieser furchtbare Krieg nun endlich vorrüber und Cornelius Palma an der Macht ist, schon so gut wie verheiratet bin.", erklärte ich und zuckte vorgeblich bedauernd einmal langsam mit den Schultern. Da sollte der Adler sich lieber keine allzu großen Chancen ausrechnen. "Andererseits.. hm.... bin ich ja gerne etwas unabhängiger, nicht? Deshalb will ich deine Einladung zu einem Essen trotzdem sehr gerne annehmen.", lächelte ich und biss mir dabei flirtend kurz auf die Unterlippe, um zu zeigen, dass ich mich jetzt trotzdem nicht als großartig gebunden betrachtete. "Sag mir nur wann und wo und ich werde da sein, .. nachdem ich diese kleine Sache hier korrigiert habe, versteht sich." Denn das war ja der Deal.