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Es war am Morgen nach dem Gefecht und ich war auf dem Weg zum Kommandanturzelt, zur Stabsbesprechung. So kalt es auch in der Nacht gewesen war, jetzt lastete schon wieder die Hitze auf diesem götterverlassenen Land. Windig war es heute, aber ein knochentrockener Wind der keinerlei Kühlung brachte. In langen Fahnen stob der Sand von den Gipfeln der Dünen, bildete Verwehungen an unseren Zelten, und draussen, auf der Ebene vor dem Lager, waren die Leichen der Barbaren und Kamele und Pferde während der Nacht zu kleinen Sandhügeln geworden.
Die Sonne glomm als ein ockerroter, aufgeblähter Ballon hinter den Sandschleiern, und die kleinen Körnchen waren überall, kratzten zwischen den Zehen, rieselten aus den Augenbrauen, knirschten zwischen den Zähnen.
Ich stapfte durch das erwachende Lager zum 'Feldherrenhügel' und unterdrückte ein Gähnen, rieb mir die Schläfen. Viel Schlaf hatte ich nicht bekommen, aber zuviel Wein getrunken, mein Atem war sauer davon. Das Lager stank nach Rauch. Wenn ich das Sandmeer betrachtete, entstand vor meinem inneren Auge das Wunschbild eines richtigen Meeres – die türkisblauen Fluten am Strand von Tarraco, kühl und frisch... oder der klare Bergbach in den Sierras wo meine Großeltern ihren Hof hatten, wie er lustig murmelnd über die Steine sprang... ah, oder die Agrippathermen, die riesigen Becken, bis zum Rand gefüllt mit köstlichem Wasser, welche Lust wäre es da hineinzutauchen.
Ein Schrei riss mich aus diesen Träumereien, ein gequältes Aufheulen... Ich folgte dem Laut und traf auf Statius, unseren Optio Carceris, der gerade einen der Gefangenen verhörte. Der Barbar war an einen der Trosswägen gefesselt, einige seiner Finger waren gebrochen und er blutete leicht aus kleinen Schnitten an der Brust. Statius hielt ein blutiges Messerchen in der Hand und griff gerade zu einer Schale mit Salz. Einer der Dolmetscher, die wir aus Syene mitgebracht hatten, stand neben ihm, ausserdem ein Schreiber. Der zweite Gefangene hing reglos in seinen Fesseln und sah nicht mehr sonderlich lebendig aus.
Scheußlich das alles, und noch dazu auf nüchternen Magen. Aber dieses Raub- und Mordgesindel verdiente eben nichts besseres.
"Morgen Optio Statius."
"Salve Tribunus." Er salutierte.
"Hast du schon was aus ihm rausbekommen?" erkundigte ich mich erwartungsvoll.
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