Triclinium | Bona Saturnalia!


  • Wieder war ein Jahr vorüber. Ein überaus ereignisreiches, in dem die Familie herbe Verluste hatte hinnehmen müssen. Doch auch von einigen erfreulichen Ereignissen war dieses Jahr geprägt gewesen. Die Villa hatte schon unzählige Saturnalia gesehen und auch in diesem Jahr konnten sich die Bewohner trotzallem dieser Tradition nicht erwehren.


    Es sollte in diesem Jahr keines jener glanzvollen, rauschenden Feste werden, die die Villa schon sehr oft gesehen hatte. Alles sollte etwas betulicher von statten gehen. Dennoch hatte man weder Mühen noch Kosten gescheut. Auch hatte man in diesem Jahr frühzeitig an die Einstellung der freien Bediensteten gedacht, die sich für eine erhebliche Summe an Sesterzen um alles kümmerten, damit die folgenden Tage so unbeschwert und genussreich wie möglich begangen werden konnten.
    Noch am Abend zuvor hatten die Sklaven das Atrium geschmückt. Man hatte ihnen bereits die Vorfreude auf "ihr" Fest anmerken können, denn die Stimmung war fröhlich und ausgelassen. Das Resultat konnte sich sehen lassen. Das triclinium erstrahlte. Ein Fest fürs Auge, einladend doch nicht zu überladen.
    So hingen überall kleine Zweige, an denen wiederum süßes Gebäck und andere süße Leckereien angebracht worden waren. Kleine sigilaria waren als Schuck überall verteilt worden. Alles war bereit für das gemeinsame Festmahl, welches Herren und Sklaven an diesem Tag gemeinsam einnahmen. Der Tradition gemäß war an den Saturnalia die Welt, wie man sie kannte, auf den Kopf gestellt. Die Sklaven waren für einige Tage von ihren Pflichten befreit und wurden von ihren Herren bedient, jeder durfte das aussprechen, was ihm in den Sinn kam, ohne dafür Repressalien fürchten zu müssen. Man gedachte gemeinsam dem goldenen Zeitalter, jener fernen Zeit, da alle Menschen noch Brüder waren.


    Aus der Küche duftete es bereits verführerisch. Einige wenige Sklaven hatten sich bereits im triclinium eingefunden. Ein wenig unbeholfen wirkten sie noch anfangs. Doch als sie sich gegenseitig bewusst gemacht hatten, das sie sich nicht im Datum geirrt hatten, nahmen sie Platz auf den Klinen und Korbsesseln, die bereitstanden und ließen sich von den Bediensteten Becher mit dem besten Wein reichen, den der flavische Weinkeller zu bieten hatte.
    Es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sich auch die Flavier selbst zu ihren Sklaven gesellten.


    Sim-Off:

    Es sind alle Familienmitglieder, Sklaven und Freunde der Familie herzlich eingeladen! :)

  • Wie jede römische Tradition ehrte Gracchus auch jene der Saturnalien, obgleich die Tage ohne Sklaven ihm stets ein wenig mühsam schienen, doch in diesem Jahr schienen sie ihm noch weitaus mühsamer als sonst. Wie in jedem Jahr hatte er seinem Vilicus und Leibsklaven Sciurus einige freie Tage gewährt, welche jener wie in jedem Jahr dazu nutzte, sich außerhalb der Villa zu vergnügen - zumindest glaubte Gracchus dies, wusste nichts von den dubiosen Geschäften, welche der Sklave in dieser Zeit tätigte -, doch ohne Sciurus fühlte Gracchus sich mehr und mehr verloren, wehrlos zudem, fehlte ihm jeglicher Halt im Lauf der Tage. Nichts war wie es sein sollte, und obgleich es ihn danach drängte, sein Cubiculum über die Feiertage hinweg nicht mehr zu verlassen, so zwang doch die Tradition ihn eben dazu. Im Atrium suchte er einige Zweige ab bis er einen dünnen, mit Mandelsplittern gespickten Speltkeks hatte entdeckt - die übrigen süßen Naschereien vermochten ihn nicht zu locken -, und nestelte umständlich an dem Faden, an welchem der Keks war befestigt, bis dass endlich dies Objekt seiner Begierde von ihm gelöst war - nicht ohne, dass der Zweig nun bedenklich schief an der Wand hing. Während er die Leckerei zerkaute und das Atrium durchquerte, dachte er einige Augenblicke an jene, welche dieser Tage nicht bei ihnen in Rom waren - an Aristides, Epicharis und Serenus in Baiae, an Furianus und Felix auf Corsica, an Aquilius irgendwo, und Celerina und Vera, welche das Jahr ihnen hatte geraubt, wiewohl er darüber sann, ob wohl Piso und Flaccus würdiger Ersatz für Marcus und Caius konnten sein, mit welchen er am Saturnalienfest stets derart hatte gefeiert, dass er oftmals den folgenden Tag nicht hatte erlebt, geschweige denn in seiner Erinnerung bewahrt, wiewohl er sich kaum würde in ihrer Anwesenheit derart gehen lassen können, wie dies dazu notwendig war. Mit einem subtilen Lächeln auf den Lippen betrat er das Triclinium, dessen Anblick jählings aus allen Gedanken ihn riss, lagen und saßen dort doch jene, die sonstig nicht dorthin gehörten. Keinen einzigen der anwesenden Sklaven kannte Gracchus mit Namen, obgleich zweifelsohne die meisten aus seinem Vermögen waren bezahlt worden, kaum nur einen auch nur vom Anblick. Die ungezwungene Heiterkeit, welche bis zu seinem Eintreten dort hatte vorgeherrscht, verstummte augenblicklich, denn zu tief saßen die Gepflogenheiten, als dass einige Tage im Jahr sie konnten auslöschen.
    "Bona Saturnalia!"
    grüßte Gracchus ob dessen weitaus jovialer in die Runde als ihm zumute war, nahm von einem der Freien, welche sie am heutigen Tage bewirteten, einen Becher voll Wein entgegen und ließ sich auf einer noch leeren Kline nieder. Nichts wusste er zu sagen, fiel es ihm doch mit Gleichrangigen bereits schwer, ungezwungene, belanglose Konversation zu treiben, dass er schwieg und sich augenscheinlich in seinen Wein vertiefte, dass die Gespräche um ihn herum nur leise und zögerlich wieder in Gang sich setzten.

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  • Staunend hatte Flaccus die Veränderungen, die in der flavischen Villa scheinbar über Nacht von statten gegangen waren, zur Kenntnis genommen. Zwar waren ihm die Festlichkeiten der Saturnalien durchaus nicht fremd, den Brauch jedoch, überall kleine Zweige mit Naschereien aufzuhängen und das Haus auch sonst ganz strahlend herauszuputzen, kannte er nicht. Zu Hause, am Landgut bei Paestum waren die Saturnalien bedeutend schlichter ausgefallen, hatten dort die Sklaven doch einfach gemeinsam mit ihren Herren die cena eingenommen und sich von Freien bedienen lassen. Auch im Haushalt des Polykarpos in Athen hatten die Sklaven zu den Kronien leidglich gemeinsame Symposien mit der Familie gehalten. Hier jedoch schien das Fest, allein was die Zahl der Sklaven anging, durchaus größer dimensioniert zu sein, wiewohl Flaccus inzwischen bemerkt hatte, dass hier in der Villa ohnehin alles größer dimensioniert war, als er es kannte. Als er schließlich ins Atrium gelangte fiel im sofort ein Umstand ins Auge, der seinem ordnungsliebenden Geist grob widersprach. Hing doch einer der zahlreichen Zweige mit Naschereien ziemlich schief an der Wand und störte so den ansonsten harmonischen Gesamteindruck auf derbe Weise. Fast schon hätte Flaccus einen etwas abseits stehenden Sklaven mit wenig freundlichen Worten dazu verdonnert hier Ordnung zu schaffen, als er im letzten Moment gerade noch der Tatsache eingedenk wurde, dass ja Saturnalien waren. Also trat er selbst an den ungeliebten Zweig heran und versuchte ihn in dessen ursprünglicher Position wieder festzumachen, auf dass er sich erneut in ordentlicher Weise in das Gesamtbild einfügen möge. War diese Tat erst vollbracht, hielt ihn jedoch nichts mehr im Atrium und er folgte vielmehr dem Klang der Gespräche ins Triclinium. Obgleich bei Flaccus Eintreten in den Raum nicht mehr die selbe ehrfürchtige Stille wie unmittelbar zuvor einkehrte, wandten sich doch einige Köpfe zum Eingang hin, wo der junge Flavier ein freundliches "Bona Saturnalia!" vernehmen ließ. Keine Frage, die alten Traditionen mussten geehrt werden und so würde heute eben einmal der lange vergangenen goldenen Zeit gedacht werden, als unter Saturns Herrschaft alle Menschen in Bruderschaft miteinander lebten und die Erde alles hervorsprießen ließ, was man zum Leben brauchte. Den angebotenen Weinbecher nahm Flaccus entgegen, wusste er doch um die Schätze der flavischen Weinkeller, aus deren gleichsam sprudelnden Quellen zu solchen Festen die köstlichsten Tropfen geschöpft wurden. Zumindest in der Imagination des Flaviers entstand ein solches Bild, hatte er schließlich im Grunde keine Ahnung, wie die Keller tatsächlich aussahen, lagen jene doch für gewöhnlich in der Obhut der Sklaven. Sich aufmerksam umblickend entdeckte Flaccus den augenscheinlich in seinen Wein vertieften Gracchus, in dessen unmittelbarer Nähe er sich dann auch selbst niederließ, wiewohl den Blick immer noch schweifen lassend, ob er nicht auch irgendwo Aglaia, die hübsche Sklavin entdecken konnte.

  • Für einen Knaben, dessen infantile Phantasie noch ledig war von den Bändern, die die geistige Welt der Erwachsenen umspannten und beengten und ihre Imaginationskraft in feste Bahnen lenkten, boten die Saturnalia stets ein herrliches Treiben, ein gewaltiges Spiel, an dem nicht nur seine Freunde, Sklaven und Ammen, sondern gleichsam ganz Rom partizipierte. In größter Elation war er daher am Morgen seinem Bett entsprungen, hatte sich selbst, nurmehr unterstützt durch seine Mutter, in eine Tunica gehüllt und war in ausgelassener Stimmung und voller Expektanz auf jene kleinen Geschenke, die ihn in diesen Tagen erwarteten, durch das Haus geeilt. Einzig der Umstand, dass er beim Besuch seiner Camera Ludi eine Schar von Sklavenkindern angetroffen hatte, wie sie sich an seinen Spielzeugen ergötzten, hatte ihn ein wenig indigniert, doch nach der Rettung seines geliebten Krokodils Caius hatte er sie ob der veränderten Imperative dieser Tage zurückgelassen, um gemeinsam mit seinem Vater und seiner Mutter ein Bad zu nehmen. Erst danach war er auf Anraten seiner Mutter zu den Kindern zurückgekehrt und hatte mit Mühen versucht, sich an deren Spiel zu beteiligen.
    Ob seiner gewöhnlichen absoluten Herrschaft über den Verlauf der Geschichten, die er mit seinen Figuren zum Leben erweckte, war es ihm indessen nicht gelungen, mit den übrigen Kindern diesbezüglich eine Einigung zu erzielen, sodass letztendlich einer der Sklaven gar in Tränen war ausgebrochen, weswegen der junge Flavius das Feld zu räumen sich entschloss und das Triclinium aufsuchte, wo er seine Familie anzutreffen gedachte, die stets geneigt war seine Egozentrik zu bestätigen.


    "Bona Saturnalia!"
    grüßte er seine Verwandten, die bereits den Weg hierher gefunden hatten. Seiner Erfahrung entsprechend würde er nun bald mit Strenae überhäuft werden, sodass er den übrigen Tag mit dem Verzehr von Süßem und dem Spiel mit den Sigillaria zubringen konnte.

  • Es dauerte erfreulicherweise nicht allzu lange, bis dass ein weiterer Flavius seinen Weg in das Triclinium fand, so dass ein schiefes Lächeln sich um Gracchus' Lippen legte, welches Erleichterung und Freude zugleich beinhaltete.
    "Bona Saturnalia, Flaccus!"
    Gracchus hob seinen Becher Wein und prostete seinem Neffen - welcher eigentlich sein Großneffe war, doch implizierte Großonkel zu sein stets einen Hauch von fortgeschrittenem Alter, welcher zwar nicht definitiv gegeben sein musste, in diesem Falle allerdings durchaus nicht allzu inkorrekt war, so dass Gracchus lieber nicht darüber wollte sinnieren - zu, und wartete, bis dieser sich auf eine Kline niedergelegt hatte.
    "Wie geht deine Ausbildung voran?"
    Es beschämte ihn in diesem Augenblicke, dass er nicht um den Stand Flaccus' Bemühen wusste, schlussendlich lag es wie stets irgendwie auch in seiner Verantwortung, dass der junge Flavier vorankam, doch ehedem er noch für seine Unkenntnis bei diesem um Nachsicht konnte bitten, betrat Manius Minor den Raum, und es war, als wären jegliche Sorgen jählings aus seinem Geiste gefegt, als gäbe es nurmehr den Stolz über die Untadeligkeit seines Sohnes darin, welcher unter der Fürsorge seiner Mutter so prächtig gedieh und wuchs.
    "Minor! Io Saturnalia! Komm und setzte dich zu uns!"

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  • Mit überraschender Geschicklichkeit schwang der Knabe sich auf die Kline, direkt an der Seite seines Vaters und in gewisser Entfernung von Flavius Flaccus, dessen gemeinsames Spiel im Hortus vor geraumer Zeit in ihm noch lebhafte Remineszenzen evozierte.


    Obschon er nun bereits ersten Präsenten in freudiger Erregung entgegenblickte, zog er es indessen vor, durch sein stilles Verhalten eine Höflichkeit zu präsentieren, die ihm zu einem späteren Zeitpunkt neuerliche Zuneigung offeribel machten.

  • Obgleich seine stille Zurückhaltung im Beisein Erwachsener an jedem anderen Tage zu beinahe jeder anderen Gelegenheit seiner guten Erziehung zur Ehre würde gereichen, so ließ Gracchus an diesem besonderen Tage seinen Sohn nicht allzu lange davon kosten.
    "Nun, Minimus, wie hast du den Tag verbra'ht?"
    Ein wenig leiser, dass es die Sklaven umher nicht mochten hören, fügte er hinzu:
    "Es hat dir doch an nichts gemangelt?"
    Im Grunde würde er nur wenig sich darob sorgen in der Gewissheit, dass Antonia niemals würde zulassen, dass es ihrem Sohne auch nur an einer Kleinigkeit würde mangeln, doch da er sich derzeitig auch ob seiner Gemahlin Wohlbefinden sorgte, konnte die Sorge um seinen Sohn nicht ausbleiben - wenn auch allfällig ein wenig zu spät am Tage. Gracchus beugte sich etwas nach vorn zu dem Teller mit süßem Gebäck, nahm ihn kurzerhand gesamt und hielt ihn Minor entgegen.

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  • Den Gruß des ihm zuprostenden Onkels Gracchus erwiderte Flaccus mit einem fröhlichen "Bona Saturnalia!", ehe er seine Aufmerksamkeit, nach dem er sich niedergelegt und etwas enttäuscht festgestellt hatte, dass die hübsche Aglaia wohl tatsächlich nicht im Triclinium weilte, gänzlich auf ihn, und dessen an den Jüngeren gestellte Frage richtete. "Hervorragend.", erwiderte er zunächst, "... hervorragend.", fügte er noch einmal, etwas leiser hinzu. "Piso hat mir schon vor geraumer Zeit den Platz des verstorbenen Ceionius Petro im Collegium Septemvirorum in Aussicht gestellt. Ich denke, mittlerweile bin ich in meinen Studien tatsächlich so weit vorangeschritten, um diese Ehre anzustreben.", erklärte er dem Pontifex natürlich zuerst sein Vorankommen in kultischer Hinsicht. Ehe Flaccus jedoch fortfahren und auf das Tirocinium Fori bei Purgitius Macer zu sprechen kommen konnte, kam der kleinere Manius in den Raum, sodass die Aufmerksamkeit des älteren natürlich sofort von seinem Neffen hin zu seinem prächtigen Sohn abgelenkt.
    "Bona Saturnalia, Minor!", erwiderte auch Flaccus den Gruß des Knaben und folgte mit wachen Augen der Behändigkeit seiner Bewegungen, die auch ihm das Ballspiel im Hortus in lebendige Erinnerung riefen. Dann folgte er dem Gespräch zwischen den beiden Gracchen, während sein Blick scheinbar selbstständig erneut durch das Triclinium zu schweifen begann, erfüllt von der Hoffnung, das ersehnte Mädchen doch vielleicht nun zu erblicken.

  • Obschon die Expektanzien des Knaben sich eher dem Austausch von Präsenten zuneigten, schien sein Vater kaum dies ins Zenturm seines Interesses zu stellen. Stattdessen richtete er Fragen an ihn, die Remineszenzen an die schwerlich erbaulichen Geschehnisse in seiner Camera Ludi aufziehen zu lassen geeignet waren. Dennoch hatte seine bisher überaus unvollkommene Lebenserfahrung ihm bereits offenbahrt, dass es nicht zu jedem Zeitpunkt geraten war die Wahrheit unverhüllt ans Tageslicht zu bringen. Ebenso erschien es ihm nun geraten angesichts des Faktums, dass diese Tage die der Sklaven waren und ihr Spiel entsprechend der Belehrung seiner Mutter unter diesen Umständen adäquat waren, eine manipulierte Version seiner Erlebnisse zu offerieren:
    "Nein, nein, Vater! Mutter half mir beim Ankleiden, danach besuchte ich meine Camera Ludi. Allerdings war dann schon das Bad eingelassen. Nach dem Bad habe ich dann mit den Sklavenkindern ein bisschen gespielt. Aber jetzt wollte ich doch bisschen zu euch!"
    Der junge Flavius bedachte die Anwesenden nun mit einem versöhnlichen Lächeln, da er um die Wirkung dieser Worte bei seinen Verwandten wusste, die die Sehnsucht des Knaben nach ihnen mit Herzenswärme begrüßten. Um einer weiteren Interrogation zu entgehen, die letzten Endes möglicherweise eine Schelte ob seiner Inkapazität zum Spiel mit anderen Kindern seines Alters trotz der saturnalischen Freiheiten nach sich gezogen hätte, fragte er in betont inkulpabler Weise
    "Und ihr?"
    In der Tat erschien die Frage Manius Minor nun durchaus adäquat, da es sich tatsächlich seiner Kenntnis entzog, womit die adulte Welt sich in diesen Tagen der Muße die Zeit zu vertreiben pflegten.

  • Zufrieden nahm der Vater die Mitteilung des Sohnes auf, dass der Tag trotz der Widrigkeiten ihm keine Schwierigkeiten hatte bereitet, wiewohl das tatsächliche Geschehen unbezweifelt ein schlechtes Gewissen ihm hätte beschert, gleichsam es allfällig beide Gracchen im nächsten Jahr vor ihrem Ungemach hätte bewahren können, in dem sie die Tage gemeinsam hätten verbracht. So indes würde wohl auch in einem Jahr jeder der beiden neuerlich seiner eigenen kleinen Misere anheim fallen, hielt doch auch Gracchus Maior eine modifizierte Version seines bisherigen Tagesablaufes für angebracht.
    "Nun, ich habe den bisherigen Tag nach dem Bade dazu genutzt, einige Texte zu lesen und ein wenig zu schreiben - Dinge, zu denen ich sonstig kaum Zeit finde."
    Es war dies selbstredend nicht die ganze Wahrheit, denn obgleich Gracchus in einer Anwandlung selbstzerstörerischer Hoffnung tatsächlich den Versuch hatte gewagt, so war das Ergebnis doch nur similär zu jenen aller anderen Tage gewesen, ob dessen er im Grunde nichts hatte getan, planlos auf einer Wachstafel kleine Skizzen erschaffen und zerstört, und die Zeit regelrecht tot geschlagen hatte - was er insbesondere gegenüber seinem Sohne jedoch unmöglich konnte zugeben. Um weiteren Nachfragen zuvorzukommen, lenkte er die Aufmerksamkeit darob sogleich auf seinen Vetter.
    "Das sind sehr gute Neuigkeiten, Flaccus, und ich stimme Pisos Urteil zu, ein Platz bei den Epulonen wäre zweifels..ohne mehr als geeignet. Ich werde dem Magister der Septemviri eine Empfehlung zukommen lassen, so du es möchtest - schlussendli'h ist es das Collegium Pontificium, welchem die Epulonen zuarbeiten."

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  • Voller Admiration gegen die adulte Welt seines Vaters akzeptierte der Knabe die Narrationen über seinen Tagesablauf. Obschon auch ihm das Schreiben durchaus nicht in größerem Maße Schwierigkeiten bereitete, entzog es sich seinem Verständnis, Derartigem sich ohne die Mahnung seines Lehrers oder die Necessität der Umstände hinzugeben.


    Indessen schienen weder Manius Maior, noch Manius Minor weiterer Worte dieser Thematik zu bedürfen, weshalb ersterer ein weiteres, überaus adultes Thema initiierte. Durchaus vermochte zwar auch der jüngste der anwesenden Flavii einzuordnen, worum es sich bei einem Epulonen handelte, doch entging ihm dabei die Tragweite der Mitgliedschaft eines seiner jüngeren Gentilen, insonderheit die Ehre, welche dadurch der gesamten Familia zukommen würde.

  • Die Saturnalien waren von jeher etwas besonderes für mich gewesen. Nicht nur wegen der Geschenke. Auch die Tatsache, dass an diesen Tagen alles auf dem Kopf zu stehen schien, empfand ich als sehr antreibend. Einmal im Jahr tauschte ich die Rolle. Dann war es nicht verboten, mit den Kindern der Sklaven zu spielen und mit ihnen ganz unbekümmert umher zu toben. Natürlich war ich nun aus dem Alter herausgewachsen, in dem ich herumtobte. Ich war auf dem besten Wege, eine junge, erwachsene Dame zu werden.
    Am Morgen hatte ich ein Bad genommen. Später war ich in der Tat zu den Sklaven gegangen und hatte dort ein Mädchen in meinem Alter kennengelernt. Wie ich im Laufe unseres Gesprächs feststellen konnte, arbeitete sie sonst immer in der Küche. Ich lud sie ein, mich in mein cubiculum zu begleiten, wo wir gemeinsam den Nachmittag verbrachten.
    Beinahe hätte ich die cena vergessen. Und dann dauerte einem Tag, wie diesem alles viel länger, als an den gewöhnlichen Tagen, an denen man nicht alles selbst zu erledigen hatte. Sie kam ich im triclinium mit einer enormen Verspätung an. Doch zu meiner Beruhigung durfte ich feststellen, dass noch lange nicht alle Familienmitglieder da waren.
    "Io Saturnalia!", rief ich fröhlich und gesellte mich dann zu meinen Verwandten. Neben Quintus Flaccus, den ich schon näher kennengelernt hatte, erkannte ich auch Manius Gracchus und dessen Sohn, den alle nur Minimius nannten. Ich war ganz erpicht darauf, meine Familie noch besser kennenzulernen. So nahm ich neben dem jungen Gracchus Platz, dessen Alter ich nicht genau einordnen konnte. Doch wahrscheinlich war er kaum älter als ich, schätzte ich zumindest.

  • Erfreut nahm Flaccus zur Kenntnis, dass ausgerechnet Manius Gracchus, jener Verwandter, für den er selbst ein nicht unbeträchtlich Maß an Admiration empfand, welches sich im Grunde auf die, für das Empfinden des Jüngeren unerschütterlichen, Grundfesten der gravitas und auctoritas seiner Person als Pontifex sowie Senator Roms stützte, seinen Vorhaben nicht nur wohlgesonnen war, sondern jene gar durch persönlichen Einsatz zu unterstützen anbot. Diese entgegenkommende Hilfsbereitschaft vermochte jenes durchwegs positive Bild, das Flaccus in der beschränkten Zeit seines Daseins in der flavischen Villa von Gracchus gleichsam skizziert hatte, gar zu verstärken und ihm gleichsam schillernde Farben und klare Konturen zu verleihen. Es mochte ein durchaus verklärtes Bild altrömischen Charakters sein, das der Jüngere in Gracchus verwirklicht glaubte, wusste er doch nicht um etwaige Mängel in der Person oder dem Charakter des Gracchen, welche er, hätte er davon Kenntnis gehabt, wohl auch geflissentlich in die düsteren Gründe tiefen Vergessens versinken hätte lassen. So jedoch gab es nicht die geringste Trübung seiner Bewunderung des Älteren, und dessen Angebot, gleichsam mit seiner persönlichen Wirkmacht dem Jüngeren den Weg zu ebnen, ließ jenen in unverhohlener Dankbarkeit strahlen. "Es wäre mir gleichermaßen Freude und Ehre, könnte ich meine Hoffnungen in dieser Angelegenheit auf dein gewichtiges Wort stützen.", tat Flaccus nun endlich seine Freude auch verbal kund, als die Ankunft eines weiteren Familienmitglieds das stockende Gespräch zwischen Onkel und Neffe abermals unterbrach. "Bona Saturnalia, Domitilla!", erwiderte er den Gruß, und prostete der Eintretenden leicht zu.

  • Piso hatte sich verspätet, kein Wunder, wenn man sich besah, dass er den Tag damit verbracht hatte, den Rausch, den er sich gestern bei den Tiberiern angesoffen hatte, auszuschlafen. Tatsächlich hatte er sich überlegt, ob nicht er, der erst um 2 Uhr aus den federn gekommen war, den Tag noch mit etwas Nützlichem verbringen konnte. Er machte sich daran, einen Brief zu schreiben nach Oberitalien, um sich nach seinen Grundstücken zu erkundigen, doch er gab es schließlich auf. Er war noch immer viel zu müde und unkonzentriert, um etwas Hochgeistiges in dieser Art vollbringen zu können. Er sollte sich einfach, dachte er, wieder hinlegen. Und so tat er dies.
    Und er verschlief ein wenig. Den Umstand, dass er jetzt wohl 15 Stunden verschlafen hatte, verfluchend, zog er eilig seine Synthetis an, bevor er nach unten rauschte. Den Göttern sei Dank sah man ihm den Rausch nicht mehr so an, und sein Haar sah eh immer gleich lockig aus, egal, ob es frisiert war oder nicht – ja, die Vorteile einer kurzen Frisur!
    Er schlich sich ins Triclinium und stellte sich dann breitbeinig vor den schon sich versammelt habenden Flaviern hin. “Bona Saturnalia!“, dröhnte er mit ein wenig blechernen Stimme, ein ferner Nachhall seines Gesangsstimme, in den Raum und grinste seine Verwandten an. “Tut mir Leid, dass ich ein bisschen zu spät bin. Aber ihr wisst ja...“ Die Umstände seines Zuspätkommens unerklärt lassend, langte er zu einem Keks, der unerklärlicherweise in der Luft herumhing, hin und schoppte sich einen in den Mund. Dann ergriff er einen Becher voll mit Wasser – ah, jenes kühle Nass, welches nach einer durchzechten Nacht einem armen Verkaterten deuchte wie flüssiges Gold – und gurgelte ihn mit einem Schluck hinunter. “Ahhhh“, entfuhr es ihm, bevor er seinen Mund abwischte.
    Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr sich das Triclinium verändert hatte. Allen möglichen Kram hatte man hineingestellt, um das Zimmer festlich erscheinen zu lassen. Anerkennend wanderten seine Blicke über die Zieraden, über die Zweige und die Kekse. Ah, daher war sein Keks also gekommen. Er nickte voller Respekt. Das war einmal nett!
    Er strubbelte einmal Minimus etwas gedankenabwesend über den Kopf, bevor er einen zweiten Keks von einem zweig herunterpflückte. Er steckte ihn sich in den Mund und ließ sich einen zweiten Becher reichen. Er verzog kurz den Mund, als er merkte, dass es Wein war. Nicht schon wieder Wein! Aber ach was. Es waren Saturnalien. Wann konnte man sich ansaufen, wenn nicht zu dieser Zeit des Jahres?

  • Mit dem Mädchen, welches alsbald den Raum betrat, konnte Gracchus zuerst nur wenig anfangen, hatte indes auch kaum Acht auf sie. Auf eine seltsame Art schien sie ihm bei seinem flüchtigen Blick vertraut, jedoch nicht auf die Art und Weise wie die flavischen Sklaven ihm traut waren, welche er zwar selten nur bewusst wahrnahm, die ob ihrer dauernden Anwesenheit ihm dennoch nie gänzlich unbekannt waren, sondern mehr der Art ihres Aussehens und ihrer Bewegung wegen. Dennoch hätte er vermutlich sie wenn auch nicht zu den Sklaven allfällig zu der Besuchergruppe der Klienten gezählt - auch wenn diese eigentlich an diesem Tage nicht geladen waren -, und sich nicht von dem Gespräch mit seinem Neffen ablenken lassen, hätte nicht Flaccus sie freimütig mit ihrem Namen begrüßt. So blickte er noch einmal aufmerksamer zu seiner Base - Leontias Schwester. Selbstredend war Gracchus über ihre Ankunft längst informiert und hatte dies mit Besorgnis zur Kenntnis genommen - zuerst hatte Aetius seine Tochter Nigrina nach Rom vorausgesandt, nach Veras Bestattung nun residierte er bereits seit Monaten in der Villa augenscheinlich ohne eine sonderlich eilige Bestrebung, nach Ravenna zurück zu kehren, und nun hatte er zudem noch seine jüngste Tochter in die Villa Flavia kommen lassen. Gleichwohl hatte Gracchus mit seiner kleinen Base bisherig nicht näher sich auseinandergesetzt, mied er doch jedes familiäre Mahl, an welchem sein Onkel teilzunehmen pflegte. Er musterte sie noch einen Augenblick von der Seite her - zumindest Aetius' stets boshaften Blick hatte sie nicht geerbt - ehedem er sich zu einem
    "Bona Saturnalia!"
    zwang - mochte sie auch Aetius' Tochter sein, schlussendlich war sie bei ihrer Mutter aufgewachsen, wiewohl immerhin auch ihr Bruder Piso bestes Beispiel war, dass ein Spross dieses Familienzweiges - zu welchem Gracchus Leontia niemals hinzurechnete - ein überaus anständiger Mensch konnte sein. Eben jener gesellte sich ihr nachfolgend an den Tisch - und er schien bereits die Saturnalia ausgiebig zu feiern.
    "Bona Saturnalia, Piso! Gerade noch sprachen wir von dir und deinen vorzügli'hen Ideen!"

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