Auch im Felde, fern der Heimat, kamen die Saturnalientage. So ausgelassen wie in Rom konnten wir sie leider nicht begehen, denn auch wenn wir Römer an diesen Festtagen keinen Krieg führten, unser Feind war dermassen unzivilisiert, dass es ihm sogar zuzutrauen war, die goldenen Tage durch einen Angriff zu entweihen!
Aber am letzten Saturnalientag, da feierten wir trotzdem ein bisschen, also, abends, nachdem das Marschlager für diesen Tag erbaut worden war, und natürlich nur die, die nicht Wache schieben oder kundschaften mussten. Nach dem allgemeinen Saturnalienopfer gab es für jeden ein bisschen Wein und Trockenfrüchte und Nüsse. Dann wurde gewürfelt, gesungen und gescherzt und sich eben ein netter Abend gemacht.
Wie jeder andere liebte auch ich die Saturnalien, fand es nur schade in diesen Tagen (wieder mal) so ewig weit weg von der Familie zu sein. Ich hatte meine schicke Tunika mit den Purpurstreifen abgelegt und trug jetzt eine ganz normale, schlichte. Das war auch gut so, denn um den Feiertag zu ehren hatte ich es übernommen, heute das Brot zu backen, für Ravdushara, Thabit und mich, und das hieß erst mal eine Menge Korn mahlen – hatte ganz vergessen wie anstrengend das war! - dann mischte ich einen Teig zusammen, mit Rosinen drin, und Nüssen und Honig aus meinem Privatvorrat. Selbstvergessen vor mich hinpfeifend knete ich ihn gut durch, dann buk ich ihn in der Pfanne über dem Feuer zu mehreren breiten Fladen. Ganz in mein Tun versunken, sah ich erst auf, als mir ein Brief vor die Nase gehalten wurd.
"Bona Saturnalia! Post für Decimus Massa und Decimus Serapio! Und hier die neue Acta." schmetterte der Soldat gutgelaunt.
"Oh danke!" Da war endlich mal wieder ein Postreiter durchgekommen. Schön dass die Welt uns nicht vergessen hatte.
"Leg es bitte da hin. Bona Saturnalia!"
Ich säuberte erstmal meine Hände, bevor ich den Brief anfasste und den Absender las. Von Decimus Verus, das war unerwartet.
"Ach, Ravdushara," wandte ich mich an meinen Sklaven, der gemütlich neben dem Feuer lümmelte, "geh doch bitte Massa Bescheid sagen, dass wir Post bekommen haben."
Aber er lächelte nur und erwiderte eiskalt: "Ach, Serapio, geh doch bitte selbst."
"He, übertreibs nicht!" lachte ich und warf ein fertiggebackenes Fladenbrot nach ihm, wie einen Diskus. Er fing es auf und biss hinein.
"Mhhhm!"
Ich erhob mich und klopfte mir den Mehlstaub und die Spelzen von der Tunika.
"Aber pass auf dass das Brot nicht anbrennt, ja?"
"Ja keine Sorge..."
Ich nahm das Schriftbündel in die linke Hand, und einen Fladen in die Rechte, von dem biss ich immer wieder ab, während ich durchs Lager schlenderte, Richtung zweite Centurie, und dabei nach Massa Ausschau hielt. Niemand salutierte, Lieder erklangen, Würfel rollten. Herrlich!