[Villa Rustica] Iuliana Ostiensis

  • "Gut.", nickte Dives. Er hatte ja auch nur nachgefragt, weil er niemanden wegschicken wollte, der nicht alles losgeworden war, das er vielleicht loswerden wollte. Zwar hatte der Bote bereits zuvor von einer Nachricht gesprochen, doch wer sagte, dass eine Nachricht auch nur eine Information enthalten dürfte?
    "Wenn du willst, kannst du vorn an der Porta noch einen Becher Wein bekommen. Vale!", verabschiedete der Iulier dann den Bote. Der Wein wäre natürlich stark verdünnt, aber dennoch sicherlich angemessen. Letztlich war es auch nur ein Angebot und Dives war es egal, ob der Bote zugreifen würde oder nicht.


    "So, entschuldige die Unterbrechung.", wandte er sich nun erneut seinem iulischen Gast zu.
    "Ich hoffe, du hast die Zeit genutzt und dich ein bisschen bedient?", erkundigte sich Dives dann mit einem Lächeln und Blick zur Sklavin mit dem silbernen Tablett.
    "Also, was führt dich zu mir?", nahm er anschließend die Frage von vorhin, bevor der Bote eingetroffen war, wieder auf.

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  • Ad
    Marcus Iulius Dives
    Villa Rustica Iuliana Ostiensis


    Salve Iulius Dives.
    Ich übermittlere dir meine besten Grüße. Ich hoffe es geht dir so weit recht gut in Ostia. Leider schaffe ich es nicht, selbst nach Ostia zu reisen um dir einen Besuch abzustatten. Ich habe hier einiges um die Ohren was zuerst erledigt werden will. Wie steht es bei dir, bekommt man in Ostia die Wirren welche hier in Rom vorherrschen auch zu spüren?
    Was die Rennen angeht, so werden sie wohl noch eine Weile warten müssen, so wie auch die Mitgliedervollversammlung.
    Wobei ich gehört habe, dass Aelius Quarto wieder im Land sei. So sollte man vielleicht zuerst ihn zu dieser Sache befragen, schließlich ist er immer noch der Vorsitzende der Veneta trotz dieses ganzen Chaos.
    Wie dem auch sei, so hoffe ich, dass ich bald die Zeit finden werde, dich einmal in Ostia besuchen zu können. So bleibt mir nun noch eines über, dir alles Gute zu wünschen und mögen die Götter dir gewogen sein.



    Mit besten Grüßen aus Roma,


    Germanicus Sedulus



  • Dives hatte sich bereits gesorgt, was bei und mit Sedulus sein könnte, dass dieser auf seinen Brief an ihn nicht antwortete. Aculeo hatte ja erzählt, dass alles in Ordnung sei soweit, keine Verhaftung, keine Krankheit. Doch was mochte es sonst sein, dass keine Antwort von ihm kam? Letztlich hatte der Iulier es auf die unsichere Zeit geschoben, die für Senatoren ja scheinbar besonders gefährlich war. Die meisten Proskribierten waren ja Angehörige des Senats. Zusätzlich musste Sedulus sich ja auch nicht nur um sich selbst sorgen, sondern hatte auch Frau und Kinder und nicht zuletzt auch so einige Klienten. Bei diesen vielen Verpflichtungen und in diesen Tagen kam irgendwann die Überzeugung im Iulier auf, dass mit einer Antwort wohl erst nach Ausgang des Machtkampfes zwischen dem Vescularier und Palma und eventuellen weiteren Thronanwärtern zu rechnen wäre. Dass gerade dann ein Brief des Germanicers in die Villa flatterte, war... unerwartet.


    Allerdings dauerte die Freude nicht lang, denn bereits die Anrede war deutlich distanzierter als der Iulier es eigentlich in Erinnerung gehabt hatte. Nicht nur, dass Sedulus nicht den praenomen Marcus benutzte, bei dem sie mal waren... Er schrieb ja nichtmal ein freundschaftliches 'Dives'! 'Iulius Dives'. Unpersönlicher wäre nur noch ein einfaches 'Iulius' gewesen, das dann aber schon fast beleidigend gewesen wäre dafür, dass sie sich eigentlich so gut kannten. Warum war er plötzlich so verhalten? Da bekam auch die verstrichene Zeit einen gewissen Beigeschmack. Hielt Sedulus die Iulier für Salinator-treu, war es selbst nicht und wollte nun Abstand gewinnen? In diesem Fall hatten die Germanicer ganz offensichtlich nicht miteinander gesprochen, denn Aculeo wusste ja von Dives, wie die Iulier hinter ihrer Fassade standen... Oder war es genau das? Hatten sie darüber gesprochen, Sedulus war entsetzt ob dieser Nachricht und ging deshalb auf Abstand? Oder eine dritte Ursache? Vielleicht hatte er Angst, dass die Botschaft abgefangen werden könnte? Alles keine schönen Gedanken und letztlich half im Moment nur eines: Weiterlesen.


    Aber auch die folgenden Worte erhellten das Gesicht des Iuliers nicht wirklich. Sedulus hoffte, dass es Dives so weit recht gut ginge. So weit recht gut. Was sollte das heißen? Waren erst einmal Zweifel vorhanden, dann beäugte Dives alles kritisch und hinterfragte. So weit recht gut war gleich eine doppelte Einschränkung und damit alles andere als der Wunsch, dass es Dives gut ginge. Maximal wollte er also, dass es dem Iulier nicht schlecht ging. Da klangen die 'besten Grüße' zu Beginn fast schon wie eine Entschuldigung im Voraus.
    Der dritte Satz offenbarte dann scheinbar eine bedeutende Neuigkeit: Sedulus kündigte an den Iulier nicht zu besuchen, weil er keine Zeit hätte - und nicht, weil es ihm als Senator nicht erlaubt wäre! An sich eine großartige Information... stünde da nicht, dass er eben nicht kommen würde und hätte Dives wenigstens einen weiteren Beleg dafür, dass die Senatoren sich wieder frei (oder zumindest freier) bewegen dürften. Scheinbar aber war es maximal so, dass die Einschränkung offiziell aufgehoben war, inoffiziell jedoch weiter Bestand hatte. Wahrscheinlich gab es auch eine geheime Proskription gegen all jene, die nicht freiwillig in der Stadt blieben, um dem vermeintlich wahren Augustus treu zur Seite zu stehen.


    Damit kreisten die Gedanken des Iuliers zum gefühlten millionsten Mal um die Frage, wer nun der wahre Augustus, der wahre Nachfolger des Valerianus wäre. Und wie es nun mal so war, kam ihm ganz unverhofft ein Gedanke, den er zuvor noch nicht gehabt und bedacht hatte:
    Gesetzt den Fall, dass Vescularius Salinator wirklich der von Valerianus für den Fall des Todes seines Sohnes Maioranus vorgesehene Nachfolger gewesen wäre. Weshalb wurde der Vescularier dann nicht testamentarisch adoptiert, wie einst der später als Divus Augustus Vergöttlichte? War es nicht Ziel eines jeden Augustus die eigene gens sowohl zu erhalten, als auch an der Macht zu halten? Der Divus Augustus selbst hatte seinerzeit fünf (!) potenzielle Nachfolger adoptiert und in dieser fast schon kaiserlichen Tradition hatte letztlich Ulpius Iulianus auch Aelius Valerianus adoptiert. Diese Erklärung zumindest wäre logisch. Es ergab jedoch keinen Sinn, dass Valerianus seinen Nachfolger - wenn er ihn eben wirklich als solchen bestimmt hatte - nicht adoptierte. Die Sache stank... aber das war nichts Neues.


    Zurück zum Brief... Die Factio Veneta. Die Sachlichkeit nahm zu. Sedulus meinte, dass Aelius Quarto wieder 'im Land' wäre. Ob das nun hieß, dass er wieder in der Öffentlichkeit Romas stand oder dass er einfach nur in Roma zugegen war oder... oder... oder. Es ging aus dem Brief nicht hervor. Dazu kam, dass es allgemein nur eine Vermutung zu sein schien, der - so erweckte es den Eindruck - der Germanicer selbst nicht so ganz traute.
    Was dann folgte, las Dives mehrmals. Wollte Sedulus, dass der Iulier zunächst mit Quarto darüber sprach? Irgendwie hörte es sich so an. Und das, wo doch Sedulus sogar Klient des Aeliers war - eine Tatsache, die Dives als Centhos Cousin und Proximus' Neffe (beide ebenfalls Quartos Klienten) natürlich mittlerweile wusste! Es roch danach, dass er vorgeschoben werden sollte, wohl für den Fall, dass Quarto nicht begeistert wäre von dem Vorschlag... Dabei hatte der nach dem Tod seines biologischen Bruders sicherlich auch andere Sorgen.


    Es folgten ein paar Floskeln und die Unterschrift. 'Germanicus Sedulus'. Damit war er wieder am Anfang, er, 'Iulius Dives'. Über diesen Brief würde erstmal längere Zeit nachdenken müssen, bevor er antworten könnte und würde. Da würde einmal drüber schlafen sicherlich nicht ausreichen...

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  • ... und mehrere Nächte hatte er wirklich darüber schlafen müssen. Nach wie vor konnte sich der Iulier jedoch weder einen Reim auf die Anrede, noch auf die sonstigen 'Kleinigkeiten' machen. Der Senator war ihm über die letzte Zeit wohl wirklich... fremder geworden. Das gefiel einem jungen Mann, wie Dives, der später selbst einmal in den Senat wollte, natürlich ganz und garnicht! Was also tun, um den Kontakt wieder aufzufrischen? Er käme um eine kurze Reise, vielleicht für zwei-drei Tage, nach Roma wohl kaum herum. Mit diesem Gedanken im Kopf stand der Iulier nun bereits geschlagene zwei horae in seinem Officium und diktierte mittlerweile den sechsten oder siebten Versuch einer Antwort an den Senator.


    "Nein! Nein, so kann ich das unmöglich schreiben. Verwirf das und fang nochmal von vorne an.", meinte Dives zerknirscht, nachdem auch der jüngste Anlauf erneut gescheitert war. Es begann ja schon bei der Anrede! Sollte er darauf vertrauen, dass er den Senator einfach weiter mit Quintus anschreiben könnte? Oder sollte er jetzt auch auf Germanicus Sedulus wechseln, weil der Senator, der Höherrangige das ja scheinbar so wollte? Letztlich entschied er sich vielleicht etwas gewagt und provokant, aber in seinen Augen durchaus angemessen für einen Mittelweg:
    "Salve Sedule!" Ja, das war gut! Und wie weiter?
    "Ich freue mich von dir zu hören und versichere dir, dass es mir gut... nein halt! ...so weit recht gut geht. Ich wurde mittlerweile zum Decurio der Civitas Ostia ernannt und warte nun praktisch auf die Bekanntgabe der nächsten städtischen Wahlen. Aber natürlich nutze ich auch jetzt bereits die Zeit, die ich habe, um mich unterschwellig ins Gespräch zu bringen und so eine möglichst vorteilhafte Ausgangslage für eine Bewerbung auf das Duumvirat zu erlangen. Absatz." Das reichte wohl zum ihm selbst. Von der Theateraufführung hatte Aculeo sicherlich mittlerweile mal berichtet... oder es aber dezent verschwiegen. Egal welcher Fall zutreffen würde, entweder der Senator wüsste es also schon oder aber es gäbe sicherlich gute Gründe, weshalb es besser wäre es ihn nicht wissen zu lassen. Ergo entfiele es so oder so nun darüber zu berichten.


    "Was deinen Besuch angeht, so ehrt es mich, dass du zumindest mit dem Gedanken gespielt hast nach Ostia zu reisen. Liege ich demzufolge richtig mit der Annahme, dass Senatoren die Ausreise aus Roma mittlerweile wieder offiziell erlaubt wurde? Wie dem auch sei. Es ist scheinbar nicht nur mir daran gelegen, dass wir uns nach langer Zeit mal wieder sehen. So habe ich beschlossen, dass ich in... sagen wir fünf Tage nachdem du diesen Brief erhalten haben wirst, unserem geliebten Roma mal wieder einen kleinen Besuch abstatten werde. Ab... nein stop!" Da könnte man doch vielleicht noch...
    "Auf schnellem Rücken geritten werde ich sicherlich so um die Mittagszeit an der Casa Germanica ankommen und würde mich freuen, wenn du dann ein wenig deiner Zeit für ein kleines Gespräch erübrigen könntest. Jetzt einen Absatz." Ja, so wüsste der Germanicer auch gleich woran er wäre und würde Dives entweder zu dieser Zeit empfangen können oder aber könnte ihn gezielt zu einem günstigeren Treffpunkt schicken lassen. Wie dem auch wäre, würde man auf das Eintreffen des Iuliers vorbereitet sein. Blieb eigentlich nur noch:


    "Da können wir... Moment! Mach doch lieber den ersten Absatz und lass den letzten weg. Also das jetzt noch hinter das letzte, verstanden?" Ja, leicht hatte man es mit Dives nicht. Aber was wollte der Schreibsklave machen? Einfach abhauen? Davon sei ihm dringlichst abgeraten...
    "Also... Da können wir uns dann auch besser über den Princeps Factionis und die von dir angesprochenen Wirren unterhalten. Absatz. Mögen die Götter dich und die Deinen schützen. Vale bene. Ende." Fragend blickte Dives den Sklave an. Es wurde noch einmal verlesen und diesmal nickte der Iulier ab. Beinahe hätte der Schreiber schon Freudentänze aufgeführt, da kam noch etwas hinterher:


    "Da könnte ich eigentlich auch gleich noch dieser Sergia schreiben. Du weist schon, der, die ich bei meinem letzten Besuch Romas getroffen habe." Der Schreiber wusste offenkundig nicht, aber das spielte auch keine Rolle... nicht wirklich.
    "Also... Salve Sergia! Erinnerst du dich an mich? Ich bin der Iulier, der Cousin des Senators Iulius Centho, den du vor einiger Zeit in der Taverna Apicia getroffen hast... der mit den blauen Augen, falls dir das hilft." Zumindest hatte der Iulier schon mehrmals von voneinander unabhängigen Beobachtern gesagt bekommen, dass er schöne und auffallende Augen hätte. Da konnte man das ja einfach mal mit anbringen.
    "Wir unterhielten uns unter anderem über meine Tante, Octavia Tertulla. Ich habe noch einmal nachgeschaut, aber mehr als dass sie mit einem Sergier verheiratet war, konnte ich erneut nicht herausfinden. Absatz. Ich hoffe, dass deine diesbezügliche Einladung in die Casa Sergia noch steht, denn in etwa fünf Tagen werde ich mal wieder in Roma zugegen sein. Mit Sicherheit werde ich dann auch an der Casa Sergia vorbei schauen und hoffe sehr auf dich zu treffen." Oder eben auf einen ianitor, der sagen könnte, wo Severa anzutreffen wäre.
    "Absatz, Göttersegen, VB und Aus!" Die Nachricht schrieb beziehungsweise diktierte sich irgendwie leichter...



    Kurze Zeit später begaben sich beide Schreiben auf die Reise zu ihren Empfängern...

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  • ad marcus iulius dives villa rustica iuliana ostiensis - salve marcus - ich hoffe mal mein schreiben kommt dir nicht ungelegen aber wenn es deine geschäfte erlauben sollten würde ich gerne noch diesen monat nach ostia kommen um dort ein paar erholsame tage in der villa rustica zu verbringen denn die sommerliche hitze und der gestank hier in der hauptstadt sind unerträglich ich fürchte ernsthaft um meine gesundheit kopfschmerzen und schlaflosigkeit vergellen mir die nächte der arzt meinte eine erholungsreise ans meer mit seiner frischen brise wäre dringend anzuraten ich solle mal gründlich ausspannen bevor ich mich frisch gestärkt wieder ins arbeitsleben und grossangelegte projekte stürze aber davon werde ich dir mehr erzählen wenn ich in ostia bin im übrigen ist mir zu ohren gekommen das du dich sehr erfolgreich als tragödienschreiber betätigen sollst das finde ich prima du musst mir unbedingt ein paar verse aus deinem neuesten stück rezitieren bitte sende mir baldmöglichst eine antwort zur casa iulia ob du mit meinem besuch einverstanden bist - vale bene - gaius iulius sabinus

  • Der Iulier war gerade zurückgekehrt aus Roma. Er hatte mit Senator Germanicus Sedulus gesprochen und diesen Kontakt wieder aufgefrischt, hatte einen Tiberius Lepidus kennengelernt, hatte nach seinem Cousin Centho geschaut und war von diesem vorübergehend zum Magister der Societas Claudiana et Iuliana ernannt worden, hatte die Sergia, die er einst in einer Taverne getroffen hatte, wiedergesehen und festgestellt, dass sie seine Nichte war (!), hatte ein fantastisches Fortuna-Fest erlebt, wo er eine Cousine Octavia Nasica kennengelernt hatte, von der er zuvor nichts wusste, und erfahren hatte, dass es auch noch einen entsprechenden Cousin Octavius gab... Alles in allem also viele neue Namen, viele neue Gesichter, neue Verwandtschaft, neue Bekanntschaften, ... uff. Wie schön war es doch da, dass er nun endlich wieder in Ostia war! Hier war das Leben doch wirklich ein ganzes Stück ruhiger und entspannter. Der Iulier ließ sich auf sein Bett nieder und betrachtete die Decke. Himmlische Ruhe...


    "Dominus, du hast Post." Mit diesen Worten betrat ein Sklave beinahe polternd den Raum.
    "Uhm... Leg sie auf den Tisch. Ich kümmere mich später darum.", deutete Dives ohne aufzusehen mit einer Hand grob in die richtige Richtung. Natürlich hatte er Post, nachdem er einige Tage nicht da gewesen war! Aber musste der Sklave ihn gerade jetzt mit irgendwelchen Amtsgeschäften oder ähnlichem belästigen?!
    "Der Brief ist von deinem Cousin.", erwiderte der Sklave ein wenig verwundert.
    "Und von welchem bitte?!", reagierte der Iulier genervt. Als wenn er nur einen Cousin hätte! Vielleicht schrieb ja dieser Octavius... Octavius... na, der Sohn von Onkel Gaius Octavius und Bruder von Cousine Nasica? Oder vielleicht hatte der trottlige Sklave auch einfach nur die Endung falsch gelesen und Nasica schrieb?
    "Ein Gaius Iulius Sabinus.", antwortete der Sklave brav und stand einem Fragzeichen gleich noch immer in der Tür, als Dives sich wieder in eine sitzende Position hochhievte. Es war gerade sooo schön gewesen! Manchmal war das Leben echt gemein.
    "Gib her.", seufzte der Iulier und ließ sich das Schreiben reichen. Er begann zu lesen:


    'Salve... nicht ungelegen... noch diesen Monat nach Ostia kommen... erholsame Tage in der Villa Rustica... Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit...' Dives rieb sich kurz die Schläfen. Ja, Kopfschmerzen hatte er jetzt auch irgendwie. Und Schlaflosigkeit? Er gähnte. Wahrscheinlich hätte er jetzt gerade schön für einen Augenblick ausspannen können... wenn dieser Brief nicht wäre. Naja. Cousin Gaius (einer von mindestens 5 oder 6 Cousins mit diesem Namen) kündigte also seinen Besuch an, um seine Kopfschmerzen zu kurieren und Schlaf zu finden. Klang ja erstmal nicht nach allzu viel Aufwand für Dives. Er las weiter:
    '... Arzt... Erholungsreise... Arbeitsleben...' Das hörte sich nun doch ein wenig ernster an. Hoffentlich fehlte es Sabinus wirklich nur an frischer Luft.
    '... Tragödienschreiber... rezitieren... Antwort... Casa Iulia... Vale' Bitte was war er? Ein Tragödienschreiber? Welcher Spinner hatte solch einen Stuss verbreitet?! Dives war auf dem Weg Senator zu werden... zumindest irgendwann einmal. Das nächste Ziel lautete Duumvirat! Das konnte ja wirklich nur ein völliger Idiot verbreitet haben! Wahrscheinlich, nein ganz offensichtlich einer, der den Unterschied zwischen einem Veranstalter und einem Tragödienschreiber nicht kannte! Das ärgerte den Iulier. Oder die Nachricht war über mehrere Mittelsmänner zu Sabinus gelangt. Stille Post war ein blödes Spiel, wenn soetwas dabei heraus kam...


    "Du, reich mir etwas zum Schreiben! Das kann ich so nicht stehen lassen...", kommandierte Dives. Dann begann er im Schneidersitz auf seinem Bett sitzend eine Antwort zu formulieren...

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  • An einem sehr schwülen, aber sonnigen Juliabend näherte sich ein einsamer Reiter auf einem rassigen schwarzen Hengst und mit einem vollbepackten Maultier im Schlepptau dem Haupttor der iulischen Villa Rustica einige Stadien nordwestlich von Ostia. Nachdem er sein Ross bis auf wenige Meter an das Gebäude herangeführt hatte, hielt er kurz inne um sich einen Überblick über das Anwesen und die es umgebene Landschaft zu verschaffen. "Hübsch!" "Ausgesprochen hübsch, nicht war Pegasus?" "Jaaa...braver Junge du riechst schon den Stall und das frische Heu!" Zärtlich tätschelte der schwarzgelockte Jüngling den kräftigen, schön geformten Hals seines treuen Pferdes, dann ermunterte er seine beiden Reittiere noch einen kleinen Endspurt direkt bis vor die Stufen des Hauptportales hinzulegen. Dort schwang er sich mit einem sehr eleganten Satz hinab und pochte neugierig an die Pforte. "Na hoffentlich ist das auch die richtige Villa, nicht das mir ein mürrischer Janitor jetzt ausversehen einen Topf voll Pisse auf den Kopf schüttet, weil er mich für einen ungebetenen Hausierer hält." "HEY DA!" "IST JEMAND ZU HAUSE???"

  • Der Ianitor öffnete die Porta zunächst nur einen Spalt, nachdem es geklopft hatte. Er wollte sich eigentlich gerade (mal wieder) mit einem, seinem Mädchen, ebenfalls eine Sklavin des Hauses, für ein wenig Zweisamkeit zurückziehen. Es war ja auch schon Abend und wer würde jetzt noch dieses Landgut aufsuchen?! Doch die Pflicht hatte - im wahrsten Sinne der Worte - gerufen und nach kurzer Wartezeit kam der ianitor ihr letztlich nach dem Motto 'Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!' auch nach.


    "Salve! Dies ist die Villa Rustica des Senators Iulius Centho. Wer bist du und wie kann ich dir weiterhelfen?", erkundigte er sich ob der vorangegangenen Ereignisse freundlich - zumindest deutlich freundlicher als sonst. Ein Mann, ein Pferd - war er vielleicht ein Bote? Dann musste es bestimmt eine wichtige Botschaft sein, wenn sie jetzt am Abend noch kam! Der Sklave machte ein pflichtbewusstes und aufmerksames Gesicht... mit Folgen: Er sah, dass hinter dem Gaul noch ein vollbeladenes Vieh stand. Also ein Händler? Was wollte der JETZT noch hier verkaufen? Seine Augen verengten sich ein wenig und während er den Unbekannten einmal kurz von unter nach oben musterte, fiel ihm der iulische Siegelring auf. DEN erkannte er stets! Jetzt erst erinnerte er sich daran, dass Dives ihm bereits gesagt hatte, dass mit einem Iulius Sabinus zu rechnen sei. Doch der Türwächter fügte seinen Worten vorerst nichts hinzu, sondern wartete zunächst die Reaktion seines Gegenübers ab.




    IANITOR - VILLA RUSTICA IULIANA OSTIENSIS

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  • Upps...da hatte Sabinus wohl jemanden bei irgendetwas gestört. Aber da der Bengel trotz schwüler Hitze ausgesprochen gute Laune hatte erwiederte er nur spöttelnd:


    "Salve!" "Ich bin Gaius Iulius Sabinus, ein halbverhungerter Artifex und Faber Navalis aus Rom und bin auf der Suche nach einem gewissen Quaestor namens Marcus Iulius Dives, welcher, so wurde es mir jedenfalls gesagt hier wohnhaft sein sollte!"


    Mit diesen Worten hielt er dem Ianitor seinen Siegelring unter die Nase und fügte mit einem schelmischen Lächeln hinzu:


    "Ich hatte mein Kommen schriftlich angekündigt!" "Das da drüben sind meine beiden Begleiter Pegasus und Furunculus und wir alle drei wollen hier für ein paar Wochen Quartier beziehen, also lauf schnell zu deinem Dominus und berichte Ihm das sein Vetter samt Pferd und Packesel eingetroffen ist!"


    Jaaa...der arme Furunculus hatte schon viel zu schleppen. Farbpigmente, Zeichenmaterialen, Pinsel, Wachs, diverse kleine Gefäße aus Bronze, Leinwand, grundierte Holztafeln, Papyrus- und Pergamentrollen, Werkzeug und und und...alles wichtige Dinge, die ein Künstler oder Handwerker immer mitzunehmen pflegt, wenn er auf Reisen geht.

  • Der Ianitor stand für einen Moment da, als wäre er soeben von einer biga überfahren worden. Und irgendwie passte dieses Bild auch ganz gut, denn aus der Entfernung mochten durchaus beide Vierbeiner für den Sklaven als Pferde durchgehen.


    "Oh, das wird unter diesen Umständen nicht nötig sein.", erwiderte der Türwächter mit einem Lächeln, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte. Da der Mann sich ohne zuvorige Erwähnung des Namens als Iulius Sabinus auswies und sogar auch noch darauf hinwies, dass er sich angekündigt hatte, bestand für den ianitor kein Zweifel, dass der Träger des iulischen Siegelrings der erwartete Iulius Sabinus war!
    "Tritt ein! Der Decurio sitzt gerade im Gartenzimmer und genießt die letzten Strahlen der Abendsonne. Der Junge hier führt dich zu ihm.", erklärte er, während er die Tür ganz öffnete und dann ein wenig zur Seite trat. Dabei wurde auch die Sicht auf den besagten jungen Sklaven frei.


    "Geh nur. Ich werde dafür sorgen, dass deine Sachen in eines der Gästezimmer gebracht werden und die Tiere einen Platz in den Ställen bekommen." So ein großes Gut hatte schließlich auch eine nicht gerade bescheidene Sklavenschaft. Hoffentlich war da nichts Zerbrechliches bei den Sachen dabei, überlegte der ianitor bei genauerem Hinsehen zum Gepäck. Denn er war sicherlich nicht der einzige Sklave, der gerade seinen Feierabend herbeisehnte...




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  • Die Villa Rustica der Iulier. Auf meinem Pferd ein kurzer Ritt. Eine hervorragende Lage stellte ich fest. Mein Pferd ließ ich vor Villa und sah mich um. Nach einer Stunde klopfte ich an die Porta der Villa.

  • Während also das Dienstpersonal meinen armen Furunculus von seiner schweren Last befreihte und noch rasch einige der Gästezimmer herrichtete, folgte ich dem kleinen Sklavenjungen, welcher mich kundigen Schrittes und auf kürzestem Wege hin zum Gartenzimmer der Villa führte. Dort angekommen entfernte er sich dann mit einer leichten Verbeugung, während ich erstmal wie angewurzelt im Türrahmen stehen blieb und völlig verzückt den buntschillernden Anblick der ausgesprochen kunstvoll und mit viel Liebe und Fingerspitzengefühl gepflanzten Anlage auf mich wirken ließ. Und inmitten all dieser botanischen Üppigkeit vergegenwärtigte ich mich auch meines blondschopfigen Vetters Marcus, wie er dort mit geschlossenen Augen auf einer der Marmorbänke hockte und genussvoll den betörenden Duft der toskanischen Kräuter und damaszenischen Rosen in sich hineinsog, noch während die letzten Strahlen der rotgoldenen Abendsonne seine vorwitzig-kokette Nasenspitze und das bartlose, gebräunte Antlitz umschmeichelten. Im Hintergrund hörte man das einlullende Geplätscher eines Brunnens, hier und dort verabschiedete noch das gemeinsame Zwitschern des einen oder anderen Vogelpärchens den zur Neige gehenden Tag.


    "AAAHHH...Salve mein Marcus!" "Ich sehe du geniesst deinen Vorruhestand in vollen Zügen!" "Hast es aber auch wunderschön hier!"


    In der Tat, diese sommerlich-romantische Pastorale welche sich hier grade meinen Blicken bot, passte auch wohl eher zu den Tagträumen eines alternden Senators, denn zu denen eines aufstrebenden jungen Dekurionen, aber der Dives sah wirklich etwas müde und erschöpft aus. Schuld daran mochte vielleicht die Hitze sein, obwohl sie hier nicht ganz so unangenehm drückend auf Körpern und Seelen lastete wie in Rom.

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Massa


    Die Aktivitäten des Unbekannten waren natürlich nicht unbemerkt geblieben. Nicht sofort, aber doch nach einer Weile, hatte sich auch einer der Sklaven dazu entschlossen Dives über den Fremden zu benachrichtigen. Nicht dass der am Ende noch ein Attentäter war, der es aus unbekannten Gründen auf den Iulier abgesehen hatte!
    Dives selbst versuchte nach außen natürlich weiterhin ruhig und gelassen zu wirken, wenngleich es in seinem Inneren nach dieser Kunde ganz anders aussah. Keineswegs hektisch, aber dennoch mit einem besonderen Nachdruck beorderte er eine handvoll besonders wehrhafter Sklaven zu sich - allen voran natürlich seinen Custos Corporis Antinoos. Den Vorschlag eines dieser Sklaven, dass einer von ihnen den Unbekannten nach seinem Anliegen fragen könnte, wiegelte er kategorisch ab. Jeder Mann, der nicht in der Nähe des Iuliers war, konnte ihn schließlich nicht direkt und unmittelbar beschützen! Das kam für den in Kampfesdingen völlig unerfahrenen Dives absolut nicht in Frage.


    Knapp eine hora dauerte dieser Ausnahmezustand an und so langsam ging dem Iulier der Hintern echt auf Grundeis. War am Ende doch noch irgendjemand hinter die ganze Wahrheit der Theateraufführung gekommen und nun zog ein Mann die Aufmerksamkeit auf sich, während andere das Haus umstellten? Falls dem so war, dann würde es gleich zum Zugriff kommen, denn der Fremde schien nun schnurstracks auf die porta zuzugehen. Dann klopfte es laut und deutlich - an der Tür und in der iulischen Brust...



    Der Ianitor öffnete die Porta, wie immer, zunächst nur einen Spalt, um sich dann nach dem Begehr zu erkundigen:
    "Salve! Dies ist die Villa Rustica des Senators Iulius Centho. Wer bist du und wie kann ich dir weiterhelfen?"




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    Aus (vermeintlich) sicherer Entfernung und ohne Blickkontakt zu Tür oder Türwächter lauschte der Iulier gespannt...

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  • Zitat

    Original von Gaius Iulius Sabinus


    Ach, welch wirklich wunderschöner Abend dies doch war! Insbesondere wenn man die Zeit fand diesen auch wirklich ein bisschen zu genießen, weil man am Tage bereits alles geschaffte hatte, was man schaffen wollte. Ja, da konnte man es sich dann zur Belohnung auch einfach mal für ein paar horae im Gartenzimmer gemütlich machen und einfach nur den Klängen der Natur lauschen, den Vögeln, dem dahinplätschernden Wasser, dem leichten Wind. Letztlich hatte sich der Iulier - er wusste auch nicht mehr so genau weshalb* - dann sogar in die letzten Sonnenstrahlen auf eine der Marmorbänke gelegt. Eigentlich gehörte er ja nicht zu diesen 'Sonnenanbetern' im übertragenen Sinne (die Götter ehrte und respektierte er natürlich schon).


    So lag er nun also da und nahm die Natur mit allen Sinnen wahr: Er lauschte der Vogelmusik, fühlte ihre Wärme auf seinem Gesicht und die seichte Brise, roch die vielen verschiedenen Blumen und Kräuter des Gartens, schmeckte ein paar süße Kirschen und sah vor seinem geistigen Auge... den Traum von einem ruhigen Tagesausklang von einem Moment zum nächsten zerplatzen! Noch etwas berauscht von den Eindrücken konnte er die ihm durchaus bekannt erscheinende Stimme nicht gleich zuordnen und fragte sich stattdessen, wer ihn wohl sein Eigentum nennen würde, seinen Marcus. Faustus? Faustus Decimus Serapio? Der kam ihm in seinem Wunschdenken als erstes in den Sinn und lächelnd hielt er sich eine Hand über die Augenbrauen, um seine Augen anschließend nicht gegen das Sonnenlicht öffnen zu müssen.
    Cousin Gaius... Stimmt, der hatte sich angekündigt. Aber dass der so schnell hier ankam, hatte Dives nicht erwartet. Natürlich freute er sich dennoch ihn zu sehen - nicht so sehr allerdings, wie er sich über den zunächst für einen kleinen Augenblick vermuteten Besucher gefreut hätte. Hoffentlich sah man ihm das nicht gleich an.


    "Gaius, salve! Nana, was heißt hier Vorruhestand? Bis ich mich irgendwann vielleicht mal zur Ruhe setze, fließt noch sehr viel Wasser den Tiberis runter.", begrüßte Dives seinen Verwandten freundschaftlich, nachdem er sich in eine sitzende Position begeben hatte.
    "Setz dich doch. Hast du schon etwas gegessen? Magst du was trinken?", deutete er zunächst auf eine benachbarte, ebenfalls marmorne Bank. Für den kleinen Hunger stand eine noch halb gefüllte Schale mit Kirschen in Reichweite, für mehr würde er erst der Küche Bescheid geben müssen.
    "Du hast es ja scheinbar sehr eilig gehabt hierher zu kommen... Sag, wie geht es dir?", erkundigte sich Dives. Kopfschmerzen und Schläfrigkeit oder Schlaflosigkeit, irgendsoetwas war ihm von Sabinus' Brief in Erinnerung geblieben.


    Sim-Off:

    * Lass Dives beim nächsten Mal mal bitte aus der Beschreibung raus und scheib ihn nicht mit. Es macht mitunter ja auch viel mehr Spaß nicht gleich zu wissen, wobei man 'stört'... ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Dives war ausgesprochen erfreut mich zu sehen und wieso auch nicht, seit unserer letzten Begegnung waren nun schon fast zwölf Monate vergangen.Damals beim Abendessen in der Casa Iulia zu Rom am Tage meiner Ankunft. "Ohhh...äh...mir geht es den Umständen entsprechend gut, ich habe momentan sehr viel Arbeit um die Ohren."


    Ich griff hastig zu ein paar Kirschen und verschmähte auch einen Becher Brunnenwasser nicht."Also wie ich schon sagte, ich habe in nächster Zeit sehr viel schweisstreibene Arbeit zu erledigen, und mein derzeitiger Wohnort am Flussufer des unteren Aventin ist dafür im Augenblick nicht unbedingt der geeignetste Ort, zu laut, zu hektisch, dreckig und erstickend schwül." "Im Hochsommer kein sehr gesunder Ort, auch wenn die Mieten dort ausgesprochen billig sind."


    Götter was war meine Kehle trocken! Dazu noch diese verdreckte und verschwitzte Tunika, welche auch noch so penetrant nach den Ausdünstungen von Pferd und Esel roch. Ein kurzes Bad und frische Kleidung wäre dringend geboten! Hastig leehrte ich noch schnell zwei Becher Wasser und erhob mich dann von der Marmorbank.


    "Bitte entschuldige Marcus das ich mich kurz unterbreche, aber ich muss ganz schnell ins Balneum und mir erstmal ein paar Kübel Wasser über den Kopf gießen!"


    Griff nochmal herzhaft in die Kirschschale.


    "Ach deine Kirschen sind übrigens köstlich, eigener Anbau, oder beim Händer auf'm Markt gekauft?"

  • Oha, da schien wohl doch jemand ganz schön hungrig zu sein von der Reise hierher... und durstig auch. Während Dives beobachtete, wie eine kleine rote Kirsche nach der nächsten in Sabinus' Mund verschand, konnte er sich angesichts dessen nur schwerlich darauf konzentrieren, was sein Cousin erzählte. Oh, wenn das doch nur... Aber er war es nicht. Wieso überhaupt dachte er jetzt an Serapio? Allein, wo doch auch Gaius hier duchaus seine Reize zu haben schien. Doch irgendwie vermochten diese Reize den iulischen Decurio einfach nicht auf die gleiche Weise zu reizen. Woran das wohl lag? Sicherlich lag es daran, dass sie miteinaner verwandt waren und da sorgten die Götter ja in den meisten Fällen (denn Ausnahmen gab es da ja durchaus ab und an) dafür, dass man sich nicht derartig von Geschwistern oder eben auch Cousins angezogen fühlte. Ja, das klang logisch. Mehr war da nicht, nein, bestimmt nicht. Just in diesem Moment begann sich an Sabinus' Mund ein Tropfen süßen Kirschsaftes zu bilden. Manchmal legten die Götter es aber wirklich darauf an! Dives beherrschte sich, sagte und tat nichts und nach den zwei Bechern Wasser, die Sabinus noch trank, war von dem Kirschsaft nichts mehr zu sehen.


    "Eigenanbau.", antwortete Dives nur kurz, da sein Cousin offenbar nicht nur Hunger und Durst zu haben schien, sondern auch das unbedingte Bedürfnis nach einem Bad. Von irgendwelchen unangenehmen Gerüchen hatte der iulische Decurio bisher nichts gemerkt, da der Hortus selbst ein solches Orchester, eine solche Symphonie aus Düften und Essenzen versprühte, dass man nur ganz selten die nach Arbeit, Schweiß und Pferden riechende Landluft der Umgebung (immerhin nur eine Mauer weit entfernt) überhaupt erahnte.


    Während sein Cousin dann die Strapazen der Reise von seinem Körper spühlte - bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass er einem gewissen Decimer sicherlich durchaus ins Balneum gefolgt wäre -, gab Dives Order an die Küche der Villa. Es wurden ein paar gekochte Eier halbiert und diverse Saucen vorbereitet, ein bunter Salat zusammengestellt, Brot geschnitten und mit Käse oder Fisch zu kleinen Häppchen bereitet. Angerichtet wurde im Gartenzimmer, denn je tiefer die Sonne sank, desto mehr blutsaugende Plagegeister begaben sich auf die Jagd.
    Im Schein der Öllampen lag Dives nun auf einer der Klinen des Zimmers in Greifweite des gedeckten Tisches, hatte einen Becher extra stark verdünnten Wein in der Hand und schaute in den Hortus hinaus. Jener wurde mittlerweile auch bereits durch einige Fakeln erleuchtet, wenngleich die Sonne noch immer nicht gänzlich am Horizont verschwunden war. So wartete der Iulier dann darauf, dass sein Verwandter sich wieder zu ihm gesellen würde...

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Nachdem ich etwa 20 bis 30 Minuten im Balneum verbracht hatte, kehrte ich frisch gebadet und nach Rosenöl duftend in den Hortus zurück, wo Dives im Scheine diverser Öllampen bereits zwei Klinen und ein kleines Abendessen hatte herrichten lassen. Einer der Bediensteten hatte mir beim Verlassen des Balneums eine blütenreine weiße Tunika und einen ebensolchen Chlamys angeboten, aber aufgrund der Wärme verzichtete ich auf die Tunika und wickelte meinen nackten Leib nur in den Chlamys, welcher dann von einer Sklavin kunstvoll nach griechischer Manier in Falten drapiert wurde. So in etwa mochte wohl vor vielen hundert Jahren der junge Platon zum Symposion des Sokrates gewandelt sein. Alles was mir in meiner Verwandlung vom jungen Römer zum alten Griechen noch fehlte, war der obligatorische Kranz aus Olivenzweigen. Aber wie auch immer, ich begab mich zurück in den Hortus wo Dives bereits auf einer Kline lagerte, und an einem Becher gemischten Weines nippte. "Aaahhh...wunderbar, das sieht ja ganz köstlich aus!" "Mein Kompliment Vetter, du verstehst es wirklich schon das Leben zu genießen." Mit der größten Zwanglosigkeit lümmelte ich mich auf meine Kline, legte mir die Kissen zurecht und griff dann beherzt nach dem Weinkelche. "Also erstmal vielen Dank für deine Gastfreundschaft und auch die Herzlichkeit, mit der ich hier empfangen wurde!" "Möge dir Fortuna stehts gewogen sein und auf immer und ewig ihre glückspendenden Hände über diese wahrlich gesegneten Dächer halten."
    Mit diesen Worten prostete ich Dives zu und nahm dann einen kräftigen Schluck, wobei mir bedingt durch meinen Überschwang und die Hast ein paar Weintropfen auf Brustkorp und Chlamys tröpfelten, aber das störte mich nicht. "Aaaahhh!" "Sehr gut!" "Bona Dea!" "Das scheint mir dieselbe Weinsorte zu sein wie man sie bei Proximus zu servieren pflegt!"Stellte die Schale ab und griff dann zu den Brothäppchen mit Eiersalat oder Thunfisch in einer
    Käsekräuterpaste. "Also, warum bin ich hier?" "Nun du hast ja schon in deinem Antwortschreiben bemerkt, das ich und Onkel Proximus sowie ettliche andere Mitglieder unserer Gens zu einem pompösen Gelage auf den Palatin geladen worden waren, um dort den Regierungsantritt des neuen Cäsaren zu feiern." "Eine hochrangige Vertreterin der Gens Flavia war übrigens auch zugegen, zusammen mit Ihrem neuen Ehemann."

  • Übervorsichtig waren sie hier. Ländliche Gegend, hier gab es Gesindel was sich herum trieb und auf schnelle Beute aus war. Verständlich. Ein bisschen mehr Vertrauen zu den Insignien der Legion beziehungsweise Classis hatte ich mir dann doch erwartet. Aber meine Anmeldung würde jeglichen Zweifel zerstreuen. Hoffte ich im Stillen.


    " Salve. Dann bin ich hier richtig. Ich suche Iulius Dives, seines Zeichens Decurio der Stadt Ostia. Mein Name ist Appius Decimus Massa, Centurio der classis misenensis, Adjutant des Praefecten der classis, Octavius Dragonum. In seinem Auftrag bin ich unterwegs. "


    Vorsichtshalber machte ich einen Schritt von der Tür weg, damit man mich in voller Größe in Augenschein nehmen konnte. Die Ausrüstung müsste von der Sache her meine Anmeldung untermauern. Schließlich war ich dienstlich unterwegs und trug dementsprechend die Ausrüstung eines Centurio.

  • Zitat

    Original von Gaius Iulius Sabinus


    'Dieser verzogene, kleine Bengel!', ging es Dives durch den Kopf als Sabinus aus dem Balneum zurückkehrte. Bei diesem Gedanken ging es jedoch weniger um seinen Cousin, als viel mehr um einen gewissen geflügelten Knaben, der scheinbar völlig willkürlich mit seinen Pfeilen um sich schoss - ganz als wären diese nur Spielzeuge! Und dann auch noch... Nein, das war nicht willkürlich, sondern hochgradig gemein (und für den kleinen Gott wahrscheinlich eher belustigend)! Erst kam er in Gestalt Amors ins ostiensische Theater und dann machte er sich jetzt scheinbar einen Spaß daraus als Cupido alles wieder durcheinander zu schütteln! - Analogieschluss: Ob er bei Serapio damals dann wohl eher Cupido gewesen war? - Da würde auf den Iulier wohl in näherer Zukunft ein Vieraugengespräch mit der Mama zukommen, auf dass Venus dann hoffentlich ein wenig mehr darauf achtete, was der kleine Rabauke im iulischen Liebesleben anstellte...


    Der Decurio versuchte sich von seinen Gedanken möglichst nichts anmerken zu lassen und spülte die spontane Antwort 'Das sieht auch ganz köstlich aus!' mit einem Schluck Wein runter. Auch auf den nächsten Satz nickte er nur einmal kurz und sagte nichts. Verstand er es schon das Leben zu genießen? Keine Ahnung. Nach seiner Rückkehr aus dem Osten, also als er zum ersten Mal als Mann italischen Boden betrat, hatte er ja einige Zeit bei seinem Cousin Centho in Roma gewohnt. Da wurden auch Empfänge gegeben und Feierlichkeiten ausgerichtet und der junge Iulier hatte sich stets bemüht an der Seite seines senatorischen Cousins zu stehen und diesem ein wenig über die Schultern zu schauen... offenbar zumindest nicht völlig ergebnislos.
    "Und natürlich auf unseren Cousin Lucius, dem das alles hier ja gehört und ohne den wir heute bestimmt nicht hier sitzen würden! Mögen die Götter ihm die Kraft geben, die er braucht, um hoffentlich schon bald wieder seinen Weg zurück in die Öffentlichkeit zu finden!" Ja, das klang gut. Auf Centho trank der iulische Decurio immer gern! Nach dem kleinen Trankopfer für die Götter (die sollten diese Worte ja schließlich auch erhören und dafür hieß es nunmal 'Do ut des.' ), nahm er dann auch einen größeren Schluck Wein. Erst im Nachhinein kam ihm der Gedanke, dass dies vermutlich nicht sehr förderlich sein würde, um Cupido heute ein Schnippchen zu schlagen. Aber man würde sehen.


    Und kaum hatte Dives nur wieder einen kleinen Gedanken an diesen Gott verschwendet, da kam der auch schon mit der nächsten Aktion um die Ecke! Sabinus trank begierig aus seinem Becher. Sabinus kleckerte - natürlich auf seinen Chlamys. Und letztlich lag jenes an einigen Stellen nun folglich ganz hauteng auf seinem Oberkörper... Dem Iulier missfiel die Situation sehr. Er hasste es, wenn man mit ihm spielte - und nichts anderes tat dieser Gott. Ohne es zu wollen bedurfte es ungewöhnlich hoher Konzentration, um Sabinus' Worten in normaler Weise zu folgen... und der ahnte vermutlich noch nichtmal etwas von der Verwirrung, die er (geleitet durch Cupido, dessen war sich Dives doch recht sicher) stiftete.
    "Nun, wir legen eben alle besonderen Wert darauf uns innerhalb unserer Gens nach Kräften zu unterstützten... und das Weingut, das Onkel Marcus in Misenum besitzt, scheint ja auch wirklich keine schlechte Ernte zu liefern...", sofern Dives zu beurteilen vermochte, ob ein Wein nun gut oder weniger war. Aber Sabinus hatte ihn ja für gut befunden und würde mit dieser Meinung daher wohl bestimmt einhergehen.


    "Was? Hat der Vescularier jetzt... ich meine natürlich 'der Imperator'..." Einen Augustus konnte Dives den Fettwanst beim besten Willen nicht nennen. Das widerstrebte ihm völlig! Imperator hingegen war er ganz offensichtlich und den Titel 'Feldherr' gestand der Iulier Salinator folglich auch problemlos zu. "... jetzt auch gleich noch einen Caesar ernannt?", erkundigte sich Dives erstaunt. Er verband diesen Titel nämlich automatisch mit dem designierten Thronnachfolger und dachte nicht daran, dass auch der Imperator Caesar Augustus diesen Titel trug.
    "Und eine Flavia war da? Eine von den Patricii Maiores? Wow! Wirklich beeindruckend...", gestand der Decurio seinem Cousin, wenngleich er noch immer irgendwie froh war, dass er nicht dabei gewesen war. Unweigerlich fragte er sich bei diesem Gedanken plötzlich, ob jene Flavia wohl aus freien Stück da gewesen sein mochte.
    "Aber was genau meinst du mit neuer Ehemann?", fragte er aber stattdessen nach einer anderen Sache, die irgendwie ein wenig eigenartig klang.

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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Massa


    Ein Schock! Der Mann an der porta sagte frei heraus, dass Iulius Dives gesucht wurde! Erst bei dem vielen Classis und Misenum stutzte der Iulier etwas und er folgerte erleichtert, dass die Ankunft des Soldaten wohl nichts mit der Theater-Sache zu tun haben würde. Da er ansonsten keine Idee hatte, was er sonst ausgefressen haben könnte, brauchte er bestimmt auch nichts zu befürchten! Und während er sich wieder in sein Cubiculum zurückzog, um sich wieder ein wenig zu beruhigen, ging am Eingang alles seinen gewohnten Gang...



    Der Ianitor nickte kurz und antwortete:
    "Der Decurio Iulius wohnt hier, das ist richtig. Ich werde ihn sogleich über deine Ankunft in Kenntnis setzen. Du willst im Atrium einen Moment auf ihn warten? Vielleicht mit einer kleinen Erfrischung?", lud er den Centurio mit einer Handbewegung zum Eintreten ein und ließ ihm ein wenig Gastfreundschaft zuteil werden. Unterdessen sah man einen kleinen Jungen schleunigst aus dem Vestibulum eilen - wohl in Richtung des Herrn Dives.




    IANITOR - VILLA RUSTICA IULIANA OSTIENSIS



    Der Decurio Iulius unterdessen brauchte durchaus ein Weilchen, ehedem er nicht nur wieder auf ein normales Niveau abgekühlt war, sondern auch äußerlich wieder gesellschaftsfähig aussah. In einer völlig verrutschten Toga begrüßte man schließlich keine Gäste - das wirkte schlampig! Und so wollte wohl niemand wirken. Ein wenig Geduld war also gefragt...

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