[Villa Rustica] Iuliana Ostiensis

  • [Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/politofiu3i.jpgPhilinos - Bote


    Der junge Sklave war mit seiner Tasche und einem älteren Sklaven, vermutlich einem ehemaligen Kämpfer, durch die halbe Stadt gelaufen, bevor er an der Villa Iuliana Ostiensis ankam. In seiner Tasche befand sich eine versiegelte Tabula und er drückte diese Tasche eng an seinen Körper. Nun klopfte er an die Tür der Villa und wartete darauf, dass ihm geöffnet würde.


    Tock, Tock


    Der ältere Sklave wartete auf der anderen Straßenseite an einer Häuserwand.



    Ad manus Marco Iulio Divi
    Villa Iuliana, Ostia


    Salve Duumvir,


    anbei sende ich dir Auschnitte aus einem Brief, der mir heute in die Hände gefallen ist. Es handelt sich um einen Brief des Großhändlers Titus Lavenius, der meines Wissens nach über ein Vermögen verfügt, das groß genug ist, um sich ein stattliches Haus in Ostia zu leisten und unregelmäßig mittelgroße Feste zu veranstalten. Er wird für jede Hilfe, die ihm gegeben wird, dankbar sein und auch die Civitas kann von seinem Handel nur profitieren.


      Salve Aedilis Herennius,


      seit deinem Amtsantritt nun ist es mir nicht mehr möglich, meine Waren in Ostia zu verkaufen. [...] Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in Ostia und würde auch gerne dort meine Geschäfte weiterführen. [...] Weil du eines Tages zu meinem Verkaufsstand kamst und ich dir nicht sofort mehrere der teuren Perlenketten aus Syria zu einem Spottpreis überantworten wollte, blockierst du meinen Handel. [...] In der Hoffnung, dass ich meine Geschäfte in Ostia bald wieder aufnehmen kann.


      T. Lavenius


    Nach dem Aktenstudium besteht kein nachvollziehbarer Grund, dem Großhändler seine Geschäfte in Ostia zu versagen. Falls du weiteres Interesse an der Akte hast, findest du sie unter der Kennung AM/T.L. III im Archiv.


    Vale,
    H.O.

  • Der Ianitor öffnete die Porta, nachdem es geklopft hatte, und sah nach draußen. Der junge Kerl, den er sogleich erblickte, war offensichtlich ein Bote. Ob nun ein unbezahlter Sklave oder ein bezahlter Peregriner, da war er sich nicht ganz sicher; doch erschien ihm das auch nicht besonders wichtig. Fakt war: In dem Aufzug käme sicherlich niemand hierher, der in irgendeiner Weise persönlich mit einem Duumvir der Civitas Ostia zu sprechen gedachte. Dazu die Tasche... Der hatte eindeutig nur etwas hier abzugeben.


    "Salve! Du bist ein Bote?", äußerte der Ianitor seine Vermutung sogleich direkt.
    "Was hast du abzugeben? Und von wem?", fragte er dann weiter nach. Das wäre schließlich wichtig, wenn es darum ging, wie schnell dem Iulier die Dinge zuzustellen wären.




    IANITOR - VILLA RUSTICA IULIANA OSTIENSIS

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Der junge Sklave hielt dem Ianitor die versiegelte Tabula entgegen. Ich bringe Nachricht vom Scriba Helvetius Ocella aus der Curia Ostiensis. Er bat mich, zu versichern, dass es eine dringende Nachricht ist, die dein Herr mit Sicherheit weit oben auf dem Briefstapel liegen haben möchte. Das neutrale Siegel aus dem Officium Scribarum der Curia Ostiensis bestätigte dies. Und Dienstpost hatte hoffentlich hohe Priorität.

  • Der Ianitor nahm das Schriftstück an sich und nickte verstehend. Er war natürlich vom Duumvir Iulius instruiert worden in dieser Angelegenheit und wusste, dass es eventuell Post von einem Helvetius geben würde. Zwar hatte er dabei eigentlich den Namen Ofella statt Ocella im Kopf, doch mochte ersteres auch der Kerl mit dem Blumenschmuck für die Jubiläumsfeier gewesen sein... oder der Typ aus Asia Minor, der sich um die Musik kümmern sollte, ... oder aber doch dieser teure Luxusschneider? Egal.


    "Ist gut. Ich leg sie ihm ganz nach oben.", versicherte er ohne rot zu werden. Nein, ganz oben wünschte Dives stets alles Finanzielle zu haben, sodass diese Tafel wohl unter dem Kostenvoranschlag für die Feierlichkeiten ihren Platz finden würde. Aber dann hätte der Duumvir wenigstens etwas, das ihn wieder ein kleines bisschen freudiger stimmte... wenn denn der Inhalt dieses Schreibens des Helvetius tatsächlich gute Nachrichten enthielt.
    "Sonst noch etwas? Ansonsten füllt dir Tara einen Becher verdünnten Wein ein... und deinem Freund da drüben natürlich auch, wenn der will.", meinte der Türwächter mit fester Stimme, nachdem er mittlerweile auch den auf der anderen Straßenseite wartenden Alten mit geübtem Ianitor-Blick als ebenfalls zu diesem Boten gehörig ausgemacht hatte. Unterdessen kam eine junge ägyptische Sklavin - Tara - mit einer Kanne verdünntem Wein ins vestibulum. Ein einfacher Metallbecher hing an einer Kette unauffällig neben der Porta.




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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Nein, es geht nur um diese Nachricht. Der junge Bote deutete auf die Tabula und wollte sich schon wieder umdrehen, als der zweite Sklave ihn an der Schulter packte und zu der Sklavin mit dem Wein ausrichtete. Der Bote schwieg, während der große Sklave sagte Wir trinken gerne noch einen Becher. Er nahm den Becher und ließ sich etwas einschütten. Der Jüngere hielt sich zurück, doch der Ältere klopfte ihm zweimal kräftig auf den Rücken, sodass sich der Jüngere leicht krümmte. Irgendwann musst auch du mal anfangen., sagte der Ältere, trank etwa die Hälfte des Weins selbst und reichte dann den Becher an den Jüngeren weiter. Dieser schaute lange in den Becher, spürte dann aber den strengen Blick des Älteren und trank dann den Rest. Vielen Dank. Vale. waren die letzten Worte des Jungen, als die beiden sich wieder auf den Weg machten.

  • Tatsächlich fiel die Nachricht des Helvetius dem Duumvir recht schnell in die Hände. Die Wucherpreise für bestimmte Lebensmittel machten die Ausrichtung einer Feierlichkeit wirklich zu einer ungemein teuren Veranstaltung. Aber was sollte es? Dives fand, dass man den Anlass feiern musste - auch weil es keinen günstigeren Termin für eine Kandidaturerklärung gab. Letztlich würde er die paar Kröten weniger also verkraften müssen. Als naher Cousin eines Senators und Verwandter einiger weiterer Senatoren war das schließlich bei weitem nicht die Welt...
    Dann nahm er das Schreiben Ocellas zur Hand:


    Ad manus Marco Iulio Divi
    Villa Iuliana, Ostia


    Salve Duumvir,


    anbei sende ich dir Auschnitte aus einem Brief, der mir heute in die Hände gefallen ist. Es handelt sich um einen Brief des Großhändlers Titus Lavenius, der meines Wissens nach über ein Vermögen verfügt, das groß genug ist, um sich ein stattliches Haus in Ostia zu leisten und unregelmäßig mittelgroße Feste zu veranstalten. Er wird für jede Hilfe, die ihm gegeben wird, dankbar sein und auch die Civitas kann von seinem Handel nur profitieren.


      Salve Aedilis Herennius,


      seit deinem Amtsantritt nun ist es mir nicht mehr möglich, meine Waren in Ostia zu verkaufen. [...] Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in Ostia und würde auch gerne dort meine Geschäfte weiterführen. [...] Weil du eines Tages zu meinem Verkaufsstand kamst und ich dir nicht sofort mehrere der teuren Perlenketten aus Syria zu einem Spottpreis überantworten wollte, blockierst du meinen Handel. [...] In der Hoffnung, dass ich meine Geschäfte in Ostia bald wieder aufnehmen kann.


      T. Lavenius


    Nach dem Aktenstudium besteht kein nachvollziehbarer Grund, dem Großhändler seine Geschäfte in Ostia zu versagen. Falls du weiteres Interesse an der Akte hast, findest du sie unter der Kennung AM/T.L. III im Archiv.


    Vale,
    H.O.


    Dabei entlockte ihm die erste Zeile bereits die erste Freude: 'Dives - Div-it-is - der (hier: an Worten) Reiche' stand schließlich in keinem Vergleich zu 'Divus - Divi - der Göttliche'. Na, da wollte ihm doch wohl nicht etwa jemand ein verstecktes Kompliment machen, oder? Er las mit leuchtenden Augen gespannt weiter. Leichte Ernüchterung machte sich breit, als der Iulier bei den 'Auschnitten' angelangt war. Offenbar handelte es sich nicht um ein Kompliment, sondern es ging um eine relativ brisante, in Eile für ihn aufgezeichnete Information. Nicht, dass das nicht auch toll und großartig wäre... Aber ein Kompliment wäre ihm dennoch lieb gewesen.


    Nüchtern las der Duumvir die Nachricht bis zu ihrem Ende, überlegte eine Weile und verfasste anschließend eine Antwort, die noch am gleichen Abend den Weg in die Casa Helvetia fand...

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Diesen Brief hatte der Iulier heute aus der Curia Ostiensis mit nach Hause genommen. Das Siegel war unbeschädigt und der Inhalt des Schreibens folglich niemandem außer dem Absender bisher bekannt. Dass der Duumvir hin und wieder auch einige Akten und/oder Korrespondenzen mit in die Villa Iuliana zur Bearbeitung nahm, war ebenfalls nicht ungewöhnlich, sondern absolut normal. Es würde daher folglich wohl kaum jemand auf die Idee kommen, dass es in diesem Schreiben vielleicht nicht nur den neusten Klatsch aus der Casa Iulia, wo immerhin Dives' nächster Verwandter Centho bettlägerig war, ging.
    In seinem mehr oder weniger bescheidenen Privatofficium setzte sich der Duumvir an seinen Schreibtisch und starrte für einen Moment gedankenverloren auf den Brief. Wieso hatte sein Onkel den eigentlich in die Curia geschickt, statt hierher in die Villa? Er schüttelte den Kopf. Dives sollte wahrscheinlich einfach mal damit aufhören auch seine Privatpost mit dem prunkvolleren Duumvir-Siegel zu zeichnen...


    Entspannt zurückgelehnt und einen Becher frisches Wasser in Griffweite brach der Iulier das Siegel und begann in aller Ruhe und völlig ungestört zu lesen:
    'Glückwünsche... blabla... Kommando über die Stadtkohorten...' Bis dahin gab es nichts Neues. Über dieses Kommando hatte Dives bereits über kleine Umwege erfahren, wenngleich er sich natürlich eine Benachrichtigung gewünscht hätte. Andererseits war wohl dieses Kommando schlicht das Trostpflaster des fetten Vesculariers für die verlorene Quaestorenwahl Proximus'. Das würde erklären, weshalb sein Onkel weder das Eine noch das Andere berichtet hatte. Fakt war und blieb: Salinator roch noch immer keine Lunte von der wahren iulischen Einstellung zu ihm - und das war gut so!
    Die nächsten Zeilen hingegen beunruhigten Dives da schon deutlich mehr. Eine einzige Meinungsverschiedenheit, die den Pompeius dazu brachte, dass der seinen Anverwandten seine Gunst entzog? Das hörte sich schon ziemlich hart an, wenngleich dies ja nicht unbedingt gleichzusetzen wäre damit, dass der deshalb nun begann gleich gegen die Iulii zu agieren! Doch eine ausgesprochene Warnung... Das schien dem Iulier doch eine heikle Angelegenheit zu sein, sodass er sich entschloss Augen und Ohren besonders wachsam sein zu lassen - vor allem für jeden Pompeius, von dem er hörte! (An irgendwelche Frauen dachte - gerade - Dives naturgemäß nicht.)


    Es folgte eine kurze Ernüchterung, die letztlich jedoch in ein seichtes Lächeln mündete. Beinahe hätte Dives wirklich geglaubt, dass sein Onkel ihn informationstechnisch tatsächlich einfach so auf dem Trockenen würde sitzen lassen! Zum Glück jedoch belehrte ihm Proximus eines besseren, wenngleich besonders viel den folgenden Worten auch wieder nicht zu entnehmen war. Er würde also nicht in den Krieg ziehen - nicht im Moment. Das hieß im Klartext auch, dass es jeden Tag anders kommen könnte! Aber das musste in einem Krieg wohl so sein und so versuchte Dives dies als eine positive Nachricht zu verbuchen und versuchte sich einzureden, dass damit also sein Onkel Proximus zuminest vorübergehend in Sicherheit wäre.
    Und Serapio?! 'Über die Praetorianer kann ich dir nichts sagen. Mehr gibt es momentan nicht zu berichten.' Wollte er damit sagen, dass er nicht mehr berichten konnte? Oder dass er nicht mehr berichten wollte? Oder hieß es gar, dass es mehr nicht dazu zu sagen gab, weil nach dem Abzug der Stadtkohorten aus dem Umland nach Roma irgendwie klar wäre, dass keinesfalls alle diese Truppen jetzt bis zum Ende des Krieges in der Ewigen Stadt verbleiben würden?! Müsste Dives also klar sein, dass die Vigiles kaum gegen die cornelischen Legionen ziehen würden und wenn die Stadtkohorten es auch nicht taten, es dann ja nicht mehr allzu viele Möglichkeiten gäbe, wen man weg schickte?


    NEIN! Es gab bestimmt noch eine andere Lösung! Es musste einfach noch eine andere Lösung geben! Kurz überlegte der Iulier, dann hatte er es: Der Fettwanst spielte die Schildkröte! Er ließ einfach alle verfügbaren Kräfte nach Roma kommen, zog dann seinen Schwa..eren Bauch ein und hoffte die Gefahr aussitzen zu können! Genau! Das würde der Vescularier bestimmt tun... das würde er ganz bestimmt machen... das wäre angesichts der katastrophalen Nahrungsmittelsituation ja auch nicht völlig dämlich, nein... Mist! Noch eine Alternative? Dem Iulier wollte zumindest nichts so richtig einfallen. Dann musste er selbst etwas tun, ganz klar. Er musste IRGENDETWAS tun! Nur was tat man in einer solchen Lage? Dives hatte bisher noch keinen Bürgerkrieg in dieser Form miterlebt. Als Domitian einst ermordet wurde, war der kleine Iulius mal gerade zarte sieben Jahre alt - seit etwa einem Monat. Um seine Mutter hatte er sich damals absolut nicht Sorgen müssen. Roma war weit weg. Und sonst stand Dives niemand derartig nah, dass es ihm besonders wichtig gewesen wäre ihn oder sie in Sicherheit zu wissen.
    Jetzt war alles anders. Jetzt war er erwachsen, ein Mann. Jetzt... holte er scheinbar alle nie gemachten Sorgen nach. Was für eine Prüfung der Götter... 'Die Götter!', ging es ihm auf, sodass er beinahe aufgesprungen wäre. Doch stellte sich mit dieser Idee nur das nächste Rätsel: Wen rief man an? Gut wäre wohl jemand, der Soldaten beschützte. Also Mars? Dives rümpfte die Nase. Mars war immer so... brutal. Außerdem hatte der bestimmt schon über genug Leute zu wachen. Und was brachte eine Bitte, wenn der Gott am Ende vor lauter Gebeten genau DEN EINEN Schützling vergaß? Dieses Risiko bestand wohl - gerade bei einem Bürgerkrieg. Dann Minerva? Die war dem Iulier schon wesentlich sympathischer mit ihrer Weisheit und Weitsicht. Doch gerade ein Capitolium hatte wohl jede größere Stadt, sodass auch diese Möglichkeit aus Überlastungsgründen auszuscheiden schien. Außerdem wäre dies wohl auch ein interessantes Bild: Ein schwuler Mann bittet eine Frau um ihren göttlichen Schutz für den attraktiven Praetorianerpraefectus. Die Göttin würde sich vor Lachen wohl kaum wieder einkriegen (zum Glück konnten sich die Unsterblichen ja nicht tot-lachen).


    Ach, das war schwierig... Das war wirklich alles andere als leicht. Der Duumvir lehnte sich wieder ein wenig zurück, trank einen Schluck des geschmacklosen Wassers, machte die Augen zu und dachte zurück an schönere Zeiten: Hinterm Nymphaeum in den Horti Luculliani war es schön gewesen. Was hatte Serapio da gleich gesagt? Dives wäre süß... So süß, wie... Äpfel? Er bekam es irgendwie nicht mehr so ganz zusammen. Aber von Äpfeln hatte er auch gesprochen, den goldenen Äpfeln der Hesperiden, genau. Und an seinen eigenen Kommentar mit L..adon erinnerte sich der Iulier natürlich auch. Er hatte den Decimer gefragt, ob ein Hercules in ihm stecken würde, weil der ja einst die Äpfel geraubt hatte, die den Göttern die ewige Jugend schenkten. 'Hercules?', überlegte der Duumvir. Ja, was war eigentlich mit diesem Gott? Könnte er den nicht vielleicht um etwas Beistand für Serapio bitten? Ostia hatte schließlich sehr wohl einen Herculestempel und an den Gott dachten vielleicht nicht ganz so viele Schutzsuchende.
    Dann kam dem Iulier noch eine ganz verwegene Idee: Er würde nicht Hercules um Schutz für Serapio bitten, sondern ihn fragen, ob der das nicht quasi zur Chefsache machen könnte. Das Verhältnis von Iuppiter zu Hercules war doch schließlich alles andere als schlecht. Und wenn Hercules also stets ein Auge darauf haben würde, dass sein Papi ein Auge auf Serapio hätte, dann sollte der wohl ganz gute Chancen haben, heil aus der ganzen Nummer raus zu kommen (was natürlich nicht hieß, dass er auf der Seite der Gewinner stehen müsste - Salinator sollte bitteschön trotzdem verlieren)! So ganz ausgereift war die Idee noch nicht, wie Dives fand. Doch der Anfang gefiel ihm schon mal: Ein typisches Schweineopfer für Hercules und ein Gelübde für Iuppiter. Wäre nur die Frage, das Dives ihm dises mal versprach. Mit einem einfachen Opfer wäre die Sache wohl nicht getan...


    Dives entzündete eine Kerze und hielt das Schreiben seines Onkels in diese. Er hatte den Brief gelesen. Für weitere Augen war der nicht bestimmt. Dann begann sich der Iulier mit seiner weiteren, alltäglicheren Korrespondez zu befassen. Gute Ideen konnte man schließlich nicht erzwingen!

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  • Ein noch relativ junger Bote, recht flink und gleichsam unauffällig erreichte die Villa Rustica. Er hatte Anweisungen bekommen, sich so vorsichtig wie möglich zu bewegen, den Brief den er bei sich trug mit Adleraugen zu bewachen und ihn bei geringstem Anzeichen von Gefahr zu vernichten. Des Weiten wurde der Bote angewiesen den Brief nur seinem Adressaten persönlich zu übergeben. Es war fast ein wenig zu paranoid, aber Lepidus wollte in dieser Sache auf Nummer sicher gehen, immerhin konnten fremde Augen sich aus der Botschaft des Lepidus durchaus dieses und jenes zusammenreimen und er hatte wahrlich keinen Lust, dass die Stadtwachen schon wieder vor seiner Villa in Rom aufkreuzen würden... diesmal aber womöglich mit einem anderen Ausgang als beim letzte Mal.


    Der Bote klopfte an die Tür und hoffte, dass ihm so bald wie möglich geöffnet wurde. Die Paranoia seines Herren hatten ihn zweifellos ein wenig angesteckt, weshalb er sich immer wieder umzudrehen pflegte, um nach dem Rechten zu sehen.

  • Das mein netter Cousin Dives, bzw. auch andere Mitglieder meiner Familie in einer Art verdeckter Opposition zu Potitus Vescularius Salinator standen, konnte ich zu dieser Zeit noch nicht ahnen. Im Gegenteil, in allen politischen Dingen und Intrigenspielen unbedarft und naiv wie ich war, hielt ich meine gesammte Sippschaft für glühende Anhänger des Vesculariers und eifrige Verfechter seiner Politik, warum auch nicht, hatten doch einige führende Köpfe dieses ehrenwerten Hauses zu Genüge von Salinators Großzügigkeit profitiert. Nun kam es dazu das ich nach längerer Abwesenheit mal wieder die Räume meines Gastgebers aufsuchte. Fand ihn auch vor wie er grade dabei war irgend ein Dokument den Flammen einer Kerze zu überantworten.


    "Schönen guten Tag Marcus!" "Bist du grade arg beschäftigt, oder kannst du dir etwas Zeit für mich nehmen?"

  • Der Ianitor öffnete die Porta, nachdem es geklopft hatte, und sah nach draußen. Er hatte eigentlich gerade keine Zeit für Besuch, weil auch in der Küche gerade wieder Pause war und damit auch dieses eine nette Mädl, das immer für den Ausschank mitverantwortlich war, damit auch frei hatte. Und naja... zweimal frei zur gleichen Zeit... versprach eine schöne Zeit!


    "Salve! Das ist die Villa Rustica Iuliana Ostiensis. Kann ich dir irgendwie weiterhelfen?", erklärte er also recht direkt und hoffte, wenngleich es auch ziemlich unwahrscheinlich sein mochte, dass der Kerl einfach nur vor der falschen Porta gelandet war... oder nur etwas zu erbetteln versuchte, wenngleich er nicht so wirklich nach einem Bettler ausschaute. Aber das mit letzter Gewissheit einzuschätzen, dafür hatte er jetzt wirklich keine Zeit! Eine Verabredung ließ man(n) nicht warten..!




    IANITOR - VILLA RUSTICA IULIANA OSTIENSIS

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  • Was für eine Überraschung! Damit hatte der Iulier ja nun gar nicht gerechnet! Plötzlich stand sein Cousin Sabinus im Zimmer. Ein Glück, dass Proximus' Schreiben sich gerade dabei war in mal etwas hellerem, mal etwas dunklerem grauen Rauch aufzulösen! Dives hatte - zumindest meinte er dies - einen ganz genauen Überblick darüber, wer in seiner Verwandtschaft worüber Bescheid wusste. Und es würde die Situation so ungleich viel schwerer machen, wenn neben dem eh derzeit in allen Belangen kampfunfähigen Centho, Proximus, Italicus und Dives noch jemand von deren gemeinsamer Absprache wüsste... Die Sache mit seinem Cousin Crassus, dem Tiberius und der beide verbindenden Societas war schon heikel genug, wie er fand. Im Nachhinein hatte er sich mehrfach mit der Hand gegen den Kopf geschlagen, dass er auch noch selbst die Idee unterbreitet hatte, dass beide jetzt auch noch zusammenarbeiten sollten! In diesem Punkt sah er wirklich schon graue Wolken aufziehen - und die kamen nicht von der kleinen Kerze, aus der sich gerade auch der letzte Rest des proximischen Briefes verflüchtigt hatte.


    "Hallo Gaius! Wie geht's dir?", begrüßte der Duumvir seinen Verwandten aber selbstredend so, als würde er sich maximal um diese oder jene duumvirische Korrespondenz einen Kopf machen. Da hatte er ja auch genug Probleme an der Backe in diesen Tagen.
    "Ach, die Arbeit kann auch warten! Ich muss mich eh gerad' wieder etwas ablenken. Wenn ich mich dann später nochmal mit dem Problem beschäftige, dann fällt mir sicherlich eine Lösung dazu ein... also wie ich dem Händler freundlich mitteile, dass er derzeit nicht seinen gewohnten Liegeplatz bekommen kann.", redete er sich etwas dürftig heraus. Gehörte das überhaupt zu seinen Aufgaben? 'Ach, gehört nicht alles hier irgendwie zu den Aufgaben eines Duumvirs?!', stellte er sich gedanklich eine Gegenfrage, mit der er sich wieder etwas beruhigte. Sein Cousin würde schon nichts merken, hoffte er einfach und überspielte die Situation noch mit einem zusätzlichen leicht entschuldigenden Lächeln und einen kurzen Schulterzucken.
    "Setz dich zu mir. Was kann ich für dich tun?", deutete er auf einen Platz vor seinem Schreibtisch, wo immer zwei Sitzgelegenheiten für plötzliche Gäste - wie eben just in diesem Moment Sabinus einer war - standen. Freundlich suchte Dives von der anderen Seite des Schreibtisches aus den Blickkontakt seines Cousins, um vielleicht schon zu erahnen, worum es ging. Noch jedoch saß er diesbezüglich auf dem Trockenen. Es könnte um alles oder nichts gehen...

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  • Der Ianitor öffnete die Tür. Noch ein Blick nach links, ein Blick nach rechts und in einem etwas leisen, aber nicht flüsternden Ton sprach der Bote: "Eine wichtige Mitteilung für Duumvir Iulius Dives aus Roma. Ich bin beauftragt die Nachricht persönlich an ihn zu übergeben. Falls Zweifel bestehen, kannst du ihm ausrichten Lucius Tiberius Lepidus schickt mich. Er wird dir dann sicher die Erlaubnis erteilen, mich zu ihm zu führen." Soweit die Anweisungen. Der Bote konnte wohl nur hoffen, dass neben der Schürzenjägerei auch das Pflichtbewusstsein Teil der Persönlichkeit des Ianitors war.

  • Mit einem charmant, dankbaren Lächeln setzte ich mich nieder und kam auch ohne Umschweife zur Sache, Marcus hatte den Kopf voll, das sah man Ihm an. Der mit Dokumenten und Buchrollen vollbepackte Schreibtisch sprach sein übriges.
    "Also ich bin zu dir gekommen, um mich bei dir über die aktuelle politische Lage zu erkundigen." "Die große Flottenparade im Hafen und der Aufmarsch der Marinelegion aus Misenum bleibt ja niemanden hier verborgen, selbst mir nicht, trotzdem ich mich schon seit Monaten wie eine Vestalin von der Welt abgeschottet habe um mit meinen Gehilfen in aller Ruhe die Skulpturen für den Kaiser zu meißeln." Fragend blickte ich meinen Verwandten an. Ja Dives war schon sehr hübsch anzuschauen. Seine äußere Erscheinung und seine nette, zugängliche Art gefiel mir außerordentlich, auch wenn ich nicht wagte ihm das zu sagen. Gewisse Dinge schickten sich für einen guten Römer einfach nicht, [SIZE=7]wie zum Beispiel das man gewisse verbotene Gefühle für seinen eigenen Cousin entwickelte,[/SIZE] aber mit Sicherheit würde sich wohl irgendwann die Gelegenheit bieten, seine edles Antlitz in einer Porträtbüste zu verewigen. "Das Reiterstandbild wird übrigens zur Jahreswende fertiggestellt sein." "Der Kaiser als oberster Feldherr im Prunkpanzer auf einem majestätischen Schlachtross!" "Was beim Palatin noch zu klären wäre ist die Frage der Bemalung." "Ich persönlich würde es unbemalt lassen, aber darüber kann letztendlich nur der Imperator selber entscheiden." Mit durchdringenden Blick sah ich Marcus an, nicht ohne auch ein bisschen Stolz auf das doch recht gelungene Werk wiewohl es noch nicht vollkommen zu Ende gebracht war. Vor meinem inneren Auge sah ich schon den kahlköpfigen Salinator in seinem Purpurmantel wie er freudestrahlend um den Marmorsockel des Standbildes herumhüpfte. "Hast du eventuell Nachrichten von der Front?" "Wo stehen denn die Legionen der Rebellen?" "Sind sie schon in Italia eingefallen, oder konnten die Legionen des Kaisers sie zurückschlagen?"

  • Der Ianitor nickte kurz. Kein Bettler, kein Besucher, keine Probleme. Denn:


    "Tut mir Leid, aber der Duumvir Iulius Dives ist nicht hier.", erklärte der Türwächter der Wahrheit entsprechend schlicht. Was wäre das wohl auch für ein Duumvir, der den lieben langen Tag zu Hause weilte, statt seinen Amtspflichten nachzukommen?!
    "Ist sonst noch was?", meinte der Ianitor sodann leicht flapsig ohne auch nur auf die Idee zu kommen darüber nachzudenken, welche Frage für den Boten jetzt wohl die naheliegendste sein könnte. Vielmehr hoffte er, dass seine Verabredung, die er hierfür gerade warten ließ, es sich nicht aufgrund dieses Wartens noch einmal anders überlegte... oder auf ein anderes Pferd aufsprang...




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  • Natürlich. Worum sonst hätte es auch gehen können? Dieser Tage drehte sich ja beinahe alles um den Krieg, die Truppenbewegungen und - verschiebungen, die Nahrungsmittelversorgung, Getreidepreise und und und... Bisher war Dives daher eigentlich immer ganz froh gewesen, dass er wenigstens hier in der Villa, wenigstens auf diesem kleinen Stück Boden - das so klein natürlich gar nicht war - seine Ruhe hatte vor solchen Gesprächen. Hin und wieder hatte er diesbezügliche Korrespondenz, wie beispielsweise auch das Schreiben von Proximus, hier, ja. Aber Briefe redeten für gewöhnlich nicht und man konnte sie sofort weglegen, wenn sie einem für den Moment zu viel wurden. Bei Gesprächspartnern war das nicht ganz so einfach...
    "Na ich hoffe doch für dich, dass du nicht in allen Bereichen des Lebens so enthaltsam wie eine Vestalin warst, was?", machte der Iulier eine Bermerkung am Rande und grinste leicht. Er meinte zu wissen.. oder sich zumindest vorstellen zu können, dass so ein Künstler bei Frauen sicherlich keine schlechten Karten hatte, wenn er gut war. Gerade wenn beispielsweise eine Dame für eine Venus posierte, dann lief da bestimmt auch hin und wieder etwas. Aber Dives konnte natürlich nicht wissen, ob sein Cousin neben der Arbeit für den Fettwanst in Roma noch Zeit für diesen oder jenen ablenkenden Spaß am Rande hatte.


    "Ich muss dem Fe..scularier...", hätte Dives den Vescularier beinahe tatsächlich ausgesprochen als Fettwanst tituliert, "... eh noch schreiben. Wie du vielleicht weißt, ist er ja der Stadtpatron der Civitas Ostia und wie sich eventuell auch schon herumgesprochen hat, sitze ich bereits seit einiger Zeit an den Planungen für die Feierlichkeiten zum fünfjährigen Jubiläum: Dieser Grund und Boden gehört seit fünf Jahren der Gens Iulia.", erklärte der Duumvir. Dabei war das 'Herumsprechen' natürlich auf den Haushalt der Villa Iuliana bezogen. Hier wusste mittlerweile fast jeder Sklave und sonstige Bedienstete, dass eine größere Sache anstand. In der Stadt hingegen... wen interessierten die Feierlichkeiten dieser Villa? Es wurde schließlich immer irgendwo gefeiert - und nicht nur die Iulii gehörten in Ostia zu den bekannteren Namen. Andererseits waren bislang auch noch keine Einladungen verschickt worden (wofür es so langsam wohl wirklich an der Zeit wäre), sodass wohl eh maximal unbestätigte Gerüchte im Umlauf wären.
    "Da muss ich natürlich mindestens anstandshalber auch eine Einladung nach Roma schicken, wenngleich ich mir auch sehr gut vorstellen kann, dass man dort derzeit andere Probleme hat. Wenn du willst, dann erwähne ich diese zu klärende Frage auch gleich...", bot er an. Ob er das gerne oder weniger gerne täte, wusste er dabei selbst noch nicht so genau. Schon etliche Versuche für eine anständige Einladung an Salinator waren Dives fehlgeschlagen. Mal hörte man zu deutlich, dass er ihn nicht dabei haben wollte, mal klang es zu schleimig (was, wenn der Brief später einmal gefunden werden würde?), mal war er auch einfach zu förmlich für einen Iulier an den Vescularius. Ob so eine ablenkende Frage da vielleicht helfen würde? Das könnte er nur bei Schreibversuchen richtig beurteilen.


    "Neues von der Front.. Von welcher Front willst du hören? Von der, die uns und den Rest von Italia vom wertvollen aegyptischen Getreide abschneidet? Oder von der, die sich irgendwo nördlich von Italia... oder vielleicht gar schon in Italia selbst bildet? Oder von der Front, die schon längst in Roma und Umgebung angekommen ist, ja vielleicht sogar nie weg war?", stellte Dives mit hilflosem Lächeln im Gesicht Gegenfrage über Gegenfrage. Lediglich über die letztgenannte Front hatte er überhaupt ein Maß an Informationen, dass es der Rede wert wäre. Aber außer diversen Iulii und einem Tiberius hatte selbst dieses Maß nichts zu bieten. Beispielsweise die Aktion mit dem in Brand gesetzten Getreidespeicher in Roma war definitiv nicht auf dem Mist einer dieser Personen gewachsen. Die Spionagefront war wohl aber eh immer die undurchsichtigste.
    "Ich weiß da vermutlich in keinem dieser Punkte viel mehr als du. Das finde ich alles andere als zufriedenstellend, doch am wichtigsten sollte jetzt erstmal sein, dass wir mit Sicherheit frühzeitig davon hören werden, sollten es die Legionen aus dem Norden tatsächlich bis nach Italia schaffen und auf Roma marschieren. Gleiches gilt, davon bin ich überzeugt, auch für den Fall eines heroischen Sieges des Vesculariers." Dives nahm noch einen Schluck des faden Wassers aus seinem Becher und blickte nachdenklich-verträumt auf jenen. Die iulische Taube, die das Gefäß verzierte, sah aus, als würde sie gleich losfliegen wollen. Das leicht flackernde Kerzenlicht vermittelte sogar zeitweise die Illusion, dass sich die Flügel des Vogels tatsächlich bewegten...

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  • Bei seiner ersten, durchaus doppeldeutig gemeinten Frage musste ich unwillkürlich lachen."Hahahahah...na ja...offengestanden ist das so...des Tages über ist der Genius so sehr von seiner schöpferischen Arbeit erfüllt, dass er manchmal alles andere um sich herum vergisst." "Aber dann kommt des Nachts Eros herbei und bombardiert Hirn und Lenden mit seinen Pfeilen, nur um zu zeigen das man noch lebend Fleisch und nicht schon selbst toter Marmor ist."Ein lüsternes Funkeln spiegelte sich in meinen Augen und mit verstohlenen Blicken musterte ich die hübsche Erscheinung meines Gegenübers. "Ich habe mich Abends in den Tavernen und Bordellen von Ostia herumgetrieben, aber leider keine weibliche Begleitung finden können, welche mir irgendwie wirklich gefallen hätte." "Die Auswahl an sinnlichen Damen mit üppiger Oberweite und graziösem Gesicht ist in Rom wahrlich größer."Was eigentlich nicht weiter verwundern sollte, denn die Schönsten und fähigsten Liebesdienerinnen des Reiches fanden für gewöhnlich sofort den Weg in die Metropole direkt in die Häuser und Betten der Oberen und mittleren Klassen. Da blieb für Handwerker aus der unteren Mittelschicht nicht mehr viel über."Aber auf dem hiesigen Sklavenmarkt hatte ich das ganz große Glück einen jungen Illyrier zu erwerben." "Tüchtiger Bursche, zwei Jahre älter als ich und dazu noch bildschön, ein richtiger Adonis." "Wird mal einen guten Steinmetzen abgeben und ansonsten ist er hilfsbereit und freundlich und von schneller Auffassungsgabe, allerdings macht er sich nicht viel aus Frauen sondern bevorzugt Männer." "Wenn ich mal die Nächte in der Werkstatt verbringe und mich dann Amor mit amourösen Gedanken quält, hole ich ihn zu mir." "Ich schlafe generell nicht gerne allein." Dabei musste ich wieder unwillkürlich lachen. "Wie du siehst lieber Marcus ganz so vestalisch sittsam und keusch ist mein Künstlerleben dann doch nicht." Bei diesen Worten machte ich mir nicht die geringsten Gedanken darüber ob mein Intimleben nun sittsam oder gesellschaftlich akzeptabel war oder nicht. Wenn man keine attraktive passende Frau fand, nahm man sich eben als Ersatz einen attraktiven Jüngling oder gleichaltrigen Mann, so hatten es unsere Vorväter und die alten Hellenen auch schon gehalten von den launischen und lasterhaften Göttern mal ganz zu schweigen. Darüberhinaus war mein Diener und Bettgenosse ja von Rechts wegen mein Eigentum über das ich nach Gutdünken verfügen konnte, was ich aber nicht tat, zumindest nicht im Bett. Er kam freiwillig und das Kuscheln und Liebkosen mit seinem Herrn machte ihm sichtlichen Spaß. Nachdem ich also Dives erster Frage Rechnung getragen hatte, kam ich auf die geplanten Festivitäten aus Anlass des fünften Jubiläums der Villa Iulia zu sprechen.
    "Ich habe davon gehört, die Küchensklaven haben darüber gesprochen." "Falls du dich mit der Absicht tragen solltest den Imperator einzuladen, solltest du für viel hochwertiges und junges Geflügel sorgen, denn der Princeps isst für sein Leben gern Hähnchenkeulen!" "Als ich mit Proximus auf dem Palatin beim Kröhnungsbankett zugegen war wurden laufend die raffiniertesten Gerichte aus vielerlei Sorten Geflügelfleisch serviert." "Der Kaiser aber bevorzugt gebratene oder geschmorte Hähnchenkeulen." "Lass MeisterKöche aus Rom kommen, um den verwöhnten Gaumen des Princeps zu erfreuen, aber hüte dich vor zuviel übermäßigen Prunk." "Kein Imperator oder Herrscher liebt es wenn andere, rangniedere Gastgeber prunkvollere Speisen oder kostbarere Weine servieren als er selber."Irgendwie hatte ich schon das Gefühl das Marcus etwas vor mir verheimlichte, er schien keine sonderlich hohe Meinung von Salinator zu haben, zumindest konnten seine Gesichtszüge ein gewisses Unbehagen
    in Bezug auf den Imperator nicht verbergen. "Du magst den Fettsack von Vescularier nicht sonderlich oder?" Was den Verlauf des Bürgerkrieges betraf, so war Dives offenbar genauso schlecht informiert wie ich, lediglich die Verlegung der Marinelegion von Misenum nach Ostia ließ spekulativ darauf schließen, das sich von Norden her ein feindlicher Heerestross langsam Richtung Latium wälzte. Blieb da noch die Frage nach Appius Decimus Massa, jenem Flottencenturionen der sich hier einquartiert hatte. "Was ist eigentlich mit diesem Centurio Massa und seinem Vorgesetzten dem Präfekten Dragonum?" "Wäre es nicht höflich und sinnvoll auch die Stabsoffiziere der Classis zu der Jubiläumsfeier einzuladen?"

  • Noch immer war sich Axilla nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, hierher zu kommen. Auf der anderen Seite, was hatte sie schon zu verlieren? Die Iulii waren zwar halbperegrine Neurömer und alle mehr als nur ein wenig seltsam – und der hiesige Duumvir bildete da keine Ausnahme bislang. Aber auf der anderen Seite waren sie nicht gefährlich, Freunde ihrer beider Männer und einer der wenigen Lichtblicke gesellschaftlicher Hinsicht hier in Ostia, die wohl als unbedenklich eingestuft werden konnten. Die Iulii würden ihr nichts tun und sie konnte einen netten Abend verbringen, und wenn er weniger nett werden würde, konnte sie sich einfach verabschieden und gehen.


    Und so ließ sich Axilla von Malachi aus der Sänfte helfen, die sie hier hergebracht hatte. Mit dem dicken Bauch sah das sicher nicht so elegant aus, wie sie es gerne hätte, aber noch elegant genug. Das blaue Kleid war doch eine gute Wahl gewesen, auch wenn Axilla die Farbe nicht so gerne trug. Sie erinnerte sie so sehr an Archias, an das blaue Kleid, dass er ihr geschenkt hatte, an die Hochzeit beim Rennen seiner geliebten Factio Veneta...
    Axilla bekam ein schlechtes Gewissen, wenn sie blaue Kleider trug. Sie hatte ihm Unrecht getan. Sie war sich sicher gewesen, dass er Leander getötet hatte. Nun, eigentlich war sie sich da nach wie vor sicher, dass er dies aus Eifersucht getan hatte. Allerdings hatte sie auch gedacht, dass er sich selbst getötet hatte, indem er sich vom tarpejischen Felsen geworfen hatte. Doch nachdem sie das Testament von Valerianus bei den Sachen ihres Mannes gefundne und an sich genommen hatte, dachte sie das nicht mehr. Archias war ein so lebensfroher Mensch gewesen, er hätte sich nicht selbst getötet. Erst recht nicht beim Sturz von diesem Felsen. Nein, inzwischen war sie sich sehr sicher, dass Archias nicht gesprungen war. Vielmehr war er ein Stein gewesen auf dem Weg von Vescularius Salinator, ein Verwandter des Kaisers, den es aus dem weg zu räumen galt. Ebenso wie Prudentius Balbus, den damaligen Praefectus Praetorio, der mit einer Nichte von Valerianus verheiratet war. Alles Leute, die ihm im Weg hätten stehen können. Nur aelius Quarto fehlte noch auf seiner Liste, aber der war Valerianus wohl zu nahe gestanden, um es unauffällig vor dessen Ermordung hinzubekommen, ohne dass Valerianus Verdacht geschöpft hatte. Und jetzt war der ja auch aus dem weg, unauffindbar verschwunden. Axilla vermutete, dass auch er tot war und Valerianus dies seine Skythen hatte erledigen lassen, damit nichts bekannt werden würde und somit nichts auf ihn zurückfallen konnte. In ein paar Jahren würde niemand mehr nach den Aelii krähen.


    Sogesehen war es vielleicht doch keine so gute Idee, sich mit dem Iulius zu treffen. Wenn irgendeine Gens ganz tief in der Schuld Salinators stand, dann waren es die Iulier. Keine einzige andere Gens hatte auch nur annähernd so viel von dem Mann profitiert und sich auch bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten an seiner Seite gezeigt wie die Iulier. Im Grunde war das genau der Dunstkreis, dem sie mit ihrem Auszug nach Ostia entfliehen hatte wollen.
    Jetzt war es dafür aber auch schon zuspät. Sie stand also da in dem blauen Kleid, das ihren Bauch sehr gut nicht kaschierte, sondern im Gegenteil auf die Art und Weise betonte, die die Schwangerschaft wie eine Ehrung aussehen ließ. Der Stoff war weich und fließend und schmeichelte ihrer Haut. Ihre Haare waren in Locken hochgesteckt und wurden von kleinen, silbernen Haarnadeln gehalten, die zu der silbernen Kette um ihren Hals – die mit dunklen Lapislazuli geschmückt war – und den silbernen Armreifen passte.


    Malachi klopfte für Axilla an der Porta an. Die neunte Stunde konnte noch nicht allzu lange angebrochen sein, sie sollten also relativ pünktlich sein.
    “Meine Herrin wird von Duumvir Iulius Dives zum Abendessen erwartet“, erklärte Malachi äußerst schlicht, als die Tür geöffnet wurde. Ohne Namen zu nennen, so hatte Axilla es befohlen.

  • Von dem Funkeln in Sabinus' Augen bekam der Duumvir nichts mit. Er war noch immer ganz gebannt von dem Anblick dieses scheinbar mit seinen Flügeln schlagenden Vogels. Dennoch hörte er den Ausführungen seines Cousins aufmerksam zu... und horchte sogleich etwas auf, als der von einem Jüngling im Zusammenhang mit Amor sprach. Es mochte nur seine eigene Spitzfindigkeit sein und Sabinus mochte eine andere Auffassung vertreten und daher seinen Worten eine andere Intention zugemessen haben, doch für Dives waren Amor und Cupido zwei verschiedene Paar Schuhe. Ersteres war ein anderes Wort für die Liebe, während letzteres schlicht 'Begierde' hieß. Liebte Sabinus einen Sklaven?! Für soetwas könnte der blonde Iulier absolut kein Verständnis aufbringen. Seit wie vielen Generationen waren sie nun schon Römer?! Lucius Iulius Caepio war ihr gemeinsamer Urururgroßvater. Das sollten wohl mehr als genug Ahnen sein, um sich als echter römischer Bürger zu fühlen und nicht als irgendein halbperegriner Neurömer, der von Liebe mit Sklaven sprach! Doch Dives enthielt sich eines Kommentars zu dieser Sache, da er zu wissen glaubte, dass niemals einer seiner Cousins auch nur auf die Idee kommen würde einen Sklaven wirklich aufrichtig zu lieben.
    Dass er hier eine gewisse Doppelmoral an den Tag legte, war Dives egal. Eigentlich registrierte er diese sogar nicht einmal. Bei den Göttern, Serapio war ja wohl auch nicht mit einem einfachen Sklaven zu vergleichen! Das wäre ja lächerlich! Andererseits allerdings würde die Öffentlichkeit Sabinus' Liebesleben wohl leichtfertig tolerieren, während Dives belächelt würde. Aber so war das nun mal: Man musste sie nur zu suchen, um die Doppelmoral zu finden...


    "Ay... Da hast du recht!", entwich es dem Duumvir überrascht auf den letzten Hinweis seines Cousins. Daran hatte er ja noch gar nicht gedacht! Nicht dass es sonderlich problematisch sein dürfte den Praefectus Classis und dessen Tribune einzuladen... doch Massa?! Seit der Geschichte im Balneum war er dem stets möglichst höflich aus dem Weg gegangen und hatte erleichtert aufgeatmet, als der dann seinen Wohnort wieder verlegt hatte. Aber... es führte wohl kein Weg daran vorbei auch den noch zu bedenken. - UND den fetten Vescularier! Während er seinen Becher wieder abstellte, stöhnte er einmal leicht resigniert. Er hatte weder Lust den einen, noch den anderen zu sehen. Irgendwie verging ihm damit gerade der ganze Spaß...
    "Die muss ich unbedingt noch auf die Gästeliste bringen...", führte er den Gedanken zu Ende, wobei er alles andere als vor Begeisterung sprühte. Die Bemerkung zu Salinator überging er dann einfach, sondern kam auf das Menue zu sprechen:


    "Wie wäre es denn, da du ja eh schon so gut informiert bist über die Vorlieben des Vescularius, wenn du mir dabei hilfst eine Speisefolge zusammenzustellen?", erkundigte sich Dives einfach mal frei heraus. Ein Künstler hätte ja vielleicht sogar ein besonderes Gespühr für eine angemessene Eleganz, die sowohl zeigte, wer man war, als auch zeigte, wer man nicht war. Den Prunk des 'Glitzerkönigs', der sich bereits zu Valerians Lebzeiten gern in purpur präsentierte, könnte man zwar eh kaum übertreffen (sodass dahingehend also keinerlei Gefahr bestehen sollte), aber ein bisschen zusätzliche Hilfe könnte Dives immer gebrauchen.
    Unvermittelt stand er sodann auf und ging ruhig und mit leicht nachdenklichem Blick zu einem großen Schrank, in welchem in den vielen kleinen Fächern mal einzelne, mal auch mehrere Schriftrollen lagerten. Er suchte kurz einen Moment, holte die eine oder andere Rolle heraus, nur um sie sogleich wieder zurück zu legen. Irgendwo musste dieses Ding doch sein... Unter 'A' wie Apollon war aber nichts zu finden - zumindest nicht das, was er suchte. Dann unter 'Leier'? Tatsächlich! Er hasste es, wenn er seine Sachen selbst nicht wieder dorthin zurück legte, wo sie hin gehörten!
    "Das hier hab ich von..." Wie sollte er Caldus nennen? "... einem guten Freund. Nimm dich stets in Acht vor Cupido, auch wenn er sich manchmal als Amor verkleidet. Aber lies es ruhig selbst...", erklärte Dives seinem Cousin, während er wieder zurück zum Schreibtisch ging. Dort, neben Sabinus angekommen, lehnte er sich mit seinem Gesäß gegen den schweren Tisch, während er seinem Verwandten die Rolle entgegen hielt:


    Apollons Leier


    Als Apollon seine Leier
    An den schönsten Palmbaum hing,
    Und mit eines Helden Feuer
    In die Schlacht bei Troja ging,


    Da kam Amor, seinen Bogen
    Mit sich bringend, himmelab
    Auf den Palmbaum zugeflogen:
    »Leier, komm zu mir herab!«


    Und die Leier flog, als wäre
    Sie ein Vogel, silberfein
    Tönend, als sey ihr es Ehre,
    Amor’s Leier nun zu seyn.


    Aber als der Gott der Liebe
    Scherzen wollte nur mit ihr,
    Eifernd sprach sie: »Nimmer bliebe,
    Gott der Liebe, ich bei dir!«


    Sieh’, da war sie’s wohl zufrieden,
    Als Apollo eifernd kam,
    Und im Lager der Atriden
    Zürnend ihm sie wieder nahm!



    Ja, dieses Werk passte wohl einigermaßen gut auf Sabinus' Situation. Er war die Leier, die sich - hoffentlich ja nicht - vom als Amor verkleideten Cupido zu einer ernsteren Liebschaft mit einem Sklaven verführen ließ. Wer nun im Leben seines Cousins der Apollo (oder die 'Apolla'?) wäre, wusste der blonde Iulier zwar nicht so genau, aber letztlich war er sich ziemlich sicher, dass es irgendwen schon geben würde...
    Dass indes dieses Gedicht nicht nur die Lebenslage des Sabinus, sondern vielleicht gar besser noch die des jungen Dives veranschaulichte, war jenem nicht bewusst. Wer wäre in seinem Leben der in den Krieg ziehende Apollo?! Wer glich der Leier, die der einfach so einfach an einen Baum hängte?! Und wer wäre wohl Cupido?? Gab es vielleicht gar mehrere, die sich um diese Rolle des Gottes der Begierde bemühten?


    Sim-Off:

    Gedicht by Johann Wilhelm Ludwig Gleim

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Eine gefühlte halbe Ewigkeit hatten sich Dives und sein Collega Cassius im Tablinum bereits unterhalten. Es ging dabei vor allem um die ersten Eindrücke, die jeder in seiner bisher ja noch nicht allzu langen Amtszeit hatte sammeln können. Hemina erzählte von seinen vielen großen Plänen und erklärte, wie er vor hätte endlich aus dem Schatten seines Vaters zu treten. Auch wurde der Cassier vertraut gemacht mit allen bisher zusammengetragenen Unterlagen für die kaiserliche Kanzlei. Jene wollte schließlich - vertreten durch einen Beamten vom Palatin - die Civitas Ostia bald aufsuchen, um eine Prüfung der Finanzen durchzuführen. Da mussten natürlich beide Duumviri genaustens Bescheid wissen und sich gegenseitig abgesprochen haben. Dass gerade jener Beamtenbesuch dann einen so krassen Wendepunkt im cassischen Duumvirat markieren würde, war dieser Tage noch nicht abzusehen. - Hemina Minor war absolut kerngesund!
    Nun war man gerade dabei in weniger geschäftliche Themen abzurutschen und Cassius hatte bereits berichtet, auf welche Töchter der ostiensischen Eliten er alles ein wachsames Auge geworfen hätte. Im Gegenzug sah sich Dives natürlich sogleich mit einer vergleichbaren Frage konfrontiert und war doch einigermaßen erleichtert, dass sie just in diesem Moment unterbrochen wurden. Dass er eventuell noch froh sein würde, dass diese schwangere Frau heute zu Besuch kam, hätte der Iulier nach der Szene am Capitolium Ostiensis auch nicht unbedingt geglaubt. Aber: Besser er lobte den Tag nicht vor dem Abend!


    Während die Schwangere also an der Porta freundlichst empfangen und herein gebeten wurde, kamen die beiden Duumviri von Ostia aus dem Tablinum ebenfalls ins Atrium geschritten. Der Cassier, einen halben Kopf kleiner als Dives, war sichtlich beeindruckt von der Erscheinung der jungen Frau. Vor allem ihr elegantes, blaues Kleid zeigte Wirkung auf ihn, der er ebenfalls blau trug: Über seiner silbergrauen Tunica saß - mittlerweile vielleicht auch nicht mehr ganz so perfekt - eine in indigo gehaltene Toga mit dunkelblauen Seefahrtsmotiven am Saum.
    "Sei gegrüßt in der Villa Iuliana!", begrüßte der Iulier die Schwangere freundlich, aber dennoch etwas reserviert. In seiner olivgrünen Tunica und der schlichten, rubinroten Toga passte er auch farblich weniger gut zu den beiden anderen... oder die nicht zu ihm, je nach Perspektive.
    "Ich darf dir vorstellen: Cassius Hemina Minor, Duumvir von Ostia.", fügte er mit kleiner Geste, leichtem Lächeln und Seitenblick auf ebenjenen hinzu und war zugegebenermaßen schon ein wenig gespannt, wie sie sich nun vorzustellen gedachte. Ohne Namen konnte Dives das schließlich nicht für sie übernehmen.


    "Es ist mir eine Ehre, ..?", ergriff jedoch sogleich Cassius das Wort, während er noch ein paar Schritte auf sie zu ging. Das letzte Thema der beiden Männer schien damit nun endgültig aus seinem Kopf verschwunden. Mit warmem Lächeln und neugierigem Blick erwartete auch er nun ihren Namen zu erfahren...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • "Auch das noch...", dachte sich der ohnehin schon bis auf die Knochen nervöse Bote des Lepidus in Anbetracht des Pechs, welches er hatte. Hätte er denn nicht daheim sein können? So ganz unkompliziert? Aber ein Duumvir war nun einmal vielbeschäftigt, das hätte er sich durchaus denken können. Wieder folgten die Blicke nach links und rechts, dann wieder zurückgewandt auf den Ianitor. "Hier ist der Brief", sprach er schließlich: "Übergib diesen Brief an Iulius Dives! Ausschließlich diesem!" Anschließend drückte er ihm den Brief in die Hand, machte umgehend kehrt und verschwand. Der Bote verspürte einfach zu viel Druck, um den Brief noch weiter mit sich herumzuschleppen und in der Villa des Iuliers würde er bestimmt sicher sein. Auf dem Rückweg musste er sich überlegen, wie er seinem Herren am glaubhafsten die Ausführungen seiner Anordnungen bestätigte. Die Wahrheit, dass er dem Iulier nicht persönlich das Schreiben überreichte, konnte er ihm zweifellos nicht mitteilen.



    Ad
    Marcus Iulius Dives
    Villa Rustica Iuliana Ostiensis
    Ostia - Italia


    Salve Iulius,


    wie ich hörte, war deine Wahl zum Duumvir Ostias von Erfolg gekrönt. Ich übermittel dir hiermit natürlich meine besten Glückwünsche und hoffe für dich auf eine erfolgreiche Amtszeit.


    Es wird dich womöglich freuen zu lesen, dass ich bereits Gelegenheit hatte mit Senator Purgitius Macer zu sprechen. Weniger erfreulich wird wohl das Ergebnis sein, welches ich dir mitteile, denn es gab nur äußerst spärliche Informationen zu beschaffen.


    Der Senator weiß ebenfalls nichts über den Verbleib des Ulpius Probus. Er wog allerdings gleich ab und meinte, dass der Bruder des Iulianus für die Nachfolge ohnehin keine Rolle gespielt hätte, da es eine testamentarische Erbfolge gab. Soweit wissen wir ja auch Bescheid. Er sprach gar davon, dass es recht natürlich sei, dass Valerian einem persönlichen Vertrauten und nicht einem entfernten Verwandten die Nachfolge überließ. Das hat mich doch sehr verwirrt, weil dies bedeuten würde, dass im Testament keine Rede von der Verwandtschaft ist oder womöglich nur von Valerians Sohn, der ja mit ihm verstorben ist. In jedem Fall müsste nach Macer wohl im Testament eindeutig die Bevorzugung des Vesculariers gegenüber allen anderen Verwandten herauszulesen sein.


    Ich selbst kenne das Testament leider nicht und habe nur die Informationen, die du mir bei der Prozession gegeben hast. In jedem Fall scheinen sich aber die Aussagen des Senators mit den deinigen zu widersprechen. Du solltest deine Quellen vielleicht noch einmal überprüfen, denn mir ist dies alles derzeit wirklich ein Rätsel.


    Ich kann allerdings auch nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, ob der Senator wirklich die Wahrheit spricht. Er schien mir nie der stärkste Verfechter des Salinator zu sein, aber da könnte ich mich auch durchaus irren. Immerhin hat er auch kürzlich die Aufhebung eines Dekrets unterstützt, welches Salinator befürwortete, die Mehrheit des Senats jedoch ablehnte. Dies spricht eher für eine Nähe des Purgitiers zum Vescularier, auch wenn seine Unterstützung natürlich auch rein pragmatischer Natur sein könnte, zumal mir der Senator Purgitius manchmal als der Pragmatiker schlechthin erscheint. Die Tatsache, dass sich der Senat nicht auf einer Linie mit dem Vescularier befindet, ist wohl ebenfalls das Zeichen, dass es noch genug kritische Stimmen in Rom gibt.


    Im Moment weiß ich nicht, was wir genau mit den Informationen anfangen können, aber die Tatsache, dass auch Macer nichts über den Verbleib von Probus weiß, macht es vielleicht durchaus wahrscheinlicher, dass dieser wirklich noch leben sein könnte. Was dies im Zusammenhang mit der von dir offenbarten Version des Testaments bedeuten könnte, brauch ich dir wohl gar nicht erst zu schildern. Im Moment bin ich jedoch völlig ratlos über das weitere Vorgehen. Falls dir noch etwas einfällt, was ich hier in Rom in dieser Sache unternehmen kann, melde dich bei mir. Nach anfänglicher Skepsis hat diese Angelegenheit mein höchstes Interesse geweckt.


    Vale,
    Lucius Tiberius Lepidus


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