I. Quintilius Sermo, N. Duccius Marsus et F. Domitius Massula über die Umsetzung der Provinzreform

  • Der Procurator Civitatium Quintilius Sermo hatte seinen Kollegen Valgiso, der es mittlerweile sogar schon zum Bürgerrecht gebracht hatte, und einen gewissen Duccius Marsus auf Anweisung des Statthalters geladen. Sie drei würden die Umsetzung der Provinzreform im Detail in die Wege leiten.
    Aus bisheriger Ermangelung eines eigenen Officiums - die Schreibstuben der Regia glichen derzeit einer großen Wühltruhe, weil überall Akten herumsortiert, Möbel verstellt oder Raumnummern ausgetauscht wurden - hatte Sermo wahllos irgendeinen passenden Raum zum Besprechungszimmer umfunktionieren lassen.
    Dort stand nun ein großer schwerer Holztisch mittig positioniert, umgeben von drei Scherenstühlen. An der Wand zu Sermos Rechten hing eine Karte der Provinz Germania Superior. Naja, beinahe. Eigentlich war es eine Karte der Regio Germania Superior, doch was machte das für einen Unterschied? Die grenzen waren die selben und die Siedlungsnamen hatten sich auch nicht geändert. Zu Sermo Linken hatten Sklaven ein Behelfsregal gezimmert, auf dem seit Sonnenaufgang Akten zusammengetragen wurden, die Sermo hilfreich für die anstehende Arbeit erschienen.
    Weil viel geredet werden würde, hatte er schließlich noch einen Beistelltisch mit einer Weinkaraffe, einen großen Krug Bier, Wasser zum Verdünnen und drei Gläsern bereitstellen lassen, damit die Kehlen nicht zu schnell austrocknen würden. Jetzt hieß es warten, bis seine Gäste eintrafen. Während dessen studierte er bereits die Provinzkarte, erschloss die wichtigsten Handelsrouten und Knotenpunkte und verschaffte sich eine allgemeine Orientierung.

  • Zitat

    ... hatte Sermo wahllos irgendeinen passenden Raum zum Besprechungszimmer umfunktionieren lassen.


    Ich betrat das officium, das Sermo als Besprechungszimmer in Beschlag gelegt hatte. Hier war etwas Ruhe, während auf den Korridoren das ganze Umzugsgeflatter ablief, das Bürokraten zustande bringen, wenn sie aus ihren angestammten Höhlen vertrieben worden sind und noch kein neues Loch gefunden haben. Als ich die Tür hinter mir schloss, ebbte der Lärm der aufgescheuchten Käfer etwas ab. Sermo hatte sich in einen Haufen Papyri vertieft, die auf einem großen Tisch verstreut waren.


    "Salve, Sermo, du hast dir ja das alte officium des Legaten Helveticus Geminus als Besprechungsraum ausgewählt. Es ist seit seinem Weggang nicht mehr benutzt worden. Man nennt es das Officium Rutilum, weil es rotgelb ausgemalt ist. Ich habe auch schon einen Besprechungsraum gesucht und war ebenfalls darauf gestoßen, aber du warst schneller".

  • Witjon hatte die Notiz des Quintiliers mit einer Grimasse entgegengenommen. Der Ton, mit dem er herbestellt worden war, ließ auf einen arroganten Römer schließen, der mit einem Selbstverständnis seine Autorität ausübte, das für alle Betroffenen letztlich nur ungesund sein konnte. Ob das nun der neue Statthalter war, den Witjon nur flüchtig bei dessen Amtsantritt kennen gelernt hatte, oder dieser Procurator Civitatium Quintilius, das konnte er nicht sagen. Witjon war sich jedoch sicher, dass er es noch früh genug erfahren würde.


    In dem Wirrwar der Regia einen Sklaven oder Schreiberling zu erwischen, der ihm den Weg zu besagtem Besprechungsraum weisen konnte, gestaltete sich im Vorfeld zwar als nicht gerade einfach. Witjon fand schließlich aber doch her und betrat nach kurzem Klopfen den Raum, wo ihn bereits zwei Personen erwarteten. Valgiso kannte er ja schon, den er mit einem freundlichen Nicken begrüßte. "Valgiso, grüß' dich," sagte er knapp, als er sich neben den Kelten stellte. Dann bot sich ein Augenblick von der Länge eines Lidschlags, um den Procurator zu mustern.


    Der Quintilius war etwas kleiner als Witjon, wie er es von einem Römer erwartet hatte. Seine Haltung strahlte Selbstbewusstsein aus. Der Mann war ein Eques Imperii, so wie Witjon. Standesmäßig befanden sie sich also auf einer Stufe. Diese Quasi-Gleichheit wurde jedoch von zwei Faktoren stark beeinträchtigt. Zum einen war der Quintilier Römer. Und, soweit Witjon wusste, ein waschechter Römer. Zumindest kam der Mann aus Italia und konnte vermutlich bereits auf eine Lange Familiengeschichte mit Tradition mit einer großen Portion Stolz zurückblicken.
    Witjon dagegen war Civis in zweiter Generation, seine Sippe erst vor wenigen Jahrzehnten ins Imperium eingezogen und seine linksrheinischen Wurzeln waren noch nicht tief im römischen Fundament verzweigt. Doch das tat seinem Stolz nichts an, den er als Germane zeigte. Als Germane, der Rom und seine Vorzüge von Kindesbeinen an kennen und leben gelernt hatte, was sich in einer Vermischung von germanischem und römischem Brauchtum äußerte. Heute hatte Witjon sich für ein stark römisches Auftreten entschieden, weshalb er die Toga mit Latus Clavus trug. Gegen die Kälte trug er Tibialia, wärmende Filzsocken, in seinen Calcei. Ein Schal aus dunkelgrünem Leinen bewahrte ihn außerdem vor einer Erkältung.


    "Salve Procurator Quintilius," grüßte Witjon dann auch den Mann, den er für eben jenen hielt. In den Augenwinkeln registrierte Witjon die Aktenstapel und die Provinzkarte und fühlte sich unweigerlich schlecht vorbereitet, weil er nicht einmal Tabula und Griffel mit sich führte. Also, selbstverständlich führte ER die Wachstafel sowieso nicht mit sich, denn wie lächerlich sah denn ein Mann in Toga aus, der eine Ledertasche mit Schreibkram herumschleppte? Witjon musste sich dringend einen Privatsekretär zulegen, der ihm auf Schritt und Tritt folgte und bei solchen Gelegenheiten auf Anweisung Notizen machen konnte. Witjon merkte sich diesen Umstand und machte einen weiteren Punkt auf seiner gedanklichen to-do-Liste. Nach Beendigung dieses sekundenlangen gedanklichen Ausflugs war er wieder geistesanwesend im Besprechungszimmer und erwartete gespannt, was der Quintilius wohl zu sagen hatte. Es war noch früh am Morgen und Witjon erwartete, dass er hier nicht vor dem späten Mittag wieder herauskam. Seine einzige Hoffnung war, dass der Römer darauf bestand, seinen täglichen Thermenbesuch wahrnehmen zu können, was Witjon sehr begrüßen würde, da er sich mittlerweile ebenfalls an den römischen Tagesablauf gewöhnt hatte, in dem der Thermenbesuch obligatorisch war.

  • "Salve," hieß Sermo den Princeps Praetorii willkommen. Kurz war er überrascht, dass dieser ihn gleich mit Cognomen anredete. Sekunden später entschied er, dass ihn das letztendlich aber auch nicht weiter störte. "Officium Rutilum? Alles klar," schmunzelte er daraufhin, als ein weiterer Mann eintrat. Sermo kannte ihn nicht, ging jedoch davon aus, dass es der Duccius war, der erst den wandelnden Schnäuzer begrüßte und dann ihn selbst. "Salve Duccius," grüßte er also zurück. Der nicht mehr ganz so junge Germane war römisch gekleidet, trug seine Haare jedoch verdammt lang und war dazu unrasiert. Gut, Sermo war es auch egal wie die Einheimischen der Provinz sich gaben. Hauptsache sie arbeiteten effektiv.
    "Setzt euch," forderte er die beiden Männer auf und nachdem er ihnen etwas zu trinken angeboten hatte, kam er auf den Grund ihres Zusammenkommens zu sprechen. "Meine Herren, wir sind hier, weil der Legatus Augusti Pro Praetore Kaeso Modestus von den Annaei will, dass wir die Provinzreform für Germania Superior umsetzen. Valgiso...Domitius Massula...du als Princeps Praetorii hast sicherlich einen Überblick über die Lage der Verwaltung, da sämtlicher Schriftverkehr über deinen Tisch geht." Damit wandte er sich an den Duccius. "Du fragst dich sicherlich, warum du hier bist. Berechtigterweise. Nun, es ist so: Der Statthalter denkt, dass du uns hier sehr behilflich sein kannst." Mehr sagte er dazu nicht, denn mehr brauchte er gar nicht sagen. Statt dessen lehnte er sich zurück und schaute einfach von einem - Valgiso - zum anderen - Duccius - und wieder zurück. Dann hob er die Augenbrauen und sagte: "Also. Was muss ich über Germania Superior wissen? Hm?" Jetzt war er gespannt, wer mit der größten Informationsflut über ihn her fiel.

  • Zitat

    Sermo: "Also. Was muss ich über Germania Superior wissen?


    "Salve Marsus". Ich setzte mich und schob vorsichtig einige Papyri beiseite, um Platz für meine tabulae zu schaffen. "Wenn du erlaubst, Quintilius Sermo, dann fange ich mal an. Natürlich kann ich dir nicht knapp, präzise und umfassend die ganze Provinz Germania Superior erklären. Also geht's häppchenweise. Ich denke aber, es wäre hilfreich, wenn wir erst einmal unseren Arbeitsauftrag umreißen".


    Nach einem kurzen Blick auf eine meiner tabulae fuhr ich fort: "Wir haben dafür zu sorgen, dass die Aufgaben der seligen Regionalverwaltung vernünftig zwischen Civitates und Provinz aufgeteilt werden. Und da könnte es zu Kompetenzgerangel kommen: wer Aufgaben übernehmen muss, muss sie auch finanzieren. Spätestens dann gibt es unweigerlich Krach. Deshalb ist auch Duccius Marsus hier. Er hat Erfahrung mit der Kommunalverwaltung und sollte dafür sorgen können, dass unsere Aufteilung der Aufgaben nicht Anlass zu endlosen Blutfehden wird". Ich grinste ein bißchen und nahm mir eine andere tabula.


    "Zur Debatte stehen: Primo, der Aufagbenbereich des Comes, mit Magister Scriniorum und Agrimensor. Secundo, der Aufgabenbereich des Regionarius mit Centurio Statorum und Praefectus Portuensis. Tertio, der Aufgabenbereich des Procurator Aquarum mit dem Aquarius. Quarto der Bereich des Procurator Viarum und schließlich quinto, der Bereich des Praefectus Vehiculorum, hier geht es aber nur um den Stationarius".


    Ich lehnte mich zurück: "Ich hoffe, meine Liste ist komplett, wenn ja, sollten wir bei primo beginnen, falls nicht einer von euch ein anderes Vorgehen vorschlagen will".

  • Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    Primo, der Aufagbenbereich des Comes, mit Magister Scriniorum und Agrimensor.


    Sermo bedeutete auch dem Duccius sich zu setzen und hörte sich dann erst einmal an, was Valgiso zu sagen hatte. Fünf Punkte waren das, die Sermo sich zu merken versuchte. Nachdem der Kelte geendet hatte, rekapitulierte Sermo das Gesagte und kommentierte es im Folgenden auch gleich.


    "Gut, beginnen wir einfach mit dem Aufgabenbereich des Comes," fing Sermo an. "Der Procurator Civitatium ist quasi der Amtsnachfolger des Comes. Allerdings mit bedeutenden Einschränkungen beziehungsweise Kompetenzverschiebungen. Und zwar zu Gunsten der Civitates. Wie dir, Duccius, bekannt sein dürfte und was der Ordo Decurionum Mogontiaci ja bereits hervorragend umgesetzt hat, fällt der Großteil der Aufgaben der Regionalverwaltung nun in die Hände der Stadtverwaltungen."
    Sermo machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu ordnen, bevor er fortfuhr.


    "Damit bleibt für mich nunmehr die Überwachung der Arbeit, die die Civitates leisten. Dabei muss das Hauptaugenmerk des Procurator Civitatium zuerst auf den Steuerleistungen der Gemeinden liegen, die schwer abhängig von der Funktionstüchtigkeit der Gemeindeverwaltung abhängig sind. Sprich: Ich werde nirgendwo in die Autonomie der Civitates eingreifen, solange das Geld ordentlich in die Provinzkasse fließt und solange ich keinerlei Beschwerden über Amtsträger erhalte. Alles andere interessiert mich zunächst einmal überhaupt nicht."


    Die letzte Aussage unterstrich Sermo dabei noch mit einer wegwischenden Handbewegung, mit der er Beinahe einen Becher mit Griffeln vom Tisch gefegt hätte. Seine beiden Gäste anschauend hielt er dabei inne, um ihnen Gelegenheit einer Erwiderung zu geben.

  • Zitat

    Sermo: " ... Dabei muss das Hauptaugenmerk des Procurator Civitatium zuerst auf den Steuerleistungen der Gemeinden liegen"


    Ich hielt meine Hände flach übereinander, um die Ebenen der Provinz und die der Civitates anzudeuten. "Leider gibt weder die Lex Provincialis noch die Lex Municipalis eine genauere Auskunft darüber, wie nach dem Wegfall der Regio die Zuständigkeiten verteilt werden. Fangen wir mit dem Magister Scriniorum an: Der war so eine Art Allzweck-Famulus des Comes. Ich denke, Sermo, dass du so einen gebrauchen kannst. Ist aber kein gravierendes Problem. Schwieriger wird es mit dem Agrimensor".


    Ich warf einige Münzen auf den Tisch: "Hier geht es nämlich um bares Geld! Du schaust mich fragend an? Natürlich geht es da um Geld. Du hast gerade gesagt, dass du die Steuerleistungen der Civitates scharf beäugen willst. Na, und die limitationes* sind die Grundlage für die Eintreibung der Grundsteuer. Das heißt, dass die limitationes in allen Civitates mit der gleichen Methode durchgeführt werden müssen. Darauf achtet Rom, man muss ja sogar die formae** nach Rom schicken. Und darauf muss natürlich auch die Provinz achten. Mit anderen Worten: du brauchst einen Fachmann auf Provinzebene, der das kontrolliert".


    Ich lachte und steckte mein Geld wieder ein: "Damit hätte der jetzige Agrimensor schon seinen neuen Arbeitgeber gefunden. Aber die Civitates gehen leer aus. Bei der hingeschiedenen Regionalverwaltung laufen zur Zeit noch drei Hanseln herum, die die Messlatten halten mussten. Die verstehen schon einiges vom Metier, müssen aber als vollwertige Agrimensoren ausgebildet werden. Das wären drei, aber wir haben zehn Civitates. Die Provinz müsste hier in Vorleistung gehen und diese Ausbildung übernehmen. Weil es da um Steuereintreibung geht," jetzt grinste ich, "wird es vermutlich kein Problem damit geben. Aber Duccius Marsus müsste uns jetzt noch sagen, ob es ihm aus Sicht der Civitas Bauchschmerzen macht, wenn es für eine kommunale Aufgabe einen Oberaufseher bei der Provinz gibt".


    Sim-Off:

    *limitationes = Landvermessungen
    ** Flurkarten aus Stein oder Bronze

  • Witjon hatte sich erst einmal zurückgelehnt und hörte daraufhin aufmerksam zu. Der Quintilius und Valgiso tauschten sogleich rege ihre Erkenntnisse und Ansichten bezüglich der Kompetenzen und Aufgabenbereiche aus. Witjon mischte sich nicht ein, sondern registrierte mit hochgezogenen Augenbrauen vielmehr die Ankündigung des Quintiliers über Steuern und Funktionsfähigkeit der Stadtverwaltung. Klang so, als würde er als Duumvir freie Hand haben, solange die Kasse stimmte.
    Valgiso schaltete sich dann ein, um auf die Agrimensores zu sprechen zu kommen und Witjon staunte nicht schlecht. "Du nimmst mich auf den Arm!" wunderte er sich. "Die Regionalverwaltung hatte zum Schluss nur drei Männer mit der Landvermessung beauftragt? Kein Wunder, dass die Provinzreform so dringend nötig war!" Er konnte das noch immer nicht glauben. Wie war das möglich? Eine Regio, die von Confluentes im Norden bis nach Geneva tief in den Alpen reichte, konnte man doch nicht mit so wenigen Leuten vermessen lassen? Immerhin fielen doch jährlich allein im Frühling ständig neue Arbeiten an, wenn Landmarken nach Unwettern oder aufgrund von Erdrutschen im Zuge der Schneeschmelze neu gesetzt werden mussten oder weil listige Bauern die Grenzsteine heimlich versetzten. Da reichten drei Mann nicht einmal für eine einzige Civitas!
    "Meine Herren, dieser Zustand ist als katastrophal zu bezeichnen! Gerade jetzt, wo der Lenz vor der Tür steht, müssen ausgebildete Agrimensores zahlreich vorhanden sein, um einen reibungslosen Start unter den Voraussetzungen der neuen Provinzstruktur gewährleisten zu können." Geradezu entsetzt schüttelte Witjon den Kopf, bereits darüber nachgrübelnd wie man diesen Missstand ausgleichen sollte. "Diese drei," richtete er sein Wort direkt an Valgiso. "Müssen augenblicklich viele weitere Männer ausbilden. Und das reicht dann gerade für Mogontiacum und das Umland. Ich kann mir darüber hinaus jedoch nicht vorstellen, dass nur diese drei 'Hanseln' in der Regio noch übrig geblieben sind. Procurator," sprach er daraufhin den Quintilius an. "Ich würde dich dahingehend bitten, dringend nachforschen zu lassen, wie es im restlichen Teil der Provinz steht. Domitius hat schon sehr recht, wenn er sagt, dass die Steuern nicht gesichert sind, wenn der Grundbesitz nicht umfassend bestimmt werden kann." Noch einmal schüttelte er den Kopf, sprachlos über diese Pflichtvergessenheit der Regionalverwaltung. Er wollte nicht zu sehr anklagend vom Comes sprechen, denn der war immerhin sein Freund. Verdammt Maeceas, was hast du dir da nur für Schnitzer geleistet? "Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn die Provinzverwaltung in dieser Angelegenheit zunächst noch mit den Civitates zusammenarbeitet, da es ja letztlich auch in meinem Interesse ist, dass zumindest Mogontiacum in fließendem Übergang in der Lage ist, die Abgaben zu leisten."


    Sim-Off:

    Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass da nur drei Männekes rumspringen. Die Regio muss etliche ausgebildtete Landvermesser beschäftigt haben, um den Arbeitsaufwand bewältigen zu können. Gehen wir einfach davon aus, dass diese Männer übereilt entlassen worden sind oder sowas in der Art und jetzt einfach von den Civitates eingestellt werden können. Alles andere halte ich für unrealistisch. Nichts für Ungut, Valgiso. ;)

  • Zitat

    Marsus: "Die Regionalverwaltung hatte zum Schluss nur drei Männer mit der Landvermessung beauftragt?"


    Ich schüttelte den Kopf. "Marsus, es ist Tatsache, dass es für die ganze Regio nur einen Agrimensor gab. Schade, dass Maecenas nicht hier ist. Aber ich weiß das, weil ich mich mal um diese Stelle beworben habe. Der Agrimensor hatte drei angestellte Hilfskräfte. Mehr nicht. Weil ich in Bonna mal eine Lehre bei einem Baumeister angefangen habe, weiß ich, dass es dort auch nicht anders war. Man hat sich gelegentlich damit beholfen, Vermessungsarbeiten an Baumeister zu vergeben und als Messlattenträger Tagelöhner eingesetzt. Aber die sind erstens weg und zweitens auch nur für einfache Arbeiten einzusetzen".


    "Aber du hast meine Frage nicht klar beantwortet: Könnten sich die Civitates damit abfinden, dass es bei der Provinz dauerhaft eine Art Oberaufseher gibt, der die ordnungsgemäße Durchführung der limitationes bei den Civitates überwacht?"

  • Nachdem auch der Duumvir von Magantiacum Apullunius nicht weiter helfen konnte,
    blieb ihm nur noch der Gang zur Provinzverwaltung. Obwohl die Herren sicher Besseres zu tun hatten, als einem einfachen Bürger zu helfen, hoffte Apullunius hier nun endlich weiter zu kommen. Die Zeit drängte. Seine kleinen Ersparnisse würden nicht mer lange für Verpflegung und Unterkunft ausreichen.


    Nachdem ihm ein Mitarbeiter des Duumvir den Weg gewiesen hatte, nahm Apullunius seinen Mut zusammen und klopfte beim Procurator Civitatium...


    Klopf. Klopf. Klopf.

  • Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    "Aber du hast meine Frage nicht klar beantwortet: Könnten sich die Civitates damit abfinden, dass es bei der Provinz dauerhaft eine Art Oberaufseher gibt, der die ordnungsgemäße Durchführung der limitationes bei den Civitates überwacht?"


    "Nein!" stellte Witjon auf die erneute Nachfrage deutlich klar. "Das ist doch Quatsch. Wenn der Civitas - und da spreche ich jetzt erst einmal nur für Mogontiacum, denn über die anderen kann ich selbstverständlich nicht urteilen - schon eine ordentliche Portion der Kompetenzen der ehemaligen Regionalverwaltung zugesprochen bekommt, dann ist ein dauerhafter 'Oberaufseher' ganz bestimmt nicht in meinem Sinne." Witjon verschränkte zur Bekräftigung seiner Aussage die Arme vor der Brust und schaute überzeugt vom Princeps Praetorii zum Procurator Civitatium und zurück. "Mit einer Übergangslösung dagegen..." wollte er gerade ansetzen, als es plötzlich klopfte. Wer das wohl jetzt sein mochte? Sklaven huschten die ganze Zeit schon herein und heraus ohne anzuklopfen, aber die verhielten sich auch ruhig, ordneten irgendwo Wachstafeln ein und verschwanden wider still und heimlich. Verdutzt drehte Witjon sich in seinem Stuhl um und schaute zur Tür, neugierig wer da wohl eintreten mochte.

  • Apullunius hörte ein erregtes Gespräch hinter der Tür. Es schien um die höheren Belange des Imperiums zu gehen. Naja, man mußte eben Geduld haben, bis man herein gerufen wird....

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus


    "Nein!" stellte Witjon auf die erneute Nachfrage deutlich klar. "Das ist doch Quatsch. Wenn der Civitas - und da spreche ich jetzt erst einmal nur für Mogontiacum, denn über die anderen kann ich selbstverständlich nicht urteilen - schon eine ordentliche Portion der Kompetenzen der ehemaligen Regionalverwaltung zugesprochen bekommt, dann ist ein dauerhafter 'Oberaufseher' ganz bestimmt nicht in meinem Sinne." Witjon verschränkte zur Bekräftigung seiner Aussage die Arme vor der Brust und schaute überzeugt vom Princeps Praetorii zum Procurator Civitatium und zurück. "Mit einer Übergangslösung dagegen..." wollte er gerade ansetzen, als es plötzlich klopfte.


    Sermo hörte sich den kurzen Schlagabtausch stirnrunzelnd an. Valgiso ergriff nun plötzlich die Initiative in Aufgabenbereichen, die ihn eigentlich überhaupt nichts angingen. Natürlich, sie waren hier zusammengekommen, um über die Umsetzung der Provinzreform zu diskutieren. Aber eigentlich hatte Sermo sich das so ausgemalt, dass er seine eigenen Ideen und Vorstellungen vortrug und - nach minimalen Kompromissen, falls nötig, abhaken und zur Durchführung weitergehen konnte. Pustekuchen, wie's schien.
    "Augenblick mal..." wollte er gerade dazwischen gehen, als es klopfte. "Bona dea," grummelte er zähneknirschend, von der unerwarteten Unterbrechung verärgert. "Herein!" rief er also, als sich nach einem Moment immer noch nichts rührte, weil hinter der Tür offenbar eine zaghafte Person wartete, die nicht gelernt hatte sich energisch gegen die Barriere einer verschlossenen Tür durchzusetzen.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen und unbewegter Miene erwartete der Procurator Civitatium dann denjenigen, der nun hoffentlich eintreten würde.

  • Apullunius trat ein und fand eine äußerst erregt und ungeduldig wirkende Runde vor sich. Egal! Es ging ja schließlich auch für ihn um etwas..



    Salve, Procurator! Ich bin Apullunius aus Misenum. Ich suche Arbeit in Confluentes. Die örtlichen Beamten scheinen zur Zeit überfordert oder nicht auffindbar zu sein. Ich dachte daher, dass du mir in dieser Angelegenheit vielleicht weiter helfen kannst...


    Stumm schaute die Runde Apu an. Man konnte in ihren Gesichtern lesen, wie sie jemand mit solch einer Lapalie belestigen kann.

  • "Ahja," machte Sermo, dem sehr bewusst war wie unfähig derzeit die Stadtverwaltung in Confluentes war. "Und in Misenum hat man dir nicht beigebracht, dass man einen Termin beim Scriba ausmacht, wenn man einen Beamten sprechen will?" Sermo machte eine wegwerfende Handbewegung und ließ eine Reaktion des Mannes erst gar nicht zu. "Wie dem auch sei. Ich kann dir durchaus weiterhelfen. Als Procurator Civitatium ist es ohnehin meine Pflicht in den nächsten Tagen in Confluentes für Ordnung zu sorgen." Er kratzte sich den Bart, einen Augenblick nachdenkend. "Bis dahin kann ich aber erst einmal gar nichts versprechen." Damit war klar, dass Sermo diese Angelegenheit keinesfalls jetzt und hier klären würde. Er war hier inmitten einer Besprechung, da würde er doch nicht anfangen dahergelaufenen Leuten Arbeit zu verschaffen. "Andererseits..." Sein Blick fiel auf Valgiso. "Domitius, kannst du nicht noch einen Sekretär gebrauchen für die Regia?" Immerhin war der Domitius aufgestiegen und hatte eine freie Stelle hinterlassen. Das wäre zwar nicht in Confluentes, aber eine Anstellung in Mogontiacum sollte es ja auch tun.


    Sim-Off:

    Ich möchte dich darauf hinweisen, dass in Confluentes derzeit einfach niemand die Stadtverwaltung spielt. Dort gibt es nur noch die Soldaten der Ala II Numidia. Wenn du eine Stadt mit zivilem Leben bewohnen möchtest, empfehle ich dir Mogontiacum.

  • Apullunius spürte, dass er hier ziemlich fehlamplatz war. Das war ihm vorher klar, dass er in so hohen Beamtenkreisen nichts zu suchen hatte. Was sollte er aber tun? Schließlich gab es in Confluentes kaum Ansprechartner...


    Nun mir ist bei meiner Rückkehr schnell klar geworden, dass in Confluentes einiges aus dem Ruder läuft. Dennoch, ich würde gerne dort meinen Teil dazu beitragen meine Heimatstadt wieder vorran zu bringen.


    Mogantiacum? Das kam für ihn micht in Frage. Dazu hatte Apullunius viel zu starke Heimatgefühle. Das hatte er während seiner Italienreise gemerkt..

  • Zitat

    Sermo: "Domitius, kannst du nicht noch einen Sekretär gebrauchen für die Regia?"
    Apullunius: "... dass in Confluentes einiges aus dem Ruder läuft. Dennoch, ich würde gerne dort ... "


    Mir kam die Unterbrechung ganz gelegen. Ich hatte mich etwas in Eifer geredet. So wandte ich mich an Sermo und Marsus: "Machen wir doch erst mal eine kurze Pause. Wir haben uns die Köpfe heiß geredet, aber unser Wortwechsel hat einige Positionen klargestellt. Gleichwohl sollten wir es nicht dazu kommen lassen, dass da verhärtete Fronten entstehen. Die Frage der Aufgabenverteilung zwischen der Provinz und den Civitates dürfen wir aber auf keinen Fall aus den Augen verlieren, weil sie unser zentrales Problem ist. Und da sind wir in der gemeinsamen Verantwortung, eine brauchbare Lösung zu finden".


    Zu Apullunius gewandt: "Also, Apullunius, ich würde an deiner Stelle nicht oder wenigstens vorläufig nicht darauf beharren, in Confluentes eine Arbeit zu suchen. Ich hab das vor einigen Jahren auch mal da versucht. Damals gab es wie auch heute nichts besseres als Tagelöhnerposten in den Steinbrüchen von Antunnacum. Das kannst du gleich vergessen. Den Sesterz, den du da am Tag verdienst, der geht komplett für das Fressen drauf. So kommst du nicht weiter".


    Ich wollte ihn nicht gleich laufen lassen, ohne geprüft zu haben, für welche Arbeit er zu gebrauchen war. "Geh mal rüber in mein Büro, das ist das Officium II, dort schräg gegenüber, da wo die Tür offen steht und setz dich. Ich komm gleich nach."

  • Hm... Apullunius überlegte einen Moment. Vielleicht hatten die Herren Beamten ja recht, und man sollte es wirklich erstmal woanders versuchen. Außerdem ist es bestimmt nicht gut, den Herren dauernd zu wiedersprechen...


    Vielen Dank meine Herren. Ich werde dann in das besagte Büro gehen und dort warten...


    Apullunius ließ die Herren alleine, die sichtlich froh waren, ihn erstmal los zu sein.

  • Witjon verfolgte das Gespräch mit dem unerwarteten Besucher mit geringem Interesse. Es war nämlich der junge Mann, der ihn bereits in der Curia aufgesucht hatte und den Witjon hierher weiterverwiesen hatte. Es war demnach ein lustiger Zufall, dass der Kerl hier unangemeldet hereinplatzte. Wie dem auch war, Witjon stimmte dem Vorschlag eine Pause einzulegen zu und so gönnten sie sich einen Augenblick Ruhe, um die Gemüter abzukühlen.


    Als sie dann wenig später wieder beeinander saßen, ergriff Witjon einfach als erster das Wort. "Ich denke wir sollten dann einfach erstmal mit 'Secundo, Aufgabenbereich des Regionarius mit Centurio Statorum und Praefectus Portuensis', fortfahren. Und dazu kann ich direkt folgendes sagen: Die Arbeit des Regionarius fällt zu großen Teilen ebenfalls der Civitas zu, zumindest innerhalb ihrer Grenzen. Fallen also Straftäter über die Gemeindegrenzen hinaus auf, wird die entsprechende Stelle der Provinzverwaltung tätig, also der Iuridicus oder, falls der Posten nicht besetzt ist, der Legat selbst als oberster Rechtsprecher. Die Ermittlungsarbeit übernehmen natürlich die Frumentarii und der Centurio Statorum. Tja, und für die Sicherheit der Straßen sind wohl ohnehin die Streckenposten zuständig, also die Auxiliaren, die an wichtigen Knotenpunkten oder bei den Pferdewechselstationen des Cursus Publicus unterkommen. Nicht wahr?" Jetzt hatte er ja schon so einiges aufgezählt, aber das wichtigste musste er noch hinzufügen. "Achja, die Aufgaben des Praefectus Portuensis übernimmt ein gewählter Aedil der jeweiligen Civitas. Das wird wohl das einfachste sein und erspart der Provinzverwaltung auch in diesem Bereich lästige Kompetenzverteilungen und Neuordnungen."

  • "Das sehe ich auch so," stimmte Sermo dem Gesagten zu. "Sei dir jedoch bewusst, dass der Aufgabenbereich des Aedils sich nicht auf den Hafen der Classis erstreckt." Damit war für ihn dieser Punkt sogar ziemlich zügig abgehakt und da Massula genauso wenig dazu beizusteuern hatte, ging er direkt zum nächsten über. "Also gut, zum nächsten Punkt. Tertio, der Aufgabenbereich des Procurator Aquarum mit dem Aquarius." Sermo wechselte einen Blick mit den beiden Anwesenden und fuhr dann fort, wobei er auch hier mehr klarstellte, als Meinung einzuholen. "Die Arbeit des Procurator Aquarum fällt ausnahmslos in die Hände der Civitates. Punkt. Die bereits ausgebildeten Aquarii sollen auf die größten Civitates verteilt werden und dort mit der Ausbildung neuer Fachkräfte beginnen," diktierte Sermo einem Schreiber, der von Beginn an in einer Ecke am Schreibpult stand und das Wichtigste notierte, das später von den Amtshelfern des Procurator Civitatium ausgeführt werden würde. "Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Die Provinzverwaltung schreitet wie überall, wo sie sonst Kompetenzen abgibt, lediglich bei groben Mißständen ein." Ein abwartender Blick in die Runde, dann ging er gleich zum folgenden Punkt über.
    "Quarto der Bereich des Procurator Viarum. Auch hier das selbe Spielchen. Die Aedile bekommen die Aufsicht über die öffentlichen Straßen auf Gemeindegebiet." Er fixierte kurz den Duccius, bevor er weitersprach. "Gut. Das war einfach. Schließlich noch quinto, der Bereich des Praefectus Vehiculorum. Domitius, du sagst hier ginge es nur um den Stationarius? Inwiefern? Der untersteht doch nicht einmal der Provinzverwaltung, was haben wir also mit dem zu schaffen? Das ist Sache des Cursus Publicus." Stirnrunzelnd richtete Sermo seinen Blick auf Massula. Das war sicherlich nur ein Missverständnis. Oder hatte Massula spezifischere Informationen?

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