Begegnungen mit anderen

  • Unter der Bezeichnung, was sie in seinen Augen war, zuckte sie innerlich zusammen. Nun, sie war seit ihrer Geburt schon Sklavin und hatte zwischendrin ein paar Jahre als fingerflinke Diebin auf der Straße verbracht, bis sie wieder eingefangen worden war. Mit sichtlicher Verwunderung beobachtete Tilla, wie sich die drei Sklaven zu Statuen verwandelten. War dieses Verhalten in seinen Gemächern so üblich? Oder hatte er einen Befehl gegeben, den sie nicht mitbekommen hatte? Darüber rätselnd trat sie nach ihm ein und blieb wenige Schritte später stehen.


    Immer noch zierte echte Verwunderung ihre Miene, während sie die stummen und stocksteif stehenden Sklaven betrachtete. Weil sie so oft bei Prisca war und ihr diente, hatte sie sich noch nicht näher mit der hiesigen Sklavengemeinschaft beschäftigen können. Zum Beispiel damit, wie man sich bei den Flaviern verhielt und ob es Unterschiede zu den aurelischen Sklaven gab. Vor Jahren hatte sie einmal Flavia Celerina (Die Götter mögen sie selig haben!) besucht, diese hatte sich mit stummen Sklaven umgeben. Damals war Tilla ganz aus dem Häuschen gewesen: darüber auf andere stumme Sklaven zu treffen und zu sehen, dass ihre Behinderung nicht einzigartig war.


    Durch seine Stimme aus den Überlegungen und Gedanken gerissen nickte sie zu seinem Vorschlag und schenkte ihm ein unschuldiges unbefangenes Lächeln. Mit allem was mit Ägypten, der dortigen Mode und Schmuck zu tun hatte, konnte er Prisca eher für sich gewinnen. Nur warum sollte sie ihm das verraten? Er würde sie ja gleich persönlich kennenlernen.

  • Dass er Tilla durch seine Anrede in irgendeiner Weise erschüttern oder besonders treffen könnte, war dem jungen Flavier schlichtweg nicht bewusst, verbarg sich doch dahinter, zumindest für ihn, keinerlei Geringschätzung. Es gab schließlich ganz einfach freie Bürger und Sklaven, sowie auch Patrizier und Plebejer, das war eine Tatsache, die zu hinterfragen zwar eine nette philosophische Spielerei sein mochte, jedoch keine gravierenden Veränderungen für die Realität bewirkte. Und so war es für ihn mittlerweile auch selbstverständlich, dass jene Sklaven der Villa, die nicht im unmittelbaren Umfeld und persönlichen Kreis des jungen Flaviers sich aufhielten, tatsächlich mit der Einrichtung zu verschmelzen pflegten. So dauerte es auch einige Momente, bis Flaccus die Verwunderung im Antlitz der jungen Sklavin mit dem Verhalten eben jener gleichsam lebendigen Einrichtung in ursächlichen Zusammenhang zu bringen vermochte. Die Erkenntnis ließ ihn schließlich lächeln, denn Tilla würde in der Villa Flavia zweifellos noch weitaus seltsamere Dinge zu sehen bekommen, sodass die lebenden Statuen lediglich Vorboten künftiger Überraschungen sein mochten. Erst seine Worte schienen ihre Aufmerksamkeit wieder auf seine Person zu lenken, und zufrieden nahm Flaccus das zustimmende Nicken zu seinem Vorschlag zur Kenntnis. Die Chlaina auf einer Kline weiter hinten im Raum ablegend, zog Flaccus mit einer raschen Bewegung die Tunika über den Kopf, sodass er nun völlig nackt im Raum stand. Nicht lange allerdings währte dieser Zustand, denn schon warf er sich den dunklen Stoff geschickt über die linke Schulter, und holte aus einer kleinen Schatulle eine goldene Spange hervor, deren Oberfläche ein wilder Greif zierte. Mit dieser in der einen Hand (die andere musste die Chlaina festhalten), trat er wieder zu Tilla. "Könntest du den Stoff mit der Spange auf der rechten Schulter festmachen?" Normalerweise gab es ja für solche Dinge, wie auch das Anlegen der Toga, die ornatrix, aber Flaccus war schon voll Vorfreude auf das Gespräch mit Prisca, sodass er jetzt keine Zeit mehr verlieren wollte.

  • Tilla beobachtete den Flavier und behielt die 'lebenden' Statuen im Auge. Vielleicht hatte der junge Mann irgendeinen Trick angewendet und durch diesen mit den Sklaven kommuniziert. Sie errinnerte sich noch genügend an die Zeit auf der Straße, wo sie hin und wieder zu diebischen Anlässen per Zeichensprache mit anderen Strassenkindern kommuniziert hatte, vor allem um Nahrung zu beschaffen. Bei seinem nackten Anblick peinlich berührt sah sie zur Seite. Zwar war die stumme Sklavin mit Hektor zusammen und hatte den Leibwächter auch schon nackt gesehen. Doch bei diesem Mann hier war es anders: eben weil er nicht mit ihr auf einer Stufe stand. Er war der Herr des Hauses beziehungsweise einer von denen.


    Der Flavier verriet, wo die goldenen Schmuckstücke sich befanden. Es war seltsam. Zu Hause zeigten sie die Standorte ihren Reichtums. Auf der Strasse dagegen wurde alles getan um alles wertvolle zu schützen. Begleitet von einem raschen Nicken ergriff sie fingerflink die Spange. Sie nahm sich keine Zeit diese zu bewundern und tat was ihr befohlen worden war. Davon ausgehend, dass er mit den Vorbereitungen fertig war, ging sie voran zur Tür und hielt sie für ihn auf. Schliesslich schlug Tilla den Weg zu Priscas Gemächern ein. Es konnte ja sein, dass die Herrin inzwischen von den innerhäuslichen Streifzügen zurückgekehrt war. Tilla klopfte an und stellte sich in den Türrahmen. Herrin, einer von denen, äh von den Flaviern. Ein junger Flavier möchte dich kennenlernen. gebärdete sie flink den Grund des Auftauchens und wartete auf die Einladung, dass der junge Mann eintreten durfte/sollte. Die gefaltete Toga hielt sie unterm Arm geklemmt und hoffte, dass Prisca diesen Batzen Stoff nicht als männliches Kleidungsstück erkannte. Sonst würde es schon wieder Ärger geben... ihre Haare waren kurz genug.

  • Zitat

    Original von Tilla Romania
    Tilla beobachtete den Flavier und behielt die 'lebenden' Statuen im Auge. Vielleicht hatte der junge Mann irgendeinen Trick angewendet und durch diesen mit den Sklaven kommuniziert. Sie errinnerte sich noch genügend an die Zeit auf der Straße, wo sie hin und wieder zu diebischen Anlässen per Zeichensprache mit anderen Strassenkindern kommuniziert hatte, vor allem um Nahrung zu beschaffen. Bei seinem nackten Anblick peinlich berührt sah sie zur Seite. Zwar war die stumme Sklavin mit Hektor zusammen und hatte den Leibwächter auch schon nackt gesehen. Doch bei diesem Mann hier war es anders: eben weil er nicht mit ihr auf einer Stufe stand. Er war der Herr des Hauses beziehungsweise einer von denen.


    Der Flavier verriet, wo die goldenen Schmuckstücke sich befanden. Es war seltsam. Zu Hause zeigten sie die Standorte ihren Reichtums. Auf der Strasse dagegen wurde alles getan um alles wertvolle zu schützen. Begleitet von einem raschen Nicken ergriff sie fingerflink die Spange. Sie nahm sich keine Zeit diese zu bewundern und tat was ihr befohlen worden war. Davon ausgehend, dass er mit den Vorbereitungen fertig war, ging sie voran zur Tür und hielt sie für ihn auf. Schliesslich schlug Tilla den Weg zu Priscas Gemächern ein. Es konnte ja sein, dass die Herrin inzwischen von den innerhäuslichen Streifzügen zurückgekehrt war. Tilla klopfte an und stellte sich in den Türrahmen. Herrin, einer von denen, äh von den Flaviern. Ein junger Flavier möchte dich kennenlernen. gebärdete sie flink den Grund des Auftauchens und wartete auf die Einladung, dass der junge Mann eintreten durfte/sollte. Die gefaltete Toga hielt sie unterm Arm geklemmt und hoffte, dass Prisca diesen Batzen Stoff nicht als männliches Kleidungsstück erkannte. Sonst würde es schon wieder Ärger geben... ihre Haare waren kurz genug.


    Tatsächlich war Prisca zu diesem Zeitpunkt in ihren Gemächern anzutreffen, auch wenn dies nicht zwingend hieße, dass die Aurelia den lieben langen Tag dort verbrachte. Wirklich lange hielt es die unternehmungslustige Aurlelia ohnehin nicht (alleine) an einem Ort aus falls doch, dann könnte es mitunter nicht gerade schicklich sein, sie just in dem Moment zu stören.


    So einen Moment erwischte Tilla aber (zum Glück) nicht, da die Aurelia gerade entspannt in einem Sessel saß - ihr Kästchen mit den persönlichen Dingen auf dem Schoß haltend - und versonnen das Gedicht zum x-ten Mal las, welches ihr Mann ihr einst zum Geschenk gemacht hatte.


    Durch das Klopfen veranlasst, wandte Prisca nun den Blick zur Türe und entzifferte die stummen Gesten ihrer Leibsklavin, mit der mittlerweile gewohnten Routine.


    "Ein junger Flavier möchte mich kennen lernen?, erstaunt und interessiert zugleich wanderte Priscas Augenbrauen nach oben. Wer mochte das wohl sein? "Bitte, er soll eintreten!", gab sie fast zeitgleich zur Antwort, ohne weiter auf das Kleidungsstück zu achten das Tilla in den Händen hielt. Wenn ein Flavier sie aufsuchte, hatte er sicher gute Gründe, oder sich zumindest seine Gedanken darüber gemacht, warum er sie sie so unvorbereitet "überfliele".


    Prisca erhob sich sogleich aus ihrem Sessel, um den Gast gebührend zu begrüßen und ihre Verwunderung wuchs noch mehr, als sie den Eintretenden identifizierte: Salve, ... Flavius" Flaccus ist sein Name, wenn ich mich recht erinnere? Der Neffe ihres Mannes. Was will er denn von mir? Aber nett, dass er einfach so vorbei schaut ..., schoss es Prisca spontan durch den Kopf: "Was verschafft mir die Ehre deines unangemeldeten Besuches?", erkundigte sie sich höfllich und mit einem freundlichen Lächeln welches vermitteln sollte, dass sie durchaus angenehm überrascht war. "Möchtest du dich vielleicht setzen?, bot sie mit einer einladenden Geste ihrem Gast einen Platz an, was wiederum für ihre Leibsklavin bedeutete, dass sie sich augenblicklich um das leibliche Wohl der Herrschaften zu kümmern hatte. Speisen und Getränke standen schließlich zur Genüge bereit ...

  • Mit einem feinsinnigen Lächeln auf den Lippen trat Flaccus ein und deutete, allen Regeln der Hochachtung nachkommend, eine leichte Verbeugung an. Sodann suchten seine dunklen Augen jene der Aurelia, in welchen, wenig verwunderlich ob des unangekündigten Besuches des jungen Mannes, ein Ausdruck leichter Verwunderung lag. Dennoch fand ein freundliches Lächeln den Weg auf ihre unvergleichlich zarten Züge, welches eine unmittelbare Erwiderung in einem warmherzigen Ausdruck im Antlitz des Flaviers finden sollte. "Salve", erwiderte er ihren Gruß freundlich und mit entspannter Stimme, obwohl er sich nun in der etwas unangenehmen Lage wiederfand, einen plausiblen Grund für diesen Besuch seiner ansonsten durchaus lebendigen Imagination zu entlocken. Da ihm jedoch spontan kein solcher in den Sinn kommen mochte, versuchte er diesen Makel durch ein gebührend Maß an Charme wettzumachen. Einen kleinen Schritt hin zu Prisca und dem angebotenen Platze setzend, hielt Flaccus schließlich zögernd inne, um auf ihre Frage zu antworten. "Nun, ein ... überaus glücklicher Zufall ließ mich mit diesem hübschen Mädchen ...", er wies leicht auf Tilla, die immer noch die gefaltete Toga unterm Arm hielt, " ... zusammentreffen. Überaus glücklich deshalb, weil er mich erkennen ließ, dass ich es bisher in schändlicher Weise gänzlich unterlassen habe, die bezaubernde Gattin meines Onkels, der mir in so vielen Dingen Vorbild ist, näher kennen zu lernen." Was durchaus der Wahrheit entsprach und sich, so fand Flaccus zumindest, auch gar nicht schlecht anhörte. "Entschuldige bitte die übereilte Art mein Vorhaben in die Tat umzusetzen ... doch ich wollte, nein, ich musste diesen betrüblichen Umstand einfach auf der Stelle aus der Welt schaffen.", ein vergnügtes Lächeln begleitete seine Worte ehe ihm ein Gedanken in den Kopf zu schießen schien, der unmittelbar einen beinahe bestürzten Ausdruck auf seinen Zügen formte. "Deine Sklavin trifft daran allerdings nicht die geringste Schuld, ich selbst habe sie beinahe dazu genötigt, sofort nachzusehen, ob du mich empfangen kannst..." Das entsprach zwar nicht gänzlich der Wahrheit, aber Flaccus wollte auf keinen Fall, dass Tilla sich Ärger einhandeln würde, weil sie ihn ohne Anmeldung zu den Räumen ihrer Herrin geführt hatte.

  • Der Flavier durfte eintreten. Tilla gab ihm den Weg frei und zog die Tür wieder in die urspüngliche Stellung zurück. Ihr fielen auf die Zeichen ihrer Herrin genügend Speisen und Getränke ein. Der Flavier begann zu sprechen und erwähnte sie in seinen Worten. Tilla errötete, wusste im nächsten Moment nicht, wohin mit der zusammengefalteten Toga und legte diese behelfsmässig auf dem herrschaftlichen Bett ab. Um dieses Kleidungsstück würde sie sich auf jeden Fall noch heute kümmern, am besten persönlich, auch wenn dies eine Menge zusätzliche Arbeit bedeutete. Oder sie jubelte die Toga den Sklaven des Besuchers unter?!? Immer noch interessierte es sie, welchen Trick der stillen und stummen Kommunikation er mit seinen Sklaven angewandt hatte! Fingerflink befüllte sie zwei kleinere Schälchen mit einer Komposition aus getrockneten Früchten und Nüssen und schliesslich zwei Becher mit verdünntem Wein. Sie stellte alles in Reichweite der Hände von Herrin und Besucher hin und sich selbst schräg neben Priscas Stuhl auf. Sie hatte nicht überhört, dass der Flavier sie nochmals erwähnte und errötete einmal mehr bis unter die Haarspitzen. Zweimal Lob im Abstand von wenigen Minuten zu hören war selten und brachte die stumme Sklavin dazu ihn dankbar anzulächeln.

  • Wirklich sehr charmant, … die Flavier, fand Prisca ihr positives Bild von den männlichen Flaviern erneut in Flaccus bestätigt, als dieser mit einer leichten Verbeugung und einer durchaus plausiblen Erklärung aufwarten konnte. Sein leichtes Zögern legte zwar die Vermutung nahe, dass dieser Besuch alles andere als geplant gewesen war, doch was spielte das anderseits für eine Rolle?! "Ich freue mich sehr, Flavius, dass du diesen glücklichen Zufall sogleich zum Anlass genommen hast mich zu besuchen", entgegnete Prisca deshalb auch mit einem herzlichen Lächeln, ohne sich die innere Verwunderung über seine Äußerung bezüglich ihrer Leibsklavin anmerken zu lassen. Warum nannte er Tilla ausgerechnet so? Und warum erwähnte er sie überhaupt im Zusammenhang mit seinem Besuch? Hatte er gar Interesse an Tilla? Nun dieser Gedanke mochte völlig absurd sein, doch war Prisca bislang davon ausgegangen, dass alle Flavier ihre Sklaven stets mit absoluter Strenge und Nichtachtung behandelten.



    In dieses Bild eines "gestrengen Herrn" mochte dieser feinsinnige Mann mit seinen feinen Umgangsformen und seine offenbare Sorge um eine 'einfache Sklavin' nicht so ganz passen, aber das machte ihn andererseits umso sympathischer. Wirklich erstaunlich wie er meine Sklavin in Schutz nimmt, um seinen spontanen Besuch zu rechtfertigen, dachte Prisca während sie den Flavier weiter offen und freundlich anlächelte. "Du brauchst dich bei mir für nichts zu entschuldigen, werter Flavius. Ich schätze die Gastfreundschaft deiner Familie sehr, mit der sie mich hier aufgenommen hat und wenn es dein spontaner Wunsch war mich näher kennen lernen zu wollen, so ehrt mich das umso mehr!" Mit diesen ehrlich gemeinten Worten lud die Aurelia ihren Gast endgültig dazu ein, Platz zu nehmen und nachdem dies geschehen war, fügte sie harmlos scherzend hinzu: "Naja zumindest so lange, wie du mich nicht Tante nennen wirst, sondern einfach nur Prisca! Ansonsten muss ich dir dein unangemeldetes Eindringen in meine Gemächer wohl doch übel nehmen! Ebenso wie Tilla nur dann etwas zu befürchten hat, wenn sie mich blamiert. Aber sie ist eigentlich immer brav und folgsam, von daher, … nicht wahr, Tilla?!" Prisca kicherte vergnügt über ihre gespielte Drohung und hielt prostend den Becher hoch, den sie soeben von ihrer Leibsklavin gereicht bekommen hatte. Es war ein offenes und freundschaftliches Angebot ihrerseits, an den sympathischen Neffen ihres Mannes, der es momentan wirklich nur dann mit ihr verscherzen könnte, wenn er sie tatsächlich als seine 'Tante' bezeichnen würde. Fast zeitglich traf Tilla flüchtig ein tadelnder Blick, da Prisca den "haarigen Vorfall mit ihrer Cousine Flora" noch längst nicht vergessen hatte, obgleich sie ihre Sklavin - warum auch immer - vor dem Flavier in Schutz nahm.

  • Nun, das Bild eines "gestrengen Herrn" wollte der junge Flavier, wenigstens in jenem Moment, tatsächlich nicht abgeben, sondern ließ vielmehr seine joviale Ader zum Vorschein treten. Andererseits hatte er tatsächlich an der jungen Sklavin Gefallen gefunden, sodass die Sorge, sie könnte für den unangemeldeten Besuch zur Rechenschaft gezogen werden, die hörbar in seiner Stimme mitschwang, eine durchaus ehrliche war. Prisca schien den spontanen Besuch jedoch ohnehin nicht übel zu nehmen, sodass sich die Situation rasch entspannte, und Flaccus nun endgültig dem freundlichen Angebot Platz zu nehmen nachkam. Tante. Der junge Flavier musste grinsen. Auf die Idee, die anmutige junge Frau, der er nun gegenüber saß, als Tante zu bezeichnen, wäre er von alleine wohl kaum gekommen, und so stimmte er mit einem herzhaften Lachen in Priscas Kichern ein, die es offensichtlich genoss die Herrschaftsansprüche in ihren Gemächern mit gespielten Drohungen zu unterstreichen. Flaccus griff nach seinem Becher und prostete seiner Tante, denn das war sie in der Tat, fröhlich zu, ehe er ohne nachzudenken ein paar Tropfen des Weines zu Boden fallen ließ, jedoch wohlbedacht darauf, niemanden durch die fallenden Tropfen in Gefahr zu bringen. Der Wein schmeckte vorzüglich - nichts anderes hatte er erwartet - und Flaccus nutzte nutzte die kleine Pause, um den Raum zu mustern, den Prisca als ihr privates Reich erkoren hatte. Er vollführte eine vage Bewegung mit seinem Becher, die den ganzen Raum einschloss und nickte anerkennend. "Wie ich sehe hast du deinem erlesenen Geschmack bereits freien Lauf gelassen. Ich hoffe du vermisst in unserem bescheidenen Heim keine Annehmlichkeiten der aurelischen Villa?", eine bewusst bescheidene Frage rhetorischer Natur, denn wiewohl Flaccus das Innenleben des aurelischen Anwesens nicht kannte, so mochte er sich doch kaum vorstellen, dass die flavische Villa ihm in etwas nachstehen würde. "Gewiss' braucht es etwas Zeit um sich an alles zu gewöhnen, doch sei versichert, es ist den Flaviern eine Ehre, dich nicht nur in unser Haus, sondern vielmehr unsere Familie aufzunehmen.", seine Worte hatten einen warmherzigen Unterton, der lediglich in leichtem Gegensatz zu der kaum erwähnenswerten Tatsache stehen mochte, dass die flavische gens eine überaus ... außergewöhnliche war, in der jedes Familienmitglied gewisse ... Eigenheiten trug, die es jedoch gewöhnlich mehr oder weniger gut zu kaschieren vermochte. Eher weniger. Naja. Jedenfalls lächelte Flaccus aufrichtig, und ließ nicht im Geringsten den Anschein erwecken, dass die ansehnliche Aurelia durch ihre Heirat etwa in eine Familie von Verrückten sich eingegliedert hätte.

  • Puh, die Kurve lag hinter ihr. Stumm stand sie schräg hinter Prisca und lauschte dem Gespräch. Aha, ihre junge Herrin war die Tante von dem jungen Mann. das hiess also.. ja was?? Tilla gestand sich gegenüber ein, dass sie keine Ahnung von Verwandtschaftsverhältnissen hatte. Ihr Name wurde abermals erwähnt. Tilla nickte stumm lächelnd auf die Beteuerung, dass sei brav und folgsam war. Sie war es schon immer gewesen bis auf das letzte Mal, wo sie erstmals einer Herrin widersprach und sogleich die Strafe zu spüren bekam.


    Der tadelnde Blick saß! Die junge Sklavin straffte die Schultern und war bereit den sitzenden Personen Wein nachzuschenken oder andere Dinge zu tun, die dem Wohl und Wehe diente. Die trocknenden Weinflecken auf dem Boden würde sie nicht wegputzen, da sie längst wusste, was dies zu bedeuten hatte. Dem Flavier fiel die Einrichtung auf und er sprach von seiner Familie, in die die Herrin eingeheiratet hatte. Seine Familie war reich und einflussreich.

  • Seinem herzhaften Lachen nach zu urteilen nahm Flaccus es mit Humor, dass Prisca ihm "drohte", da es ihm offenbar selbst nie in den Sinn gekommen wäre sie als seine Tante zu bezeichnen. Prisca gefiel seine Reaktion, denn sie mochte Männer mit Humor und es freute sie, dass ihre 'kleine Drohung' die anfängliche Unsicherheit (die einer ersten Begegnung oftmals anhaftete) zu einer nunmehr entspannten Stimmung verhalf. Aufmerksam verfolgte sie nun wie der Flavier Platz nahm und nach dem Trinkritual seinen Blick anerkennend durch den Raum schweifen ließ. Das Lob bezüglich der Raumgestaltung und ihres erlesenen Geschmackes tat natürlich gut und Prisca fand ihre Umgestaltungsmaßnahmen bestätigt, die sie diesem Raum hatte angedeihen lassen. "Wie könnte ich hier etwas vermissen? Es ist wunderschön hier. Nun ja, … ich habe lediglich mein Gemach ein kleines bisschen umgestaltet und mit ein paar Mitbringsel aus meinem alten Zimmer geschmückt." Naja, das war ein 'kleines bisschen' untertrieben, angesichts der tatsächlichen Veränderungen die stattgefunden hatten. Nicht, dass ihr das Zimmer in seinem Urzustand nicht gefallen hätte, nein nein, aber SO fühlte sie sich doch wesentlich wohler, indem sie kurzerhand das komplette Interieur durch ihre eigens mitgebrachten Möbel hatte ersetzen lassen: Ein breites Bett aus Ebenholz mit unzähligen weißen Seidenkissen, eine Anrichte aus Elfenbein, auf der die unzähligen Duftflakons drapiert waren, ein Frisiertisch, die kleine Sitzgruppe, mehrere Kleidertruhen und der riesige Wandspiegel aus feinpoliertem Silber, welcher der ganze Stolz der Aurelia war. Die Wände zierten zudem frische Farben und helle Landschaftsbilder, die das cubiculum freundlich und weitläufiger wirken ließen. Wallende Vorhänge aus transparent-seidenen Tüchern und Dutzende Kerzenlichter rundeten den persönlichen Geschmack der Aurelia schließlich ab. Wer auch immer hier zuvor gelebt haben mochte, er würde den Raum jedenfalls nicht wieder erkennen.


    Aber nicht nur wegen ihrer Möbel fühlte sie sich wohl hier, auch wegen der Herzlichkeit, mit der man sie hier aufgenommen hatte. Prisca senkte leicht verlegen den Blick als Flaccus dies noch einmal betonte. Aufgenommen zu sein in der Familie und nicht nur "geduldet zu werden" unter einem Dach, das bedeutete der Aurelia sehr viel! "Ich danke dir, Flavius, für deine lieben Worte. Für mich ist es eine große Ehre,Teil dieser altehrwürdigen Familie zu sein und ich werde alles tun, um mich ihrer würdig zu erweisen", versicherte Prisca offen und ehrlich gemeint, aber auch in dem Bewusstsein, dass sie künftig mit ihren Eskapaden noch vorsichtiger sein müsste. Wobei die Aurelia nun nicht vor hatte irgend jemandem Schande zu bereiten und am wenigsten ihrem Mann, den sie über alles liebte - auch wenn er seine 'Eigenheiten' besitzen mochte (die man durchaus so manchem Flavier nachsagte).


    Aber was genau sagt man den Flaviern nun eigentlich nach?, kam Prisca spontan ins grübeln, während sie trank und über den Rand des Bechers ihr Gegenüber aufmerksam betrachtete. Dass sich die Flavier für die einzigen und wahren Herrscher des Reiches hielten, dass sie sich Anderen gegenüber stets hochnäsig und herablassend verhielten und, dass sie grausame Herren waren, die ihre Sklaven bis aufs Blut schunden?? Vom Hang zur Dekadenz, angesichts des unübersehbaren Reichtum und Prunk mal abgesehen, wirkten die Flavier eigentlich wie eine ganz normale Familie, wie Prisca fand und sie war selbst dekadent genug, um daran Gefallen zu haben. Keine Spur von Größenwahn, Hochmut oder sonstigen Geisteskrankheiten. Da machte auch Flaccus keine Ausnahme, der ihr nun gegenüber saß und einen sehr sympathischen Eindruck hinter ließ.


    Das Thema 'Familie' war eigentlich ideal, um sich näher kennen zu lernen und so setzte Prisca das nette Gespräch fort, indem sie sich von Tilla nachschenken ließ und dann dem Flavier gut gelaunt zu prostete: "Mögen die jüngst geschlossenen Ehen zwischen Flaviern und Aureliern beiden Familien zu Ruhm und Ehre gereichen und … ihnen viele Kinder schenken" Verpackt in einen lockeren Trinkspruch konnte sich Flaccus leicht denken auf welche Verbindung sie damit noch anspielte. Die Ehe zwischen ihrem Cousin Sextus und seiner Tante Nigrina, aus der mittlerweile sogar Nachwuchs hervorgegangen war. Bei Prisca ließ Iunos Segen hingegen noch auf sich warten, weshalb die Aurelia leise seufzte, ehe sie (neugierig wie sie nun mal war) noch rasch nach hakte. "Und wie sieht es bei dir aus, hast du ebenfalls schon Heiratspläne, Fla … Flaccus? Darf ich dich so nennen? Oh und verzeih mir bitte, falls ich dir mit meiner Frage zu nahe getreten sein sollte", schuldbewusst sich auf die Unterlippe beißend sah Prisca den Flavier mit großen Augen an. Zugegeben war dies ein wenig geschauspielert, aber das machte sie meistens so wenn sie absichtlich 'indiskret' sein wollte. Und bei Flaccus steckte ja keine böse Absicht dahinter, sondern reines Interesse ...

  • Um seine Worte zu unterstreichen widmete Flaccus seine Aufmerksamkeit noch einen Augenblick der stilvollen Einrichtung des Gemaches, das die Aurelia nach ihrer Heirat mit Piso bezogen hatte. Wiewohl er das Ausmaß der Veränderungen, die sie dem Raum hatte angedeihen lassen, selbst nicht nachvollziehen konnte, da er das Zimmer in seinem Urzustand schlichtweg nicht gekannt hatte, ein Umstand, der ob der atemberaubenden Größe der flavischen Villa nicht weiter verwunderlich erscheinen darf, so konnte er sich durchaus vorstellen, dass sie ihn ein wenig mehr, als ein kleines bisschen umgestaltet hatte. Die wundervollen Landschaftsbilder die dem Raum einladende Tiefe verliehen, schienen dem jungen Flavier die Handschrift seines Onkels, gleichermaßen Vorbild als Verwandter und großer Ästhet, zu tragen, wiewohl gewiss auch Aurelia Prisca der holden Kunst durchaus nicht abgeneigt war. Jedenfalls begünstigte die helle und einladende Einrichtung des Raumes die freundschaftliche, ungezwungene Atmosphäre, die sich langsam auf angenehme Weise über die Situation legte. Wenngleich Flaccus sich ob des Anflugs von Verlegenheit, der Prisca bei seinen Worten ihren Blick senken ließ, eines belustigten Lächelns nur mühsam erwehren konnte, schien die Aurelia doch trotz ihres jugendlichen Alters das sittsame Verhalten einer ehrenvollen römischen Matrone bereits reichlich verinnerlicht zu haben, rundeten ihre ehrenvollen Worte über seine gens den wohlwollenden Eindruck, den er von ihr erhalten hatte, harmonisch ab.


    Auf das lockere Familienthema eingehend, brachte Prisca, in einen lockeren Trinkspruch verpackt, auch die zweite aurelisch-flavische Ehe, die in jüngster Vergangenheit geschlossen worden war, ins Spiel. "Das geben die Götter!", pflichtete er ihr bei und nahm einen weiteren Schluck des köstlichen Tropfens. Ein leises Seufzen der Aurelia entging seinem wachen Geiste indessen keineswegs, welches er in Gedanken auf die Projektion des elterlichen Glücks seiner Tante Nigrina und ihres Gatten Aurelius Lupus, das sich erst vor kurzem zu jenem der Ehe hinzugesellt hatte, auf die eigene Situation Priscas und die wohl noch auf sich warten lassende Schwangerschaft zurückführte. Während sie ihm, ein wenig neugierig, aber so waren die Frauen nun mal, nun eine Frage zu seinen heiratstechnischen Plänen stellte, musterte er verstohlen in einem kleinen Seitenblick die Figur der Aurelia, die, wiewohl natürlich umwerfend und überaus anziehend, tatsächlich, wenigstens für das in dieser Hinsicht durchaus als ungeübt zu bezeichnende Auge des Flaviers, keinerlei Anzeichen einer sich anbahnenden Schwangerschaft zu zeigen schien. Beruhigt also, dass das leise Seufzen wohl nichts mit seinem Verhalten oder gar seiner Anwesenheit zu tun haben mochte, widmete er seine Aufmerksamkeit nun wieder gänzlich den Worten der Aurelia und suchte ihren Blick mit seinen dunklen Augen. Erst einen kleinen Moment später hatte er die Bedeutung ihrer Worte auch mit dem Verstand erfasst, und hätte sich um ein Haar verschluckt, konnte aber die Katastrophe, die wohl mit einer etwas peinlichen Situation einher gegangen wäre, noch souverän abwenden. Dennoch war wohl, sosehr er sich auch mühte, ein überlegenes Lächeln aufzusetzen, klar erkennbar, dass Flaccus noch nicht allzu viele Gedanken diesen Überlegungen gewidmet hatte. Dennoch boten ihre großen Augen und ihr schuldbewusster Biss auf die Unterlippe, einhergehend mit der Verwendung seines Cognomens, dem Flavier die Möglichkeit, zunächst darauf einzugehen und so gleichermaßen seinen Humor spielen zu lassen, wie der primären Frage nach seinen Heiratsplänen noch etwas Aufschub zu gewähren. "Selbstverständlich ...", erwiderte er freundlich, ehe er in gespielt bestürztem Ton hinzufügte, "Aber der mit den riesigen Ohren war mein Vater, ich hab' zum Glück die meiner Mutter geerbt ...", was kein Hindernis dargestellt hatte, das wenig vorteilhafte Cognomen auch an den Sohn weiterzugeben, zwecks Wahrung der Traditionen et cetera. Niemals ließ der junge Flavier eine Chance aus, einen, im Normalfall mit der Demonstration seiner gänzlich normalen Ohren verbundenen Witz über sein Cognomen anzubringen, zumal er es mittlerweile bereits mit Stolz zu tragen gelernt hatte. Nach einem weiteren Schluck Wein, begleitet von einem Grinsen ob der Erinnerung an die gewaltigen Segelohren seines Vaters, sah er nun jedoch den Augenblick gekommen, die eigentliche Frage der Aurelia zu beantworten. Begleitet von einem Schulterzucken meinte er also, dass er sich kaum noch Gedanken darüber gemacht hätte, und ob Prisca etwa ansehnliche heiratswütige Patrizierinnen kannte, die Lust hätten, einen jungen Flavier kennenzulernen. "Aber erwähne nicht mein Cognomen, das könnte sie am Ende noch abschrecken...", fügte er schließlich schmunzelnd hinzu, wenngleich er mit seinem äußeren Erscheinungsbild durchaus zufrieden war. Sich kurz umblickend schenkte er Tilla ein flüchtiges Lächeln, ehe er seine Aufmerksamkeit erneut gänzlich der Aurelia widmete.

  • Tilla grinste in sich hinein. Jawoll, die Herrin hatte ihr Gemach ein kleines bisschen umgestaltet und mit ein paar Mitbringsel aus ihrem alten Zimmer geschmückt. Doch wer hatte die schweren Möbelstücke hierher gebracht und an Ort und Stelle verfrachtet? Sie und die Sklavengemeinschaft! Sie konnte sich gut an das Fluchen einiger Sklaven errinnern, die über die Anzahl der Kieidertruhen gemosert hatten. Beim Transport des Spiegels hatte Tilla mit angepackt und erleichtert aufgeatmet, als der Spiegel ohne Kratzer oder Risse an seinem neuen Standort stand. Puh, war das eine Plackerei gewesen, dafür war das Zimmer richtig gut gelungen. Einzig die vielen Kerzen waren ihr nicht geheuer, da die Stoffvorhänge sehr lang waren. Seitdem hatte sie gemeinsam mit Saba darauf geachtet, dass die Vorhänge an der Wand fest geknotet waren, wenn die Kerzen brannten.


    Die Unterhaltung ging derweil weiter. Es ghing immer noch um die neue Familie und ums Kinder kriegen. Übers letzte verdrehte Tilla die Augen. Konnte man nicht erst einmal das Verliebt- und Verheiratet sein geniessen, bevor Babygebrüll dieses Gefühl zerstörte? Sie konnhte nicht lange über diese Frage nachdenken, denn endlich erfuhr sie seinen Namen. Flaccus? Aber holla! Mit großer Mühe unterdrückte sie jedwede Geräusche die einem Prusten oder Kichern ähnelten und fuhr sich mit einer Hand durch die kurzen Haare. Mit abstehenden Ohren konnte sie ihn sich gar nocht vorstellen, aber echt nicht! Dann musste sie bei nächster Gelegenheit seinen Vater betrachten. Zumindenst einen Teil seines Names wusste sie nun, aber wie er wohl mit erstem Namen hiess? Hoffentlich nicht 'Faustus' oder gar 'Sextus'. Wie hatte der Name des jungen Mannes gelautet, achja: Cnaeus Flavius Lucanus. Schade, dass er nicht mehr anzutreffen war. Oh ihr Götter, die flavische Saturnalienfeier war eeewig her. Tilla hätte zu gerne gewusst, wie der Flavier heute aussah und was er machte. Die junge Sklavin lächelte den Flavier an, wann immer sein Blick sie streifte. Die dreckige Tunika musste halt noch etwas warten.

  • Ach herrje!, da Prisca wieder einmal voll eines jener Fettnäpfchen getroffen, in die sie des öfteren tappte. Natürlich war ihr die Bedeutung jenes Cognomens bekannt. Großes Ohr, Schlappohr … Oh wie peinlich, realisierte die Aurelia erst jetzt so recht, dass sie unbewusst dem Flavier zu nahe getreten war. Das war ihr wirklich unangenehm. Nur gut, dass sie mit ihrer Neugier bewusst ein wenig geschauspielert hatte. Flaccus nahm es ihr offensichtlich nicht übel, sondern auf (s)eine Art und Weise mit Humor, welcher durchaus bewundernswert war. "Selbstverständlich! …", echote Prisca auf Flaccus´ Erklärung hin, dass der mit den riesigen Ohren sein Vater gewesen war. Natürlich wer sonst …, ertappte sie sich gleichzeitig dabei wie sie auf die Ohren ihres Gegenübers starrte. Seine Ohren waren alles andere als riesig oder gar abstehend, weshalb nun tatsächlich eine leichte Schamesröte das Antlitz der Aurelia zierte.


    "Ja ja, so ist das eben mit den Namen. Wir können sie uns leider nicht selbst aussuchen. jedenfalls hätte ich meiner Mutter verboten, mich Prisca zu nennen", versuchte die Aurelia mit einem weiteren Scherz ihren kleinen Fauxpas noch mehr zu entkräften. Die Bedeutung ihres eigenen Namens war schließlich genauso zwiespältig: Prisca die die Schöne, die Ehrwürdige, aber auch die … "Alte". Da fühlte sich Prisca gleich zehn Jahre älter wenn sie darüber nach dachte. "Dein Name wird jedenfalls kein Hindernis darstellen wenn es darum gehen wird bei den Damen Eindruck zu erwecken und dies wirst du zweifellos tun, da bin ich sicher", ganz sicher, denn ein "echter Flavier" war immer so etwas wie ein "Hauptgewinn", selbst wenn er abstehende Ohren bessen hätte."Ich werde mich gerne umhören und ein gutes Wort bei meinen Freundinnen einlegen, wobei du das sicher nicht nötig haben wirst. ", teilte Prisca dann auch ein Kompliment an Flaccus aus das sie durchaus ehrlich meinte. Ja doch! Flaccus kam einem ihrer beiden Männer-Ideale durchaus nahe. Vom gepflegten Äußeren mal abgesehen, denn das zählte ohnehin gab es da den maskulinen Typ, mit dem Körperbau eines Gottes, der groß, stark und bestimmend war - Einer der sich nahm was er wollte, ohne lang zu fragen … hmm… nein, Flaccus zählte da eindeutig zu ihrem zweiten persönlichem Bild von einem Mann: Adrett, gebildet, stets zuvorkommend und feinsinnig. Jemand der Gefühle auch zeigen konnte, für den das Wort Liebe zumindest kein Fremdwort war und der sich für Frauen und schöne Künste ebenso interessieren konnte, wie für Politik und andere Männerthemen.


    Der Mann fürs Leben und nicht nur für ein kurzes wildes Abenteuer. Zweifellos die bessere Wahl, wenn Prisca diese noch gehabt hätte (aber sie hatte ja bereits ihre große Liebe gefunden). Seiner Bitte käme sie deshalb gerne nach, wobei ihr ad hoc gar keine geeignete Kandidatin einfallen wollte, die den Ansprüchen einer flavischen Ehefrau genügen könnte. Eine Tiberia oder eine Claudia vielleicht?, ging Prisca still die bekannten Namen und Gesichter durch. "Ich werde mich gerne für dich umhören, Flaccus und dich sofort unterrichten sobald ich eine geeignete Kandidatin für dich gefunden habe", versprach sie schließlich mit einem Lächeln und als sie den Blick bemerkte, den er und Tilla flüchtig tauschten, wurde sie doch neugierig was es damit und mit dieser Toga auf sich hatte, die da gefaltet und unbeachtet herum lag. "Da fällt mir ein, es wäre sicher hilfreich, wenn du mir verrätst wie deine Zukünftige aussehen und wie sie so sein sollte", fügte die Aurelia noch neugierig hinzu während ihr Blick eher beiläufig über die gefaltete Toga strich.

  • Erneut stieg ein Hauch von Schamesröte ins Antlitz der jungen Aurelia und Flaccus konnte sich ein vergnügtes Lächeln nicht verkneifen, beim abermaligen Gedanken daran, dass sie offenbar schon mehr sittsame römische Matrone geworden war, als ihr lieb sein mochte. Als um diese Überlegungen auf die Spitze zu treiben, rief sie dem Flavier auch prompt noch ihr eigenes Cognomen in Erinnerung, das nun das gedankliche Bild der altehrwürdigen römischen Matrone, die nebenbei auch noch seine Tante war, harmonisch abrundete, und zu dem lediglich ihr jugendliches Aussehen in denkbar möglichem Kontrast stand. Nun lag es allerdings an Flaccus, wenngleich nicht unbedingt rot zu werden, so doch einen Ausdruck erfreuter Verwunderung seines Antlitzes sich bemächtigen zu lassen, als die Aurelia ihn mit Komplimenten überschüttete. Doch er war pragmatisch genug, um zu wissen, dass alleine seine Herkunft allein genug Eindruck bei den Damen erwecken würde, seine Jugend, das ebenmäßige Antlitz mit den feinen Zügen wohl lediglich einen schmackhaften Zusatzbonus abgeben würde. Dennoch schien Prisca im Moment selbst in der etwas übermütigen, scherzhaften Laune, in die sie sich gebracht hatten, keine potentielle Kandidatin in den Sinn zu kommen. Zugegeben, das war auch gar nicht so einfach. Die in Frage kommenden Familien waren schließlich überaus dünn gesät, und die ansehnlicheren Exemplare derselben zumeist, wenn schon nicht verheiratet, so doch wenigstens bereits einem vielversprechenden jungen Magistraten versprochen.


    Ebenfalls lächelnd erwiderte Flaccus das Angebot der Aurelia, sich ein wenig umzuhören mit einem gespielt übertrieben dankbarem Nicken. „Wenn ich diese Angelegenheit in deinen Händen weiß, brauche ich mir ja keine Sorgen mehr um meine Zukunft zu machen …“, ein breites Grinsen schlich sich in sein strahlendes Gesicht. Entspannt lehnte er sich zurück, als Prisca ihn nach seiner Zukünftigen fragte, und nahm einen Schluck des gekühlten Weins, während er die Augen schloss und Gedanken in Worte kleidend die Frau seiner Träume skizzierte. „Sie sollte feine Züge besitzen … Augen, in denen man sich verlieren kann, einen Körper, als wäre sie erst bei Tagesanbruch dem Meeresschaum entstiegen, unschuldig, anmutig … sie sollte einen einzigartigen Charakter haben, eigene Gedanken, eine feste Meinung, klug und intelligent … ja, einen richtigen Dickkopf soll sie haben. - Und ihre Stimme!“, unweigerlich geriet der junge Flavier ins Schwärmen, „Ihre Stimme gleicht keiner anderen. Sie ist warm und tief. Sie kann sanft umschmeicheln aber auch furchtbar trotzig klingen … und sie ist überaus belesen, versteht etwas von Kunst, liebt Musik, singt gerne. Ja, sie mag lange Diskussionen, kann aber auch einfach mal Spaß haben… ach!“, Vollständig auf die Liege sinkend verschränkte Flaccus die Arme hinterm Kopf. „Sie ist einfach wunderbar!“

  • Über die Bedeutung von dem Namen ihrer Herrin wusste Tilla allerdings nichts. Sie fand den Namen einfach toll. Über die Unwissenheit hinweggehend hörte sie dem Gespräch zu und merkte für sich, dass Flaccus künftige Ehefrau gesucht wurde. Sie nahm an, dass sie als Leibsklavin zu diesem Thema ebenfalls Augen und Ohren offen halten sollte, um die Suche ihre Herrin zu unterstützen. Flaccus war damit einverstanden. Nun sprach er darüber, wie seine unbekannte Zukünftige sein sollte. Bei der Beschreibung, wie die Stimme sein sollte, konnte Tilla nicht verhindern, dass sie Tränen verlor und sich deshalb über die Augen wischen musste. Leise schniefend merkte sie sich die Merkmale, von denen einige ihrer Meinung nach auf sie selber zutrafen. Sie mochte Musik und Spaß und hatte einen Dickkopf, was sie neulich bewiesen und ihr einen Kurzhaarschnitt eingebracht hatte. Tillas Blick wanderte zu Boden, während ihr eines klar wurde: sie konnte und würde Flaccus Bedingungen nicht und niemals erfüllen. Somit würde sie wieder einmal jemanden von der Liste der anzuhimmelnden Männer streichen. Immerhin hatte Tilla Hektors Liebe für sich gewonnen.

  • Das Kompliment an seine Person verwunderte den Flavier anscheinend ein wenig, gleichwohl es ihn zu freuen schien und Prisca fragte sich, ob er es nicht gewohnt war von einer Frau so umschmeichelt zu werden. Die Aurelia kannte genügend Damen der Gesellschaft die mit derlei Komplimenten an Männern nicht sparten, nicht immer ehrlich gemeint, aber in der Hoffnung sich dadurch interessant zu machen. So ein Flavier war schließlich begehrt und wenn nicht er selbst, so zumindest sein Geld, sein Name und sein Ansehen. Was wiederum nicht heißen sollte, dass Prisca soeben gelogen hatte, geschweige denn sie es nötig hätte, sich mit einer von diesen Damen zu vergleichen, waren dies doch meist Kandidatinnen von zweifelhafter Herkunft. Nein eine Aurelia konnte derlei Komplimente ohne schlechten Gewissens aussprechen, war sie doch in der glücklichen Position selbst begehrt zu sein, wie vergleichsweise ein seltener und kostbarer Diamant.


    So überheblich war Prisca allerdings auch wieder nicht, dass sie sich darauf etwas eingebildet hätte (noch dazu da sie ihren Mann fürs Leben bereits gefunden hatte), jedoch war sie eitel genug um bei den folgenden Ausführungen des jungen Flaviers unmerklich eine Augenbraue nach oben wandern zu lassen. Ein einfaches: 'Sie müsste genau so sein wie du' hätte der Aurelia völlig genügt um sich, ob der hohen Ansprüche der Flavier, bestätigt zu fühlen. Ob Aulus auch so eine detailierte Liste aufgestellt hatte? Ich werde ihn bei Gelegenheit mal fragen, musste Prisca schmunzeln, denn eigentlich gefielen ihr die Ansichten des Flaviers, sodass sie es ihm natürlich nicht übel nahm, dass er in ihrer Gegenwart so sehr von den Vorzügen einer Anderen schwärmte. Im Gegenteil bot er gar ein amüsantes Bild, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, geschlossenen Augen und wie er da bequem auf der Liege ausgestreckt lag, so als würde er ihrer Gegenwart gar nicht mehr recht gewahr.


    … Sie ist einfach wunderbar! "Ja das ist sie zweifellos!", bestätigte Prisca den letzten Ausspruch des Flaviers mit einem feinen Lächeln und einem flüchtigen Blick zu ihrer Sklavin. Ob Tilla sich alle Eigenschaften gemerkt hatte? Die Aurelia sparte sich die gedankliche Zusammenfassung, denn so eine einzigartige Frau würde mit Sicherheit sofort aus der Menge heraus stechen. "Sie zu finden dürfte allerdings nicht ganz einfach werden, insbesondere da sie einen richtigen Dickkopf haben sollte.", schmunzelte Prisca, ihrem Gegenüber dabei direkt in die Augen blickend."Darauf legen nicht sehr viele Männer wert und wie du sicher weißt, werden wir Mädchen von klein an dazu erzogen unseren künftigen Ehemännern zu gehorchen. Nun ja, meistens jedenfalls, … Zumindest wir Aureliae haben da unseren eigenen Kopf, ...", deutete Prisca indirekt mit diesem "kleinen Scherz" auf den Lippen an, dass sie momentan leider keine geeignete Kandidatin wüsste und sie ging nicht davon aus, dass Flaccus dies tatsächlich von ihr erwartet hatte.


    Prisca nahm einen Schluck aus ihrem Becher und hielt ihn dann zur Seite, damit Tilla nach schenken konnte. Eine Schande, dass Flora bereits diesem greisen Tiberer versprochen war, sonst hätte sie nicht lange gezögert und ganz schamlos ihre kleine Cousine "angeboten". Bis auf die tiefe Stimme käme Flora den Ansprüchen des Flaviers ziemlich nahe und Priscas Meinung nach hätten die beiden ein wundervolles Paar abgegeben. Aber gut, noch eine weitere Verbindung wäre politisch gesehen für ihre Familien nicht von Vorteil und außerdem war der Tiberer einer der mächtigsten Männer Roms. Ein klarer Vorteil für Flora, wenngleich Flaccus zweifellos der bessere Mann für sie gewesen wäre, allein wegen seiner Ansichten und seines jugendlichen Alters. Das waren natürlich nur Priscas ganz persönliche Ansichten und zudem lag es nicht an ihr zu entscheiden, wer -wen heiraten würde, schließlich spielten ja auch noch viele andere Faktoren dabei eine Rolle.


    "Aber sag, was würdest du tun wenn diese Frau, die du mir da gerade beschrieben hast, … wenn sie nun keine Adelige wäre, oder politisch gesehen die Verbindung keinen Vorteil bringen würde, … würdest du trotzdem um sie kämpfen?", stellte Prisca - ungeachtet ihrer Gedanken - eine weitere direkte Frage an den Flavier, die allerdings nicht von ungefähr kam. Es interessierte sie sehr wie Flaccus darüber dachte, so als Mann und als … Flavier … und überdies kam sie unweigerlich ins schwärmen, ob er Tatsache, dass ihr selbst das Glück zu Teil geworden war, einen Mann wie Aulus gefunden zu haben, der sie (sprichwörtlich) mit Leib und Seele liebte - und das fast täglich ...

  • Am Abend (mit Tilla) (War so abgesprochen , hoffe es ist ok)


    Es war Abends und Luca hatte frei. Er war noch nicht lange hier, fühlte sich noch nicht wirklich gut, dass er hier war, aber es hätte ihn wahrlich schlimmer treffen können. Dennoch: Er war unfreiwillig hier. Doch man hatte ihn sehr freundlich behandelt, besonders sein neuer Herr. Und zum Glück sprach der griechisch, so dass Luca nicht so gebrochen Latein sprechen musste. Und Luca war nun sein Leibwächter und vielleicht auch etwas mehr. Das klang doch schon mal besser, als ein Sklave zu sein, auch wenn er dies war.


    Und so wollte sich Luca in sein kleines Reich zurückziehen. Hierfür musste er aber die privaten Gemächer seines Herren durchqueren. Das war nun mal so, auch wenn es ihm eigentlich erst unangenehm war, aber er war ja dessen Leibwächter. Und er hatte es so gewollt.


    Also wollte sich Luca gerade in sein kleies Zimmer begeben, als er ein Geräusch hörte. Dies liess ihn sofort aufhorchen. War es Flaccus? Oder gar jemand, der hier keinen Zutritt hatte? Augenblicklich drehte sich Luca in Habachtstellung um ... sein Blick glitt in jeden dunklen Winkeln, aber er machte sich natürlich nicht verbal auf sich aufmerksam. Im Gegenteil. Er war angespannt. Vielleicht war es ja auch nur sein neuer Herr, aber vielleicht auch nicht.


    Luca blinzelte und versuchte sich ein Bild zu machen. Dann aber nahm er eine weibliche Gestalt wahr. Eine Frau, die er nicht kannte.
    »Halt, wer du sein?« fragte er dann etwas barsch, aber nicht unfreundlich. Und trat zu der junge Frau heran. Wer war sie? Was wollte sie hier?

  • Nach diesem langen Aufenthalt in Gegenwart ihrer Herrin und dem jungen Flaccus hatte sie zumindenst einiges aus deren Gespräch erfahren. Es war sehr interessant und zugleich traurig gewesen. dominus Flaccus hatte seine zukünftige Frau beschrieben und sie würde niemals alles erfüllen können, was er aufgezählt hatte. Tilla wusste nicht, was sie zu diesem Thema ritt, denn sie war mit Priscas Leibwächter Hektor absolut glücklich. Er verwöhnte und überraschte sie immer wieder aufs Neue. Oder sehnte sie sich insgeheim nach einer Verlobung und einer Heirat??? Damit es offziell war, dass sie zusammen gehörten. Noch nie hatte sie gehört, dass Sklaven geheiratet hatten. Entfernt konnte sie sich noch an das versklavte Ehepaar Frija und Baldemar errinnern, die Tiberia Septima dienten. Und sonst gab es aus ihrer Sicht keine weiteren Sklavenpaare, die diesen Schritt gewagt hatten.. oder sie wusste nichts von diesen Hochzeiten. Viele Freunde hatte Tilla nicht. Über diese Gedanken sinnierend hatte sie sich ihren Aufgaben gewidmet sowie eigenhändig die weiße Senatorentunika des Flaccus gewaschen. Der Stoff war noch ein bisschen feucht, doch das gute Stück würde rasch trocken sein, wenn sie es in der Nähe des Fensters aufhängte.


    Da sie nach dem Anklopfen keine Antwort erhalten hatte, wusste sie, dass Flaccus sich gerade nicht in seinem Zimmer aufhielt. Er würde sicherlich jeden Moment zurückkommen, dachte sie sich und trat ein. Sie suchte und fand was sie suchte. Sorgsam hängte sie die Tunika auf und widmete sich den Falten. Daran glaubend alleine zu sein, erschrak sie regelrecht, als eine fremde Stimme sie ansprach. Ihre Muskel spannten sich an, als der Fremde näher kam. Wer war denn das? Hastig flogen ihre Augen von unten nach oben über seinen Körper und blieben an seinem Gesicht hängen. Wenn er der Leibsklave des Flaccus war, so war er weit kräftiger als sie. Tilla drehte sich seitwärts und beugte ihren Nacken, wo das Brandmal der Aurelii zu sehen war. Eigentlich müsste sie das Zeichen der Flavier tragen, da ihre Herrin in diese Familie eingeheiratet hatte aber die hatte kein Interesse daran noch einmal gebrandmarkt zu werden. Dieses Zeichen würde erklären, dass sie Sklavin war. Schliesslich nahm sie ihre Tafel zur Hand und schrieb: Ich bin Tilla, Sklavin der Prisca, welche die Ehefrau des Flaviers Piso ist. Der junge Flaccus bat mich seine Tunika zu reinigen und ich bringe sie ihm zurück. Wer bist du? Gehörst du Flaccus? Sie hielt ihm die Tafel entgegen mit der unmissverständlichen Aufforderung das Geschriebene zu lesen.

  • In den Gemächern von Flaccus


    Luca hatte natürlich bemerkt, dass sich die junge Frau erst wohl ziemlich erschreckt hatte, nachdem er sie leicht barsch angesprochen hatte. Aber an so einem Schreck kam nicht gleich jemand um, auch wenn Luca eigentlich ein freundlich gesinnter Mensch war. Aber er hatte das Klopfen an Flaccus Tür nicht mehr gehört, da er schon fast in seiner kleinen Kammer gewesen war. Dennoch, sollte die Frau angeklopft haben, war es entweder zu leise, oder Luca war nicht so aufmerksam gewesen, wie er es hätte sein müssen.
    Nun aber stand er vor der Frau, welche mittelgroß und jung war, aber recht drahtig in ihrer Gestalt, allerdings mit einem wirklich sehr harmonischen Gesicht. Allerdings gab sie keinen Ton von sich und stellte sich dann auf einmal leicht seitlich und neigte ihren Kopf. Sie entblösste nun ein Brandmal an ihrem Nacken und Luca starrte für einen kurzen Moment darauf. Eindeutig handelte sich um eine Sklavin. Von Sklaven sollte es hier in der Casa nach Kleobulos ja nur so wimmeln also war Luca nun erst einmal beruhigt. Aber wurden die nicht nur bei Strafe gebrandmarkt? Naja, Luca kannte sich auch damit nicht auf, aber dieses Gerücht hatte er einfach irgendwie so übernommen. Das Zeichen allerdings sagte ihm sonst nichts, außer das es sich eben um ein Brandmal handelte. Dennoch blieb Luca vorsichtig. Sein scharfer Verstand mochte zu scharf sein an dieser Stelle. Aber gerade wenn nicht mal der alte Sklave Kleobulos alle Sklaven hier kannte, konnte sich doch auch einfach wer einschleichen? Es wäre vielleicht wirklich gut, wenn gerade Luca mal alle zu Gesicht bekommen könnte, von ihm auch auch nacheinander. Aber als Leibwächter von Flaccus musste er doch wenigstens alle in der Casa lebenden Menschen kennen. Nun gut, es gab ja noch die Porta, die nicht einfach jeden einliess.
    Dennoch war Luca auf eine gesunde Weise misstraurisch. Und dann zog die junge Frau auf einmal eine kleine Tafel hervor und kritzelte etwas darauf. Anschliessend hielt sie Luca die Tafel entgegen, so dass er lesen konnte (oder eben auch nur zum Teil) was darauf geschrieben stand.
    Aber sofort schlussfolgerte er auch, dass diese junge Frau wohl nicht reden konnte.


    Also beugte sich Luca etwas näher zu der sehr viel jüngeren und kleineren, aber nicht zu zierlichen Frau hin. Luca konnte kaum Latein lesen, auch wenn er des griechischen mächtig war in Sprache und Schrift. Und so beäugte er etwas länger als man es von jemanden gewohnt war, der dies lesen konnte mit leicht zusammengekniffenen Augen die Tafel und versuchte die Worte zu entziffern. Er musste wirklich noch einiges lernen, dass hatte auch Flaccus gesagt. Aber wer sollte es ihm beibringen? Doch nun war er erst einmal damit beschäftigt, aus den Worten etwas gescheites heraus zu lesen. Es dauerte etwas, da er nicht alles verstand.


    »Du sein Tilla? Sklavin von Prisca und Piso? Und du haben Tunika von ... Flaccus? Von meinem Herren?« Luca war schon aufgefallen, dass da eine Tunika vor dem Fenster hing, vor dem sie stand. Und er hoffte, die Worte richtig verstanden zu haben, zumindest die wichtigsten. Alles verstand Luca nicht, aber nun lächelte er milde und schaute erst einmal nicht mehr so ernst und misstrauisch. Er kannte nun mal nicht alle Sklaven hier und deshalb konnte er ja nicht jeden unbekannten Sklaven oder Sklavin gleich sonst was verdächtigen. Und dann schien sie zu fragen, wer er sei. Und Luca deutete auf sich mit einer Hand und nickte freundlich.
    »Ja, ich sein Luca. Sein Leibwächter von Flaccus. Ich sein hier noch sehr neu.« Und dann deutete er auf die Tafel und grinste leicht: »Ich nicht gut lesen können Latein, wie auch noch nicht gut sprechen. Aber ich werden lernen! Und ich verstehen richtig? Du nicht können sprechen?«
    Diese Frage war eingentlich überflüssig, aber sie war ihm einfach so rausgerutscht. Was wusste er schon von den Römern? Nachher hatte sie noch irgendso ein Schweigegelübde abgelegt, wegen irgendwelcher Götterfeiertagen oder so. Luca wollte einfach wissen, woran er war.


    Und dann musterte er die junge Frau mit den kurzen Haaren. Sie hatte wirklich ein sehr freundliches Gesicht. Luca kannte sich einfach noch zu wenig aus, aber er wusste, dass die Sklaven hier, auch er, nicht nur für ihre Herrschaften da sein sollten, sondern auch für die anderen, solange es die Zeit erlaubte.
    Und dann schaute er Tilla neugierig an. Dabei senkte er leicht seinen Kopf, denn Luca war wirklich sehr gross und dies war eine Eigenart von ihm, um nicht ganz so hünenhaft zu erscheinen.
    »Du schon leben lange hier? Til-la?« Er versuchte ihren Namen richtig auszusprechen. Wie alt mochte sie sein? Unter 20 Jahren bestimmt und wieder wurde dem 30 jährigen Luca, der frei geboren worden war, bewusst, dass er sich näher mit dem Sklaventum auseinandersetzen wollte. Sie war noch so verflucht jung und fast tat es ihm leid. Wusste sie, was Freiheit bedeutete? Luca wusste es, hatte es bis vor Monaten erlebt. Doch nun war er auch ein Sklave dieser römischen Gesellschaft ...


    Interessiert auf ihre Antwort, schaute der dunkelhaarige Hüne sie an.

  • Das Brandmal im Nacken schien ihm geläufig zu sein. Wahrscheinlich würde er auch eines bekommen, aber darüber hatte sie nicht zu entscheiden. Überhaupt wusste sie wenig über die Gepflogenheiten um Umgang mit den flavischen Sklaven und lernte diese selber erst nach und nach kennen oder bemühte sich diese zu beobachten. Noch immer hatte sie nicht rausbekommen, wie Flaccus mit seinen Sklaven kommunizierte. Es war unüblich, das keiner von denen hier war oder sie waren zu einer gemeinsamen abkommandiert worden.


    Der unbekannte Mann konnte lesen, so wie ihre vielen anderen Bekanntschaften auch. Es war recht selten geworden, dass sie auf jemanden traf der nicht lesen konnte. Der Mann gehörte nicht zu den stummen, er gehörte zu der gesprächigen Sorte. Er wiederholte ihre geschriebenen Worte mündlich. Zu jedem Satz nickte Tilla stumm und deutete zuletzt auf die hinter ihr hängende Tunika. Sie hatte ihre Aufgabe zu Ende gebracht und war fertig. Der Neue, es musste ein neuer Mitsklave sein, plauderte nun über sich. Aha! Er war der zukünftige Leibwächter von Flaccus! Schlecht aussehen tat Luca schon gar nicht, im Gegenteil: er sah sehr gut aus. Sie hatte schon die Erfahrung gemacht, dass jeder neuer Sklave Schwierigkeiten mit der Sprache hatte und winkte verstehend ab. Er würde sehr schnell lernen.


    Sie wischte die Tafelschreibfläche sauber und wurde von der obligatorischen Frage getroffen, ob sie nicht sprechen könne. Tilla schüttelte den Kopf. Jetzt wurde sie gemustert. Tilla strubbelte ihre kurzen Haare durch und wurde etwas gefragt. Da Antworten nicht möglich war, schrieb sie ihre Antworten auf die Tafel nieder. Hier im Hause Flavia wohne ich noch nicht allzu lange. Herrin Prisca und Herr Piso haben vor kurzem geheiratet. Davor lebte ich sehr lange in der Villa Aurelia und wurde im Laufe der Zeit zu Priscas Leibsklavin befördert. Flaccus ist ein netter junger Mann. Er gibt kleinste Zeichen und schon springen alle nach seinen Wünschen. Du wirst das bestimmt selber miterleben. Wo kommst du her, Luca? hast du schon die Küche gefunden und zu Abend gegessen? Ich kann dir alles zeigen. Wenn sie seine Gedanken übern ihr Alter lesen könnte, würde sie ihm zustimmen, dass sie unter 20 Jahre, genauer süße 18 Jahre Jahre alt war.

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