Am Rand des Aventin in einer größeren Seitenstraße stand das Holztheatrum des Lucius Decrius Pandus recht unscheinbar zwischen den übrigen Gebäuden. Der Platz, den das Theatrum in Anspruch nahm, war hart erkämpft, und immer wieder drängten Barbiere und kleiner Verkaufsstände weiter vor und drängten so den Platz der halboffenen Arena zusammen. Eine wirklich feste Begrenzung gab es hier nicht, vielmehr war die Arena auf der einen Seite begrenzt von der halbrunden Tribüne, wo die Zuschauer schon auf Kopfhöhe der Kämpfer unten sitzen konnten, und auf der anderen Seite von einer einfachen Holzkonstruktion, nicht viel mehr als ein paar Klappböcke mit einem dünnen Schlagbaum darüber, wo die Zuschauer Platz fanden, die aufgrund von Stand oder späten Ankunft kein Anrecht auf einen Sitzplatz hatten.
Rechterhand war noch ein einfaches Tor gezimmert worden, durch welches die Gladiatoren dieser kleinen Arena selbige betreten konnten. Der Boden, der in diesen Straßen ohnehin nicht mehr als festgestampfte Erde war, war mit etwas Sand bestreut worden, um so das Flair der großen Arenen herzubringen – und wohl auch, um das Blut aufzusaugen.
An der Querseite schließlich war noch freier Platz, wo der ein oder andere Käfig aufgestellt wurde: Entweder mit neuen Gladiatoren, oder Verurteilten, denn nicht selten wurden Verbrechen, die hier am Aventin begangen wurden, auch direkt hier am Aventin gerichtet, so dass alle Angehörigen und Zeugen auch die Gerechtigkeit Roms hautnah miterleben konnten. Natürlich nur, wenn die Verurteilung „ad ferrum“ oder „ad gladium“ hieß, für alles weitere war man hier nicht ausgerüstet.
Zwei Mal bereits war die Arena abgebrannt und wieder errichtet worden, allein in den letzten 15 Jahren. Lucius Decrius Pandus vermutete dahinter hauptsächlich die nahen Händler, die den Platz nur zu gerne für weitere Verkaufsstände genutzt hätten. Vor allem ein Metztger aus der Gegend fragte immer wieder einmal an, ob der alte Decrius sein kleines Gewerbe nicht lassen und stattdessen lieber sich an der lukrativeren Metzgerei beteiligen wolle. Mit dem Platz könnte man einige Viehstände anbauen, nicht für Kühe, aber Schweine und Ziegen und Hammel, die dann auch frisch nach bedarf geschlachtet werden konnten. Aushängen konnten die Tierhälften dann in den Vorratskammern der Käufer. Aber Decrius behielt lieber sein kleines Theatrum und handelte mit einer anderen Art von Fleisch und Blut.
Die Kämpfe hier waren mit jenen in den großen Theatern bei großen Munera nicht zu vergleichen. Die Gladiatoren hier hatten sich kaum einen Namen gemacht. Lediglich die, die hier die Urteile gegen Verbrecher vollstreckten, hatten bei den amatores dieses kleinen Theaters ihren Ruf. Laut wurde gejubelt, wenn sie einen Verbrecher hinrichteten. Dann wurden ihre Namen gebrüllt und gesungen. Doch nie würden sie die Gelegenheit haben, in den großen Arenen aufzutreten. Dafür waren sie schlicht zu alt, zu schwerfällig, nicht spektakulär genug, nicht gut genug ausgebildet.
Aber um Neulinge in das harte Leben der Gladiatoren einzuführen, wurde diese Örtlichkeit immer wieder gern von den verschiedensten Lanistae augesucht.