CURSUS: Schlachten der römischen Geschichte

  • Im Auditorium der Academia hatten sich diesmal nur wenige Zuhörer versammelt, dass allerdings nicht weiter überraschend war, handelte es sich doch um einen schweren Cursus, der mit dem Examen Quartum abschließen sollte. Legat Macer verzichtete daher auch auf einen Teil der üblichen Erklärungen zum Ablauf eines solchen Kurses und ging nur auf die Besonderheiten ein. "Sie werden diesmal neben der Beantwortung der Prüfungsfragen auch eine eigene kleine schriftliche Arbeit, die sogenannte Dissertation anfertigen müssen. Da wir uns diesmal mit Schlachten der römischen Geschichte befassen, werden Sie sich als Thema ebenfalls eine Schlacht vornehmen können, die wir in der Vorlesung nicht behandeln werden. Es sollte genug Auswahl geben; ich werde Ihnen gleich sagen, was wir hier behandeln werden. Wenn Sie mir bis in einer Woche angeben, welches Thema Sie behandeln möchten, dann haben Sie insgesamt etwa zwei Wochen Zeit für die Bearbeitung."


    Er machte eine kurze Pause, um Fragen abzuwarten und fuhr dann fort: "Wir werden uns mit voraussichtlich sechs Schlachten befassen. Beginnen wollen wir mit drei zeitlich recht eng zusammenhängeden Begegnungen aus den Punischen Kriegen: die beiden verlorenen Schlachten am Trasimenischen See und bei Cannae sowie den Sieg bei Zama. Nachdem wir damit die Konfrontation zwischen Römern und Karthagern intensiv studiert haben, werden wir uns der Seeschlacht von Actium, der Varusschlacht und schließlich der Belagerung von Masada zuwenden. Damit erreichen wir einen gewissen Querschnitt von verschiedenen Schlachttypen und lernen sowohl aus Siegen als auch aus Niederlagen.


    Beginnen wir also mit dem zweiten Punischen Krieg, der Ihnen ja hinreichend bekannt sein dürfte. Es ging dabei wie im ersten punischen Krieg um die Vorrangstellung im Mittelmeerraum gegen das punische Reich mit der Hauptstadt Karthago. Die Schlacht am Trasimenischen See fand im Frühjahr 217 v. Chr. am namensgebenden See im Herzen des Kernlandes des römischen Imperiums statt. Der Karthagische Feldherr Hannibal stand im Jahr zuvor in Hispanien und beabsichtigte, Rom auf dem Landweg über die Alpen anzugreifen. Dazu musste er den Winter abwarten, um seinem großen Heer, in dem er u.a. auch Kriegselefanten mitführte, einen sicheren Marsch zu gewährleisten. Die römische Armee war über die Vorbereitungen Hannibals informiert und versuchte, zwei Armeen bei den Städten Ariminium und Arretium zu postieren, um Hannibal sofort nach der Alpenüberquerung in die Zange zu nehmen. Die beiden Heere wurden von den beiden Konsuln Gnaeus Servilius und Gaius Flamininius angeführt.


    Selbstverständlich war auch Hannibal durch Kundschafter über die Stellungen der Römer informiert und entschied sich dazu, auf Geschwindigkeit zu setzen: er überquerte die Alpen bereits Ende des Winters, als die Pässe längst noch nicht als sicher angesehen werden konnten. Er verlor dadurch zwar überdurchschnittlich viele Männer und einen großen Teil seiner Elefanten, aber der gewünschte Überraschungseffekt trat ein, da die beiden römischen Heere noch nicht einsatzbereit waren. Sie konnten den Vormarsch nicht verhindern und mussten nun die auf Rom zumarschierenden karthagischen Armee verfolgen. Um den römischen Truppen die Versorgung zu erschweren, ließ Hannibal beim Durchzug die Felder und Bauernhöfe verwüsten. Dabei ließ er aber die Stadt Cortona, etwas nördlich des Trasimenischen Sees, unberührt, um das römische Heer in diese Richtung zu locken. Offensichtlich hatte sich Hannibal auch hier bereits durch hervorragende Aufklärungsarbeit seiner Späher über die römischen Bewegungen und das Gelände informieren lassen.
    So kannte er auch die Gegebenheiten am See genau: ein dicht bewaldeter Höhenzug, der den Trasimenischen See vom Tiber trennte liess nur einen schmalen Uferstreifen für den Durchzug einer Marschkolonne. Hier baute er einen Hinterhalt auf, indem er sich mit seiner Armee entlang des nordöstlichen Ufers auf einer Länge von etwa 10 Kilometern in den Wäldern versteckte. Das ihm folgende Heer des Konsuls Flaminius, das gerade wie von Hannibal vorgesehen aus Cortona kam, errichtete ein Nachtlager am nördlichen Ufer des Sees. Tragischer Weise verzichtete Flaminius auf den Einsatz von Kundschaftern, so dass er die in der Nähe versteckten Gegner nicht entdeckte. Er hatte vermutet, sie würden mindestens einen Tagesmarsch voraus in Richtung Rom liegen. Wir sehen hier als, wie Hannibal durch den intensiven Einsatz von Spähern in feindlichem, ihm prinzipiell unbekanntem Gebiet einen Hinterhalt legen kann, während der römische Feldherr sich aufgrund mangelhafter Erkundungsarbeit auf heimischen Terrain in die Falle locken lässt.


    Der eigentliche Ablauf der Schlacht ist nach dieser Vorbereitung recht schnell berichtet und nur konsequent: der schmale Weg zwischen See und Höhenzug führte zu einer sehr langgezogenen Marschkolonne, die nur langsam vorrückte. Als sich praktsich die gesamte Armee auf dem engen Weg befand, liess Hannibal beide Enden blockieren und griff die Kolonne auf der gesamten Breite an. Vielen Soldaten gelang es nicht schnell genug, Kampfbereitschaft herzustellen, so dass ein den ersten Augenblicken der Schlacht bereits ein großer Teil der insgesamt 15.000 Gefallenen ums Leben gekommen sein werden. Lediglich die Vorhut von etwa 6.000 Mann konnte aus der Falle entkommen, wurde aber von der karthagischen Kavallerie verfolgt und gestellt. Der selben Kavallerie-Einheit gelang es danach, die von Konsul Servilius aus der anderen Armee geschickten 4.000 Reiter abzufangen, zur Häfte zu vernichten und den Rest gefangen zu nehmen. Auch hier dürfen wir massive Probleme in der Erkundung und der Kommunikation der beiden Heere annehmen, weil Servilius auf den Einsatz seiner gesamten Armee verzichtete.


    In der Bilanz ging das komplette 25.000-köpfige Heer des Flaminius, der selber in der Schlacht fiel, durch Gefallene, Gefangennahme oder Zerstreuung verloren. Das Heer des Consuls Servilius verlor die komplette Kavallerie und war dadurch personell und taktisch stark geschwächt. Auf Hannibals Seite gab es lediglich 1.500 Tote; vor allem unter seinen keltischen Hilfstruppen, während sein Hauptarmee fast unbeschadet blieb. Drastischer lässt sich der Erfolg des Hinterhalts wohl kaum darstellen. Ihnen allen ist nun wohl klar geworden, welche enorme Bedeutung der Erkundung in der Kriegsführung zukommt. Wir werden auf diesen Aspekt noch einmal zurück kommen, wenn wir uns mit der Varusschlacht befassen."

  • Wieder trat Macer vor den kleinen, überschaubaren Kreis der Zuhörer, plauderte kurz über dies und das und beantwortete gut gelaunt einige Fragen, bevor er mit der Vorlesung begann.


    "Wie angekündigt wollen wir uns heute mit einer weiteren Schlacht aus dem zweiten punischen Krieg befassen. Nachdem wir beim letzten Mal einen Hinterhalt analysiert haben, betrachten wir heute eine echte Feldschlacht genauer. Es geht um die Schlacht von Cannae.


    Rufen wir uns kurz die Vorgeschichte in Erinnerung: die karthagischen Truppen unter Hannibal hatten die Alpen überquert und in Oberitalien zwei römische Heere geschlagen. Der neu ernannte Kommandant Fabius Maximus vermied eine Schlacht und liess Hannibal bis nach Mittelitalien ziehen. Mit dem neuen Wahljahr übernahmen die neuen Konsulen Lucius Aemilius Paullus und Terentius Varro den Oberbfehl mit der ausdrücklichen Anordnung, die Schlacht mit Hannibal zu suchen. Die beiden Konsuln lösten sich täglich als Befehlshaber ab. In ihrem Handeln unmittelbar vor der Schlacht, drückte sich auch die unterschiedlichen Charaktere dieser zwei Personen aus. Die Taktik der Römer schwankte - als sie endlich den Karthagern bei Cannae in Apulien gegenüber standen und nur das kleine Flüsschen Aufidus die zwei Heere trennte - Tag für Tag zwischen vorsichtigem Agieren und forschem Tatendrang. Am Tag der Schlacht hatte Varro den Oberbefehl und führte die römischen Truppen auf das südliche Ufer des Flusses. Da dieses Gelände hügelig ist, benachteiligte es die Kavallerie.


    Das römische Heer bestand aus 16 Legionen, von denen acht aus Rom selber stammten und acht aus verbündeten Städten. Insgesamt damit als etwa 80.000 Mann, von denen ungefähr 10.000 für die Bewachung der Lager abgestellt wurden, so dass auf dem Schlachtfeld 55.000 Mann schwere Infanterie, 8.000 bis 9.000 Mann leichte Infanterie und 6.000 Mann Kavallerie dem karthagischen Heer aus 32.000 Mann schwerer Infanterie, 8.000 Mann leichter Infanterie und 10.000 Mann Kavallerie gegenüber standen.


    Wie Ihnen geläufig sein dürfte, wird bei einer solchen Konstellation die Infanterie in der Mitte zu platziert, während sich die Kavalerie teilt und die jeweiligen Flügel bildet. Genau so stellte Varro sein Heer auch auf; staffelte seine Infanterie dabei aber sehr tief, so dass die Front etwa so breit war wie die von Hannibals zahlenmäßig unterlegener Infanterie. Ziel der römischen Infanterie war es, rasch durch die karthagische Schlachtenreihe durchzubrechen.
    Hannibal wandelte die traditionelle Aufstellung dagegen leicht ab: Er platzierte die weniger kampferprobten Infanterieteile aus iberischen und keltischen Söldnern in der Mitte und die schlachterfahrenen afrikanischen Söldner an den Flügeln in der Nähe der Kavallerie. Diese nur leichte Abwandlung war aber der entscheidende Kunstgriff, der seiner zahlenmäßig unterlegenen Armee den Sieg brachte.


    Denn im Verlauf der Schlacht liess Hannibal seine zunächst leicht vorgewölbte Aufstellung in der Mitte nachgeben. Die vorrückenden Römer wurden dann von den seitlich aufgestellten libyschen Truppen in die Zange genommen. Der römische Angriff verlangsamte sich dadurch und kam schließlich zum Stehen. Nun griff im Rücken der Legionen die karthagische Reiterei, die zuvor die bekanntlich leider nur schwache römische Kavallerie geschlagen hatte ein und entschied so die Schlacht trotz der zahlenmäßigen römischen Überlegenheit, da sich die Legionstruppen in der Einkesselung nicht entfalten konnte. Von den 80.000 römischen Soldaten wurden etwa 50.000 getötet, darunter auch Aemilius Paulus und die zwei Konsuln des vorangegangenen Jahres. 2.000 Männer wurden gefangengenommen und lediglich 16.000 entkamen. Unter ihnen auch der Befehlshaber Varro sowie Scipio Africanus, der uns in der nächsten Vorlesung mit seinem Sieg über Hannibal in der Schlacht von Zama wieder begegnen wird. Die Karthago verlor lediglich 6.000 Männer, bei denen es sich größtenteils um iberische und keltische Söldner handelte.



    Obwohl wir mit dieser Schlacht eine der größten Niederlagen unserer Geschichte überhaupt vor uns haben, müssen wir doch feststellen, dass Hannibal seinen Erfolg keineswegs nutzen konnte. Hannibals Truppen waren zahlenmäßig zu schwach und es mangelte ihnen an Belagerungsmaterial, um Rom selbst anzugreifen, so dass er Verhandlungen über einen Friedensvertrag zu maßvollen Bedingungen anbot. Trotz der vielfachen Katastrophen, die Rom im Kampf gegen Hannibal erlitten hatte, weigerte sich der Senat jedoch, mit ihm zu verhandeln. Stattdessen wurde eine neue Armee zur Verteidigung Italiens und eine weitere zum Angriff auf die spanischen Besitzungen Karthagos ausgehoben. Die Niederlage von Cannae blieb daher glücklicherweise ohne weitere politische oder militärische Auswirkungen. Die erstaunliche Einfachheit, mit der Hannibal diesen Sieg mit einer nur leichten Abwandlung der Schlachtaufstellung errungen hat, sollte dagegen jedem Feldherrn eine Lehre und Mahnung sein!"

  • "Kann man also davon ausgehen, dass also die Ursache für das Scheitern bei Cannae politischer Natur waren? Zwei Konsuln standen dem Heer vor, mit abwechselndem Kommando. Zwei Konsuln, die auch in politischer Konkurenz zu einander standen. Dazu ein Senat und ein Volk, das endlich Handlungen und Ergebnisse erwartete. Und ein Politiker namens Varo, der in diesem Fall politische Erwägungen vor die militärischen stellte?"


    Meridius hielt kurz inne.


    "Was ich damit meine:


    Man kann entweder in Varro einen Draufgänger sehen, der wider militärische Vernunft die Schlacht sucht und sich für das falsche Mittel entscheidt, was gleichzeitig bedeuten würde, dass Paullus der rationalere und vernünftigere Militär war, unter dem die Katastrophe nie passiert wäre, was freilich auch bedeuten würde, es wäre wohl nie zu einer Schlacht gekommen.


    Oder aber man geht davon aus, dass die militärische Heeresleitung generell und unabhängig von der Tatsache dass Varo das Kommando führte, sich selbst für so überlegen hielt, dass es taktische Fehler beging und den Frontalangriff in der Mitte suchte. Varro wäre in diesem Fall nur der Anstoss gewesen, der zur Schlacht führte, die Niederlage jedoch wäre im System und in der Überheblichkeit des Systems zu suchen, wäre also ein Strukturproblem der Legionen.


    Wie muss man es bewerten, Legatus Macer?"

  • Nun ja, ich denke mal das es eher am Senat gelegen hatte da sie ja unbedingt eine Schlacht forderten. Was macht man nicht alles wenn man unter Druck steht vielleicht auch wenn man unbedingt einen Erfolg, Sieg eringen möchte wie Varo der vielleicht auch eine falsche Aufstellung genommen hatte...


    Hannibal hingegen machte das Beste was er mit seinen Männern machen konnte und hatte das nötige quentchen Glück, vielleicht noch die Sonne im Rücken...

    Pater Familias der Gens Germanica


    Academicus Milititaris Cursus Numero II

  • "Den Vorwurf eines taktischen Fehlers kann man den beiden Konsulen nur schwer machen. Ihre Armee war zahlenmäßig überlegen und die gewählte Aufstellung Standard. Ihre Ausgangslage war also tadellos. Es lässt sich allerdings diskutieren, ob eine weniger tiefe, aber dafür breitere Aufstellung die Einkesselung verhindert hätte und evtl. sogar den Legionen die Chance eröffnet hätte, die karthagische Armee im Rücken zu fassen. Im Nachhinein lässt es sich leichter sagen, dass man einem genialen Feldherrn wie Hannibal eben nicht einfach mit einer Standardaufstellung gegenüber treten kann.


    Auf der obersten Ebene war es mit Sicherheit ungünstig, dass sich die Konsulen täglich abwechselten und dabei keine einheitliche Linie in der Taktik und Vorbereitung einhielten. Ob der Druck des Senats eine entscheidene Rolle spielte wage ich zu bezweifeln; auch ich hätte bei der zahlenmäßigen Überlegenheit der römischen Seite eine Schlacht nicht gescheut. Ohne Zweifel hätte allerdings jeder weitere Tag, an dem man das karthagische Heer ziellos umhermarschieren lässt die römische Situation weiter verbessert."

  • Bei der nächsten Vorlesung schien macer etwa unruhiger als sonst; offensichtlich sorgte die Anstehende Wahl auch bei ihm für etwas mehr Anspannung als sonst. Trotzdem begann er seine Vorlesung locker und routiniert wie immer.


    "Nachdem wir uns nun schon mit zwei Schlachten aus dem zweiten punischen Krieg befasst haben, die beide von uns verloren wurden, kommen wir nun zur dritten Schlacht aus diesem Krieg und ich verspreche Ihnen diesmal ein besseres Ende für uns. Wie beim letzten Mal angekündigt geht es um die Schlacht von Zama aus dem Jahr 202 v. Chr., welche die größte Schlacht in Nordafrika im zweiten punischen Krieg war.


    Hannibal hatte sich ja trotz seiner besprochenen Erfolge aus Italien zurück ziehen müssen und war nach Karthago zurück gekehrt. Der Senat von karthago hatte Rom sogar ein Friedensangebot unterbreitet, welches er aber wieder zurück zog. Daraufhin setzte Cornelius Scipio mit der V. und VI. Legion nach Afrika über, um den Feind auf eigenem Boden zu besiegen.


    Bei Zama fand keineswegs die einzige Schlacht statt, aber eine sehr wichtige. Anders als bei den Schlachten auf römischem Boden war nun unsere Seite diejenige, welche bei der Infantrie zahlenmäßig unterlegen war. Geradezu als Glücksfall und entscheiden Besonderheit sollte es sich aber herausstellen, dass Hannibals numidische Reiterei desertiert war, so dass die römische Kavallerie der karthagischen etwa 6000 gegen 3000 überlegen war.


    Diesen Umstand machte sich Scipio zu Nutzen und eröffnete die Schlacht mit der Reiterei, die ihre Gegner fast überrannte, dann aber sogar deren Verfolgung aufnahm, anstatt sofort zum Kampfgeschehen der Infantrie zurück zu kehren. Nach längeren Vorgeplänkeln zwischen römischer leichter Infanterie und Hannibals Mischung aus leichter Infanterie und Kriegselefanten trafen schließlich die Haupttruppen aufeinander. Als Hannibal seine Elefanten (die er auf römischem Boden ja praktisch nicht eingesetzt hatte) in die Schlacht warf, formierten sich die römischen Truppen zu Kolonnen, um wenig Angriffsfläche zu bieten und die Elefanten fast ungehindert durch die Linien passieren zu lassen. Die nur schwer zu kontrollierenden Tiere wurden hinter den Linien durch Lärm so sehr erschreckt, dass sie vertrieben wurden.
    Trotzdem drohten die Karthager durch die zahlenmäßige Überlegenheit und den taktischen Vorteil des Elefanteneinsatzes, der die Legionen zu ungewöhnlichen Manövern zwang, die Oberhand zu gewinnen. Dann kehrte aber doch noch die römische Reiterei von ihrer Verfolgung zurück und fiel Hannibals Truppen in den Rücken, was die Schlacht letztendlich entschied.


    Vergleicht man diese Schlacht mit der von Cannae, so entdeckt man erstaunliche Parallelen, denn in beiden Fällen lässt sich für die siegreiche Partei feststellen, dass sie
    - in der Infantrie zahlenmäßig unterlegen war,
    - in der Kavallerie deutlich überlegen war,
    - ein ungewöhnliches Manöver einsetzte.
    In der offenen Feldschlacht ist als keineswegs die zahlenmäßige Überlegenheit entscheiden, sondern die taktischen Möglichkeiten und die Schnelligkeit, mit denen man eigene Truppen an der richtigen Stelle einsetzen kann und mit denen man auf gegnerische Aktionen reagiert. Hannibal reagierte in Cannae richtig, indem er der zahlenmäßigen Übberlegenheit der Römer mit einer Einkesselung begegnete, die die Truppen an der Entfaltung hinderte; Scipio reagierte in Zama richtig, indem er der Schlagkraft der Elefanten mit einer weit geöffneten Stellung begegnete, die den Angriff ins Leere laufen liess. In beiden Fällen neutralisierte die bessere Taktik die Stärke der feindlichen Infantrie und die stärkere Kavallerie entschied die Schlacht."


    Macer machte an dieser Stelle eine kurze Pause für den Fall, dass die Zuhörer Fragen hätten und schloss die Vorlesung dann mit einigen Hinweisen zum Examen: "Wie ich zu Beginn des Cursus sagte, wird von Ihnen neben dem Bestehen der Prüfung auch das Verfassen einer Dissertation erwartet. Diese sollte sich verständlicher Weise mit einer Schlacht aus der römischen Geschichte befassen. Ich möchte Sie daher bitten, mir in den nächsten Tagen ihre gewünschten Themen vorzuschlagen. Sollte ich von Ihnen bis Ende nächster Woche keine Vorschläge erhalten, werde ich Themen vergeben."

  • Meridius nickte mit dem Kopf. Er hatte schon eine leise Ahnung davon, worüber er schreiben wollte, doch vorerst wollte er sich noch genauer Gedanken machen...

  • War es nicht auch so das diese Schlacht einige Stunden ging ohne das überhaupt etwas passierte, weil die beiden Parteien sich immer der Aufstellung des Gegenüber anpassten und somit für sich keine
    günstige Ausgangspossition ergab um einen Vorteil zu gewinnen?


    Edit: Wie lange soll die Dissertation sein?

    Pater Familias der Gens Germanica


    Academicus Milititaris Cursus Numero II

  • "Ja, das ist korrekt. Während der langen Phase der Plänklergefechte vor Beginn der Schlacht haben beide Seiten die Aufstellung mehrmals verändert, um sie der Situation anzupassen und sich gegenüber dem Gegner günstiger zu postionieren.



    Zur Dissertation: sie sollte sich in der Lange etwa an meinen Vorträgen orientieren, darf aber gerne auch länger sein. Beinhalten sollte sie eine kurze Einordnung in den historischen Hintergrund (wer, wann, wo und warum gegen wen), eine Beschreibung der Ausgangslage (Truppenstärke, taktische Gegebenheiten), eine Wiedergabe des Schlachtverlaufs selbst und eine abschließenden, beurteilende Zusammenfassung (z.B., ob es sich um einen taktischen Sieg, Glück oder zahlenmäßige Überlegenheit handelte). Vergleichte mit hier behandelten Schlachten können gezogen werden, wenn es sich anbietet, sind aber keine Pflicht."

  • Eigentlich hatte sich macer auf Schiffen nie wohl gefühlt und bei der Kriegsführung zur See nicht mehr Erfahrung, als man das von einem Legionslegaten nun einmal erwartete, aber trotzdem konnte er natülrich in einer Vorlesung über wichtige Schlachten den Seekrieg nicht völig ausklammern.


    "Nachdem wir uns bisher nur mit Schlachten auf dem Land befasst haben, wollen wir uns nun mit zumindest einer Schlacht dem Kapitel des Seegefechts widmen. Gewählt habe ich dafür gleich die vermutlich wichtigste Schlacht unserer Geschichte, die Seeschlacht bei Actium vom 2. September 31 v. Chr., in der sich die Flotten von Antonius und Octavian gegenüber standen. Auch wenn mir selber jegliche praktische Erfahrung im Seekrieg fehlt, so können wir ein solch wichtiges Ereignis hier natürlich nicht übergehen.


    Betrachten wir wieder kurz die Vorgeschichte: Im Zweiten Triumvirats war es zu immer Stärkeren Differenzen zwischen Octavian und Antonius gekommen, so dass der Senat keine Möglichkeit sah, das Bündnis zu verlängern. Ähnlich wie bereits zuvor Julius Cäsar war auch Antonius durch seine Beziehung zu Kleopatra und die Befürchtung, dass er Reichsteile an sie oder ihre Nachkommen abgeben könnte, beim Volk wenig beliebt und hatte mit Widerständen zu kämpfen. Octavian, der sich meistens als legitimer Nachfolger und Rächer der Cäsar-Mörder darstellte, war durch die Trennung des Antonius von seiner Schwester Octavia endgültig zum politischen Gegner geworden und ein Krieg unter Römern liess sich nicht mehr verhindern.


    Antonius zieht sich sher bald nach Griechenland zurück und Octavian setzt ihm mit einer starken Armee über das Mittelmeer nach und versucht die Truppen des Antonius langsam einzuschließen. Antonius bekommt Versorgungsprobleme mit seinen Landstreitkräfte und muss die Entscheidung in der Seeschlacht suchen. Er besetzt seine Schiffe mit Legionären und bereitet sich gemeinsam mit der flotte Kleopatras auf eine Überfahrt nach Ägypten vor. Insgesamt verfügten sie über 170 Kriegsschiffe und 300 Hilfsschiffe, besetzt mit 120.000 Mann Infanterie und 12.000 Reitern. Vor Actium trafen sie auf die Flotte von Octavian und seinem Marinebefehlshaber Agrippa, die 260 Liburnen mit 80.000 Mann Infanterie und ebenfalls 12.000 Reitern aufboten.
    Antonis teilt seine Flotte in drei Geschwader, die die gesamte Breite der Meerenge vor Actium einnehmen, so dass eine Umfassung nicht möglich ist. Jedem dieser Blöcke liegt ein Geschwader Ocatvians gegenüber. Die schweren Schiffe des Antonius sind den leichten Liburnen von Octavian überlegen und drängen mit Rückenwind langsam vorwärts. Agrippa kann das Vorrücken auch mit neuen Brandgeschossen nicht aufhalten udn muss zurückweichen. Dadurch entsteht eine Lücke zwischen dem Ende der Schlachtlinie und der Küste, durch die die hinten liegende Flotte Cleopatras aus dem Schlachtgebiet flüchtet. Obwohl die Lage für ihn eigentlich günstig ist, folgt ihr das Geschwader von Antonius. Der Anblick des flüchtenden Flagschiffs sorgt für Verwirrung in Antonius' Reihen, die die Streitmacht von Octavian zu ihren Gunsten nutzen kann und die Schlacht entscheidet.


    Es wird gerne spekuliert, warum Antonius Kleopatra hinterher gesegelt ist, obwohl er in der Schlacht überlegen war. Festhalten lässt sich, dass er bis zu diesem Zeitpunkt alles richtig gemacht hatte und dann den fast sicheren Sieg leichtfertig aufgegeben hat."

  • "Zum Abschluß der Vorlesungen des Cursus über wichtige Schlachten der römischen Geschichte möchte ich nun noch einen Blick auf ein Ereignis der jüngeren Geschichte werfen. Nachdem wir uns bereits mit Hinterhalten, Feldschlachten und Seeschlachten befasst haben, fehlt noch ein Blick auf die Belagerungsschlachten und dort bietet sich die Belagerung von Masada aus dem Jahr 74 an.

    Ihnen allen dürften die religiösen Unruhen bekannt sein, die sich in der Provinz Judaea ereigneten und unter dem Namen "Jüdischer Krieg" Eingang in die Werke unserer Geschichtsschreiber gefunden haben. Nach der erfolgreichen Offensive unter Titus Flavius Vespasianus und seinem Sohn Titus wurde Jerusalem bereits im Jahr 70 erobert und die letzten Aufständischen zogen sich auf die Bergfestung Masada am Toten Meer zurück.

    Die Anlage hatte eine im Sinne der Verteidigung optimale Lage: das nach allen Seiten steil abfallende rautenförmige Felsplateau von 300 metern Breite und 600 metern Länge bot Wohnraum für etwa 1000 Personen und war mit großen, insgesamt 1300 m langen Befestigungsanlagen mit über 30 Türmen umgeben. Es verfügte über große Vorratslagern, 12 Zisternen und zusätzliche Wasserzuleitungen über Kanäle aus der Umgebung. Es gab nur vier schmale Wege, die nach oben führten, so dass ein Sturmangriff quasi unmöglich war.

    Unter dem Feldherrn Flavius Silva rückten 15.000 Mann auf Masada vor und umgaben den Fuß des Felsens als erstes vollständig mit einer 4 km langen Blockademauer, die einen Ausfall oder eine Flucht der dort verschanzten zelotischen Rebellen unmöglich machte. Das Belagerungsheer wurde auf acht Lager entlang dieser Mauer verteilt. An der Westflanke des Felsens begann die Armee dann mit dem Aufschütten einer wahrlich gigantischen Belagerungsrampe. Jedes verfügbare Baumaterial aus der Umgebung wurde herangeführt, um das größte Belagerungsbauwerk in unserer Geschichte zu errichten. Die Rampe, die Sie übrigens jetzt noch immer fast in ihrer vollen Größe vor Ort betrachten können [das gilt sogar Sim-Off! ;)], führte bis kanpp unter die Verteidigungsmauern auf dem Plateau. Auf ihr wurde dann ein Belagerungsturm mit Rammbock an die Mauer heran geführt.

    Wenngleich es den Legionären mit dieser einmaligen technischen Meisterleistung tatsächlich gelungen ist, die Mauer zu brechen und die als uneinnehmbar geltende Festung zu erobern, muss man doch feststellen, dass sich die Verteidiger angesichts der unglaublichen Überlegenheit unserer Armee einer Gefangennahme durch kollektiven Selbstmord entzogen. Das schmältert natürlich in keiner Weise den Erfolg der beteiligten Legionen, die damit bewiesen haben, dass für das römische Belagerungshandwerk keine noch so gute Festung unbezwingbar ist.


    Damit möchte ich die Vorlesungsreihe beenden und Ihnen empfehlen, sich Ihre Mitschriften noch einmal gut anzusehen, bevor ich Ihnen dann die Prüfungsfragen für das Examen Quartum austeile. Ferner sind mir bisher noch nicht von jedem die Vorschläge für Ihre Dissertationen eingegangen; ich bitte, dass dies baldmöglichst nachgeholt wird."

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