• Die Villa Laronia lag am südlichen Rand des Esquilin, fast schon auf dem Oppius gelegen, und doch trennten die Villa einige hundert pedes von den prächtigen Gartenanlagen der höchsten Gesellschaft Roms. Dennoch musste der Hausherr sich wohl nicht verstecken mit seinem kleinen Anwesen aus feinem, weißen Stein und dem wundervollen großen Garten mit seinen vielen Statuen, Büsten, Bäumen und Büschen. Aulus Laronius Pola hatte Geld. Sehr viel Geld sogar, vornehmlich geschöpft aus dem Vermögen seiner Frau und diversen klug abgeschlossenen Geschäften, die ihm erlaubten, desöfteren Gastgeber kleiner Feierlichkeiten zu sein, die sich in den Kreisen der Ritterschaft und Senatorenschaft Roms großer Beliebtheit erfreuten.


    So auch heute.


    Eigentlich hatte Axilla ja gar nicht herkommen wollen. Eigentlich hatte sie überhaupt gar nie vorgehabt, eine solche Veranstaltung auch nur von Weitem zu besuchen. Sie hatte viel zu viel Angst, dass jemand sie erkennen könnte und es dann darüber Gerede geben würde, was sie getan hätte. Ganz zu schweigen von den viel naheliegenderen Risiken, die sich aus solchen Begegnungen, so sie sich darauf einließ, ergeben konnten. Aber am gestrigen Tag hatte sich etwas ergeben, vor dem sie noch mehr Angst hatte.
    Nach den letzten Worten des Terentiers war sie doch irgendwann schließlich nach Hause gekommen. Sie hatte versucht, sich einzureden, dass es vorbei war, und dass sie gesiegt hatte. Aber irgendwie hatte sie angefangen zu zittern. Sie hatte sogar eine teure Glasphiole mit Rosenwasser fallen lassen und wäre beinahe barfuß noch in die Scherben getreten, als sie sie wegräumen wollte, wenn Levi sie nicht rechtzeitig noch davon abgehalten hätte. Aber ein Gedanke spukte durch ihre Gedanken, und den wurde sie nicht los: Was, wenn Terentius Cyprianus wirklich mit Vescularius Salinator redete? Was, wenn er oder der PU auf der Feier auftauchen würde und merken würde, dass sie gelogen hatte? Was, wenn er einfach nur den Namen überprüfte? Dann wusste er, welcher Art das Fest hier und heute war. Vielleicht schickte er ja auch nur jemanden, der prüfen sollte, ob sie da war?


    Der Gedanke ließ sie einfach nicht los. Den ganzen Abend nicht, und auch nicht die ganze schlaflose Nacht. Am nächsten Morgen schließlich hatte sie ihre Nachbarin einladen lassen und ihr dann eröffnet, dass sie doch die Einladung von dieser annehmen und sie begleiten wollte. Was jene in helle Begeisterung versetzte, und in jeder Menge nützlich gemeinter Tipps zur passenden Garderobe.
    Wenigstens jene kam Axilla dergestalt entgegen, dass – wohl eben um mögliches Gerede abzuwenden und so auch die weiblichen Besucher zum Kommen zu bewegen – die Damen eine Maske tragen durften. Und von diesem kleinen Zugeständnis an die Privatsphäre machte Axilla reichlich Gebrauch.


    Mit ihrer Nachbarin in deren Sänfte war sie am Haus angekommen, und verhüllt in einen langen Umhang mit Kapuze gingen beide die restlichen Schritte bis zum Haus. Der Ianitor sah fast durch sie hindurch, begrüßte sie nur stumm und ließ sie ein, nachdem Axillas Nachbarin ein paar geheimnisvoll klingende Worte mit diesem gewechselt hatte. Und dann waren sie drinnen und die ganze Pracht Roms schien ihnen hier entgegentreten zu wollen.
    Unsicher folgte Axilla ihrer Nachbarin über einen Fußboden, der in einem feinen Mosaik gemustert war. Er zeigte Vögel und wilde Tiere, dazwischen immer wieder einmal auch Nymphen und Satyrn, die sich hinter Büschen versteckten oder hinter Steinen hervorsahen.


    “Nimm den Mantel ab“, wies ihre Nachbarin sie an, als ein paar Sklaven auf sie zutraten, um eben jene ihnen abzunehmen. Ein wenig unbeholfen übergab Axilla den ihren und fühlte sich augenblicklich sehr nackt. Auch wenn sie das nicht war. Wenngleich man ihr Kleid wohl auch kaum als solches bezeichnen konnte.
    Es war aus feinem, durchscheinenden, hellgrünem Stoff. Die Beine waren geschlitzt bis hinauf zu den Hüften, so dass bei jeder Bewegung ihr komplettes Bein gut sichtbar wurde. Und der Ausschnitt, so man ihn so nennen wollte, hörte nicht sittsam am Dekolleté auf, sondern ging tiefer bis hin zu dem schmalen, goldenen Gürtel, so dass nur zwei fast durchscheinende Streifen Stoff ihre Brüste bedeckten. Eigentlich war Axilla nicht schamhaft, aber hier verschränkte sie ganz kurz die Arme vor der Brust, um sich etwas mehr zu bedecken. Auch wenn ihr gleich darauf wieder einfiel, wie albern das war. Vor allem angesichts ihrer Nachbarin, die bis auf eine Konstruktion aus weichem Leder um ihren Brustkorb und weiß fließendem Stoff um ihre Beine nichts trug, so dass ihre Brüste frei lagen, nur bemalt mit derselben leicht goldenen Farbe, mit der auch Axilla sich Gesicht, Schultern und Hals geschminkt hatte. Dazu trug Axilla noch eine Stoffmaske, die mit ein paar geschickten Haarnadeln mit ihrer Frisur verwebt worden war und so nicht rutschen konnte, ebenso wie ein paar grün gefärbte Federn, die sie in ihren Augen albern, in den Augen ihrer Nachbarin wie Vögelchen aus Arkadien aussehen ließen.


    “Versuch, dich zu entspannen. Du bist jetzt schon so lang Witwe und warst immer brav zuhause. Da darfst du auch einmal nochmal aufblühen, bevor du in das nächste Gefängnis wechselst.“
    Axilla folgte ihrer Nachbarin weiter den Flur entlang in Richtung einer sanften Flötenmusik und den Stimmen einiger Menschen. “Ich bin entspannt! Aber ich will nur mal kurz gucken, und dann geh ich wieder heim.“ Axilla wollte sich nur versichern, dass Terentius Cyprianus nicht hier war. Oder wenn doch, dass er sie kurz sah, vielleicht nicht erkannte, aber dass sie zumindest sagen konnte, sie hätte ihn gesehen. Wobei sie doch hoffte, dass überhaupt niemand sie erkennen würde und ihre Maskierung sie ausreichend schützte.
    “Ach, du musst keine Angst haben. Genieß es einfach. Sieh es dir einfach mal an. Vielleicht änderst du noch deine Meinung.“
    Das glaubte Axilla kaum, aber dann betraten sie auch schon das mit Klinen, Kissen und Blumen reich hergerichtete Tablinum, in dem sich jede Menge spärlich bekleideter Frauen und teils vornehm, teils ebenso spärlich bekleideter Männer aller Altersstufen bewegten.
    “Oh, die bacchischen Riten sind noch nicht vollzogen. Komm, suchen wir uns eine bequeme Liege. Das musst du sehen.“ Axilla ließ sich mitziehen, und dann war sie mittendrin in dieser beginnenden Orgie.

  • Nach dem Gespräch mit Iunia Axilla war er erst recht neugierig geworden. Er hatte das Gefühl, irgendwas an ihren Worten war nicht ganz koscher. Allerdings war es ihm nicht wirklich möglich den Finger drauf zu legen. Da er die Iunierin als Frau einstufte, die ihn umbringen würde nur weil er angeblich ihre Verwandte umgebracht hatte, war er dazu übergegangen ein wenig über das Treffen, welches sie erwähnt hatte,nachzuforschen. Leider fand er nicht wirklich viel raus. Seine Kontaktnetz in der Stadt war einfach noch zu wenig ausgeprägt. Informanten "ranzuzüchten". So also blieb ihn nicht wirklich was anderes übrig als selbst nach dem rechten zu schauen. So hatte er sich also zivil gekleidet und begab sich zu der Villa in der Annahme die Iunierin würde sich da mit Leuten treffen um einen Anschlag auf ihn zu planen. Was sich wirklich hinter diesen Mauern verbarg hätte er wohl erstmal nicht geglaubt. Aber so klopfte er an, immer bereit andere Prätorianer zu holen die in der Straße in zivil Position bezogen hatte, und war gespannt was passieren würde

  • Der Ianitor öffnete natürlich auch Cyprianus die Tür und musterte diesen, wie er auch schon die anderen Gäste kurz gemustert hatte. Immerhin war es seine Aufgabe, dass nur das passende Klientel die Villa betrat, während der unwichtige und stinkende Pöbel Roms schön weit ferngehalten werden sollte. Wobei eben jener sich auch nie eine Garderobe hätte leisten können, die zum Eintritt hier benötigt war. Und so war es auch mehr ein Einschätzen eben jener Kleidung als des Mannes an sich, als der Ianitor seinen Blick an jenem hinunterwandern ließ. Erst zuletzt ruhte er auf dem dazugehörigen Gesicht, und Erkennen spiegelte sich in seinen Augen wider. Immerhin hatte der Präfekt das Kommando vor gar nicht allzu langer Zeit über die Garde noch feierlich übernommen.
    Stumm wie schon der Rest der Begrüßung trat der Ianitor einfach einen Schritt zurück und machte eine einladende Handbewegung ins Hausesinnere, von wo ein paar Flötentöne und Kitharaklänge bis hier zum Eingang wehten. Auch wenn der Ianitor sich recht sicher war, dass der Terentier nicht geladen war, so war er sich doch ebenso sicher, dass der Mann nicht zu denen gehörte, die er in solchen Fällen abwimmeln sollte. Ebensowenig hätte er den PU abgewimmelt, oder einen Großteil der Senatorenschaft Roms. Schlicht, jeder der dem Hausherren nützen oder Ärger von ihm abhalten konnte, war willkommen.


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    Im Hausinneren hatte Axilla inzwischen eine verdammt gut gepolsterte freie Liege gefunden und es sich dort bequem gemacht. Ein wenig hatte sie noch versucht, ihr Kleid so zurechtzuzupfen, dass es sie doch bedeckte, aber in der halb sitzenden, halb liegenden Position gelehnt an die weichen Kissen in ihrem Rücken war dies ein nutzloses Unterfangen, so dass sie schließlich aufgegeben hatte und damit nun lebte, dass ihre Unterschenkel und Füße sehr gut sichtbar auf dem roten Polster ruhten.
    Ihre Nachbarin hatte direkt die Liege neben ihr und fing schon an, freudig zu erklären. “Am besten, du schaust dich jetzt schon einmal um, ob dir jemand gefällt. Nachher könnte es da etwas schwieriger werden, in Ruhe jemanden zu bezirzen. Vor allem manche Herren sind da erschreckend schnell bei der Wahl einer Partnerin und...“
    “Ich will mir aber gar niemanden aussuchen. Ich meine... überhaupt... hier so... ich meine... vor allen?“
    “...du solltest auch darauf achten, wen du da ansprichst. Siehst du die dicken, silbernen Armreife mit dem Efeublatt drauf? Was? Schämst du dich etwa? Also, Laronius hat auch ein paar hübsche Zimmer, die er dir sicher überlassen würde, wenn du ihn fragst, aber ...““Ich will ihn ja gar nicht fragen!““...eigentlich bleibt man dazu hier. Macht ja auch einen Teil des Reizes aus, wenn man zusehen kann.“ Den erschrockenen Blick ignorierte Axillas Nachbarin und redete nahtlos weiter. “Also, die mit dem Efeublatt sind die Sklaven. Wenn dir da einer gefällt, winkst du ihn einfach her, wenn er frei ist. Oder sie, je nachdem, wonach dir ist. Die machen wirklich ALLES, was du ihnen sagst. Aber wirklich spaßig ist es eigentlich mit den anderen Gästen.“
    Axilla merkte, dass ihre schockierten Blicke irgendwie nicht wirkten und wohl auch nicht angebracht waren. Also beschränkte sie sich lieber darauf, sich umzusehen. Ihr Blick fiel als erstes auf einen jungen Mann in Lorica, und sie fragte sich kurz, was ein Legionär hier zu suchen hatte, als sie auch schon die Erklärung bekam. “Ja, Petilius sieht großartig aus. Aber an den bist du verschwendet. Zweimal rein und raus, und der Gute ist fertig. Wirklich eine herbe Enttäuschung.“ Axilla hatte das eigentlich so genau gar nicht wissen wollen, und schaute schnell auch weiter, was ihre Nachbarin aber zu weiteren Erklärungen ermutigte.
    “Das da hinten ist Senator Aponius. Der hat normalerweise eine Hetäre dabei, der lässt sich nur gern zuschauen. Ah, und der Dicke dahinter ist ein Ritter... Hippius... oder Hirrius? Eins von beiden. Der Mann ist ein Tier, im wahrsten Sinne. Lass dich nicht von ihm beißen! Aber ansonsten macht der es dir auch die ganze Nacht und...““Ja, schon gut...“ Axilla war das doch unangenehm. “Jetzt sei doch nicht so schüchtern! Dir tut ja keiner was. Du kannst ja auch erstmal schauen. Oder wir finden was sanfteres für dich?“ Axilla holte Luft, um etwas zu sagen, unterließ es aber dann. “Voconius da hinten... steht mehr auf Knaben. Oh, und das da vorne ist Petreius Geta. Und heute wird DER mir gehören, und ich werd ihn reiten wie...“ “Ja, ich kanns mir vorstellen...“ “Ich kann ihn auch sicher überzeugen, dass du mitmachen kannst? Ich mein, du bist jünger, das hätte für ihn sicher seinen Reiz und würde meine Chancen auf ihn nicht unerheblich verbessern...“
    Axilla begann, sich doch etwas unangenehmer zu fühlen und kratzte sich verlegen am Unterarm – mit dem Ergebnis, dass sie sich etwas von der leicht goldenen Farbe abkratzte, die nun unter ihren Fingernägeln klebte und in einem unbeobachteten Moment dann an die Kline geschmiert wurde. Und anscheinend merkte ihre Nachbarin, dass sie da doch noch etwas schüchtern war und ließ das Thema wieder fallen. Zumindest fast.
    “Na, du wirst schon sehen, ob du nachher Lust hast oder nicht. Genieß es einfach erstmal. Oh, da kommt der Wein, gleich geht es auch los.“
    Sie bekamen alle einen schönen Becher in die Hand gedrückt, der mit fast schwarzem Wein gut gefüllt war. “Ich möchte eigentlich lieber nicht...“ fing Axilla an, aber der Sklave vor ihr sah sie nur verwirrt an.
    “Du musst! Das gehört doch zum Ritus! Nimm ihn einfach. Musst ihn ja nicht austrinken gleich.“
    Also nahm Axilla den Becher, lehnte sich etwas in ihre Kissen zurück und harrte der Dinge, die da kommen mochten.

  • Er mochte es nicht so gemustert zu werden und irgendwie kam ihm das alles komisch vor. Er hatte damit gerechnet, daß man ihn wegschicken würde oder zumindestens fragen würde was er hier wollte. Stattdessen lud man ihn ein. Das konnte natürlich auch eine perfide falle sein, aber den PP umzubringen wo zumindestens die Prätorianer wußten wo ihr Kommandant gewesen war (jedenfalls die auf der Straße) wäre wohl Selbstmord gewesen. Andererseits wußten die Leute ja nciht daß er Leute dabei hatten. Jedenfalls nahm er dies an. Nach einen Moment des Überlegens machte er also einen Schritt hinein und folgte der Musik. Er sah sich um als er weiterging und sah Männer und Frauen gleichsam recht spärlich bekleidet. Auch wenn ihn gerade der Anblick der Frauen erfreute, wurde er immer verwirrter und fragte sich langsam wo er hier eigentlich war. Die Villa eines Giftmischers jedenfalls nicht soviel war klar.
    Dann betrat er den Raum und das scheinbare Zentrum dieses ganzen Spektakels. Verwundert sah er sich um, sah er doch Ritter,Senatoren und normale Plebejer zusammen wie sie es sich auf Liegen bequem machte. Daneben weitere wunderschöne Frauen, wo man nicht erkennen konnte wer sie waren, da sie alle Masken trugen.
    In diesem Augenblick wurde ihm bewußt wie sehr er doch aus der Provinz kam, denn alles hier, die Aufmachung, die Bekleidung, das gesamte Ambiente erinnerte ihn an die Erzählungen über den Sündenpfuhl Rom.
    Mit einem Mal wünschte er sich nun einfach weg. Er war zwar nicht Prüde, sowas war man nach 30 Soldatensein nicht, aber das war für ihn, einem Mann aus der Provinz fast zuviel. Verwirrt und ein wenig eingeschüchtert stand er nun rum und wußte nicht so recht, ob er einfach gehen sollte oder sich des einfach anschauen sollte.
    Dann allerdings gab er sich einen Ruck, er hatte Germanen Parthern und anderen bewaffneten Mächten getrotzt, da würde er sicherlich nicht vor halbnackten Menschen wegrennen. So also bahnte er sich einen Weg durch die Menge und suchte sich eine freie Kline. Als er eine gefunden hatte sah er sich weiter unsicher und fast ängstlich im Raum um und fragte sich was wohl hier passieren würde und ob die Geschichten die er gehört hatte wahr waren.

  • “Oh, es fängt an!“ flötete es nur noch von der Kline neben Axilla, ehe der ganze Raum scheinbar in Ehrfurcht erstarrte und verstummte. So plötzlich, wie die Trommeln und Flöten verstummt waren, hatte die Stille etwas beinah greifbares, und die Nervosität bei Axilla wuchs zu echter Anspannung, als nun ein großer, bärtiger Mann hereinkam. Er hatte einen langen Stab, der mit Bändern und Weinblättern umrankt war, und an dessen Spitze sich ein auffällig großer Pinienzapfen befand, mit dem er bei jedem Schritt so aufdonnerte, dass es ein lautes, hallendes 'Klack' auf dem Marmorboden machte. Er hatte eine schneeweiße Toga an, und auf seinem Kopf einen Kranz aus Weinlaub. Ihre Nachbarin raunte ihr zu, dass dies der Gastgeber war, Aulus Laronius Pola, doch hätte Axilla auch gleich geglaubt, dass er nicht nur den Dionysos darstellte, sondern dieser höchstselbst war. Um ihn herum schlichen halb geduckt ein paar junge Knaben, die nur ein Ziegenfell um die Hüften trugen, und Mädchen, die bis auf ein paar Efeublätter hier und da gar nichts trugen.
    “Fremde, die ihr hergekommen seid, Namenlose Geister und Schatten, die ihr umhergeirrt seid, weil ihr das Licht und das Lachen gesucht habt! Seid willkommen! Heute sollen wir gleiche unter gleichen sein, heute soll Freiheit unter uns herrschen. Gleich wollen wir sein den Satyrn und Nymphen, gleich dem unsterblichen Gott, dem Freien Vater, dem Unbefangenen Kind, dem Jüngsten der Götter, Taurocranus, Gehörnter , Zweimalgeborener! IHM zu Ehren wollen wir feiern mit seinem Wein, IHM, aus dessen Asche das Menschengeschlecht geboren, IHM, der uns Freude und Gesang, Spiel und Leichtigkeit schenkt! Heute wollen wir alle Freunde sein, Gleiche unter Gleichen, freie Menschen!“
    Eine Ziege wurde von den Mädchen hereingeführt, reich geschmückt mit bunten Bändern, die Hufe und die Hörner vergoldet. Die Jungen hingegen trugen einen ebenso reich geschmückten und besonders großen Phallos herein, schritten mit dem übergroßen Gemächt, welches das Zeichen von Bacchus war, einmal rechtsherum durchs Tablinum, vorbei an allen Gästen, so dass jeder das Kultbild sehen konnte, und stellten es schließlich auf einen Sockel vor Gastgeber und Ziege.
    “Großer Gott der Freude und der Feste, Herr des Weines. Segne uns mit deinen Gaben, mach unsere Herzen leicht und beschwingt. Vor dir kann kein Mensch bestehen, keiner kann sich dir wiedersetzen. Schenke uns den Rausch! Schenke und Verlangen! Schenke uns Vergnügen!“
    Trommeln setzten ein, nur leise, ein ständiges Vibrato im Hintergrund. Latonius tauschte Thyrsus gegen Opfermesser und Weinbecher, goss den Wein der Ziege über den Kopf, den Hals, den Rücken, weihte sie dem Gott des Weines. Die Mädchen hielten das Tier fester, als er sich schließlich zu der Ziege herunterbeugte und ihr mit einem tiefen Schnitt die Kehle aufschnitt, so dass das Blut kräftig aufspritzte, nur unzureichend von einer Opferschale aufgefangen. Ein kurzes Zittern ging noch durch den Ziegenkörper, dann brach das Tier endgültig zusammen. Ein weiterer Schnitt folgte, und die blutige Leber spiegelte im Licht der Fackeln, die den Raum erhellten. Ihr Gastgeber hielt sie hoch über seinen Kopf, so dass das Blut an seinen Händen herunterlief und auf sein weißes Gewand tropfte und auch auf den Boden. “LITATIO!“ brüllte er geradezu bis in die hintersten Winkel des Raumes, und erster Jubel kam wie ein Echo zurück zu ihm.


    Axilla merkte, dass sie den Atem angehalten hatte, und lächelte jetzt aus keinem besonderen Grund, vornehmlich aus Erleichterung über den guten Ausgang des Opfers (wenngleich wohl nichts anderes zu erwarten gewesen war). Sie wollte gerade dazu ansetzen, einen Schluck Wein zu trinken, als ihre Nachbarin sie mit einem leisen “Noch nicht“ abhielt. Und als Axilla wieder aufsah, merkte sie, dass der Ritus mit dem erfolgreichen Opfer wohl noch nicht vorbei war.
    Der Opferherr war verschwunden, ebenso die Ziege. Nur ihr Blut war noch stellenweise am Boden, doch war es kaum zu sehen. Auf dem Platz, rund um den noch immer aufgestellten Phallos, herrschte rege Bewegung. Die Satyrn und die Nymphen hatten angefangen, zu tanzen, mit teils fließenden, teils abgehackten Bewegungen. Die Flöten setzten wieder ein, eindringlicher, schriller, und die Trommeln wurden lauter. Dazu kamen nun auch Zimbeln, die mit ihrem metallischen Scheppern der Situation eine Anspannung gab, ähnlich dem ersten Aufeinandertreffen wütender Schwerter.
    Ein besonders schöner junger Mann in Ziegenfell schnappte sich eine der Nymphen, zog sie näher zu sich heran. Und beide tanzten, wiegten ihre Oberkörper vor und zurück, enger, vertrauter. Seine Hand streichelte über ihren Körper, ihre über den seinen, immer noch enger, bis man zwischen beide Körper keine Feder mehr bekommen hätte. Beide sanken langsam nieder, noch immer in der steten Bewegung ihrer Oberkörper vor und zurückwiegend mit dem Rhythmus der Trommeln, auf die Knie, und immer vor und zurück, wie im Wind wiegendes Gras. Er zog sie immer dichter an sich, immer in derselben Bewegung, bis schließlich das Auge nicht mehr unterscheiden konnte, wo der Tanz aufhörte und etwas anderes anfing. Aber dass es nicht mehr länger nur ein Tanz war, je lauter das Trommeln, je heftiger die Cimbeln wurden, umso weniger ließ das Tun einen anderen Schluss zu. Noch dazu, als die Nymphe in lustvollem Stöhnen aufseufzte, den Kopf in den Nacken warf, noch immer gefangen in der immer impulsiver werdenden Bewegung. Axilla merkte, dass ihr warm wurde. Sie wollte wegschauen, aber andererseits war sie wie gefangen von dem Anblick und konnte nicht. Sie fühlte, wie ihr Mund trocken wurde, ihr Atem langsamer und tiefer wurde. Und schließlich und für alle deutlich erreichte der Satyr zu einem crescendo der Instrumente die höchste Ekstase und sank ermattet einfach nieder.
    Um sie herum hörte Axilla den Ruf “PER BACCHO!“, und als sie die anderen trinken sah, murmelte sie ebenfalls die kleine Weihung an den Gott und trank einen Schluck Wein. Und in diesem Moment störte es sie nicht im Geringsten, dass dieser unverdünnt und mit exotischen Gewürzen und Honig versetzt war. Sie nahm einen tiefen Zug, und es schmeckte süßer als Ambrosia. Irgendwie fühlte sie sich beklommen und ertappt, sah verwirrt und doch erregt zu ihrer Nachbarin herüber. Sie hatte keine Ahnung, was jetzt kommen würde, wie es weitergehen würde. “Und jetzt?“ fragte sie daher vorsichtig.
    “Jetzt... machst du was immer dir gefällt.“ Eine Sklavin kam mit Opiumpfeifen herbei. Axillas Nachbarin nahm lächelnd eine entgegen, Axilla lehnte mit einem Winken ab. Ihre eine Erfahrung mit Opium damals in Alexandria reichte ihr, das wollte sie hier keinesfalls wiederholen.
    Sie sah sich um. Eigentlich hatte sie erwartet, dass nun alle übereinander herfallen würden wie die Karnickel, aber nichts dergleichen. Musik spielte wieder, sanfte, ruhige Klänge. Viele Leute tranken oder rauchten. Einige spielten ein Brettspiel wie mulina oder Alquerque. Nur ein Teil der Gäste war dazu übergegangen, sich zu Küssen, zu streicheln, oder auch... direkteren Tätigkeiten nachzugehen. “Entspann dich einfach“ kam es lachend von ihrer Seite, wo ihre Nachbarin aufgestanden war. “Ich geh jetzt erst einmal zu Petreius hinüber und will mal schauen, was er so zu meinem Vorschlag sagt. Wenn du magst, komm zu uns herüber.“ Sie hauchte Axilla noch einmal verführerisch den süßen Rauch des Opiums entgegen und schlenderte dann an ein paar der Nymphen und Satyrn, die es den ersten nachtaten, ruhig und gelassen vorbei.
    Und Axilla lehnte sich mit einem sehr tiefen Durchatmen erst einmal in die Kissen ihrer Kline zurück.

  • Das was er befürchtet hatte traf ein. zumindestens teilweise. Als er das kopulierende Paar zu Ehren Bacchus sah war er zum einen abgestoßen und zum anderen fasziniert. Für ihn war des eine neue Erfahrungen. und neue Erfahrungen waren ja immer die Besten. Jedenfalls größtenteils. Als dann das Opfer beendet war und (natürlich) angenommen wurde fragte er sich nun endgültig was er machen sollte. Sollte er hier als Kommandant der Garde bleiben und an den Ausschweifungen teilnehmen? Oder sollte er einfach gehen.
    Mit dem Becher Wein in der Hand sah er sich nochmals um. Interessanter Weise kam es nun nicht zu wilden Ausbrüchen, sondern es ging alles relativ gesittet los. Ja nichtmal alle gaben sich der Fleischeslust hin sondern spielten sogar Brettspiele!
    Dies machte es Appius dann die endgültige Entscheidung einfacher und er entschloss sich zu bleiben. Er war Soldat und Feigheit vor dem feind war das letzte was er zugeben wollte. So als stand er auf immer noch mit dem Wein in der Hand (zum Mut antrinken) und schlenderte durch die Massen der Leute um zu schauen was so angeboten wurde. Vielleicht würde er einfach beim Glücksspiel anfangen. Mit Würfeln kannte er sich aus. So ging er also zu einem der Würfeltische um mit zu machen.
    Während er sich setzte um dann mit dem ersten Einsatz auch gleich zu verlieren bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Frau in verboten ausgeschnittenen Kleid welches ihre herrlichen, schlanken Beine freiließ,ihren hinreißenden Körper zeigte und nur ihre festen Rundungen verheißungsvoll unter durchscheinendem Stoff verbarg. Die Gestalt die Appius im ersten Augenblick wie die Venus selbst vorkam hatte sich in die Kissen zurückgelehnt und beobachtete durch ihre Maske das treiben. Appius verlor auch die nächsten Spiele, was ihm aber relativ egal war da er dieses Geschöpf anschaute. Vage kam sie ihm bekannt vor auch wenn er dank der Maske nicht wußte woher. Er trank einen großen Schluck Wein um sich Mut zu machen, entschuldigte sich und verließ den Tisch um sich in Richtung seiner "Venus" zu begeben. Kurz bevor er allerdings bei ihr ankam zögerte er und wurde langsamer.
    Sollte er es wirklich bei so einer schönen Frau wagen? Sollte er wirklich bei den treiben hier mitmachen. Seine alten Zweifel meldeten sich wieder. So also stand er nur zwei Schritte von der Frau und wußte nicht was er tun sollte. Lächelte sie nur schüchtern an.

  • Die ersten Momente lag Axilla einfach nur da und starrte durch ihre gefiederte Maske hindurch nur die Decke an. Sogar DORT gab es ein Mosaik, das sich bei näherem Hingucken als Sage von Syrinx entpuppte. Da war ein Mädchen beim Musizieren und Pan, der sie beobachtete. Das nächste Bild zeigte ihn, wie er ihre Hand ergriff, und sie in abwehrender Haltung. Wenn sie weiter nach rechts schaute schließlich sah man sie an einem Fluss, die Arme flehend erhoben, und Pan, wie er ihr hinterherhetzte. Und dann schließlich nur Schilf, schön versetzt mit allerlei Vögeln und einem Pan, der sich daraus eine Flöte schnitzte.
    Die Betrachtung lenkte sie soweit ab, dass sie sich wieder fing und wieder etwas aufrichtete. Ganz vorsichtig und zaghaft begann sie, sich im Raum umzusehen. Es war weit weniger schlimm, als sie es sich vorgestellt hatte. Neben ihr war die Liege jetzt frei, weil ihre Nachbarin gegangen war. Und auf der daneben lag zwar ein Pärchen, fast vollkommen nackt, aber die beiden rauchten nur und bliesen sich den Opiumdampf mit geschmeichelten und leisen Worten nur gegenseitig verführerisch zu. Und noch weiter dahinter spielten zwei Männer miteinander Alquerque, wobei Axilla sich nicht sicher war, ob sie sich wirklich auf das Spiel konzentrierten, da sie auffällig oft zu anderen Paaren hinübersahen und darüber scheinbar teilweise scherzten. Und so sah sie auch weiter, vorbei an ein paar würfelnden Männern, vorbei an den inzwischen zur Ruhe gekommenen Nymphen und Satyrn, die so nach und nach auch wieder aufstanden und sich aus dem Zentrum entfernten. Doch vor allem die Nymphen schienen hierbei nicht immer weit zu kommen, sondern wurden hier und dort aufgehalten und 'in Anspruch genommen'.
    Axilla suchte den Raum ab, bis sie schließlich ihre Nachbarin gefunden hatte, die mittlerweile neben ihren Angebeteten saß, ihm irgendwas ins Ohr flüsterte, was diesem zu gefallen schien. Eine Hand lag dabei auf seiner Schulter, und die andere... auf dem Hinterkopf einer Sklavin, die vor dem Petreius kniete und... Axilla sah ertappt weiter und widerstand der Versuchung, doch weiter dort zuzuschauen, was diese Frau, die sie ja beinahe täglich sah, mit der sie häufiger zur Cena zusammen saß, über deren besonders strenge Erziehung sie sich bei deren siebenjährigen Sohn bisweilen wunderte, was diese Frau jetzt und hier vielleicht nicht verbotenes, aber moralisch grenzwertiges tat. Eine anständige Römerin würde niemals ihren Mund so entweihen. Der Mund war schließlich das Instrument eines freien Menschen, durch welche er Reden halten konnte, sich philosophisch und auch sonstig mitteilen. Ein wahrer Römer, egal ob Mann oder Frau, durfte derlei vielleicht empfangen, aber selber ausüben war undenkbar. Und doch fühlte Axilla durchaus die Neugier, wie es wohl wäre.
    Mit leicht geröteten Wangen und einem warmen Gefühl sah sie weiter, versuchte die Gedanken abzuschütteln. Angesichts so mancher Szene gar nicht so einfach, so dass sie nach etwas unverfänglichen zum Beobachten suchte. Nur fand etwas weniger Unverfängliches zuerst sie.


    Es dauerte einen Moment, ehe sie realisierte, dass jemand sie anschaute, und einen weiteren, um zu realisieren, wer das war. Da stand er. Tatsächlich. Und lächelte sie an! Kurz verkrampfte sich etwas in Axillas Innerstem.
    Hatte er sie erkannt? Bestimmt, warum sollte er sie sonst so anlächeln? Oder wusste er es doch nicht? Sie sah kurz beiseite, als hätte sie es nicht bemerkt, prüfte mit einer kleinen Bewegung den Sitz ihrer Maske. Nein, da war nichts verrutscht, sie war noch immer nur ein Mund und Augen, aber kein ganzes Gesicht. Schnell sah sie wieder zurück, betrachtete den Terentier. Ohne seine Rüstung sah er nicht ganz so einschüchternd aus. Dennoch blieb ein Wolf ein Wolf, auch wenn man ihm ein Schaffell überstreifte. Sie lächelte ihm leicht zu, hob ihren Becher leicht an, als wolle sie ihm zuprosten. Wenn er sie erkannt hatte, sollte er wissen, dass sie ihn auch erkannt hatte. War ja auch nicht weiter schwer, er trug ja keine Maske. Und so konnte er wenigstens nicht sagen, sie hätte ihn angelogen, als sie am gestrigen Tag ihre kleine Notlüge hervorgebracht hatte.
    Wobei die Situation jetzt nicht wirklich besser war. Wer wusste schon, was er hierüber erzählen würde? Oh, Götter, er durfte nichts Seneca sagen, der würde ihr doch nie im Leben glauben! Doch egal, Axilla schüttelte den Gedanken weg. Damit würde sie sich später befassen, wenn die Probleme de Jetzt und Hier gelöst waren. Denn jetzt und hier stand Axilla vor dem nicht gerade kleinen Problem, dass sie keine ahnung hatte, was sie jetzt machen sollte oder was der Terentier vorhatte. Ihr Instinkt riet ihr, wegzulaufen. Doch ein Soldat lief nicht davon, und sie durfte das folglich auch nicht. Vielleicht ging er ja auch gleich wieder und wollte nur überprüfen, ob sie wirklich hier war? Axilla wusste es nicht, aber es machte sie nervös. Auch ihr leichtes Lächeln in seine Richtung mochte darüber vielleicht nicht ganz hinwegtäuschen.

  • Als die unbekannte Schöne ihm zuprostete und auch noch zurücklächelte war es um Appius geschehen,er hatte nicht zu hoffen gewagt daß sie irgendeine Regung zeigte. Für ihn selbst gab es nun kein zurück mehr und so nahm er es hin wie ein guter Soldat und blies zum Angriff immerhin war dies nun eine frage der Ehre und des Stolzes, auch wenn er nicht so recht wußte wie er nun vorgehen sollte.
    Erstmal setzte er sich zu ihr. Schonmal sehr gut! Nun begann Phase zwei der strategischen Planung: Das Ansprechen:"Salve meine Venus" meinte er freundlich lächelnd und seine "Intimfeindin" immer noch nicht erkennend. Der Spruch war super wie er fand, auf jeden Fall stimmte er, aber nach den ganzen Eindrücken dem Wein und der Atmosphäre war er sowieso nicht mehr ganz auf der Höhe.
    Nun begann Phase drei des ganzen: Berühren oder nicht Berühren? Er schaute sich um wie die anderen es taten, nur waren diese ihm irgendwie keine große Hilfe. Also begann er mit dem antäuschen des Angriffes und strich ihr erstmal langsam über die zarte Haut ihre Armes, hoch zu ihrer Schulter um sie ein wenig zu massieren, um dann die Halsbeuge mit den Fingern zu streicheln (im Lager hatte man ihm immer gesagt da wären Frauen besonders empfindsam).
    Wenn Phase drei jetzt gut lief würde es vielleicht mit dieser Frau klappen. Seine Erfahrungen waren in diesem Falle nicht sehr ausgeprägt. Lagerhuren waren nicht unbedingt für ihre Erotischen Künste berühmt. Andererseits was hatte er schon zu verlieren, sie konnte ja einfach weggehen, was ihn zwar kränken würde, aber zumindest würde er nicht rausgejagt werden. Jedenfalls hoffte er das, wie sah des aus wenn der Präfekt der Prätorianer aus dem Haus gejagt werden würde..
    Alles in allem fand es hatte ganz gut gestartet, die Frage war nur wie die ihm seltsam vertraute schöne Fremde das aufnehmen würde.

  • Als Cyprianus auf sie zukam, wurde der Wunsch nach Flucht immer größer. Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Axilla war es jetzt schon peinlich genug, und je näher er kam, umso nackter fühlte sie sich. Nur zu gerne hätte sie jetzt ihre Beine angezogen, die Arme um selbige geschlungen, um das bisschen Stoff zürchtig zurechtzuzupfen und gleichzeitig ihren nur spärlich bedeckten Oberkörper abzudecken. Der Stoff selbst war so fein, dass man beinahe durchsehen konnte, und Axilla war sich in diesem Moment nur allzu schmerzlich dieser Tatsache bewusst.
    Dennoch zwang sie sich, ruhig sitzen zu bleiben, selbst als Cyprianus sich zu ihr auf die Kline setzte, so nah, dass sie seine Körperwärme fühlen konnte. Als er sie dann aber Venus nannte und sie berührte, streichelte und schließlich mit den Fingern an ihrer Halsbeuge sanft massierte, ging ein ununterdrückbares Zittern durch ihren ganzen Körper. Sie fühlte sich an ein anderes Tablinum erinnert, ein anderes, zu großzügig geschnittenes Kleid, einen anderen Tag, eine andere Kline. Aber ein ähnliches Glitzern in den Augen des Mannes ihr gegenüber, auch wenn jener dicker und glatzköpfig gewesen war. Die Erinnerung bereitete ihr Übelkeit, und nur die goldene Schminke verhinderte wohl, dass Cyprianus sehen konnte, wie blass sie im ersten Moment geworden war. Nur das anhaltende, leichte Zittern würde er wohl bemerkt haben.
    Axilla mühte sich sofort um Fassung. Vor seinen Feinden zeigte man keine Schwäche, man gab ihnen keinen Raum, einen zu verletzen. Man trat ihnen standhaft und gerade gegenüber. Und zitterte nicht wie ein Kind. “Venus?“ fragte sie und erschreckte sich darüber, wie gebrochen und zittrig ihre Stimme im ersten Moment war. Axilla zwang die Angst wie einen Ball zusammen in ihr Innerstes und verschloss es dort für den Moment. Sie stellte ihren Becher ab – auf dem Tischchen auf der ihnen beiden abgewandten Seite, wodurch sie sich strecken musste und so ihre Schulter seinem Griff erst einmal entzog. “Siehst du nicht meine Federn? Ich dachte, du hältst mich eher für Prokne.“ Das nun kam weitaus ruhiger heraus.
    Prokne, eine der grausamsten Geschichten in Ovids berühmten Metamorphosen. Sie war die Frau des Helden Tereus, der ihre Schwester Philomele zu ihr bringen sollte, diese aber stattdessen entführte und vergewaltigte, ihr die Zunge herausschnitt, damit sie ihn nicht verriet. Und der Prokne erzählte, die Schwester sei tot, obwohl sie nun als Sklavin ganz in ihrer Nähe unerkannt war. Solange, bis Philomele der Königin ein Tuch webte mit geheimen Zeichen, die die Schwester lesen konnte, woraufhin sie beide sich fanden und an Tereus Rache übten. Sie töteten seinen Sohn, kochten ihn und setzten ihn ihm zum Essen vor. Und als der Mann es merkte und sie greifen wollte, verwandelten sie sich in Vögel, Prokne in die Nachtigall und Philomele in eine Schwalbe. Und Tereus verwandelte sich in einen Wiedehopf, um die beiden zu fangen und mit seinem Schnabel zu zerfetzen.
    Und war der Wiedehopf nicht sogar auf dem Siegel, das die Terentier für ihre Korrespondenz verwendeten? Irgendein Vogel war es, da war Axilla sich recht sicher.


    Axilla zwang sich, wieder zu dem Terentier hinüberzusehen, ruhig zu bleiben, auch wenn alles in ihr nach Flucht brüllte. Aber am Markt war sie ihm weitaus kühner gegenübergetreten, sie durfte jetzt nicht das tun, was ihr Instinkt ihr riet. “Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu sehen“, meinte sie nur gefasst. Irgendwas musste sie ja schließlich sagen. Und da er sich zu ihr gesetzt hatte, wollte er ja etwas von ihr. Wobei sie den Gedanken nicht vertiefen wollte, was das sein könnte, da seine Berührung doch eine ziemlich eindeutige Richtung vorgab.

  • Appius hatte das Zittern, daß durch die Frau ging irrtümlich für ein Zittern der unterdrückten Lust gehalten und wollte gerade seine Lippen zum Einsatz bringen als er die Stimme der "Venus" vernahm zog er sich blitzschnell zurück und schnappte erstmal nach Luft als er die Stimme von Inuia Axilla vernahm. Jetzt fiel bei ihm auch die Sesterze warum die Gestalt ihm so bekannt vorgekommen war.
    Die Lust auf sie war nicht gänzlich weg, allerdings nun erstmal begraben unter Verwirrung Scham und ein klein wenig Hilflosigkeit:"Nun...ähm...also..." stammelte Appius:"Salve Inuia Axilla nun ich dachte... also ich dachte, nunja ich war neugierig, ob du irgendetwas planst und nunja da wollte ich sichergehen...ich hatte nicht gedacht diese Sache hier zu sehen." und er zeigte im Raum rum"... ich wußte nicht daß du du bist... "
    er senkte seinen Kopf und schaute irgendwo hin in die Leere:“... Ich habe nur eine wunderschöne Frau gesehen und nunja eingedenk mit dem hier herrschenden Thema dachte ich mir ich näher mich ihr. Eine Frau die ich berühren könnte und sie mich... ich hielt dich wirklich für Venus eine wunderschöne Venus, meine Venus für den Abend." meinte er wobei die Ehrlichkeit in seiner Stimme durchschimmerte.
    Er war viel zu aufgewühlt um jetzt in diesem Moment den Präfekten zu mimen. Im Moment war er nur ein Mann der etwas "furchtbares" entdeckt hatte und nun nicht wußte was passieren würde.
    Mit einem leisen Seufzer wandte er wieder den Kopf zu ihr:"Vielleicht sollte ich gehen und wir sollten das hier vergessen." meinte er zu ihr sie freundlich,ein wenig verlegen, anlächelnd Auch wenn er gar nicht gehen wollte und sie (jedenfalls im Moment) auch gar nicht vergessen wollte.
    So blieb er erstmal sitzen und schaute sie nur an.

  • Es gab einige Szen arien, die Axilla sich jetzt vorgestellt hatte. Dass er ähnlich vorgehen würde wie Salinator, und sie einfach ohne weitere Worte zurück auf die Liege drängen würde, sich nehmen würde, was er wollte. Dass er etwas gemeines sagen würde, was sie verletzten sollte. Dass er weiterhin solche Andeutungen fallen ließ wie schon auf dem Markt. Dass er auf ihre Wortspielerei mit Prokne eingehen würde und irgendwie da weitermachen würde. Irgendwas.
    Dass er sie aber gar nicht erkannt hatte und redliche Absichten – sofern man dies in diesem speziellen Kontext so nennen wollte – ihr, einer Fremden gegenüber gehabt hatte, dieses Szenario hatte sie sich definitiv nicht vorgestellt. Und erst recht nicht, dass er darüber ins Stammeln geriet und ihr – gerade ihr! - da noch Komplimente machte, die so erschreckend ehrlich klangen, dass Axilla die Spucke wegblieb. Wunderschöne Venus? Seine Venus? Die ihn berühren sollte, weil er sie berühren wollte?
    Einen Moment lang sah Axilla ihn nur durch ihre Maske hindurch an und wusste nicht, ob das hier nicht ein ganz grausamer Scherz sein sollte. Wo war der knallharte Präfekt hin, der sie angemault und verspottet hatte, sie könne wegen Urgulanias Tod doch den neuen Praefectus Aegypti ärgern gehen. Der damit gedroht hatte, das gesamte alexandrinische Pyrtaneion ans Kreuz nageln zu lassen, wenn sie ihm nicht zu Willen waren? Der vor ihrem Vetter noch davor geprahlt hatte, dass ein Soldat sie, Axilla, in den griff bekommen würde und ihr ihre Frechheit austreiben würde, da die ja mit schwierigem Gelände vertraut waren? Der dabei fast so geklungen hatte, als wolle er sie selbst am liebsten 'zureiten', um sie gefügig zu machen?
    Irgendwie war dieser Mann getauscht worden gegen diesen... diesen.... Zivilisten! Der da vor Axilla saß und stammelte und ihr ja beinahe sowas wie eine Liebeserklärung machte, sie anlächelte, dass man fast – aber wirklich nur fast – Mitleid mit dieser zarten, verletzlichen Seele hätte bekommen mögen.


    Und so dauerte es einen Moment, bis Axilla überhaupt Worte fand, um auf das alles zu antworten. Irgendwie glaubte sie noch immer nicht, dass das wahr war. Das da vor ihr konnte gar nicht Cyprianus sein. Der Terentier, den sie kannte, der hätte niemals so klein bei gegeben und ihr quasi noch das Schwert in die Hand gedrückt, damit sie ihn verbal aufspießen konnte. Was sie nun auch tat.
    “Du hörst mir nicht zu. Ich bin Prokne. Heute sind wir alle nicht die, die wir sind.“ Hoffentlich hatte niemand der umsitzenden ihren Namen gehört. Auch wenn die zunehmend beschäftigter wirkten und immer weniger Zeit dafür fanden, sich mit jemand anderem als ihrem momentanen Partner zu unterhalten. Aber Axilla war es doch ein klein wenig peinlich, überhaupt hier zu sein. Sie konnte nur hoffen, dass die Verwirrung des Terentiers anhielt und er Seneca davon nichts petzte.
    “Und wie du siehst, plane ich nichts verbotenes. Oder schädliches. Und wenn du dich etwas umsiehst, findest du sicher auch noch etwas erquickendes für dich. Ich bin mir sicher, dass einige Damen hier nur zu gerne ihre Beine für den Praefectus Praetorio öffnen mögen.“
    Sie machte eine Handbewegung, die den ganzen Raum einzuschließen, sie selbst aber auszuschließen schien. Sie wollte letzteres nämlich ganz sicher nicht. Und sie war sich sehr sicher, dass das rasende Pochen ihres Herzens nichts mit irgendwie gearteter Erregung zu tun hatte. Eher mit Angst, dass dies hier doch ein sehr grausamer Scherz des Terentiers war. “Von daher sieh dich um. Oder vergiss. Wie es dir beliebt.“ Solang er nur nicht sie weiter berühren würde.

  • Diese Frau war einfach unglaublich, noch eben war er verletzlich gewesen, verwundbar. Die Iunierin hätte, wenn sie gewollt hätte, dies alles ohne große Probleme lösen können und wahrscheinlich wäre nichts weiter passiert. Aber irgendwas an der Frau hatte anscheinend einen selbstzerstörerisches Wesen, was ihr Befahl ihren Mund auch dann unpassende Wörter auszuspucken, wenn er lieber andere Wörter oder gar Schweigen hätte sollen.
    Die Worte der Iunierin waren nichtmal besonders schlimm, aber nachdem was Appius gerade durchgemacht und gesagt hatte, machten sie ihn einfach nur wütend. Ihre Gleichgültigkeit, ihren (für ihn) spöötischen Klang. Sein Panzer schloß sich wieder und später, so konnte man sicher sein, war er wieder an allem Schuld, aber das war jetzt egal er war wieder der Prätorianer.
    Er wandte sich zu ihr ihr, sein Lächeln verschwand und sein Mund bewegte sich nah zu ihrem Ohr:"Gut Prokne, höre mir jetzt genau zu." flüsterte er."Niemand redet so mit mir hast du mich verstanden? Ich bin nicht einer deiner Liebhaber, die winseln, wenn sie deine Worte vernehmen. ich lasse mich nicht von einer Frau kränken die wie eine Hure mit jedem hier ins Bett steigen würde."
    Seine eine Hand umschloss ihren zierlichen Hals, würgte sie leicht, so daß es den umstehenden nicht auffiel, ihr aber die Drohung vor Augen führte
    "Ich bin der Präfekt der Prätorianer. Du wirst mich mit dem nötigen Respekt behandeln hast du mich verstanden?! Sonst wird es unangenehm für dich und so eine hübsche Person wie du möchte doch nicht daß es unangenehm wird oder? Nein bestimmt nicht. Und Prokne du hast recht, hier gibt es sicherlich einige die zu gerne öffnen würden, aber die will ich gar nicht. Ich denke ich werde dich nehmen gleich hier und jetzt. Als kleine Entschädigung für deine Respektlosigkeit mir gegenüber. Was hältst du davon?! Ich meine da wird doch heute ganz andere sind." meinte er kalt lächelnd und fuhr mit seiner freien Hand über ihren Hals, über ihre Brüste und ihren restlichen fast nackten Oberkörper.

  • Verdammt, der Terentier war schnell. Axilla hatte nur einen Moment beiseite geschaut, und im nächsten hatte sie seine Hand an ihrem Hals, die ein wenig zudrückte und ihr damit ein leises Keuchen entrang. Instinktiv griff eine ihrer Hände nach seiner Hand, die andere umschloss sein Handgelenk, um seine Hand von ihr wegzubringen. Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, aber er hielt sie zu fest, und je mehr sie sich wehrte, umso fester schien sein Griff zu werden.
    “Ich... bin keine...Hure. Ich schlafe mit... niemandem hier“, stellte sie zischend richtig, noch immer versuchend, sich rauszuwinden. Ihre Beine stellten sich ebenfalls auf die Liege, als sie versuchte, einfach nach hinten ihm auszuweichen, und diese Bewegung durch Druck ihrer Beine zu verstärken, aber der Terentier war einfach viel stärker.
    Und dann sprach er die Worte, die Axilla kurz in ihrer Bewegung innehalten ließen. “Ich beiß dich!“ drohte sie im ersten Moment, als er sie fragte, was sie davon halten würde, wenn er sie hier und jetzt nun nehmen würde. Als Entschädigung für ihre Worte. Aber er fuhr ganz unbeeindruckt fort, hielt sie weiter fest, berührte mit der anderen Hand erst ihre Schulter und ließ sie dann an ihrer Vorderseite hinabgleiten.
    “Ich schreie...“ versuchte sie noch einmal eine Drohung, als seine Hand gerade auf ihrer Brust zum ruhen kam, allerdings hatten ihre Worte einen deutlich anderen Unterton angenommen. Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, aber er war einfach so viel stärker als sie.
    Sie sollte schreien, sollte es wahrmachen. Ihre Augen suchten hilfesuchend in den Raum, doch niemand schien sie zu bemerken, niemand schien zu verstehen, was hier passierte. In ihre Augen stiegen Tränen, die von der Stoffmaske allerdings sofort aufgesogen wurden. Sie sollte schreien. Aber sie hatte Angst. Was, wenn er ihr die Luft zum schreien einfach abdrückte und sie niemand hören würde? Und wenn sie sie hören würden, würden sie ihr helfen? Axillas Blick fiel auf das Pärchen auf der Liege nebenan, das von streicheln nun zur Vereinigung übergegangen war. Die Frau blickte ihr in die Augen, lächelte sie stöhnend an.


    Verzweiflung machte sich in Axilla breit. Sie wollte mit dem Terentier nicht schlafen. Aber wenn sie es nicht tat, würde er sie zwingen? Vielleicht nicht hier, aber später? Sie konnte mit ihm nicht schlafen. Er hatte Urgulania ermordet! Sie konnte es nicht über sich einfach ergehen lassen wie bei Vescularius Salinator und später sich etwas überlegen. Sie durfte das nicht zulassen. Hier waren auch so viele Menschen, so viele Augen, die sie sehen würden. Es würde real sein, für sie selbst, für die anderen. Man würde es sehen!
    Sie wehrte sich noch einmal, heftiger, versuchte, ihn wegzuschieben von sich. Das Zittern in ihrem Körper nahm zu, und auch die Tränen. Sie wollte das hier nicht. Sie wollte das hier ganz und gar nicht. Nicht noch einmal. Nie wieder. “Nicht...“ sagte sie, es klang ängstlich, als seine Hand schließlich an ihrem Bauch angekommen war, und Axilla hatte keinen Zweifel, dass sie auch noch tiefer wandern würde. Ihre Beine hatten inzwischen mit dem nutzlosen Unterfangen, sie freizuwinden, aufgehört und waren nur fest, fast schon verkrampft geschlossen und angezogen, hinderten so seine Hand daran, ohne Gegenwehr tiefer zu gleiten und ihre privatesten Regionen zu berühren. Nur ihre Hände waren noch bei der an ihrem Hals, versuchten sie dazu zu bewegen, sie loszulassen.
    Erst jetzt nahm Axilla ihre Rechte von seinem Handgelenk und griff damit seine andere Hand, hielt sie davon ab, sich noch mehr zu nehmen. Ihr Kopf war voller Bilder, von ihm auf ihr, von Salinator, wie er schwitzend auf ihr lag, von ihrer Ohnmacht, etwas gegen einen von beiden zu tun. Ihr Körper zitterte heftig, und so sehr Axilla auch versuchte, stark zu sein, Soldat zu sein, keine Angst zu haben: Sie war nur ein Mädchen, das Angst vor einer schrecklichen Tat hatte, und nicht wusste, wie sie es verhindern sollte.
    All diese Verzweiflung und Angst schließlich manifestierten sich in einem flüsternden, von Tränen getragenen Wort. Das einzige, was sie vorbringen konnte. Das einzige, wofür sie sich noch mehr schämte als für alles andere, außer der Vorstellung, es zuzulassen. Ein kleines Wort, dass ihre gesamte Überzeugung, stark zu sein, keine Schwäche zu zeigen, ein tapferer kleiner Soldat zu sein, aufrechter Römer, fest in Tugend und Ehre, einfach so verriet.


    “Bitte...“

  • Appius erregte in diesem Moment das wehren der Frau nur noch mehr. Wieder einmal hatte er Macht über ein Leben, über das Hier und Jetzt und die Zukunft der Person vor ihm. Es war wie immer einfach nur berauschend. Auf der anderen Seite war er, auch wenn die Gerüchte was anderes sagten, kein Unmensch. Er vergewaltige keine Frauen sowas hatte er nicht nötig. Nicht mit seiner Machtfülle. Er mußte sich nicht dadurch bestätigen und schon gar nicht seine Position. Ganz Rom zitterte vor seiner Position, da war Bestätigung schlicht nicht mehr erforderlich. Zum anderen besänftigte ihn das Zittern das Schluchzen der Frau. Nun zeigte sie den nötigen Respekt, er hatte gewonnen.Und letztlich war er ein Mann der es genoß Angst zu verbreiten, durch gewalt wenn nötig,sowas wie Vergewaltigung und Schändung überließ er Männern wie dem PU. Gedankenverloren strich er ihr nochmal über ihren wunderschönen Körper, die festen Brüste, über die langen schlanken Beine. In einem anderen Leben vielleicht, zu einer anderen Zeit.
    Kalt lächelnd küsste er sie nochmal hart auf den Mund wollte nochmal ihre Angst schmecken und ließ sie dann los, ließ sie frei,leise sagte er zu ihr:"Was du auch immer von mir halten magst Iunierin ich bin kein Unmensch Zumindestens in dieser Hinsicht nicht. Und danke den Göttern dafür, andere Männer hätten sich es einfach genommen. Eines kann ich dir aber sagen. Behandle mich nie wieder so wie heute. Glaube mir es gibt andere Methoden ohne meine Ehre als römischen Offizier und Ritter zu beschädigen. Du wirst über das was hier passiert ist kein Wort sagen, hast du mich verstanden?! Sollte ich je erfahren, daß du geredet hast darfst du deinem verstorbenen Ehemann in die Unterwelt folgen, daß sei dir gewiss. Und merke dir noch eins, zu deiner eigenen Sicherheit. Versuche deinen hübschen Mund in gegen wart von Personen zu halten, die dich mit einem Fingerwink töten können. Es wäre schade um deine Schönheit.
    Ich denke wir sind uns einig oder Pekone
    meinte er spöttisch und wieder etwas lauter

  • Unbeeindruckt von ihrem Bitten zog der Präfekt Axilla erst einmal näher an sich heran, drückte seine Lippen hart auf die ihren. Sie presste ihre Lippen so hart aufeinander, dass sie nurmehr ein vager Strich sein mochten, um ihm so jede Fläche für seinen erzwungenen Kuss zu nehmen. Weiter rannen Tränen, die sie nicht unterdrücken konnte, und wurden von der Maske sogleich aufgesogen. So sehr sie sich auch zu wehren versuchte, ihn von sich wegdrücken wollte, er war stärker als sie. Und diese Hilflosigkeit war das schlimmste an dieser ganzen Situation.
    Axillas Gedanken rasten. Sie wollte lieber tot sein, als das hier. Sie hatte keinen Dolch dabei, aber lieber wollte sie sich in einen stürzen, als das hier zulassen. Und verhindern konnte sie es nicht. Lieber tot sein, hallte es laut durch ihre Gedanken, und ihre Gedanken fingen an, um die Durchführung zu kreisen.


    Und dann, mit einem Mal, von jetzt auf gleich, war sie frei. Da sie sich so gegen Cyprianus gesträubt hatte, bewirkte sein loslassen zunächst, dass sie rückartig ein ganzes Stück von ihm abrückte, beinah rückwärts von der Kline hinab. Axilla verstand nicht so ganz, was soeben passiert war, warum er sie losgelassen hatte, aber es war auch nicht so wichtig. Instinktiv zog sie ihre Beine an, so sehr, dass die Knie ihre Brust berührten, umfing sie mit ihren Armen. Ihre Hand zupfte den spärlichen Stoff an ihren Beinen zurecht, bedeckte sie damit, so gut es eben ging, während die leiste Stimme des Terentiers über der ganzen Szene zu schweben schien.
    Sie blickte zu ihm auf, ihre Sicht noch durch Tränen verschwommen. Wäre ich ein Mann, ich würde dich an Ort und Stelle töten! Ich hasse dich! Sie wollte ihm ihren Hass entgegenbrüllen, ihm ihre Vergeltung angedeihen lassen, ihm das spöttische Grinsen aus dem Gesicht prügeln. Sie wollte ihn bluten lassen, die Furien und Nemesis auf ihn beschwören, ihn vor allen Leuten mit einem Fluch beladen, der schrecklicher sein sollte, als man es auszusprechen sonst wagte. Sie wollte Gerechtigkeit, für Urgulania, für sich selbst, wollte ihm die Stärke einer Iunia zeigen, wollte sich nicht unterkriegen lassen. Wollte ihn anschreien, toben, den nahen Weinbecher nach ihm werfen, ihn hinauswerfen lassen. Ihn vernichten.


    Aber stattdessen ertappte sie sich dabei, wie sie einfach nur stumm nickte, kaum den Blick zu seinem hebend, und nur versuchte, das heftige Zittern ihres Körpers zu unterdrücken. Am liebsten wäre sie weggelaufen, aber selbst das traute sie sich im Moment nicht.

  • "Gut sehr schön, es freut mich dich auch mal schweigen zu sehen. Es ist immer wieder schön einem Menschen beim erfolgreichen Lernen zuzuschauen. Also Pekone ich wünsche dir noch einen wunderschönen Abend an diesem Ort." er verneigte sich leicht "also Vale bene und denk an meine Worte. Ich bin mir sicher wir sehen uns wieder." meinte er weiterhin lächelnd und verließ dann die Feier.


    Sim-Off:

    so auch hier nochmal, vielen Dank hat Spaß gemacht bis zum nächsten Ma :wink: :)

  • Sim-Off:

    Ich habe dir zu danken :D Ich mag den fiesen Kerl irgendwie :D



    Noch eine ganze Weile blieb Axilla einfach in ihrer Haltung sitzen, die Beine umarmt, und starrte dem Präfekten einfach nach. Wut und Angst stritten sich in ihr aufs heftigste. Sie wollte ihn vernichtet sehen, jetzt noch mehr als zuvor. Sie war sich jetzt noch sicherer, dass er an Urgulanias Tod schuld hatte. Hatte er nicht auch ihr mit dem Tod gedroht, wenn sie nicht das tat, was er wollte? Bestimmt hatte Urgulania sich geweigert, ihm zu gehorchen, und dafür musste sie sterben. Und sie war der einzige Mensch auf dieser weiten Welt, den das scheinbar kümmerte. Und es war ihre Pflicht, den Tod ihrer Cousine zu rächen.
    Aber sie hatte so schreckliche Angst. Sie sagte sich immer, dass ihr ihr Leben im Grunde egal war, dass es ihr bisweilen sogar zuviel war. Aber das stimmte nicht. Sie hing an ihrem Leben. Sie hatte Angst, jetzt zu sterben. Und noch mehr Angst hatte sie davor, was der Terentier mit ihr machen würde, bevor er sie umbringen würde. Eine Idee davon hatte sie seit eben bekommen, und diese Möglichkeit wäre definitiv schlimmer als der Tod an sich.


    Um sie herum ging die Feier aber ungerührt weiter. Die Menschen lachten, vergnügten sich. Nach und nach nahm das lustvolle Stöhnen zu, immer mehr Paare hatten sich gefunden. Axilla sah hilfesuchend zu ihrer Nachbarin, die aber mittlerweile das tat, was sie vorhin bei ihrer Vorstellung der einzelnen Männer im Raum schon angekündigt hatte. Und sie sah nicht so aus, als würde sie so schnell von ihrem Liebhaber oder der Sklavin, die sich zu den beiden fest dazugesellt zu haben schien, ablassen.
    Irgendjemand in ihrer Nähe rauchte Opium, und der Geruch machte Axilla ganz schwindelig. Dazu die Musik, die Zimbeln, die laut scheppernd immer wieder im Takt der sich windenden Körper schlugen, die Flöten mit ihren hell pfeifenden Tönen, die bunten Farben der Gewänder, die viele nackte Haut... Axilla hatte mit einem Mal das Gefühl, sie müsse ersticken.
    Unsicher erhob sie sich, stand von ihrer Liege auf und blieb einen Moment taumelnd stehen. Niemand schien sie zu bemerken oder ihrem Zustand irgendeine Beachtung zu schenken. Alle hier waren berauscht, sei es von Wein, sei es von Drogen, sei es von Sex, alle hier waren in ihrem eigenen Taumel. Niemand dachte sich etwas dabei,d ass Axilla zitterte und wankte, dass sie sich ihren Weg an den kopulierenden Paaren, den spielenden Männern, den lachenden Frauen vorbei suchte.


    Sie wollte nur raus, brauchte Luft, frische Luft. Sie lief einen Gang entlang, vorbei an noch mehr Paaren, die sich gegenseitig an die Wand drückten, sich kleine Dinge ins Ohr flüsterten oder einfach nur das Stehen dem Liegen vorzogen, vorbei an Männern, die an ihr rauf und runter sahen und ihr zuprosteten, sich dann aber wieder ihrer Unterhaltung widmeten, als sie vorbeitaumelte und nur abwehrend kurz die Hand hob. Schließlich fand sie den Garten, erhellt durch rote und gelbe Lampions, in deren inneren kleine Kerzen brannten und so ein flackerndes Licht auf den fein geschnittenen Rasen und die paar steinernen Figuren warfen, auf die nun schlafenden Blumen und die paar Gäste, die sich dazwischen am Boden wälzten und liebkosten. Die ihr flackerndes Spiegelbild in den nachtschwarzen Teich warfen, an dem Axilla vorbeistolperte, wobei sie beinahe ausglitt und so einen Stein mit einem leisen PLOPP in das Wasser versenkte, woraufhin sich die Oberfläche kräuselte.
    Schließlich fand sie einen Baum, ein in sich gedrehtes Ding, was Axilla nicht zuordnen konnte. Es war ihr egal, es roch nach Harz, roch nach Trost, nach Geborgenheit und Sicherheit. Sie atmete schnell und heftig, ihr Herz raste und schlug ihr so stark gegen den Brustkorb, dass sie jeden einzelnen schlag wie von einem großen Hammer spüren konnte. Noch immer war ihr schwindelig, und die Luft schien, obwohl sie draußen war, noch immer zu schwer, zu süß, zu stickig. Ihre Hände hielten sich an den Baum, mit dem sie fast allein hier war.


    Und mit einem letzten, tiefen Luftholen übergab sie sich sehr geräuschvoll, ihre Hände an die Rinde geklammert, als ihr rebellierender Magen ihrem angespannten Körper die notwendige Erleichterung verschaffen wollte.

  • [Blockierte Grafik: http://img190.imageshack.us/img190/1222/lucro.jpg]


    Die Schlange zischelte ihm entgegen, als er sie hochhob und ihr ins Gesicht blickte. Es war keine der Giftschlangen, die die Hausherrin ebenfalls besaß. Dieses Exemplar war eine der schwer zu fangenden und noch schwerer zu transportierenden griechischen Sandboas aus der Nähe von Pylos. Und das besondere an diesem Exemplar war, dass es ein Albino war, mit weißen Schuppen und roten, blinden Augen. Es war geradezu exorbitant teuer gewesen. Lucro wusste es deshalb so genau, weil er derjenige gewesen war, der der Hausherrin die Schlange damals geschenkt hatte. Ihre erste Schlange, nachdem sie dem Kult beigetreten war und sich dem Gott nähern wollte.
    Lucro wiegte leicht den Kopf hin und her, ebenso wie die Schlange, die mit ihrer zischelnden Zunge seinem Gesicht immer näher kam, während sie sich durch seine Hände wand. Ein schönes Gefühl, reine Muskeln, warme, trockene Haut. Halb diesseits, halb jenseits, stets im Wandel, stets nur Gefühl, Intuition und Instinkt. Kein störender Gedanke. Das perfekte Wesen des Gottes.
    Er erwiderte das Zischen der Schlange und lächelte kurz, als er die Zunge der Schlange ganz kurz auf seiner fühlte, wie der zögerliche Kuss einer jungfräulichen Geliebten. Ganz vorsichtig setzte er die Schlange ab, legte sie auf das Bett, in dem die Hausherrin erschöpft in zerwühlten Laken lag. Er selbst war nicht müde. Aber er hatte auch weder dem Wein noch der kleinen grünen Pfeife zugesprochen wie seine Gespielin hier. Und so stand er nur auf und zog sich sein Gewand wieder über, eine einfache Tunika aus feiner, dunkelblauer Wolle, deren Kostbarkeit einzig in den Stickereien begründet war, die sie zierten. Er füllte noch seinen Becher an dem Krug, den eine der Sklavinnen vorhin auf seinen Wunsch hin hier her gestellt hatte, trank ihn aus und füllte ihn noch einmal nach, ehe er das Cubiculum leise verließ.


    Das Fest unten war noch im Gange, noch immer hörte er die Musik und andere Geräusche, die auf das Voranschreiten der Orgie schließen ließen. Er stieg die Treppe hinunter, entschied sich aber dann gegen den Weg ins Tablinum. Zu viel Lärm, zu viele Menschen mit zu eindeutiger Tätigkeit. Und die hübschen Mädels waren wohl ohnehin alle schon vollauf beschäftigt. Abgesehen davon, dass seine Gespielin ihn in Bezug hierauf auch entsprechend gefordert hatte, so dass sein weiteres Interesse in der nächsten halben Stunde wohl nur begrenzt vorhanden wäre.
    So aber schlenderte er Richtung Garten, in die kühle und klare Nachtluft. In einer Nacht wie heute mussten die Sterne wunderbar zu sehen sein. Und es war definitiv nicht so stickig wie das von Opiumdämpfen durchzogene Tablinum.


    Auch hier waren einige Pärchen zugange, aber die meisten bevorzugten doch die bequemen Liegen des Hauptsaales, gepaart mit der dortigen Aufmerksamkeit. Lucro schlenderte an ihnen vorbei in Richtung einer Bank, die er nur allzu gut kannte. Jetzt im Dunkel war sie nicht sofort zu sehen, aber er wusste, sie war da. Doch just, als er dort ankam, lenkte ihn doch ein anderes Geräusch ab, nach dem er sich instinktiv umdrehte. Ein junges Mädchen stand an dem größten Baum des Gartens und übergab sich zitternd. Er blickte zu ihr hinüber, betrachtete ihren ihm sehr schön zugewandten Po, als sie sich noch ein weiteres Mal heftig erbrach. Da vertrug wohl jemand keinen Wein.
    Er nippte noch einmal an seinem Becher, besah sich ihre Gestalt, und schlenderte näher. Sie erhob sich gerade langsam und wischte sich mit dem Handrücken den Mund, als er sich in ihrer Nähe an den nächsten Baum lehnte. “Salve, Schönheit“, begrüßte er sie ruhig und melodisch und wartete auf ihren erschreckten Gesichtsausdruck, als sie sich ihm nur halb zuwandte. Ihre Maske hatte etliche Federn.
    “Ich bin nicht interessiert.“ Es klang gepresst, beherrscht.
    “Na, was ist das für eine Begrüßung? Du weißt doch gar nicht, was ich will“, meinte Lucro leichthin und kam dennoch näher, peinlich darauf bedacht, nicht zu nah an den Baum und damit ihr Erbrochenes zu treten.
    “Na... mit mir schlafen?“ kam es unterdessen etwas verwirrt und wenig amüsiert zurück. Kurz ging ein Zucken durch ihren Körper, und eine Hand zu ihrem Mund, gefolgt von einem Schlucken. Offenbar war ihr noch immer schlecht. Eine erstaunliche Selbsteinschätzung, die das Mädchen hatte, anzunehmen, er würde mit ihr schlafen wollen, während sie sich übergab.
    “Hmmm... nein“, meinte er spöttelnd. “Aber danke für das Angebot.“ Er genoss ihren verwirrten Gesichtsausdruck und fuhr ganz ungeniert fort. “Nein, eigentlich wollte ich dir nur etwas zu trinken anbieten.“ Er hielt ihr den Becher entgegen, den sie ansah, als wäre er voll Gift.
    “Meinst du... meinst du nicht, dass ich schon genug Wein getrunken habe?“
    Da sie sich bereits übergab, hatte sie zweifelsohne recht. Dennoch. “Es ist kein Wein.“ Er hielt ihr den Becher weiter entgegen und studierte fasziniert die Veränderungen in ihrem Gesicht, wo sich Ekel, Neugier und tiefe Ablehnung abwechselten, alles überschattet von so etwas wie Furcht.
    “Ich will mich nicht berauschen...“ kam es schließlich etwas unsicher, während das Mädchen dazu übergegangen war, einen Arm um ihren Körper zu schlingen, auf Höhe des Magens.
    Lucro ließ sie einen Augenblick in Ungewissheit, ehe er zur Antwort anhob. “Es berauscht nicht. Es ist etwas, das dir helfen wird. Du kannst dir den Mund damit ausspülen.“ Er sah die Ablehnung in ihrem Gesicht, und ihren Blick an ihm vorbei in Richtung des Weges, der zum Tablinum führte, sah, wie sich ihre Brust leicht hob, als sie Luft holte, um etwas zu sagen. Er fiel ihr ins Wort, ehe sie es ausgesprochen hatte. “Oder hast du Angst?“
    Treffer! Während er weiterhin leicht lächelte und ihr den Becher entgegenhielt, schnellte ihr Blick zurück zu ihm, und grüne Augen bohrten sich zornig in seine. Mit einem “Ich hab vor nichts Angst“, das so trotzig klang, als müsse sie sich selbst überzeugen, riss sie ihm den Becher halb aus der Hand. Kurz zögerte ihr Arm, während ihr Blick sich weiter in seinen bohrte, ehe sie den Becher ansetzte und einen Schluck nahm und gleich ausspuckte.
    Direkt danach kam die Verwirrung wieder in ihr Gesicht zurück, als sie erkannte, was in dem Becher war. Sie nahm noch einen Schluck, als müsse sie es noch einmal prüfen. “Das ist Posca!“

  • Der leicht säuerliche Geschmack des Essigwassers überlegerte den der Galle, der zuvor noch Axillas Mund ausgefüllt hatte. Sie kannte ihn gut, erweckte er doch immer dieselbe Erinnerungen in ihr. Wann immer sie mit ihrem Vater einmal unterwegs gewesen war, hatte sie immer aus seiner Feldflasche trinken dürfen, und darin war immer Posca gewesen. Sie konnte sich gar nicht an eine Zeit davor erinnern, der Geschmack von Posca und das Lächeln ihres Vaters, wenn sie von der Säure den Mund verzog gehörten zu den ältesten Dingen, die durch Axillas Geist huschten.
    Aber jetzt und hier gehörten sie nicht hin. Axilla konnte jetzt nicht an ihren Vater denken, nicht an diesem Ort. Wenn er sehen würde, wie sein Mädchen geworden war, wo sie hingegangen war, und schlimmer, wie sie von dort geflüchtet war, um sich hier im Garten feige zu übergeben... Nein Axilla vertrieb alle Gedanken an ihn und den Posca und gab den Becher mit noch etwas zittrigen Gliedern an den seltsamen Fremden zurück, der sie aufmerksam dabei beobachtete. Nicht wirklich unfreundlich, noch nicht einmal aufdringlich, dennoch hatte es etwas an sich, was Axilla eine Gänsehaut bereitete. Als würde er auf irgendetwas warten, als sollte sie etwas tun oder sagen. Nur wusste sie nicht, was das sein sollte.
    “Danke“, sagte sie dann schließlich noch, als sie ihm den Becher zurückreichte. Kurz strichen seine Finger dabei über ihre, und Axilla konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob das Absicht war oder nicht. Sie zog ihre Hand wieder zu sich zurück, schlang ihren Arm um ihren Bauch und bedeckte sich somit notdürftig etwas mehr.
    “Gern geschehen.“


    Stille breitete sich zwischen ihnen beiden aus, während Axilla überlegte, was sie sagen sollte und beiseite sah. Kurz überlegte sie, ob sie noch einmal darauf hinweisen sollte, dass sie an ihm nicht interessiert war, aber das war dann vielleicht doch etwas sehr unhöflich. Und die Art, wie sie da stand, leicht von ihm abgewandt, sich am Arm kratzend und überall in die Gegend schauend, geradezu nach einer Ausrede suchend, das sollte eigentlich Zeichen genug sein. Und dennoch ging er nicht, blieb nur in aller Stille stehen und sah sie an, nippte ab und an an seinem Posca und schaute sie einfach nur an.
    Gerade an dem Moment, als das Schweigen nicht mehr nur unangenehm, sondern nicht mehr auszuhalten war, als Axilla Luft holte, um sich zu entschuldigen und zu gehen, schon die ersten gemurmelten Worte auf den Lippen hatte, redete er wieder.
    “Gefällt dir die Feier?“
    Äh... nein, nicht so sehr“, antwortete Axilla ehrlich und fuhr schnell fort. “Ich warte eigentlich nur auf meine Freundin, um wieder heimzugehen. Ich denke, ich gehe sie mal suchen.“
    “Warum nicht?“ Die Frage klang etwas überrascht, fast gekränkt, aber die Haltung des Mannes blieb weiterhin offen und – nunja, ungefährlich.
    Axilla hatte gerade mal einen Schritt gemacht, als sie also wieder stehen blieb und in Erklärungsnot kam. “Warum nicht?“ wiederholte sie etwas dümmlich, um Zeit zu schinden. Nun, vermutlich, weil soeben der Mörder ihrer Cousine versucht hatte, sie mit Gewalt zu nehmen, sie angefasst und gestreichelt hatte, wie Axilla es ihm nie hatte erlauben wollen und sie ihrer eigenen Feigheit hatte ins Auge sehen müssen. Vielleicht, weil ihr jetzt der Sinn nach allem stand, aber nicht nach Spaß und erst recht nicht nach Sex, und sie somit hier nichts zu suchen hatte. “Es schickt sich nicht“ antwortete sie stattdessen moralisch, wartete noch eine kurze Sekunde und wollte dann weiter gehen auf der Suche nach ihrer Nachbarin. Sie wollte wirklich nach Hause jetzt. Zur Not auch allein. Sie würde die Sänfte einfach dann wieder herschicken, leer. Das würde schon gehen.
    “Schickt sich nicht“, murmelte der Mann ihr gegenüber und verzog den Mund wie jemand, der um ein Geheimnis wusste, was die soeben gegebene Antwort etwas lächerlich machte. Axilla ging an ihm vorbei in gebührendem Abstand, suchte den Weg durch den Garten, der zurück zum Tablinum führen würde, als er sie doch nochmal aufhielt. “Wer sagt, dass es sich nicht schickt?“
    “Na... alle.“ Axilla hatte die Aussage vor allen Dingen deshalb gewählt, weil sie ihrer Meinung nach unstrittig war und keiner weiteren Diskussion bedurfte. Aus einem moralischen Blickwinkel betrachtet war das hier vielleicht nicht gesetzwidrig oder wirklich verwerflich, aber eben auch nicht schicklich.
    “Alle... hmm... hmm...“ Mit grübelndem Gesichtsaudruck kam er zu ihr herüber, folgte ihr zu dem Weg. Diesmal zwang sich Axilla, ruhig stehen zu bleiben, nicht wieder wegzulaufen wie gerade eben. Sie wollte sich nicht zweimal an einem Abend Schande machen. Und so wartete sie, bis er neben ihr stand, ohne aufdringlich zu werden. Dennoch fühlte Axilla sich unbehaglich.
    “Ja, alle“, bekräftigte sie noch einmal, diesmal schärfer. Der Mann lächelte nur fein. “Also ich nicht“, bemerkte er recht amüsiert und brachte Axilla damit erneut in Erklärungsnot.
    “Ja, aber... du bist ja auch nicht die ganze Gesellschaft.“ Und die zerriss sich gern das Maul über die Sittenlosigkeit ihrer Mitmenschen.
    “Du doch auch nicht“, stellte der Unbekannte noch immer amüsiert fest. “Du bist nur du, und ich bin nur ich. Sollten wir da nicht auch, nur du und nur ich, selber entscheiden, was schicklich ist?“
    Und darauf hatte Axilla erstmal keine kluge Antwort.

  • Es dauerte eine sprachlose Weile, in der Axilla mehr nach Luft schnappte, aber keine richtige Antwort auf diese Feststellung fand, bevor sie wieder etwas sagte. “Aber... so funktioniert das nicht!“ Man konnte ja nicht einfach selber entscheiden, was schicklich war und was nicht. Das war etwas absolutes, etwas vollkommenes. Eine Idee nach platonischen Vorstellungen, sozusagen, etwas, das einfach so war und als solches Erkannt wurde. Wie die Idee des Guten und die des Bösen. Wie Größe. Wie Götter! Da gab es für Axilla keinen Spielraum, in dem jemand selbst, vor allem nicht sie, entscheiden konnte! Das war einfach so!


    Nur ihr Gegenüber schien das nicht begreifen zu wollen. Denn fast direkt danach kam wieder dieses amüsierte Lächeln, das in Axilla etwas Wut hervorrief. Der Kerl nahm sie wohl nicht für voll! “Und wer sagt, dass es so nicht funktioniert?“ kam da auch schon die nächste Frage von amüsiert verzogenen Lippen, während er sich direkt neben ihr leger an eine Statue lehnte und zu ihr runterschaute.
    Ein weiteres 'alle' lag Axilla auf den Lippen, aber soweit waren sie ja eben schon gewesen. Ihre Hände ballten sich zu trotzigen Fäusten, gerade nach unten gereckt, und ihr Kinn ging trotzig nach oben. “Ich!“ verkündete sie fest und ein wenig ärgerlich ihrem lächelnden Gegenüber.
    Doch beeindruckte diesen das wenig. Er grinste nur noch mehr, strahlte Axilla fast an. “Ah, sehr gut, du lernst schnell“, meinte er sichtlich erfreut und fachte Axillas Zorn damit nur noch mehr an. Wie konnte dieser impertinente Kerl nur dastehen und sie so angrinsen? Und vor allem: Warum ließ sie das mit sich machen?
    Ihre Lippen pressten sich zornig aufeinander, und sie vergaß über ihren Ärger ganz ihre Angst, ihre zittrigen Knie und den Geschmack nach Galle in ihrem Mund, der nur von dem des Poscas hinweggespült worden war. Sie vergaß sogar, wie freizügig ihr Kleid geschnitten war, als sie sich unbewusst größer machte und ihren Körper anspannte, um diesem Grinser entgegenzutreten. “Danke für das Kompliment. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest?“


    Doch anstatt dass der Kerl nun wenigstens den Anstand hatte, zerknirscht zu sein und sie gehen zu lassen, lachte er. So richtig laut. Herzhaft. Und Axilla wollte am liebsten platzen vor Wut. Sie holte schon Luft, um ihrer Empörung eben solche zu machen, als der Mann beschwichtigend die Hand hob.
    “Verzeih, ich wollte dich nicht verärgern.“ Noch immer kicherte er vor sich hin. Fällt dir ja früh ein, dachte Axilla nur noch immer zornig und sah ihn an, als wolle sie ihn am liebsten aufspießen lassen. Derweil für der Fremde einfach fort. “Ich wollte nur herausfinden, was so ein bezauberndes Wesen mit wachem Verstand auf so einer Feier macht, wenn es ihr doch gar nicht gefällt und ihren Wertvorstellungen widerspricht.“
    Axilla, weit entfernt davon, besänftigt zu sein, mahlte mit den Zähnen leicht aufeinander. “Ich bin hier nur als Begleitung“, zischte sie beinahe. Der Abend war eine einzige Katastrophe. Wäre sie doch nur nie hier hergekommen! Auch wenn der Terentier dann angenommen hätte, dass sie ihn absichtlich fehlgeleitet hätte. Dennoch wäre das wohl besser gewesen als erst beinahe vergewaltigt und anschließend verspottet zu werden.
    “Ah, dann stellt sich die Frage, warum du dann jetzt allein bist.“
    Der Kerl hörte einfach nicht auf! Was sollte Axilla da schon sagen? Weil ihre Nachbarin hier über die Klinen hopste und einen der männlichen Gäste grade zuritt, als wär er ein bockiges Wildpferd, und sich davon noch von der Zunge einer pflichtbewussten Sklavin helfen ließ, weil Axilla diese Helferrolle nicht gewollt hatte? Wohl kaum.


    Doch kam sie nicht dazu, ihm etwas weiteres nur bemüht beherrschtes an den Kopf zu knallen, als eben jene Nachbarin auch mit leicht torkelndem Gang im Garten auftauchte und Axilla mit einem fröhlichen, halb gesungenen “HIER steckst du also“ begrüßte und dieses unglückselige Gespräch damit glücklicherweise erst einmal unterbrach.

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