Die Hochzeitsfeier von Appius Terentius Cyprianus und Decima Seiana

  • "Nun, die Klienten halten einen schon ganz schön auf Trab, dazu kommt die Factio und die Academia Militaris", zählte Macer auf. Alles keine großen Aufgaben, die jede für sich betrachtet klein genug war, dass er sie auch neben großen Ämtern schon immer hatte nebenher betreiben können, aber man wusste ja, dass Kleinvieh auch Mist machte. Auch wenn Macer gar keine Kleinviehzucht besaß, sondern nur eine Obstplantage. "Außerdem wird gerade mein Haus umgebaut", setzte er dann noch hinzu, denn auch diese Maßnahme kostete ihn hier und da ein wenig Zeit, auch wenn er selber natürlich nicht Hand anlegen brauchte.


    Als die Zeremonie zu beginnen schien, wandte auch er sich dieser zu, damit die verschiedenen Akteure ungestört zur Tat schreiten konnten.

  • Avarus hatte nach der Gratulation noch keinen so richtigen Ansatzpunkt für eine Gesprächsrunde gefunden. So nahm er sich erstmal einen Becher verdünnten Wein von einem vorbei schwebenden Tablett und lauschte den anderen Themen, die allesamt auf Tuchfühlung gingen. Er kümmerte sich hindes auch um seine Augen und notierte innerlich die Gästeliste. Man hatte mal wieder die ganzen elitären Kreise ins Haus gelockt. Nun zu so einem Abend konnte es schon feucht fröhlich werden. Doch bis dahin konnte noch viel Wasser den Tiber hinunter fließen.
    Als die Zeremonie dann begann, staunte er nicht schlecht. Denn irgendwie hatte es seine Lucilla wiedermal in den Mittelpunkt geschafft. Es stand ihr wahrlich gut Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Fast sah es so aus, als müßte das Hochzeitspaar verblassen. Doch bevor sie ihre Aufgabe nicht gemeistert hatte, war es töricht eine Bewertung abzugeben. So drängelte Germanicus Avarus sich galant in die erste Reihe der Zuschauer et Gäste und hoffte eine perfekte Eheschließung zu sehen. Immerhin würde dieser Akt später die Gesprächsblasen von ganz Rom füllen...

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Nach und nach waren die Gäste eingetroffen und begrüßt – in jedem Fall stand nun beim Brautpaar niemand mehr an, der noch erste Glückwünsche los werden wollte. Stattdessen hatten sich die Gäste verteilt und begonnen, sich untereinander zu unterhalten. Sklaven huschten unauffällig durch die Menge und boten Getränke an, und für einige Zeit wurde den Anwesenden die Gelegenheit geboten, sich zunächst einzufinden und untereinander auszutauschen. Immerhin gab es ja keinen Grund, zu hetzen. Bevor allerdings die Zeit der Ankunftsphase zu lang werden konnte, kam Bewegung auf – die Gäste konnten sehen, wie nun die Vorbereitungen für die Zeremonie getroffen wurden. Helfer brachten bereits das Opfertier für die Haruspizien, ein gesundes, kräftiges Prachtexemplar eines Schafs herein, das widerstandslos mit trottete sowie die Utensilien, die für das Opfer benötigt wurden. Unterdessen wanden sich die Sklaven nun durch die Gäste hindurch und wiesen nach vorne, wo die Zeremonie durchgeführt werden würde, machten die Gäste – stets höflich und darauf bedacht, niemanden vor den Kopf zu stoßen – darauf aufmerksam und sorgten auf diese Art nach und nach dezent dafür, dass die Gespräche erstarben und die Aufmerksamkeit dorthin gelenkt wurde, wo das Brautpaar stand.


    Appius räusperte sich ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten und hielt dann seine kleine Rede:"Werte Familien, werte freunde und Gäste. Ich begrüße euch ganz herzlich in der Casa Decima, auch in Namen meiner Braut Decima Seiana. Es freut mich außerordentlich, daß soviele unserer Einladung gefolgt sind. Ich gebe zu vor einiger Zeit hätte ich nicht gedacht, daß ich mal hier stehen werde. Neben einer Decima. Unsere Gentes hatten nie wirklich Berührungspunkte,so daß dies nicht unbedingt vorhersehbar war. Umso mehr freut es mich, daß zwei Gentes sich nun aneinander binden, die Rom auf der politischen Bühne und tapfer in den Wüsten Africas, den Wäldern Germaniens und auf den Wellen des Mare Internums dienen und gedient haben.
    Wollen wir hoffen, daß den Göttern diese Verbindung ebenso behagt wie uns sterblichen. Lassen wir nun also die Haruspizin durchführen, um den Willen der Unsterblichen zu erfahren."

  • Das war sein Stichwort. Sextus hatte sich Zeit genommen, möglichst interessiert zu wirken, während er das Schaf begutachtete. Letztlich war es genauso wie jedes andere seiner Art: Vier Füße, Kopf, Rumpf und jede Menge Wolle, die das ganze zusammenkleisterte. Und ordentlich unter Drogen gesetzt, so dass es gleich keine Spirenzchen veranstalten würde, wenn es sein Leben ließ. Aber man musste ja wenigstens den Eindruck erwecken, man interessiere sich für das Vieh und würde schon nach äußerlichen Zeichen göttlichen Willens suchen. Immerhin gab es da auch das ein oder andere, was als gutes oder schlechtes Zeichen galt. Wobei die schlechten wie lautes Blöken, zerren und sich wehren oder urinieren und koten durch die rechtzeitige Gabe eines gekonnten Mixes aus Abführmitteln und einschläfernden Drogen ausgeschaltet werden konnten (und normalerweise auch wurden).


    So aber erschien Sextus nur auf sein Stichwort hin im Zentrum der Aufmerksamkeit, bei ihm zwei Helfer mit besagtem Schaf, das sogar die Güte besaß, vor seinem Ableben einmal kurz den Kopf zu senken, fast, als würde es nicken und damit seinem Tod zustimmen. Schnell war es von den beiden Helfern mit einem Schnitt in die Kehle zu Tode gebracht und mit fachmännischen Bewegungen schnitt Sextus die Leber aus dem getöteten Tier. Er hob das Organ an, drehte es in seinen Händen in die nach den Libri haruspicini vorgeschriebene Richtung und fing an, es eingehend zu studieren. Jedes der sechzehn etruskischen Häuser der Götter, die genau abgegrenzt auf der Leber sich wiederfinden sollten, wurde einzeln untersucht und dabei jede der Gottheiten mit einem leisen, ja ehrfüchtigen Flüstern beim Namen genannt. Rechtsherum, beginnend bei Tin Cilensl, der wohl am ehesten Iuppiter Summanus entsprechen mochte, führte so der Weg von Sextus Fingern immer weiter, über die glückverheißenden Stellen, zu jenen Unglück verheißenden, 'östlichen' Seiten der Leber, beständig murmelnd, untersuchend, fühlend, bisweilen innehaltend und nachdenklich die Stirn runzelnd, bis er schließlich das gesamte Organ eingehend betrachtet hatte.


    Kurzum, er tat alles, um möglichst überzeugend eine genaue Untersuchung vorzuspielen und dabei so ernsthaft wie geheimnisumrankt zu wirken, wie man das von einem Haruspex auch erwarten konnte. Schließlich war er fertig, und er reichte die Leber auf der Patera wieder an seine Helfer weiter. Mit noch blutverschmierten Händen begann er also, die erwarteten Zeichen zu deuten.
    “Die Götter segnen diese Verbindung und verheißen ihr Glück. Kein Einspruch ist zu lesen, und keine Ablehnung für diese Tat an diesem Tag. Sie wird den Gentes Decima und Terentia zu Ruhm und Ehre gereichen. Sie wird mit Nachkommen gesegnet sein, die zu großen Taten berufen sein werden und so den Namen ihrer Vorfahren beider Gentes ehren werden. Die Götter verheißen dieser Ehe eine lange Dauer des Wohlstandes und der Zufriedenheit.“
    Das sollte wohl in etwa das sein, was die Decima sich bei ihrem kleinen Gespräch gewünscht hatte. Viel positiver konnte Sextus sich wohl kaum im Rahmen einer religiösen Handlung äußern.
    Nachdem also diese Formalität geregelt war, zog Sextus sich auch wieder zurück, um sich die Hände zu waschen. Und um zumindest die Mütze, die sein Amt verriet, vorerst einmal abzunehmen.

  • Seiana sah, wie ihre Tante ihr zuzwinkerte, und sie brachte sogar ein schwaches Lächeln als Antwort zustande. Jetzt, wo die Zeremonie begann, machte sich doch wieder Nervosität bemerkbar bei ihr... ein leichtes Flattern in der Magengegend, das nicht wirklich eine positiv-aufgeregte Note hatte. Ihre Haltung allerdings blieb ruhig und aufrecht, während nach und nach die Gespräche verstummten und schließlich der Terentius die Gäste begrüßte – bevor es dann an dem Haruspex war, seine Rolle zu spielen. Was er gut tat. Seiana hatte keinen Zweifel daran gehabt, dass er wie besprochen nur Positives verlautbaren würde über die Eheschließung und wie die Götter wohl darüber denken mochten, aber man konnte sich vorher ja nie so ganz sicher sein, wie gut derjenige das dann hervorzubringen verstand... Und sie konnte zufrieden sein mit dem, was und wie er es sagte. Für einen Augenblick musterte sie die Leber und fragte sich, welche Zeichen er wohl wirklich gesehen haben mochte... hatte allerdings für sich schon längst beschlossen, ihn nicht danach zu fragen. Es spielte keine Rolle, ob die Vorzeichen gut oder schlecht waren. Sie würde so oder so damit leben müssen, egal wie ihre Ehe nun laufen mochte.


    Im Anschluss an die Haruspizien wurde der Ehevertrag von einem Sklaven gebracht, unterzeichnet und vor den Gästen, die in diesem Fall als Zeugen fungierten, verlesen – und ihr Bruder überreichte den Schlüssel zu dem Landgut, das der Terentius als Mitgift bekam. Seiana nutzte diesen Moment, um einmal tief – aber leise, und damit hoffentlich unbemerkt von den Menschen dicht um sie herum – durchzuatmen. Natürlich folgte nun noch die Dextrarum Iunctio, natürlich folgten noch die Opfer... und später dann der Brautzug, und in der Casa Terentia ihre Aufnahme in den neuen Haushalt. All die traditionellen Bestandteile einer Hochzeit. Aber der Vertrag war, für sie zumindest, das Kernstück gewesen, die schriftliche Zusage, dass der Terentius und sie eine eheliche Verbindung eingingen... womit sie nun verheiratet waren. So schnell ging das letztlich... und trotzdem gab es drumherum einen solchen Firlefanz. Es wäre so einfach – und so schön – gewesen, den ganzen Rest lassen zu können und nach der Unterzeichnung einfach in die Casa Terentia zu gehen... aber so einfach war es eben nicht, und so verdrängte sie, nicht zum ersten Mal, jeden Gedanken daran, wie einfach es hätte sein können, und sah zu Lucilla.

  • Na klasse! Kaum war ich in der Casa des Gens, schon heiratete Seiana und ich kam natürlich viel, viel zu spät.
    So leise wie möglich schlich ich mich an den Ort des Geschehens und hoffte, da die Zeremonie gerade in vollem Gang war, dass nicht zu viele mich bemerkt haben würden. Sokrates war kurz hinter mir und trug so wie ich eine farbige und schlicht verzierte Tunika. Ich jedoch trug zu meiner blauen Tunika noch eine schlichte Toga. Sokrates, in einer roten Tunika, mischte sich mit mir unter die Menschen und blieb dann auch neben mir stehen. Eigentlich wollte ich erstmal gleich zu Seiana, doch das ging gerade eher weniger und so sahen ich und Sokrates nur der Zeremonie zu und warteten bis diese vorbei sei, ehe wir zu ihr gehen würden.

  • Mit Argusaugen überwacht Lucilla die Zeremonie, insbesondere auch jeden Schritt und jeden Handgriff von Cyprianus. Sie macht das weniger wegen ihrer Rolle als Pronuba, sondern mehr als fürsorgliche Tante. Aber soweit gibt es nichts auszusetzen. Dann ist es auch schon so weit, rechtlich sind Seiana und Cyprianus verheiratete und fast will Lucilla schon ein Tränchen aus den Augen kullern. Doch noch steht das wichtigste bevor, genauer gesagt eigentlich das zweit wichtigste, denn über den Ehevollzug geht natürlich nichts.


    Lucilla tritt vor die beiden glücklichen Eheleute und lächelt selig. "Reicht mir eure Hände, ihr zwei." fordert sie Seiana und Cyprianus auf und ergreift von beiden jeweils die Rechte. Dann legt sie übers ganze Gesicht strahlend die Hand ihrer Nichte in die des Terentiers und bindet ein helles Band um beide. "Weder die Götter, noch die anwesenden Zeugen wissen einen Grund zu nennen, der gegen diese Vereinigung spricht. Daum sollen eure Leben ab jetzt vereinigt sein wie eure Hände in diesem Augenblick, und erfüllt sein von Glück und Zufriedenheit!"


    Nun perlt doch eine Freudenträne aus Lucillas Augenwinkel. Der Vorteil daran, Pronuba zu sein ist natürlich auch eindeutig, dass man die erste in der Nach-Eheschließungs-Gratulationsreihe ist.
    "Hach, ihr werdet eine wundervolle Familie abgeben." seufzt Lucilla glücklich. Unterschwellig schwingt in ihren Worten mit, dass sie aus dieser Ehe eine große Schar Kinder erwartet. Also nicht nur erwartet wie eine Tante das erwartet weil das so sein muss, sondern auch weil es der Lauf der Natur so vorgibt. So wie man auch erwartet, dass nach dem Winter der Frühling kommt.


    Dann beugt sie sich ein bisschen näher an Cyprianus heran und senkt ihre Stimme. "Ich warne dich, Appius Terentius Cyprianus, wenn du meine Seiana auch nur einen Tag lang unglücklich machst, dann wirst du erleben, was es heißt, dich mit einer Decima anzulegen!" In Lucillas Augen blitzt es, denn sie meint durchaus, was sie sagt. Praetorianerpräfekt hin oder her, gegen eine zornige Decima schützt kein Amt und keine Armee. Das hat man schließlich schon an Aelius Archias gesehen, denn wer glaubt, er wäre von selbst verrückt geworden, der irrt.
    Einen Augenblick später grinst Lucilla aber schon wieder breit. "Und nun komm an meine Bust und lass dich in der Familie willkommen heißen!" Überschwänglich umarmt sie den Bräutigam und drückt ihn, soweit ihr das möglich ist. Dann wendet sie sich Seiana zu und drückt auch diese herzhaft. "Ach, meine kleine Seiana, ich freue mich so für dich!"

  • Die Haruspizien waren positiv ausgefallen, die Verbindung der Hände verlief ebenso tadellos – und noch während die Pronuba die Gelegenheit nutzte, gleich als erstes zu gratulieren, trat nun ein Priester auf den Plan, gemeinsam mit einem weiteren Opfertier, diesmal einem Schwein, und einigen Helfern. „Favete linguis“, ertönte bereits der Ruf, der die Gäste zum Schweigen mahnen sollte, während sie zugleich mit Wasser bespritzt wurden, um sie symbolisch zu reinigen. Dem Bräutigam, der als Opferherr fungierte, wurde eine Schüssel mit Wasser gereicht, in der er sich die Hände waschen konnte, was er auch ausgiebig tat, bevor das Opfer seinen Gang nahm. Ehrerbietig, aber dennoch routiniert waren die Bewegungen der Opferhelfer, die anwesend waren. Der Duft von verkohlendem Weihrauch begann sich auszubreiten, die Sau – wie das Lamm zuvor ebenfalls vorbildlich hergerichtet und zudem geschmückt – wurde mit Mola Salsa eingestrichen und anschließend strich Terentius Cyprianus mit dem Opfermesser einmal von Kopf zum Schwanz über das Tier, um es für das Opfer zu weihen. „Iuno, Schutzgöttin der Ehe, Bewahrerin der Familien. Tellus und Ceres, Herrinnen der nährenden, beschützenden Erde und des Wachstums. Ich bitte euch, nehmt dieses Opfer als Geschenk für euch an und lasst dieser Ehe euren Segen zuteil werden, auf dass sie fruchtbar sein und lange während möge.“ *
    Kaum hatte der Opferherr geendet, trat der Victimarius an das Tier heran, das von zwei Helfern gehalten wurde. Ein ruhiges „Agone?“ erklang, die Zustimmung des Terentius erheischend, die mit einem „Age“ erwidert wurde – dann wurde dem Schwein mit einem raschen Stoß die Halsschlagader durchtrennt, und einiges an Blut und den Zuckungen eines verendenden Tiers später wurde es aufgeschnitten, damit der Priester die Eingeweide begutachten konnte. Was er auch ausgiebig tat, so ausgiebig, wie man es erwarten konnte bei einer Hochzeit... auch wenn, wie zuvor beim Haruspex, die Antwort klar war, jedenfalls dem Brautpaar. Decima Seiana war auch hier kein Risiko eingegangen, das den Ablauf der Hochzeit womöglich stören könnte. „Litatio“, erklang dann auch folgerichtig der Ruf, der die Annahme des Opfers durch die angesprochenen Göttinnen verkündete. Ein weiteres, allerdings kürzeres Opfer folgte an Pilumnus und Picumnus, denen Feldfrüchte für Fruchtbarkeit geopfert wurden – dann war dieser Teil der Zeremonie ebenfalls beendet.


    Sim-Off:

    *Wie mit dem Spieler besprochen

  • Tante Lucilla hatte als Pronuba das ihrige zur Verbindung der beiden Heiratswilligen getan. Der Aeditus folgte mit der Opferung eines Schweins und der Organschau. Die Zeichen schienen gut auszufallen. Was war anderes zu erwarten. Um den Segen der Götter zu dieser Verbindung vollkommen zu machen, fehlten nur noch die Kinder.


    Seiana und Kinder, schwer vorzustellen. Die Mutterinstinkte erwachten sicher auch in ihr, wenn es erst einmal so weit war. Für sie wird es eine riesige Umstellung. In gewisser Weise war ich froh beim Militär meinen Dienst zu tun. Ich musste mir über eine Heirat keinen Kopf zerbrechen. Zumindest jetzt noch nicht. Ich konnte mich getrost anderen Dingen widmen.


    Nach dem Ende des Opferns sah ich mich um. Ich brauchte Runa. Hinter einer Säule entdeckte ich sie und ging zu ihr. Heute war ihr Tag. Sie war das Hochzeitsgeschenk für Seiana. " Runa, komm her. Ab heute wirst du zu Decima Seiana gehören. Sie ist nicht einfach. Sei ihr Schatten, pass auf sie auf. Was sie sagt ist ab sofort für dich bindend. Sie ist ab heute deine Herrin." Ich griff sie sanft am Oberarm und nahm sie mit zum Brautpaar. Abwartend blieb ich ich in der Nähe stehen, bis der Reigen der Gratulation begann.

  • Seneca verfolgte die Zeremonie immer noch in dekorativer Haltung. Es mag eine große Ehre für seine Centurie gewesen sein bei der Hochzeit ihres Präfekten zu dienen, aber Seneca schielte ab und an schon auf Weinbecher welche immer wieder afugefüllt wurden, und natürlich auf die Gäste die sich ziemlich gut zu amüsieren schienen. Zwischen den ganzen Gesichtern hatte er auch seine Cousine im Blick, man wusste ja nie, und da ist es gut wenn man schon mal vorsorglich bewaffnet und in Rüstung bereit steht dachte sich Seneca und ließ sich seine abschweifenden Gedanken nicht ansehen.

  • Appius wollte schon eine bemerkung zu der Drohung machen, schluckte sie dann allerdings, um des lieben Frieden willens, herunter und nickte einfach nur. Er als Gardepräfect würde sich sicherlich nicht von einer Frau sagen lassen, wie er seine Frau zu behandeln habe. die Drohung und folgende Umarmung über sich ergehen

  • Seiana reichte Lucilla ihre rechte Hand und ließ zu, dass Lucilla diese nahm, sie in die Hand des Terentiers legte. Gänsehaut breitete sich kribbelnd aus, von ihren Unterarmen bis über ihre Schultern hinweg, aber Seiana wusste nicht so genau, ob das an der Berührung lag oder an dem, was Lucilla nun sagte, als sie die Hände miteinander verband. Und auch was danach kam war weniger dazu angetan, in Seiana so etwas wie Freude aufkommen zu lassen, aber da sie das ohnehin nicht erwartet hatte von diesem Tag, war das wohl auch egal. In jedem Fall: es kamen wieder Kinder – diesmal in Form der allgemeinen Wendung Familie – zur Sprache, was eindeutig nicht ihr Lieblingsthema war; und danach machte sich Lucilla noch mal über den Terentius her. Seiana warf ihrem frischgebackenen Ehemann einen kurzen Blick von der Seite zu – sie hatte ihn ja von einer anderen Seite kennen gelernt als die, die er momentan zeigte, und sie war sich nicht so sicher, wie er nun reagieren würde. Zu ihrer Erleichterung allerdings sagte er nicht nur nichts, sondern ließ sich widerspruchslos drücken, und mit einem Lächeln umarmte auch Seiana ihre Tante.


    Das anschließende Opfer verlief so reibungslos wie die Haruspizien, und damit ebenso wie erwartet. Im Gegensatz zu den Haruspizien allerdings hatte Seiana hier vor, den Priester später zu fragen, was er tatsächlich gesehen hatte. Zu prüfen, ob die Götter dieser Ehe generell ihren Segen gaben oder nicht, war eine Sache – es spielte einfach keine Rolle, da diese Verbindung geschlossen werden würde. Falls das Opfer jedoch in Wahrheit nicht angenommen worden sein sollte, würde sie im Nachhinein weitere Opfer bringen müssen, um die betroffenen Göttinnen zu besänftigen… oder es wenigstens zu versuchen.
    Während der Priester sich mit seinen Gehilfen zurückzog, wandte sich nun ihr Bruder an die Gäste, hieß sie nochmals im Namen der Decimi willkommen – und lud ins Tablinum zum Festmahl ein.* Und ein Festmahl war es tatsächlich, was die decimische Köchin – gemeinsam mit extra dafür angeheuerten Gehilfen – aufgefahren hatte: als Vorspeise würde den Gästen verschiedene Variationen an Flamingo-Zungen, Austern und Eiern gereicht werden, teils pikant gefüllt, teils mit feinem Honig überzogen; neben obligatorischem Brot gab es hierzu eine Reihe an Beilagen, wie Oliven, sauer eingelegte Zwiebeln und Gurken sowie Pilze. Der Hauptgang umfasste einige Gerichte, sowohl um die verschiedenen Geschmäcker zu treffen als auch um eine gewisse Variation anbieten zu können: neben Milchlamm, Fasan und Steinbutt waren von der Köchin jedoch vor allem zwei Gerichte als Hauptattraktion gedacht: Hasenbraten, die mit Federn jeweils so angerichtet waren, dass sie wie Pegasi aussahen – und mit Edelkastanien, Pinienkernen und Mandeln gefüllte Wildschweine. Als Nachtisch würden honiggetränkte Küchlein ihren Platz vor den Gästen finden; dazu gab es verschiedenste Früchte, darunter Trauben, Datteln und Feigen. Abgerundet wurde das Festmahl durch Getränke – insbesondere hochwertiger Wein in verschiedenen Sorten, der je nach Wunsch der Gäste mit Wasser, Honig oder Fruchtsaft gemischt sowie mit verschiedenen Kräutern gewürzt werden konnte.**



    Sim-Off:

    *Wie mit dem Spieler besprochen
    **WiSim

  • Potitus hatte die Zeremonie mit sichtlichem Desinteresse verfolgt. Er mochte diesen ewigen Hokuspokus nicht besonders, selbst wenn es Tradition war! Ein Opfer an Iuno, Venus und Priapus, damit konnte man es doch gut sein lassen! Dann aber kam endlich das ersehnte Festmahl und Salinator schnappte sich direkt den Ehrenplatz, der ihm als ersten Mann Roms wohl sowieso zukam. Von der Vorspeise nahm er sich natürlich Austern, denn "Diese Austern wecken das Feuer in den Lenden, wisst ihr?", wie er allen Anwesenden mitteilte. Dass er selbst dieses Gefühl sehr liebte, erklärte sich von selbst!

  • Niemand beachtete sie, und Axilla war es durchaus recht so. Sie fühlte sich nach wie vor unwohl und fragte sich ernsthaft, was sie hier eigentlich verloren hatte. Und wie lange sie wohl bleiben musste, ehe sie unauffällig verschwinden konnte. Wirklich vermisst werden würde sie wohl kaum. Die Senatoren klüngelten miteinander und unterhielten sich untereinander, wichtige Männer unter sich eben, an anderer Stelle tuschelten ein, zwei Frauen miteinander. Aber niemand hatte besonderes Interesse an ihr. Nicht einmal Salinator! Die ersten Minuten hatte Axilla sich noch halb neben ihren Nachbarn versteckt, damit sie ihm bloß nicht auffiel, aber nach einer Weile merkte sie, dass es unnötig war. Die Haruspizien und das Opfer gingen vorbei, ohne dass er sie auch nur eines Blickes würdigte. Vielleicht hatte er sie sogar ganz vergessen. Nicht, dass Axilla um diesen Umstand böse wäre, aber irgendwie hatte sie doch anderes erwartet und war etwas verwirrt.


    Schließlich also wurde zum Essen geladen und sie setzte sich auf den ihr zugewiesenen Korbsessel. Hunger hatte sie keinen, noch immer – oder schon wieder – war ihr ein wenig übel, und der Geruch des vielen Essens machte das nicht unbedingt besser. Sie begnügte sich eher damit, dekorativ in der Gegend herumzusitzen.
    Leider aber nicht weit genug entfernt, um den Kommentar von Salinator zu überhören. Erschreckt sah sie erst zu ihm und anschließend betreten zur Seite. Mit dem Kommentar stand für sie fest, dass sie keine Austern essen würde in seiner Gegenwart. Und dass sie auf ihrer Hochzeit wohl keine servieren würde. Stattdessen griff sie nach ihrem Becher und trank einen Schluck. Vielleicht würde das ja ihre flatternden Nerven doch soweit beruhigen, dass sie hier nicht wie eine Katze auf dem Sprung hockte und nur darauf wartete, flüchten zu können. Und vielleicht fand sich sogar doch noch ein Gesprächspartner. Irgendjemand nicht-wichtiges musste doch auch hier sein, mit dem sie sich etwas zwanglos unterhalten konnte.

  • Die Kline neben Iunia Axilla war frei. Es war kein wichtiger Platz, genau das was ich suchte. Abseits vom großen Rummel. Von hier konnte man das Geschehen verfolgen, ohne das man hineingezogen wurde. Die Bemerkung des Praefecten Urbi zu den Austern, brachte mich zum Grinsen. Ein Spruch lag mir auf den Lippen, hier in der Gesellschaft weniger angebracht. Ich unterließ es, malte mir das Ergebnis in Gedanken aus.


    Ein Wink, der Teller mit 6 Austern vor mir verlangte nach dem entsprechenden Getränk. Ein nicht zu intensiver heller Wein. Der Abend würde zeigen, was an der Kraft der Austern wirklich dran war. Genug Auswahl war vorhanden.


    Ein Seitenblick zur Iunia. Sie sah blass aus. Nachdem was Serapio über sie geäußert hatte, wunderte es mich, dass sie hier war. Alles was sich hier versammelt hatte, war auf Einladung da, folglich hatte Seiana sie eingeladen. Das Verhältnis der beiden konnte demnach nicht so schlecht sein. Gut, ich hatte damit nichts zu tun und es lag mir fern, als Außenstehender ein Urteil darüber zu fällen.


    Ein weiterer Wink und ein Sklave stellte ihr einen Teller mit Obststücken hin und zwei Becher, einen mit verdünntem Wein , einen mit vollmundigem Fallerner. " Unsere erste Begegnung wurde etwas abrupt beendet, Axilla, oder ist dir Iunia Axilla lieber ? Ich habe übrigens Wettschulden bei dir. Decimus Massa zur Erinnerung. Unsere Begegnung war nur kurz." Ein freundliches Lächeln in ihre Richtung. Den Groll den Serapio gegen sie hegte, konnte ich nicht teilen. Die Geschichte war lange vor meinem Erscheinen auf dem Pflaster Roms. Einer zwanglosen Unterhaltung stand von meiner Seite her nichts im Wege, es hing von ihr ab, ob es dazu kam.

  • Für die Kinder war dieses Fest wirklich etwas Außergewöhnliches. Es waren so viele Menschen in der Casa wie sie sie noch nie gesehen hatten. Dann die ganzen Rituale und Opferungen ehe es erst richtig losgehen konnte. Immer wieder fragten sie Venusia ob das bei ihrer Hochzeit auch so gewesen war und wieviele Menschen dagewesen waren und und und. Die Germanin hatte wirklich eine Menge zu erklären. Als es dann ans Essen ging, suchten die drei sich einen Platz wo sie nicht all zu sehr abseits saßen, aber auch nicht mittendrin. Bald hatten sie ihn gefunden und sie begannen die Vorspeise zu essen. Die Sklaven versorgten sie gut und reichlich und mit großen Augen verfolgten die Kinder das Geschehen weiter. Es gab einfach zu viel zu entdecken als dass die konzentriert essen konnten.

  • Axilla bemerkte noch nicht einmal, dass sich jemand auf die Kline neben sie setzte. Sie war noch immer auf der Suche nach etwas Ablenkung und ihr Blick schweifte dazu gerade über die doch etwas ferneren Reihen der Personen, als Massa sich zu ihr setzte und sie so unvermittelt ansprach. Was darin resultierte, dass sie erst einmal erschrak und dabei beinahe noch ihren Wein verschüttete. Allerdings nur beinah. Dennoch stellte sie ihren Weinbecher sicherheitshalber erstmal ab und wandte sich dem jungen Mann zu.
    “Oh, ich hab dich im ersten Moment gar nicht erkannt.“, meinte sie, mit den letzten Resten der Überraschung auf ihrem Gesicht, die sich aber zunehmend in ein leicht verwirrtes Lächeln wandelte. Wobei das eigentlich eine Untertreibung war. 'Ich habe dich gar nciht gesehen' hätte es eher getroffen. Doch Axilla war froh, sogar sehr froh, um die charmante Gesellschaft, denn nach den Worten von Seianas Bruder und der Zeit zwischen den Spielen damals und der Feier heute hatte sie eigentlich nicht damit gerechnet, so freundlich von einem Decimer angesprochen zu werden. Doch die Verwirrung hielt nicht allzu lange an, nur solange, bis Axilla sich dazu entschied, nicht darüber nachzudenken und den Moment zu nutzen. “Natürlich erinnere ich mich. Optio der Classis, und aus Ägypten versetzt.“ Ihr Lächeln wurde zunehmend ehrlicher und dadurch auch strahlender. “Und du darfst mich Axilla nennen, wenn ich dich Massa nennen darf“, fügte sie mit steigender Selbstsicherheit noch frech an.


    Sie rutschte ein wenig in dem Korbsessel. Klinen waren wirklich bequemer, wenn man sich einem Gesprächspartner richtig zuwenden wollte, die hatten nicht diese störenden Armlehnen aus geflochtenem Bast. Aber für eine Dame schickte sich das ja nicht. Warum auch immer. Wirklich damenhaft fühlte Axilla sich jedenfalls nicht, als sie auf einer Pobacke nur da saß, halb über die Lehne gebeugt, um mit Masse vernünftig reden zu können, die Beine halb angewinkelt. Am liebsten hätte sie sie auch auf den Stuhl gezogen und sich einfach auf ihre Unterschenkel gesetzt, aber das ging nicht.
    “Und du hast Wettschulden?“ griff sie das Gespräch lächelnd wieder auf und versuchte dabei, den Teller Austern in Verbindung mit Salinators eben getätigten Worten zu ignorieren. Sie angelte stattdessen nach einer einzelnen Traube von dem Obstteller, behielt sie aber noch in der Hand. “Ich sagte doch, der Secutor würde gewinnen. Mit Schwert und Schild ist dieser fast ein Soldat, wenn auch nicht ganz. War der Kampf wenigstens spannender als der erste, so dass es sich trotz verlorener Wette für dich gelohnt hat?“

  • Langsam gingen ich und Sokrates zu den Speisen. Wir nahmen uns dort ein paar Früchte und etwas von dem Wildschwein, viel Hunger hatten wir jedoch nicht. Dazu nahmen wir beide uns noch einen Kelch des Honigweins, den es auch in der Heimat von Sokrates auf Festen gab. Doch selbst da nur verdünnt, damit wir am nächsten Tag keinen zu schweren Kopf hätten. Hier aber gab es ihn pur und keiner von uns beiden war an viel Alkohol gewöhnt, es könnte also durchaus schwer am nächsten Morgen werden.
    Auf der Suche nach einem Platz entdeckte ich meinen Cousin Massa. Lange hatten wir uns nicht mehr gesehen und ich überlegte kurz zu ihm zu gehen um mich ein wenig mit ihm zu unterhalten, doch war er gerade offenbar schon in einem Gespräch vertieft, so dass ich es mir doch anders überlegte und mich schließlich zusammen mit Sokrates auf zwei Klinen nah an der Wand nieder ließ, wo wir begannen zu speißen.

  • Als nach dem ausführlichen und kaum überraschend auch gelungenen Hochzeitsritual zum Essen geladen wurde, landete Macer auf den besseren Plätzen, aber nicht im Mittelpunkt. Auch das war letztlich kaum überraschend, war er doch Senator und Patron des Bräutigams, aber kein amtierender Magistrat oder Praefect. Auch Albina konnte in Macers Nähe platznehmen, was er durchaus als angenehm empfand. Da traf es sich dann ungemein gut, dass er auch Tiberius Durus in Gesprächsreichweite erblickte. "Salve, Tiberius Durus", grüßte er ihn. "Ein Patrizier auf einer plebeischen Hochzeit, was ist denn da passiert?", scherzte er, denn tatsächlich hatte er den Pontifex weitaus häufiger auf Hochzeiten seines Standes getroffen als auf plebeischen.

  • Die Soldaten blickten immer wieder sehnsüchtig auf das Festmahl, das sah aber auch gut aus, vorallem wenn man Puls und ähnliche Köstlichkeiten gewohnt war, lief einem hier das Wasser im Mund zusammen. Immer wieder warfen sich die regungslos stehenden Soldaten kurze, sehnsüchtige Blicke zu, aber man konnte seinem Praefectus wohl kaum "Pack ein paar Reste für uns ein!" zurufen, und von daher lautete die Devise wohl schmachten. Immerhin war die heute "Mission" mal eine Abwechslung zum gewöhnlich Dienst in der Garde.

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