ZitatOriginal von Aurelius Lupus, Petronius Crispus, Sicca Magonidas und Petronia Octavena
Nachdem Witjon das allgemeine Gesprächsthema eigentlich in eine etwas heiterere Richtung zu lenken versucht hatte, startete Marcus Petronius Crispus einen ganz anderen Vorgang, der Witjon leider sehr bekannt war. Er wurde in letzter Zeit ebenfalls immer häufiger gefragt, ob beziehungsweise warum er denn nicht verheiratet sei. Erleichtert stellte er daher fest, dass diesmal ausnahmsweise nicht er gefragt wurde, sondern der Aurelius. Was er dagegen überhaupt nicht schön fand war, dass daraufhin die Stimmung abrupt zu kippen begann. Crispus hatte das Gespräch ausgerechnet auf die verstorbene Frau des Senators gelenkt und fing dann auch noch selbst an von seiner toten Gattin zu reden.
Witjon musste dabei ebenfalls ein Augenrollen unterdrücken, allerdings aus anderen Gründen als die Petronia. Sicca nahm er in diesem Moment mittlerweile schon nur noch als lästiges Beiwerk wahr, das ihn nicht mehr so sehr kümmerte. Ihn selbst hatte sie nämlich offensichtlich von Beginn an nicht als mögliches Ziel anvisiert, weshalb er sich zuungunsten des Senators außer Gefahr wähnte. Deshalb ignorierte Witjon das anmaßende Wimpernklimpern und Blickezuwerfen der magonidischen Tochter konsequent und hörte lieber, was Petronia Octavena zu sagen hatte, denn die junge Frau fand er an diesem Abend wieder einmal wesentlich sympathischer und weniger - oder besser gesagt überhaupt nicht - aufdringlich im Rest zu ihrer restlichen weiblichen Begleitung.
Und Octavenas Worte waren genau jene, die er selbst nach dem Tod seiner Frau vor einigen Jahren so häufig gesagt bekommen hatte, um sie sich daraufhin jahrelang noch gegenüber seiner selbst zu wiederholen. Es waren jene Worte, die ein Witwer hören musste, aber nicht wollte. Jene Worte, die die Trauer nicht linderten, aber die Kraft zum Aufraffen spenden konnten. In Witjons Fall hatte es gereicht. Zum Glück. Und deshalb konnte er in diesem Moment auch ohne überschwängliche Gefühlsduseligkeiten einen Kommentar abgeben, wobei er es natürlich dennoch nicht unterließ eine gewisse Betroffenheit in seinen Blick zu legen.
"Wohl gesprochen, Petronia", sagte er deshalb und ergänzte: "Ich bedaure euren Verlust, werte Herren, den ich leider nachvollziehen kann." In Mogontiacum war immerhin allseits bekannt, dass Witjon Witwer war, weshalb er diesen Umstand nicht noch einmal konkret herausstellte.
"Wobei ich in unserem Kreis aber nicht nur Junggesellen erkenne", lenkte er nun lieber schnell das Thema seinerseits von Tod und Trauer auf erfreulichere Dinge. Dabei vermied er im Gegensatz zu Petronius Crispus den Begriff des Junggesellen nicht. Witjon war der Meinung, dass man als Witwer durchaus so bezeichnet werden durfte, war es doch an der Tagesordnung, dass junge Mütter im Wochenbett starben und ebenso junge Ehemänner sich alsbald ohne große Hemmnisse ein neues gebärfreudiges Weib suchten. Wobei Witjon natürlich verstehen konnte, dass mancher römischer Veteran möglicherweise noch in etwas althergebrachten Weltbildern unterrichtet worden war. Aber das waren ja alles auch nur Gedankenspiele...
Schließlich sprach Witjon Sicca und Octavena dann einfach direkt an: "Sondern doch auch euch beiden jungen Damen. Wie kommt es, dass ihr noch nicht von jungen Männern umworben werdet wie schöne Frauen es verdienen?" Seine Frage war freundlich gemeint und ohne Hintergedanken gestellt, was für den objektiven Betrachter womöglich jedoch einen anderen Anschein erwecken mochte.