• Sim-Off:

    Ich grabe mal diesen alten Thread aus, um den Namen nicht doppelt zu verwenden. ;)


    Silana streunerte in einfacher Gewandung durch die zerstörten Straßenzüge der Stadt. Ihr war es nach Erkundung und Erfahrung, denn nachdem sich die ersten Aufständischen verzogen hatten, schien ihr die Gefahr gering genug, um sich heimlich durch die Stadt zu bewegen. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlt, von diesem Terror umgeben zu sein. Nicht, weil sie in Gefahr schweben wollte oder wirklich den Tod bestaunen wollte. Sie hatte Mitleid und sogar Mitgefühl mit den Opfern dieser Tage. Doch ihre Neugierde und Wissenshunger, ließen sie aufbrechen. Nicht ohne Vorbereitung. Silana war nicht dumm und hatte sich möglichst unauffällig gekleidet, war durch die Hintertür aus der Villa Claudia aufgebrochen, nachdem sich die ersten Rauchnebel verzogen hatten. Sie hatte ihrem Großvater versichert, schlafen zu gehen und sich dann aufgemacht. In den Sklavenquartieren fand sie einfache Kleidung, die sie als Tarnung nutzen konnte. Ihren Schmuck und Wertgegenstände hatte sie in der Villa zurückgelassen.


    Sie war bereits einige Stunden unterwegs und erreichte die bekannte Tiberbrücke, die mit Trümmern blockiert war. Scheinbar hatte eine unbekannte Fraktion eine Barrikade errichtet, die sie am Weitergehen hinderte. Vielleicht auch zum Besseren, denn die Schlachtgeräusche schallten über den Tiber. Diese Geräusche ängstigten sie erheblich, so dass sie sich in einer Menge an einfachen Bürgern versteckte, die aus ihren Häusern geflüchtet waren und sich um einen Brunnen geschart hatten. Dort versorgten sie einfache Wunden und hofften auf Hilfe. Silana beobachtete die Menge und die Gesichter der armen Seelen, während sie ihre Eindrücke verarbeiten musste.

  • Es herrschten beunruhigende Tage in Rom und das wusste Iulia. Wäre es nach ihrer Mutter Servilia Gemina oder anderen gewissen iulischen Hausbewohnern gegangen, hätte Iulia Phoebe ihre Tage solange im Haus verbracht, bis rosa gekleidete Sklaven mit Engelsflügeln durch Roms Straßen liefen und Rosen verstreuend die Pax Romana verkündet hätten (mit anderen Worten also auf ewig...). Doch das ließ sie nicht auf sich sitzen. Iulia hatte nämlich entdeckt, dass eine alte Freundin von ihr aus Kindestagen in Misenum nun ebenfalls in Rom wohnte. Seit ihrer Ankunft hatte sie sich schrecklich einsam gefühlt, ihre Mutter zankte und stritt sich mit jedem im Haus (Wonga, der iulische Torsklave hatte tatsächlich einmal die laut keifende Servilia Gemina mit einem nachdenklichen Blick angesehen, während er mit den Fingern den Griff eines Messers zum Zwiebelschneiden umspielt hatte) und immer nur in Gesellschaft von Callista, ihrer treuen Leibsklavin zu sein, langweilte sie auch auf Dauer. Bei all ihrer guten Erziehung war Iulia jung! Sie wollte mit gleichaltrigen zusammen sein, mit Freundinnen kichern und von Männern den Hof gemacht bekommen! Sie waren doch nicht mehr in den Tagen der alten Republik, zur Zeit eines Marcus Livius Drusus etwa, der seine jüngere Schwester, Livia Drusa, etwa gegen ihren Willen in ihr Zimmer einsperren und sie mit einem Widerling wie Quintus Servilius Caepio verheiraten konnte. Die Zeiten hatten sich geändert!


    So hatte Iulia endlich nach längerem Bitten und Flehen die Erlaubnis bekommen ihre Freundin nach einer neuerlichen Einladung zu besuchen (auch wenn sie quasi am anderen Ende der Stadt wohnte), doch nur wenn sie in einer von Sklaven beschützten Sänfte reise und in Begleitung ihres Verwandten und erst seit kurzem Bekannten Gaius Iulius Caesoninus. So hatte Iulia bekommen was sie sich so sehr wünschte und es war eine freudige Abwechslung im großen Rom für sie gewesen, endlich einmal wieder ein altbekanntes Gesicht zu sehen und mit Leuten zu sprechen, die sie auch wirklich kannte. Als es am späten Nachmittag dann endlich Zeit wurde nachhause zu gehen, verabschiedeten sich Iulia und Caesoninus von besagter Freundin und stiegen in die Sänfte. Schon kurz darauf setzten sich die Sklaven in Richtung Domus Iulia auf dem Esquilin in Bewegung. Ihr Weg begann südlich des Circus Maximus. Die Sklaven würden über das Forum Boarium die Richtung zur Tiberbrücke einschlagen, von da am Marcellustheater vorbei bis zum Theatrum Balbi und dann immer der Straße nach bis zur alten Porta Sanquaris, einem Stadttor der, von der Stadt inzwischen geschluckten, Servianischen Mauer. Dann dieser Straße immer nach Osten nach bis zur Casa Helvetia, um dann nochmal am Cispius links zur Domus Iulia am Esquilin einzubiegen.


    Doch weit kamen sie nicht, denn als der kleine Zug aus Personen das nur spärlich belebte Forum Boarium überquert und an der Tiberbrücke vorbei kamen, ließ Iulia plötzlich halten. Sie hatte bemerkt, dass die Tiberbrücke mit Trümmern blockiert war. Eine ganze Traube von Menschen hatte sich um einen Brunnen geschart, einige davon offensichtlich verletzt. Schreie drangen über den Tiber. Iulia Phoebe besah sich diese Szene und fragte sich bestürtzt, was nur aus dem großen Rom geworden war, von dem sie immer zuhause in Misenum bei Onkel Proximus gehört hatte. Callista begleitete die Sänfte ebenfalls neben ihr hergehend. Ihr gefiel die Situation nicht und fragte, ob es nicht besser wäre weiterzugehen. Iulia jedoch erhob eine Hand.
    "Jetzt noch nicht, bleibt da stehen wo ihr seid." sagte sie und besah sich weiterhin mit gerunzelter Stirn dieses, für sie als Wohlerzogene, vollkommen fremde Erscheinungsbild der Ewigen Stadt.

  • Freunde konnte man sich aussuchen, seine Verwandtschaft nicht. An diesen Satz musste Caesoninus den ganzen Tag lang genervt denken, als er so seiner neuen Verwandten aus Misenum, Iulia Phoebe, in der Sänfte gegenüber saß und sie beide von Sklaven langsam durch Rom getragen wurden in Richtung ihrer komischen Freundin irgendwo südlich beim Circus Maximus. Tausend Dinge fielen ihm ein, die er jetzt lieber getan hätte, Reiten, Kämpfen, Frauen beglücken... andererseits waren das unruhige Zeiten und das konnte Caesoninus dann doch nicht verantworten, dass eine Blutsverwandte seiner Familie zu schaden kam, bloß weil er sich zu fein dazu gewesen war bei einem Mädelstreffen den Aufpasser zu spielen. "Familie" war ein hochheiliges Gut für Caesoninus und wer sich mit einem Mitglied der gens iulia anlegte, legte sich auch mit ihm an. Das mochte jedoch wahrscheinlich auch noch ein wenig dabei mitwirken, dass sich Caesoninus noch ein wenig unwohl in Iulias Gegenwart fühlte, hatte er sie doch damals bei ihrem ersten Aufeinandertreffen vor der Bibliothek der Domus Iulia schamlos angemacht, im Glauben es sei eine Fremde aus einer anderen Familie und nur zu Besuch bei Iulius Dives. Wer konnte denn ahnen, dass es noch mehr iulisches Blut in Italia gab?!


    Doch seine Bedenken zählten heute nicht. Seine Verwandte wollte ausgehen (nach den derzeitigen Zuständen zuhause konnte es ihr Caesoninus nicht einmal verdenken) und ihm fiel die Aufgabe zu sie zu beschützen. Also Caesoninus, Zähne zusammenbeissen und die Sache durchstehen.
    Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich bei dieser Freundin angekommen waren (ihm war die ganze Sache so dermaßen egal, dass es ihn nicht einmal kümmerte, wie diese mysteriöse Freundin hieß oder aus welcher Familie sie kam), dauerte der Besuch selbst wiederum eine gefühlte Ewigkeit und als sie ENDLICH wieder daran waren in die Sänfte zu steigen, würde der Heimweg bestimmt ebenfalls eine gefühlte Ewigkeit andauern. Ein vergeudeter, uninteressanter Tag.
    Doch Fortuna mochte ihn erhört haben, denn schon bald sollte dieser Nachmittag sehr viel interessanter als gedacht werden. Kurze Zeit nachdem sich die Sklaven mitsamt der Sänfte in Bewegung gesetzt hatten, ließ Iulia auch schon wieder ungefähr auf Höhe der Tiberbrücke stoppen. Die blockierenden Trümmer auf der Brücke und die paar Menschengrüppchen davor hatten ihre Aufmerksamkeit erregt.
    Caesoninus ließ die Szene kalt. Es herrschten Unruhen in Rom, da gehörten solche Bilder nunmal zum Stadtbild dazu. Nichts, was wirklich neu gewesen wäre in den letzten Jahren. So lehnte er sich seufzend etwas bequemer zurück und wartete, dass es weiter ging. Nach einer Weile fragte auch Iulias Leibsklavin, ob es nicht besser wäre weiterzugehen, doch Iulia wimmelte sie wirsch ab. Als Caesoninus das kurze Gespräch zwischen ihnen mitbekam, öffnete er wieder die Augen und sah ebenfalls noch einmal zur Sänfte hinaus. Dabei bemerkten seine aufmerksamen Augen sofort, dass sich eine kleine Gruppe Männer aus einer Seitengasse heraus kommend auf den Platz wo sie alle waren zusteuerte. Sein Instinkt hieß ihn, dass die wohl nichts gutes im Schilde führten. "Ich denke auch, dass wir jetzt weiter sollten." sprach er leise und ließ die Fremden keine Sekunde aus den Augen, die immer noch zielstrebig genau auf die Menschen beim Brunnen zusteuerten.

  • Silana, noch immer gefangen von einer teilnahmslosen aber neugierigen Angststarre gegenüber dem Erlebten, wollte sich befreien und helfen. Nicht, weil sie wirklich überzeugt davon war, dass Hilfe wirklich hilfreich sein konnte, sondern - weil sie daran glaubte, dass Römer einander helfen mussten. Mühsam presste sie beiden Augen zu und versuchte die Kraft zu finden, die sie einst besessen hatte. Sie suchte jenes Licht im Dunkeln, welches ihr stets gefolgt war. Ein natürlicher Kompass für Richtig und Falsch. Dieser moralische Wegweiser, manchmal verwirrt durch junge Anleihen, wollte Silana antreiben und schon gelang es, dass sie sich aufraffte. Mit beiden Händen griff sie nach einem Eimer, um diesen im Brunnen, welcher schön gefertigt war, zu befüllen. Sie wollte wirklich helfen und näherte sich mit dem Holzbehältnis den armen Opfern, die ihre Wunden versorgten. "Hier," sagte sie und kniete sich neben einer verletzten Frau ab, die sich nicht mehr bewegen konnte. Ihre Beine waren aufgerissen und scheinbar durch Splitter verletzt worden. Silana, unerfahren und naiv, wusste nicht damit umzugehen und erinnerte sich nur daran, dass man Wunden waschen sollte. "Darf ich?" - fragte die junge Claudia ängstlich. Die Frau mittleren Alters nickte still. Bedächtig kippte Silana jenes Wassergefäß über die Beine, so dass sich sanfte Fluten über die Wunden bahnten. Blut wusch aus und färbte den Boden. Jene verdünnte Flüssigkeit sammelte sich an auch Silanas Sandalen, so dass diese ein wenig der roten Farbe annahmen und die Flechtmuster über ihren Zehen an morbider Schönheit gewannen. Silana notierte dies kaltherzig, denn es gab nun Wichtigeres als verblendete Eitelkeit. Die junge Patrizier lernte schnell, was Leben war und wie verwundbar es doch war. Die einfache Tunika trennte sie nicht von den anderen Bürgern und machte sie sogar gleich, dass es nicht wirklich auffiel, dass sie von anderem Stand war. Vielleicht waren es ihre gepflegten Haare, welche nicht ganz zur Aufmachung passten und sie verraten konnte. Dennoch kümmerte Silana diese Gefahr nicht. Es gab hier keine wirkliche Gefahr mehr, sondern nur noch Leben. Die junge Frau fühlte sich das erste mal in ihrem Leben lebendig, durch die Hilfe, die sie nun anderen gab. Ihre Erfahrungssuche hatte sie an diesen Ort gebracht und ihr etwas sehr wichtiges gezeigt: Mitgefühl. Etwas, was sie stets besessen hatte aber verborgen, um nicht unschicklich durch ein Muster zu fallen, welches jeder Oberschicht gemein war. Es fehlte ihr an Bezug zum Leid der anderen. Doch nun hatte sie diesen Bezug. "Danke," sagte die verletzte Frau und Silana stellte den geleerten Eimer ab. Beide lächelten in Dankbarkeit. Die Frau hatte Linderung gefunden und Silana eine erwachende Erkenntnis gewonnen. Eine Sänfte näherte sich aus dem Blickwinkel der jungen Claudia. Ihre Arme waren inzwischen schwer und sie war nervös. Nicht über das Erscheinen einer Sänfte, sondern weil sie nun etwas tun wollte, was sie ansonsten nicht getan hatte. In der Tat näherten sich Männer aus der Seitenstraße, brachten aber keine Gefahr, sondern Hilfe. Sie trugen Verbände und verschiedene Gegenstände der Notwendigkeit bei sich, um den armen Seelen zu helfen. Auch Silana nahm sich daran ein Beispiel und wollte handeln. Die junge Frau erhob sich und rannte zur Sänfte, wobei ihre Arme wild ruderten. In dieser Sänfte konnte sie die arme Frau zu ihrem Zuhause bringen oder zumindest in Sicherheit. Es war ihr ein festes Anliegen. "Ihr da," stammelte sie und rief den Passagieren der Sänfte zu, die wohl nur minder aus dem Gefährt blickten. "Ich brauche Hilfe," rief sie und ihre Augen loderten in ernster Absicht. Hier ging es um mehr als bloßes Abenteuer. Ihr Herz verlangte eine neue Gerechtigkeit nach dieser Erfahrung und den noch immer tobenden Geräuschen, welche entfernt Unheil brachten. Noch war die Claudia nicht an der Sänfte angekommen und doch näherte sie sich schnellen Schrittes, so dass nun auch ihre Haare im Winde verwehten und im Zusammenspiel mit ihren Armen ein belustigendes Bild abgaben, welches im starken Kontrast zum Bild am Brunnen stand. Unbeholfen war Silana in der Handlung aber ernst im Willen.

  • Mit einer kleineren Patrouille von nicht ganz einer Centuria war der frisch gebackene Tribun an der Tiberbrücke angekommen. Immerhin war das ein wichtiger Zugang zur Stadt und wenn möglich würde er diesen Zugang räumen lassen. Wieder war er mit seiner Rüstung angetan die ihn in einem Muskelpanzer zeigte der mit einem Bronzemetellplättchen verziert war die die Taube der Iulii zeigte. Und natürlich die purpurnen Bänder die unter seiner Brust entlangliefen und ihn als einen Tribunen auswiesen.


    Er kam zu einem Brunnen an dem Menschen versorgt wurden. Was ihn als Tribun nicht sonderlich interessierte. Doch eine Frau lief mit rudernden Armen auf eine Sänfte zu und das versprach Ärger. Denn wenn es etwas gab das man nach solchen Tagen noch weniger brauchte war das wichtig Menschen von weniger wichtigen belästig wurden. Mann hätte auch sagen können das Reiche von Armen bedrängt wurden und Menschen in Sänften waren in der Regel wichtig. Auch wenn Antoninus eine Sänfte aus dem Fuhrpark der Iulii hätte erkennen müssen. Aber er achtete nicht darauf sondern schickte sofort zwei Männer die die Sänfte abschirmen sollten. Die Befohlen Milites eilten sofort los um sich zwischen die Frau und die Sänfte zu schieben.

  • So viele interessante Sachen waren in Iulias Leben schon lange nicht mehr in so kurzer Abfolge passiert, das musste sie dem Schicksal lassen. Nach einer wahrhaften Unendlichkeit der Langeweile hatte sie endlich wieder das Haus verlassen dürfen, um einer alten Freundin einen Besuch abzustatten und beim Heimweg desselben trafen sie auf die hässlichen Seiten der Ewigen Stadt. Verletzte Menschen, Zerstörung und Soldaten, die einfache Bürger von ihrer Sänfte abwehrten. Über Langeweile konnte sich Iulia derzeit in der Tat nicht beschweren.


    Sie war zwar eine Iulia aus der Ahnenreihe des großen römischen Ritters Tiberius Iulius Numerianuns, doch hatte sie keinesfalls ein standesgemäßes Leben mit ihrer Mutter geführt. Ihr Vater, Kaeso Iulius Iuvenalis, war ein Nichtsnutz gewesen und hatte Onkel Proximus immer nur auf der Tasche gelegen. Entsprechend bescheiden fristeten auch seine Frau Servilia Gemina und Iulia Phoebe selbst ihr Leben in der Villa des Proximus in Misenum. Somit waren ihr die hohen, volksscheuen Allüren der Patrizier und der großen senatorischen Plebejerfamilien fremd. Das war auch der Grund, warum sie in dieser wild fuchtelnden, fremden Frau auch keine Bedrohung sah, so wie der iulische Tribun, sondern bloß eine verzweifelte Frau, die um Hilfe bat.


    Leider lag es nicht an ihr zu entscheiden, was getan werden sollte, da sie eine Frau war. Fragend sah sie Caesoninus an und fragte: "Diese Frau sieht aus, als ob sie Hilfe benötigt. Was gedenkst du zu tun, Vetter?"


    Callista, Iulias Sklavin dachte da anders, als ihre Herrin. Sie zückte ihren Dolch und lauerte drohend neben der Sänfte, um ja sicherzugehen, dass ihrer Herrin nichts geschehen würde.

  • Die Gruppe erwies sich als harmlos. Sie hatten doch nicht (so wie Caesoninus vermutet hatte) die Absicht die Gruppen am Brunnen abzuschlachten, sondern sie zu behandeln.
    Caesoninus atmete auf. Glück gehabt. Doch schon folgte auf dieses das nächste Ereignis. Eine Patrouille der Urbaner erschien. Der Zug blieb in der Nähe der blockierten Tiberbrücke, unweit des Brunnens stehen. Aus dieser Gruppe löste sich jetzt eine einfache Frau und lief zu ihnen rufend und winkend herbei.


    Caesoninus bemerkte das schon vor Iulia und zog nur fragend eine Braue hoch, als das Weib aus dem einfachen Volk heransprang. Der Tribun, der die Patrouille anführte, reagierte sofort und bellte sofort einen Befehl, damit zwei Wachen ihre Sänfte vor dieser neuen "Gefahr" schützen sollten. Der Befehl ließ Caesoninus seinen Blick auf den Tribun fallen und, bei allen Göttern!


    Zierte da nicht eine Taube dessen Panzer? Genauso eine, wie sie das Symbol der Iulii Caepiones darstellte? Er war wie vom Blitz getroffen. Aber das Gesicht unter dem Helm kam ihm fremd vor, er war seit seinem Einzug in Iulius Centhos' Haus bestimmt noch nicht in der Domus Iulia gewesen, er hätte das nämlich sofort gemerkt.
    Doch der Tribun war jetzt nicht das drängendste Problem. Zuerst galt es sich um das Weibsstück zu kümmern, das da von den Urbanern aufgehalten wurde.


    Iulia schien Anteilnahme an ihr zu nehmen, ein Grund für Caesoninus, sich wenigstens einmal persönlich anzuhören, was diese Frau wollte. Caesoninus stieg aus, zog sich etwas seine Toga zurecht und trat zwischen die Urbaner, direkt vor die Frau und fragte: "Wer bist du Weib und was für Hilfe begehrst du von uns? Sei versichert, dass dir nichts geschieht. Du sprichst mit Gaius Iulius Caesoninus aus dem Hause Iulii Caepiones. Ich bürge für deine Sicherheit, solange wir sprechen."


    Das Letztgesagte sollte auch ein dezenter Hinweis an die beiden anwesenden Urbaner sein, sich nicht einzumischen und z.B. die Frau wegzudrängen, solange er mit ihr sprach. Er wusste, dass er als privatus diesen Soldaten nichts befehlen konnte, doch offiziell hatte er das ja auch nicht und hoffte, dass ihnen der Name seiner Familie bekannt genug wäre durch die beiden iulischen Senatoren Dives und Centho, damit sie wussten, welchen Rang der Wortführer dieses kleinen Gesprächs hatte und seinen Wunsch respektierten.

  • Jetzt wusste sie wieder, warum sie Soldaten nicht mochte. Sie waren ungehobelt und sahen nicht, was wirklich passierte, sondern folgten stupide ihren Befehlen. Silana war nun wirklich keine Bedrohung, sofern sie dies selbst einschätzen konnte. Warum sollte sie auch eine Bedrohung sein? Sie war eine zierliche und überaus jugendliche Frau, die mit Sicherheit keine ausgebildete Kämpferin war. Ihre Arme waren schmal und auch ihr Gesicht wirkte nicht kriegs-erhärtet, wie es jene Gesichter der Soldaten war. Silana verstand nicht, warum ein Hilfeersuchen ein Angriff sein sollte, den es abzuwehren galt. Das war nicht ihr Rom und schnell verstand die junge Claudia, dass sich nicht nur eine Mauer um Rom zog, sondern auch durch die Schichten. Niemals hatte sie bewusst daran gedacht oder diese Grenze gesucht aber nun begriff sie eindringlich, dass Rom weitaus komplexer war, als sie bisher angenommen hatte. Die Frau hatte immer gewusst, dass es Unterschiede gab aber das diese Unterschiede so einschneidend waren, war ihr ein Übel: immerhin war sie nun selbst davon betroffen, da man sie für eine Einfache hielt. Sie fühlte sich ungerecht behandelt und ließ die Arme verängstigt fallen, um diese leblos baumeln zu lassen. Silana war nicht dumm und würde sich nicht mit Bewaffneten anlegen, denn sie wusste auch, dass diese Männer herzlos sein konnten. Sie würden sie schlicht abstechen und in den Tiber werfen. Davon ging sie fest aus oder glaubte es zumindest, denn sie heute viel Leid erlebt und gesehen. Sie schmeckte inzwischen den Staub sowie die Asche, die über den Tiber wehte. Ihre Zunge wurden trocken und auch ihre Lippen, die fürchterlich bebten. Nicht nur aus Angst und Wut, sondern auch aus schlichtem Mitgefühl für die arme Frau, die dringend Hilfe brauchte oder zumindest ihr Zuhause erleben sollte. Für Silana war ein Zuhause immer eine Schutzburg gewesen, die der Seele einen Raum zur Erholung bot. Silana, nicht dumm aber naiv durch ihr illustres Leben ohne finanzielle Sorgen, konnte erst jetzt begreifen, was Leben mit wirklichen Sorgen war. Wenn Leid so einfach verbreitet wurde, konnte sie nicht einfach in jenen sorgenfreien Zustand der Trägheit ihrer alten Welt zurückkehren. Ihr altes Selbst erschien ihr seltsam träge, fast bösartig im Umgang mit der Welt, die sie so selbstgerecht aus der Ferne betrachtet hatte. Ihre Schwester würde sie nicht verstehen und nicht einmal ihr geliebter Opa. Sie selbst verstand nicht ganz, was sie von nun an als Person war. War sie gutherzig? War sie mitfühlend oder war dies auch nur wieder eines ihrer Spiele um Erkenntnis? Silana spielte mit und in der Welt, um ihre eigenen Träume, die sich jetzt gerade als Albtraum zeigten. Die junge Claudia wollte sich verstecken, ganz und gar verkriechen und erst wieder auftauchen, wenn sie wusste, wer sie war. Silana war zerissen zwischen ihren Gefühlen, die sich aus den Erfahrungen speisten. Ihr Herz schlug heftig und ließ die Lippen zartrot erstrahlen, während sie ihre Pupillen weiteten. Sie fühlte sich gerade, wie einem Käfig, der ihr Leben erstickte. Mühevoll zog sie Luft durch ihre Nase und hob ihre Lungen mit Allmacht um, da sie nicht ersticken wollte. Nicht nur an der vorbeiziehenden Asche, sondern an der Angst, die sich ihrer bemächtigen konnte. Zu ihrem Glück etablierte sich der Fremde, der aus seiner Sänfte entstiegen war und die Soldaten einbremste. Seine Worte durchbrachen ihre eigene Starre, die ihr Käfig war und somit entflogen ihre Sorgen, einem Vogel gleich durch einen seltsamen Blick der Erlösung und Neugierde, der dem Erstaunen gleich, ganz dem Iulius galt. Silana schaute zu ihm auf. Dennoch störte sie etwas. Ihr Stolz kehrte wieder in den freien Platz ein, den die Angst hinterlassen hatte. "Ich bin nicht wichtig, Mann," erklärte sie und konterte frech mit einer ebenso einfachen Ansprache, da ihr das Wort Weib missfiel, da sie einerseits noch nicht verheiratet war und sicherlich noch nicht in einem derartigen Alter war, das Weib gerechtfertigt war. Ihr Stolz war verletzt und so biss sie sich nervös auf die Unterlippe, bevor sie weiter antwortete. Ja, sie war wirklich nicht wichtig. Immerhin war dort eine verwundete Frau, die dringend Hilfe brauchte. Schnippisch schnippte sie eine Haarsträhne zurück. Immerhin garantierte er für ihre Sicherheit, solange sie sprachen. Eine kuriose Einschränkung, die dieser Iulius von sich gab. Ein Iulius. Silana überlegte schnell, was sie über die Iulier wusste und verkniff dabei leicht die Augen. Leicht neigte sie ihren Kopf zur Seite, um noch einen Blick auf die Sänfte zu erhaschen, bevor sie wieder zum Iulius blickte. Ihre Augen öffneten sich wieder weit und dann sprach sie weiter: "Dort ist eine Bürgerin verletzt und ich wollte fragen, ob wir eure Sänfte benutzen können, um sie in Sicherheit zu bringen, Iulius!" Ein ernstes Anliegen, was sie mit einem starren Nicken unterstrich. Silana war es wirklich ernst, so dass sie sogar vorsichtig ihre Hand in die Richtung des Iulius ausstreckte; eine vertrauensvolle Geste der Nothilfe. Die zarten Finger zitterten und brachen leicht in der Länge ein. Ihr Stolz trat wieder zurück und die einfache Silana brach durch, die hier nicht aus ihren Wünschen agierte, sondern aus überzeugtem Mitgefühl.

  • Diese Frau hatte offensichtlich heute ihren hilfsbereiten Tag, wie Caesoninus fand. Sah sie doch selbst aus, als ob sie Hilfe bräuchte, bemühte sie sich doch um andere. Andererseits, wie kam er, Gaius Iulius Caesoninus, dazu ihr zu helfen? Wenn er ihr helfen würde, müsste er dann nicht gleich die ganze Gruppe mitnehmen? Was ihm auch aufgefallen war war, dass es der Fremden offenbar gestört hatte, wie er sie angesprochen hatte. Seltsam, war sie doch eine einfache Bürgerin, die so etwas bestimmt jedes Mal zu hören bekam, wenn sie überhaupt Umgang mit Bessergestellten pflegte. Doch es blieb dabei. Caesoninus überlegte für sich, warum sich diese fremde Frau so sehr von den anderen unterschied, dass nur ihr alleine Hilfe angedeiht werden sollte, den anderen jedoch nicht? "Du willst also, dass wir unsere Sänfte räumen, damit dieses Mütterchen nachhause kann? Wie kommst du darauf, dass sie wertvoller ist, als die anderen Verletzten dort am Brunnen die Hilfe brauchen? Ich sehe auch Männer dort drüben stehen. Wieso also gerade diese Frau?"


    Er wusste nicht sorecht, was er von dieser Situation halten sollte. Irgendwie kam er sich auch unwohl vor. Während er seine Worte ausgesprochen hatte, begannen in Caesoninus intensive Überlegungen ihren Lauf zu nehmen. Einerseits gehörte er einer wohlhabenden Familie an, was kümmerte ihn da also die Not der Armen? Gleichzeitig war er Plebejer und damit Teil eben jenes Volkes, auf das die Patrizier so hochnäsig herabblickten. Für einen Flavier oder Cornelier war Caesoninus selbst nicht besser als diese verletzte Frau, oder die Bittstellerin vor ihm, weshalb also selbst eine hohe Nase tragen? Andererseits blieb es aber auch dabei, dass ihn interessierte, was denn gerade diese eine alte Frau zu so etwas Besonderem machte. War sie von der Bittstellerin aufs Geratewohl einfach so ausgewählt worden und nichts anderes als Glück und Zufall hatten sich zu ihren Gunsten entschieden? Was sollte er nur tun? Iulia Phoebe hinter ihm in der Sänfte konnte er nicht um Rat fragen, das hätte schwach und unmännlich ausgesehen. Die Soldaten wiederum hatten mit dem ganzen nichts zu Schaffen, die waren eher damit beschäftigt unter Leitung dieses mysteriösen iulischen Tribuns dort drüben die Trümmer von der Brücke zu räumen. Es lag also in der Hand von Caesoninus ein Urteil zu fällen.


    Bestimmt würde er sich mehr Klarheit über die Sache verschaffen können, wenn er erst die Antwort dieser Frau da vor ihm erhalten hätte. Sie sah ganz zierlich aus. Für eine einfache Bürgerin, die vermutlich im elterlichen Betrieb mithelfen musste, hatte sie verdächtig zarte Hände und auch das Haar glänzte mehr, als er das von einfachen Frauen der Unterschicht her kannte. Und wo war bei ihr nur die unreine Haut abgeblieben?

  • Die beiden Männer die Antoninus zu der Sänfte geschickt hatte machten keinerlei Anstalten die Frau von dem Gespräch mi dem Insassen der Sänfte ab zu bringen. Denn dieser schien das Gespräch führen zu wollen. Und Männer in Sänften waren oft solche mit Einfluss und eine Beschwerde von so einem konnten einem fies in Schwierigkeiten bringen. So Stellte sich einer neben den Mann der ausgestiegen war und einer Stellte sich direkt neben die Sänfte als würd er diese Flankieren.


    Antoninus aber der die Situation in ruhigen Bahnen dahin gleiten sah. Machte sich auf um sich der Brücke weiter zu nähern. Denn weit war es ja nicht von der Brücken bis zum Brunnen. Zu dem Centurio sagt er. „Sieht doch ganz ruhig aus. Schick Zwei Contubernia über die Brücke sie sollen das andere Ende sichern. Dann suchst du ein paar der kräftigeren Männer von dem Platz dort vorne aus und sagst ihnen das ich sie zur Arbeit verpflichte.“ Denn er hatte nicht vor die Brücke von seinen Männern räumen zu lassen denn das konnten ein paar der Männer aus dem Viertel besorgen. Seine Männer würden für Schutz sorgen während die Stadtbewohner die Brücke räumten. Der Centurio teilte seine Männer ein und ein Contubernium ging links an der Brüstung der Brücke, das Andere an der Rechten entlang. Dann machte sich der Centurio daran mit einer Hand voll weiterer Männer die vom Tribun geforderten Männer zu verpflichten. Was bei dem Centurio hieß das er los ging und auf Männer in einfacher Kleidung zeigte und sagte. „Du, Du und Du mitkommen es gibt Arbeit.“ Keine Erklärung oder gar eine Bitte zu helfen. Die Urbanii hatten in der Stadt die Bevollmächtigungen des Kriegsrecht auch Bürgern gegenüber. Was aber im Grunde hieß armen und solchen ohne Einfluss gegenüber. Denn einem Noblen gegenüber war man lieber still.

  • Wollte sie dieser aufsässige Schnösel veralbern? Silana wirkte nun erbost, da sie nicht zwischen Leben unterscheiden und auch nicht unterschiedlich bewerten wollte aber sie tat es doch. Ihr wurde in dieser Sekunde klar, dass sie es stets getan hatte. Als Frau von Reichtum und Stand hatte sie stets auf niedere Personen herabgesehen und sich sogar an deren Leid erfreut. Nicht im bösen Sinne daran erfreut, sondern ihren Nutzen daraus gezogen. Silana dachte nach aber ihr wurde schnell klar, dass ihre Entscheidung auf Vernunft fußte. Nicht auf irgendeiner falschen Überlegung oder willkürlichen Überzeugung. Die Frau war schwerer verletzt als der Rest, der sich am Brunnen gesammelt hatte. Die meisten würden ohne Hilfe zu ihrem Zuhause gelangen aber diese Frau nicht. Es war eine rationale Erwägung, dass diese Frau dringend ihre Hilfe benötigte aber dennoch war sie beschämt über den Gedanken, dass auch sie wertete. Das Leben nahm eine Wendung, die sie überraschte aber nicht im Guten. Schnell verstellte sie ihren Blick zur Seite und die Traurigkeit über ihre Erkenntnis, ließ auch ihre Augen in melancholischem Dunst zurück, während sich ihre Gedanken sortierten. Ja, sie musste antworten. "Weil sie so stark verletzt ist, dass sie nicht mehr gehen kann," war schließlich ihr überzeugter Satz. Sie wollte sich jetzt noch auf philosophische Streitfragen einlassen. Es ging hier nicht um ein Detail oder eine Beobachtung, sondern um echtes Mitgefühl, welches sie nicht bereit aufzugeben. Die moralischen Feinheiten würde sie später erörtern können und notfalls suchte sie wieder Halt in den alten Niederschriften von Epikur. "Wenn du nicht helfen willst, lass' es!" - schimpfte sie zickig und ihre Stimme fiel um eine Oktave ab, so dass sie fast gebrochen plärrte. Ihr Gesicht verharrte immer noch in gewollter Melancholie. Silana war überzeugt, dass dieser selbstgerechte Iulius kostbare Zeit verschenkte. Mal wieder zeigte sich, dass Ignoranz auch in behänden Worten daherkam. Die Claudia holte erneut Luft, zog einmal beide Hände durch ihre Haare, um sich zu beruhigen, da sie einen Zorn in sich aufsteigen spürte, der nun wahrlich Fehl am Platze war. Gerade wollte sie sich umwenden aber hielt noch einmal inne. "Es ist deine Entscheidung aber ich werde eines Tages auf deine Spitzfindigkeiten zurückkommen," drohte sie ehrlich. Silana vergaß Dinge selten vollens; manchmal verlor sie diese aus den Augen aber niemals aus dem Sinn.

  • Bildete sich Caesoninus das bloß ein, oder machte diese kleine Frau da gerade ernsthaft einen Aufstand? Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. "Wer denkst du, dass du bist, dass du es wagst so mit Gaius Iulius Caesoninus zu spechen? Diese Frau braucht Hilfe. Schön. Es gibt hier wie gesagt auch noch mehr Menschen, wie es zurzeit auch in ganz Rom Verletzte gibt. Doch Helfer sind hier und ich sehe nicht ein, wieso ich jemandem wie dir helfen sollte, die sich hier aufspielt, als wäre SIE die Herrin? Weib, lerne künftig etwas Respekt zu üben. Dann siehst du, dass man auch geneigt sein wird, deinen Bitten zu entsprechen. Und nun geh, dieses Gespräch ist beendet." Und mit einem kalten Blick wandte er sich um und ging der iulischen Sänfte entgegen.


    Caesoninus war kein kaltherziger Mensch, doch die Art, wie diese einfache Frau mit ihm gerdet hatte, hatte ihm überhaupt nicht gefallen. Wenn es noch etwas gab, dass er neben der Familie als höchstes Gut schätzte, dann waren das Ehre und Anstand. Beides Dinge, die er bei dieser keifenden Furie vermisste. Es tat ihm Leid um die verletzte Frau, er wäre gern bereit dazu gewesen ihr zu helfen, doch das hatte ihr die andere "Dame" verdorben. Außerdem war sie alt. Ob sie heute an Verletzungen, oder morgen an Altersschwäche starb, was machte das schon? Sie hatte ihr Leben gelebt, Caesoninus sah darin keinen Grund, sentimental zu werden.

  • Iulia hatte die ganze Szenerie von der Sänfte aus verfolgt. Auch die Aktivitäten bei der Brücke hatte sie im Auge behalten. Und die Menschen. Die armen Menschen am Brunnen.


    Ganz mitleidig sah sie ihnen dabei zu, wie sie sich gegenseitig verarzteten und wie die Soldaten Zivilisten zur Räumung der Brücke abkommandierten. Auch die verletzte Frau sah sie, von der die Rede war. Ein armes altes Mütterlein. Wie es röchelte und über ihre Verletzungen strich!


    Umso erstaunter verfolgte sie den Verlauf des nachfolgenden Gesprächs zwischen Caesoninus und der Fremden. Was musste sie nur hören! Caesoninus wollte nicht helfen. Offensichtlich war er in seinem Stolz beleidigt, als diese einfache Bürgerin ihm Vorschriften machte.


    Doch das Mütterchen...Iulia sah noch einmal zu ihr, wie sie immer wieder versuchte aufzustehen und zu gehen, doch es klappte nie. Mit Tränen in den Augen sprang sie aus der Sänfte und ihrem Verwandten entgegen. "Gaius, du Dummkopf, so hilf der armen Alten doch! Sieh nur wie sie da am Boden kriecht! Ich schwörs dir, wenn die Alte stirbt, erzähle ich Vetter Dives davon! Mal sehen was er dazu sagt, wenn er hört, was hier passiert ist!"

  • Caesoninus war schon halb zurück bei der Sänfte, also da plötzlich auch schon Iulia heraussprang und sich gegen seine Brust warf. Was haben die Weiber heute nur alle, dachte er sich verwundert.


    Mit hochgezogenen Augenbrauen hörte er sich an, was seine Verwandte zu sagen hatte. Dafür, dass sie erst seit kurzem in Rom lebte, war sie ja schon um einiges selbstsicherer geworden! Sie hatte sich also auch auf die Seite der Alten geschlagen. Nunja...wenn es allen hier Versammelten unbedingt so wichtig erschien...


    "Gut, meinetwegen..." sagte er gedehnt "Wenn es dein Wunsch ist Cousinchen, dann soll es mir Recht sein. Du da, und du! Holt sie in die Sänfte und dann nichts wie weg von hier!" Caesoninus kommandierte zwei Sklaven ab, die die Sänfte als Wachen begleitet hatten. Sie liefen los und halfen der Alten auf, damit sie sich in die Sänfte setzen konnte.


    Der Frau von vorhin hatte Caesoninus seit Ende ihres Gesprächs keine Beachtung mehr geschenkt. Warum auch, sie war unwichtig.

  • Aufmerksam verfolgte Iulia, wie die Sklaven die alte Frau zur Sänfte geleiteten. Dort konnte sie Platz nehmen und die alten Knochen etwas entspannen.
    So eine gute alte Frau, dachte sich Iulia mit einem Lächeln. Sie erinnerte sie an eine ähnliche Frau aus Misenum, die sie dort des öfteren auf dem örtlichen Forum gesehen hatte. Es war eine Bettlerin gewesen. Jeden Tag, wenn Iulia am Forum unterwegs gewesen war, hatte die Alte da auf den Stufen eines Tempels gesessen und hatte für ihr Tagebrot gebettelt. Und dann eines Tages war sie plötzlich nicht mehr auf den Treppen zu finden gewesen. Iulia vermutete, dass sie gestorben war, was sie hinterher sehr geschmerzt hatte. Nie war sie zu ihr hingegangen, um ihr Hilfe anzubieten. Nie war sie hingegangen, nur um sich mit ihr zu unterhalten. Und dann war es zu spät gewesen. Wo sie ja so sehr zu Iulias Forenalltag gehört hatte.


    Doch dieses Mal war sie nicht untätig gewesen. Dieses Mal hatte sie dafür gesorgt, dass einer alten Frau geholfen wurde! Iulia fühlte sich sehr gut. Ihr Vetter machte Anstalten ebenfalls in die Sänfte zu steigen. Iulia stand immer noch da, wo sie vorher auf Caesoninus losgegangen war und sah einmal von der Sänfte und dann zur fremden Frau, die vorher so gezettert hatte. Niemand achtete auf sie. Doch was war mit ihr? Gehörte sie nicht zur Alten?


    So lief sie zur verkleideten Claudia Silana hin und fragte sie freundlich: "Hallo, du. Möchtest du nicht mit uns mitkommen? Du gehörst doch zu dieser alten Frau, oder? Komm! Ich lade dich dazu ein in die Sänfte zu steigen und hab keine Angst. Ich schütze dich schon vor den Launen meines Vetters. Ich bin Iulia Phoebe und ich fand deinen Mut vorher sehr bewundernswert." Iulia lächelte sie freundlich an. Sie war eine Fremde und sie war arm. Na und? Fremd waren sie alle irgendwann einmal und das Los der Armen suchte man sich bekanntlich meistens nicht aus. Da schadete ein wenig Freundlichkeit schon nicht.

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