"Mutige Worte," erklärte Verus, als er sich über Linos stellte. "Mich direkt so anzusprechen und an etwas zu appelieren, was in dieser Frage nicht relevant ist. Du verstehst diese Welt nicht und verstehst auch nicht meine Rolle darin. Du machtest erneut einen Fehler. Der Name wird grundsätzlich nicht genannt. Keiner meiner Begleiter trägt seinen wahren Namen und niemals werden ihre Namen in der Öffentlichkeit genannt. Wir haben keine Namen für dich und du besitzt die Frechheit, zu behaupten, dass ich diese Person bin," zürnte Verus und seine Augen fanden das eisige und böse Feuer wieder, welches für sich schon eine Waffe war. Die beiden Soldaten zerfetzten auch Linos Tunika und begannen daraufhin, seinen Beutel zu durchsuchen. Sie fanden einen Brief von Claudius Menecrates, der nach einem kurzen Augenschein, direkt an Verus ausgehändigt wurde. "Sieh' an...," murmelte der Magister und gab den Brief an die Soldaten zurück, die diesen in den Beutel zurücklegten. Danach ging Verus wieder zu Plato, der ihn ebenfalls ansprach. Verus entschied sich diesen emotionalen und verbalen Angriff durch Linos vorerst zu ignorieren, da er keine Zeit für eigene Befindlichkeiten hatte. In erster Linie gab es nun eine Mission und die Mission hatte immer Vorrang.
Für mich stand immer mehr fest das Verus krank war. Sein Geist war erkrankt, irgend etwas in seiner Vergangenheit hatte ihm geschadet. Das kam jetzt wieder zum Vorschein. Er gestattet mir nicht, ihn mit
seinem Namen anzusprechen. Was bildete er sich ein, mir das zu verbieten stand ihm nicht zu. Außerdem dachte er etwa ich würde ihn mit Dominus oder gar mit mein Herr anreden? Das stand ihm nicht zu. Nicht nach dem wie er sich hier aufführte. Klar machte ich einen Fehler, denn das einer seinen Namen wusste passte ihm nicht. Aber so wie er das sagte hörte es sich an, als ob ich damit gegen ein Gesetz verstoßen würde. Gegen welch ein Gesetzt bitte? Gegen das persönliche Gesetzt von Aulus Tiberius Verus aber das zählte nicht. So wenig wie die Worte eines Centurio über mich befehlen konnten, so wenig konnte die Worte einer der schwarzen Garde des römischen Reiches über mich bestimmen. Das wusste auch mein Herr. Das sein Name nicht von seinen Komplizen, Kameraden, Untergebenen genannt wurde leuchtete ein. Für mich hatte es aber keine Bedeutung. Er war in der überlegenen Position und wenn. Ich konnte für mich und meine Worte einstehen. Hatte ich immer und überall gekonnt. Mich konnte er in Ketten legen, meinen Geist nicht. Es lag an mir ob ich meine Zunge zügelte oder nicht. Jetzt wollte ich es nicht. „Sicher bist du diese Person, sonst komme mit zu Claudius Menecrates und beweise mir das Gegenteil. Wenn es sich zeigt, dass du es nicht bist, darfst du von meinem Herrn meine Zunge auf einem Silbertablett verlangen. Natürlich kannst du meine Zunge dir jetzt hier auf der Stelle nehmen, denn so eine blutige Angelegenheit stört dich ja bestimmt nicht.“ Dies rief ich ihm hinterher als er sich abwandte. Bestimmt hatte er mich noch gehört ehe er zu Plato trat.
Platos Worte sowie meine Papiere hatten ihm bewiesen, dass alles was ich gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Wenn Verus wirklich ein Freund meines Herrn war, musste es ihn doch berühren, dass dieser jemanden schickte, der ihn Heim holen sollte. Der sich um ihn sorgte. Das Claudius Menecrates wusste, warum er ausgerechnet ihn, einen Sklaven schickte und keinen höherrangigen Römer und schon gar keinen vom Militär war für eine Tiberier bestimmt kein Problem nachzuvollziehen.