Spätestens jetzt war es ihrer guten Erziehung geschuldet, so dass sie ihre Emotionen noch einigermaßen im Griff halten konnte und ihm gegenüber nicht handgreiflich wurde. Eine Andere hätte ihm wahrscheinlich dieses dämliche Lächeln aus dem Gesicht herausgeschlagen. Dazu auch noch dieses schmierige Getue! Er behandelte sie doch tatsächlich wie eine Irre! Als wäre sie nicht zurechnungsfähig. Dabei war es doch sonnenklar, wer von ihnen beiden der Verrücktere war! Dieser verfluchte Mistkerl versuchte nun den Spieß umzudrehen und damit traf er bei ihr genau ins Schwarze! Doch glücklicherweise erinnerte sie sich der weisen Worte ihrer Mutter, die sie in solchen Situationen stets zur Besonnenheit aufgerufen hatte. Contenance! Genauso hatte sie sie immer ermahnt! Haltung bewahren und den Feind mit den eigenen Waffen schlagen. Sie durfte sich nicht länger so von ihren Gefühlen lenken lassen, denn irgendwann würden diese sie mit fortreißen.
Allmählich entschwanden die wütenden Züge aus ihrem Gesicht. Ihre Muskulatur begann sich zu entspannen, nur um kurze Zeit später ein ebensolches Lächeln auf ihr Gesicht zu pflanzen, welches sie im Antlitz ihres Gatten erblickte.
„Ach ja? In der Tat! Ich habe wohl etwas überreagiert!“, meinte sie beschwingt lächelnd und lachte etwas gekünstelt. Auch ihre Stimme hatte sich verändert. Sie klang nun viel höher, freundlicher, süßer... zuckersüß. „Nun gut, vielleicht war meine Wortwahl, was dich und die Geschehnisse in unserer Hochzeitsnacht betreffen, dir gegenüber nicht wirklich... treffend gewählt. Da habe ich mich wohl zu sehr von meinen Gefühlen leiten lassen. Aber wer könnte mir das verdenken, schließlich bin ich ja eine Frau! Und ganz zu schweigen von meinen Erwartungen an dich..,“ leicht schüttelte sie ihren Kopf und hatte dabei diesen verschmitzten Ausdruck auf dem Gesicht. „... die, wie sich nun herausgestellt hat, tatsächlich etwas... nun ja... zu hochgeschraubt waren. Dadurch habe ich dich nur in Verlegenheit gebracht, weil ich dachte, ein so großer und beeindruckender Mann, wie du es bist, ist auf allen Gebieten versiert. Bitte entschuldige, dass ich so unachtsam und rücksichtslos war und dich auf diese Art bloß gestellt habe. In Zukunft werde ich dir gegenüber etwas mehr Verständnis aufbringen und Nachsicht walten lassen. Ich verspreche es dir, so war ich hier stehe... äh sitze! Ich meine, es ist ja keine Schande, wenn man am Anfang ein paar Anlaufschwierigkeiten hat, nicht wahr? Das kann doch jedem mal passieren! Wir sind doch nicht perfekt, nicht wahr!“ Diesmal war sie es, die grinste und ihm aufmunternd zuzwinkerte. „Ich meine, im Notfall… also versteh mich jetzt nicht falsch… ich will ja nur dein Bestes, das musst du mir jetzt einfach glauben... also was ich sagen wollte, du kannst dir auch gerne eine der jüngeren Sklavinnen kommen lassen…. nur zu Übungszwecken natürlich. Da hätte ich absolut nichts dagegen und würde auch nichts sagen.“ Bei diesem delikaten Thema wusste sie punktgenau zu erröten. „Also was ich einfach damit sagen will, lass uns das Geschehene vergessen und lass uns einfach noch einmal von vorne beginnen! Wenn du also guten Willens bist, so wie du sagst, dann will ich das auch sein! Na, was sagst du dazu? Wie wunderbar versöhnlich ich doch sein kann! Da staunst du, was!? Ja, das tue ich nur, weil du es mir wert bist, mein Liebster!“ Dabei rückte sie etwas näher an seinen Schreibtisch heran, so dass ihre Hand die seine zu fassen bekam. Natürlich hatte sie während all dem ihr Dauergrinsen in ihrem Gesicht behalten.