Officium | Lucius Tiberius Lepidus

  • Lepidus war gerade schwer beschäftigt... und zwar damit aus kleinen Papyrusstücken kleine Figürchen zu basteln, was ihm so viel Konzentration abnötigte, dass er sich sogar hin und wieder mit den Lippen auf die Zunge biss. Die eine Figur sah doch wahrlich so aus, wie Minerva selbst, was er sich zumindest einredete. Doch irgendwann sah auch Lepidus ein, dass seine Versuche allesamt gescheitert waren, so knüllte er die Sachen zusammen und versuchte damit einen bestimmten Punkt an der gegenüberliegenden Wand zu treffen. Welch großartige Freude, wenn dies auch einmal gelang. Doch der Spaß hatte alsbald sein Ende, als der Ianitor seine "Arbeit" unterbrach und er sich wieder vernünftig an seinen Schreibtisch setzte und den autoritären Herren gab: "Was? Ein Bote? Soll reinkommen!" Gut gelaunt fragte er sich, wer ihm wohl eine Nachricht bringen würde. Im Prinzip kam dafür ja fast jeder in Frage...

  • Der Bote war dem Ianitor gefolgt, hatte folgsam gewartet bis er hinein gebeten wurde ins Officium, und betrat dann den Raum. „Salve, Tiberius“, grüßte er ihn, „ich habe eine Botschaft für dich von Marcus Decimus Aquila.“ Mit diesen Worten reichte er dem Mann den Brief und wartete erst mal ab, bis er ihn gelesen hatte.



    Ad Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Roma


    M. Decimus Aquila L. Tiberio Lepido s.d.


    Nachdem die Wahlen nun vorüber sind und Titus Duccius Vala erfolgreich zum Aedilis Plebis kandidierte, möchte ich auf unsere Vereinbarung zurückkommen und dich wie versprochen zu einer Cena einladen.
    Da wir uns aktuell auf Dianum im Mare Tyrrhenum befinden, freut es mich überaus, dich und eine Begleitperson deiner Wahl auf eben jene Insula einladen zu können. Vereinbare mit dem Boten, der diesen Brief überbringt, einen Termin, der dir in den nächsten Tagen passend erscheint – alles weitere für deine Anreise wird er mit dir besprechen und organisieren.


    Vale bene,


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  • "Ah, eine Botschaft vom Tiro des frischgebackenen Aedils... dann lass mal sehen." Mit diesen Worten griff er sich den Brief, lehnte sich ein wenig zurück und las. Die Nachricht kam ein wenig überraschend für den Tiberier, eigentlich hatte er gar nicht mehr mit der Einladung gerechnet, aber gut, offensichtlich war der Duccier doch noch an seiner Offerte interessiert. "Dianium?!", rief er ungläubig aus, als er über die entsprechende Stelle hinweglas und zum Ende kam. "Was machen die denn auf Dianium?... verdammt, wo genau im Mare Tyrrhenum liegt das denn überhaupt?" Geografisch kannte er wahrlich nicht jeden Fleck, besonders Inseln konnte er nie so richtig zuordnen. Des Weiteren kam auch das wiederum sehr überraschend, hatte er doch mit einer Einladung in eine kleine billig daherkommende römische Casa gerechnet und nicht mit einer Einladung in die große weite Welt hinaus. Hatte der Aedil denn nicht in Rom zu tun? "Wie lange würde man denn dorthin brauchen?", so seine weitere Frage an den Boten, der hoffentlich etwas dazu sagen konnte. Besonders die Reisezeit war für den Tiberier sehr entscheidend. Er konnte doch nicht ewig aus Rom weg bleiben. Gerade er! Wo er doch so viel zu tun hatte!

  • „Nordöstlich von Rom“, zog der Bote es vor, nur auf die zweite Fragen zu antworten, „Dianium ist die südlichste der Inseln dort. Von Rom aus kann man die Insel innerhalb einer Tagesreise erreichen.“

  • "Eine Tagesreise also", grübelte der Tiberier. Das wäre ja noch verkraftbar. Aber dieser Aufwand nur für ein nettes Gespräch? Naja, der Mann war immerhin Senator und da sollte er vielleicht sogar fast dankbar sein, an so einen exklusiven Ort geladen zu werden. Dennoch blieb ein ungutes Gefühl zurück. Der Tiberier hasste es einfach, Rom zu verlassen. "Nun gut. Dann sei es so. Spontan wird eine Abreise nicht möglich sein. Ich würde allerdings in drei Tagen aufbrechen wollen und höchstwahrscheinlich meine Schwester mitnehmen." Ja, Lucia konnte ihm diese Reise vielleicht erträglich machen. Außerdem wäre es eine passende Gelegenheit, sie in etwas höhergestellte Kreise einzuführen. "Gibt es sonst noch etwas, was ich mit dir klären müsste?"

  • „In drei Tagen, mit einer Begleitung“, wiederholte der Bote. „Nein, von meiner Seite aus wäre das alles. Ich organisiere alles, was nötig ist. In drei Tagen werden deine Schwester und du abgeholt.“ Er grübelte für einen Moment und schob dann noch eine Frage hinterher: „Wärst du bereit, bereits vor Sonnenaufgang aufzubrechen?“ So könnten die beiden Tiberier bereits hier mit dem Reisewagen abgeholt werden... was sowohl etwas Zeit sparen würde als auch ihn bares Geld, das er dann für sich zu behalten hoffte.

  • Diese Frage brachte wiederum Lepidus zum grübeln. Es war gut, dass er sich nicht selbst um die Reise an sich kümmern musste. Allerdings: Schon so früh aufbrechen? Letztlich brachte ihn eine einfache Überlegung zur Antwort. Je früher er abreiste, desto früher konnten er alles hinter sich bringen. "Ja, vor Sonnenaufgang ist mir recht. Sehr schön, dann ist ja alles ausgemacht." Er rief einen Sklaven heran, sein berühmter stiller Officiums-Untergebener, der immer so schön ruhig war und dann jederzeit abrufbar war, wenn Lepidus ihn brauchte. "Sorg dafür, dass der Mann hier den Ausgang findet. Vale."

  • Schwere Gedanken belasteten Verus. Immerhin würde er nun in Richtung Militärdienst aufbrechen und wahrscheinlich nicht allzu bald zurückkehren. Einsamkeit erwartete ihn, da er schlicht schlecht darin war, neue Kontakte zu knüpfen. Die vorübergehende Scheidung von seiner Liebe belastete ihn ebenso, wie der Gedanke, dass die Trennung sicherlich Folgen haben würde. Doch das Gesetz war streng, zu streng, für den jungen Verus, der sich selbst fragen musste, ob man eine Ehe für eine Karriere opfern sollte. Sicherlich würde ein Idealist ihm davon abraten aber in Zeiten ohne Geld, Chaos und Missgunst waren unorthodoxe Maßnahmen von Nöten, um sich und seine Familie zu retten. Schlicht Geld war der Grund, warum er dienen wollte. Die Ehre interessierte ihn nicht mehr. Zu diesem Schluss war er gekommen. Auch wenn der Selbstbetrug des gerechten Dienstes hin und wieder zog, seinen Geist vernebeln konnte, kehrte sein Herz immer wieder zu diesem Ursprung zurück: Verus war kein Soldat. Eines Tages würde er den Preis für seine Unfähigkeit mit sich selbst umzugehen, zahlen. Ein sehr hoher Preis erwartete ihn bereits jetzt, der Abschied von Gens und Familie. Sein Weg hatte ihn, nach Calena und der kleinen Flaminina zu diesem Punkt geführt. Seiner Gens, die ihm diesen Weg ermöglicht hatte. Wie ein betrunkener Walfänger trat er in den Raum, jedoch nicht torkelnd oder lallend, viel mehr abwesend und sinnsuchend. "Salve," sprach der Patrizier dann erstaunlich aufgefasst, während er eintrat, ohne zu klopfen. Eine höfliche Geste, die er schlicht in seinen Schwermut vergessen hatte. "Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden," formulierte der Römer, während er seinen Reisesack vor sich abstellte. Dann griff er in diesen und zog das Gladius hervor, welches er erworben hatte. "Darf ich dich um etwas bitten?" Verus trat auf Lepidus zu. "Dies ist meine Waffe, die ich mir schmieden ließ, um standesgemäß, eine tiberische Klinge zu führen. Könntest du sie segnen? Du bist doch Priester?" Eine ernste Bitte, auch wenn Verus nicht sonderlich gläubig war. Ihm war es wichtig, dass dieses Symbol von militärischer Macht, tiberisch war. Es sollte ein Symbol für seinen Weg sein; ein Weg, an dem er festhalten konnte. Auch war es ein Symbol für die gesamte Gens, dass einer aus ihren Reihen "sub aquila" ging. Mit einem Satz zog er die leichte Stahlklinge, die breit funkelte, aus ihrer goldbeschlagenen Scheide, um die Waffe seinem Verwandten zu reichen. Nun war auch das tiberische Wappen auf dem Griffstück zu erkennen, welches in das Ebenholz eingeschlagen war. Eine teure und gute Waffe.

  • Lepidus sah man sichtlich an, dass er derzeit etwas überarbeitet war. Wenn er nicht in seinem Officium mit den anderen Vigintiviri saß, dann saß er in seinem eigenen in der Villa. Dazu auch noch dieses Schreiben vom Duccier. Was hatte es nur schon wieder mit diesem Symposium auf sich? Ein wenig geehrt fühlte er sich ja schon, eingeladen worden zu sein. Aber mit dem Einstieg in den CH kommt die Politik von ganz alleine zu einem. Abgesehen davon konnte es sich der Duccier in Anbetracht ihres Deals wohl ohnehin nicht leisten, den Tiberier so einfach außen vor zu lassen.


    Sodann trat auch schon wie erwartet, der neue Militäranwärter in sein Officium. Lepidus konnte nicht leugnen, dass er sich freute, dass diese ganze Sache so reibungslos funktionierte. Ein paar Beziehungen spielen lassen und schon wurde jemandem geholfen. Es sollte wahrlich immer so einfach sein. "Sei gegrüßt, Verus. Ich freue mich, dass du noch einmal aufgetaucht bist." Nun wurde ihm gleichsam die Klinge vor Augen geführt. Lepidus betrachtete sie ein wenig und fand sie wahrlich schön. Nur ungern musste er die Bitte bei diesem Abschied zurückweisen. "Oh, ich bin nur ein Tempelwächter gewesen. Ein wirklicher 'Priester' bin ich noch nicht. Ich bewundere auch deine Euphorie, die du in Anbetracht deiner neuen Aufgabe hegst. Das zeigt mir, dass du es wirklich ernst meinst und ich bin stolz auf dich, dass du dies so konsequent angegangen bist." Gar nicht streng, sondern diesmal sogar recht brüderlich scherzhaft, fügte er noch hinzu. "He, aber mit der Besorgung eines Schwertes hättest du doch bis Mantua warten können. Nicht alle achten den Codex Iuridicialis, aber in meiner neuen Position muss ich das leider mehr als alle anderen. Aber keine Sorgen, von mir erfährt das keiner. Du darfst dich damit nur nicht erwischen lassen." Die 500 Sesterzen Strafe wären zwar verkraftbar, aber Lepidus ahnte natürlich schon, dass er selbst dafür aufkommen müsse, damit der gute Verus nicht die Last des Cacers spüren musste. "Wie lief im Übrigen das Examen an der Militärakademie? Ich hoffe doch, meine Investition hat sich gelohnt?"

  • Hatte Lepidus Opium geraucht? Er war plötzlich so freundlich, gar brüderlich zu ihm, was ihm zwar gut stand aber nicht zum sonst so ernsten Zeitgenossen passte. Natürlich hatte er Verus in vielen Belangen geholfen, sogar sehr, dennoch war dieser plötzliche Bruch der unsichtbaren Distanz zwischen Verus und ihm doch recht überraschend. Verus war erfreut und lächelte seinen Verwandten an. "Ich verschwinde doch nicht einfach so," sagte der angehende Soldat mit einem kleinen Augenzwinkern.


    Dann verstaute Verus seine Klinge wieder in der beschlagenen Scheide, um sie danach wieder in seinen Beutel zu schieben. "Sehr schade, dann muss ich noch einmal den Tempel aufsuchen," erklärte der gute Römer im Anbetracht, dass Lepidus ihm in dieser Sache nicht helfen konnte, dem geforderten Segen seiner Waffe. "Ein Mann ohne Linie ist nichts wert, mein Freund. Man muss klare Positionen vertreten, sonst geht man unter. Die Leute müssen wissen, wofür du stehst." Ja, Verus nahm die Tatsache sehr ernst, endlich etwas aus sich zu machen, auch wenn der Weg dorthin schwerlich sein würde und es ihm primär um das gute Geld ging. Immerhin hatte er wieder an Linie gewonnen. Eine Linie in seinen seelischen Untergang aber eine Linie. Man wusste, wer er war, zumindest in seinem Umkreis. "Zumal, was ist ein Soldat, ohne Konsequenz? Jedwede Handlung erfordert eine Reaktion; actio et reactio. In meinen Augen gibt es keinen anderen Weg mehr." Wieder einmal musste er sich selbst bekräftigen, nicht zu kneifen. Dieses mal würde er standhaft sein. Nur einmal und nicht fliehen, wie damals als Salinators Truppen sein Heim zerstörten. Immer noch hatte er keine Entschädigung erhalten, was ihm in einem kurzen Gedanken wieder bewusst wurde. - Und diesem Staat sollte er dienen. Seine Loyalität wankte, doch dann besann er sich auf Rom, die ewige Stadt und das Licht der Welt. Der Staat war ihm egal, die Gesellschaft nicht. Er hatte gesehen, was Machthunger anrichten konnte und wollte sich diesem nicht mehr unterordnen. Dennoch tat er es indirekt, wenn nicht sogar direkt als Soldat. Wirr war seine Welt, voller Widersprüche, die sich nicht einfach auflösten. Kein wirklicher Grund, außer einer natürlichen Lebensfügung trieb ihn an. Verus war einfach da.


    "Ach', wann wird man schon einmal überprüft? Ich wollte einen guten Schmied finden und habe ihn leider nur in Rom gefunden," sagte der Aspirant. "Sie ist wunderbar geworden und wird mir sicherlich dienlich sein, wie auch der neue Pugio. Sie waren ja auch nicht ganz günstig," scherzte nun auch er, bevor er sich auf einem Sedes in der linken Ecke des Raumes niederließ. Ein paar Minuten wollte der Patrizier sich noch nehmen, bevor er abreiste. Immerhin war Lepidus sein größter Gönner und wenn nicht sogar Freund hier in Rom. "Ich achte darauf, dass sie bis Mantua verborgen bleiben."


    Verus lehnte sich zurück, atmete ein und blickte sein Gens-Mitglied an. "Ich habe das Examen bestanden und beherrsche nun das grundlegende Militärwissen, welches für einen Offizier erforderlich ist." Sehr nüchtern aber die Wahrheit. "Es hat sich gelohnt." Zwar erhöhte dies nur die Wahrscheinlichkeit seiner Dienstaufnahme aber nicht die geistige Bereitschaft, die immer noch schwächelte. Doch für Gesinnung wurde man nicht bezahlt, sondern für Leistung und die hatte Verus erbracht.

  • "Einen Tempel außerhalb Roms, wie ich hoffen möchte", fügte er noch lächelnd hinzu, denn alles andere erübrigte sich durch das Waffenverbot ja ohnehin. Derweil freute er sich, dass sein Gegenüber das Examen bestanden hatte. "Ausgezeichnet. Damit solltest du ein weiterers Argument haben, dich auf eine ehrenvolle Position innerhalb der Legion zu begeben. Ich bin schon sehr gespannt, wie dein weiterer Lebensweg aussehen wird. Du trittst wahrlich in die Fußstapfen unseres Ahnen Vitamalacus. Es gereicht dir zur Ehre, dass du diese Tradition nun fortführst" Zwar war Lepidus immer noch nicht vollends überzeugt von dem ganzen Unterfangen, aber wenn er an Vitamalcus dachte, der sogar noch unter deutlich unehrenhafteren Bedingungen (und damit dachte Lepidus in erster Linie an dessen Zeit als einfacher Legionarius) seinen Dienst leistete, dann war das hier vielleicht gar nicht so schlecht. Damals waren es eben auch andere Zeiten. "Achja, und vergiss nicht, hin und wieder etwas von deinem Sold beiseite zu legen. Ich bestehe nicht auf irgendeine Frist innerhalb der du deine Schulden bezahlen musst, aber du solltest es im Auge haben. Wenn du irgendwann das ganze Geld zusammengespart hast, übersende es mir mit einem Schlag. Achja, da fällt mir auch noch ein: Wie verlief die Trennung zwischen dir und Calena? Muss ich mich in Zukunft auf böse Blicke seitens einiger Decimer einstellen?"

  • "Natürlich," erklärte Verus mit einem Grinsen und ging mit einem Schritt zur Tür. "Ich hoffe, dass ich unserem Ahnen zur Ehre gereiche. - und nicht nur mir selbst," erklärte der angehende Soldat ehrlich. Immerhin war es nicht sein Grundverlangen, Ehre zu erringen, da dies oft nur leer und Selbstbetrug war. "Ich werde meine Schulden begleichen, mein Freund. Ich bin kein Dieb." Verus seufzte. Dann sprach sein Gens-Mitglied seine Calena an. "Nicht gut. Sie war wütend, zerissen und traurig. Ich denke, dass die Decimer mit Schmach auf uns herabblicken werden. Sie hat es nicht verstanden. Dabei sollte es nur vorübergehend sein aber diese Frau hat dies als dauerhafte Scheidung aufgefasst." Sein Blick wurde traurig, während er an der Tür lehnte.

  • Hmm... über diesen Umstand bezüglich der Decima konnte Lepidus nicht gerade glücklich sein. Aber es war wohl doch nicht alles ohne Kosten zu erreichen. "Nun gut, damit werden wir alle wohl leben müssen", gab er nur unbedeutend zur Antwort. "Dann wünsch ich dir noch viel Glück, Verus. Mögen die Götter über dich wachen."


  • Stesichoros


    Der Sklave führte die Herren zu Lepidus Officium. Er klopfte, trat ein und kündigte an: „Dominus. Hier sind Dominus Tiberius Verus, Dominus Petronius Crispus und Dominus Petronius Crispus für dich“ Dann trat er beiseite und ließ die Herren ein. Sobald alle drin waren schloss er rasch wieder die Tür und beeilte sich zurück zu seinem Gebäck zu kommen. Wehe irgendwer hatte ihm das jetzt weggegessen!

  • Hinter dem Sklaven trat Crispus ein und staunte nicht schlecht, als er den Raum etwas genauer begutachtete - er war ziemlich eng und wirkte keineswegs so herrschaftlich, wie er das Arbeitszimmer seines alten Patrons hier in Rom in Erinnerung gehabt hatte. Aber immerhin saß der richtige Mann hinter dem Schreibtisch und einiges erinnerte doch daran, dass hier ein mächtiger Aristokrat wohnte: eine hübsche Neptunstatue, das Familienwappen und der protzige Schreibtisch sprachen schon eine klare Sprache.


    Das genügte, um den Alten etwas zurückhaltender zu machen, sodass er vorerst schwieg und es einem der beiden Tiberier überließ, das Wort zu ergreifen. Er selbst verschränkte dagegen die Arme hinter dem Rücken und streckte die Brust heraus - eine alte Soldaten-Habacht-Stellung, die er ganz unbewusst einnahm, wenn er vor Höhergestellten stand.

  • Lepidus blickte etwas überrascht drein, als er seine kürzlichen Thermen-Bekanntschaften plötzlich in seinem Officium stehen sah. Völlig verblüfft ließ er seine Arbeit erst einmal liegen, stand auf und begrüßte die Männer. "Seid gegrüßt. Das ist aber eine Überraschung." Natürlich nahm er gleich an das Verus damit irgendetwas zu tun haben musste. Ohne genau zu wissen, was eigentlich los ist, sorgte er jedoch erst einmal für die entsprechende Gastfreundschaft. "Setzt euch doch", sprach er und deutete auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. "Was kann ich für euch tun? Was verschafft mir die Ehre eures plötzliche Besuchs?"

  • Lucius versuchte noch immer, seine Toga etwas besser in Ordnung zu bringen, als er hinter seinem Vater das Officium betrat. Als er feststellte, dass dies kein Empfangsraum war, in dem sie noch auf Lepidus warten mussten, ließ er schnell die Hände sinken und blickte den Hausherrn erwatungsvoll an. Jetzt, wo er nicht nackt war, konnte man deutlicher sehen, dass er einer ganz anderen Schicht angehörte als die beiden Petronier - vor allem die goldene Halskette imponierte dem jungen Petronier ziemlich.


    Trotz der Begrüßung beschloss er allerdings, lieber den Mund zu halten, bis der Alte oder diesert andere Tiberier etwas sagten.

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Auch Crispus setzte sich und sog merklich Luft ein. Nachdem Verus aber nicht gleich etwas sagte, beschloss der Alte doch, das Wort zu ergreifen - so eine peinliche Pause war ja irgendwie auch nichts!


    "Ich bin Marcus Petronius Crispus, Veteran und Primipilaris der Legio II Germanica, und das ist mein Sohn Lucius. Wir sind uns in den Thermen begegnet vor ein paar Tagen."


    Aus den Worten des Tiberiers ging ja nicht so klar hervor, ob dieser sich an das letzte Treffen erinnerte oder nicht. Aber vielleicht ließ die Erwähnung ja noch einmal etwas klingeln:


    "Und wie schon gesagt war Quintus Tiberius Vitamalacus unser Patron, bis er - naja - gestorben is'. Und deshalb haben wir nochmal überlegt und sind - äh - zu dem Ergebnis gekommen, dass wir der Gens Tiberia die Treue halten müssen. Und du bist dann wohl der nächste Ansprechpartner, wie Tiberius Verus hier uns verraten hat."


    Warum Verus mit von der Partie war, wurde wohl auch nicht so ganz klar - also erwähnte der Alte es auch noch gleich:


    "Ich habe eine Wohnung für Lucius gemietet. Und wie Fortuna so will, ist er jetzt der Nachbar von Tiberius Verus. Er meinte, dass wir einfach zu dir kommen könnten und dich bitten, in deine Clientel aufgenommen zu werden - deswegen sind wir hier!"


    Jetzt hatte er doch wieder recht viel geredet - unsicher sah er deshalb hinüber zu Verus, dann wieder zu Lepidus.

    Sim-Off:

    Angesichts der Tatsache, dass ich laut kaiserlichem Befehl bis 1.3. in Mogontiacum sein muss und Verus noch ein paar Tage verhindert ist, habe ich mir gedacht, ich breche jetzt doch mal das Schweigen ;)

  • "Unser nettes Gespräch ist mir selbstverständlich in Erinnerung geblieben", bekräftigte der Tiberier, dass er durchaus noch wusste, wer da zu seiner Tür hineinspaziert war. Immerhin hatte er auch sofort Zeit für sie gefunden und nicht auf eine gewisse Wartezeit vertröstet. Gegenüber völlig Unbekannten wäre dies sicher die übliche Verfahrensweise von Lepidus gewesen. Der Wunsch des Crispus kam für ihn aber recht überraschend. Hatte dieser sich nicht noch in den Thermen nach ganz anderen Namen erkundigt? Nun plötzlich kam er auf die Idee sein Klient zu werden? Lepidus wurde das Gefühl nicht los, dass die beiden bei ihren anderen Kandidaten abgeblitzt waren und nun ihn als 'dritte Wahl' in Betracht zogen, obwohl dies durch die verwandtschaftlichen Verhältnisse natürlich durchaus nahe gelegen hätte. Seine Zweifel deute er aber nur geringfügig an. "Nun, ich bin sehr überrascht. Mir schien, dass der Kreis an potenziellen Patronen schon recht fest abgesteckt war. Aber ich freue mich natürlich, dass ihr der Tradition, die unsere Gentes verbindet, aufrechterhalten möchtet." Lepidus ließ einen Moment seinen Blick schweifen, bevor er die beiden Crispii wieder anvisierte. "Prinzipiell freue ich mich stets über neue Klienten - natürlich vor allem, wenn sie schon einiges erreicht haben, so wie du, Marcus Petronius Crispus, und auch große Ambitionen haben, so wie du, Lucius Petronius Crispus. Doch ich bin - und hier erkläre ich euch sicher nichts Neues - kein gestandener Senator oder ein hochpositionierter Ritter, also niemand, der euch bereits mit einem bloßen Fingerschnippen weiterhelfen kann. Ich stehe selbst noch am Beginn meiner Laufbahn, wenn diese auch hervorragende Aussichten haben mag", was er nicht ohne Selbstzufriedenheit unterschlagen wollte. "Ich bin sicher ihr wart klug genug dies zu bedenken - sonst wärt ihr heute wohl nicht hier. Aber dennoch würde mich eure Erwartung an das Klientelverhältnis interessieren. Inwiefern glaubt ihr, könnte dieses Verhältnis zu beiderseitigem Vorteil sein?" Der Tiberier erwartete an sich keine hochtrabende Antwort. Allein die Tradition vermag schon Grund genug zu sein, aber eventuell musste man ja durchaus auch auf mehr hoffen, als einem früheren Patron die Ehre zu erweisen, indem man dessen Gentilen als Patronats-Nachfolger wählte.


    Sim-Off:

    Ich denke, Verus ist damit einverstanden, also tut euch keinen Zwang an. ;)

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