Wenn der Weg schön ist, ...

  • ... lass uns nicht fragen, wohin er führt. (Anatole France 1844-1924)



    Ja wenn der Weg schön ist, weil er am Ende doch nicht nach Germanien führt, so ist das allemal schön! Also stellte sich diese Frage erst gar nicht, dafür aber so manch Andere: Was nun?... Soll ich mich jetzt auf eine nicht minder beschwerliche Reise nach Mantua begeben, oder bleib ich einfach hier? Aber wie sag ich es dann am besten Ursus, dass er gut daran täte dem Vescularier die Treue zu schwören und was antworte ich dem Decimer, wenn dieser irgendwann Ergebnisse sehen will? Ihr Cousin war so gesehen das Zünglein an der Waage und mit seiner Entscheidung würde er wohl das Schicksal aller Aurelier besiegeln (wenn er es mittlerweile nicht schon längst getan hatte). Sehr unwahrscheinlich, dass man uns Aurelier weiterhin in Ruhe lässt, sollte sich Ursus offiziell gegen diesen homo novus stellen und das wird er sicher tun, so wie ich ihn kenne. Irgendwie muss ich also diesen Decimer hinhalten und einen Weg finden, wie ich ihn mit seinen Liebesbriefen an Flavius Gracchus erpressen kann… Oder sollte ich vielleicht doch besser flieh..pardon, verreisen und damit möglichen Gefahren hier in Rom aus dem Weg gehen? Reisen oder nicht reisen? Fragen über Fragen, die der Aurelia langsam über den Kopf zu wachsen drohten, je länger sie hier in der villa Aurelia quasi auf gepackten Kisten saß. Eine "kleine Reise" hatte sie im übrigen bereits hinter sich, denn erst vor wenigen Tagen waren ihre Sachen aus der villa Flavia hierher in die villa Aurelia geschafft worden. Eigentlich hatte die Aurelia sich in der Obhut der flavischen Sklaven sehr wohl gefühlt, aber schlussendlich stellte das Haus, der Familie ihres verstorbenen Mannes kein Heim mehr für sie da und es war einfach ein befremdliches Gefühl gewesen, auf Dauer dort weiter alleine zu wohnen. Aber ob nun hier, oder dort, oder anders wo, …dieser Tage lebte es sich eigentlich überall "befremdlich" und andererseits wieder ganz gut. Eigentlich wie immer und das trotz der latenten Gefahren, die überall um sie herum lauerten.


    Wie sollte sie auch die Gefahr erkennen in der sie womöglich gerade schwebte, nachdem mittlerweile sowohl die Urbaner als auch die Prätorianer beide Villen durch sucht hatten. Ergebnis? Gleich Null. Na gut, der Ruf der Familie hatte bis dato zwar ein paar unschöne Kratzer bekommen, man wurde nicht mehr zu allen Festivitäten eingeladen und hie und da wurde hinter ihrem Rücken getuschelt, Na und? Eigentlich war doch alles wie immer. Die Patrizier waren seit je her nicht sonderlich beliebt, aber trotz der Ereignisse blieb alles friedlich. Warum also extra in die Ferne schweifen, wenn das Gewohnte doch so nah lag. Abgesehen davon war es zur Abwechslung mal ganz schön und überdies eine völlig neue Erfahrung, eine riesige Villa für sich alleine zu haben. Niemand hier der mir Vorschriften macht, was ich tun soll und wie ich mein Geld auszugeben habe, und und und ... rings herum nur Sklaven und der übliche Luxus der ihr (noch) geblieben war, … also was gab es also schöneres als diesen Luxus und die vermeintliche Freiheit zu genießen. Tag für Tag. Carpe diem. Mehr denn je das Motto das Prisca an den Tag legte, je länger sie dazu verdammt war hier in Rom der Dinge zu harren, die da kommen mochten.


    So auch an jenem Tag, den die Aurelia, aus der Langeweile heraus geboren, kurzerhand zu einem persönlichen Feiertag erklärte und worauf die aurelischen Sklaven das gesamte Haus entsprechend schmücken und für den nötigen Kurzweil sorgen mussten: Mit Musik,Tanz, Gesang , kleinen Theaterstücken und einer Vielzahl an Köstlichkeiten, was eben zu einem richtigen Gelage dazu gehörte, im Sinne der Ästhetik und dem Credo ihres verblichenen Gatten folgend. Und mitten drin lag die Aurelia, einem Kunstwerk gleich gehüllt in ein Hauch von Nichts und umgeben von betörenden Aromen und sanfter Musik, zu der man sich so wunderbar lasziv schwebend auf einem Meer von Kissen und Rosenblüten räkeln konnte. So als würde sie auf einen feurigen Liebhaber warten, der jeden Moment zur Tür herein stürmen könnte und "…" Ach ja … das war natürlich nur reines Wunschdenken , aber wenigstens sorgten die Sklaven gerade für einigermaßen befriedigendes Amüsement, mit ihrer - mehr oder weniger gelungenen - Interpretation von einer von Aesops Fabeln. Der Löwe und das Mäuschen. Wie putzig. Schauspielerisch konnten die Sklaven jedenfalls kaum überzeugen, aber lustig anzusehen waren sie allemal, wie sie da in ihren freizügigen Tierkostümen umher sprangen und -tanzten. Das hätte ihren Freundinnen sicher gefallen! Davon war Prisca zumindest fest überzeugt, nur leider konnten Serrana und Calvena nicht mitfeiern, da sie sich um ihre Familien kümmern mussten. Insbesondere Serrana, die durch die Geburt ihres Jüngsten sozusagen "schuld" daran war, dass die Reise nach Germanien auf unbestimmte Zeit verschoben worden war. Ach ja, die gute Serrana! Mehr als einmal hatte Prisca den Göttern für die Niederkunft ihrer Freundin gedankt und auf ihr Wohl, das ihrer Kinder und das ihrer Familie getrunken. Ich muss sie unbedingt besuchen und mir den Kleinen mal anschauen. Gleich morgen. Ganz bestimmt, nahm sie sich wieder einmal fest vor zu tun, wozu sie schon in den vergangenen Tagen nicht fähig gewesen war.


    Das lag aber nicht daran, dass Prisca nicht gewollt hätte. Wenn da nur nicht der viele Wein und die vielen Rauschmittel gewesen wären. Allein bei dem Gedanken an das Schaukeln der Sänfte wurde der Aurelia schon schlecht und sie musste sich übergeben, um im nächsten Moment schon wieder in ausgelassener Stimmung nach: "Mehr Wein!" zu rufen und dazu kichernd: "Und gebt mir noch etwas von den süßen Kräutern, die so schön benebeln die Sinne …" Ach ja! Mit einem wohligen Seufzer kuschelte sich Prisca in die weichen Kissen und verspeiste dazu eine süße Traube, die ein Mundschenk ihr zwischen die Lippen geschoben hatte. Ja so ließ es sich aushalten und so manches Unschöne vergessen, so wie zum Beispiel den Tod ihres Mannes und die infamen Anschuldigungen gegen ihre Familie. Über den Verlust ihres Gatten war Prisca - den Kräutern sei dank - schon seit Antium hinweg und ebenso wenig wie sie seitdem an ihn dachte, hatte sie weiter über den Decimer und das Gespräch in dessen Büro nach gegrübelt. Mit Sicherheit hatte der Kerl längst seine Spione nach Mantua entsandt und wüsste wahrscheinlich mehr als sie, was die Haltung ihres Cousins betraf. Blieb nur zu hoffen, dass das ganze nicht noch ein unschönes Ende nehmen würde. Apropos ...


    "Das Wort unschön ist übrigens ab sofort tabu und wird nicht mehr laut ausgesprochen. Verstanden?", wandte sich die Aurelia aus ihren Gedanken heraus völlig zusammenhangslos an ihre beiden Leibsklavinnen, die neben ihr saßen und sich um das leibliche Wohl ihrer Herrin zu kümmern hatten. Das Gesagte war zwar völlig sinnfrei, aber das störte Prisca wenig. Kichernd schnuppert sie kurz an einer Räucherschale, nahm einen weiteren Schluck Wein aus dem Becher und blickte dann mit glasigen Augen zu ihren Sklavinnen: "Ach da fällt mir ein ihr zwei Hübschen, … wie weit waren wir eigentlich mit dem Brief an meinen, ehm ,… lieben Ursus? Ihr wisst doch wie wichtig es ist, dass er diesem Vescularier in den Allerwertesten kriecht, oder zumindest zum Schein so tut als ob. Lest doch mal vor was wir bis jetzt haben!… ", befahl Prisca ihren Sklavinnen fingerschnippend, ohne sich auch nur ansatzweise an den Wortlaut des Schreibens erinnern zu können. Hatte ich überhaupt schon was diktiert? Egal. Irgendwas werden die beiden schon aufgesetzt haben. Praktischerweise konnte Tilla schreiben und Mara sprechen, sodass die beiden Dinger sich wunderbar ergänzten. Dabei verließ sich Prisca weniger auf Mara und dafür voll und ganz auf Tilla, denn der Brief an ihren Cousin hätte eigentlich schon längst fertig sein müssen. Und wenn nicht? …Naja, Hauptsache der Weg ist schön ...

  • Der Umzug war vorbei. Sie alle waren ziemlich geschafft gewesen. Umso schöner war das Ende für alle gewesen. Jeder hatte wieder Zeit für den anderen und konnte das stete Streßgefühl ablegen. Nur der Ableger des Fliederstrauches schien sich noch nicht ganz wohlzufühlen. Er stand in einer lang gestreckten Wasser gefüllten Vase und sollte Wurzeln treiben. Jeden Tag hob Tilla den Zweig hinaus und sah nach. Immer noch keine Wurzeln! So ein Mist! Die Herrin durfte das nicht erfahren. Sie stand mit Hilfe von Sabas vermittelnder und übersetzender sprechender Stimme im Kontakt mit dem aurelischen Gärtner. Sie hatten beschlossen, den Ableger demnächst in die Erde des Gartens einzupflanzen. Mit Hilfe eines Stockes sollte er aufrecht stehen und seine Wurzeln in die Erde treiben können. Der Gärtner sprach immerzu von der kleinen Marei, die seine Gärtner-Lehrlingin gewesen war, wie sie immer an seinen Lippen gehangen hatte und tausende von Fragen gestellt hatte. Immer wieder fragte er Tilla, wann dominus Ursus zurückkommen würde und damit auch die kleine Marei zurückbringen würde. Tilla konnte ihm keine Antwort geben, ihn lediglich vertrösten. Die Gerüchte vom bevorstehenden Bürgerkrieg liessen seine Fragen verstummen und er widmete sich dem Garten, der für den kommenden Herbst vorbereitet werden musste.


    Keine Nachricht von Hektor. Nacht für Nacht lag Tilla alleine in ihrer Kammer und weinte sich in den Schlaf, sie vermisste ihn so! Die wenigen Stunden, die sie miteinander verbracht hatten, verblassten allmählich in ihrer Errinnerung. Mutter Esther arbeitete stundenweise wieder in ihrem Kräuterladen und half den beiden Sklavinnen mit ihrer Erfahrung. Dennoch hatten sie wenig Zeit für sich, um als Mutter und Tochter auf einer Decke unter dem Kletterbaum zu sitzen und in den Himmel zu schauen und dem Wind zu lauschen. Die Herrin schien nichts von dem wahrzunehmen, was ihre ihr nächststehenden Sklaven umtrieb und setzte ein Fest für sich alleine an. Der Streßpegel stieg erneut. Tilla und Mara fügten sich den Anweisungen, gaben sich redliche Mühe, alles zu tun was der Herrin gefallen würde. Beide hofften, dass sie ihre Anstrengungen belohnt werden würden. Immerhin durften sie nahe der Herrin sitzen und ihr aus nächster Nähe zusehen, wie diese sich benebeln liess.


    Maras Füße zuckten einmal mehr, als ob sie aufspringen und mit den zum Tanzen abgestellten Sklaven tanzen wollte, anstatt still zu sitzen. Tilla ertappte sich dabei die einnehmenden Melodien der Musiker zu geniessen. Am liebsten würde sie sich genau wie die Herrin auf den Kissen räkeln, die Augen schliessen und sich mit den Tönen davon tragen lassen. Mehr Wein und mehr Kräuter. Selbst zugreifen war nicht drin. Mara kümmerte sich um den Wein und Tilla um die Kräuter. Beide lächelten freundlich, die eigenen Wünsche tapfer unterdrückend. Die Herrin meldete sich zu Wort. Gehorsam nickten Tilla und Mara. Kein 'unschön' mehr. Und sahen sich im nächsten Moment einander mit fragender Miene an. Einen Brief? An dominus Ursus? Kurz steckten sie die brünetten Köpfe zusammen (man hätte sie in dem Moment wohl für Schwestern halten können) und erfuhren voneinander, dass keine von beiden sich drum gekümmert hatte. Also schnell... sie mussten improvisieren! Mara erhob sich, scheuchte eine herumstehende Sklavin auf, um sich von dieser die Schreibutensilien bringen und geben zu lassen. Ja, der Brief ist in Arbeit, es fehlt nur noch der Mittelteil und der Schluß... entgegnete Tilla mit vorgespielter Selbstsicherheit. Legatus Legionis Titus Aurelius Ursus -- Legio I Traiana Pia Fidelis -- Mantua. ratterte Tilla aus dem Kopf heraus die Anschrift hinunter. Salve Ursus, Sonne meine Herzens... Äh, was flüsterte sie da? Mit hochrotem Kopf gab sie Mara zu verstehen, dass diese das Sprechen somit auch das Vorlesen des imaginären Brieftextes fortsetzen sollte.


    "Ich möchte mich mit diesen Zeilen nur kurz melden, um dir zu zeigen dass es mir gut geht. Es passierte in den letzten Wochen sehr viel. Ob dich die Nachricht vom Tode meines Mannes erreichte, weiss ich nicht! Gänzlich unbekannt ist mir, ob du gesagt bekommen hast, dass die Häuser der verdächtigen Familien einschließlich der Flavier und Aurelier von den Prätorianern durchsucht wurden. Zusammen mit den Germanicern hatte ich überlegt, zu Dir nach Mantua zu reisen, aber die Reise ist ins Wasser gefallen. Sedulus und Serrana sind erneut Eltern geworden, es ist ein Junge." Tilla schrieb mit, was Mara auf die Schnelle für den Brief einfiel und übernahm, als sie erkannte, dass Mara ins Stocken geriet. Mara übernahm nun das Mitschreiben. Diese Zeilen lasse ich von der Villa Aurelia schreiben, ja, ich bin dorthin zurückgekehrt. Es herrscht ziemliche Aufregung und Ungewissheit wegen des nahenden Bürgerkrieges. Ein jeder stellt sich die Frage, was die Zeit danach uns bringen wird. Ich hoffe, dass du aktiv im Kastell tätig bist und die richtige Seite gewählt hast. Zudem denke ich dass es sicherlich von deiner Seite her ein paar klärende Worte geben könnte was die derzeitige Situation angeht und es würde mich natürlich auch freuen ein paar Zeilen von dir und deinem Wohlergehen zu lesen. Natürlich weiß ich, deine Zeit ist knapp, denn die Führung und Ausbildung deiner Männer unterliegt einem straffen Zeitplan. Nun geriet sie auch ins Stocken und schloß den Mund. Einar trat an Maras Seite und reichte ihr mit einem leisen Flüstern eine zusammen gerollte Papyrusrolle. Zusammen mit Tilla wickelte sie die Rolle auf. Beide Sklavinnen erkannten, dass es eine neue Proskriptionsliste war. Der Name des dominus stand als letztes drauf. Tilla nahm Mara die Rolle aus der Hand und versteckte sie unter einem Kissen. Nichts wichtiges.. nur die Abrechnung des Einkaufes auf dem Markt. erklärte Tilla, schon jetzt wissend, dass sie eine Abschrift der Liste eigenhändig dem Brief hinzufügen würde. Ihr Beitrag zum Informationsfluß nach Mantua. Mann.. für die Ergreifung 2000 Sesterzen und für Hinweise 1000 Sesterzen. Tillas ehemals im Diebstahl geübten Finger kribbelten.. das waren sehr viele Münzen!

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    Genug war genug! Verarschen konnte ich mich selbst! Jetzt wurden andere Saiten aufgezogen.
    Erfüllt von kaltem Grimm ritt ich, geharnischt und behelmt, gefolgt von zwei Contubernien der Garde (und meinem Rossknecht) zum Haus der Aurelier. Dass die Dame dort ihren Aufenthalt hatte, war so ziemlich das einzig brauchbare, das die Beschattung ergeben hatte. Verdammte Patrizierschnepfe! Die glaubte wohl, sie käme mit allem durch, müßte nur mit den Wimpern klimpern um unantastbar zu sein. Der würde es so richtig gut tun, mal etwas Zeit im Verlies der Castra zu verbringen.


    Meine Leute, mittlerweile unendlich routiniert im Villen stürmen und Bewohner verhaften, wußten schon ganz alleine was zu tun war. Die Hälfte umstellte das Haus, vier Mann schlugen einen Bogen zum Hintereingang, ich selbst schwang mich von meinem Schimmel, drückte dem Knecht die Zügel in die Hand und führte die restlichen vier Prätorianer zur Vordertüre. Einer klopfte, und sobald die Türe einen Spalt aufging, wurde sie aufgedrückt, wir strömten hinein in das festlich geschmückte (?) Haus, trieben die Sklaven vor uns her ins Atrium, während die Kollegen von der Rückseite her das selbe veranstalteten.
    "Los, ins Atrium mit euch! Tut was ich sage und ihr kommt heil über den Tag!" befahl ich dem Gesinde, und als einer renitent erschien, gab ich nur einen kleinen Wink und er wurde mit Stockhieben vorwärts getrieben. Dies hier mußte schnell gehen, ich wollte nicht, dass die Aurelia Zeit hatte, sich der Verhaftung zu entziehen, indem sie sich selbst entleibte.


    Doch wie ich sehr schnell sehen sollte, mußte ich mir in der Hinsicht keine Sorgen machen. Der lieblichen Musik folgend, trat ich mit den vier Jungs zügig in den Festsaal – und die Musik verstummte. Hier ging es ja hoch her! Kostümierte, Essen, Wein und der Duft köstlicher.... ausgesprochen verlockend köstlicher Kräuter... ich atmete tief ein... wirklich ein ganz fabulöser, betörender Duft...
    Alle Zutaten für eine Orgie, und wie die Spinne im Netz saß – nein, räkelte sich - die Frau, wegen der ich hier war. Auf Rosenblättern. Und, auch das noch, hatte sehr wenig an. Anscheinend hatte ich ihr ein Rendezvous versaut.
    "Das Fest ist vorbei." verkündete ich lautstark und mit einer gewissen Genugtuung. "Alle Sklaven auf der Stelle ins Atrium. Na los! Agite! Ich habe mit eurer Herrin zu sprechen."
    Das galt auch für meine Soldaten, die da wohl gerne mitgefeiert hätten, und jetzt ein bisschen bedauernd aussahen. Doch sie gaben meinen Worten mit ihren Knüppeln Nachdruck, während ich düsteren Blickes auf die Aurelia zutrat.

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  • Lag es am Wein, oder an den Kräutern? Oder warum zum Hades hörte sich für Prisca der Briefinhalt ziemlich 'zusammen gestammelt ' an. Wie bitte? Der Mittelteil und der Schluss fehlen noch. … Und was soll das mit dem Tod meines Mannes? Das weiß mein Cousin doch längst schon! Etwas irritiert zog Prisca eine Augenbraue in die Höhe, während sie ihre beiden gar so geschäftigen Leibsklavinnen misstrauisch musterte. Nicht genug damit, jetzt flüsterte Tilla auch noch etwas von einer Einkaufsliste, als sie auf die mysteriöse Papyhrusrolle angesprochen wurde. "Es reicht! Kann es sein, dass ihr den Text vergessen habt den ich euch unlängst diktiert habe? Und das da? Gib mir das, ... sofort!", unterstellte die Aurelia ihren Sklavinnen die eigene Vergesslichkeit und im selben Atemzug verlangte sie mit ausgestreckter Hand nach dem Papyhrus: "Proskription? …", weiter las sie gar nicht, stattdessen warf sie den Wisch achtlos beiseite. Das hätte ich mir ja denken können, dass Ursus sich den Rebellen anschließen wird. Verflucht nochmal, seufzte Prisca innerlich. Es war zu spät. Jetzt, da auch noch ihr Cousin offiziell auf der Todesliste stand konnte sie sich darauf einstellen, dass seine Entscheidung Konsequenzen für die gesamte Familie haben würde. Welche genau, das wollte sich die jungen Patrizierin gar nicht erst ausmalen. "Warum nur erfahre eigentlich immer ich als Letzte von derart wichtigen Dingen und erst dann, wenn alles schon zu spät ist?, bedachte Prisca mit strengem Blick ihre beiden Sklavinnen, auf der Suche nach einem Schuldigen.


    Wie gut, dass es Sklaven gab, die man für alles verantwortlich machen konnte und die man vor allem ungestraft strafen durfte. Das war schon eine feine Sache: "Wie mir scheint habt ihr nur noch Das Eine im Sinn, anstatt euch um wichtigere Dinge zu kümmern", schob Prisca die Schuld somit auf das Liebesleben ihrer Sklavinnen, da sie erst kürzlich von Maras Turteleien mit Einar erfahren hatte. Die Aurelia nahm einen großen Schluck Wein und es folgte ein tiefer Atemzug aus der Räucherschale, worauf sie wiederum eine kurze Gedenkminute einlegte. Worauf wollte ich eigentlich hinaus? "Ach was soll´s. Ich habe keine rechte Lust euch heute zu bestrafen..." Den Rauschmitteln sein dank, war der Grund ihres Unmutes schnell wieder vergessen. Die Anspielung auf die Liebschaften ihrer Sklavinnen stand jedoch noch im Raum und bei dem Gedanken an 'Das Eine' bekam Priscas leicht benebeltes Gehirn spontan Lust auf etwas Zärtlichkeit und auf gemeinsames Kuscheln: "Kommt her ihr beiden und legt euch zu mir!", winkte die Aurelia die jungen Frauen nunmehr zu sich, indem sie einladend auf die Kissen zu beiden Seiten klopfte. "Na los! Ziert euch nicht. Heute dürft ihr zur Abwechslung mal mich mit euren Liebeskünsten verwöhnen", ermunterte Prisca zwinkernd ihre beiden Skavinnen und sie war fest entschlossen, sich hier und jetzt von Tillas und Maras "Qualitäten" zu überzeugen - in deren Genuss ansonsten nur ihre Leibwächter kamen …


    Tja, nur leider sollte daraus nichts werden, da just in dem Augenblick das schöne Fest ein unschönes Ende fand. Was war das für ein Geschrei und warum liefen die Sklaven plötzlich derart panisch herum, als würde das ganze Haus lichterloh brennen. "Was … was ist denn los?" Von dem Trubel aufgeschreckt ließ Prisca ihre Augen von Tilla und Mara ab, um den Blick zu der Quelle des Aufruhrs schweifen zu lassen. Ach herrje, wo kommt der den plötzlich her?? Prisca schluckte als sie den Prätorianer wieder erkannte just als dieser (wie Mars höchstpersönlich), seinen Männern voran durch die Reihen der Sklaven stob und diese auseinander scheuchte wie Vieh. Ein Teil ihrer berauschten Sinne war auf den Schlag wieder nüchtern. Bei allen Göttern was soll ich nur tun? Kurz nachdenken. Soll ich den Ring mit dem Pulver, den Dolch …. Nein, jetzt nur nicht die Nerven verlieren!, mahnte Prisca sich mit pochendem Herzen zur Ruhe . Am besten lächeln und so tun als sei nichts gewesen … lächeln … Lächle verdammt! Ein wenig gezwungen wirkte das Lächeln zwar schon, aber schließlich schaffte es die Aurelia sogar ihre strahlend weißen Zähne zu entblößen ...


    "Oh Werter Decimus! Welch eine Überraschung. Wie schön dich zu sehen. Ich wusste gar nicht, dass du mich heute mit deinem Besuch beehren würdest", grüßte sie den Eindringling so überschwänglich, als würde sie einen guten alten Freund begrüßen: "Verzeih mir. Ich hätte dir natürlich eine Einladung schicken können. Aber das ist doch kein Grund um hier gleich eine derart unschöne Szene zu veranstalten", tat sie dann mit tadelnden Blicken ihren Unmut darüber kund, dass er und seine Soldaten hier so ungestüm herein geplatzt waren. "Naja schade, aber egal …, sah Prisca leise seufzend ihren Leibsklavinnen nach, wie diese zusammen mit den Anderen von den Soldaten hinaus getrieben wurden. Damit war das schöne Fest nun endgültig ruiniert. Dank der verliebenden Anzahl freigesetzter Endorphine in ihrem Körper konnte Prisca allerdings eine gewisse Beschwingtheit nicht verleugnen, mit der ihr irgendwie im Moment alles egal erschien. Trotzdem galt es halbwegs einen kühlen (und vor allem einen klaren) Kopf zu behalten, um nicht gänzlich vom Weg abzukommen, der bis gerade eben noch so schön gewesen war. Entweder würde es ihr gelingen den Decimer zu beeindrucken, oder aber …


    Über das unschöne "Oder" wollte Prisca lieber erst gar nicht weiter nachdenken. Nicht, so lange sie noch einen Funken Leben, Ehrgefühl, Würde und Restalkohol in ihrem Körper tragen würde. Also ließ sie es erst einmal gemächlich angehen, indem sie sich ohne Hast aus den Kissen erhob und - in Ermangelung eines Trägers - notgedrungen selbst nach dem Becher mit dem Wein und der Schale mit den Kräutern griff. Die beiden Sachen in jeweils einer Hand haltend, balancierte die Aurelia anschließend auf Zehenspitzen über das Meer aus Kissen und Rosen hinweg auf den Decimer zu, wobei sie trotz der Schwierigkeit gekonnt und elegant wie auf Wolken "schwebte". Schick sieht er ja aus, dieser Mistkerl, in seiner prächtigen Uniform. Das muss man ihm lassen. Schade nur, dass ausgerechnet solche Männer wie er meist schon vergeben sind, oder die - wie in seinem Fall - mehr den maskulinen Reizen zugetan waren.


    Nichtsdestotrotz wollte Prisca ihr Bestes geben, um den Decimer aus seinem Konzept zu bringen und ihn davon zu überzeugen, ein wenig kooperativer zu sein. Mit allen Mitteln und Wegen und wenn es sein musste mit den Briefen, die sie immer noch in der Hinterhand hatte. Ein hoffentlich geeignetes Druckmittel, wenn es hart auf hart käme. Das hoffte die Aurelia zumindest als sie schließlich vor ihm stand:"Ich kann mir schon denken warum du hier bist und ich kann verstehen, dass du erzürnt bist. Aber lass es mich bitte erklären … "Mit ihrem reumütigen Verhalten wollte Prisca dem Decimer ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen und deshalb hielt sie ihm gleichzeitig versöhnlich lächelnd den Becher mit Wein und die Schale mit dem Opium entgegen - symbolisch als Friedensangebot sozusagen: "Möchtest du Wein? Oder hier, … möchtest du etwas von den Kräuter probieren? ...

  • Tilla und Mara schüttelten zeitgleich die brünetten Köpfe. Nein, sie konnten sich nicht vorwerfen den Brieftext vergessen zu haben, sie hatten ihn ja gerade erst erfunden. Mara ahnte, dass das Simulieren eines fertigen Briefes nichts gebracht hatte, das Mitschreiben schon gar nicht. Tilla reichte der Herrin die 'Einkaufsliste' und machte sich auf einen explosiven Zornesausbruch der Herrin gefasst, aber davon war nichts zu sehen oder zu hören. Die Herrin wirkte auf sie nach wie vor leicht benebelt von den Gerüchen und berauscht vom Wein. Sie sammelte die 'Einkaufsliste' und tat sie zu dem nutzlosen Brief, den sie eben noch mitgeschrieben hatte. Mara zuckte mit den Schultern. "Tilla hat das so entschieden." Der Stoß in die Rippen kam von Tilla. Prisca kam auf die Liebesbeziehungen zu sprechen. Nun runzelte Mara mit den Augenbrauen und sah Tilla fragend an, die zuckte ihrerseits mit den Schultern. Nein, sie würden jetzt nicht bestraft werden, dazu war das auf die Beine gestellte Fest nicht gedacht.


    Die Einladung sich auf die weichen Kissen betten zu dürfen war Tilla suspekt. Sie liess Mara den Vortritt und steckte die Papyrus ein. Bevor Tilla selbst einen Fuß auf die Kissen setzte, geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Ganz und gar nicht. Die zum Tanzen abgestellten Sklaven begannen nicht zu tanzen, nein, sie flohen vor den schweren Schritten, die ihnen entgegenhallten. Ihnen gleich taten es die Musiker. Mit offenem Mund verfolgte Tilla den Eintritt der Soldaten. Die Prätorianer höchstselbst, die Soldaten, vor jenen sie sich als Straßenkind und fingerflinke Diebin immer gefürchtet hatte. Ey, was machen die denn hier? Ihre Gedanken wirbelten. Noch eine Durchsuchung? Die Begleiter des Soldaten kamen näher und hoben bedrohlich die Schlagstöcke. Nein, er will mit ihr sprechen. "Tilla.. komm jetzt..." Mara zerrte an ihrer Hand. Endlich setzte sich Tilla in Bewegung und liess sich von Mara führen. Immer wieder sah sie sich nach der Herrin um, bis der Blick zurück versperrt war. Im atrium angekommen trieb man sie zu den Sklaven die dort standen und Tilla sogleich mit Fragen bestürmten. Stimmt ja, sie war die oberste Hüterin von allen Sklaven. Tilla schüttelte den Kopf. Ich weiß von nix. Setzt euch und seid leise. orderte sie an und setzte sich auf den kalten Boden. Die anderen setzten sich nach und nach, wobei Einar es sich nicht nehmen lassen liess, sich direkt bei ihnen niederzulassen. Mara hakte sich schutzsuchend bei ihm ein. Bernulf saß bei seiner Flamme, der Nubierin aus der Küche. Tilla saß alleine, mit verschränkten Armen nach vorne zum Festsaal blickend.

  • Wie schön dich zu sehen.
    Na die hatte ja Nerven. Ich quittierte ihre artigen Worte mit einem höhnischen Auflachen. Von solchen Spielchen hatte ich ein für alle mal die Nase voll!
    Der Saal leerte sich, und nach dem ganzen Durcheinander von konfusen Sklaven und grimmigen Soldaten wirkte der Raum jetzt sehr still, wie ausgestorben. Auf dem Boden lag traurig eine Löwenmaske, in der Ecke eine auf der Strecke gebliebene Kithara... und durch das ganze prunkvolle bis lädierte Dekor schwebte die Aurelia wie eine Erscheinung auf mich zu.
    Es gibt nichts zu erklären, Aurelia." stellte ich kalt, humorlos, ganz und gar der Spielverderber, fest. "Ich gab dir eine Chance - eine letzte Chance! - dich gegen die hochverräterischen Machenschaften deiner verkommenen Gens zu stellen, und dein Schicksal zum Guten zu wenden. Aber du hast es versaut."
    Ich stemmte die Füße in den Boden, und behielt sie ständig im Auge, wachsam, mein Instinkt sagte mir dass die Frau gefährlich war – in die Enge getrieben wird ja auch die harmloseste Person noch irgendwie gefährlich, und diese Frau war von sich aus schon eine klauenbewehrte Sirene. Ich muß aber zugeben, dass mich die ganze Szenerie auch amüsierte! Die Aurelia hatte geglaubt mich ungestraft nach Strich und Faden belügen zu können – jetzt konnte sie feststellen, dass sie sich da fundamental und fatal geirrt hatte. Was sie jetzt wohl tun würde? Den Charme hatte sie ja schon herausgekramt. Spöttisch ließ ich meinen Blick über ihren Luxuskörper gleiten. Ich war gespannt!


    "Nein." schlug ich den Wein aus, fügte süffisant hinzu: "Willst du mich vergiften?" Und ebenso achtlos wollte ich auch die Schale links liegen lassen.... als mir der herrliche Duft kitzelnd in die Nase stieg, dieser betörende Duft der sogleich die wundervollsten Erinnerungen weckte... an Träume, die mich entrückten in Zeit und Ewigkeit, auf nächtlichen Schwingen weit fort trugen, hin zum wahren, zum unverfälschten Glück. Ich blinzelte, und vor meinem inneren Auge verwandelten sich die ausgestreuten Rosenblätter in die flammendroten Köpfe des Mohns, mein Herz schlug heftig, überwältigt von dieser verrückten Wiedersehensfreude, ich atmete... tief... und die zarten, feingeäderten Blüten umgaben mich, streiften schmeichelnd meine Wangen, luden mich ein, mich fallen zu lassen in die liebevolle Umarmung, Duft, Heimkehr, Mohnrot, Rausch...
    Erschrocken riss ich die Augen weit auf, grub den Nagel meines Zeigefingers brutal in die empfindliche Stelle wo der Daumennagel entspringt, ein Schmerz der gut war um mich wachzurütteln, und mit aller mir verbliebenen Kraft rief ich mir das widerliche Gegenbild vor Augen... und zwar wie ich da in Nikopolis gelegen hatte, heulend, zitternd, rotzend, gequält, einfach nur erbärmlich, wie ich Massa nur noch angefleht hatte... erbärmlich, erbärmlich! Und dazu wollte sie mich erneut verleiten, sie mit den glasigen Augen - ERBÄRMLICH...!! Wut, richtige Wut – da war keine Spur mehr von Kühle oder Ironie – stieg in mir auf, und ich holte aus, schlug der Aurelia die Schale mit ungezügeltem Zorn aus der Hand. Sie flog durch den Raum, es klirrte laut, ich beherrschte mich mit aller Macht um nicht hinzusehen...


    "Tu das NIE wieder!" grollte ich, zornbebend. "Du kommst jetzt mit Aurelia! Du bist verhaftet wegen... wegen Verdacht auf Spionage!" Von einer Kline nahm ich irgendein Palla-artiges Tuch und warf es ihr feindselig zu. "Zieh dir was an, oder willst du dass wir dich so durch die Straßen schleifen?!"

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  • Es gibt nichts zu erklären … Ach wirklich nicht? Da war Prisca ganz anderer Meinung während sie mit leicht verengten Augen und zusammengepressten Lippen den "großen Auftritt" dieses .. dieses … (ein passendes Wort wollte ihr gerade nicht für ihn einfallen) verfolgte. Ich habe es versaut? Oh ja, im Prinzip hatte sie es gründlich versaut. Ich hätte niemals hier bleiben dürfen und mich in Sicherheit wiegen. … Nicht so lange diese fette Made auf dem Kaiserthron sitzt, der uns Patrizier hasst und uns alle Schuld in die Schuhe schieben will. Pah! Von wegen hochverräterische Machenschaften, verkommene Gens und so weiter … Was habe ich eigentlich mit eurem verdammte Krieg zu tun? Ich bin hier ganz auf mich allein gestellt! Glaubst du eigentlich du … du … es wäre so einfach für mich, in diesen Tagen mal eben so auf die Schnelle nach Mantua zu reisen?, warf sie dem Decimer stumm giftige Blicke zu. Na gut sie hätte auch einfach einen Boten schicken können. Hatte sie nicht. Aber theoretisch hätte sie es (zumindest vor gehabt). Im nachhinein betrachtet wäre ein solcher Brief allerdings weitaus weniger effizient gewesen gegenüber einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht.


    Sei´s drum. Jetzt war es zu spät mit all den "wenn" und "hätte ich nur" und überhaupt: Ich hätte Ursus ohnehin nicht davon überzeugen können diesem homo novus in den Allerwertesten zu kriechen. Nicht, so lange mein Cousin noch einen Funken Ehrgefühl besitzt. Dafür kenne ich ihn mittlerweile zu gut und letztendlich hat er recht wenn er sich gegen diesen Mistkerl auflehnt, der uns Adelige behandelt wie den letzten Dreck Prisca seufzte innerlich. Mit diesen Argumente und Ansichten würde diesen …diesen … und seine Prätorianer kaum mehr aufhalten können. Eine Diskussion mit ihm wäre vertane Zeit, genauso wie es nun müßig war über die Fehler nachzugrübeln, die sie leichtsinniger Weise begangen hatte.


    Es blieb der Aurelia also nichts weiter übrig als wenigstens nach außen die Contenance zu wahren, selbst als man ihre Leibsklavinnen zusammen mit dem anderen Sklaven hinaus trieb wie Vieh. Das über sie hereinstürzende Chaos schien nicht mehr aufzuhalten zu sein und am liebsten hätte sie diesem spöttisch drein blickenden Decimer (einer Harphyie gleich) die Augen ausgekratzt als dieser es auch noch wagte, ihr das Friedensangebot buchstäblich aus der Hand zuschlagen. Prisca zuckte auf diese heftige Reaktion hin erschrocken zusammen, aber sie schaffte es dennoch - ungeachtet der davonfliegenden Schale - ihm weiter direkt in die Augen zu blicken. Wenigstens den Becher mit dem "angeblich vergifteten" Wein hätte sie ihm dafür ins Gesicht schütten sollen, aber sie tat es nicht. Stattdessen huschte wie zum Trotz ein belustigt wirkendes Grinsen über ihre Lippen. Je grimmiger dieser Kerl im Begriff war sie anzublaffen und je grober er sie anpackte, desto gelassener reagierte sie darauf wie zum Trotz.


    Gut möglich, dass Prisca aufgrund ihrer immer noch leicht benebelten Sinne die augenblickliche Lage völlig falsch einschätzte, aber noch ging sie fest davon aus, dass sie dieses Haus heute nicht verlassen würde. Weder in ihrem durchsichtigen Gewand, noch in eine palla gehüllt und schon gar nicht in Begleitung dieses … dieses … Noch immer wollte ihr kein passenden Wort für ihn einfallen und so blieb sie weiter stumm vor ihm stehen, den Blick in seine Augen borhrend. Das zugeworfene Tuch ließ sie achtlos an ihrem Körper herab gleiten lassen und seelenruhig leerte sie vor seinen Augen den Becher mit Wein. Sollte dieser Feigling ruhig sehen, dass seine Befürchtung völlig unbegründet war oder sie aber durchaus den Mut gehabt hätte, sich selbst zu richten …



    " Eigentlich eine gute Idee den Wein zu vergiften. …Aber dieser hier war einfach zu köstlich um ihn an dich zu verschwenden", begegnete Prisca dann seinem feindseligen Verhalten endlich mit Worten, wobei der Spott und Hohn für ihn ihrer Stimme deutlich mit schwang. Ihn zu reizen mochte gefährlich sein, aber dennoch konnte sie es sich nicht verkneifen, ihm den Becher provokant vor die Füße zu werfen. "Aber vielleicht würdest du nun die Güte besitzen und eine Minute deiner kostbaren Zeit an mich "verschwenden", denn womöglich kann ich und meine verkommene gens dir noch einmal von großem Nutzen sein wenn die Rebellen Rom von dieser Plage namens Salinator befreit haben werden. Oder hast du gar niemals ernsthaft in Betracht gezogen, dass dies im Bereich des Möglichen liegt? … Und auch für den Fall, dass dein geliebter Kaiser an der Macht bleiben wird" Was die Götter hoffentlich zu verhindern wissen. " Was glaubst du , würde er wohl dazu sagen wenn er erfährt, dass sein hübscher Präfekt hier sich zu Landesverrätern hingezogen fühlt. ... Oder sollte ich besser sagen: Er in Atons Hinterteil verliebt ist?! … Na möchtest du, dass er davon erfährt? ... du ...du pathicus*!!!", konfrontierte Prisca ihr Gegenüber mit dem was sie sich aus dem Inhalt der Briefe zusammen gereimt hatte. Ob wahr oder unwahr, spielte jetzt keine große Rolle mehr. Jetzt galt es ihn irgendwie zu beeindrucken, sonst würde sie seiner angedrohten Demütigung - sie halbnackt durch die Straßen schleifen zu lassen - wohl kaum mehr entgehen. Na hatte sie seine Aufmerksamkeit? Hatte sie ihn neugierig gemacht, … ihn wenigstens ein bisschen verwirren und verunsichern können? Egal, wenigstens hatte Prisca endlich eine passende Bezeichnung für ihn gefunden, die sie ihm direkt ins Gesicht schleudern konnte so nah, wie sie augenblicklich im Begriff war vor ihm zu stehen.



    Sim-Off:

    *) aus dem Lateinischen (in Ermangelung besserer Kenntnisse) - im abwertenden Sinne - als "Schwuchtel" zu übersetzen.


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  • Das Bellen eines zahnlosen Hundes, sagte ich mir, und ließ die Worte der Aurelia auf die bewährte Weise über mich hinwegrauschen. Sie war geschlagen, sollte sie doch zetern. Nur dass sie den Wein runterkippte, das machte mich schon etwas unruhig. Aber nun war es zu spät – und meiner ganz persönlichen Meinung nach war dieses Weib sowieso viel zu selbstverliebt, um sich ernsthaft etwas anzutun... Auf ihren plumpen Versuch mich zu beirren ging ich erst gar nicht ein. Ich hatte die Seite gewählt, die ich für die richtigere hielt, so war das nun mal, und meine Zweifel und Bedenken waren zwar immer noch präsent, und ausgesprochen lästig, aber ich war Soldat genug um sie beiseite zu schieben wenn Handeln gefragt war. Und – mein Mund zuckte spöttisch - selbst wenn meine Zweifel überhand nähmen, würde ich mich sicher nicht mit einer Harpie verbünden, die mich früher schon belogen hatte.


    So langsam verlor ich die Geduld, die Frau war allzu begriffstutzig, sie würde wohl kaum freiwillig mitkommen. Und ich mußte jetzt wirklich mal aus der Nähe dieser... Schale.... weg, die, obgleich sie jetzt zerdellt auf dem Boden lag, noch immer wie magisch meinen Blick an sich zu ziehen suchte. Eigentlich ja nicht die Schale, sondern der Inhalt, der sich über Mamorboden und Kissen verteilt hatte. Und in der Luft hing noch immer eine Spur dieses feinen Duftes... der meine Nase kitzelte und mit infamer Zärtlichkeit an meinen Nerven zupfte, wie ein begnadeter Künstler an den Saiten einer Kithara....... Ich sollte jetzt wirklich gehen!


    Natürlich war es weit unter meiner Würde, die Aurelia selbst in die Castra zu zerren. Ich wollte mir soeben ein paar Soldaten aus dem Atrium herbeirufen.... als..... Was bei allen Göttern hat sie da gerade gesagt?!
    Kreidebleich und ungläubig, vollkommen ungläubig starrte ich sie an. Das konnte doch nicht wahr sein!? Eros und Anteros, steht mir bei! Manius und ich, wir waren verloren wenn das rauskam. Dermaßen schockiert war ich, dass die Beleidigung so ziemlich an mir vorbei ging. Es war zwar lange her, dass jemand es gewagt hatte, mich so zu beschimpfen, aber es verblasste einfach angesichts der tödlichen Bedrohung. In der Zeit eines Wimpernschlages schossen mir unzählige Gedanken durch den Kopf. - Wer hatte uns verraten? Einzig und allein Ravdushara wußte bescheid.... Mein Leibsklave, Vertrauter, Gespiele, jahrelanger Gefährte, das wollte ich nicht glauben! Oder hatte etwa ein anderes Mitglied der Hausgemeinschaft die richtigen Schlüsse gezogen... und mich an den Feind verraten? Das tat weh. Dagegen war es von absurder Komik, dass der willkürliche Vorwurf, die Aurelia sei eine Spionin, offenbar doch der Wahrheit entsprach. Ich hatte sie unterschätzt, sie war weitaus raffinierter als ich für möglich gehalten hatte, nicht mal bei der Beschattung waren ihre Aktivitäten aufgefallen...
    Unwillkürlich hatte ich nach irgendeinem festen Halt gegriffen, die Hand um eine Lehne gekrallt, hastig einen Blick über die Schulter geworfen, um mich zu vergewissern, dass niemand drittes diese fatalen Worte gehört hatte. Atmen, Faustus. Einfach weiteratmen. Um Gleichgültigkeit zu heucheln war es jetzt wohl ein bisschen zu spät.
    "Du, Aurelia, bist eine dem Untergang geweihte Kollaborateurin der Kaisermörder! Du kannst dir noch so boshafte Lügen ausdenken – keiner wird dir glauben!!" Ich mußte herausfinden, ob sonst noch wer Bescheid wußte. Und dann mußte ich diese Personen... allesamt beseitigen. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Angespannt bis in die letzte Faser meines Selbst stand ich der Frau gegenüber. Sie oder ich.
    "Und in der Tiefe unserer Verliese wird dich auch keiner hören."

  • Dieser Kerl schien gegen alle Mittel und Argumente resistent zu sein und langsam dämmerte der Aurelia in welcher prekären Lage sie sich befand. Nun gut, soll er doch ruhig diesem Despoten weiter die "Stange halten" wenn er tatsächlich so überzeugt ist, dass die Rebellen keine Chance haben werden. Ja ja, grins du nur weiter so spöttisch. … Wenn unser Ruf und der der Flavier erst wieder hergestellt ist, dann wirst du schon sehen wie viel unsere Hilfe hätte wert sein können. Am Ende wirst du hoffentlich bitter dafür bezahlen …, schoss Prisca im stumm ihre Pfeile entgegen wobei sie inständig hoffte, dass es ihr vergönnt wäre den Tag zu erleben, an dem man diesen Mistkerl zusammen mit dem Vescularier durch die Straßen treiben würde. Das war freilich nur ein Wunschdenken und würde ihr nicht viel helfen, jetzt, da sie dem Decimer völlig allein gegenüber stand. Zwar wahrte Prisca nach außen hin weiter tapfer ihre gelassene Haltung, doch ein Atemzug aus der 'Schale der Sinne' hätte wahrlich Wunder gewirkt, um die aufkeimende Panik in ihr wieder in das Reich der rosafarbenen Nebel zu verbannen. Nur leider, leider hatte dieser Rohling die süßen Kräuter allzu weit fortgeschleudert, sodass nur noch ein Hauch davon ihre bebenden Nasenflügel erreichte.


    Doch halt! Was war das? Dieser Gesichtsausdruck! Kreidebleich und ungläubig starrte er sie plötzlich an, oder besser gesagt, starrte er im Gedanken taumelnd regelrecht durch sie hindurch. Es stimmte also! Er und Flavis Gracchus … beinahe hätte Prisca laut triumphierend aufgeschrien. Aber was nützte ihr der Triumph, wenn dieser Mistkerl sie trotzdem in den Kerker werfen ließe? Prisca versuchte vergeblich den Kloß im Hals hinunter zu schlucken, der ihr langsam die Luft zum Atmen nahm, just, als seine Worte wie Messerstiche auf sie eindrangen. Ich eine dem Untergang geweihte Kollaborateurin? … Das war eine so absurde Behauptung, eine derart bodenlose Frechheit und infame Verleumdung, dass sie ihm am liebsten mit der Faust ins Gesicht geschlagen hätte. Lediglich die neuerliche Androhung des Kerkers stoppten die bereits geballten Fäusten der Aurelia in letzter Sekund. Die Lippen fest zusammen gepresst funkelte die Aurelia ihr Gegenüber böse an, während sie innerlich zitternd um Fassung und weitere Argumente rang.


    "Ich eine Lügnerin? … Welche Beweise hast du denn für deine infamen Behauptungen und Lügen? … Oder Ist es neuerdings erlaubt römische Bürger willkürlich zu beschuldigen und zu verhaften?", presste die Aurelia schließlich hervor, den Blick dabei weiter tapfer in seine Augen gerichtet. Er oder ich … Es musste doch irgend eine Möglichkeit geben, sich zu arrangieren ... "Ich für meinen Teil habe Beweise. Die Briefe mit deiner Handschrift darauf, die ich unter Flavius Gracchus´Bett fand, wirst du wohl kaum als ein Lüge abtun wollen, oder?" Dass der Fund durch die Urbaner gemacht worden war verschwieg Prisca. Ob den Soldaten damals die Besonderheit Schrift und der Name des Decimers darauf aufgefallen war? Die Aurelia bezweifelte dies, aber ganz auszuschließen war es auch nicht. "Mag also durchaus sein, dass mich niemand schreien hören wird aber sei dir gewiss Decimus, umso mehr werden diese Briefe und die Gerüchte, die man daraus über Atons Geliebten heraus lesen kann Gehör finden, das schwöre ich dir auf Jupiters Stein. Willst du das wirklich riskieren, dass man hinter deinem Rücken zu tuscheln beginnt und man sich gar lustig über dich macht, oder wollen wir nicht einen Weg finden, der für uns beide von Vorteil sein kann?" Mochte die gleichgeschlechtliche Liebe auch allgemein im Volk akzeptiert sein, so praktizierte man diese doch lieber still und heimlich für sich, um nicht ins Gerede zu kommen - vor allem nicht in höheren Positionen. So hatte es Prisca jedenfalls immer gehandhabt, wenn sie ab und zu Lust auf eine Frau bekam und auch wenn sich die Akzeptanz in der Öffentlichkeit mittlerweile gebessert haben mochte, so würde immer noch der Makel an dem Decimer haften bleiben, mit einem Hochverräter herum posiert zu haben


    Die Briefe waren jedenfalls gut versteckt, fast zu gut, aber sie lagen bereit und sie waren alles, was Prisca als Druckmittel gegen diesen Kerl ihn in der Hand hatte. Waren das also nicht Gründe genug? Gebannt und vor innerer Aufregung bebend stand Pricsa nun vor dem Mann und sie hoffte inständig, dass er sich doch noch auf einen Handel einlassen würde. Sie erwartete ja gar nicht, dass er sie gehen lassen würde aber wenigstens der Kerker sollte er ihr doch ersparen. Oder hatte sie sich gar zu weit aus dem Fenster gelehnt mit dem was sie gesagt hatte und was sie sich von den Briefen erhofft hatte? Je länger diese Situation andauerte um so mehr schwand jede Hoffnung in ihr dahin. Ich und eingesperrt in einem dunklen Verlies? Dieser Gedanke war so unvorstellbar, so grausam, dass es Prisca beinah die Tränen in die Augen trieb. Diese Blöße wollte sie dem Decimer gegenüber jedoch nicht zeigen ebenso wenig, wie sie sich von ihm oder seinen Leuten halbnackt durch die Straßen schliefen lassen wollte. Also bückte sie sich schnell und hob vorsorglich den Umhang auf, in der Absicht sich damit an dem Decimer vorbei zu schieben und erhobenen Hauptes ins atrium voran zu schreiten . Mochte sie auch alles verloren haben, so würde dieser Umhang wenigstens ein bisschen Wärme spenden - oder zumindest den Ring verbergen den Prisca am rechten Mittelfinger trug (Ein schlichter goldener Ring mit dem Abbild eines Skarabäus darauf, unter dessen gefalteten Flügeln ein spitzer und mit einem tödlichen Gift bestrichener Dorn saß) … nur für den Fall, dass der Weg am Ende doch eine unschöne Abzweigung nehmen würde …

  • In einem Augenblick hielt ich sie für eine raffinierte Elite-Spionin, im nächsten erschien sie mir als weltfremdes Mädchen, das sich einfach nur weit überschätzte. Sie glaubte doch nicht wirklich, dass ich Beweise brauchte um sie festzunehmen?!
    "Hochverräter werden seit jeher zur Rechenschaft gezogen, und ebenso ihre Unterstützer." schnaubte ich. Ich könnte sie knebeln. Ja, das sollte ich, nicht dass sie unterwegs die Leute zusammenschrie... Und sie dann verschwinden lassen. Wenn sie erst mal im Carcer war, ging das sehr leicht... ein kleines Malheur beim Verhör und Adios Aurelia. Aber... ich wünschte doch, es gäbe einen anderen Weg, und ich wäre nicht dazu gezwungen, zu solch gräßlichen Mitteln zu greifen um Manius und mich zu retten.


    Briefe mit meiner Handschrift... Oh nein. Meine Briefe! Meine liebestrunkenen Sehnsuchtsergüsse, meine intimsten Geständnisse! Das konnte doch nicht wahr sein... Ich fühlte mich auf einmal so... nackt und bloß und scheußlich durchschaut, bei dem Gedanken, dass dieses Biest da meine innersten Regungen kannte. Wie konnte sie nur! Aber dann erkannte ich: immerhin, sie wußte gar nichts davon, dass ich Manius bei mir versteckt hielt, sie war anscheinend nur über die alten Briefe gestolpert. (Den letzten Brief hatte ich ihm vor der Abreise nach Syrien, also lange vor dem Kaisermord, geschrieben...) Das hieß, dass unser Leben gar nicht unmittelbar auf dem Spiel stand, "nur" mein Ruf. Und – den Göttern sei dank! - Ravdushara hatte mich nicht verraten.
    So seltsam es klingt, ich atmete erst mal auf... obgleich die Lage noch immer schlimm genug war. Nicht auszudenken wenn Teile der Briefe an die Öffentlichkeit kämen, ich wäre gesellschaftlich sowas von erledigt... Zwar würde es niemand wagen, offen über den Gardepräfekten herzuziehen, aber... das Problem mit diesen Briefen war, nicht nur dass sie an einen Proskribierten gerichtet waren, was mich anschwärzen könnte, sie sprachen ausserdem nur allzu deutlich von meiner Hingabe. Manius war älter, war Senator... man würde mich natürlich in der passiven Rolle sehen, und das war (ganz anders, als wenn ich mir selbst einen schönen blonden Jüngling entführte) für einen freien Römer wie mich zutiefst ehrenrührig. So bescheuert ich das auch fand, in der Hinsicht hatte Aurelia recht, ich wäre das Gespött der Stadt. Und wenn es eines gibt was ich hasse, dann ist es ausgelacht zu werden!


    "Warte." Wo wollte sie denn jetzt hin? Ich umfasste ihren Arm um sie zurückzuhalten, was ich zu sagen hatte war nicht für die Ohren anderer bestimmt, und versicherte: "Wir können uns sicher... irgendwie arrangieren! "
    Nur dass der Kaiser mir befohlen hatte, sie festzunehmen. Was nützte es mir, wenn ich meinen Ruf wahrte, und dafür beim Kaiser in Ungnade fiel?! Gehetzt jagten meine Gedanken, suchten verzweifelt nach einem Ausweg...
    "Aber wer sagt mir, dass diese... Briefe.... wirklich noch immer in deiner Hand sind, und du nicht bloß irgendwann mal einen Blick darauf geworfen hast? Ich will sie sehen! Erstmal will ich sie sehen, und wenn du mich diesmal nicht angelogen hast, Aurelia, werden wir diesen Weg den du da vorschlägst zusammen suchen..."
    Es ging mir gewaltig gegen den Strich mit dieser falschen Schlange irgendwie gemeinsame Sache zu machen... aber ich hatte wohl keine Wahl. Jedenfalls nicht im Moment.

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  • Es fiel Prisca immer schwerer nach Außen hin ihre kühle und gelassene Fassung zu wahren während in ihrem Inneren ein Emotionschaos par excellence brodelte. Nicht nur, dass dieser Mistkerl sie als Hochverräterin beschuldigte, nein, er wollte sie also tatsächlich mitnehmen und in den Kerker werfen lassen. Er, diese Prätorianer-Schwuchtel, wollte tatsächlich Sie, eine Aurelia, eine Adelige und unbescholtene Bürgerin Roms zur Rechenschaft ziehen. Ja für was denn?? … Na warte! So die Götter es wollen wird der Tag kommen, an dem du dafür bezahlen wirst und ich hoffe es wird mir vergönnt sein dabei zu sehen zu dürfen, wie man dich hinter einem Streitwagen her ins Kollosseum schleift und dich dort den Löwen zum Fraß vorwirft Oh ja, Prisca ging nicht gerade sparsam mit ihren Verwünschungen und Flüchen um, mit denen sie den Decimer im Gedanken belegte. Der Wunsch ihn öffentlich gedemütigt zu sehen, wie er mit einer Schlinge um den Hals hinter einem Pferdegespann herlaufen muss, war dabei noch eine von den harmlosesten Vorstellungen, auch wenn so was in der Realität den Besiegten womöglich erspart bleiben würde. Egal, wünschen konnte sie es sich trotzdem und sie würde ihren Cousin Ursus so lange drängen, bis er diesen Kerl wenigstens vor ihren Augen würde auspeitschen lassen. Darauf konnte dieser Mistkerl Gift nehmen!


    Im Grunde muss ich gegenüber Ursus nur behaupten du seist zudringlich geworden und hast mich unzüchtig berührt, funkelte Prisca dem Decimer finster an als sie im Begriff war an ihm vorbei zu laufen. Schwul oder nicht - das würde ihm dann auch nichts mehr nützen. Und was tat er just in der Sekunde, als sie dies dachte? "Autsch!! …"Das gibt es doch nicht. Dieser Kerl wagt es tatsächlich mich anzufassen Fassungslos blieb Prisca stehen, doch ehe sich ihre geballte Wut auf diesen Mann in einer Tirade von Schimpfwörtern entladen konnte passierte es … Wie bitte? Hatte sie sich gerade eben verhört, oder hatte er tatsächlich gesagt, dass man sich irgendwie arrangieren könne? Zum Glück konnte niemand den Stein plumpsen hören, der Prisca in jener Sekunde vom Herzen fiel als sie einen Lichtschweif am Horizont aufgehen sah ...


    Jetzt hab ich ihn in der Hand!, triumphierte die Aurelia innerlich und verdrängte dabei völlig die Tatsache, dass er sie genauso in der Hand hatte (und das nicht nur buchstäblich). Also noch mal ganz von vorne: … "Salve, Decimus. Schön dich kennen zu lernen, wie geht es dir? Was, du liebst Männer? Oh wie schön, ich auch ..." So weit würde der Austausch von Höflichkeiten natürlich niemals gehen, aber Prisca erkannte durchaus, dass sie den Decimer von jetzt an nicht mehr zu sehr herauszufordern durfte - und schon gar nicht mit seinem "kleinen Makel", der ihm anhaftete. Eigentlich eine Schande, dass ausgerechnet so gutaussehende Männer wie er nicht zu haben sind…, ertappte sie sich prompt dabei, wie sie zwanghaft an ihm nach etwas positivem suchte und ...naja, attraktiv fand sie ihn durchaus …


    … attraktiv aber anscheinend ziemlich dämlich! Oder hält er mich gar für so dämlich, dass ich auf seine Forderung tatsächlich eingehe?,wanderte einen Wimpernschlag später Prisca´s Augenbraue fragend nach oben als sie ihn ungläubig anstarrte. Er wollte zuerst die Briefe sehen? "Ich kann gut verstehen, dass du Beweise sehen willst obwohl es mich persönlich kränkt, dass dir mein Wort allein nicht genügt", ging sie dann in einem leicht spöttelnden, wie ruhigem Tonfall auf seine Worte ein während sie gleichzeitig versuchte ihren Arm aus seiner Umklammerung zu befreien: "Du willst also, dass ich dir die Briefe zeige? Natürlich! … Du willst du sie ja nur sehen und sie nicht gleich behalten. … Und selbstverständlich wirst du mir die Briefe anschließend anstandslos wieder zurück geben und mich stattdessen nicht umbringen wenn du die Beweise hast. Hattest du dir das in etwa so einfach vorgestellt? " Vergiss es …niemals!! Reichte ihm das als Antwort?


    Aber halt! Wir wollen ja gemeinsam einen Weg finden, besann sich Prisca auf ihre guten Vorsätze und schließlich wollte sie nicht riskieren, doch noch im carcer zu landen. Also galt es wiederum einen konstruktiven Vorschlag zu machen: "Die Briefe sind abgesehen davon nicht hier. Ich werde dir aber einen davon bringen lassen. Von meiner Sklavin Tilla. Ich möchte, dass du sie herholen lässt. ...Bitte!", verband Prisca das hervor gepresste "bitte" unmissverständlich mit einer Forderung. Nur Tilla wusste außer ihr wo die Briefe waren und nur Tilla wäre flink und schlau genug etwaige Verfolger abzuschütteln, sofern der Decimer ernsthaft darüber nachdachte ihre Sklavin auf dem Weg zur villa Flavia beschatten zu lassen.


    Und weil sie gerade dabei war: "Aber wenn du deinen Beweis hast verlange ich wiederum eine Garantie von dir, dass weder du noch sonst wer mich in den Kerker werfen kann. … Oder wie soll es - deiner Ansicht nach - dann mit uns weiter gehen?" Die Forderung nach freiem Geleit aus Rom heraus wäre wohl zu viel auf einmal verlangt gewesen, also wartete Prisca zunächst geduldig die Antwort ihres Gegenübers ab und das, obwohl es sie immer noch leicht in den Fingern juckte ihm die Augen auszukratzen ...

  • Sie umbringen sobald ich die Beweise hatte?
    "Du würdest das also so machen, ja?" antworte ich süffisant, hielt ihren Arm weiterhin umfasst. "Bring mich nicht auf Ideen, Aurelia!"
    Wahrscheinlich hatte sie recht und es war der logische Weg. Anständig zu sein rächte sich doch immerzu. Harpie!
    Endlich ein Name. Tilla. Ich nickte zögernd. Das klang nach einem gar nicht so dummen Kompromiss. Andererseits versuchte sie sicherlich, mich wieder übers Ohr zu hauen, wahrscheinlich war es besser wenn ich das Wissen direkt aus jener Tilla herauspresste.
    "Ja... das können wir machen." stimmte ich argwöhnisch zu. Ich ließ ihren Arm los und ging zur Türe, öffete sie und rief zum Atrium rüber:
    "Bringt mir die Sklavin Tilla!"


    Worauf ich die Frau gleich wieder scharf ins Auge fasste, als wäre sie eine Giftschlange, die jeden Augenblick losschnellen könnte.
    Eine Garantie wollte sie. Ich schnaubte spöttisch. "Du verkennst noch immer deine Lage, Aurelia. Für mich geht es um einen angekratzten Ruf, für dich geht es um..." Ich musterte sie mit eisiger Miene von oben bis unten. Wenn sie mich schon für einen kaltblütigen Frauenmörder hielt um so besser. "...weitaus mehr."
    Ich könnte sie natürlich unter Hausarrest stellen, damit hätte ich den Befehl des Kaisers noch immer so halbwegs ausgeführt. Aber die Bewachung band viele Männer, und sie wäre damit längst nicht so sicher wie in der Castra verwahrt.
    "Du glaubst nicht wirklich, dass du ohne Gegenleistung um den Carcer herumkommst, oder? Du hast meine Briefe gestohlen, Briefe, die nur für die Augen eines einzigen anderen Menschen bestimmt waren! Ich will sie zurück!! Und zwar... werde ich dich hier in der Villa wohnen lassen, unter meinem Schutz, und Bewachung, versteht sich... solange du mir jede Woche einen meiner Briefe zurückgibst."
    Dann verstummte ich, denn vom Atrium her näherte sich der Hall von Caligae.

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  • Sie fragte sich, wo eigentlich Saba war?!? Die Sklavin gehörte zum aurelischen Haushalt und hatte innerhalb der aurelianschen Sklavengemeinschaft den gleichen Stand wie sie inne: den der obersten Sklavenhüterin. Und sie war nicht hier. Tilla konnte ihren hellen Haarschopf nicht entdecken. Deswegen grübelte sie gerade darüber nach, ob Saba ihr Bescheid gesagt hatte, dass sie außer Haus ging oder ob sie vergessen hatte, es sich zu merken. Saba war die einzige Sklavin, die sie neben Leone dem Türwächter, kannte, seit sie vom Sklavenhändler verkauft und von dem Aurelier Ursus hierher gebracht worden war. Saba war die einzige die sie in diesem Haus wirklich kannte und die mit ihr gegenseitiges Vertrauen teilte. Alle anderen waren fort oder weiter verkauft worden. Saba hatte ihr außerdem mit der Pflege Priscas geholfen, als diese im Dämmerschlaf gelegen hatte. Ihre Hilfe war zusammen mit der von Mutter Esther unbezahlbar gewesen. Seit Saba wusste, dass sie zurück kehren würden, war sie sehr fröhlich und aufgedreht gewesen. Tilla vermutete, dass sie froh über die Gesellschaft in der stillen Villa war, weil der Herr des Hauses mit seiner Familie beständig in Mantua weilte. Seufzend liess Tilla den Blick einmal mehr über die diversen Haarfarben ihrer Mitsklaven wandern. Nein, sie irrte sich nicht, Saba war nicht da. Sie musste außerhalb der Villa sich aufhalten. Womöglich wunderte sie sich über die Soldaten, die mit Sicherheit vor der Tür standen. Womöglich war sie bereits zu Mutter Esther gelaufen und erzählte ihr von dem Aufmarsch. Arme Mutter, schon wieder bekam sie eine aufregende Geschichte zusammen mit ihrem Namen zu hören.


    Tilla lief ein prickelnder Gänsehautschauer über den Rücken. Der Boden war kalt, das atrium hatte nicht den Luxus einer Fußbodenheizung inne. Die Soldaten um sie herum, das waren die Prätorianer! Es waren nicht dieselben Soldaten, die sie in der Villa Flavia aufgesucht hatten. Tilla versuchte sich zu errinnern, ob das damals die Cohortes Urbanae gewesen waren. Jedenfalls konnte sie nicht das Gesicht vom Soldaten Aemillius Classicus erkennen. Vielleicht stand er draußen oder hatte woanders zu tun? Und was war bloß mit Hektor? Wo war er bloß? Wann schloß er sie wieder in seine starken Arme? Soviele Fragen standen in ihrem hübschen Gesicht und am allermeisten quälte sie die Frage, was hinter den Türen des Gemachs geschah.


    Die anderen waren still und starrten entweder in die Luft oder liessen die Soldaten nicht aus den Augen. Mit einem unbehaglichen Gefühl fuhr sich Tilla mit beiden Händen durch die kurzen Haare und atmete tief durch. Sie begann ihre Atemzüge abzuzählen, atmete bei sieben aus, bei zehn ein, bei sieben aus und so weiter. Eine innere Gelassenheit stellte sich ein und verflog, als die Tür abrupt geöffnet, ihr Name gerufen und die Tür sofort wieder geschlossen wurde. Die anderen sahen sie mit gemischten Gefühlen an. Mara flüsterte, dass sie sich als Tilla ausgeben würde. Bernulf gab ihr eine Kopfnuss, woraufhin sie sich beleidigt zu Einar zurückzog. Der Leibwächter sah sie ernst an und nickte ihr aufmunternd zu. "Ich passe auf sie alle auf, dass sie still sind und so." flüsterte er ihr zu. Unterdessen fragten die Soldaten sich durch, wer denn Tilla sei. Tilla nickte Einar zu. Ja, bitte kümmere dich um alle. Ich hoffe doch, es wird gut ausgehen. Wenn nicht, dann soll es so sein.


    Die stumme Skavin erhob sich aus dem Schneidersitz und trat aus der Gruppe heraus. Man packte sie nicht am Arm, wofür sie dankbar war. Eskortiert von einigen Soldaten, ging sie zur Tür, die geöffnet wurde und schritt über die Schwelle. Tilla hörte die Tür hinter sich schliessen und blickte stumm nach vorne. Immer noch hing der Duft der benebelnden Kraüter im Raum, eine Schüssel lag auf dem Boden. Die Herrin lebte und schien außerordentlich wütend zu sein. Tilla tauschte einen kurzen fragenden Blickkontakt mit ihr aus, hob kurz die Augenbraue in typisch flavischer Manier. Sie musterte den unifomierten Soldaten mit prüfendem Blick, er schien ebenfalls verärgert zu sein. Der Mann vor ihr war der Ausrichter des Fortunafestes gewesen und hatte für die Göttin einen Fortunatempel errichten lassen. Mutter Esther war bei dem Fest gewesen und hatte sich nicht an den Spielen beteiligt, um ein Los zu gewinnen. Sie war bei der Auslosung dabei gewesen und hatte mitapplaudiert. Sie hatte Tilla Serapio genauestens beschrieben, ihr Vater wäre von ähnlicher Statur gewesen. Mutter Esther schien ein wenig vernarrt in Serapio zu sein. Oh Fortuna, gib mir mein Schicksal preis und fülle meine leere Tafel. betete Tilla kurz und knapp zur Göttin, während ihr das Herz bis zum Hals klopfte.

  • "Pah! Ihr Prätorianer seid doch allesamt skrupellos genug um über Leichen zu gehen. Warum also solltest du ausgerechnet bei mir eine Ausnahme machen?", antwortete Prisca gerade heraus wie sie über die Prätorianer und ihre Methoden dachte. Gut möglich, dass sie ihn damit erst auf dumme Gedanken gebracht hatte, aber ihr loses Mundwerk war eben manchmal schneller als ihre Gehirnzellen. Schnaubend wand sich die Aurelia weiter in seiner Umklammerung, bis er sie endlich los ließ. Na bitte, geht doch!, triumphierte Prisca innerlich, als der Decimer tatsächlich auf ihre Forderung einging, ohne dabei in Betracht zu ziehen, dass dieser Mistkerl womöglich ihre Sklavin verhören lassen würde. Aber dazu müsste er Tilla mitnehmen und spätestens bei deren Verschwinden würden bei Prisca sämtliche Alarmglocken angehen. Schließlich gehörte eine Leibsklavin an die Seite ihrer Herrin, so wie das gladius an die Seite des Soldaten gehörte .


    Gut möglich, dass Prisca im Augenblick ihre tatsächliche Lage etwas verkannte und sie sich ihrer Sache zu sicher war, aber ganz sicher würde dieser Kerl ihr nicht weiß machen können, dass ihn sein angekratzter Ruf nicht weiter "kratzen" würde. "Mag sein, dass es für mich um weitaus mehr gehen mag, aber glaub mir, auch aus einem 'Kratzer' kann sehr schnell eine eiternde Wunde werden kann, wenn man nur genügend Dreck hinein streut",tat Prisca seine Bemerkung entsprechend gelangweilt und müde lächelnd ab. Sie war sich sicher, dass diese Liaison dem Decimer schnell das Genick brechen könnte wenn die Gerüchte erst mal kursieren würden. Ein Mann in seiner Position? In seinem Alter? Mit einem älteren Mann, einem Patrizier und überdies noch Landesverräter dazu? Na, wenn das kein Stoff wäre um daraus die wildesten Geschichten zu konstruieren.


    Die unterschwellige Drohung in Priscas Stimme war hinsichtlich dieser Möglichkeiten nicht zu über hören. Sollte er sie doch ruhig für eine miese Erpresserin oder Diebin halten, Pah! hier ging es schließlich - wie er richtig sagte - um weitaus mehr als nur um ihren guten Ruf. Der zählte dieser Tage ohnehin nichts mehr viel, so lange der Name der Aurelier mit dem Kaisermord in Verbindung gebracht wurde. Oberstes Ziel war es also fürs Erste, um die drohende Kerkerhaft herum zu kommen und dies gelang ihr auch. Zumindest vorübergehend.


    So so, du willst also jede Woche einen Brief zurück und wenn ich dir alle gegeben habe, ist die Sache damit erledigt oder was? So einfach wirst du es nicht haben, aber na gut. Es bringt mir wenigstens etwas Zeit ein, überlegte Prisca hinter ihrem eisigen Blick, was sie am besten auf seine Forderung erwidern sollte. Welches Druckmittel hätte sie dann noch gegen ihn, in sechs Wochen? Keine, also war das inakzeptabel. "Erstens habe ich dir die Briefe nicht gestohlen, sondern ich habe sie unter Flavius Gracchus´ Bett gefunden" Besser gesagt wurden sie dort von den Urbanern entdeckt, aber wen interessierte das schon: "… und zweitens wirst du erst dann alle deine Briefe zurück erhalten, wenn ich mich in Sicherheit fühle", gab sie ihm schließlich eiskalt zu verstehen, dass sie seine Forderungen so nicht akzeptieren würde.


    Damit war zwar noch lange nicht alles gesagt, geschweige denn geregelt, aber in diesem Moment wurde ihre Leibsklavin herein geführt. Ohne auf den begleitenden Soldaten zu achten, machte Prisca einen Schritt auf Tilla zu um sie sanft am Handgelenk tu packen. "Da bist du ja Tilla. … Wenn du un kurz entschuldigen würdest …" Oder auch nicht, mir doch egal Mit ein abfälligen Blick in Richtung des Decimers und des anderen Soldaten zog Prisca ihre Sklavin näher zu sich heran. "Pass auf, du musst etwas für mich erledigen …", begann Prisca ohne Umschweife mit der Instruktion ihrer Sklavin, wobei sie im folgenden die Stimme in den Flüsterton versetzte und sie zudem ihre Hand zwischen ihre Lippen und Tillas Ohr hielt:


    "Stell jetzt keine Fragen! Tu einfach genau das was ich dir jetzt sage. … Du musst mir einen von den Briefen des Decimers holen, die sich in der vergrabenen Schatulle neben der Löwenstatue befinden. Aber pass gut auf! Ich vermute mal, dass die Soldaten dir folgen werden. Egal wie, du musst sie zuerst abhängen, ehe du die Schatulle ausgräbst, verstanden? Mein Leben hängt davon ab, dass die Briefe nicht in falsche Hände gelangen. … Das Kästchen mit den restlichen Briefen bringst du am besten zu deiner Mutter. Sie soll es vorerst hüten wie ihren Augapfel. Alles weitere sehen wir dann. … Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann"


    Mit diesem Geständnis ihres Vertrauens und einem eindringlichen Blick in Tillas Augen ließ Prisca schließlich das Handgelenk ihrer Sklavin los, um sich wieder an den Decimer zu wenden: "Tilla wird den gewünschten Beweis jetzt holen und ich verlange, dass man sie alleine gehen lässt!", stellte sie dabei ganz unverfroren ihre Forderung, gefolgt von einer nicht minder wichtigen Frage zum Schluss: "Möchtest du so lange hier warten und meine Gastfreundschaft genießen?", schlug sie mit einem aufgesetztem Lächeln vor, wobei sie alles andere als Wert auf seine Gesellschaft legte: " …oder soll meine Sklavin den Brief wo anders abliefern, bezwiehunsweise soll sie ihn eventuell einem deiner Soldaten übergeben?"


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  • Eine eiternde Wunde. Meine Lippen wurden schmal. Was für Dreck diese Harpie zusammenkratzen könnte, das wollte ich mir gar nicht vorstellen. Sie selbst war eine eiternde Wunde in meinem Fleisch, ich wünschte ich wäre ihr nie begegnet........!!
    "Mhm, sagen die Subura-Diebe auch immer, 'hab ich gefunden'..." murmelte ich gehässig.
    Dann kam die Sklavin, und die Aurelia wisperte ihr was ins Ohr. Ich musterte das Mädchen, es sah angemessen eingeschüchtert aus, und überlegte, wie sie wohl am besten zu knacken war. Ob mit Grausamkeit, mit Nettigkeit oder vielleicht einfach mit Geld.
    Schon begann die Aurelia wieder irgendwas zu fordern. Meine Wangenknochen mahlten. Ich richtete mich auf, fixierte sie wie der Bestiarius den Stier in der Arena, und verkündete ihr, mit einem großen Gefühl der Befreiung: "Du hast hier nichts, aber auch rein gar nichts, zu verlangen, Aurelia. Und nein danke, ich möchte deine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren. Und nein, ich denke so kompliziert müssen wir das nicht machen. Komm, Serva."
    Ich legte die Hand schwer auf die Schulter der Sklavin, öffnete die Türe, und bedeutete ihr, mit mir hinauszugehen.
    "Milites" sprach ich laut und deutlich zu den Soldaten vor der Türe, die eben die Sklavin hergebracht hatten. "Sperrt die Aurelia in ein Cubiculum und passt gut auf sie auf. Wenn sie etwa Widerstand leisten sollte... fesselt sie. Wenn sie unflätig wird... knebelt sie."
    Ja, das würde mir sehr gefallen, das Weib mundtot zu sehen...


    Ein letzter das-hast-du-nun-davon-Blick über die Schulter, dann führte ich die Sklavin mit dem gelinden Druck meiner Hand auf ihrer Schulter in den nächsten Raum – ein kleines, auch sehr schickes Speisezimmer, wo wir uns in Ruhe würden unterhalten können.
    "Setz dich." befahl ich ihr. "Tilla, ja? Du siehst mir wie ein kluges Mädchen aus, Tilla. Ich muß dir wohl nicht erklären, dass deine Herrin, und damit ihr ganzer Haushalt in argen Schwierigkeiten steckt...."

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Prisca schien erleichtert zu sein sie zu sehen und zog sie gleich zu sich und zur Seite. Fragen stellen, also ob ihr in dieser Situation der Sinn danach stünde. Stumm lauschte sie der Stimme ihrer Herrin zu und merkte sich was sie sagte. Kurz vergaß sie zu atmen. Die Soldaten abhängen? Tilla schlug die Wimpern nieder, um ihre momentelang aufkeimende Unsicherheit zu verbergen. Diese Soldaten waren die Praetorianer.. die allerbesten Soldaten dieser Stadt. Andererseits, es wäre eine fabelhafte Gelegenheit ihre Ortskenntnisse aufzufrischen. Ihre Mutter allerdings in die Geschichte um die geheimnisvolle Schatulle hineinzuziehen. Dies würde sie viel lieber gründlich überdenken. Doch herrschaftlicher Wnsch war zu erfüllender Wunsch. Das Briefe in der Schatulle lagen, hatte sie gesehen, doch den Inhalt hatte sie nie gelesen, also hatte sie keine Ahnung. Vielleicht half ihr das Nicht-Bescheid-Wissen aus der Patsche. Ihre Herrin vertraute ihr. So sei es. Das gewohnt stumme Nicken musste als Antwort genügen, sie hatte ihre Aufgabe verstanden.


    Der Mann, dessen Name laut Mutter Esther 'Faustus Decimus Serapio' lautete, setzte noch ein paar Drohungen und Abweisungen ab. Tilla schüttelte innerlich mit dem Kopf. Soldaten besaßen Stimmen und Waffen, mehr nicht. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war dass der Soldat höchstpersönlich sich um sie kümmerte. Er liess ihr keine Chance sich sofort um die ihr aufgetragene Aufgabe zu kümmern und führte sie in den nebenan liegenden Raum. Das wäre ja auch zu schön gewesen gleich gehen zu dürfen. Tilla mied den Blick zu den versammelten Sklaven und hörte ein erstauntes Raumen. Ein paar von ihnen sprangen auf die Füße, riefen ihren Namen und stellten die Frage, was los war. Doch Einars dröhnende Baßstimme hieß sie allesamt die Klappe zu halten. In der darauffolgenden Stille hätte man eine Nadel fallen hören können.


    Mit niedergeschlagenem Blick blickte sie zu Boden und bemühte sich ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen. Sie stand vor einem Angehörigen jener Soldateneinheit vor welcher sie sich als hungerndes Straßenkind und fingerflinke Diebin beständigst gefürchtet hatte. Sie durfte sich setzen doch sie blieb stehen. Tilla nickte bestätigend, als er ihren Namen nannte und sah stirnerunzelnd auf. Schwierigkeiten.. oh.. und wie! Nicht zu übersehen! Nicht schwer sich alles zusammenzureimen. Was stand bloß in diesen Briefen? Langsam hob sie ihre Hände, ergriff ihre Tafel und begann zu mit einem Kreidestück zu schreiben. "Si, ich bin Tilla, ich bin stumm. Der gesamte Haushalt weiß seit dem Aushang der Proskriptionslisten, dass die Aurelianer verdächtigt werden zum Kreis der Kaisermörder zu gehören. Meine Herrin gehört nicht dazu, auch wenn das Blut der Aurelii in ihr fließt. Ich kenne sie sehr lange und weiß, was sie in der Vergangenheit durchgemacht hat. Nein, Aurelia Prisca ist nicht beteiligt so wahr wie ich aus Ägypten komme. Gut, sie hat einen Flavier geheiratet, welcher jüngst verstorben ist. Auch wenn sie unter demselben Dach wohnten, mit Manius Flavius Gracchus gab es keine Kontakte. Er ist mit seinem Sohn spurlos verschwunden. Ebenso die Frau von Sextus Aurelius Lupus. Von den anderen Gelisteten weiß ich nichts. Nun steht nur noch der Name von Titus Aurelius Ursus auf der Liste. Befragt ihn." Tilla reckte dem Soldaten ihre Tafel entgegen. Es stand eindeutig der Name ihres ehemaligen Herrns auf der Liste. Tilla konnte bezeugen, dass Prisca seit seiner Abreise nach Mantua nicht mehr mit ihm zusammengekommen war. Gut, sie war nicht bei Priscas Aufenthalt in Antium mit dabei gewesen, weil sie zum Beginn des Notstandes im Kerker gesessen hatte. Sowieso war sie mißtrauisch über das beständige Schweigen ihres ehemaligen Herrns und darüber dass ihr geliebter Hektor sich angeblich mit ihm getroffen hatte. Aber er war nicht hier und niemand wusste von seiner Existenz. Es war purer Glücksfall, dass Mitsklavin Mara vergessen hatte, ihn bei der damaligen Durchsuchung als Angehörigen zu Priscas Sklavenschaft aufzuzählen.


    Esit: Rechtschreibungsteufel killen

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    Dieser selbstgefällige Blick, den ihr der Decimer zum Schluss der "Verhandlungen" zu warf, … ein direkter Schlag ins Gesicht hätte schmerzhafter nicht sein können. Wie bitte?"Aber ... ", da blieb Prisca glatt jedes weitere Wort im Hals stecken. Hatten sie nicht eben erst eine Abmachung getroffen? Wenn ja, dann war diese in jener Sekunde den orcus hinunter gespült worden, von diesem … diesem:Arrrggghh!! Das hab ich nun davon. Wie konnte ich nur…??!! …so 'dumm' - 'naiv' - 'selbstsicher' - so was auch immer sein, die richtige Bezeichnung war in jedem Fall dabei. Priscas Mund klappte auf ohne, dass ein Ton über ihre Lippen kam und ihre Gesichtsfarbe erstrahlte in einem Weiß, dass sie mit keinem Blei der Welt besser hin bekommen hätte.


    Schon packten starke Soldatenhände die Aurelia links und rechts an den Armen und sie fühlte sich regelrecht von ihnen hoch gehoben. Einsperren, fesseln und knebeln?... Was glaubte dieser Kerl eigentlich wer er war? "Was fällt euch ein. Das hier ist immer noch mein Zuhause. Lasst mich sofort runter!", fauchte Prisca die beiden Soldaten wütend an, nachdem sie ihre Stimme endlich wieder gefunden hatte, aber außer einem süffisanten Grinsen konnte die Aurelia den beiden Soldaten keinerlei Reaktionen entlocken. Da half alles Strampeln und Zerren nichts, außer, dass der Decimer am Ende tatsächlich seine Genugtuung bekäme, sie bei seiner Rückkehr gefesselt und geknebelt auf dem Bett liegend vor zu finden: "Ihr verdammten Mistkerle, das werdet ihr noch bereuen. Ihr Alle! SO behandelt niemand ungestraft eine Aurelia …"

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