Schlacht bei Vicetia – Das Heerlager der kaisertreuen Legionen und der Prätorianer

  • "Ach, die Verwandtschaft also?", fragte Avianus nur mit hochgezogener Augenbraue und leicht gereiztem Unterton. Was sollte das schon wieder heißen? Dass sich ein Iunier seinen Posten nicht verdient hatte? Avianus hatte natürlich keine Ahnung, ob Fidenas nicht vielleicht doch die Wahrheit sagte, aber schlichtweg dass er es sagte, war für ihn schon unmöglich. Dennoch hielt er den Rand. Es war nicht seine Art, wegen irgendeiner Angelegenheit mehr Stress zu machen, als nötig. Außerdem war es vermutlich auch die Nervosität des bevorstehenden Kampfes, die ihn schneller bissig werden ließ als sonst.
    "Und du musstest mir diesen scheiß heißen Topf reichen, hm?", murmelte er noch genervt. "Du und dein Puls." Er wandte den Blick von seinen Kameraden ab und ließ ihn durchs Lager schweifen, während er die noch immer schmerzende Hand hielt. Verfluchter Puls.

  • "Verwandtschaft oder nicht, ich hoffe die Offiziere wissen was sie tun, immerhin kämpfen wir nicht gegen irgendwelche wilden.", grummelte der Soldat und schaute kurz durch das Lager, die Gardisten machten sich alle bereit auf den Kampf, und so wie es aussah, der erfahrene Mann hatte da ein Gespür für entwickelt, würde ein halber Tag Erholung reichen müssen... Dann jedoch wurde seine nachdenkliche Ruhe von der Hektik um den Topf erschüttert.. Laut lachend schallte seine rauhe, chronisch heisere Stimme durch das Lager..
    "Hehehe!!! Ihr beiden seid ja besser als jede Komödie!", lachte der Soldat und fuhr fort, "Ihr solltet das Ding mit ins Feld nehmen, es ist unser bester Mann!", scherzte er weiter und trank erstmal einen Schluck..
    "Soll ich pusten Avianus?", scherzte er weiter, klopfte dem jungen Soldaten dann aber aufheiternd auf die Schultern, "Nichts für ungut."



  • Nero Magius Fidenas


    Fidenas grinste zwar bei Avianus leicht grantigem Kommentar aber er hatte auch keine Lust Streit von Zaun zu brechen. So kurz davor das man sich auf jeden Mann vor allem die seines eigenem Contubernium verlassen musste war so was einfach dumm.


    Dann aber beschwerte er sich darüber das er ihm den Topf gereicht hatte. Na also er hätte ihm auch nichts abgeben müssen. Ja klar er Hatte ihn gedankenlos herüber gereicht. Aber er hatte auch gesagt das er gekocht hatte da konnte man schon von einem heißen Topf ausgehen. „Ich hab doch gesagt ich hab gekocht.“ Sagt er ein wenig beleidigt.
    Aber als der andere Miles dann los lachte musste er auch mit prusten. Witzig war das ganze ja dann schon wenn man es von außen betrachtete. Lachend schlug er Avianus auf die Schulter. „Da hat er nicht ganz Unrecht.“ Dann kramte er nach einem Löffel. „Hier nimm bevor es kalt wird.“ Sagte er immer noch lachend.


  • "Furchtbarer Krieg, hah! So wie es steht.." , spottete Vala mit schiefem Lächeln nachdem der Laberier sich weiterhin uneinsichtig zeigte, "..hat Cornelius Palma noch nicht einen einzigen Römer auf dem Gewissen. Vescularier Salinator hat nicht erst mit kaiserlichem Blut an seinen Händen und verdienten Größen des Reichs in den Carcern schon gut vorgelegt.. und jetzt mit einer ganzen gemeuchelten Civitas noch einmal. Ich weiß gar nicht wohin mit mir, so sehr zerreisst es mich vor Zweifel, ob Vescularius Salinator nicht doch der wahre Princeps ist."
    War die Ansprache des Cornelius doch wenig zielführend gewesen, strotzte der Laberier nur so vor offensichtlicher Siegessicherheit.. was offensichtlich das Eintreffen des Decimus und seiner Prätorianer bewirkt hatte. Zugegeben: auch Vala war das Eis auf Grundarsch gegangen, als er Meldung bekam, dass der kleine Wicht tatsächlich Recht behalten hatte und die Prätorianer am Tag nach ihrer Ankunft das Lager des laberischen Heeres erreicht hatte. Er wollte gar nicht wissen WIE die Prätorianer es geschafft hatten, es würde so oder so ihre Situation verändern. Hatte es wahrscheinlich schon.. also brauchte er sich auch nicht den Kopf darüber zerbrechen, dass der Flaminier dem Laberier quasi unannehmbare Bedingungen gestellt hatte. Sie spielten auf Zeit, das war klar.. der Tag war fortgeschritten, die Dunkelheit eine halbe Ewigkeit und eben doch nicht entfernt. Und dieses Gespräch dauerte wohl nur Minuten. Nicht genug, um ihre Männer vollkommen erholen zu lassen in dem sie noch einen Tag warteten (denn selbst der jähzornig wirkende Laberier würde wohl kaum einen Angriff bei Nacht wagen), allerdings genug, um sie genug zur Ruhe kommen zu lassen um sich an das zu erinnern, das sie während der tagelangen Faulheit in Verona an Sitzfleisch bekommen hatten. Kurzum: das hier war eine Farce.


    Auch wenn vornehmlich der Laberier seine Aufmerksamkeit bekam, ein Blick auf den Decimus blieb nicht aus. Vala hatte sich den Stammbaum der Familie, in die seine Tante eingeheiratet hatte nicht allzu präzise eingeprägt, allerdings musste er das auch nicht um weit genug gekommen zu sein, damit er wusste wo der Prätorianerpräfekt stand.. genau genommen war Venusia eher dessen Tante als Valas eigene. Und wenn er sich recht entsann, wohnte sie auch im Hause der Familia, der er nun vorstand. Hatte er sie auch in den Carcer verfrachtet.. als Tante eines Mannes, der offensichtlich auf der Proskriptionsliste stand (von der Vala eine Abschrift aus Verona in seinem Zelt aufhängen hatte lassen, wie ein Odem, das ihn stets an den Grund seines Wirkens erinnerte)? Oder verschont, als seine eigene?
    Bittere Ironie, die Vala wohl erst dann klären konnte, wenn der Prätorianerpräfekt selbst gefangen genommen oder erschlagen worden war. Genauso wie er selbst. Die Frage würde warten müssen...

  • Von einer bestimmten Warte aus betrachtet, war die ganze Situation fast schon von einer ironischen Komik. Eigentlich hatte Cornelius Palma mit dem Giftmord so gut wie gar nichts zu tun. Er war weder an der Planung beteiligt gewesen, noch an der Durchführung. Er war lediglich der Nutznießer der ganzen Situation gewesen, da er der geeignetste Kandidat war, auf den sich alle hatten verständigen können: Ein erfahrener, ruhiger Mann, kriegsversiert, Senator, Patrizier, aus guter Familie und insgesamt eben kein wahnsinniger, Leute verbannender und bürgerkriegstreibender Emporkömmling von einem Plebejer. Und so abstrus Sextus überhaupt die Vorstellung einer übergeordneten Moral als solches empfand oder den Zwang, sich gar nach einer solchen richten zu müssen und Handlungen in Kategorien wie gut oder böse zu unterteilen, was seiner Erfahrung nach ohnehin nicht zweckdienlich war, so konnte er von einem rein utilitaristischem Standpunkt aus nicht erkennen, worin genau das Verbrechen bestehen sollte. Valerianus, der krank und nicht regierungsfähig war und den Staat eben jenem plebejischen Monstrum auf Gedeih und Verderb ausgeliefert hatte, war zum Wohle Roms gestorben, um einem Mann den Weg zu ebnen, der Ruhe und Frieden ins Reich bringen würde und die alten Normen wieder herstellen würde. Es war eine Notwendigkeit gewesen, um einen größeren Nutzen zu erzielen. Wenn man also schon zwanghaft versuchte, ihre Handlung in diese willkürliche moralische Ordnung von Gut und Böse zu pressen, konnte man mit Blick auf das angestrebte Ziel den Einsatz von Gift in diesem Fall nicht verurteilen.
    Und doch echauffierte sich der Prätorianerpräfekt sich darüber, als hätte Cornelius Palma höchstpersönlich Valerianus mit Gewalt das Gift in den Rachen gestopft und anschließend die Kaiserfamilie zerstückelt und in ihrem Blut gebadet. Irgendwie amüsant, wenn man Sextus’ Wissensstand bezüglich der ganzen Sache besaß.


    Weniger amüsant war da schon das Verhalten seines Gaules. Während das Tier des Laberiers sich ganz so verhielt, wie man es von einem feurigen Tier wohl erwarten durfte, machte Sextus reitbarer Untersatz keine Anstalten, irgendwie kriegerisch auszusehen. Vielmehr gab es sich wohl alle Mühe, als überdimensionierter Hund zu erscheinen, als es den Kopf leicht schief legte und das andere Tier betrachte, als wolle es verschlafen fragen: ’Is was, Bruder?’
    Auch das folgende Wortgeplänkel war eigentlich Zeitverschwendung. Ginge es bei dieser Aktion nicht genau darum, möglichst viel Zeit zu verschwenden, Sextus hätte diese wie alle übrigen zutiefst verabscheut. So aber ertrug er das hin und her der Worte, und lächelte nur einmal wölfisch, als der Laberier meinte, man solle doch bitte den unteren Rängen ausrichten, dass diese auch desertieren könnten. Sextus war versucht, ihn zu fragen, ob er die semantische, logische, gebräuchliche, philosophische, mathematische, traditionelle und tatsächliche Bedeutung des Wortes ’Nein’ kenne.


    Vala hatte sich wohl dazu entschlossen, nun auch seinen Teil beizutragen, und schoss nicht minder wortreich zurück bezüglich des Vorwurfes von römischem Blut. Das überhaupt war der amüsanteste Part des ganzen: Ihre Armee war bislang nur marschiert, und das durch das halbe Imperium, ohne auch nur eine einzige Schlacht dabei zu schlagen. Dennoch hatten sie schon Verluste erlitten bei der Überquerung der Alpen und hatten nicht zuletzt auch ihren ganzen Tross kurz und kleinschlagen müssen, um daraus eine neue Brücke zu fertigen und überhaupt hier her zu kommen. Aber sie hatten noch zu keinem Zeitpunkt wirkliche Gewalt angewendet, erst recht nicht gegen die Zivilbevölkerung. Und dennoch waren sie die bösen Rebellen.
    “Wie geht es eigentlich Consular Aelius Quarto?“ warf Sextus dann noch hinzufügend in den Raum, wo sie gerade doch so schön beim Thema der Nutznießer und rechtmäßigen Erben waren. Nicht, dass Sextus für den Aelier etwas übrig hätte. Sollte dieser nach dem Krieg doch tatsächlich aus irgendeinem Loch kriechen und versuchen wollen, die Kaiserwürde zu beanspruchen, wüsste Sextus sehr genau, wen er als nächstes zu vergiften (oder wahlweise erdolchen, ersäufen, ersticken oder im Wald verscharren ) lassen würde. Aber hier und jetzt war der Mann ein Argument, das etwas Zeit kosten würde. “Mich wundert, dass der Bruder des Valerianus seit Beginn der Proskription spurlos verschwunden ist. Nicht vor der Machtergreifung des Usurpators im Zuge dieser angeblichen Verschwörung von Palma.
    Wobei mich mehr wundert, dass Vescularius ihn nicht wenigstens der Form halber auf die Proskriptionsliste hat setzen lassen…“
    Sextus nahm sehr stark an, dass Salinator den Aelier einfach hatte umbringen lassen, um auch dieses Hindernis aus dem Weg zu haben beim Griff nach dem Thron. Rein rechtlich war Quarto zwar mit Valerianus nach dessen Adoption in keinster Weise mehr verwandt, aber dass Quarto ein vehementer Gegner von Salinator war, war bekannt gewesen, ebenso das weiterhin innige Verhältnis zwischen Valerianus und dem Consular.
    “Jeder Mann mit ein wenig Verstand kann deutlich sehen, wem dieser Krieg hier einzig und allein nützt und wem der Mord an Valerianus einzig genützt hat. Vielleicht solltet ihr lieber eure Männer einmal fragen, ob sie gewillt sind, für so einen Mann zu sterben. Sie schulden Vescularius keine Treue.“

  • | Manius Laberius Maturus


    Sein Angebot hatte nicht den gewünschten Erfolg. Aber Maturus rechnete das dem jugendlichen Heißsporn an, der sich vielleicht etwas abkühlen würde, wenn seine Übermacht auf die Rebellentruppen zumarschieren würde.


    "Du irrst dich, junger Mann! Im Osten wird schon seit Monaten gekämpft und Cornelius Palma ist der, der als erster mit seinen aufständischen Legionen losgezogen ist!


    Und Patavium war ein nötiges Exempel! So wird es auch euren Familien ergehen, wenn ihr nicht zur Vernunft kommt! Ein kluger Mann weiß, wann er das Spiel verloren hat!"


    Auf die Einwürfe des junge Patriziers ging er gar nicht erst ein - er war nicht gekommen, um über die Politik seines Kaisers zu diskutieren, sondern diese Männer ein letztes Mal zur Vernunft zu mahnen. Aber augenscheinlich war sein Ansinnen zum Scheitern verurteilt, weshalb er eine wegwerfende Handbewegung machte.


    "Der Kaiser musste abwarten, ehe Beweise vorliegen! Inzwischen ist es soweit, wie man hört! Salinator ist ja kein Tyrann!"


    Die Argumentation des Patriziers war absurd, selbst wenn Maturus es vermutlich ebenso gemacht hätte. Aber ehe es zu weiteren Diskussionen über Sinn und Unsinn politischer Verfolgungen kommen würde, wendete der Legat sein Pferd.


    "Ich habe euch gewarnt! Jetzt werdet ihr eure Lektion mit Blut und Eisen lernen müssen!"


    rief er über seinen Rücken und gemeinsam mit Decimus Serapio trieb er sein Pferd an und galoppierte umrahmt von seiner Eskorte zum Tor des Lagers zurück. Dort schien sich bereits eine größere Reitereinheit zu versammeln, um die Parlamentäre zu verjagen, sollten sie sich nicht schnell genug zurückziehen.


    Die Verhandlungen waren gescheitert! Nun würden die Waffen sprechen!




  • Avianus entging Fidenas' Grinsen nicht ignorierte es jedoch schlichtweg.
    Als selbiger noch einmal eine beleidigte Bemerkung hören ließ seufzte der Iunier nur. "Verdammt nochmal, tut mir leid. Können wir die Sache jetzt abhaken?", sagte er noch und beendete für sich selbst damit die Diskussion, wer letztendlich Schuld war. Und ob das überhaupt von Bedeutung war, war wieder eine andere Sache.
    Bei dem Scherz ihres Kameraden konnte sich aber selbst Avianus ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Er hatte Recht, das alles war wohl nur noch lächerlich. "Der Topf besser als wir? Unmöglich!", gab er lachend zurück und nahm dann doch noch dankbar Fidenas' Löffel entgegen.
    "Wenn du später noch Puls brauchst, kannst du dich auch an meinem bedienen", sagte er zu ihm, bevor er zu essen begann. Schließlich hatte er so einiges verschüttet.

  • Antoninus bemühte sich bei den Worten des einen Mannes keine Miene zu verzeihen. Hatte er doch behauptet das der Aelius von Salinator gefangen und beiseite geschafft wurde. Ja sicher hatte dieser einen solchen Befehl gegeben. Doch Antoninus wusste besser als jeder Andere, dass dieser Befehl nie befolgt worden war. Denn er hatte ihn bekommen und nicht ausgeführt und stadtdessen dem Aelius zur Flucht verholfen. Dass dieser sich nicht bei den Rebellen befand wunderte ihn darum sehr. Sagen konnte er von alledem natürlich nichts denn damit würde er sich selbst des Verrats schuldig bekennen, denn nichts anderes war es. Er hatte diesen Befehl mit voller Absicht nicht befolgt und sich verschworen um, einem Mann der zum Feind des Reiches erklärt wurde zur Flucht verholfen. Das alles verstärkt seinen Zwiespalt nur noch. Der Aelius hatte sicher nichts mit der Ermordung seines Bruders und seines Neven zu tun und doch hatte der neue Kaiser befohlen ihn ohne Beweise zu liquidieren. Auch seinem Patron einem Claudius sprach er zu sich nicht gegen Valeianus verschworen zu haben. Er selbst hatte Monate damit verbracht Klienten des Vescularius zu beschatten und dann die Akten aus den Archiven der Prätorianer fortzuschaffen. Er wusste dass dieser man nicht im Sinne des Reiches handelte sondern wie ein Tyrann herrschte.


    Und doch war er wie alle verpflichte hier für den Mann zu kämpfen. Eide waren Eide und so ritte er mit dem Legaten und seinem Präfekten zurück ins Lager. Dort wo er seine Männer motivieren musst gegen seine eigenen Überzeugungen einem Tyrannen den Sieg zu bescheren.


  • Nero Magius Fidenas


    Fidenas war dieser Diskussion ebenfalls schnell überdrüssig sich jetzt so kurz nach dem sie angekommen waren. „Ja schon gut. Wir werden Beide besser aufpassen.“ Sagt er und hoffte damit dass sie beide die nächsten Tage überlebten.
    Jetzt aber zählten erst mal die banalen Dinge wie Puls löffeln. „Ich hab schon aber hast Du noch Wein? Ich würde lieber mal einen Schluck Wein trinken. Ich bin das Essigwasser aus meiner Flasche langsam satt. Seit wir aufgebrochen sind hatte ich keinen Schluck Wein mehr. Ist das ein armer Feldzug, wo es keinen Wein gibt. Erst der Eilmarsch ohne Lager, dann die Sümpfe mit Millionen Fliegen und nichts als kaltem schlamm. Nach so was haben wir uns schon ein bisschen Wein verdient oder nicht?“


  • Salinator ist kein Tyrann... Vala konnte nur mit Mühe ein trockenes Lachen unterdrücken. Auch wenn es ihm egal wäre, ob ein Herrscher nun die Ausgeburt des Gütigen wäre oder eine neue Definition der Tyrannei... solange er selbst auf der richtigen Seite stand... Salinator selbst konnte man ohne Probleme abseits jeder ausgeglichenen Politik betrachten. Seine eigene Entscheidung hatte man Vala abgenommen, und nun stand er hier und würde gleich miterleben dürfen wie sich viele Tausend gegenseitig an die Gurgel gingen. Hoffentlich mit dem Ergebnis, dass der Phrasendrescher-Laberier an seinem eigenen Blut erstickte.


    Der Flaminier selbst schien des seichten Austauschs von vorgefertigten Phrasen überdrüssig, mit denen man die einfachen Geister der normalen Legionäre übertölpeln konnte, nicht aber einen Senator der das Spiel der Worte schon zu lange selbst gespielt hatte. So zog der ältere Legat einfach nur die Lippen schmall, nickte den scheidenden gegnerischen Offizieren zu und wandte dann sein Pferd selbst im bedächtigen Schritt um, um zu den eigenen Reihen zurück zu kehren.

  • | Tiberius Ostorius Remmianus


    Nervös wartete Remmianus, während die Legaten und der Praefectus Praetorio draußen bei den Verhandlungen waren. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das irgendetwas bewirken würde, trotzdem hoffte er insgeheim, dass die Rebellen einlenkten und sie alle von der drohenden Schlacht verschonen würden. Geistesabwesend sah er deshalb den Praetorianern zu, wie sie sich erholten. Mancher schien verdammt müde, doch insgesamt hätte der Ostorier sich eine Armee, die eine Nacht durchmarschiert war, weitaus geschaffter vorgestellt.


    Dann endlich kam der Trupp der Feldherrn wieder auf das Lagertor zu. In schnellem Trab kamen sie auf das Lager und den Tribun, der mit zahlreichen anderen Offizieren am Tor wartete, zu. Doch anstatt anzuhalten, trieb Maturus sein Pferd mit versteinerter Miene weiter und die Männer passierten den armen Remmianus, der ihnen nur nachblicken konnte.


    Als er es dann endlich zum Praetorium schaffte, schienen schließlich alle Entscheidungen gefallen:


    "Die Primi Ordines und Cohortenführer aller Legionen haben sich sofort am Praetorium einzufinden! Besprechung, sobald alle hier sind!"


    rief der Praefectus Castrorum, während er aus dem Zelt heraustrat. Die Wirkung war dieselbe, als hätte man mit einem Stock in einen Ameisenhaufen gestoßen, denn sofort begann ein wildes Gewusel aus Boten, die den Befehl weitergaben, neugierigen Schaulustigen, die versuchten zu erfahren, worum es ging und Übereifrige, die sich schon einmal kampfbereit machten. Remmianus schaffte es jedenfalls nicht, genauere Informationen zu erhalten - er musste wie alle anderen auf die Stabsbesprechung warten.




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  • | Manius Laberius Maturus


    Nach den gescheiterten Verhandlungen war Maturus sofort ins Praetorium zurückgekehrt und hatte noch einmal mit Serapio alle Optionen abgesprochen. Natürlich würden sie kämpfen und nach einer kurzen Diskussion setzte sich der Praefectus Praetorio auch mit seiner Taktik durch. Natürlich mussten noch diverse Details geklärt werden, aber am Ende stand der Plan. Und dieser wurde auch kurze Zeit später in der angesetzten Stabsbesprechung an die Centurionen weitergegeben:


    "Meine Herren!


    Die Verhandlungen mit den Rebellen sind gescheitert! Wir kämpfen also! Um den Praetorianern noch ein wenig Zeit zur Erholung zu geben, allerdings erst heute Mittag!


    Die Lage ist folgende:


    Der Feind hat auf den Hügeln südlich von Vicetia Stellung bezogen. Im Zentrum steht erwartungsgemäß Infanterie, an den Flanken leichte Infanterie und Kavallerieverbände. Wo genau welche Einheiten stehen, können wir im Moment nicht sagen - es spielt aber auch keine allzu große Rolle.


    Die Taktik ist nämlich denkbar einfach:


    Wir werden mit einem massierten Angriff die nördliche Flanke brechen und den Feind in einem raschen Vorstoß hinterlaufen. Unsere Späher haben ermitteln können, dass dort die Cohors Brittorum und die Ala I Flavia steht. Dort werden wir mit unserer schweren Infanterie angreifen. Die Kavallerie und Auxiliae werden die Flanke sichern und die Reiterei bei einem Durchbruch sofort vorstoßen und dem Feind in den Rücken fallen."


    Soweit die allgemeinen Anweisungen. Allerdings musste natürlich jeder Centurio wissen, wo seine Einheit eingesetzt war, weshalb es nun kleinteiliger wurde: Auf dem Marsch würde die Legio VII die Vorhut bilden, beim Angriff würden die Legio VII und die Cohortes Praetoriae die vorderste Front bilden. Die XXIII, XXIV, XXV und XXXIII würden dagegen die Flanke in die Länge ziehen, um eine Umgehung zu verhindern - und natürlich nachrücken.


    "Der Anmarsch wird außerhalb der Reichweite der feindlichen Geschütze stattfinden und sich dann nach Westen wenden, wenn wir die Reichweite Vicetias passiert haben! Noch Fragen?"




  • Seneca stand stumm in der Besprechnung, er hörte den Ausführungen zu und hatte eigentlich keine Fragen. Seine Centurie würde also mit dem Rest der Truppe die Speerspitze des Angriffs bilden. Eine Ehre, allerdings auch ein Garant für hohe Verluste, und damit wollte er sich nicht so recht anfreuden..


    Aber damit müsste man wohl jetzt leben, der Plan war simpel, leicht auszuführen, es konnte wenig schief gehen, also hieß es wohl Sieg oder Tod.
    Der Centurio konnte es kaum erwarten seine Männer einzuschwören, einige würden den Abend nicht mehr erleben, aber sie waren die besten Roms, wenn es jemand schaffen würde, dann sie..

  • Auch Decius wohnte der Besprechung bei und lauschte den Ausführungen des Legaten aufmerksam. Vom Praefecten war ihm der Befehl über die Reserven gegeben worden. Er würde also mit den ihm unterstellten Männern nicht die vorderste Front abgeben, sollte jedoch dort eingreifen "wo es brannte". Er hoffte inständig, dass ein solcher EInsatz nicht nötig werden würde, aber er kannte die Centurionen der Praetorianer und wusste, dass sie ihre Männer gut ins Gefecht führen würden.


    Nichtsdestotrotz hätte er es lieber gesehen wenn die Praetorianer allgemein erst die "zweite Reihe" bilden würde. Immerhin musste man die Wirkung auf den Feind beachten, und wenn dieser gewahr wurde dass die Garde bereits zu Beginn in die Schlacht geworfen wurde, so könnte sich diesem der Gedanke aufdrängen, dass man bereits die letzten Reserven verheizte.

  • Der Marsch in die Schlacht stand unmittelbar bevor und Seneca spürte eine leichte Form von Anspannung, verständlich, denn für viele würde es heute der letzte Marsch sein, es sei denn sie fänden Freude daran im Elysium.
    Als er seine Kampfmontur angezogen hatte, sein Schwert und seinen Schild bereit, seinen Helm fest auf seinem Kopf, stellte er sich vor seine Männer um ein paar letzte Worte vor der Schlacht für sie zu finden..


    "Männer!", rief er als er sich vor ihren Zelten hinstellte und die Truppe begutachtete, "Wir brechen sobald wie möglich auf. Ich möchte dass ihr euch auf eure Stärken besinnt, auf eure Bestimmung, auf euren unbedingten Willen zu siegen. Wir ziehen gegen römische Legionen, unsere Brüder, aber sie haben sich von euch abgewendet, sie opferten ihren Eid und ihre Ehre für einen abscheulichen Zweck.", Seneca lief ein wenig auf und ab, es waren zwar nur 3 dutzend Männer, aber auch diese wollte Seneca bis unter die Zähne motiviert sehen, "Wir werden sie direkt und mit voller Wucht angreifen. Sie kauern nicht weit von hier hinter ihren Befestigungen, als ob sie das beschützen würde.", noch einmal hielt Seneca kurz inne, und sprach anschließend etwas lauter weiter, "Ihr seid die besten Soldaten Roms, wahrscheinlich auch darüber hinaus, jeder von euch, und es erfüllt mich mit Stolz euch anführen zu dürfen. Denkt an eure Ausbildung, denkt an eure Disziplin, und tragt die für die ihr kämpft in eurem Herzen. Folgt mir in die Schlacht Männer! Für den Imperator! Für Rom! Abmarsch!", wie ein kleiner Legat kam sich Seneca ja schon vor nachdem er seinen Männern ein wenig eingeheizt hatte, aber gerade in einem solchen Bürgerkrieg, und den Entbehrungen der letzten Tage, war es wohl wichtig dass sie von jedem einzelnen Offizier ordenlicht Dampf gemacht bekommen.


    Mit dem Marsch Kommando packten die Männer der Centurie ihre Ausrüstung und bildeten die klassische Marschaufstellung um mit dem Rest des Heeres gegen die Rebellen zu ziehen.

  • "Also wenn ich jemals Wein dabei gehabt hätte, hätte ich ihn schon längst selbst getrunken", lachte Avianus Fidenas zu und trank stattdessen einen Schluck Wasser, nachdem er den letzten Rest Puls aus dem Topf gekratzt hatte.


    Gerade als er sich wieder ein wenig hinlegen wollte, tauchte Seneca auf und hielt eine kleine Rede, die den Iunier leicht schlucken ließ. Für Rom!, riefen ein paar Soldaten um ihn herum. Avianus selbst rückte nervös seinen Gürtel zurecht und nahm den Rest seiner Ausrüstung hoch, ohne ein Wort zu verlieren. Nicht, dass noch jemand merkte, wie angespannt er tatsächlich war. Seine Angst hielt sich seltsamerweise in Grenzen und er hoffte das würde bis auf weiteres so bleiben. Nur eben die Nervosität ließ ihn das Kiefer verkrampft zusammenbeißen. Da konnte sein Cousin noch so ermutigende Reden schwingen.
    Auch als er zwischen den Reihen der anderen Prätorianer stand, zum Abmarsch bereit, hatte sich an seinen Gefühlen noch nichts verändert und während er durch seine Kameraden blickte, fragte er sich wen er heute Abend alles wiedertreffen würde. Und wo.

  • | Manius Laberius Maturus


    Am Nachmittag, nachdem die Praetorianer ebenfalls ein wenig Schlaf bekommen hatten, wurde zum Abmarsch geblasen. Wenig später marschierte das gesamte Heer vor dem Lager auf, wo man eine Tribüne für Maturus und Serapio errichtet hatte. Vorn standen die Praetorianer, dahinter nach Legionen gestaffelt das gesamte kaiserliche Heer - eine gewaltige Streitmacht, wie dem Laberier wieder einmal bewusst wurde. Das größte Heer, das er jemals befehligt hatte - und wohl auch jemals befehligen würde!


    Wie üblich wurden vor Beginn der Schlacht Auspizien eingeholt - natürlich im Namen des einzig rechtmäßigen Imperator Caesar Augustus Vescularius Salinator! Und auch wenn die Hühner trotz ihrer langen Diät (für solche Tage verließ Maturus sich lieber nicht auf die Schicksalswinke der Götter, um die Männer nicht zu verunsichern) nicht unbedingt begeistert nach den Körnern pickten, wurden die Zeichen schließlich als glückverheißend für das gesamte Imperium gewertet.


    Damit war es Zeit für die Adlocutio des Feldherrn, die große Rede, die natürlich schriftlich ausgearbeitet worden war und an vielen Stellen des Heeres von den Tribunen parallel verlesen wurde:


    "Milites!


    Der Tag der Abrechnung ist gekommen! Meilen um Meilen sind wir marschiert, haben Unwetter, Krankheit und Feindseligkeiten auf uns genommen, um heute hier zu stehen!


    Manch einer fragt sich vielleicht: Wozu? Vielleicht denkt sich mancher: Die auf der anderen Seite sehen aus wie ich! Das sind doch Römer, Brüder!


    Ich aber sage euch: Diejenigen irren sich gewaltig!


    Denn was macht einen Römer aus? Etwa ein eiserner Helm, ein kurzes Schwert und ein Scutum? Genügt es, in der Acies Triplex aufzumarschieren, vereint hinter einem goldenen Adler?


    Nein, Männer! Nur eine Armee auf dem Schlachtfeld heute wird aus wahren Römern bestehen! Nur eine wird mit dem Segen des Iuppiter Optimus Maximus und des Mars in die Schlacht ziehen! Und das sind wir!


    Denn was macht einen Römer aus?


    Da wäre Honestas, die Ehre! Ein Römer tut immer das, was seiner Ehre angemessen ist! Dazu gehört, dass er zu seinem Wort steht! Ein Römer spricht nichts leichtfertig aus, schon gar keinen Eid! Und deshalb stehen wir hier, selbst wenn mancher vielleicht Angst haben sollte, denn wir haben einen heiligen Eid geschworen, der Respublica und dem Imperator Caesar Augustus Gehorsam entgegenzubringen und sie zu verteidigen bis zum Tod! Diese dort dagegen haben ihren Eid schändlich gebrochen und damit jede Ehre verloren!


    Hinzu kommt Industria, der Fleiß! Seit alters her ist der Römer ein einfacher Mann und trotzt seinen Lebensunterhalt als Bauer der Erde ab! Zu ernten, wo er nicht gesäht hat, das steht ihm nicht an! Aber seht euch an, was diese dort tun: Sie glauben, durch Drohung den gesamten Staat unter ihre Herrschaft zu bringen! Ihre Anführer, viele junge Burschen, die gerade erst die Toga Virilis angelegt haben, glauben sich den langen Weg, den unermüdlichen Einsatz im Cursus Honorum sparen zu können, um mit einem Staatsstreich die Macht übernehmen zu können! Und ihr Heer wird angetrieben von der Gier, zur Belohnung für ihr schändliches Tun fette Beute zu machen wie Straßendiebe, die zu faul zu ehrlicher Arbeit sind!


    Auch Prudentia, die Weisheit, ist eines Römers würdig! Er weiß stets, wo sein Weg ist und hält sich an das, was ihm die Ahnen vorgegeben haben! Doch was tun diese dort? Sie verlassen die Mores Maiorum und bringen Leid und Tod über den Staat! Das Land wird Jahre und Jahrzehnte brauchen, um sich von diesen Wunden zu erholen - und trotzdem haben diese dort ohne Nachdenken einen Bürgerkrieg angezettelt!


    Doch vor allem zeichnet Pietas einen wahren Römer aus! Er weiß, dass er die Götter zu ehren, seine Familie zu respektieren und den ihm Vorgesetzten zu dienen hat! Diese dort aber sind erfüllt von Stolz! Decimus Serapio, der herbeigeeilt ist, hat mir heute morgen bestätigt, dass die Anführer dieser dort zweifellos unseren geliebten, verstorbenen Imperator Caesar Augustus ermordet haben! Sie haben den, den die Götter auserwählt hatten uns gerecht zu beherrschen, den Pater Patriae, der für sie sorgte wie ihr eigener Vater, niedergemetzelt! Und sie spucken auf sein Andenken, verraten seinen letzten Willen! Wer dies tut oder auch nur einen solchen Vatermörder unterstützt, kann kein Römer sein!


    Am wichtigsten von allen Tugenden eines Römers ist aber die Virtus, die Tapferkeit! Ohne Furcht steht ein Römer ein für die Seinen! Ohne Angst stellt er sich jedem Kampf, sei er noch so schmerzlich! Und dies werden wir heute unter Beweis stellen! Diese dort haben keine Ehre im Leib, sind faul, dumm und pflichtvergessen! Sie sind in ihr eigenes Vaterland gekommen, um genau dort Krieg und Tod zu verbreiten, wo das Imperium am verwundbarsten ist! Mit Tapferkeit hat das wirklich nichts zu tun!


    Und das wird sich gleich auf dem Schlachtfeld bewahrheiten! Wir sind diesen Bastarden in jeder Hinsicht überlegen! Wir werden ihnen zeigen, was es bedeutet, ein Römer zu sein! Und vor allem werden wir ihnen zeigen, dass man sein Bürgerrecht durch Verrat und unrömisches Verhalten verlieren kann! Wir werden sie dorthin zurücktreiben, wo sie hingehören: in die germanische Wildnis, wo sie unter Ihresgleichen jenseits aller Zivilisation leben sollen!


    Die Götter sind mit uns! Vivat Roma! Vivat Imperator!"


    Wie so häufig bei Reden steigerte Maturus sich immer mehr hinein und brüllte am Ende über die Köpfe seiner Soldaten hinweg, das Schwert in die Höhe gerissen und mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Und tatsächlich wurde sein Ruf aufgenommen und setzte sich Reihe um Reihe fort, bis das gesamte Heer die Stadt Rom und Salinator hochleben ließ!




  • Wenn überhaupt Diskussionen aufkamen, ob sie nun an den Plünderungen teilnehmen sollten oder nicht, so waren es recht kurze gewesen... aus denen Sönke sich schon VOR der Schlacht rausgehalten hatte. Zwar hatte er immer ein recht ideales Bild vom Legionärsleben, in denen Tapferkeit und Ehre größte Rollen spielten, allerdings war die Plünderung der gegnerischen Habe nach einer gewonnenen Schlacht immer wie selbstverständlich... nicht nur im römischen Raum war es nahezu verbrieftes Recht des Stärkeren sich an der Habe des Unterlegenen zu bereichern.
    Nach der Schlacht waren die Diskussionen nahezu verstummt... zuviel Blut war auf ihrer Seite durch die Hand der Kaiserlichen geflossen, als dass man dort noch großartig Rücksicht nehmen wollte... oder konnte. So stand auch Sönke, den die Erlebnisse der Schlacht mit Hochgeschwindigkeit vor eine mentale Mauer hatten rauschen lassen, mit dullem Kopf vor der Bewehrung des feindlichen Lagers nachdem man sie in ihrem eigenen von der Kette gelassen hatte.
    Ihr Centurio hatte sich entschlossen, wohl ob seiner Verletzung, nicht an der Plünderung teilzunehmen.. und so war es ihr Optio der für Ordnung in der Gruppe ihrer Centurie sorgte während sie mit wachsamen Blick in das Lager der Kaiserlichen eindrangen. Gedanken machte er sich keine... er tat einfach das, was die anderen um ihn herum für richtig hielten, allen voran die Veteranen. Und die bläuten ihnen, bei aller Vorfreude, gewisse Regeln ein um Stress mit den Oberen zu vermeiden: die Offizierszelte galten den Offizieren, Legionäre plünderten den ganzen Rest. Laut Erklärung seiner Begleiter gab es auch da genug zu holen... und je näher sie den Zelten kamen, desto höher rauschte auch der Puls ob der ganzen Aufregung. Es gab ganze Gruppen der Masse an Rebellen, die sich gegenseitig aufputschten und für die Plünderung heiser schrien oder sangen.. fast als wäre dies ein großer Ausflug mit dem Ziel der Bereicherung auf Kosten anderer.


    Sönke hielt sich einfach stumpf an sein Contubernium.. von denen sich alle vier aufgemacht hatten um sich und den im Lazarett liegenden Kameraden die Taschen zu füllen. Einer der Veteranen zog sie an den ersten Zelten vorbei, weiter in Richtung Mitte des Lagers... 'Die äußeren Bezirke sind bald überrannt, holt euch dort etwas wo weniger von uns rumstreunen...', gab er ihnen zu verstehen, und so tingelte das Quartett mit wachsamen Blick und düsteren Blicken durch das Lager immer weiter Richtung Prätorium. Sönke wollte schon auf eins der größeren Zelte zusteuern, da hielt ihn derselbe Veteran am Arm und schüttelte nur den Kopf: "Sicherlich das eines Tribuns oder schlimmer... nicht für uns, gibt nur Ärger. Da, dort weiter... da fangen wir an."
    Hinter ihnen erschollen bald Schreie, auch von Frauen... wohl Trossweiber, die sich entschlossen haben zu bleiben, warum auch immer. Aber auch Männerschreie waren zu hören, Schmerzensschreie... irgendwem kochte wohl gerade das Blut erneut über, oder jemand wollte sich fahrlässigerweise nicht von seiner Habe trennen und wurde mit Gewalt an den Ausgang der Schlacht erinnert. Das alles ging an Sönke vorbei, ihn kümmerte seit der Schlacht schon keine Gefühlsregung mehr.
    Das Zelt, das ihnen von ihrem erfahreneren Kameraden angedeutet wurde, wurde mit gezogenem Gladius geöffnet, sicher war sicher... doch es war leer. Schon rauschten die vier Männer hinein und machten sich an den Lagerstätten von gefallenen oder gefangenen Kaiserlichen zu schaffen.
    Sönke stürzte sich, dem Vorbild der anderen folgend, auf eine Lagerstatt und durchwühlte unbeholfen die dort herumliegenden Sachen... bis ihn einer seiner Kameraden, wohl schon erfahrener in der eiligen Suche nach Wertsachen, zeigte wie er selbst vorging: "Lass den ganzen Plunder hier liegen.. das braucht kein Mensch. Je schneller wir hier raus sind, desto schneller können wir uns ein anderes vornehmen... also: Geld, Schmuck, Edelmetall. Lass den Rest einfach bleiben.. das kostet nur Zeit... und jetzt sieh zu Sönke."
    So auf ein Beuteschema gepresst, dauerte es nicht lange: der Soldat den Sönke gerade beraubte hatte nicht viel. Eine Brosche aus Bronze, vierzehn Sesterzen, das war's. Bevor er sich darüber beklagen konnte, rauschten seine Kameraden schon aus dem Zelt und zum nächsten.. wo ein lauter Frauenschrei erklang. Als Sönke aus dem Zelt trat sah er, wie einer seiner Kameraden eine weinende Frau, wohl noch keine zwanzig Jahre alt, an den Haaren aus dem Zelt zog und ihr einen Tritt versetzte: "Halt deinen Mund geschlossen, und wir werden deine Beine nicht öffnen..."
    "Wieso eigentlich nicht?", wandte ein anderer ein, der Blick plötzlich von geifernder Lust erfüllt. Die ganze Gruppe hielt auf einmal inne und betrachtete die Frau, die sie mit angstgeweiteten Augen anblickte und sich so klein zusammenzukauern schien, als wollte sie verschwinden ohne davonzulaufen.
    "Naaaaa...", wandte der ältere Veteran ein, "...kostet zuviel Zeit. Mit dem Zeug was ich währenddessen abstaube kann ich mir später zehn Lupae leisten, und die schreien dann auch auf die richtige Art und Weise dabei."
    "Was ist aber, wenn ich JETZT ficken will?", entgegnete der andere ohne den Blick von der Frau abzuwenden, "Komm schon... Sönke, halt sie fest und sieh zu, dass sie mich nicht kratzt..."
    Bevor Sönke nachdenken konnte, hockte er auch schon am Boden, riss die Arme der Frau auseinander und drückte sie nieder. Ob er überhaupt nachdenken hätte können war im Moment keine Frage... er tat es einfach. Das Weib begann sofort lauthals zu schreien und um sich zu treten, und sein Kamerad musste kräftig zupacken um ihre Beine überhaupt in den Griff zu bekommen. Doch bevor er sie auseinanderdrücken konnte, entglitt ihm ihr linkes Bein, welches sofort zuschnellte und ihm mit Smackes zwischen die eigenen Beine trat. Der Mann ging mit einem Jaulen nieder, dass das der Frau um Längen übertönte... und vor Schreck sah Sönke nicht, wie die Frau sich zusammenkrümmte und ihm ihr Knie entgegensausen ließ. Einen Moment lang sah er nur Sterne.. doch er hörte nur Gelächter. Schallendes Gelächter.
    "HAH!! BEI IUNOS TITTEN, IST DAS ZU FASSEN?", lachte der Veteran mit tiefem Barriton, "Da lassen sich zwei Veteranen der Schlacht von Vicetia von einem Weibsbild übertölpeln... oh, danke Bacchus, dass du mich das noch hast erleben lassen. Jetzt kann ich in Ruhe... WEITERPLÜNDERN! Seht zu ihr beiden Ochsen, dass ihr hochkommt... wir haben noch viel zu tun..."
    Sönke rieb sich die nun schon an zweiter Stelle geplatzte Lippen, besah sich die Finger und sah Blut. Er fluchte leise über diese Torheit, und trat dem immernoch mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden kauernden Möchtegern-Vergewaltiger in den Hintern: "Festhalten, sagt er.. dass sie dich nicht kratzt, sagt er... vielleicht hätte er mal selber festhalten sollen, verdammter Idiot."
    Mit diesem Fluch spuckte Sönke noch einmal aus, bevor er sich zu den anderen in das Zelt begab um zuzusehen, dass er heute zumindest etwas reicher aus dem Lager der Kaiserlichen kam als er es betreten hatte.

  • Die ansonsten aufmerksamkeitsverwöhnte Aurelia war ganz froh, dass man ihr im Lager der Prätorianer eher weniger bis gar keine Beachtung schenkte. Außer ihren beiden Bewachern kam niemand in ihre Nähe und umgekehrt durften sie und ihre beiden Sklavinnen den Reisewagen und das abgesperrte kleine Stückchen Land davor nicht verlassen. Die Nerven der Aurelia lagen dementsprechend blank und hinzu kam die große innere Anspannung angesichts der bevorstehenden Schlacht. Niemand wusste wie diese ausgehen würde und was anschließend weiter mit ihnen geschehen würde. Würden die Prätorianer siegreich daraus hervor gehen, so wäre ihr Leben wohl kaum mehr etwas wert, aber auch wenn die Rebellen gewinnen sollten blieb ungewiss, was weiter mit ihr und ihren beiden Sklavinnen geschehen würde...


    Der Tag der Schlacht kam und nach vielen Stunden erreichte endlich die Nachricht vom Sieg der Rebellen das Lager. Ein Grund zum auf atmen war dies jedoch noch lange nicht. Unter den verbliebenen Wachen und sonstigen Anwesenden im Lager der Prätorianer setzte hektisches Treiben ein. In dem Moment zog die Aurelia es vor, sich mit ihren beiden Sklavinnen in der hintersten Ecke des Reisewagens zu verstecken um dort (bewaffnet nur mit einem Dolch) zitternd und betend der Dinge zu harren, die nunmehr auf sie zukommen mochten …


  • Darauf vertrauend das sein rekrutierter Helfer ihm folgte marschierte Publius Opiternius Burdo Evocatus der IVten Centurie der IIten Cohorte der Legion Secunda so schnell er konnte zum feindlichen Lager. Ja es war eigentlich schon fast ein Laufen.
    Im Normalfall war ja klar das man als einfacher Legionär an bestimmten Zelten vorbeiging und diese ignorierte und andere plündern durfte. Doch Burdo war Evocatus, alt und sich sicher das er wohl kaum nochmal in diese Lage kommen würde. Er kannte zuviele entlassene Veteranen die ihr Entlassungsgeld in wenigen Wochen oder Monaten durchgebracht hatten und nun betteln mussten. Er hatte nicht vor das ihm das auch passierte und daher vor dieses Mal richtig Beute zu machen. Aufgrund seiner langen Dienstzeit wusste er so grob wo was in einem römischen Feldlager war. Auch wenn dieses hier natürlich verdammt groß war. Aber die Feldherren hatten ihre Zelte immer grob an der gleichen Stelle und ihr Gepäck ebenso. Burdo und seine Begleitung rannten erst einmal durch die Außenbezirke und ihren Kameranden vorbei. Auch an den großen Zelten. Hier wäre sicherlich gute Beute zu machen doch auch wenn die Hohen Herren sich Zeit lassen würden, Burdo würde nicht fertig sein und weit genug weg wenn sie bei den Unterkunftszelten eintrafen. Von daher ließ er auch diese links liegen und lief weiter. Bis zum Tross wo die Wägen der Hohen Herren standen. Da viel ihm gleich ein kleiner abgesperrter Bereich mit einem großen Reisewagen auf. Das wars! ging es ihm durch den Kopf.
    "Das Ding holen wir uns," rief er über die Schulter davon überzeugt das der junge Artorier noch dabei sein würde.


    Vorsichtig näherte er sich dem Wagen. Wachen waren keine zu entdecken und ein paar Anzeichen deuteten daraufhin das diese wohl auch vor kurzem die Beine in die Hand genommen hatten. Da hörte Burdo aus dem Wagen Gemurmel was fast wie beten klang. Er grinste triumphierend, bestieg den Wagen und sah hinein.
    "WAs haben wir denn da?"

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