[INSULA TYRRHENA DIANIUM] Die tyrrhenische Insel Dianium & die Villa Rustica Ducciana

  • Als die Tiberia zu ihm trat und den Garten mit weichen Worten bedachte, kam Vala nicht umhin leise zu schmunzeln: "Ein verwunschener römischer Garten.", brummte Vala mit der ihm eigenen tiefen Stimme und wandte sich der Tiberia zu, "Du solltest den Garten meiner Familia in Mogontiacum sehen.. wobei man den wahrscheinlich dann als unheimlich betrachten könnte."
    Er bedachte seinen Gast mit einem Augenzwinkern und strich sich die Haare aus dem Gesicht, mit dem Effekt, dass der Wind ihm diese wieder dorthin wirbelte... schließlich gab Vala auf und stellte sich schlicht in den Wind, so dass dieser seine über die Ohren reichenden Haare einfach nach hinten strich.
    "Danke für dein Kommen, Tiberia.", begann er und ließ sich einen Moment Zeit, um mit schließlich ernstem Blick und bedächtig gewählten Worten zu beginnen: "Lass mich dir von meiner Heimat erzählen.. es wird dich überraschen zu hören, dass die Völker des Nordens und die des Südens nicht wenige Gemeinsamkeiten haben. Letztlich sind es aber die Unterschiede, die das Bild der Römer von den Männern und Frauen prägen, zu denen auch meine Ahnen gehören. Das Gemeinwesen der Menschen des Nordens, auch jener die innerhalb des Reiches leben, ist auch durch eine deutlich stärkere Rolle der Frauen geprägt, die nicht unwesentlich die Geschicke der Sippen und Stämme mitbestimmen. Sie nehmen an Things teil, werden vor wichtigen Entscheidungen gehört, und sind auch in der Öffentlichkeit der Stämme stimmberechtigt...", dozierte Vala, wobei er gewisse Details ausließ um die von ihm angestrebte Vermittlung eines hehren Ideals der germanischen Frau nicht zu trüben, "..was sich auch in der Heiratsfrage wiederspiegelt. Natürlich ist die Politik aus den Entscheidungen nicht wegzundenken... eine Heirat stellt auch bei den Völkern des Nordens ein verlässliches und starkes Mittel der Politik dar. Aber hier haben die Frauen ein deutliches Mitspracherecht.", führte Vala das Gespräch weiter. Dass die betroffenen Frauen faktisch kaum die Möglichkeit hatten, sich dem Votum der Sippe zu widersetzen ließ er einfach unter den Tisch fallen.. dass die politische Realität im Norden auch von Frauen mitgeformt wurde machte diese keineswegs besser, 'menschlicher' oder 'freier' für die Betroffenen, immerhin wussten alle um die Implikationen und Konsequenzen, und denen fügten sich sowohl Männer als auch Frauen. Letztlich waren diese Informationen eben nicht zielführend, denn Vala ging es um etwas anderes:
    "Das, was in Rom dem wohl am nahsten käme, wäre wohl der Sui Iuris-Status eines Menschen.", sprach er dieses an, als er den Blick vom Garten nahm und die Tiberia mit einem lange antrainierten und aus jahrelanger politischer Erfahrung geformten Blick der Selbstsicherheit fixierte, "Genau deshalb habe ich dich hergebeten, Tiberia. Ich trage dir hiermit die Ehe an."

  • Aquila lauschte der Wegbeschreibung zu der Insula, in der seine Verwandten lebten, und nickte der Tiberia mit einem flüchtigen Lächeln zum Dank zu, sagte aber nichts weiter zu dem Thema. Schlimm genug, dass er so davon erfuhr, dass seine Verwandten in Rom waren... das musste er nicht noch weiter ausbreiten vor zwei im Grunde Fremden.
    Aber es musste auch gar nicht weiter darüber geredet werden, denn angesichts der Führung hatte Aquila Themen genug, über die er schwadronieren konnte. Und gleich seine erste Andeutung schien beide zu interessieren, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Die Tiberia würde wohl den dankbareren Teil der Zuhörerschaft bilden, auch das wurde Aquila während der ersten Reaktionen klar, aber das hatte er sich im Grunde schon gedacht. „Oh, wer weiß das schon so genau“, zwinkerte er ihr mit einem schelmischen Grinsen zu, während er den Weg ins Innere der Insel einschlug. „Vertrieben wurden sie nie. Die Fischer hier erzählen sich, dass sie die Insel einfach irgendwann aufgegeben haben, als das Risiko entdeckt zu werden zu groß wurde... auch wenn keiner so genau weiß, ob sie wirklich weg sind.“ Aquilas Stimme klang dabei ziemlich unbekümmert, so als ob ihn das nicht im Mindesten interessierte, aber natürlich erhoffte er sich zumindest von der Tiberia eine entsprechende Reaktion. Wozu sonst erfand man solche Geschichten – oder schmückte sie zumindest gewaltig aus? Damit das Publikum auch was davon hatte, und damit dann auch der Erzähler. Aquila kratzte sich kurz an der Nase. „Auf der anderen Seite der Insel gibt es einen Sandstrand, daran schließen sich wieder Felsen an, die hier überall sind. Da gibt es eine Höhle...“ An dem einen wunderbaren Tag, den er frei hatte, hatte er die entdeckt, beim Schwimmen und Rumklettern. Machte sich jetzt natürlich wunderbar, sie einzuflechten in die Geschichte. „... die Fischer erzählen, dass die Piraten dort manchmal die Beute von ihren Raubzügen versteckt haben. Aber das ist bei weitem noch nicht das Interessanteste, was diese Insel zu sehen gekriegt hat.“

  • Zitat

    Original von Tiberia Lucia
    „Da du ja offensichtlich nicht weben kannst, wo liegen denn deine Talente noch - außer dass du tüchtig deine Arbeit verrichtest, heldenhaft Kleidungsstücke rettest und grandiose Führungen bietest?“ Ihr Lächeln wandelte sich während sie sprach in ein schelmisches Grinsen.


    Nachdem die nächste Wahl erst in gut einem Jahr anstand, hatte Aquila selbstredend das Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben – auch wenn er die im Grunde nicht brauchte, denn dass er kandidieren würde, so lang nicht irgendwas passierte, was wirklich dagegen sprach, stand für ihn eigentlich schon fest. Auch wenn er das dem Tiberier nun nicht auf die Nase band, das immerhin würde er ja noch früh genug merken.


    Das Thema Ehe, das dann angesprochen, interessierte Aquila nun überhaupt nicht, weshalb er sich da auch tunlichst zurückhielt... am Ende fragte ihn noch irgendwer, ob seine Verwandten da schon Planungen für ihn hatten. Was sie nicht hatten. Hoffte er jedenfalls. Aber bei Kerlen war das zum Glück noch mal was anderes, sah man ja auch an den anwesenden Herren, die beide doch um etwas bis einiges älter waren als er und immer noch ledig. Da war es doch weit angenehmer, mit der Tiberia zu plaudern, die ihn gerade ansprach, als sich mit Heiratspolitik zu beschäftigen. „Reicht das nicht an Talenten?“ fragte er mit einem leichten Grinsen zurück, das aber nicht nur schelmisch war, sondern auch ehrlich – dass ihr die Führung offenbar gefallen hatte, freute ihn. „Wasser und Pferde – alles was damit zu tun hat. Die Pferdezucht und andere Güter meiner Familie in Tarraco liegen teilweise an der Küste. Da kriegt man einiges mit, wenn man da aufwächst, selbst wenn man den Großteil der Zeit mit Unterricht verbringen muss.“ Zumal ein Teil seiner Ausbildung ja auch beinhaltet hatte das zu tun, was der Duccius ihm hier aufbrummte – sich einfach mal nützlich zu machen und ordentlich zu schuften. Um nicht zu vergessen, wo ihre Wurzeln lagen, oder so. „Ich bin ein ziemlich guter Auriga... nicht zu vergleichen mit den Toplenkern der bekannten Factiones, aber für kleinere Rennen unter Freunden reicht es allemal, die andern zu schlagen. Was ist mit dir? Irgendwelche verborgenen Talente, von denen ich wissen sollte?“ Auch wenn Aquila versuchte, zumindest mit einem Ohr weiter der Unterhaltung der beiden anderen Männer zu lauschen, fand er dass es jetzt einfach unhöflich gewesen wäre, sich dort wieder einzuklinken... und davon abgesehen: viel beitragen konnte er da eh nicht. Von dem, was er hörte, fertigte sein Senator den Tiberius und seinen Wunsch nach Glanz-und-Ruhm-Wiederherstellung-einfach-nur-weil-er-Patrizier-war-ohne-was-dafür-tun-zu-müssen ziemlich gut alleine ab.

  • Diese Einladung zum Garten seiner Familie war offensichtlich nicht ernst gemeint, immerhin war Mogontiacum eine Stadt da im hohen Norden, dennoch ging Lucia mit einem Lächeln darauf ein: „Ich bin sicher, der Garten deiner Familia ist einmalig.“ Wirklich, Lucia, einmalig? Du hättest dir auch ein prachtvoll, oder ein fantastisch abringen können, aber nein, wir bleiben lieber bei dem mehrdeutigen ‚einmalig‘! Ihr lächeln flackerte kurz und wurde dann vom Zwinkern Valas wieder gekräftigt. Der Mann hatte wirklich eine erstaunliche Ausstrahlung.


    Er dankte für ihr Kommen, das war ja auch das Mindeste, und fing an von seiner Heimat zu erzählen. Was sollte das denn werden? Wollte er ihr seine Kultur erklären, damit sie zwischen ihm und Lepidus vermittelte? Verwirrt strich sich Lucia ebenfalls die Haare aus dem Gesicht, mit ebenso wenig Erfolg wie Vala zuvor. So interessant das auch war, dass die Frauen bei den Wilden offensichtlich mehr Mitspracherecht hatten, hätte Vala ihr das nicht auch drinnen erzählen können? Wieder und wieder strich sich Lucia genervt die Haare aus dem Gesicht, während Vala dem Garten und ihr die Heiratspolitik erklärte.


    Als Vala Lucia dann endlich wieder direkt ansah, bekam diese das Gefühl, dass er nun zum Punkt kommen würde. Was da kam, traf sie dennoch vollkommen unvorbereitet. Ihre Gesichtszüge entglitten ihr völlig: Lucias Augen wurden groß, ihr Mund öffnete sich und ihre Hand hielt mitten in der Bewegung inne. Sie musste sich verhört haben! Stumm wie ein Fisch öffnete und schloss sie ihre Mund ein ums andere Mal, ehe sie endlich ein paar heisere Worte herausbrachte: „ Bitte… bitte was?“ Ihre Hand strich endlich die Strähnen nach hinten und verschwand dann rasch unter dem Umhang, den Lucia fester um sich zog. Verwirrt blinzelte sie wieder und wieder und war sich immer weniger sicher, ob sie gerade wirklich gehört hatte, was sie gehört hatte.

  • Lucia war sich nicht sicher, ob sich die beiden Männer nun vertrugen oder nicht, der Gesprächstonfall war irgendwie anders. Zumindest kam es Lucia so vor, denn wirklich zuhören konnte sie den beiden nicht, sie konzentrierte sich lieber auf die dritte männliche Person in der Runde. Der schien ihre Worte gut aufzunehmen und berichtete sogleich.


    „Ein Auriga?“, wiederholte Lucia mit bewunderndem Tonfall. „Ich liebe Wagenrennen! Aber ist das nicht gefährlich?“ Als ob da je einen jungen Mann von irgendetwas abgehalten hätte, aber Lucia war auch zu sehr Mädchen, als dass sie sich nicht gleich sorgen würde. Außerdem schien es Männern zu gefallen, wenn sich eine Frau fürsorglich äußerte und sie versuchte hier ja schließlich eine Charmeoffensive, die Decimus ihr zum Glück äußerst leicht machte.


    Die Frage nach ihren eigenen Talenten ließ Lucia kurz zögern. „Nichts so spannendes wie du…“, versuchte sie mit einem verlegenen Blick die Erwartung zu senken. „Aber ich beherrsche die Lyra recht gut und seit langem hat es niemand mehr geschafft mich in Mühle oder irgendeinem anderen Spiel zu schlagen.“ Sie grinste verschmitzt. Viel mehr gab es tatsächlich nicht über ihre Fähigkeiten zu prahlen, alles andere was sie konnte, hatte man als Frau einfach zu können oder sie wollte es lieber für sich behalten.

  • Die Besonderheit der Situation sorgte dafür, dass Valas ohnehin sehr unzuverlässig arbeitenden Sensoren für weibliche Signale heuer vollkommen versagten, beziehungsweise mit ihren Botschaften über die tiberische Verwirrung und Unsicherheit nicht zur Zentralmembran durchdrangen. Was wiederum dazu führte, dass Vala mit seinem Programm einfach fortfuhr, als hätte die Tiberia einfach nur akustisch nicht verstanden worum es ihm ging: "Eine Heirat, Tiberia. Du und ich.", betonte er daher noch einmal sein Anliegen und verzog gleich darauf eine Miene, als er auf die Defizite des Plans zu sprechen kam: "Ich bin mir bewusst, dass ich gesellschaftlich gesehen nicht die beste Partie bin. Ein Homo Novus aus der Provinz, dessen Familia erst vor einer Generation das Bürgerrecht erhalten hat... ein halber Barbar, quasi. Aber genau dafür brauche ich dich, Tiberia.", kam er nun auf den Nutzen der Tiberia in dem Plan zu sprechen: "Die dir von Geburt schon inneseiende Gravitas, die aus den alten Tagen der Urbs genährte Würde deines Stands und die dir offensichtlich eigene Anmut, deine unvergleichliche Schönheit und deine das römische Ideal vor Neid erblassen lassende Tugend sind Werte, die für sich gesehen sicherlich schön und gut sind... aber ohne die dazu passende Ambitio eines Mannes an deiner Seite sind diese Werte verschwendet...", fuhr Vala mit sekündlich zunehmender Verve fort, sah eine nahe Rose und pflückte sie ohne groß auf die Dornen zu achten, um sie der Tiberia vor die Nase zu halten: "Wie eine Rose in der Wüste... wo sie niemanden mit ihrer Schönheit betören und mit ihren Dornen Ehrfurcht gebieten kann. Sie braucht jemanden, der sie richtig zur Geltung kommen lässt... und ihre Qualitäten richtig einsetzt. Kurzum: Deine Gravitas braucht Ambitio, und meine Ambitio braucht Gravitas.", kam er schließlich auf den Nutzen ihres Bündnisses zu sprechen, wobei er sie wieder mit entschlossenem Blick fixierte: "Ich brauche dich, um die Defizite meiner Herkunft auszugleichen... und dein Bruder wird dir keine bessere Partie verschaffen können, als ich es bin. Wen auch immer dein Bruder anschleppt, er wird dich zu einem Leben im Schaukasten verdammen und wie so viele den alten Tagen hinterher trauern. Für mich gibt es kein zurück, für mich gibt es nur die Zukunft... eine große Zukunft, und sie wird noch größer, wenn du erkennst wie wir sie zusammen formen können!", führte er seine kleine Rede mit großer Entschlossenheit zum Schluss, und schlug sich zur Unterstreichung dieser Entschlossenheit mit der linken Faust in die flache Rechte: "Deine Gravitas und meine Ambitio ergänzen sich perfekt! Erkenne dies... tue dich mit mir zusammen, werde meine Frau, und zusammen werden wir das Reich be...wegen.", streckte er zum Schluss die wie zum Greifen geformte Hand nach ihr aus, und irgendwas in ihm verspürte den seltsamen Drang, ihr mit bedeutungsschwangerem Tonfall kundzutun er sei ihr Vater. Diesen abstrusen Gedanken abschüttelnd betonte Vala noch einmal im kurzen, was er eigentlich meinte: "Komm mit mir und uns wird sich nichts in den Weg stellen können! Werde meine Frau, und die Welt wird uns gehören!"

  • Geduldig hörte sich Tiberier den Schwall der Worte an, die ihn hier von irgendetwas überzeugen sollten, worüber sich eine intensive Debatte im Grunde erübrigte. Doch damit der Senator sich hier nicht einbilden musste, gänzlich auf Granit zu beißen, wollte Lepidus doch gerne antworten. "Zumindest in einem Punkt gebe ich dir gern Recht und zwar, dass dieses Thema seit langem - auch schon vor der Zeit des Usurpators - diskutiert wurde. Doch dann sind die Tendenzen doch nicht so eindeutig, wie du sie hier darstellst." Es war doch wie in jeder Debatte, in der man einen Standpunkt vertrat. Wenn die Seiten erst einmal festgefahren waren, wie sollte es da eine Auflösung geben? Zumindest nicht indem man Gräben schaufelte, die doch der Duccier doch gerade vermeiden wollte. An diese Sache musste man wahrlich anders herangehen, wenn man denn tatsächlich etwas erreichen wollte. Eine Alternative sah der Tiberier allerdings am Horizonte, doch dazu würde er wohl erst kommen, wenn er dem Senator gezeigt hatte, warum eine solche Argumentation wohl keinen Patrizier jemals überzeugen würde. "Die unbestreitbare Tatsache, die sich uns bietet ist doch jene: Kein Kaiser hat sich jemals dazu durchringen können, die Steuerfreiheit zu kippen. Lediglich ein Tyrann hat dies durchgesetzt. Hier von einer Unvermeidlichkeit zu sprechen, ist deutlich fehl am Platz. Denn sehen wir doch weiter: Gehört es nicht sogar zur ganzen Wahrheit, dass selbst dee Usurpator keine Mehrheit im Senat gefunden hatte, diese Steuerfreiheit für Patrizier aufzuheben? Dieses Faktum gebietet Anlass zum Staunen, denn viele Patrizier, die sich im Senat dagegen auflehnen konnten, gab es zu jenem Zeitpunkt wohl nicht. Den Vorwurf, ich stelle eine 'Sache einfach dar, die wahrlich nicht zu vereinfachen ist' werfe ich dann 'einfach' an dich zurück." Lepidus lächelte. Die Sache war sicher etwas komplizierter, aber dann konnte man sie auch gleich richtig kompliziert machen. "Die Aufhebung brauchte ganz offensichtlich einen rücksichtslosen Herrscher, der weder auf die allgemeine Stimmung, noch auf die Senatoren Rücksicht nahm. Es ist - und das kann man leider nur schwerlich bestreiten - ein Alleingang des Usurpators gewesen. Die Steuerfreiheit entspricht weder dem Willen des römischen Volkes noch des römischen Senates. Leider muss man auch Cornelius Palma vorhalten, dass er sich der Steuerfrage bisher noch nicht angenommen hat. Derzeit spotten wir jedoch Iustitia durch diese unrechtmäßige Regelung."


    Leider war es auch nur schwer verdaulich, wenn der Duccier so einfach über Traditionen urteilte. Über das, was zu ihnen gehörte oder was nicht: Dies war nun wahrlich nichts, was man aushandeln konnte, sondern es waren feststehende Belange. Wer so einfach die Rechte der Patrizier beiseite wischte, der konnte sich bei ihnen auch kaum beliebt machen. "Es mag ja gern eine Folge sein, doch das ist vollkommen irrelevant, denn was bringen uns Traditionen und die Taten unserer Ahnen, wenn sie keinerlei Folgen mehr nach sich ziehen? Was bleibt noch zur Würdigung der Gentes übrig, die sich in der Vergangenheit hervorgetan haben? Du kannst dir damit deine Frage selbst beantworten, weshalb die Patrizier gegenüber 'ranghohen' Plebejern bevorzugt wurden. Ihnen fehlt die Tradition, ihnen fehlen die Ahnen, ihnen fehlt ein konsequentes Eintreten für die Sache Roms teilweise über Jahrhunderte! Was bleibt noch von all dieser Leistung, von all dieser Anstrengung, wenn diese keinerlei Folgen mehr nach sich zieht? Den Plebejern ist doch bereits fast alles gegeben worden. Auch heute ist die Diskussion um patrizische Vorrechte lediglich eine Neiddebatte unter völliger Ausblendung der Vergangenheit. Mir ist es höchst schleierhaft, wie die Besinnung auf Tradition und Vergangenheit einem merkwürdigen Zukunftspragmatismus gewichen ist. Diese Art von Progressivität scheint mir ein sehr neuartiger 'Trend' zu sein, der für mich in Denkkategorien rangiert, die nicht typisch für Rom sein sollten. Wir werden mit einem solchen Kurs nur noch mehr von unserem römischen Wesen verlieren." Als religiöser Fanatiker malte Lepidus solche Prophezeiungen natürlich gerne an die Wand. Und überhaupt war für jeden Patrizier das Ende der Welt doch schon morgen gekommen, sollte auch nur irgendetwas von ihren Privilegien verlustig gehen.


    "Da du so freundlich warst, mir einen Rat zu erteilen, so wäre es natürlich bedauerlich, wenn ich nicht ebenso einen für dich hätte." Und damit kam der Tiberier zurück auf einen Gedanken, den er schon einmal hatte und der die Auflösung dieses kritischen Themas vielleicht versprach, auch wenn er selbst das natürlich nicht unbedingt für die beste Lösung hielt. Kompromisse waren etwas für Schwächlinge. "Wenn du weniger Feinde haben willst, solltest auch du dich ganz besonders, um Klugheit in der Präsentation deiner politischen Positionen bemühen", sprach der Tiberier etwas rätselhaft. "Die Steuerfrage wird wieder auf die Tagesordnung gesetzt werden. Die Patrizier werden dies zur Wiederherstellung der Vor-Usurpator-Zeit verlangen - da bin ich mir sehr sicher. Und genau dann werden die alten Zustände wieder eintreten, die du dir nicht zurücksehnst. Und weshalb werden sie das? Weil es ein simples Spiel des Für und Wider ist. Die Patrizier pochen auf ihr Recht, der Rest ist dagegen. Keine Bewegung wird kommen und viel heiße Luft wird versprüht. Doch warum sollte jemand wie du diesen Kreis nicht durchbrechen, indem er einfach nur klug ist?" Und immer noch wusste man nicht, was Lepidus damit meinte, dabei war es eine recht einfach Schlussfolgerung zu der er kam. Viel zu unspektakulär, als dass man sie so vorbereiten musste. Aber auch er selbst mochte den Klang seiner Worte. "Entweder du stimmst mit deinen Standesgenossen ein, hetzt gegen die Patrizier und die ach so schändliche Steuerfreiheit oder du setzt dich für einen neuen Vorschlag ein, der weiter geht als nur: Steuerfreiheit oder Nicht-Steuerfreiheit. Es ist ganz einfach: Biete meinem Stand etwas im Gegenzug an. Etwas, was vielleicht nicht so viel Geld kostet, wie eine Steuerfreiheit, aber dennoch symbolischen Wert hat. Etwas, wodurch mein Stand seine Bedeutung gewahrt weiß. Ich bin mir sicher, viele Patrizier wären der endgültigen Abschaffung der Steuerfreiheit dann deutlich aufgeschlossener und würden vielleicht sogar den Argumenten lauschen, die du und andere vorzubringen hättet." So hoffte der Tiberier die Gemütslage der Patrizier ein wenig verständlicher gemacht zu haben. Wenn man nicht gerade so revolutionär sein und die ganze Ständeordnung abschaffen wollte, so musste man den Patriziern nun einmal einiges belassen, auch wenn es sich nur noch um symbolische und keine wirklich handfesten Vorteile mehr handelte. Da sollte doch mal noch jemand behaupten, der Tiberier sei nicht zu pragmatischen Überlegungen fähig. Aber dass ein jeder Patrizier nicht einfach so für nichts seine Privilegien aufgeben würde war wohl verständlich und damit musste jeder rechnen, der einen Angriff auf diese vollzog.


    EDIT: Fettdruck

  • Er sprach einfach weiter! Es war nicht zu fassen! Lucia konnte ihren entgeisterten Blick nicht von diesem Mann nehmen, der ein so unmögliches Angebot mit so großer Selbstsicherheit vortrug. Eine Heirat? Das war schlicht undenkbar! Lucia griff fester in den Stoff ihres Umhangs, nicht wissend was sie tun sollte. Vala sagte es doch selbst! Eine Patrizierin und ein Homo Novus? Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Die folgenden schmeichelhaften Äußerungen hätten Lucia unter normalen Umständen mindesten zum erröten gebracht, doch jetzt verstärkten sie nur noch das unwirkliche Gefühl, das ihr diese Situation bereitete. Das war wirklich sein Ernst. Ihr wurde mulmig. Dem half auch der Duft der plötzlich unter ihre Nase gehaltenen Rose nicht. Lucia zuckte zusammen. Eine gepflückte Blume, sie hatte genug Zeit zum Lesen gehabt, um zu ahnen wofür diese auch stehen konnte und sie zog sich noch etwas tiefer in ihren Umhang zurück. Ihr Unbehagen wuchs in gleichen Maßen, wie Valas Rede an Entschlossenheit zunahm. Als er schlussendlich die Hand nach ihr ausstreckte zuckte sie abermals und wiederstand grade so dem Impuls zurückzuweichen.
    Sie musste ganz offensichtlich etwas erwidern, nur was? Lucia wich Valas Blick aus und die Sekunden verstrichen. Irgendwas… Lucia rang um Worte, doch ihr Kopf war wie leergefegt. „I…ich…“, begann sie stotternd und schüttelte den Kopf. „Das…“, sie trat einen vorsichtigen Schritt zurück und räusperte sich. „Das geht doch nicht! Das ist doch… ein Scherz… oder?“ Der Satz klang wie eine Bitte, der mit einer fiebsigen unsicheren Frage schloss, die um Bestätigung bettelte. Endlich schaffte es Lucia auch Vala ins Gesicht zu blicken. Das konnte er einfach nicht ernst meinen!

  • Bei aller professioneller Gelassenheit, die Vala sich als Heeresoffizier und Berufspolitiker selbst in die Knochen gezwungen hatte, sah er nun ein, dass er sich offensichtlich etwas verrannt hatte. Wobei etwas sicherlich milde untertrieben war... hier ging es immerhin nicht darum die Tochter eines neureichen Ritters für sich zu gewinnen, er wagte hier nicht weniger als seinen persönlichen Meisterstreich, sein Husarenstück... und offensichtlich war er dabei zu scheitern. Was nicht unerwartet kam, denn letztlich war Plan B der Plan A, nur dass er diese Masche vorschieben musste um es wenigstens versucht zu haben und Plan B präzise einzuleiten.
    Dass ihm hier Unglauben gegenüberschlug, die eine doch recht erfrischende Abwechslung zur prompten Ablehnung seiner zuvorgehenden Versuche darstellte, kam allerdings nicht im Plan vor.
    Es kränkte ihn, natürlich, Valas Ego war gerade hinsichtlich weiblichen Zuspruchs oder Ablehnung nicht gerade unempfindlich. So war das ganze Heirats-Anbahnungs-Prozedere für ihn nicht weniger gewesen als eine Tortur die ihn hart an seine Schmerzgrenze führte, allerdings musste er hier sein eigenes Empfinden dem letztlichen politischen Nutzen unterordnen... und der letztlich nicht nur natürlichen Pflicht Erben seiner Errungenschaften in die Welt zu setzen. Dementsprechend gab es auch nur eine Option in dieser Sache: Sieg oder Untergang.


    "Natürlich meine ich das ernst.", sprach Vala daher, allerdings weniger überzeugt als zuvor, von der Verunsicherung der Tiberia leicht angesteckt, "Mit so etwas macht man keine Witze... und ich bin nach wie vor überzeugt, dass uns beiden Großes erwartet, wenn du nur die richtige Entscheidung triffst!"

  • "Wenn wir das ganze Lametta zur Seite lassen...", mahnte Vala an, der sich auf rhetorische Verdrehungen nicht einlassen wollte und lieber mit nüchternen Fakten arbeitete, "...war Vescularius ein Herrscher wie jeder andere, genauso wie es Cornelius Palma ist. Und er hatte eine bequeme politische Basis der, wie wir wissen, nur mit militärischer Macht beizukommen war. Ein gewisses Maß an Rücklosigkeit kann man ihm daher wohl vorwerfen, wenn es darum ging die dem Princeps inneseienden Amtsbefugnisse zu nutzen, wenn der Senat nicht in der Lage war die richtige Entscheidung zu treffen. Übrigens einer der Gründe, warum der Senat den Principes eben diese Amtsgewalt seit den Tagen des Divus Augustus immer wieder anträgt... warum also der Gebrauch dieser Amtsgewalt rücksichts- oder gar rechtlos sein sollte... ich weiß nicht. Und ich würde zudem das Scheitern der damaligen Abstimmung im Senat sicherlich nicht mit Solidarität gegenüber eurem Stand oder gar nur dessen Privilegien verbinden. Wenn ich mich recht entsinne ist die Abstimmung eher an der Gier gewisser plebeischer Senatoren gescheitert, die die Befreiung von der Steuer auf sich ausgedehnt sehen wollten... und durch die Abschaffung des Privilegs ihr Ziel in weite Ferne rücken sahen. Kurzum: wir mögen römischen Michl mit Geschichten über den Usurpator schrecken, fest steht jedoch: seine Handhabe war rechtlich wasserdicht und seine politische Basis breit genug um bequem regieren zu können. Was Cornelius Palma übrigens noch nicht kann, weshalb ich nicht davon ausgehen würde, dass er sich diesem doch recht delikaten Thema allzu schnell annimmt.. eben weil er sich nicht sicher sein kann, ob er damit eher gewinnt oder verliert."


    Während der Tiberier sich über Tradition und damit einhergehende Privilegien erging, tischten die Unfreien des Hauses den nächsten Gang auf, welcher nach der leichten Vorspeise aus einem deutlich von Meeresfrüchten dominierten Hauptgang bestand, die durch kleine Alibi-Dreingaben von Schweinefleisch auch der Landratte bekömmlich gemacht werden sollte. Im Zentrum der Meeresfrüchte, die aus vorfiletiertem Seehecht, stark gewürzten Makrelen und dem obligatorischen Tintenfisch bestanden, war ein großer Hummer der weit über Armlänge hinausging und mit vielerlei Blattwerk, die zur Farbe des Panzers passte, zum optischen Augenschmaus geriet. Schnickschnack, den man im Hause des Duccius nur mitbekam wenn Gäste zugegen war die es zu beeindrucken galt. Was eigentlich nicht schwer sein sollte, da (vor allem frische) Meeresfrüchte wegen ihrer schnellen Verderblichkeit immernoch eine luxuriöse Delikatesse waren.
    "Wie ich sehe, ist auch dir das alte Selbstbewusstsein seines Standes inne, sowie auch dessen rheotirsches Geschick offensichtlich nicht spurlos an ...", schmunzelte Vala so viel wie nichtssagend, ohne dabei deutlich zu machen wie wenig er von diesem im Angesicht zunehmenden Bedeutungsverlusts offensichtlichen Selbstbetrug hielt. Letztlich stand dies doch der Behebung eben jener Valas Ansicht nach selbst verschuldeten Misere im Wege, was den durchaus alten Stand der Patricii nur als schön anzusehende aber doch leere Vase zurückließ, die man in die Ecke stellte um den Besuch kurz zu beeindrucken... ansonsten aber keine wirkliche Verwendung mehr für sie hatte.
    Ungelogen hatte natürlich diese Strahlkraft der Patricii immernoch etwas für sich, so dass Vala sich genau diese zunutze machen wollte. Allerdings schien der Tiberier nicht so zugänglich wie erhofft und kreiste offensichtlich in den selben Teufelskreisen seiner Standesgenossen, weshalb Vala seine Hoffnungen auf die junge Tiberia bauen musste... was er wenige Tage danach auch tat.


    "Bitte, esst.", lud Vala seine Gäste und seinen Tiro ein sich zu bedienen und brach zur Aufmunterung einen Arm des Hummers ab, wobei er sich mittlerweile recht geübt darin zeigte das Fleisch aus dem Panzer zu schälen.


    "Du scheinst mich zu missverstehen, Tiberius...", kam Vala schließlich nach einigen Bissen wieder auf das Thema der Politik zu sprechen, "...ich sehe mich in dieser Hinsicht in keinerlei Zugzwang. Genauso wenig ist es an den plebeiischen Senatoren, den Patriziern irgendetwas als Ausgleich für den Verlust dieses schnöden und sehr monetären Privilegs zu bieten. Es ist eher an den patrizischen Senatoren zu beweisen, dass sie auch mehr Politik machen können als diese ewige Leier. Und genau deshalb sehe ich es auch als müßig an über etwas zu sprechen, das nicht nur meiner Auffassung nach in den nächsten Jahren nicht wieder auf die politische Agenda kommen sollte, solange wirklich dringende Angelegenheiten unbehandelt bleiben."

  • Für Lepidus Verhältnisse fand Lucia ihn mehr als interessiert. Er fragte immerhin nach und schien auch tatsächlich mehr wissen zu wollen. Das wünschte sich Lucia manchmal, auch wenn es sie nicht im Mindesten aufhielt ihrem offensichtlich desinteressierten Bruder ihre eigenen Geschichten zu erzählen.
    Aquila schien seinen Spaß daran zu haben die Geschichte zum Besten zu geben und Lucia spielte nur zu gerne mit. Sie lauschte ihm aufmerksam und legte im richtigen Moment die Hand an die Wange, während sie ein milde erschrockenes Gesicht machte. „Aber wollt ihr denn nicht sicher gehen, dass sie euch hier nicht irgendwann einfach überfallen?“
    Die Erzählung ging weiter, über einen in einer Höhle versteckten Schatz. Lucia wandte sich an ihren Bruder: „Ob da noch etwas da ist, was denkst du?“ Und wieder an Aquila: „Habt ihr schon nach diesem Schatz gesucht, oder haben die Piraten alles wieder mitgenommen?“

  • Er meinte es ernst… Er meinte es tatsächlich ernst! Ein klitzekleiner Teil in Lucia hatte doch tatsächlich noch gehofft, dass Vala in Lachen ausbrechen würde und ihr versicherte, dass er diese bizarre Szene ein offensichtlich missglückter Scherz war. Doch er meinte es tatsächlich ernst!
    Lucia biss die Zähne zusammen. Wie konnte sie dieser Barbar nur in so eine unmögliche Situation bringen? Es gab keine nette Art so ein Angebot abzulehnen, aber schließlich wollte Lucia auch nicht die Beziehungen ihres Bruders torpedieren. Also versuchte sie zögerlich an Valas Logik zu appellieren: „Du hast ja eben selbst gesagt, dass du weißt, was du für eine Partie für mich wärst. Und du hast von meiner Gravitas gesprochen. Deshalb hoffe ich, dass du mir diese Antwort nicht übel nimmst…“ Lucia biss sich auf die Lippe und konnte das Nein doch nicht so direkt aussprechen. „Ich meine, das kann ich meiner Familie, meinem Bruder doch nicht antun. Er hat sicher Pläne und… Ich hab meiner Familia gegenüber gewisse Verpflichtungen und… Du musst dir doch darüber im Klaren sein, dass das absolut unmöglich ist!“ Lucia schüttelte heftig den Kopf. „Aber wenn du dir darüber im Klaren wärst, dann hättest du mich offensichtlich nicht gefragt. Aber du hast es immerhin selbst gesagt! Zumindest hast du es angedeutet, dass du dir darüber im Klaren bist, auch wenn du zu anderen Schlüssen gekommen bist.“ Lucia war ins nervöse Plappern geraten und konnte ihrer eigenen Logik nicht so ganz folgen, wusste aber wenigstens absolut sicher worauf sie damit hinauswollte. Sie traute sich nur einfach nicht es direkt auszusprechen. Irgendwas an dieser Insel und an diesem Germanen bereiteten ihr ein mulmiges Gefühl und sie wollte ihn nur ungern wütend machen. „Ich meine, du musst es dir doch selbst schon ausgemalt haben, oder? Es… es… also… du verstehst das, oder? Ich mein, du kannst ja wohl kaum mit einer anderen Antwort gerechnet haben…“ Sie schluckte nervös und hoffte, dass Vala sie irgendwo mit einer Zustimmung zu ihrer Ablehnung unterbrach.

  • "Ich muss ehrlich zugeben...", antwortete Vala zunehmend schmallippig, als er erkannte dass doch kein Wunder geschah und sich der Tiberia die einmalige Chance, vor der sie hier stand, einfach nicht eröffnen wollte, "..ich habe mit dieser Antwort gerechnet. Allerdings habe ich ebenso gehofft, dass du erkennst, dass all das was du gerade angesprochen hast mit mir eintreten wird. Ich werde nicht nur nach ganz oben eilen, ich werde einer der mächtigsten Männer des Reichs werden. Und die Pläne deines Bruders sind recht offensichtlich... und für genau diese ist es wichtig potente Verbündete zu haben. Und keine potenten Feinde...", mit den letzten Worten verhärteten sich Valas Züge endgültig, war dies doch nur der erste Streich.

  • Er hatte damit gerechnet, er sagte es selbst. Aber warum sah er dann so aus, als ob Lucia ihn tödlich beleidigt hätte? Die junge Tiberia war hin- und hergerissen zwischen Angst und Wut. Flucht oder Angriff? Die doch recht eindeutige Drohung zum Schluss machte ihre Wahl nicht einfacher. „Ich hoffe doch, dass dies hier keinen Keil zwischen unsere Familien treibt.“, brachte sie mit überraschend fester Stimme hervor, trat jedoch gleichzeitig einen Schritt zurück. „Ich sollte vielleicht besser wieder reingehen… Ja, das werde ich dann jetzt wohl auch besser.“ Sie zwang ein schiefes Lächeln auf ihre Lippen. „Vale.“ Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging mit bemüht gemessenen Schritten zurück nach drinnen, ehe sie sobald sie außer Sichtweite des Ducciers war endgültig die Flucht in ihr Zimmer ergriff.

  • Bei so vielen bösen Worten musste der Tiberier wirklich aufpassen, dass ihm sein Essen nicht gleich wieder hochkam. Zum Glück hatte er einen wohltrainierten Magen. Jemanden hier vor sich zu haben, der nicht einmal ansatzweise daran interessiert zu sein schien, das Bild des Vesculariers für die Geschichte so entstellend wie möglich darzustellen, machte ihn mehr als misstrauisch. So richtig wollte ihm das Ganze nicht einleuchten. Als zuteifst Betroffener ohnehin nicht. "Sehr warme Worte für diese Gestalt, die unser Reich so verunkelte. Ich muss zugeben, dass ich von einem, der gar das Schwert gegen dieses Individuum erhob, einen anderen Ton erwartet hätte." Vergleiche erübrigten sich nach der Ansicht des Tiberiers. Der Duccier schien wie aus der Vogelperspektive auf all diese Sachen zu blicken, ohne ein eigenes Interesse oder dem Weg der Geschichte eine gewisse Richtung verleihen zu wollen. Aber darauf, ob der Usurpator nun ein Herrscher 'wie jeder andere' war, darauf wollte der Tiberier sich nun wahrlich nicht einlassen. Für ihn gab es keine zwei Meinungen und die offensichtliche Präsenz einer solchen zweiten Meinung musste ihn zwangsläufig zu Ignoranz führen. Somit beließ er es bei einem abschließenden Kommentar. "Was wir als rechtmäßig empfinden ist einerlei. Was allerdings die Götter darüber denken, haben sie in der Art des Ablebens des Usurpators deutlich gemacht. Meine Ansicht ist keine irdische." Aus diesen Worten konnte nun klug werden, wer wollte.


    Etwas gequält sah Lepidus zum neuen Gang und den dargebotenen Meeresfrüchten. Sie galten ihm gleichsam als Zeichen sich vielleicht lieber auf die kulinarischen Wohltaten, denn auf die umanfangreichen politischen Debatte zu stürtzen. Wohl musste er jene zu einem Ende führen, denn viel Bewegung oder gar neue Erkenntnisse waren hier nicht hervorzuzaubern, ganz zu schweigen von einem wachsenden Unwohlsein im Bezug darauf, dass der Peiniger der Patrizier und seiner selbst im Speziellen hier als ach so gewöhnlich galt. Nun gut, wenn man vielleicht davon absah, dass sich der Tiberier nun ein deutlich besseres Bild vom 'Politiker' Duccius Vala machen konnte, was in der Tat neue Erkenntnisse zutage förderte. "Oh, hier liegt keineswegs ein Missverständnis vor. Selbstverständlich sprach ich von einem zukünftigen Ereignis und das entstehende Szenario ist hypothetisch. Dass du und andere jetzt keinen Handlungsbedarf habt, das verwundert mich keineswegs." Als wenn auch nur ein Plebejer für einen Patrizier einen Finger krum machen würde. "Aber denkt an meine Worte wenn es erst einmal soweit ist." Mehr blieb dem nicht hinzuzufügen.


    So langsam fragte sich der Tiberier allerdings, welche Absicht der Duccier nun genau hatte, als er ihn auf seine Insel bestellte. Im Grunde hätte er wohl auch mit jedem anderen über Politik sprechen können. Was der Aedil überhaupt von seiner Anwesenheit hatte, konnte er bislang kaum ahnen. Bisher hatte er wohl Freude, seiner Schwester schöne Augen zu machen, doch von ihrer Anwesenheit konnte er bei Aussprache der Einladung im Grunde noch nichts wissen. Somit wartete Lepidus irgendwie noch auf den Höhepunkt der Unterhaltung. Nicht, dass er hier bereits blind in eine Art "Einschläferungstaktik" gerannt war. Nicht nur sprichwörtlich verfiel der Tiberier in Schlaf, sondern musste sich inzwischen auch mächtig zurückhalten, wenn er das Bedürfnis verspürte zu Gähnen. Ob der stolze Patrizier mit Meeresfrüchten bei Laune gehalten werden konnte, blieb dabei völlig offen. Immer wieder suchte er nun auch den Blickkontakt zu seiner Schwester. Sein gleichsam ratloser, wie auch ungeduldiger Blick war für sie sicherlich Spiegelbild seiner Seele genug. Ob sie besser wusste, was sie hier tat? Lepidus musste es ihr fast wünschen.

  • "Gerade weil ich das Schwert gegen ihn erhoben habe, kann ich mich für eine derart einfache Sicht der Dinge nicht wirklich erwärmen. Ich habe das Wirken des Vescularius vor dem Bürgerkrieg mitbekommen, ich habe mitbekommen wie wir sowohl im Norden als auch Süden Italias in Sachen Schlachtenglück auf Messers Schneide standen... und ich habe bei der 'Säuberung' nach dem Fall Roms miterlebt, wie tief der Vescularius eigentlich im Sattel saß.", kommentierte Vala seine eigene Ideologielosigkeit als würde er ein Rezept referieren, während er sich gütlich am Tintenfisch tat, "Auch die Götter haben sich mit ihrem Zeichen ziemlich lange zurückgehalten, offensichtlich waren sie sich selbst nicht allzu sicher, wem sie jetzt hier ihre Gunst schenken sollten. Was der Kaiser offensichtlich ebenso sieht... hätte der Vescularier ein klares Unrechtsregime ohne Rückhalt in Senat und Bevölkerung geführt, wäre eine derartige Friedenspolitik wie unser neuer Princeps sie anstrebt überflüssig. Egal wie sehr wir noch ausschreien lassen, dass Rom befreit wurde... es war nichts anderes als ein äußerst blutiger Machtwechsel dessen Ausgang bis zuletzt unklar war. Er war mein Gegner, ohne Frage, aber ein äußerst potenter Gegner"


    Soweit das erste Thema abgehakt, blieb ihm beim abschließenden Kommentar des Tiberius zum zweiten nur ein beifällig-schmales Lächeln, das man zeigte wenn einem in einem Thema bei dem man offensichtlich nicht zusammenkam wenig mehr konstatieren konnte, dass man eben nicht einer Meinung war und dementsprechend auch keinen Kompromis finden würde.
    Im weiteren Verlauf des Essens ergab sich dennoch das eine oder andere zwanglose Gespräch über Belangloses, bis Vala schließlich nach der Nachspeise aus eingelegtem und frischem Saisonobst und leichtem Gebäck schließlich Tacheles sprach: "Tiberius, ich habe dich und deine reizende Schwester hierher eingeladen, um mich mit der nötigen Aufmerksamkeit deinem Angebot der Wahlkampfspende widmen zu können. Der Wahlkampf ist teuer, das Amt wird teurer, und die damit verbundenen Spiele werden am teuersten sein... und auch wenn ich wirtschaftlich recht solide dastehe, kann ich nicht verhehlen einem derartigen Angebot alleine schon aus dem Gedanken des Do ut des nicht abgeneigt zu sein... eine Hand wäscht die andere, und ich muss nicht erwähnen wozu meine Hände gerade imstande sind."

  • Auch in seinen Schlussworten blieb sich der Senator treu. Es war kein Grund mehr dem noch etwas zu entgegnen. Lepidus lächelte nun einfach alles weg. Dass dieser Germane den Willen der Götter richtig interpretieren konnte, blieb für den Tiberier zweifelhaft. Selbiges aber auch tatsächlich anzuzweifeln, das wollte er nun wirklich nicht. Schließlich hatte er keine Lust die offene Diskussion in einen ebenso offenen Streit umzuwandeln. In der folgenden Zeit hielt sich der Tiberier tatsächlich, wie bereits vorgenommen, zurück und überließ seiner Schwester die Bühne für die Unterhaltungen. Nur hin und wieder, wenn es notwendig war, griff der Tiberier wieder ins Gespräch ein. Zumindest bis der Zeitpunkt kam, auf den er schon seit seiner Abreise gewartet hatte. Der Duccier legte nun tatsächlich die Karten auf den Tisch. Er hielt es wohl für klug darauf zu warten, bis der Tiberier gesättigt war, was dieser in jenem Moment auch kaum geleugnet hätte.


    "Ja, ein Aedil hat es nicht einfach. Die Zufriedenstellung des Volkes hat ihren Preis und jenes Volk giert nach Spektakel. Auf dem Forum war ich allerdings schon fast davon überzeugt, dass die Finanzen kaum ein Problem für dich darstellen würden." Auf dem Forum hatte es der Duccier noch nötig, sich vor der Menge als nicht bedürftig zu gebären, bis er zumindest seinen Tiro vorschickte, um das Angebot aufrechtzuerhalten. Dies zumindest noch einmal beiläufig anzuschneiden, verlangte wohl die schnippische Art des Tiberiers. "Selbstverständlich bin ich nach wie vor geneigt, dir eine 'Spende' zuteilwerden zu lassen. Wahrscheinlich kann jenes Geld derzeit kaum besser investiert sein, wo du doch durch die derzeitigen Umstände so etwas wie der Mann der Stunde zu sein scheinst." Das war er wohl ganz objektiv, ohne, dass der Tiberier ihm groß Honig um den Mund schmieren musste, aber allein in Anbetracht eines guten Geschäftsklimas war dies nicht zu vernachlässigen. "Zweifelllos hast du das Potenzial zu einigen der höchsten Würden unseres Reiches vorzustoßen und wie du mit dem Pöbel auf dem Forum hantierst ist wahrlich beachtlich." Den Kommentar, dass der Duccier diesem auch deutlich näher stand als Lepidus verkniff er sich in jenem Moment. Nähe zum Volk war in des Tiberiers Kreisen nicht unbedingt ein großes Kompliment. "Die Bedingung für meine Spende sind auch äußerst bescheiden. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein wahrer Wohltäter bin." ...nicht. "Du kennst jedoch meine politischen Ambitionen und wenn ich in den nächsten Jahren deine volle Unterstützung erhalten würde, so wäre ich damit überaus zufrieden." In diesem Moment schien es womöglich für den Duccier ein äußerst billiges Geschäft zu werden. Doch das wie immer wenig zutrauliche Lächeln des Tiberiers verriet leider bereits, dass es damit noch nicht getan war. "Wenn ich natürlich so darüber nachdenke, du verstehst, so völlig spontan, dann würde mir für eine konkrete Summe doch auch tatsächlich schon ein recht konkretes Anliegen einfallen, auf das die eine Hand ganz sichtbar die andere wäscht und beide danach so rein sind, wie sie nach einem guten Geschäft sein sollten." Was das konkrete Anliegen war, ließ der Tiberier allerdings noch offen, während er stattdessen noch gern die ein oder andere Information einholen wollte. "Natürlich liegt mir als potenzieller Geldgeber auch viel daran zu erfahren, wie denn deine Zukunftspläne über das Aedilat hinaus aussehen. Vielleicht kannst du mir ja noch ein paar detailliertere Einblicke in deine Absichten und deinen gewünschten Weg liefern." Eine Ware musste man schließlich immer sehr genauesten in Augenschein nehmen, bevor man sie kaufte.

  • "Tiberius, du erwartest nicht wirklich von mir, dass ich auf dem Forum in aller Öffentlichkeit reinen Wein ausschenke wenn es um meine Finanzen geht.", lachte Vala schon auf den Kommentar des Tiberius hin, der offensichtlich seiner damaligen Bekanntgabe über seine Finanzen auf dem Forum auf den Leim gegangen ist, "Da könnte ich meine Kandidatur auch gleich sein lassen, wenn ich öffentlich bekanntgebe auf das Geld anderer Leute angewiesen zu sein."
    Dass er durch seinen Cursus Honorum bereits Schulden im guten fünfstelligen Bereich hatte, musste er auch hier nicht auftischen... das gehörte definitiv zu den Informationen die man besser mit sich ins Grab nahm - oder in das seiner Gläubiger.
    "Ich kenne dich nicht, Tiberius, will dir das mit dem Wohltäter aber ungesehen glauben.", meinte Vala nun recht nonchalant auf den Kommentar des Tiberius hinsichtlich seiner Freigiebigkeit, und stieg gleich darauf in den typischen Ton der Schacherei ein, in dem es darum ging die Details ihres Geschäfts zu besiegeln: "Und du verlangst nun wirklich nicht viel, und ich wäre gerne bereit dich für deine kommende Wahl zu unterstützen.", was leicht gesagt war, immerhin war das Vigintivirat das Einstiegsamt und somit die Feuertaufe für all jene war die sich im Cursus Honorum der Senatoren versuchten, "Und auch habe ich ohnehin ein großes Interesse daran junge Männer zu fördern die sich zum Wohle Roms und zum Ruhme ihrer Familien beweisen wollen. Und dazu gehörst du wohl zweifelsohne, immerhin hat mit Tiberius Durus der letzte Große der Tiberii Ahalae ins Gras gebissen. Du rennst also sowohl in deren Nachfolge als auch bei mir offene Türen ein."
    Dass Vala diese Unterstützung an selbstverständliche Bedingungen knüpfte, die vor allem einen gewissen Umgang und ein Anerkennung von Grenzen und Gesetzmäßigkeiten, frei nach dem Motto 'Noli turbare circulos meos.', war nicht erwähnenswert... anderes hingegen schon: "Du wirst allerdings verstehen, dass der Tausch von finanziellem Kapital gegen politisches seine Grenzen hat. Immerhin ist beides nicht von unerschöpflicher Menge, und man muss dementsprechend sorgsam damit umgehen, damit es sich mehrt und nicht verringert. Dementsprechend werde ich Acht darauf geben müssen, dass du dich meines politischen Zuspruchs als würdig erweist, und du dich, dass sich deine finanzielle Investition nicht in Luft auflöst. Da ich allerdings der Mann der Stunde zu sein scheine, wie du das so... kreativ... umschrieben hast, und du ein Abkömmling einer Sippe von Großen, verzichte ich auf die in dieser Situation normalerweise gebotene Vorsicht... nun stellt sich nur die Frage, wieviel dir meine Unterstützung in der kommenden Zeit wert ist.", kam er auf die Details zu sprechen, ohne vorher noch in Politikersprech klarzumachen: erweist du dich als nutzloser Tölpel, lasse ich dich fallen wie eins dieser heißen Dinger die erst in mehr als tausend Jahren entdeckt werden.


    "Das Aedilat steht aus, wie du ja weißt...", begann Vala seine Pläne kurz zu umreißen, um die Neugier seines Gegenüber zu befriedigen, "...was zumindest politisch gesehen kein Problem darstellen sollte, wegen weil: du hast es bereits gesagt. Und, das wirst du schnell merken: nach der Wahl ist vor der Wahl. Viel Zeit zum Ausruhen werde ich nach der kommenden Amtszeit nicht haben, immerhin gilt es mein Prestige abseits des Schlachtfelds in der Basilica Iulia zu mehren... und die Prätur vorzubereiten. Und sollte ich auch diese Hürde meistern, steht danach ein Amt aus, ich habe vor mich beim Kaiser um die Übertragung einer Legion und im späteren einer Provinz zu bemühen."
    Dass er wenige Wochen später im Gespräch mit der Aelia den Floh des Konsulats ins Ohr gesetzt bekam, konnte er jetzt noch nicht wissen... weshalb der Horizont seiner Ziele erreichbarer schien als es später der Fall sein würde. Und dass er letztlich mehr vorhatte als nur die Übertragung einer Provinz zu erreichen, sondern gleich zum mächtigsten Mann nördlich der Alpen aufzusteigen, er würde sich hüten das irgendwem anderes als seinem engsten Kreis mitzuteilen. Immerhin waren germanischsstämmige Ambitionen vielen Römern... zu vielen... immernoch suspekt.

  • "Der politische Zuspruch, den ich von deiner Seite erhalten würde, wird sich - du wirst es sicher noch oft genug erleben - als ebenso fruchtbare Investiton erweisen." Da hegte der Tiberier selbst natürlich kaum einen Zweifel und so bemühte er sich, dies so selbstbewusst wie möglich zu verkaufen. Lepidus empfand es fast schon eher als einen unnötigen netten Hinweis, den ihm der Duccier dort erteilte. Selbstverständlich hatte er nicht vor, sich soweit unehrenhaft zu verhalten, dass sich selbst ein Homo Novus ihn fallenlassen musste. Dass der Duccier allerdings selber ausreichen Vorsicht walten lassen musste in Bezug auf diejenigen, die er sich nah hielt, war nicht weiter verwunderlich. Wer allein schon durch seine Herkunft ein gewisses Handicap gegenüber anderen Persönlichkeiten in der Stadt hatte, der musste auch besonders darauf Acht geben, wen er zu seinen Freunden machte. "Mein Name ist derzeit alles, was ich als Referenz angeben kann, doch werden meine zukünftige Taten alles an Vertrauen rechtfertigen, was mir entgegengebracht wird. Dies ist ein Versprechen, was ich nicht scheuen würde auf Iuppiters Stein zu schwören."


    Bei den Ausführungen, die der Duccier zu seiner Zukunft machte, hätte sich Lepidus im Grunde die Hände reiben können, denn das böse Wort 'Consul' fiel tatsächlich nicht. Auch wenn er diese Art von Zukunftsplänen für jemanden, der derzeit so glänzend dastand nicht für unrealistisch gehalten hätte, so musste er dennoch sagen, dass er Bauchschmerzen bekommen würde, eines Tages verpflichtet zu sein, einem Emporkömmling ohne edlen familiären Hintergrund auf dieses Prestigeträchtige Amt verhelfen zu müssen. Die nun dargelegte Aussicht, dass es den Duccier in die Provinz zog, erleichterte vieles. Auch wenn das Consulat damit nicht gänzlich vom Tisch war, so nahm der Tiberier nun zumindest erst einmal an, dass dies nicht zu dessen prioritären Zielen gehören würde. "Das ist natürlich ein Weg, wie er deiner Person nur gerecht wird", sprach er dann zumindest für sich selbst äußerst zweideutig. "Diese Ambitionen deinerseits finden meine Begeisterung und da ich weiß, dass deine Unterstützung besonders in diesen Zeiten einiges wert ist, so..." Und hier musste der Tiberier wohl langsam sein Poker-Face aufsetzen, welches er im Grunde genommen nicht besaß. Überhaupt waren sein Angebot und seine Herleitung dieses Angebots nicht fachmännisch versiert. Aber zur Not konnte er sicherlich den Met beschuldigen. "...so mache ich dir auch ein gutes Angebot. Ich werde dir mit meiner erwähnten kleinen Spende wohl bei deinem kostspieligsten Ausgabentopf innerhalb des nächsten Jahres - der Ausrichtung von Spielen - ein wenig unter die Arme greifen. Was kosten denn gute Spiele heutzutage? 100.000 Sesterzen? Wenn man von diesem Wert ausgeht, so wäre ich bereit ein Viertel jener Summe bereitzustellen. Die Spiele würden dann zu 25 Prozent mir gehören - natürlich ohne, dass ich das öffentlich irgendwo behaupten würde." Nun war der Tiberier mit einer Zahl herausgerückt. Wenn man davon ausging, dass vernünftige Spiele um die 100.000 Sesterzen kosteten, dann war eine Spende in Höhe von 25.000 wohl ein ordentliches Pfund. Sie hätte allerdings auch höher ausfallen können, aber dann wäre der Tiberier seiner bereits auf dem Forum versprochenen 'kleinen' Spende gar nicht gerecht geworden. Darüber hinaus musste er aufpassen, dass er nicht allzu viel verjubelte. Die Ländereien der Familie warfen derzeit zwar gutes Geld ab, aber die finanzielle Situation war lange nicht so gut, wie noch damals zu Durus Lebzeiten. Das wusste sicherlich auch seine Schwester, die bei diesem Geschäft sicher eine ganze Reihe von Schmuck und Klamotten, den sie im Auge hatte, davonfliegen sah. Nicht zuletzt hatte Lepidus trotz vieler Hinweise keine genaue Vorstellung von der finanziellen Not des Ducciers. Dass dieser nicht einmal ansatzweise in die Nähe von 100.000 Sesterzen kam, blieb ihm völlig fremd. In Anbetracht dessen, hielt er es für ein vernünftiges Angebot und wartete dessen Reaktion ab.

  • "Vor garnicht mal allzu langer Zeit war dein Name weniger als Nichts wert... genauso wie meiner. Jetzt erlaubt dir beides einen Aufstieg um an die alte Zeit anzuschließen, in der die Tiberii im Senat von großen Namen wie Quintus Vitamalacus und Manius Durus vertreten und geprägt wurden.", sprach Vala und hob den Becher mit Bier, um auf den Tiberier anzustoßen, "Dann bleibt mir nurnoch, das Glas für dich und deine Laufbahn zu erheben, auf dass es dir gelinge an eben diese Tage anzuknüpfen."


    Man vergoss das obligatorische Bisschen für die Götter, trank auf das politische Wohlergehen des Tiberius und wenig später brachte der Gast den Gastgeber dann doch etwas aus der Contenance, als der Tiberier dem Duccius nicht weniger als zweihundertfünfzig Aureii als Wahlkampfspende anbot. Diese Menge, die Vala im Leben nicht erwartet hätte, ließ dann doch alle Schauspielkunst fahren und den Hausherrn in ehrlicher Überraschung innehalten. Derart ertappt, blieb ihm dann auch nichts anderes übrig als weiter mit dieser Haltung zu kokettieren: "Das dürfte dann wohl die großartige Freigiebigkeit der edleren der römischen Familiae.", tönte Vala in offener Anerkennung, und musste letztlich doch abwiegeln, "Deine Großzügigkeit ehrt dich wie dein Geschlecht, Tiberius, doch ist eine derart große Summe wirklich nicht vonnöten.", log Vala wie gedruckt, während es in ihm und im Gesicht des am Rande stehenden Sirius tobte, "Es mag seltsam anmuten, aber mit einhundert Aurei tätest du mir und unserer Beziehung außerordentlich Gutes.", sprach Vala und suchte dem Blick seines Sklaven auszuweichen, der ihn ganz offensichtlich am liebsten gerade eigenhändig gelyncht hätte.

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