Rebellische Gastfreundschaft - die Zelle des Marcus Iulius Dives

  • "Nein! Ab hier komm ich alleine klar! Danke!" Da der Mann nicht zu seiner Einheit gehörte, also nur der Dank des praefectus nicht besonders viel wert war, fingerte er noch zwei Münzen aus seinem Geldbeutel und drückte sie dem optio in die Hand. Allerdings ohne nachzusehen, was genau er ihm da gab.
    Dann öffnete er die Tür und trat in die Zelle:
    "Iulius Dives!" schnarrte seine Stimme durch den kleinen Raum.

  • Langeweile, Langeweile, Langeweile... und nichts, aber auch garnichts zu tun. Dives lag auf der unbequemen Pritsche und starrte schwarze Löcher in die Luft. So dunkel wie die schwach beleuchtete Zelle war, war das sogar nicht sonderlich schwierig mit der schwarzen Farbe der Löcher. Jaja, Farben zu sehen war schon eine schöne Sache. Wenigstens mit geschlossenen Augen vermochte sich der Iulier jedoch durchaus noch gut an dieses oder jenes mehr oder weniger farbenfrohe Bild seines Lebens zu erinnern. Insbesondere einen Anblick sah sich Dives gedanklich sehr gern an: Serapio und er in den Horti Luculliani, hinter dem Nymphaeum. Es war der achte Tag vor den Juli-Kalenden gewesen, als der frisch ernannte Praefectus Praetorio den Festtag der Fors Fortuna feierlich beging. Mit einem von zwei weißen Rössern gezogenen Gespann hatte er Dives dereinst unter eine große Weide entführt, um von dort aus ins grüne Gebüsch zu verschwinden. Nachher hatte sie dann gemeinsam beisammen gesessen und Süßhölzer gekaut und einfach nur den Ausblick und den Sommer genossen - und natürlich ihre Zweisamkeit. Ja, das war wirklich atemberaubend gewesen, wie das Licht durch die Baumkronen gefallen war, wie ein kleiner Schmetterling mit den leuchtendsten Farben im Gras niedergesessen war und wie es war Serapio einfach nur nahe zu sein. Würde das Leben des Iuliers demnächst hier in diesen Castra ein Ende finden, es wäre wohl der schönste Augenblick seines Daseins gewesen...


    Passend zu diesem Gedanken ging in diesem Augenblick die Zelltür des Duumvir mit einem lauten Quietschen auf, sodass Dives reflexartig seine Augen aufschlug. Prompt wich die Farbpracht seiner Gedanken der tristen, kahlen, fahlen und traurigen Farblosigkeit seiner Zelle. Dann erklang ziemlich militärisch anmutend sein Name, sodass sich der Iulier, zuvor nur auf seine Ellbogen aufgestützt liegend, letztlich in eine sitzende Position aufrichtete und einen Fuß neben die Pritsche stellte, während er den anderen lediglich anzog.
    "Ja?", antwortete er dann durchaus ein wenig unsicher. Für ihn sah es ganz so aus, als würde ihm nun eine Befragung - mitunter peinlicher Natur - ins Haus stehen. So schickte er gedanklich noch schnell ein Stoßgebet zu Mercurius, auf dass der seinem Großonkel Licinus möglichst bald den Weg zu seiner Rettung wies...

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  • "Hier sieht man ja überhaupt nichts." schimpfte Licinus, als sein Verwandter antwortete, aber ein dienstbarer Geist (der sich allerdings vermutlich nur bei dem praefectus einschleimen wollte und/oder auf eien Belohnung hoffte), reichte ihm schon eine Fackel, bevor er auch nur danach verlangen konnte.
    Mit dieser leuchtete der alte Veteran in die Zelle hinein und versuchte ein Gesicht zu erkennen. Das mochte grundsätzlich nicht so besonders einfach sein, wenn man den betreffenden schon Jahre nicht gesehen hat. Nach einer Musterung, die seinem Gegenüber sicherlich wie Stunden vorkam, tatsächlich jedoch nur wenige Sekunden dauerte, stellte er fest:
    "Ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist definitv vorhanden. Also bist vermutlich kein Hochstabler." Licinus Stimme wurde um einige wenige grade weicher, als er fortfuhr:
    "Bleibt die Frage: Was zum orcus machst du hier, Dives?! Ich bin im übrigen Iulius Licinus." Schob er nach, als er merkte, dass er sich nicht vorgestellt hatte.

  • Das Fackellicht blendete Dives zunächst, sodass er seinen Blick erst einmal abwandte und seine Augen langsam an die Helligkeit zu gewöhnen versuchte. Unterdessen begann der Militär irgendetwas von Hochstapelei zu erzählen, was der Gefangene im ersten Augenblick nicht so recht einzuordnen wusste. War etwa noch jemand aufgetaucht, der behauptete Iulius Dives, Duumvir von Ostia, zu sein? Derjenige müsste reichlich dumm sein sich im Lager der cornelischen Truppen gerade als Iulius auszugeben! Dann hallten die Worte Ähnlichkeit und Dives (und nicht etwa das förmlichere Iulius) in seinem Kopf nach, um eine Vermutung keimen zu lassen, die sich schlussendlich scheinbar bestätigen sollte: Licinus! Das also war Großonkel Licinus, der Primus Pilus der ersten Legion.
    Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich über Dives' Gesicht, der den Mann vor sich bisher lediglich vom Hörensagen kannte. Das hieß: Vielleicht hatte er ihn in seiner frühsten Kindheit bereits einmal gesehen, aber an soetwas konnte sich der Duumvir natürlich nicht mehr erinnern.


    "Großonkel Licinus..? Ich...", begann er dann leicht ungläubig und sein Glück noch kaum fassen könnend (der duccische Optio hatte ihm also nicht einfach nur sein Geld abgenommen). "... ich weiß nicht.", beendete er diese erste Antwort wohl reichlich dämlich. Hinzu kam, dass der Primus Pilus sicherlich von ihm enttäuscht war, denn immerhin saß er hier gerade in einer Zelle der Castra Praetoria ein! Dabei gab es ja wirklich keinen Grund ihn hier einzusperren... zumindest keinen objektiven... eigentlich. Oder? - Nein.
    "Dieser senatorische Tribun, der meinen Collega, den zweiten Duumvir von Ostia, ..." Vielleicht machte diese Nebenbemerkung zum erreichten Duumvirat ja wenigstens einen Teil der Enttäuschung seines Großonkels wieder wett. "... und mich im Lager empfangen hat, der hat uns einfach und kurzerhand wegspe... nein, zu seinen 'Gästen' erklärt." und sie dann, zumindest bis jetzt, nicht ein einiges Mal besucht. Es war wirklich ärgerlich, dass sich Dives nicht erinnerte, woher er diesen Tribun kennen müsste. Denn dass er ihn kennen müsste, war nach dieser Aktion ja ziemlich klar.
    "Dabei haben wir ihm sogar unsere Hilfe angeboten und wollten im Sinne unserer Civitas dafür sorgen, dass diese friedlich die Seiten wechselt.", schob er noch nach. Hoffentlich zählte diese Rechtfertigung wenigstens ein bisschen bei Großonkel Licinus. Man stelle sich nur vor der wäre ähnlich streng wie dieser alte Iulius Potitus, mit dem die beiden Brüder Flavus und Lucanus wirklich ein schweres Los gezogen hatten. - Nein, besser man stelle es sich nicht vor. Dem spontanen Drang dazu, seinen Großonkel mit großen Augen zu bitten ihn hier raus zu holen, widerstand Dives nur mit einiger Anstrengung. Er wollte auf seinen Großonkel nicht weinerlich wirken, wenngleich sowohl Ort und Anlass, als auch seine ersten Worte an den Primus Piluswohl kaum ein schlechteres Licht auf ihn hätten werfen können...

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  • "Eben jener", bestätigte Licinus die ersten Worte des folgenden Gestammels, seines jungen Verwandten. Mittlerweile war sich recht sicher, dass es sich bei demjenigen, der hier vor ihm in der Zelle saß tatsächlich um Dives handelte, wie von diesem behauptet. Ein paar weitere Informationen bekam er durch dieses Gestammel zwar zusammen aber irgendwie war das alles für ihn, der nur so sporadischen Kontakt in die Stadt hatte, nicht komplett schlüssig. Also hob er die Hand in beschwichtigender Geste und gebot seinem jungen Verwandten Einhalt.


    "So, jetzt noch mal langsam und der Reihe nach:" er bemühte sich um eine ruhige Stimme, versuchte aber gleichzeitg so zu sprechen, wie er es sonst tat, wenn er sich um eien ruhige Stimme bemührte - im Gespräch mit Esquilina.
    "Habe ich das richtig zusammenbekommen, du bist mittlerweile zum duumvir in Ostia aufgestiegen. Du und dein Kollege haben, als die legiones auf die Stadt marschierten beschlossen, die Seiten zu wechseln. Etwas spät," konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen. "Als ihr das Lager betreten habt, hat euch ein senatorischer tribunus, es war im übrigen derjenige der zweiten, Sextus Aurelius Lupus, Anweisung gegeben, euch festzusetzen. Seitdem sitzt du hier und dein Kollege in einer anderen Zelle. Habe ich das soweit richtig zusammengefasst?"
    Licinus hoffte, dass seien Anwesenheit, die Fackel und die Möglichkeit sich ausreden zu können, beruhigend auf den jungen Dives wirken würden, sodass eine sinnvolle Unterhaltung zustande kommen würde. Dann würde er vielleicht auch sehen, ob und was er für ihn würde tuen können.

  • Die ruhige Stimme des Großonkels wirkte auf dessen Großneffen in der Tat beruhigend.
    "Genau. Also, mein Collega Cassius und ich, wir sind die amtierenden Duumvirn von Ostia. Wir...", das hieß: eigentlich nur Dives, "... wollten uns auf die Seite des Cornelius schlagen, nachdem wir hörten, dass dessen Truppen bis vor die Tore Romas gezogen seien. Weil wir in Ostia stets mindestens eine ganze Centuria von salinatortreuen Soldaten stationiert hatten, gab es zuvor leider keine Möglichkeit dazu.", erklärte der junge Iulier weiter. Natürlich hätten sie jederzeit zuvor etwas aktiv gegen den crassissimus unternehmen können, doch wären sie schlicht festgenommen und damit unschädlich gemacht worden. Wem hätte dies genutzt? - Letztlich wohl niemandem, außer Salinator selbst, der die beiden Ämter einfach mit wirklich Getreuen hätte besetzen können...
    "Dieser, wie du sagst, Aurelius Lupus..." Und der Name sagte Dives tatsächlich etwas, wenngleich der Groschen bei ihm nicht sofort fiel. "... hat uns dann nach unserem Beistandsangebot sofort festsetzen lassen. Ich glaube, dass ich den Mann irgendwo her kenne. Wahrscheinlich muss ich ihn früher irgendwann einmal unbewusst verärgert haben, sodass er nun so reagiert hat.", spekulierte der junge Iulius recht offen. Was und vor allem wie er vor mehreren Jahren in seinem jugendlichen Übereifer mit dem Patrizier gesprochen hatte, das hatte Dives längst vergessen.


    "Während ich jetzt hier noch einsitze, wurde mein Collega vorhin in militärischer Begleitung wieder nach Ostia geschickt *, um dort für eine friedliche Übergabe der Stadt zu sorgen. Das weiß ich, weil der Tribunus Duccius vorhin hier war. Dem habe ich diese Idee überhaupt erst nahe gelegt, ...", was natürlich nicht hieß, dass der nicht vielleicht ähnliche Gedanken gehabt haben mochte, "... doch hat er dennoch lieber nur meinen Collega Cassius geschickt.", stellte er dann klar, dass Hemnia folglich unter Umständen schon wieder auf einigermaßen freiem Fuß war.
    "Jetzt hoffe ich, dass du mir vielleicht ähnlich helfen kannst. Denn bis auf mein vielleicht ein kleines bisschen opportunes Unterstützungsangebot habe ich ja wirklich nichts verbrochen...", spielte er selbst diesen Punkt herunter. Gerade unter Beachtung der steten Stationierung salinatortreuer Truppen in Ostia fand er dies jedoch durchaus sogar legitim.


    Sim-Off:

    * Ich hoffe, das passt so mit den Zeitebenen einigermaßen.

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  • Sim-Off:

    Denke schon


    Geduldig hörte Licinus zu. Zu seiner nicht geringen Freude machte es ihm sein Verwandter aber auch deutlich einfacher als zuvor, redete er nun doch in stringenten Sätzen und seine Stimme hatte ein ruhigeres Timbre angenommen. Die ganze Zeit ließ er ihn reden und beschränkte sich selbst auf's Nicken. Erst als der jüngere endete, begann er zu sprechen.


    "Nun, so wie ich das sehe, befindest du dich in folgender Lage:
    Du dienst hier als Geisel für das Wohlverhalten sowohl deines Kollegen Herminus, als auch für das Wohlverhalten der ostiensischen Stadtverwaltung insgesamt. Die Chancen, dich hier heraus zu bekommen dürfen also denkbar schlecht stehen, tut mir Leid. Zumindest bis die Stadt Ostia gesichert wurde."


    "Das heißt jedoch nicht, dass ich gar nichts für dich tun kann. Zumindest kann ich versuchen, deine Haftbedingungen zu erleichtern, vielleicht sogar dich verlegen zu lassen. Du sagtest, der tribunus Duccius hat deinen Kollegen zurückgeschickt? Weißt du, warum ihn und nicht dich?"


    Die Frage war vermutlich, weil der eine ein Iulier war, dessen gens stark von Salinator unterstützt worden war. Vielleicht gab es aber auch noch andere Gründe. Und Licinus war Offizier genug, vor einer Schlacht immer alle Eventualitäten abzuklopfen. Außerdem hatte er den Duccier von dessen Zeit bei der prima in guter Erinnerung behalten.


    "Nebenbei bemerkt, das "opportunistische Unterstützungsangebot" wird man dir de-facto kaum vorwerfen. Vielmehr aber das zu lange Ausbleiben desgleichen."


    Licinus erinnerte sich noch an seine eigenen Zweifel, die ihn befallen hatten. Und ein sein Entsetzen, dass selbst so integre Männer wie sein alter Freund Serapio dem Vescularier auf den Leim gegangen waren. Bei dem Gedanken erschauderte Licinus, denn musste sein alter Freund nicht hier irgendwo sitzen? Vermutlich in einer noch dunkleren, noch unerfreulicheren Zelle? Dass er noch elbte vermutete Licinus, sein Tod wäre sicherlich bekanntgegeben worden. Und wieder nagte das schlechte Gewissen an ihm, ihn noch nicht besucht zu haben. Und wieder hatte er beinahe Angst vor einer solchen Zusammenkunft.

  • Na prima! So hatte er das noch gar nicht gesehen, dass er auch für den Cassier hier den Kopf hinhielt. Waren dafür nicht die Leute da, die den zweiten Duumvir nach Ostia begleiteten? Dennoch hatte sein Großonkel vermutlich recht... Nein, NATÜRLICH hatte sein Großonkel, der Primus Pilus der Legio Prima, recht! Langsam und sichtlich etwas enttäuscht nickte Dives. Klar könnte er hoffen, dass es in und vor Ostia ein zügiges Vorankommen gab, doch würde er wohl unter diesen Voraussetzungen mindestens noch einige Nächte in dieser Zelle, in der es sowieso immer Nacht war, verbringen müssen.
    Erst die Aussicht auf bessere Haftbedingungen gab dem jungen Iulier wieder etwas mehr Hoffnung, sodass er bei der Beantwortung der folgenden Fragen den Kopf dann doch nicht ganz hängen ließ.


    "Wie gesagt: Was hätten wir, was hätte ich tun können in Ostia, einer Stadt, in der erst eine Stadtkohorte stationiert war, ..." und dass Salinator als ehemaliger Praefectus Urbi eine ganz besondere Treue von denen erwarten konnte, lag wohl auf der Hand, "... bevor die absolut vesculariertreue Classis Misenensis dorthin verlegt wurde? - Mehr als ein bisschen 'versehentlichen' Unmut in der Bevölkerung zu stiften, was ich durchaus getan habe, ...", erinnerte er sich an seine Theaterveranstaltung zurück, "... war da nicht drin. Und sobald wir uns einigermaßen sicher sein konnten, dass die cornelischen Truppen uns vor den in Ostia stationierten vescularischen schützen können, sind wir von dort aufgebrochen!" Hinzu kam, dass man mit den Urbanern vielleicht noch hätte reden können, da es dort auch einige lokale Beziehungen gab. Die Verbindungen zur Classis hingegen waren - und das nicht nur aufgrund von persönlichen Antipathien - schlecht. Normalerweise waren die schließlich auch größtenteils in Misenum und nicht in Ostia zu Hause...
    "Mit dieser Art von 'Schutz' haben mein Collega und ich, wir beide, wohl nicht gerechnet.", schob Dives noch leicht ironisch nach.


    "Und weshalb der Tribun nicht mich geschickt, sondern den Cassius..? - Nun, ganz offiziell meinte er, dass ihm dies die geworfene Münze geraten hätte...", kam der junge Iulier nicht umhin diese Geschichte, die er dem Duccier schon zu Beginn nicht wirklich abgekauft hatte, nun endlich auch verbal anzuzweifeln.
    "Aber während die Iulier in Verbindung mit dem Crassissimus leider kein ganz unbeschriebenes Blatt sind, habe ich von dem Fett..wanst zusammen mit irgendwelchen Cassiern bislang noch nichts gehört. Ich denke also, dass zwar Fortuna auf dieser Entscheidung drauf steht, doch allein deshalb noch lange nicht Fortuna dahinter steckt.", erklärte Dives seine Sicht der Dinge. Es folgte ein etwas betretenes Schweigen des jungen Iulius und sein Blick wanderte zu Boden. Fortuna... Allein ihr Name weckte schon wieder schöne Erinnerungen an die Fors Forunta...
    "Darf ich dich etwas fragen, Großonkel Licinus?", fragte er dann bedrückt, die Augen noch immer nach unten gerichtet.

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  • "Meine Güte, wer ist hier der Politiker von uns, ich oder du?" fragte Licinus, der von Politikern im allgemeinen nicht viel hielt. Im Speziellen konnte das allerdings ganz anders aussehen.
    "Sogar ich weiß, dass es in der Politik ständig heißt, ihr hättet aber wissen müssen. Und im Endeffekt ist das hier alles Politik und Machtstreben, das uns in diese verfluchte Situation geführt hat"


    "Eine... Münze?" fragte er konsterniert. Also wenn das wahr war, dann war das bestenfalls leichtsinnig. Oder eine verdammt billige Ausrede. Beides nicht wirklich löblich für den Duccier, wie er fand.


    "Fragen kann man alles, ob ich dir eine Antwort gebe, hängt von der Frage ab!" antwortete Licinus, ganz in der Überzeugung, dass man nie um die Dummheit einer Frage wissen konnte, bevor man sie gehört hatte. Genauso wie er niemals Spezialwissen um eine Sache von jemandem erwarten würde, dem er es nicht selbst oder eine vertrauenswürdige Person beigebracht hatte. Centurionen der legiones waren natürlich grundsätzlich vertrauenswürdig, weshalb Soldaten besser keine Ausbildungsinhalte vergaßen. Aber das gehörte nicht hierher.

  • "Eine Münze.", bestätigte der junge Iulier noch einmal, während er nach der Antwort Licinus' lieber darauf verzichtete sich noch weiter zu rechtfertigen zu versuchen. Es mochte an seiner aktuell misslichen Lage in einer Zelle der Castra Praetoria liegen und sicherlich auch daran, dass er einigen Respekt hatte vor dem Großonkel und dem diesem inne wohnenden Primus Pilus. Jedenfalls bezog Dives die Schuldzuweisung seines Verwandten auch auf sich. Den Versuch einer Rechtfertigung hatte Licinus damit abgeschmettert und dem widersprach er jetzt besser nicht.


    "Du.. also ihr.. ihr habt ja..." Was hatte der gesprächige Essenbringer gleich gesagt? "... bei Vicetia gekämpft.. auch gegen die Praetorianer.", begann der junge Iulier stockend. Soviel hatte er hier bereits gehört.
    "Der Praefectus Decimus.. ist er.. ich meine.. noch am Leben?", erkundigte er sich ohne seinen Großonkel anzusehen. Bei dem Sklaven vorhin hatte er sich diese Frage aus gleich mehreren Gründen verkniffen. Jetzt konnte er sie einfach nicht länger zurückhalten, wenngleich die Angst ob einer negierenden Antwort keineswegs kleiner geworden war.
    "Ich habe ihn bei einer Theaterveranstaltung, die ich einst in Ostia organisiert hatte, kennengelernt und mich mit ihm ganz gut angefreundet.", rechtfertigte er sich sodann von sich aus, bevor er seinen Blick leicht anhob und vorsichtig auszumachen versuchte, inwiefern seinem Großonkel diese Erklärung reichte.


    Erst nach und nach, während er die Antwort auf seine Frage erwartete, meldete sich das Gewissen des Gefangenen, der sich nach seinem Freund Serapio, nicht aber nach seinen eigenen Verwandten, seinen Cousins Antoninus, Atius Romanus und Atius Scarpus, sowie seinem Onkel Matinius Avianus erkundigt hatte. Böse. Hinzu kam das Gefühl, dass er dieses Gespräch damit in eine Richtung gelenkt hatte, die wohl weder von Licinus noch von ihm selbst ursprünglich so angedacht gewesen war. Eigentlich sollte es hier schließlich um die Haft im Allgemeinen oder wenigstens die Haftbedingungen des iulischen Duumvir gehen...

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  • "Ich will damit nicht sagen," fuhr Licinus auf Dives Schweigen fort, um seine Position klarer zu machen. "das ihr tatsächlich etwas hättet tun können. Nur, dass dies immer wieder behauptet werden wird."
    Politik gegen das Militär war schließlich eine geradezu absurd lächerliche Vorstellung.


    Beim nächten Thema lief es Licinus eisig den Rücken runter und so kehrte der bekannte Tonfall in seine Stimme zurück, jener in der man seine Zunge für kalten Stahl halten konnte. "Ganz. Schlechtes. Thema." er betonte jedes Wort und sprach es gedehnt. Unwillkürlich vermutlich auch, um sich Zeit zu verschaffen.
    Dann verpasste er der Kerkerzelle einen Tritt, dass die Nägel der caligae kleine Funken schlugen und schnaubte: "Kurzfassung: Bei Vicetia verwundet, anschließend gefangen genommen. Und ich habe ihn seit dem noch nicht besucht." In den letzten Worten gelang es ihm nicht, seine Bitterkeit und den Zorn auf sich selbst hinunterzuschlucken.

  • Er hatte seinen Großonkel scheinbar tief, tief enttäuscht. Hätte Licinus zuvor vielleicht noch einen jungen, engagierten Iulius, der seine Ahnen stolz machte, in Dives gesehen, so sah er jetzt wahrscheinlich nur noch einen kleinen, ungeschickten, machthungrigen Kläffer vor sich. Mitunter würde er sich vielleicht gar dreimal überlegen, wie sehr er sich letztlich für den Duumvir einsetzte. 'Du bist der Politiker!' und 'Die Politik ist schuld!' hatte er mehr oder minder genau so gesagt, sodass der unausgesprochene Schluss sehr nahe lag, dass er Dives für mindestens mitschuldig an der gesamten Situation befand.
    Während ihm nun diese Gedanken durch den Kopf schossen, rauschten die Worte des Primus Pilus in ein Ohr des Gefangenen hinein und kamen aus dem anderen ungehört wieder heraus. Bei Licinus glaubte der junge Iulier also so Einiges wieder gut machen zu machen, wenn er hoffentlich irgendwann einmal aus dieser Zelle entlassen würde.


    Als sie dann auf Vicetia und Serapio zu sprechen kamen, merkte Dives, wie sich ein immer größer werdender Kloß in seinem Hals bildete, während sein Verwandter die Frage als 'ganz schlechtes Thema' bezeichnete. Das konnte kaum etwas Gutes heißen. Wahrscheinlich also war Serapio, sein Held, ... war... war nicht mehr. - Der Mann, der Hercules, der selbstsicher erklärte es gar mit dem Drachen Ladon aufzunehmen, nur um Dives' Lippen, die so verlockend wären wie die Äpfel der Hesperiden, zu küssen! Der junge Iulier senkte seinen Blick wieder und schloss seine Augen, um die unweigerlich aufsteigenden Tränen zu verstecken. Suavis Serapis, der angenehme, liebliche, ja einfach nur süße Serapio, ... er sollte... sollte... ... NUR VERWUNDET SEIN?!?!
    Augenblicklich riss Dives seine feuchten Augen auf und starrte seinen Großonkel für einen Moment ungläubig, überrascht und völlig überwältigt an. Ein schlechtes Thema sollte das sein?! Das war doch großartig!! Klar, Serapio war auch gefangen genommen worden und gut, Licinus hatte noch nicht geschaut, wie es dem Decimer in der Gefangenschaft so erging, aber ER LEBTE! Aus den Tränen der Trauer wurden spontane Tränen der Freude. Doch noch bevor die erste von ihnen sich ihren Weg aus den Augenhöhlen auf die Wange bahnen konnte, wischte sich Dives mit beiden Händen dieses unrömische Salzwasser aus den Augen. Seinen Großonkel hatte er schließlich schon genug enttäuscht. Dem musste er jetzt nicht auch noch die Krone aufsetzte, indem er begann peinlich loszuheulen!


    "Das..." ist schön? - Nur schön? "... Ich meine, es..." freut mich? - Hallo?!? "... Also, ich bin er..erleichtert.", erklärte Dives schließlich. Konnte man das unverfänglich so sagen, wenn man von nur irgendeinem Freund sprach? Hoffentlich. Nachdem er diese Antwort auf die tollen Neuigkeiten losgeworden war, zog der junge Iulier dann jedoch die Augenbrauen nachdenklich zusammen. Warum um alles in der Welt ärgerte es seinen Großonkel überhaupt so, dass er Serapio noch nicht besucht hatte? Kannten sich die beiden etwa? ... Und vielleicht gar näher? Kurz kniff Dives die Augen zusammen und zog eine schiefe Grimasse.
    "Wes..shalb ärgerst du dich so darüber, Großonkel?", fragte er anschließend und blickte Licinus mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis an. Er ging schließlich eigentlich davon aus, dass sein Verwandter stets in der Prima gedient hatte, während er Serapio lediglich als Praetorianer - erst Tribun dann Praefectus - kannte...

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  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Nein! Ab hier komm ich alleine klar! Danke!" Da der Mann nicht zu seiner Einheit gehörte, also nur der Dank des praefectus nicht besonders viel wert war, fingerte er noch zwei Münzen aus seinem Geldbeutel und drückte sie dem optio in die Hand. Allerdings ohne nachzusehen, was genau er ihm da gab.


    Hadamar salutierte, steckte mit einem kurzen Nicken die Münzen ein – ebenfalls ohne nachzusehen, welche es genau waren, irgendwie gehörte sich das nicht in Gegenwart eines quasi-Vorgesetzten –, und verschwand dann wortlos.



    Sim-Off:

    Zur Zeitlinie: eigentlich hat Hadamar Licinus sofort geholt, nachdem er Dives abgeliefert hatte. Da können höchstens ein paar Stunden vergangen sein ;)

  • Licinus hatte sich nie besonders um die Sexualität seines Kameraden gekümmert und daher kam er jetzt auch nicht zu dem Schluss, den man aus dem Gestammel vielleicht hätte ziehen können. Vielmehr vermutete er, dass sich Dives den schneidigen praefecten zu eienr Art Vorbild erkoren hatte oder etwas in der Art. Allerdings machte er sich gerade auch nicht allzu viele Gedanken darum und war mit seinem eigenen Ärger ausreichend beschäftigt.


    "Warum ich mich?!" schnaubte Licinus und wudnerte sich etwas, dass Dives die Geschichte nicht kannte, wenn er doch mit Serapio befreundet war. Dann atmete er tief durch und begann deutlich ruhiger zu erzählen.
    "Serapio war nicht immer praefectus. Er gehört zu den wenigen, die die ganze Ochsentour von der Pike auf mitgemacht haben. Er hat damals bei der prima in Mantua angefangen, war als einfacher Soldat genau wie ich in Parthia, hat die Schlacht vor Edessa geschlagen, die Hölle am Chaboras durchlebt und war mit bei dem Stoßtrupp, der Circesium genommen hat. Danach trennten sich die Wege, er diente in verschiedenen Einheiten und sprang in den Stabsdienst. Ich blieb bei der prima und im Mannschaftsdienst." Licinus hatte nie Neid auf die Karriere des Decimers empfunden. Er wusste, dass dies nichts für ihn war.
    "Unser Verhältnis ist dabei immer das alter Kameraden unter Waffen geblieben. Eben per Briefen." Das geschenkte Grundstück verschwieg er, das musste gerade aktuell besser nicht jeder wissen. Auch den Brief, mit dem Versuch, ihn von der Sache des Vesculariers zu überzeugen verschwieg er bewusst.
    "Nur, dass er sich so bitterlich in dem Vescularier getäuscht hat, beziehungsweise von ihm täuschen lassen konnte, das verstehe ich bin heute nicht, wie das passieren konnte." Da war sie wieder die Bitterkeit in seiner Stimme.


    Sim-Off:

    Jepp, die Frage war mehr, ob Vala in den wenigen Stunden schon bei Dives war. Ich mein, einmal um die Stadt rum, in unter 2 Stunden dürftest du da nicht hingekommen sein, bis wir zurück waren.

  • Sim-Off:

    Ich halts einfach mal mit den Spielregeln: "Sei flexibel im Umgang mit Zeitebenen und nimm Zeit nicht als wichtigsten organisatorischen Faktor im IR." 8)


    Ja, weshalb kannte Dives diese Geschichte nicht, obwohl er doch mit dem schneidigen Decimer ganz gut 'befreundet' war? Der junge Iulier selbst wünschte sich, dass es anders gewesen wäre, doch das war es nunmal nicht - leider. Wenn er sich zurück erinnerte an ihre drei (oder vielleicht auch nur zweieinhalb) Begegnungen, dann musste er ernüchtert feststellen, dass sie einst im Theatrum Ostiensis garnichts richtig voneinander erfahren, sondern sich voll und ganz dem Augenblick hingegeben hatten. Heiß war es natürlich dennoch absolut und ohne jeden Zweifel gewesen und der beste Ausgang, den sich der damalige Decurio von Ostia für die inszenierte Kritik am Vescularius nur hätte vorstellen können. Doch wirklich kennengelernt hatte er Serapio dereinst genauso wenig, wie bei seiner spätabendlichen Tour zum decimischen Gehöft in Ostia, wo der Praefectus Praetorio seinen Besuch gar gänzlich verschlafen hatte. Einmal mehr blieb also die Erinnerung an die Fors Fortuna als bisher schönste gemeinsame Zeit übrig. Dort hatte er unter anderem gelernt, dass der goldige Serapio auch im Rennsport begeisterter Anhänger dieser Blender (denn was könnte blendender sein als diese Farbe?!) war. Er hatte erfahren, dass der Decimer gar selbst das Biagfahren liebte (das er nebenbei erwähnt auch echt gut konnte) und sogar an den Equus October hätte teilnehmen wollen... Aber auch ein paar schöne Momente der Zweisamkeit reichten eben letztlich nicht aus, um mehr als einen Bruchteil dessen zu teilen, was man in seinem Leben bereits alles erlebt hatte.


    Der Gefangene hörte sich im Folgenden also die Erzählung an und gleich zu Beginn tauchten für einen kleinen Augenblick die Worte Serapio, Blemmyrer und Aegyptus vor seinem inneren Auge auf. Richtig! Das musste vor dem Praetorianertribunat gewesen sein und... mit diesem Massa. Und irgendwann davor also war der Decimer einmal einer der unzählig vielen Tirones des römischen Exercitus gewesen. Mit diesem Wissen meinte Dives, dass das Unverständnis seines Großonkels mitunter doch ganz leicht zu beseitigen sei:
    "Naja, wenn er sich erst von ganz unten in den Stabsdienst hochgearbeitet hat, dann sieht er sich vielleicht noch immer irgendwo als Soldat, der tut, was sein Vorgesetzter, in diesem Fall leider der Vescularius, ihm sagt.", meinte er hörbar spekulativ. Kaum ausgesprochen kam sich der junge Iulier für das Gesagte blöd vor und konnte gerade noch einen zweiten Satz über Politik (und mit dem gesetzlichen Beisitzerstatus im Senat war der Praefectus Praetorio wohl in der Tat auch irgendwo eine politische Instanz, wennnicht gar ein Politiker) verkneifen. Einen nicht vorhandenen eigenen Willen wollte Dives dabei natürlich keinem Militär - gerade seinem Großonkel und ganz sicher auch nicht Serapio - pauschal unterstellen. Dennoch haftete dem Dienst im Heer, wie der junge Möchtegern-Politiker Iulius meinte, zumindest in den unteren Rängen doch mitunter soetwas an... 'Halt deine Klappe, Dives!', forderte er sich gedanklich auf. Er wollte hier schließlich nicht noch die Chance auf Rettung verspielen.


    "Gehst du Serapio dann jetzt gleich besuchen?", versuchte der Gefangene also irgendwie wieder ins Hier und Jetzt zurückzukommen und damit auch wieder an den ursprünglichen Anlass von Licinus' Besuch zu erinnern. Erst im Nachhinein wurde er einmal mehr von der Frage abgelenkt, wie gut er seine Gefühle zu verstecken in der Lage war. Hatte er eben Decimus oder Serapio gesagt..?

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  • "Sicherlich, Befehl ist Befehl, daran ist nicht zu rütteln", gab Licinus seinem Großneffen teilweise durchaus recht. "Aber im Gegensatz zu den üblichen Vorurteilen, können Soldaten auch selbst denken. Befehle können interpretiert werden und Stabsoffiziere sind verdammt noch eins nicht für zwanzig Jahre gebunden, sondern können ihren Dienst auch einfach quittieren."
    Ganz so eifnach war das natürlich auch nicht, aber aus Licinus Sicht war es zumindest nicht allzuweit davon entfernt. Dass man damit eventuell seine politische Karriere zerstörte war etwas, worauf der alte Veteran nicht dachte. "Und Serapio war nie jemand, der sich keine Gedanken gemacht hat." Eher sogar zu viele, dachte er manchmal. Und manchmal geradezu naive, wie mitten auf der Parade nach dem Verbleib des mti ihm verwandten legatus zu fragen.


    "Nein, so einfach ist das sicherlich. Im schlimmsten Fall hat er sich sehr verändert, dass ihm Macht das Wichtigste geworden ist. Im besten war er einfach verboten naiv, als er dem Vescularier geglaubt hat."


    Apropos naiv, allmählich bekam er den Eindruck, dass sein junger Verwandter das (auch) war.
    "Sag mal, wie einfach stellst du dir das vor. Dass ich einfach hier durch den Carcer marschiere, alles die Hacken zusammen schlägt und mich durchlässt? Nein, nein! Die Autorität eines Lagerpräfekten mag ausreichen, um ohne große Umstände hierher vorgelassen zu werden."
    Tatsächlich hatte man ihn nicht einmal durchsucht und ihm all seine Waffen gelassen, fiel ihm gerade auf.
    "Aber du bist, ohne dir zu nahe treten zu wollen, nur ein kleines Licht. Was sicherlich besser für dich ist. Decimus Serapio war Präfekt der Prätorianergarde, da wird der Zugang um einiges restrikitiver gehandhabt, da kannst du dir sicher sein."
    Licinus seufzte auf. Er würde ohnehin zu dem Verwantwortlichen müssen, um um die Hafterleichterung für Dives zu ersuchen.
    "Aber ich werde wohl zusehen, dass man mich zu ihm vorlässt. Ja. Muss ja eh zu dem Duccier, um mit ihm wegen deiner Hafterleichterung zu reden."

  • Wie Dives weder seinem Großonkel noch Serapio unterstellen würde keinen eigenen Willen zu haben, so war er natürlich gleichsam und erst recht davon überzeugt, dass die beiden - Soldatsein hin oder her - natürich auch denken konnten und sich sehr wohl so ihre Gedanken machten. Inwiefern das jedoch für jeden Militär galt, da war er sich weniger sicher. Letztlich stellte sich ja auch die Frage, wo eine Denkleistung überhaupt begann.
    "Naja...", gab der junge Iulier sodann kritisch von sich, nur um direkt im Anschluss seine Worte doch wieder zurückzuhalten und seinem Großonkel nicht zu widersprechen. Widerspruch hatte er Licinus heute wohl schon genug geleistet, befand er. Insbesondere wollte er sein Glück, dass der Primus Pilus es nämlich überhaupt hierher geschafft hatte, nicht weiter unnötig provozieren. Dennoch sah Dives im einfachen Quittieren des Dienstes auch keine wirkliche Alternative. Dabei dachte er jedoch weniger an Serapios Karriere, sondern vielmehr an die Auswirkungen auf die Decimi insgesamt. Die Gens wäre wohl ähnlich stark in Ungnade beim Vescularier gefallen wie die Patrizier oder die Vinicii. Wer wüsste, ob nicht gar der eine oder andere Decimer in diesem Fall seinen Namen auf einer der Proskriptionslisten wiedergefunden hätte. Immerhin war ein gewisser Decimus Livianus (diesen Namen musste man in der Politik natürlich kennen) doch nicht ganz unbekanntermaßen ein Gegner Salinators gewesen...


    Bei der anschließenden Belehrung zuckte der Gefangene nur etwas hilflos mit den Schultern. Tja, wie stellte er sich das vor? Er hatte sich wohl vorgestellt, dass Serapio bei Vicetia gefangen genommen worden war. Und er stellte sich wohl vor, dass der Weg von Vicetia bis nach Roma doch kein allzu kurzer war. Ausgehend davon, dass verwundet nicht gleich hieß, dass der Decimer schon halb ins Elysium übergetreten war, hielt Dives es da durchaus für möglich und vorstellbar, dass sich sein Großonkel bereits etwas organisiert hatte... was andererseits jedoch nicht ausschloss, dass der junge Iulius auch dann und wann mal ein bisschen naiv war.
    "Lagerpräfekt..?", fiel ihm im Nachklang der Worte Licinus' auf. Das war dem Duumvir neu, wenngleich es ihn auf der anderen Seite aber auch nicht übermäßig überraschte. Dennoch ging er davon aus, dass die Beförderung noch nicht allzu alt sein konnte, da er sonst sicherlich schon eher etwas davon gehört hätte. "Meinen Glückwunsch.", erklärte er also ehrlich, aber doch wenig elanvoll. Es erinnerte ihn einfach daran, dass sich die Kräfte nach diesem Bürgerkrieg deutlich verschieben würden. Da machte sich der Stadtoberste von Ostia, der dies zweimal in Folge auch nicht von ungefähr geworden war, eben schon so seine Gedanken.


    "Wenn du...", setzte der junge Iulier hernach an. 'Wenn du... oder falls du zu Serapio bekommst, dann...' Ja, was dann? Weder den begonnenen Satz noch den angefangenen Gedanken konnte er zu irgendeinem Ende führen. Was hätte er auch sagen sollen? Dass er an Serapio dachte? Dass er für ihn hoffte? Dass er für sie beide hoffte? Dass er hoffte, dass sie noch einmal gemeinsam Wein trinken könnten, wie er selbst dem Decimer schriftlich in Aussicht gestellt hatte? - 'Egoist!', tadelte er sich gedanklich für diese letzte Idee.
    "Viel Erfolg.", wünschte er letztlich also lieber ganz unkonkret. Das konnte sich auf das Gespräch bezüglich der Hafterleichterungen beziehen, wie gleichsam auch auf das über einen Besuch bei Serapio oder auch einfach nur auf die neue Tätigkeit als Praefectus Castrorum, falls der Duccier in beiden Punkten nicht mit sich reden lassen würde...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Der Fehler an Dives Vorstellugn war die schlichte Tatsache, dass Licinus selbst die Fahrt nach Rom in einem Krankenwagen gelegen hatte. Da er über diese Episode aber alles andere als gerne redete, und hier auch die Notwendigkeit nicht sah, begründetete er nichts.


    "Danke!" nahm er die Gratualtion entgegen. Wenn auch der Rahmen für dergleichen nicht unbedingt der übliche war, so empfand er die Glückwünsche doch als aufrichtig. Und es fiel ihm auf, dass er ncihts dazu gesagt hatte, dass der Junge schon in jungen Jahren das duumvirat erreicht hatte. Auch wenn es ihm scheinbar mehr Ärger als sonstwas eingebracht hatte. "Dir übrigens auch zu deinen Wahlerfolgen, auch wenn das Restultat, naja, trotzdem!"


    "Wenn ich was?" fragte er nach, als der Satz so halb in der Luft hängen blieb.


    "Danke, ich mache mich dann mal auf. Wenn du hier raus kommst und es einrichten kannst, sie bitte im Feldlager der prima vorbei, einfach, damit ich Bescheid weiß." Dann grüßte er lässig, verabschiedete sich und verließ den Carcer.

  • Auf die Nachfrage bezüglich des begonnenen, jedoch nicht vervollständigten Satzes hin winkte Dives nur mit einer Ist-nicht-so-wichtig-Geste ab und schüttelte zeitgleich kurz den Kopf. Letztlich hätte Licinus mit Hafterleichterungen für den Duumvir und einer Besuchserlaubnis für Serapio auch sicherlich eh schon genug zu tun. Da müsste er nicht auch noch in irgendeiner Weise einen Nachrichtenüberbringer spielen...
    Die anschließenden Glückwünsche zu seinen Wahlerfolgen nahm der ostiensische Duumvir mit bescheidenem Nicken und sich senkendem Kopf entgegen. Ja, letztlich hatte ihm diese Zeit tatsächlich hauptsächlich jede Menge Ärger eingebracht... wenngleich er auf der anderen Seite aber durchaus auch einige politische Erfahrung gesammelt, Klienten gewonnen und nicht zuletzt Serapio kennengelernt hatte. Doch natürlich war gerade jetzt und hier, in einer Zelle der Castra Praetoria, die Schattenseite der Medaille besonders präsent...


    "Natürlich. Das werde ich.", bestätigte der junge Iulier den Wunsch seines Großonkels. Das hieß: Letztlich war es vermutlich weniger ein Wunsch oder eine Bitte, sondern vielmehr eine Erwartung, die der Primus.. der Praefectus Castrorum (!) hatte. Dass er allein um seinem Verwandten zu danken auch von sich aus natürlich versuchen würde Licinus nach einer möglichen, wenngleich wohl eher unwahrscheinlichen Entlassung aufzusuchen, sparte er sich noch zu erwähnen. Dies waren weder die Zeit noch der Ort, um den schlechten Eindruck auf seinen Großonkel wettzumachen zu versuchen.
    "Vale.", verabschiedete Dives sich letztlich mit hörbar gemischten Gefühlen von seinem Verwandten. Einerseits hatte er nun natürlich durchaus gewisse Hoffnungen, während er auf der anderen Seite abermals mit seinen Gedanken und der elenden Langeweile allein gelassen wurde...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • "Nun, dann eben!" kommentierte Licinus achselzuckend die wegwerfende Geste seines jungen Verwandten.
    Offensichtlich war dieser allerdings nicht sonderlich überzeugt, dass sein Großonkel erfolgreich sein würde, und auch Licinus selbst war sich nicht sicher, was er erreichen können würde. Also verabschiedete auch er sich mit einem schlichten "Vale, Dives!" und schob noch ein "Und halt den Kopf hoch!", dass vermutlich aufmunternder klingen sollte, als es eigentlich tat.


    Dann machte er sich auf zu dem Duccischen tribunus.

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