[Trans Tiberim] Insula XXI


  • Ad
    Aulus Tiberius Verus
    Trans Tiberim, Insula XXI
    Roma, Italia


    Salve Verus!


    Es wird dich freuen zu lesen, dass das Gespräch mit meinem geschätzten Verbündeten Iulius Dives äußerst positiv verlaufen ist. Ich habe mich ganz offensichtlich nicht über seine verwandtschaftlichen Beziehungen zur Legio I getäuscht. Sein Großonkel Iulius Licinius, welcher den Rang eines Praefectus Castrorum bekleidet, wünscht, dass du bei ihm vorstellig wirst.


    Ich möchte dir noch nicht allzu viel versprechen, aber es scheint, als wäre durchaus eine Aufnahme als Centurio möglich. Dazu musst du dich jedoch von deiner besten Seite zeigen. Überzeug den Iulier von deiner Person und dir steht im Militär sicherlich eine gute Zukunft offen.


    Mein Vorschlag wäre, dass du dich umgehend nach der Absolvierung des Examens an der Militärakademie nach Mantua begibst und Iulius Licinius im Castellum der Prima aufsuchst. Ich brauche dir sicherlich nicht zweimal zu sagen, dass ich mit meinem Namen für dich gebürgt habe. Demzufolge erwarte ich, dass du einen absolut makellosen Auftritt hinlegst, wenn du dort mit dem Verwandten eines meiner engsten Verbündeten verkehrst. Ich möchte anschließend nichts Schlechtes über dich hören. Trage mit Stolz den Namen Tiberius und erinnere dich deiner Ahnen und du wirst erfolgreich sein.


    Gern kannst du mich auch vor deiner Abreise noch einmal in der Villa Tiberia besuchen, auf das ich dir noch einmal persönlich leben wohl sagen kann.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

  • Ein bezahlter Bote gab eine kleine Kiste mit Sesterzen und diese Tabula ab.


    Ad
    Decima Calena
    Insula XXI - Trans Tiberim
    Roma, Italia


    Meine Liebe, meine Schöne,


    ich schreibe dir einsame Zeilen aus der Ferne und vermisse dich. Du hast mir keine Nachricht zukommen lassen, scheinst mich vergessen zu haben und ich mache mir darüber Gedanken.


    Ich vermisse deine Berührung, deine Nähe und auch deine kritischen Worte. Ich höre nichts von dir und die Einsamkeit hier in Mantua wächst. Ich tat es doch für dich! Für uns! Wir brauchten das Geld, sonst wäret ihr verkommen! Leider ist unser Scheidungsspiel wohl Wirklichkeit geworden. Dennoch schicke ich dir anbei, wie jeden Monat, einen Teil meines Soldes als Unterhalt für euch.


    Was soll ich noch schreiben? Die Momente ohne dich, waschen jegliche Hoffnung dahin. Ich glaube, dass es besser ist, wenn ich dich freigebe. Endgültig. Dein Aulus hat sich verlaufen, verrannt, in diese feste Idee, Soldat zu sein. Ich denke, dass unsere gemeinsame Zeit aufgebraucht ist und wir uns nicht mehr sehen können. Du willst es scheinbar auch nicht mehr. Kein einziges Wort von dir, welches unsere Liebe rettet!


    Bitte melde dich, sonst muss ich es als beendet betrachten, da diese Entfernung mein Herz zerreißt!


    Vale bene!


    AULUS TIBERIUS VERUS

  • Statt der Empfängerin meldete sich dieses Mal allerdings eine jüngere Person, Calenas Nichte, mit den Worten Calena sei im Moment beschäftigt und könne gerade nicht zur Tür. Natürlich nahm sie alles entgegen, dankte dem Boten obwohl er seinen Dank wohl schon durch die Bezahlung erhalten hat und wandte sich wieder ihren Aufgaben zu. Sie würde den Brief lesen und das Geld auf den Tisch stellen.


    Doch nach kurzem Stirnrunzeln steckte sie die Tabula ein, sodass es schien als hätte es sie niemals gegeben. Danach unterrichtete sie Calena von der Lieferung.

  • Erschöpft, wütend und zugleich aufgeregt hämmerte der junge Wilde an die Tür seiner Geliebten. Er wollte jetzt mehr wissen. Einfach Klarheit haben, jetzt wo er in Rom war. Lohnte es sich noch? Gab es einen Sinn? Immer wieder schlug er mit der Faust gegen das Holz der Tür. Einige Nachbarn lugten vorsichtig aus ihren Türen, wer da so einen Lärm machte. "Calena," rief er wütend und hämmerte weiter. Seine starken Oberarme taten ihr Übriges dazu, dass sich der Ton verstärkte, da ihm scheinbar die Kraft nicht ausging. Die militärische Ausbildung hatte hier einen negativen Nebeneffekt.

  • Hinter der geschlossenen Holztür gegen die der Soldat schlug, ruhten weiter unbekümmert die Kisten die Flaminina bereits gepackt hatte. Mit allen Dingen die den beiden Frauen gehörten. Ein Umzug? Calena konnte diesen Weg noch abwenden, beim anstehenden Besuch ihrer Familie die Kisten gleich mit zunehmen. So warteten die gepackten Sachen schweigsam bis sie abgeholt wurden oder nicht.


    Eine der Nachbarinnen die neugieriger war als die es die Götter erlauben dürften, streckte soweit die Nase aus der Tür, dass es nicht mehr unauffällig war. „Die beiden sind nicht Zuhause. Sie besuchen ihre Familie in Rom, sie sind vor nicht allzu langer Zeit aufgebrochen. Ich denke nicht dass sie so schnell wieder zurückkommen werden. Soll ich etwas für Calena oder Flaminia ausrichten?

  • Verus Blick fiel hinab zu den Kisten. Sie zogen aus? Flüchteten sie vor ihm? Ganz klar. Calena wollte nichts mehr von ihm. Sie versteckte sich. Dann kam die Nachbarin auf ihn zu oder zumindest aus der Tür heraus mit ihrer Nase. "Das sehe ich," murrte der Soldat und trat voller Wut gegen die Wand, so dass sein Fuß schmerzte. Es war aus, scheinbar. "Zu ihrer Familie?" Verus horchte auf, trat zu der guten Frau heran und reichte ihr einen Sesterz als Dank. "Richten sie den beiden aus, dass Tiberius Verus hier war. Nicht mehr," war das, was er noch sagte, bevor er sich auf den Weg zum Hause Tiberius machte. Es gab hier nichts mehr. Traurig und verlassen fühlte er sich auf dem Weg hinaus.

  • Die angebotenen Hilfe der Haussklaven der Familie Deicma um bei dem Umzug in das Familienhaus wurde natürlich von den beiden Frauen angenommen. Viel zu umständlich und anstrengend wäre es, jedes Teil allein umsiedeln zu wollen. Jetzt war ihr kleine Nichte kaum noch in ihrem Vorhaben zu bremsen. Ihr gemeinsamer Onkel hatte angeboten das sie in die Casa Decima Meractor einziehen durften, Calena hatte zugestimmt und Flaminina ging bereits schon seit gestern davon aus das sie umziehen werden.
    Etwas verloren sah die Ältere aber schon aus, als sie in mitten der Tätigkeiten stand und alles überwachte und Anweisungen verteilte. Viel war es nicht das sie mitnahmen und die Dinge die Verus gehörten blieben auch hier. Welch ein komisches Gefühl, es war so endgültig. Die beiden Decimas hatten sich entschieden einen Weg zu gehen der nicht an Verus behaftet war. Aber immerhin war Calena nicht allein und hatte Nina an ihrer Seite und das tröstete sie doch ungemein. „Vorsichtig damit.“, mahnte sie die Sklaven die eine der Kisten hinaus trugen.


    Das Treiben blieb der neugierigen Nachbarin, die Verus bereits schon an der Tür der Insula entdeckt hatte, nicht verborgen. Auch ihre Nachricht die sie der Bewohnerin der Insula übermitteln sollte tat sie. Die Augen der Deicma weiteten sich und sofort stürmte sie zu ihrer Vertrauten. „Flaminina!“ Wo steckte die denn nun schon wieder?

  • Natürlich hatte Flaminina die Hilfe angenommen! Das wäre ja noch schöner gewesen, wenn sie ihr Zeug selbst getragen hätte! Das konnte man natürlich nicht von ihr erwarten - und sie hätte sich auch lautstark widersetzt, hätte man sie dazu gezwungen. Gleichzeitig aber hatte sie mindestens so genau wie auch Calena darauf geachtet dass ja nichts schief lief. Irgendwann hatte sie es dann aber doch aufgegeben und hatte Calena machen lassen. Die konnte das ohnehin viel besser als sie. Natürlich war aber auch schon so gut wie alles eingepackt gewesen. Sie war sich einfach sicher gewesen, dass man sie in ihrer Familie mit offenen Armen empfangen würde - und genau so war es ja schließlich dann auch gekommen. Mittlerweile hatte jeder von ihnen ein kleines Zimmer - was das Beste an dem Ganzen war. Flaminina hatte ein eigenes Zimmer! Diesen Gedanken konnte sie einfach nicht oft genug wiederholen und er zauberte ihr jedes Mal wieder ein Lächeln ins bildhübsche Gesicht. Es war garnicht so lang her, dass sie mit einem Karren hierher gekommen waren. Sie ließ die Gedanken etwas kreisen.


    Doch plötzlich hörte sie den Ruf Calenas, Schade eigentlich. Sie hatte einen guten Platz gefunden von dem aus man die Wachen beobachten konnte. Auch das brachte so einige Gedanken zurück. Aber jetzt wandte sie sich ab und ging wieder hinein. "Ich bin schon da, was gibt es denn?" fragte sie ebenso überrascht wie auch direkt wie eh und je. Fast so, als hätte man sie bei etwas gestört. Auf halbem Wege traf man sich schließlich dann.

  • Die Ältere erreichte die Jüngere auf der Treppe. Mit hektischen Bewegungen ergriff sie deren Arme. "Die Nachbarin erzählt, dass Verus hier gewesen ist.", versuchte sich Calena mit versucht ruhiger Stimme zu erzählen. Verus, hier, in Rom!? Und keine Nachricht außer das er hier gewesen war. Mehr brachte sie auch nicht heraus, wartete die beruhigenden Worte ihrer Nichte ab - ganz gleich wie sie ausfallen würden.

  • Oh nein. Das geschah nicht gerade oder? Das war das denkbar Schlechteste, das sie sich denken konnte. Warum nur war Calena so dermaßen aufgeregt? Warum nur? Natürlich hatte er eine Nachricht gehabt. Sie wusste es. Denn diese lag unter ihrem Bett, gut versteckt in ihrer Truhe. Aber wenn sie eines nicht konnte, dann war es Calena zu belügen - erst recht nicht, wenn diese so aufgebracht war. "Ja... Das habe ich auch gehört..." meinte sie nur wenig freudig. Aber sie hatte eine Idee. Calena brauchte dringend Ablenkung, brauchte dringend Beruhigung. "Komm, lass uns erst einmal ein wenig trinken, Calena." versuchte sie diese zu beruhigen. Aber sie wäre nicht sie selbst, wenn ihr der dazu nötige Nerv nicht fehlen würde. "Und bitte, beruhig dich!" schob sie daher eher gemurmelt, aber dennoch verständlich hinterher. Das war doch nicht auszuhalten, wie sehr dieser Kerl sie immer noch auf die Palme brachte! Sie hatten ein neues Zuhause, sie hatten eine liebende Familie - aber ihr Herz hing eindeutig noch immer an diesem Kerl...

  • Decima Calena, Insula XXI, Trans Tiberim, Roma


    M' Fluvius Gracilis XXvir stlitibus iudicandis Decimae Calenae s.d.


    Es ist mir eine unerquickliche Pflicht dich in Kenntnis zu setzen, dass deine geliebte Anverwandte Decima Flaminina ins Elysium gegangen ist. Zweifelsohne mag dies dir zu großem Schmerz gereichen, doch entspricht es den Obliegenheiten meines Amtes, dich in jener Zeit der Trauer mit den Formalitäten des Zeitlichen zu disturbieren.


    In Ermangelung eines Testamentes vonseiten Decima Flamininas bist du als Intestaterbe dazu bestimmt, die Hinterlassenschaften von Decima Flaminina in Besitz zu nehmen. Ich bitte dich daher, mich durch ein Schreiben an mein Officium in der Basilica Ulpia bis ANTE DIEM V KAL NOV DCCCLXVI A.U.C. (28.10.2016/113 n.Chr.) darüber in Kenntnis zu setzen, ob du geneigt bist dein Erbe anzutreten. Solltest du dein Erbe nicht antreten, fällt es dem Wohnsitz des Verstorbenen zu.


    In deiner schweren Stunde möge dich dessenungeachtet jene Weisheit des Philosophen Sokrates aufrichten:


    Niemand kennt den Tod,
    und niemand weiß, ob er für den Menschen
    nicht das allergrößte Glück ist.


    In großer Anteilnahme:


    M' Fluvius Gracilis Minor

    DECEMVIR LITIBUS IUDICANDIS - CURSUS HONORUM


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