[Campus Martius] Tag eins nach dem Einzug von Cornelius Palma in Rom

  • Die Rebellenstreitmacht hatte die letzte Etappe des Feldzuges gegen Rom und seinen Usurpator erreicht, nach dieser endlich der Marsch heimwärts angetreten werden konnte. Eine Parade war es, die die Zeit der vergangenen letzten Monate mit einem feierlichen Akt lobpreisen sollte.
    Welch Wahnwitz. Während viele römische Brüder sowohl auf der Rebellen als auch auf der Seite des Usurpators gefallen waren und noch ettliche Männer durch ihre Verletzungen elende Schmerzen durchlebten und teilweise mit dem Tod kämpften, sollten die noch lebenden in auf Hochglanz gebrachter Rüstung auf dem Marsfeld Aufstellung nehmen und den neuen rechtmäßigen Kaiser und den ach so gloreichen Feldzug bejubeln. Es war eine Farce zu glauben, dass man so das Vergangene verdrängen und in eine bessere Zukunft blicken konnte. Zu viele Männer gleichen Blutes hatten ihr Leben gelassen für eine Sache an der ein einzelner machtgeiler Mann ganz allein Schuld trug. Der neue Kaiser würde sich triumphierend präsentieren, dessen Erfolg überwiegend von den Truppen in der Schlacht bei Vicetia nach Rom getragen wurde. Konnten wirklich ein paar lapidare Auszeichnungen die Wunden heilen, die in Fleisch und Geist der Männer geschnitten wurden? Die letzten Monate hatten jeden Mann gebrandmarkt. Keiner jener Soldaten wird jemals die Augenpaare ihrer Brüder und deren letzter Blick, der durchtränkt war von Angst und Wut auf die Obrigkeitenkeit, vergessen können, bevor die Flamme des Lebens durch das Schwert erlosch und die Sorgen aus den glasig werdenden Augen mit dem Hauch von Erlösung wich.


    So traf auch Vespa mit seiner Turma neben der übrigen Legionsreiterei der II. auf dem Marsfeld ein. Von weiter weg sah man nur die Reiter in strahlender Rüstung auf dem Rücken ihrer Pferde anmutig auf das Marsfeld reiten, doch wenn man zwischen ihnen war, konnte man die Erschöpfung jedes einzelnen Mannes sehen. Selbst Vespa hing müde im Sattel, seine Kräfte noch nicht ganz zurückgewonnen. Den Verband um seinen Kopf, der seine frische Narbe über und unter dem linken Auge schütze, hatte er schon etwas früher abgenommen, störte er doch massivst unter seinem Helm, der ihn bei den Temperaturen und der knallenden Sonne eh schon schwitzen ließ. Seine Schulter war noch bandagiert, damit seine Rüstung die Narbe nicht wieder aufscheuern konnte.
    Die Kohorten hatten sich mit ihren Centurien schon fast alle in Reih und Glied aufgestellt, wodurch Vespa auf seinem Weg zu seiner vorgesehenen Position, die ihm und seiner Turma zugewiesen wurde, zum ersten Mal die Verluste sehen konnte. Viele Männer waren gefallen, so kam es vor, dass einige Centurien auf ein Minimum reduziert waren und sogar einige die Lücken vollständig gefallener Centurien schließen mussten. Auch seine Turma war fast um zwei Dutzend Männer in der Schlacht bei Vicetia dezimiert worden. Der sonst so Starke und rationale Grieche versank entgegen der Gewohnheit in tiefgründige Gedanken, in denen er immer wieder die Schreie römischer Brüder aus besagter Schlacht hörte.
    Auf dem Weg erblickte er Licinus und Ferox. Beiden warf er einen respektvollen Blick zu. Ferox hatte überlebt. Der Decurio dachte an die Zeit, als sich dieser noch in der Ausbildung befand. Er hatte sich als guter Soldat erwiesen, gerne hätte er ihn in seiner Turma gesehen. Über den Blick hinaus nickte er dem Burschen leicht zu, als woller er ihm sagen gut gemacht.
    Nachdem die Legionsreiterei der II. ihren Platz eingenommen hatte, schlossen viele ihre Augen und beteten zu den Göttern, dass sie bald endlich wieder nach Hause konnten.



    Sim-Off:

    edit: Ergänzungen.

  • Trompetensignale und das Auftreten der obligatorischen Liktoren kündigten dann schließlich das Erscheinen des Oberbefehlshabers der Armee an. In Tunika und mit einem blanken Brustpanzer mit Feldherrenbinde erschien Cornelius Palma zu Pferd auf dem Marsfeld, ließ sich beim Absteigen helfen und begab sich als erstes zur Tribüne, wo er die dort wartenden knapp begrüßte. Dann wandte er sich an die angetretenen Truppen.


    "Soldaten Roms! Im Namen Roms habt ihr in den vergangenen Wochen und Monaten Schlachten geschlagen und Gegen Römer gekämpft. Im Namen Roms seid ihr zum Teil als Belagerer auf eure eigene Hauptstadt gezogen und musstet euch den Weg durch ihre Tore erkämpfen. Und doch seid ihr alle gemeinsam gestern an meiner Seite als Befreier in die Straßen Roms eingezogen und durftet heute hier als heldenhafte gute Söhne Roms Aufstellung nehmen. Ihr alle habt tapfer gekämpft und euch von euren Offizieren klug leiten lassen. Ihr alle habt Rom und euren Feldzeichen Ehre gemacht. Doch bevor ich euch und den Offizieren danke, lasst uns zunächst gemeinsam Mars Ultor danken, der bei diesem Feldzug gegen einen unrechtmäßigen Kaiser unsere Schwerter und Speere geführt und uns den Sieg und die Befreiiung geschenkt hat."


    Es war kein großes Opfer, was Cornelius Palma hatte vorbereiten lassen, aber immerhin eine kleine Geste, bei der er auf der Tribüne an einem schlichten Altar eine Votivgabe opferte und ein Gebet an den Kriegsgott sprach, bevor er sich wieder an die Soldaten wandte und die Annahme des Opfers verkündete.


    "Mars schaut stolz auf seine Söhne. Mars schaut stolz auf euch!"

  • Die Ansprache des neuen Kaisers, enthielt nun endlich jene Würdigung für die Leistugnen der Nordarmee, die die Männer so sehnsüchtig erwartet hatten. Allerdings fielen sie, wie auch die gesamte Rede und das folgende Opfer, ziemlich knapp aus. Erfrischend knapp, wie Licinus fand, dem die Sonne auf den Helm schien und den Kopf unter selbigem langsam aber stetig aufheizte. Erste Schweißperlen bildeten sich bereits auf der Stirn und nässten die Lederteile, die den Helm an seinem Platz hielten.


    Nachdem die Annahme des Opfers mit doch recht pathetischen Worten verkündet worden war, brachen die Soldaten in Hochrufe aus.


    "Vivat Cornelius Imperator! Vivat! Roma victrix!"


    Licinus selbst rief nur gelegentlich selbst ein "Viivat!", da er irgendwie das Gefühl hatte, von einem Pferd herunter nicht in die andauernden Jubelrufe einstimmen zu können. Genauer befürchtete er, dass das Pferd dann noch weniger stillstehen würde, als es das ohnehin tat und er sich höchst unpassend auf dem Boden der Tatsachen wiederfinden würde.

  • Das Warten im Angesichte eines wunderschönen warmen Sonnentages wurde zur Qual. Diese Hitze war nichts gegen die Wüste. Wie lange war das her? Längst hatte ich mich wieder an die klimatischen Bedingungen im Süden Italia‘s gewöhnt. Warm, viel zu warm hier. Eine kühle Prise vom Meer, die fehlte hier, sie hätte alles erträglicher gemacht.


    Der Kaiser, seine Rede an die Befreier. Sie verursachte ein wenig Bauchschmerzen bei mir. Er hatte die classis an seiner Seite mit nach Rom marschieren lassen. Ein taktischer kluger Zug. Das Dicretum Imperatoris war wie ein Ultimatum gewesen. Für die Männer der classis stand es schon längst fest, dass der neue Kaiser, ihr Kaiser war. Wir hatten gewartet und mit dem Eintreffen des Dicretum das nötige und hoffentlich Richtige zum Wohle Roms getan. Der Schwur auf den neuen Kaiser war geleistet.


    Im Pulk der Offiziere der classis hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Der Cornelier hatte mich beeindruckt, keine Frage. Es waren eher die Probleme die die Gens betrafen, die mich unmotiviert erscheinen ließen. Automatisch und ohne jede Emotion, stimmte ich in den begeisterten Chor der Kohorten der classis ein.


    „ Vivat Cornelius Imperator! Vivat! Roma victrix!“

  • Inmitten der anonymen Masse derer, die für den neuen Kaiser ihr Leben riskiert hatten, stand immernoch Sönke... der sich mittlerweile doch zurück nach Hause wünschte. Neuer Kaiser hin oder her.. sie waren nun schon Jahre von zuhause weg, und summa summarum nagte so ziemlich alles an seinem Nervengeflecht, egal wie tumb er sich stellte.
    Dass der Kaiser dann nun endlich auch sie würdigte rief einerseits Erleichterung bei ihm und seinen Kameraden hervor, andererseits blieb der stumme Verdruss bestehen, dass man das überhaupt derart nachholen musste. Allerdings machte Sönke sich da ohnehin keinen Kopf drüber... er wollte einfach nur wieder nach Haus, und so fiel sein Beifall auch eher automatisch denn insbrünstig aus:


    „Vivat Cornelius Imperator! Vivat! Roma victrix!“

  • Endlich ertönten die Trompeten.. die Parade fand ihren Anfang. Während der ein oder andere Soldat schreckhaft aus seinen Gedanken gerissen wurde, zeigten sich die Tiere eher unbeeindruckt, die an plötzlichen Lärm gewöhnt waren. Allerdings merkten die Reiter, dass nicht nur ihnen die Hitze langsam aber sicher das Sitzen auf dem Pferderücken unerträglich machte. Vespa richtete seine Augen auf den neuen Kaiser, der nun Siegessicher vor seinem Rebellenheer sprach, in dem jeder Soldat schon von Anfang an den Eid auf ihn als neuen und wahren Kaiser gesprochen hatte.
    Sowohl Rede als auch Opfer fielen eher knapp aus. Dem Decurio gefiel das. Er selbst war kein Mann großer Worte, was für seine Männer schon nichts ungewöhnliches mehr war. Vespa war ein Mann der Tat, nicht ein Mann des Wortes. Dennoch stimmte er pflichtbewusst und zustimmend mit ein, um Palma als Kaiser im Rahmen des Festakts zu begrüßen.


    "Vivat Cornelius Imperator! Vivat! Roma victrix!" stimmte er also zusammen mit seinen Männern und dem Rest der Reiterei ein. Sowohl Mensch durch Rufe als auch Tier durch Wiehern trugen zum großen Chor des Jubels bei und schürten diesen wieder und wieder.


    Der Schweiß, der auch Vespa von der Stirn perlte, lief über die Narbe seines linken Auges. Ein kleiner aber brennender Schmerz, der den Decurio trotz des guten Endes daran erinnerte, dass der Feldzug auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen war.

  • Eine Weile ließ Cornelius Palma den Soldaten Zeit zu jubeln und konnte nicht leugnen, dass er es genoss. Dann aber gebot er mit einer Geste Ruhe, um mit der Zeremonie fortfahren zu können, in der das Opfer nur der erste Schritt gewesen war.


    "Soldaten, ihr habt euch alle im Rom verdient gemacht und viele von euch wurden dafür ausgezeichnet. Dieser Ruhm gereicht euch zur Ehre und euren Kameraden zum Vorbild. Ich bitte jetzt die Männer nach vorne, die euch allen ein Vorbild sein sollten und euch auf der Straße des Ruhmes durch Vorbild und Tatkraft voran ziehen sollten.


    Tribuni und Legaten der Legionen, vortreten!
    Tribuni und Praefectus der Classis, vortreten!
    Tribuni der Cohortes Urbanae, vortreten!"


    Nicht alle der genannten Ränge waren tatsächlich zahlreich vertreten - vor allem bei den Legionslegaten haperte es etwas aufgrund der Kriegsereignisse. Aber das Protokoll der Zeremonie war darauf vorbereitet, dass nicht ganz so viele Männer wie nominell aufgerufen vortreten würden.

  • Vivat Cornelius Imperator! Vivat! Roma victrix!"


    Fontinalis fiehl in die Lobpreisung mit ein. Es war ein unbeschreubliches Gefül.
    Das war genau der Tag den so viele herbei gesehnt hatten. Es war vorbei. Zumindest in den Augen des Hadrianer.
    Die Rede ging weiter...

  • Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Auch ein abgebrühter Feldherr, der einen ganzen Bürgerkrieg hinter sich hatte, konnte sich nicht jeden Tag über Auszeichnungen direkt aus der Hand des Kaisers freuen. Und so stand Flaminius Cilo nicht nur zufrieden über das Ende des Krieges, sondern auch ein klein wenig aufgeregt auf dem Tribunal, als der Kaiser erschien. Mit pietätvoller Miene verfolgte er dann das Opfer.


    Am Ende trat er schließlich gemeinsam mit seinen Offizieren nach vorn, um die Auszeichnung zu erhalten. Natürlich hatte er schon so eine Ahnung, was verteilt werden würde - immerhin hatte er die Empfehlungen für seine Männer abgegeben. Was er selbst bekommen sollte, wusste er allerdings nicht.


  • Mit der Handbewegung des Cornelius verstummten die Soldaten schlagartig wieder. Es gab einen stumpfen Knall, als Schilde und pila sich auf dem Boden wiederfanden, dann war es ruhig und man hörte nur die Stimmed es Corneliers und anschließend die vereinzelten Schritte der tribuni und legati.


    Licinus blickte "seinen" tribuni hinterher, blieb auf seinem Platz stehen und fragte sich weniger, was die legionstribuni bekommen würden. Vielmehr fragte er sich, was nun mit den Offizieren der Flotte und der Stadtkohorten passieren würde.

  • Selbstverständlich war auch Vala als oberster Repräsentant der achten Legion in der Riege der Rebellenoffiziere anwesend, und trotz der sichtlichen Zeichen der Müdigkeit, die ihm dank ständiger Einbindung in den Bürgerkrieg und die Nachkriegswirren zuteil geworden sind, versuchte er eine so würdevolle Figur wie möglich zu machen. Auch wenn schon ein Großteil des Rebellenheeres aufgelöst und gen Norden nach Hause geschickt worden war, die Masse der Soldaten auf dem Marsfeld war immernoch mehr als imposant.
    Die Rede des Kaisers trug diesem Rechnung, auch wenn Vala nur mit halben Ohr hinhörte, immerhin glitten die Salbungen der einfachen Männer so an ihm ab... was er allerdings verstand, war der Moment in welchem die Offiziere des Rebellenheers.. sekunde... was war das?
    Irritiert hielt Vala einen Moment inne, als eben nicht nur die Offiziere des nördlichen Rebellenheers nach vorne gerufen wurde, sondern auch die der Classis und der Urbaner. Was sollte das denn jetzt werden? Während Valas Beine ihn automatisch nach vorne trugen, natürlich nach den beiden einzigen noch einsatzfähigen Legati des Heers, versuchte sein Geist zu ergründen was das jetzt sollte nebst den siegreichen Rebellen auch noch die Offiziere zu ehren, die vor wenigen Wochen noch auf Seite des Vescularius gekämpft hatten.
    Es war offenbar, dass der 'Neuanfang' des Cornelius an Irritationen nicht arm war... andererseits wollte Vala nicht in der Haut des Princeps stecken, der um des lieben Friedens willen einen Spagat zu meistern versuchte, der wohl nicht zu meistern war. Da sich allerdings Ärger über diese Entwicklung kaum lohnte, schob Vala die Gedanken so gut als möglich zur Seite und konzentrierte sich wieder auf das, was da vor ihm stand... den Kaiser, kurzum.

  • Corvinus jubelte angemessen aber nicht überschwenglich mit.
    Momentan überwiegte bei ihm das Gefühl das er persönlich, seine Centurie, seine Cohorte und seine Legio mehr verloren hatten als sie gewonnen hatten. Wenn man ehrlich war hatte es ja recht geringe Auswirkungen ob nun Salinator oder Palma auf dem Thron saß auf die Legio Secunda. Jedenfalls auf der Ebene der Centurionen und tiefer. Das sah bei den Tribunen und dem Legatem natürlich anders aus.
    Nach einer kurzen Weile beendete der neue Kaiser das Gejubel wieder und fuhr fort.
    Auch wenn Corvinus nicht direkt betroffen war rief das aufrufen von sowohl den Offizieren der "frühen Rebellen" als auch denen von Salinators Kerntruppen die erst im allerletzten Moment umgeschwenkt waren als die Alternative zum überlaufen wohl nur noch die Vernichtung gewesen war, Stirnrunzeln hervor. Was würde jetzt kommen...

  • Heute war alles gleichgültig. Dass die Cohortes und die Classis, die bis vor kurzem noch auf der gegnerischen Seite waren, ebenso vortreten sollten, war gleichgültig. Dass Legaten vorgerufen wurden, die nicht nur nichts gemacht hatten, sondern Sextus Meinung nach überdies auch noch unfähig waren, war gleichgültig. Dass sie erst jetzt bedacht wurden und überhaupt ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurden, nachdem Palma bei seinen ersten Reden nur seine südlichen Legionen gelobt hatte, und sich diesen Ruhm dann mit den einstigen Widersachern wohl teilen musste, war vollkommen gleichgültig. Dass er, trotz der längsten Bekanntschaft mit dem Cornelius, noch nicht einmal ein privates Wort mit ihm hatte wechseln können... nun gut, das war in der Tat ärgerlich, aber Sextus ließ sich davon im Moment die Laune nicht verderben.
    Sextus schwang ein Bein über den Hals seines Pferdes und ließ sich gekonnt an dessen Vorderhand hinabgleiten, ohne dabei seinen kunstvoll in den Gürtel drappierten Mantelumhang übermäßig in Unordnung zu bringen. Zusammen mit den Offizieren der anderen Legiones und den übrigen schritt er außerordentlich gut gelaunt (wenngleich man dies nach außen absolut nicht sehen konnte) hin zum frischgebackenen Imperator.
    Der Jubel, die Männer, die Verwirrung, all das blendete Sextus für den Moment gänzlich aus, während neu genagelte Caligae über den Boden des Marsfeldes stapften und die Sonne auf seine nigelnagelneuen Rüstung vor sich hinfunkelte. Denn all das war nicht wichtig. Die Auszeichnung, die eventuell nun folgen würde – wozu sonst die ganzen Leute nach vorne rufen? - selbst diese war nicht wirklich wichtig.


    Das einzige, was wirklich wichtig war, das einzige, was diese Hochstimmung seinerseits langanhaltend auslöste, war der Umstand, dass er all das hier nun endlich hinter sich lassen konnte und in sein normales Leben der Politik zurückkehren konnte. Und diese Aussicht war besser als jede Auszeichnung.

  • Der Einfachheit halber sah das Protokoll vor, dass die Legionen ihrer Nummer nach durchgegangen wurden, so dass man mit der Legio I begann, auch wenn sie sich erst als eine der letzten ins Feld bewegt hatte. Da ihr Legionslegat fehlte, ging es gleich mit den Tribunen weiter, von denen einige einen Clipeus erhielten und andere eine Hasta Pura, verbunden mit dem Abschied von der Legion und der Aussicht auf andere Posten.


    Anschließend war die Legio II an der Reihe, bei der ebenfalls der Kommandeur fehlte, weshalb wiederum gleich die Tribune an der Reihe waren. Unter anderem einer, der auch Haruspex war.


    "Sextus Aurelius Lupus, Tribunus Laticlavius der Legio II Germanica. Mir wurde berichtet, dass du die Soldaten deiner Legion umsichtig geführt hast, dass du stets fest auf deinem Pferd sitzend ein sicherer Anker für die Blicke deiner Männer warst und dass du dich nach dem Eintreffen in Rom persönlich um die Sicherheit in der Stadt gekümmert hast. Du hast deine Pflichten als Offizier damit vortrefflich und vorbildlich erfüllt und dir Auszeichnungen verdient. Du empfängst einen Clipeus für deine Dienste in der Schlacht und eine Hasta Pura zum Abschluss deines Tribunats, das mit dem Ablauf des heutigen Tages ehrenvoll beendet sein wird, damit du dich wieder deinen Aufgaben im Senat und im Dienste der Götter widmen kannst."


    Helfer traten vor, die Cornelius Palma die genannten Insignien überreichten, der diese wiederum an Aurlius Lupus weitergab.

  • Titus schwebte schon beinahe auf seinem Hochgefühl. Vor wenigen Monaten noch ein verfolgter, dem Tode geweihter Peregrinus, der als einziges Interesse das eigene Überleben ausgab, hatte er sich zu einem für seine kurze Dienstzeit hoch dekorierten Nauta gemausert. Die Bedenken ob der straffen Ordnung und Disziplin in der Classi; dahingewischt. Die Angst vor dem Tod in der Schlacht; vergessen. Alles was zur Zeit noch blieb, war dieses unbeschreibliche Hochgefühl.


    Als der neue Imperator ankam und an seinen Platz marschierte, kontrollierte Titus noch einmal instinktiv seine Ausrüstung. Diese funkelte und blitzte förmlich in der heißen Sommersonne. Nachteil dieser vollen Rüstung war allerdings die Hitze, welche sich darin staute. Nach und nach wurde es immer wärmer und die Schweißperlen begannen über die Stirn und die Wangen herunterzurinnen. Dies hielt Titus aber nicht davon ab Haltung zu wahren. Als dann die Jubelrufe ertönten, stimmte Titus lauthals mit ein:


    Vivat Cornelius Imperator! Vivat! Roma victrix!"


    Als dann die Rufe verstummten, wurde es dann wirklich interessant. Der Imperator schien die Tribune und Legaten auszeichnen zu wollen. Als auch die Offiziere der Classis und der Cohortes nach vorne gerufen wurden, konnte Titus beinahe fühlen, wie sich die Soldaten der anderen Einheiten dabei ärgerten. Ein ungutes, aber sehr kurzweiliges Gefühl kam dabei in Titus auf. Es würde wohl noch einige Zeit brauchen, um die Wunden des Bürgerkrieges zu heilen.


    Dann konzentrierte er sich aber wieder voll auf die Auszeichnungen....

  • Stets fest auf seinem Pferd sitzend? Beinahe hätte sich Sextus nach seinem liebsten Untersatz umgedreht, um anschließend fragend durch seine Männer zu blicken. Irgend einer von denen musste ja fast schon geredet haben, wie sehr Sextus das Tier hasste. Den größten Anteil, den das Pferd an der Schlacht bei Vicetia hatte, war, ihm zu einem reichlich unpassenden Zeitpunkt aus dem Sattel in den Dreck zu befördern. Ob das von den Männern als 'sicherer Anker' interpretiert wurde, wagte Sextus doch arg zu bezweifeln.


    Aber natürlich drehte sich Sextus nicht um, sondern ließ das Lob mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Der Teil mit der Sicherheit in Rom stimmte immerhin, nicht nur ein Senator war durch ihn sicher nach Hause gebracht worden. Leider hatte er nur feststellen müssen, dass seiner Anweisung mit dem Plünderungsverbot nicht in dem Maße Folge geleistet worden war, wie er es angeordnet hatte. Nur leider war es wohl inopportun gewesen, die Hälfte der Legio II zu kreuzigen oder zumindest eine Dezimierung anzuordnen, um die Ordnung und Disziplin wieder herzustellen. Leider. Dennoch alles in allem hoffte Sextus, diese Aufgabe nicht zu schlecht erledigt zu haben, so dass sie dem ein oder anderen Politiker im Gedächtnis geblieben war.
    Und so nahm er ruhig aus der Hand des Kaisers erst den großen Ehrenschild und schließlich die Lanze entgegen und nahm mit beiden Waffen ausgestattet einmal Haltung ein. “Mein Kaiser“, bedankte er sich nur knapp – immerhin waren noch einige Tribune und Legaten auszuzeichnen, die warteten.


    Und dann war der Augenblick auch vorbei und Sextus trat vom Kaiser zurück und wieder mit den Ehrenzeichen ausgestattet zurück zu seiner Einheit. Und den ganzen Weg musste er den dringenden Impuls unterdrücken, beide Auszeichnungen in heroischer Manier nach oben zu reißen – oder zumindest die Lanze, der Schild hatte doch ein Eigengewicht – und laut 'Freiheiiiiiiiiit' zu brüllen. Denn nach dieser Verleihung und dem Befehl zum Abtreten wäre er genau das: Frei. Frei nach Hause zu gehen. Frei, wieder ein ganzer Mensch zu sein.

  • Auf die Auszeichnungen für die Offiziere der Legio II Germanica folgten jene für die Offiziere der Legio VI Victrix, die auch nicht ganz vollständig erschienen waren, da Teile der Legion schon wieder auf dem Rückweg in ihr Standlager waren. Immerhin hatten sie von den Legionen aus Germania den weitesten Rückweg.


    Ihr folgte die Legio VIII Augusta, die wiederum von allen Legionen aus Germania die mit dem kürzesten Rückweg war. Dafür fehlte auch bei ihr der nominelle Kommandeur, weshalb der senatorische Tribun das Kommando übertragen bekommen hatte. Keine ganz übliche Vorgehensweise, aber im Angesicht des Erfolges konnte Cornelius Palma sicher niemandem vorwerfen, damit eine falsche Entscheidung getroffen zu haben.


    "Titus Duccius Vala, Tribunus Laticlavius der Legio VIII Augusta. Du wurdest als Tribun berufen und hast wie selbstverständlich das Kommando einer Legion geführt, als das Schicksal die Fäden dafür gezogen hatte. Mir wurde berichtet, dass du dich in der Schlacht bewährt und durch umsichtiges taktisches Handeln schwere Verluste verhindert hast. Du hast damit die Erwartungen, die man gemeinhin an einen Tribunus Laticlavius stellt, deutlich übertroffen und dir Auszeichnungen verdient. Du empfängst einen Clipeus für deine Dienste in der Schlacht, die Corona Obsidionalis für dein taktisches Geschick und eine Hasta Pura zum Abschluss deines Tribunats, das mit dem Ablauf des heutigen Tages ehrenvoll beendet sein wird, damit du dich deinen neuen Aufgaben als Senator Roms widmen kannst."


    Wie bei den anderen Offizieren auch traten Helfer vor, die zunächste die Graskrone reichten, damit Cornelius Palma sie Duccius Vala auf den Kopf setzen konnte. Dann folgten Schild und Speer, um die Auszeichnungen zu komplettieren.

  • Wieder hieß es antreten für alle anwesenden Soldaten und auch Ahenobarbus gesellte sich gerne in seiner blank polierten Rüstung dazu.


    Sobald der neue Imperator in Sicht kam entbrannten überall die Jubelrufe, um Palma zu begrüßen:


    "Vivat Cornelius Imperator! Vivat! Roma victrix!"


    Der Chor verstummte wieder sobald ihr Kaiser zur Ruhe forderte. So stand dann der Domitier in der brütenden Mittags-Hitze, in seiner gesamten Montur und beobachtete die gesamte Prozedur mit großem Interesse, denn wieder hieß es, das Soldaten der Cohortes Urbanae, sowie der Classis, Auszeichnungen erhalten sollen.

  • Gerade noch hatte Vala sich Gedanken um die eine und andere Auszeichnung gemacht, sich sogar halbwegs ehrlich mit Offizieren gefreut die sich ihre Auszeichnungen auch verdient hatten, während er ebenso mitbekam wie die eine oder andere nur aus dem Stand geboren war, nicht durch Leistung. Das alles war aber hinfällig als die achte Legion dran war, und er als ihr aktuell ranghöchster Offizier als erstes vom Kaiser adressiert wurde.
    Mit soviel Würde wie er nur in sein Gesicht pressen konnte vernahm Vala die Preisung seiner Leistungen während des Bürgerkriegs, und nur mit allergrößter Mühe konnte er sich ein zufriedenes Lächeln verkneifen.. hatte er doch genau auf das hier hingearbeitet. Ja, er hätte lügen müssen (was er ohne jeden Zweifel sofort getan hätte, wäre es für die Situation opportun gewesen), dass er sich genau deshalb jahrelang darauf vorbereitet hatte im römischen Militär tätig zu werden.. hatte Bücher gebüffelt, sich schleifen lassen und die lebenden Vorbilder des Marcus Vinicius Hungaricus in Mogontiacum, des Titus Aurelius Ursus in Mantua, des Servius Artorius Reatinus in Alexandria und jetzt schließlich das des Gaius Flaminius Cilo so akribisch studiert, nur um in dieser ersten von vier Hürden seiner Laufbahn nicht zu scheitern. Und nun bekam er das auch noch (nach dem Clipeus für seinen Einsatz während der Seuche in Mantua) vom Kaiser persönlich signiert. Erfolg auf ganzer Linie, ganz klar.


    "Eine Ehre, mein Kaiser.", gab Vala pflichtschuldig von sich während er sich mit der Corona Obsidionalis (DER Corona überhaupt) bekränzen ließ und dann den Schild und die Lanze in Empfang nahm. Als er sich dann abwandte, um wieder an seinen Platz zurück zu kehren, konnte er ein zufriedenes Lächeln doch nicht mehr unterdrücken. Es war eine harte Zeit gewesen, aber mit einem Sitz im Senat und diesen Auszeichnungen als Zeichen seiner militärischen Kompetenz konnte er doch mehr als zufrieden dieses Kapitel (vorerst) abschließen.

  • Auch nach der Legio VIII war noch lange nicht Schluss und es folgte als letzte der Legionen die Legio XXI Rapax und mit ihr auch der Statthalter der Provinz Germania Inferior, der das Heer nach Rom geführt und dort als Sachwalter des kommenden Kaisers gedient hatte, bis dieser selbst in Rom eingezogen war. Entsprechend gewichtig waren die Worte, die Cornelius Palma für ihn wählte.


    "Legatus Augusti pro Praetore Flaminius Cilo. Du hast dein Heer in besten Absichten von Germania aus über die Alpen nach Rom geführt, du hast dich als kluger Verwalter, Offizier und Politiker in schwierigen Zeiten erwiesen, du hast meine Befehle gewissenhaft umgesetzt und zuverlässig in meinem Sinne entschieden, wo es an Anweisungen fehlte. Du hast weit mehr getan als deine Pflichten gegenüber der Provinz, gegenüber dem Kaiser und gegenüber Rom zu erfüllen und dir Auszeichnungen verdient. Du erhältst einen Clipeus für deine Dienste in der Schlacht, die Corona Muralis für die Befreiiung der Mauern Roms und des kaiserlichen Palastes und eine Hasta Pura zum Abschluss deines Kommandos in Germania Inferior, das mit dem Ablauf des heutigen Tages eherenvoll beendet sein wird. Deine Dienste werden auch weiterhin in Rom benötigt und mit dem Beginn des morgigen Tages wirst du als Praefectus Urbi mein Stellvertreter in Rom sein und das Kommando über die Cohortes Urbanae führen."


    Wie bei allen anderen Auszeichnungen auch traten wieder Helfer hervor, die die verliehenen Insignien überreichten.

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