der Villa Urbana des Marcus Helvetius Commodus

  • Varia nickte, damit war es also abgemacht, wenn die Kleine hier zu Besuch war und Varia auch zu gegen war, dann würde sie ihr den ein oder andere Dreh beibringen.
    Natürlich fragte das Mädchen nach, es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sie es hätte einfach auf sich beruhen lassen. Varia seufzte innerlich, aber nach außen sah man ihr das nicht an.
    „Ja ein Schwur.“ Und bevor die Kleine weiter nachfragen würde, was sicher passieren würde, wenn Varia jetzt enden würde, versuchte die Amazone in kurzen Worte es zu erläutern. „So verrückt es auch klingen mag, er hat mich in einem Kampf besiegt...“ Das sie verletzt war und eigentlich kaum eine Chance gehabt hat ließ sie weg, denn sie wollte sich ja nicht raus reden und schließlich war es ihre eigenen Dummheit gewesen. „.. und es ist nun mal so, wenn wir in einem Zweikampf besiegt werden, müssen wir uns dem Sieger unterwerfen. Meine Göttin hatte scheinbar einen ihrer schlechten Tage, als sie mir dieses Schicksal zugedacht hatte. Und nun ist es wie es ist, mein Schwur bindet mich so lange Commodus lebt an ihn, nur sein oder mein Tod kann ihn beenden. Es ist also bedeutungslos für mich, ob er mich in die Freiheit entlässt, es würde wie ich schon sagte nichts ändern.“ Das sie nah dran war mit den Traditionen ihres Volkes zu brechen und Commodus den Hals umzudrehen band sie dem Mädchen natürlich nicht auf die Nase, denn inzwischen hatte sich Varia mit ihrer Situation abgefunden – nur ab und zu kochte ihr Blut noch über, aber wenn es so war, dann ging sie in den Garten und verdrosch einfach die Bäume um sich zu beruhigen, bisher funktionierte das auch ganz gut.

  • Nun verstand Pina gerade gar nichts mehr. Eine Sklavin kämpfte mit ihrem Besitzer. Jetzt war sie es die mit offenem mund da stand Varia anstarrte, kurz zu ihrer Schwester blickt um dann gleich wieder zu Varia zu schauen.
    Dass sie sich nach ihrem Glauben richtete und an ihre Götter glaubte, verstand sie ja aber das mit dem besiegen verstand sie nicht. War die Sklavin nun eine gute Kämpferin oder doch nicht? Wieso verlangte der Besitzer, der sie ja besiegte, dass sie seine Leibwächterin wurde?
    „Sag mal wer ist denn eigentlich dieser Marcus Helvetius Commodus? Ich dachte dies hier würde dem Helvetier Varus gehören? Sind das Brüder?“
    Vorerst wollte sie nicht mehr auf den Kampf eingehen, vielleicht würde sie die Umstände, wie es dazu kommen konnte, später einmal erfahren.

  • Varia überlegte, so recht kannte sie sich in den Familienverhältnissen nicht aus, aber so einiges hatte sie ja in ihrer Zeit hier aufgeschnappt. Sie überlegte dennoch eine Weile, bevor sie dem Mädchen antwortet.
    „Also Brüder im wörtlichen Sinn sind sie wohl nicht. Commodus ist so was wie das Oberhaupt der Familie. Varus gehört dieses Haus, die Gens lebt hier, weil die Villa der Helvetier im Bürgerkrieg fast vollständig zerstört wurde.“
    Varia über legte noch kurz ,dann setzte sie noch leise hinzu. „Varus ist so was wie ein Menschenfreund und Commodus nun ja wohl eher das Gegenteil, für ihn sind Sklaven nichts weiter als lebendige Möbelstücke.“

  • Bei der letzten Bemerkung Varias zu Commodus, zog Pina missbilligend die Stirn kraus. Auch das noch. Jetzt gab es in diesem Hause zu dem kleinen Dieb auch noch einen Sklavenschinder. Ob das ihrer Tante gefallen würde bezweifelte Pina mehr wie sehr. „Ach dann ist das hier also nicht die richtige Villa der Helvetier“, sagte Pina zu sich selber. “Sag mal Varia wie viele Sklaven gibt es hier eigentlich? Und was arbeiten die beiden Hausherren eigentlich?“ Das waren nun mal Informationen die sie wichtig fand, denn so wie es aussah würden sie noch öfter hier sein. Sie war schon wirklich gespannt was dabei rauskam wenn sie mit Sila alleine wäre und sie in aller Ruhe das Thema Helvetier besprechen würden.

  • Varia schüttelte den Kopf. „Nein die Villa ist ein paar Straßen weiter.“ Das war natürlich eine eher wage Beschreibung dessen wo sie die Ruine der Villa befand.
    „Hm als neben mir noch Shani, Hannah, Esther und Artermas die gehören aber alle Varus. Also Commodus will wohl Senator werden und hat sich gerade für irgendein Amt beworben, frag mich aber nicht was er da machen muss....“ Varia interessierte das auch nicht wirklich. „Und Varus nun der ist hauptsächlich Bauer, er hat ein Weingut, auf das er sich gern zurück zieht und er handelt mit Wein und...“ Varia räusperte sich kurz, denn sie konnte sich vorstellen, dass die nächste Aussagen der Quintilla wohl nicht gefiel. „... mit Frauen, er hat ein Lupanar in der Stadt.“

  • „Oh doch so viele“, kam etwas überrascht von Pina. „dann scheint so ein Weinberg ein ganz einträgliches Teil zu sein“, schickte sie noch hinterher. Wie sollte sie es sonst nennen? Ein Weinberg war kein Geschäft, kein Feld oder Stück Land. Dann wurden ihre Augen aber groß und wie eine altkluge Frau runzelte sieh ihre Stirn, schaute Varia an, dann zu ihrer Schwester, die bestimmt genauso schaute wie sie und dann wieder zu Varia.
    Nicht, dass sie nicht gewusst hätte dass solche Häuser gab, aber dass ausgerechnet dieser Varus solch ein Haus besaß, verwunderte sie sehr. Ob sein Geld denn dann von diesem Haus kam? Noch wichtiger war die Frage, ob ihre Tante dies wusste. Jetzt wurde es wirklich Zeit sich mit Sila zu besprechen. Sie unterhielt sich gerne mit Varia und würde sich freuen wenn sie sich noch öfter treffen würde, doch nun war es Zeit sich zu verabschieden. „Ich danke dir für die Informationen und hoffe wir treffen uns noch oft, besonders wünsche ich mir, dass du mich unterrichten darfst, bis bald.“ Schon drehte Pina sich um, nahm die Hand ihrer Schwester und zog diese mit in den Garten hinein.
    Die ganze Situation war so etwas von untypisch für die Beiden, dass Sila bestimmt nicht wusste wie ihr geschah, denn normalerweise lief es sonst immer umgekehrt.

  • Sila hatte das Gespräch der Beiden mit eher mäßigem Interesse verfolgt. Sie hatte zwar nichts gegen Sklaven – im Gegenteil, jeder sollte mindestens einen davon haben -, aber so interessant fand sie die nun auch wieder nicht, als dass sie sich für deren Lebensgeschichte interessieren würde.
    Eine fast schon belustigtes Grinsen war über ihr Gesicht gehuscht, als diese Frau da doch tatsächlich von sich behauptet hatte einen Amazone zu sein. Klar doch und Sila zog sich die Tunika mit der Kneifzange a.
    Es wusste doch schließlich JEDER, das Amazonen nur eine Legende waren – die gab es nicht wirklich.
    Auch wenn Sila zugeben musste, dass die Geschichte der Frau da vielleicht ganz schlüssig klang, ABER nein Amazonen gab es nicht – wo kämen wir denn da hin, wenn es solche Frauen wirklich geben würde.


    Ehe sie sich aber versah, erwachte in ihrer Schwester mit mal so was wie eine Führungsqualität und sie wurde quasi von ihr davon geschleift.
    Als sie außer Sicht und Hörweite irgendwelcher Sklaven oder sonstiger waren, quakte sie entsprechend missmutig ihre Schwester von der Seite an.
    „Was bei den Göttern ist denn in dich gefahren?“

  • Verwirrt schaute Pina ihre Schwester an, hatte die eben nicht zugehört. Sie hatte doch bisher angenommen Sila würde sich für das Schicksal von ihrer Tante Valentina interessieren, schließlich hing ja auch ihrer beide Zukunft davon ab.
    „Was ist denn dir für eine Laus über die Leber gelaufen oder warum fährst du ich jetzt so an? Hast du eben nicht zugehört was die Sklavin sagte? Der Helvetier ist Besitzer eines Lupanars. Mir gefällt das nicht. Ausgerechnet damit verdient er sein Geld. Wer weiß was er mit uns vor hat.“
    Im Grunde wusste sie, dass was sie zuletzt sagte albern war, trotzdem sollte ihre Schwester mit darüber nachdenken, wie sie sich in Zukunft verhalten sollten. Zumal da noch der andere Helvetier war. Ja und das wollte sie jetzt auch noch mal betonen. „Außerdem wohnt hier noch ein anderer Helvetier und der ist anscheinend, wie wir eben hörten, nicht gerade ein Menschenfreund.“

  • Den beiden Schwestern blieb nicht mehr viel Zeit für eine Unterhaltung unter 4 Augen. Den soeben betraten Varus und Valentina am anderen Ende das Peristylium.


    Sie kamen in normalem Tempo näher und als sie auf Sprechweite heran waren sagte Varus:
    "Na ihr zwei wie gefällt es euch hier?"

  • Pinas Augen verfinsterten sich für einen Augenblick, sie mochte es gar nicht, wenn man sie in einem Gespräch störte. Eine freundlichere Mine aufsetzend erwiderter sie nur kurz. "Wenn wir und den Garten angesehen haben kann ich die Frage vielleicht beantworten."

  • Sila wollte gerade was sagen, dann aber tauchte wie aus dem Nichts der Hausherr mit ihre Tante im Schlepptau auf.
    So blieb also erst mal ungesagt, dass Sila zwar nicht in Jubelstürme ausbrechen würde, weil der Varus einen Lupanar hatte – aber wenn das Ding Geld brachte? Warum denn nicht. Schließlich sieht man der Kohle doch nicht an wo sie herkommt und so lange er nicht selber in dem Ding arbeitete wars doch nicht verwerflich. Schließlich gehörten diese Einrichtungen zu Rom, wie der Bäcker um die Ecke.
    Sila wusste gar nicht seit wann ihre Schwester so …. sittsam war.
    So war es auch Sila, die nun den Beiden zulächelte und zu Varus sagte. „Nun wir haben die Bekanntschaft deiner Amazone gemacht, du umgibst dich gern mit exotischen Dingen?“

  • Varus war etwas überrascht und gleichzeitig amüsiert das die optisch so ähnlichen Schwestern vom Wesen so unterschiedlich waren.
    Zur ersten sagte er:
    "Wie ihr habt ihn noch gar nicht gesehen? Er ist doch gleich hier nebenan!"


    Was die beiden wohl die ganze Zeit gemacht hatten.


    Die Erklärung folgte sogleich von der Anderen.


    "Varia gehört nicht mir. Sie ist der Custos von Commodus. Ich hoffe es war eine angenehme Bekanntschaft?"


    Varia hatte bisher nie irgendwie durchblicken lassen das sie Kindern gegenüber übergriffig war oder so. Allerdings konnte sie ja schon recht einschüchternd wirken.

  • Pina überlegte kurz, war die Frage nach dem Gespräch mit Varia nur so oder wollte Varus kontrollieren was die Sklavin so erzählt hatte. Irgendwie hatte sie gerade ein ungutes Gefühl. „Ja das sagte sie uns, dass sie Custos von Commodus wäre. Dann stimmt es also auch, dass sie eine von den legendären Amazonen ist?“ Pina fand sie sollte jetzt gleich den Stier bei den Hörnern packen und nach dem Unterricht fragen.
    „Sie hat mir auf meine Bitte hin angeboten, aber nur mit eurer Erlaubnis, wie sie betonte, mir ein paar Übungen zur Selbstverteidigung zu zeigen. Wäret ihr damit einverstanden oder muss ich auch ihren Besitzer darum bitten?“

  • Varus wiegte mit dem Kopf hin und her. Hundertprozentig sicher war es sich nicht aber doch ziemlich.
    "Ich denke sie war eine. Es gibt sehr viel was dafür spricht. Aber das ist Vergangenheit und nun hat sie ihr Leben an das von Commodus gebunden."


    Die zweite Frage überrascht ihn doch.
    "Also meine Erlaubnis bei der Sache spielt da keine Rolle. Ich habe weder über dich noch über Varia zu entscheiden."


    Er sah Valentina an und sagte:
    "Ich könnte Commodus fragen aber vorher musst du natürlich sagen ob dir das Recht ist. Wenn du noch etwas Varia erfahren möchtest könnte ich sie auch noch einmal herholen."

  • Commodus führte Fausta zur der Sitzgruppe im Peristyl. Dort waren auf einer Bank etliche Felle ausgelegt auf denen man so bequem sitzen konnte. Links und Rechts davon standen zwei Feuerschalfen die entzündet wurden als die beiden hereinkamen. Je nachdem wie Fausta es wollte wurden diese näher oder weiter weg abgestellt. Vorerst waren es gut anderthalb bis zwei Meter wodurch sie erst einmal Stimmung spendeten aber keine Wärme.


    Auch der hier anwesende Sklave war keiner den Fausta bis jetzt schon einmal gesehen hatte, so fern ihr das auffiel.


    Nachdem sie sich gesetzt hatten wurden Getränke gereicht und falls Fausta keine Wünsche hatten die einer Schwangeren gut zu Gesicht standen wäre wohl alles an Getränken machbar. Commodus entschied sich für einen leichten, gut gekühlten und verdünnten Weißwein der eher frisch als herb war.


    Ebenfalls wurden auf vielen kleinen Tellern aus feinster Keramik die verschiedensten kleinen Speisen aufgetragen. Zentrales Objekt dabei war ein Teller mit Muscheln. Von diesen waren schon einige mehr da während man bei allen anderen Dingen bei der Größe der Happen, nicht der Auswahl, wohl eher davon sprechen könnte was man in späteren Zeiten Amuse-Gueule nennen würde. Die Wahrscheinlichkeit das es später als noch etwas anderes zu speisen gab war also sehr hoch.


    Nachdem sie sich gesetzt hatte, ein Getränk hatten und die ersten Happen nach Bedarf zu sich genommen hatten wollte Commodus auch auf Faustas Fragen eingehen.
    Dabei fing er mit den unangenehmen an und startete mit seiner Schwester:
    "Vera musste leider wieder nach Hause zurück kehren. Ich kann dir nicht genau sagen was sie befallen hat. Die Ärzte meinten jedenfalls es wäre wohl nichts körperliches gewesen so wie ich zunächst befürchtet habe. Sie wollte ja so viel erreichen und darstellen in der Stadt aber ich denke es war dann doch wohl noch ein zwei Jahre zu früh für sie. Ich meine sie hatte natürlich gute Hauslehrer usw. aber das ist einfach der Nachteil wenn man zwar eine behütete und glückliche Kindheit auf einer kleinen Insel hatte. Da ist der Sprung in den Nabel der Welt natürlich enorm. Es war wohl einfach noch zu viel für sie. Sie ist jetzt wieder auf Paxos und ich hoffe das sie in ein-zwei Jahren bereit ist einen zweiten Anlauf zu nehmen. Ich wünschte nur ich hätte das schneller bemerkt. Dann hätte ich ja z.B. dich um Hilfe bitten können. Denn wie ich vorhin schon sagte, hättest du sie bestimmt als Vorbild leiten können."

  • >>> Zwei Feuerschalen wurden entzündet, als wir das Peristylium betraten. "Wow.", kommentierte ich anerkennend und das Lächeln in meinem Gesicht wurde wieder etwas ehrlicher. Ob ich den Sklaven hier schonmal gesehen hatte oder nicht, das wusste ich unterdessen nicht. Denn es gab eigentlich nur zwei Situationen, in denen ich meinen Fokus überhaupt auf irgendeinen Unfreien legte: Erstens. Er war nicht da. Und zweitens. Er erfüllte meine Erwartungen nicht. Alle anderen Sklaven bildeten für mich nur eine einzige gleichförmige Masse. - Aber wen interessierten auch schon irgendwelche Sklaven, wenn ich den Aufwand sah, den mein Vetter hier für mich betrieb: Ein erfrischendes Gläschen Weißwein und gleich ein ganze Auswahl verschiedener kleiner Appetitanreger. Gerade die gut gekühlten Muscheln sahen wirklich exquisit aus! (Vor allem war es ja wirklich nicht billig, sich aus den Bergen extra Schnee und Eis zur Kühlung ins Haus liefern zu lassen.) Und so griff ich also natürlich nach einer der Muscheln und schlürfte sie aus, während Commodus über seine Schwester sprach:
    "Schade!", hätte ich am liebsten mit gespieltem Bedauern schon seinen ersten Satz kommentiert (wenn ich nicht gerade den Mund voll gehabt hätte). Denn dass diese kleine Bauernschönheit wieder dahin verschwunden war, wo sie hingehörte: nämlich aufs Land, das tat mir keinen Augenblick lang Leid. Dann nickte ich. Der Sprung in den Nabel der Welt war wirklich enorm. Weniger im Vergleich zu Alexandria, wo ich herkam. Aber schon im Vergleich zu den vielen italischen Städten, die ich auf meiner ersten Postpräfekten-Rundreise besucht hatte. "Hmhm." Rosige Aussichten: In ein-zwei Jahren sollte sie wiederkehren. Hoffentlich hatte sich ihr dezent ländlicher Charme bis dahin ausgewachsen. Ich verkniff mir einen Kommentar.... auch weil ich plötzlich wie überfahren war von der Vorstellung, dass ich wirklich als Vorbild für andere Frauen herhalten sollte. Könnte. "Dann meintest du das wirklich ernst eben?" Andererseits: Er hatte mich ja auch schon als Kaiserinmutter gesehen. Insofern: "Danke. Und natürlich würde ich jederzeit deine Schwester unter meine Fittiche nehmen.", hörte ich mich plötzlich sagen und fand die Vorstellung sogar auch gar nicht mal so verkehrt. Da verblassten selbst meine Antipathien seiner Schwester gegenüber etwas: Sie unter meinen Fittichen. Oder mit anderen Worten: Ich als ihre Patronin. (Denn ich liebte ja Titel.) "Sag, worauf trinken wir?", fragte ich dann und erhob mein Weingefäß.

  • "Natürlich mein ich das ernst! Ein Team ist doch immer stärker als einer alleine! Was ist also ein starker Mann mit einer schwachen Frau die wenig mehr als Dekoration ist? Doch schwächer als ein starker Mann mit einer starken Frau an seiner Seite. Eben so jemand wie du es bist."
    Commodus ließ ein zwei Sekunden vergehen und fuhr fort.
    "Andersherum gilt natürlich das gleiche, wobei das natürlich seltener vorkommt."
    "Eben gerade deshalb finde ich es wichtig wenn junge Römerinnen die neu in der Stadt sind die richtigen Vorbilder haben. Ich bin dir daher dankbar das du meiner Schwester falls sie zurück kommst unterstützen würdest.


    Commodus erhob sein Weingefäß ebenfalls und überlegte einen Moment.
    "Was hältst du davon wenn wir auf uns beide trinken. Wir sind ja unter uns und dürfen ruhig zugeben das wir beide schon sehr nah am Ideal drann sind."

  • War man als Team immer stärker als alleine? Ich fand, ganz so einfach war die Frage jetzt nicht zu beantworten. Denn ich hätte von mir aus ja niemals diese Iulia Torquata in mein "Team" geholt. Aus mehr als nur einem Grund. Aber Marcus musste seiner Verwandten ja unbedingt helfen und sie adoptieren. Das Ende vom Lied: Sie lachte sich einen Liebhaber an Land, hatte keine Ahnung von Diskretion und an mir blieb es dann hängen, den ganzen Schaden wieder irgendwie zu beseitigen! Und das alles warum? Weil ich eben nicht alleine war, sondern im "Team" denken musste. (Und klar konnte man jetzt sagen: Dafür war diese Iulia jetzt eine Vestalin und also eine Stärkung für das "Team". Aber man musste sich ja fragen: Wäre sie auch ohne mein Eingreifen so weit gekommen? Ohne dass ich meine Karriere für ihre Karriere gefährdete?)
    Ich lächelte wortlos, während ich fand: Ohne die Adoption dieser Iulia, ohne davor Marcus drastische Fehleinschätzung dieser Frau, und am Ende also: ohne Marcus selbst (!) wäre mir da eine ganze Menge erspart geblieben. Definitiv.


    Nah dran am Ideal.. waren wir das? Ich fand: Ein paar Details fehlten uns schon noch hier und dort. Ihm zum Beispiel seine Senatorenwürde. Oder mir zum Beispiel ein bisschen mehr Einfluss. Denn ich gab es nicht gerne zu, aber so war es: Ich war Ritterin. Ich gehörte vormals zu den Postpräfekten mit dem längsten Atem, was nicht nur ihre Amtszeit als Postpräfekt sondern überhaupt ihre Dienstzeit für den Cursus Publicus betraf. Und ich war die Klientin des amtierenden Stadtpräfekten.. des Stellvertreters des Kaisers.. in einer Zeit ohne jeden Kaiser. Ja. Und trotzdem konnte mich die kaiserliche Kanzlei irgendwie nicht zur Leiterin einer ihrer Abteilungen machen. Stattdessen beförderte man mich zur Procuratrix Annonae.. mit weniger Selbstständigkeit und geringerem Verdienst, als ich es von meiner Postpräfektur her jetzt eigentlich gewohnt war. Definitiv ausbaufähig.. das war deshalb insgeheim meine Meinung über meinen eigenen Einfluss. "Auf uns!", prostete ich aber trotzdem lächelnd zurück. Denn eine eigene Schwäche wollte ich mir nur ungern offen eingestehen müssen. Deshalb entschloss ich mich, nachdem ich einen kleinen Schluck getrunken und meinem Vetter ein anerkennendes Nicken für seine Weinauswahl geschenkt hatte, auch gleich aktiv in die Offensive zu gehen: "Wo wir gerade dabei sind, von Idealen zu sprechen: Ich habe übrigens meine Tätigkeit als Postpräfektin mit einer Auszeichnung für meine hervorragenden Dienste beendet. Stattdessen werde ich demnächst nun endlich mein erstes Ritteramt als Procuratrix Annonae antreten.", verkaufte ich den zähneknirschend eingegangenen Kompromiss als einen tollen Erfolg. Dann gönnte ich mir noch eine kleine Muschel, um den faden Beigeschmack meiner etwas geheuchelten Freude möglichst schnell wieder loszuwerden.

  • Commodus trank seinerseits auch einen kleinen Schluck und hörte dann aufmerksam zu was Fausta zu sagen hatte.


    "Ich bin mir sicher das du diese Auszeichnung mehr als verdient hast! Du hast dort doch wirklich großartige Arbeit geleistet und wenn ich mich richtig erinnere auch verhältnismäßig lange diese Aufgabe gemeistert. Es gibt sicherlich mehr als nur eine Person die vielleicht vorher frevelhafter Weise an dir gezweifelt hat nun gesehen hat was du leisten kannst."


    Nachdem diese Replik gesprochen war musste Commodus einen kurzen Moment inne halten. Er wollte definitiv nicht aussprechen das der neue Posten streng genommen ja weniger war als der vorangegangene. Doch er selber wusste ja auch sehr gut wie steinig es gerade am Anfang war.


    "Fausta ich bin mir sicher das du auch als Procuratrix Annonae dein bestes geben wirst und viele deiner Amtsvorgänger in den Schatten stellen wirst!. Sollte ich dir irgendwann irgendwie helfen können so melde dich bitte. Ich habe ja ein Getreidegut auf Ilva und dadurch dort auch ein paar Kontakte. Die Mengen von Ilva sind natürlich nur ein marginaler Teil des eintreffendem. Aber vielleicht gibt es ja mal die Situation wo diese den Unterschied machen können!"



    Commodus musste kurz seufzen und fuhr dann fort.


    "Ach Fausta wenn doch nur alle so fähig wie wir beide wären und sehen könnten was wir sehen. Du hast mich ja vorhin nach Varus gefragt und er ist auch so jemand, so leid es mir tut, der dringend was tun muss. So langsam glaube ich das aus ihm nie mehr werden wird als ein Winzer. Zugegeben das kann er wirklich gut aber eigentlich hatte ich mehr mit ihm vor. So lange schon ist er mit den Voraussetzungen gesegnet aber ich glaube er ist nicht einen digitus näher am Ritterring als an seinem ersten Tag hier in der Stadt. Ich habe mir wirklich Mühe mit ihm gegeben und ich weiß ja auch das du ihm mehr als nur einmal einen guten Ratschlag gegeben hast. Aber geholfen hat das alles fürchte ich nicht."

  • Die Glückwünsche von meinem Vetter nahm ich mit einem zufriedenen Lächeln entgegen. Ja, diesen Zweiflern hatte ich es schon gezeigt, wie ich zur Ritterin aufsteigen und zu einem ritterlichen Amt kommen konnte! Aber damit nicht genug: Ich würde denen auch noch zeigen, wie ich nach der Finanzprokuratorin Iunia Attica (Jahrzehnte war es her!) wieder die erste Prokuratorin der kaiserlichen Kanzlei werden würde! (Das hatte ich mir jedenfalls fest so vorgenommen.)
    Dann sprach Commodus über meine neue Arbeit und über sein Getreidegut auf Ilva. "Naja, erstmal werde ich mir natürlich einen Überblick verschaffen müssen über die vorhandenen Vorräte und die Arbeit meiner Vorgänger." Insbesondere interessierte mich dabei, wie meine Vorgänger angekauftes Getreide zu Brot gemacht hatten, ohne dass in den Finanzunterlagen der Cura Annonae irgendwo die Produktionskosten einer eigenen Bäckerei oder auch nur irgendein Hinweis auftauchte. Hatte man irgendwelche Bäcker verpflichtet, kostenlos Brot zu produzieren und ihnen dafür nur das Getreide zur Verfügung gestellt? (Das würde mich überraschen, weil die Bäcker ja dann auf ihren allgemeinen Betriebskosten sitzengeblieben wären.) Ich wusste es nicht. Aber bevor ich diese Causa nicht aufgeklärt hatte, würde ich definitiv nicht einen einzigen Liefervertrag verhandeln, geschweige denn unterzeichnen! "Aber ich danke dir für dein Angebot. Ich werde das im Hinterkopf behalten und bei Gelegenheit sicher darauf zurückkommen.. wenn der Preis stimmt." Ich hielt mir amüsiert lächelnd die Hand vor den Mund. (Dabei meinte ich das natürlich partiell auch ganz ernst: So teures aurelisches Importgetreide aus Germanien oder diesen überteuerten "Spitzenweizen" meines lieben Herrn Gatten würde ich bestimmt nicht kaufen.)


    Mein Vetter Commodus kam auf unseren Vetter Varus zu sprechen. "Hmhm.", stimmte ich Commodus mit einem bedeutungsschweren Nicken zu, dass Varus dringend etwas tun musste: Vor allem musste er mir schreiben und endlich versichern, dass er dieses quintilische Biest nicht begehrte, sondern die Quintilia im Gegenteil verachtete für das, was sie getan hatte! (Kam einfach als "+1" ihres Verlobten zu meiner Hochzeitsfeier, nur um sich dann mit jemand anderem dort zu vergnügen und damit einen halben Skandal heraufzubeschwören! Wer wüsste schon, mit wie vielen Verlobten sie diese Nummer vor dem Germanicus schon abgezogen hatte - und wie viele Verlobte sie noch haben und pünktlich vor ihrer Hochzeit vergraulen würde! Ich konnte nur hoffen, dass Varus nicht auch zu so einem Opfer dieser Schlange werden würde.)
    Aber Commodus bließ natürlich erstmal in ein anderes Horn: der Ritterring für Varus. "Ist nicht der Konsular Purgitius sein Patron?", hakte ich nach und zog meine Augenbrauen nachdenklich etwas zusammen. Denn ich konnte mir kaum vorstellen, dass der Senator so nachlässig mit seinen Klienten umging. Mein Bild von ihm war nämlich ein anderes (vielleicht auch, weil eine meiner Freundinnen mir ständig in den Ohren lag damit, wie toll sie den Purgitius doch fand und wie attraktiv er doch war und dass er doch bisher nur eine Tochter hatte - ein richtiger, männlicher Stammhalter ihm also noch fehlte - und wie sie ihm den jederzeit schenken würde, wenn man ihr nur die Gelegenheit gäbe). "Und der Curator Rei Publicae..", wer auch immer dieses Amt zur Zeit gerade so konturlos ausfüllte, "..was sagt der denn dazu?" Oder irrte ich mich und irgendein anderer Amtsträger war den Aquarii von Italia vorgesetzt? So oder so: Irgendwem würde Varus von Amtswegen aus schon untergeben sein. Und der- oder diejenige musste ja wohl eine Meinung zu meinem Vetter haben. Ich atmete einmal ruhig ein.. und wieder aus. Denn ich hatte so ein leises Gefühl, warum Commodus diese Bemerkung hier fallengelassen hatte: "Wenn du willst, dass ich ihm etwas unter die Arme greife und schaue, was ich für ihn machen kann, dann kann ich das gerne tun.... mein Vetter braucht mich nur darum zu bitten." Damit meinte ich natürlich eigentlich: Varus brauchte mich nur darum zu bitten. (Andererseits und uneigentlich: Wenn der Abend hier schön wurde, dann würde mir vielleicht auch eine stellvertretende Bitte von Commodus genügen.)

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