Witjon nahm seinerseits das Schwert von Octavena entgegen, wobei er die Gelegenheit, dabei ihre Hände wieder berühren zu können, den Nornen dankend wahr nahm. Einen Augenblick dauerte es dann, bis er das Schwert an seinem Gürtel befestigt hatte. Schwer hing es an seiner linken Seite und es fühlte sich ungewohnt an. Das letzte mal als Witjon eine Klinge getragen hatte, war auf einer absolut verrückten Reise nach Germania Magna gewesen. Damals war er bedeutend jünger und wesentlich naiver sowie lebensunerfahrener gewesen. Aber das lag weit zurück und heute war Witjon tagtäglich nur noch mit Schreibfeder und Griffel bewaffnet, während er seiner Arbeit in der Regia nachging. Und das war auch gut so angesichts der vielzähligen Gefahren, denen man in Germania Magna begegnen konnte.
Letztlich schüttelte Witjon derlei Gedanken schnell ab, um zu dem Teil überzugehen, der von den erfolgten Zeremonien am deutlichsten für alle Außenstehenden zukünftig Witjons und Octavenas Vermählung sichtbar machen würde. Witjon nahm Octavenas Hand, deren weiche Haut zu fühlen er sogleich genoss. Neben ihm hatte sich nun Naha postiert, die mit unergründlichem Gesichtsausdruck ein Tuch aufschlug, in dem sich ein goldener Ring befunden hatte. Witjon nahm das Kleinod, das er in der Goldschmiede seiner Sippe von seinem treuen Handwerker Brix hatte fertigen lassen. Sein Blick fand Octavenas Augen, als er ihr den Ring an den Finger steckte, begleitet von den folgenden Worten: "Trage diesen Ring als Zeichen unserer Zweisamkeit. So wie das Gold dem Menschen Reichtum bringt, so bringst du den Reichtum deines Wesens in mein Leben."
Während nun Octavena ihrem Gatten den Ring anstecken würde, brannte bereits ein Feuer im Ritualkreis, das leise vor sich hin knackte und den Geruch verbrannten Holzes verströmte. Die Sonne war bereits weit gewandert, auch wenn es noch drei oder vier Stunden bis zum Sonnenuntergang dauern würde. Ein Specht hämmerte mit seinem Schnabel auf eine Baumrinde ein und das leise Schluchzen einiger anwesender Damen mischte sich ebenfalls in diese Geräuschkulisse. Gebannt harrte die Festgesellschaft des Abschlusses der Zeremonie.