Nachdem nicht sofort jemand auf seine Frage einging, beschloss Lucius etwas genervt, jemanden direkt anzusprechen - und der war ausgerechnet Xenokrates:
"Du da - gibt's hier sowas wie einen Trierarchus? Oder ist der Nauarchus gleichzeitig der nautische Kommandant hier?"
[Schiff] Aeternitas
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Ein Sack Stroh im Officium. Meine letzte Nacht in Rom, wie aufregend. Die morgendliche Laune entsprach dem unruhigen Schlaf. Eine Maus hatte Gefallen an meinem Strohsack gefunden und mich fast zur Weißglut gebracht. Bis ich ein Einsehen hatte und das Stroh mit ihr teilte.
Zum Glück lief alles wie von selbst und das einzige was ich machen musste, mich auf mein Pferd setzen und dem Subpraefectus folgen. Ganz toll wie er voran ritt, in seiner neuen Ausrüstung.. Man könnte meinen er führt die Mannschaften an. Bis zum Schiff durfte er diese Aufgabe von mir aus wahrnehmen. Vom Rang her hatte er hier sogar was zu sagen. Ich hinter ihm sah fast mickrig aus in meiner Kluft. Blaue Hose, Wollweiße Tunika mit purpurnem Randstreifen. Schultergurt mit Gladius, cingulum mit silbernem Besatz, hinter dem ein kleiner Dolch, in goldener fein gravierter Scheide mit Steinen besetzt, steckte. Heute auch das Gurtzeug mit den Phalerae und die silbernen Torques am Band. Mein blauer Mantel, festgesteckt mit einer goldenen Fibel. Er verdeckte den Gladius, dessen Scheide ebenfalls mit silbernen Platten besetzt war. Die Szenen darauf, mit Minerva und Victoria. Alles glänzte, gut poliert. Auf den Schatten an meiner Seite konnte ich mich verlassen. Wir ritten am Hafen ein. Eine urkomische Szene spielte sich vor aller Augen ab. Ein winkender Mann, der gleich auf den Subpraefectus zuging. Die Spitzfindigkeiten einzelner Nautae hinter mir, brachten mich zum Lächeln. Ich sah mir das nicht weiter an. Mein Pferd gab seinen Kommentar in Form von ein paar gut geformten Pferdeäpfeln ab. Boah, war das ein Gefühl nach dem Absteigen. Ich musste erst ein paar Schritte gehen um wieder richtig rund zu laufen. Eine Wohltat, die Ausrüstung saß, 24 Stunden oder so.
Was nun sprach Zeus, ähm Jupiter. Beladen war das erste, dann das Opfer und stand dann fest, dass wir heute noch in See stechen konnten, dann sollte es so sein. So jedenfalls war der Plan. Das Spektakel zwischen Subpraefectus und Sklave entging mir vollkommen. Erst als die Frage in den Raum gestellt wurde, wer hier das Kommando hätte drehte ich mich zum Subpraefectus und musterte ihn amüsiert. So hatte sich seit Ewigkeiten keiner mehr vor mir aufgebaut. Wäre es jetzt nicht lustig, es wie in der Schule zu handhaben? Die ganze Klasse, hier die ganze Mannschaft im Chor antworten zu lassen?... „DER NAUARCHUS“… Nein, das wäre verletzend. Dazu wäre es unklug, ich konnte den Mann vor mir noch nicht richtig einschätzen. Was ich einschätzen konnte, er musste noch viel lernen. Er ließ mir nicht die Bohne Zeit und stürzte sich auf einen meiner Milites. Ich rette dich mein Guter, dachte ich mir.
Nichts desto trotz. Suchend sah ich mich am Kai um, zuckte mit den Schultern und antwortete: „ Das bin ich dann wohl.“ So ungefähr wie, ein anderer ist ja nicht da. Nicht wahr? -
Noch bevor der Soldat antworten konnte, war dieser Decimus wieder bei ihm - und erklärte sich gleich für den Gesuchten. Irgendwie hatte Lucius das am Vorabend vergessen zu fragen, wie das so alles ablief...
"Ah - äh - gut!"
antwortete er mit einem leichten Anflug von Unsicherheit und räusperte sich etwas beschämt. Im Grunde war es ja logisch, dass der Nauarchus das Kommando hatte - er stand ja im Rang über dem Trierarchus! Aber irgendwie hatte der junge Petronier sich bisher immer lieber mit der Infanterie auseinandergesetzt als mit der Marine...
"Dann - äh - machst du das Opfer, das du gestern meintest?"
fragte er - eigentlich eine Sache, die Lucius sowieso nicht machen wollte - er glaubte nicht an diesen ganzen Unsinn, also brauchte er auch nicht seine Zeit mit lächerlichen Riten und theatralischen Gesten zu vergeuden! Schlimm genug, dass er das als Magister Vici dauernd hatte machen müssen... -
Eigentlich glaubte Lucius nicht an die Götter und fand Opfer reine Zeitverschwendung. Allerdings konnte er diesem Unsinn sowieso nicht fernbleiben und da der Opferherr immer der ranghöchste Offizier an Bord war, war ihm am Ende gar nichts übrig geblieben, als das Opfer selbst zu übernehmen.
Natürlich hatte er schon Opfer durchgeführt - als Magister Vici in Mogontiacum war ständig den Laren des Vicus und Apollo zu opfern gewesen. Aber wie ein Seemann dem Herrn der Meere opferte, da hatte der junge Petronier wenig Ahnung gehabt. Zu Glück gab es einer einen Optio an Bord, der als Haruspex und Religionsbeauftragter alles Notwendige vorbereitet hatte: Am Bug des Schiffes hatte man eine Art Altar aufgestellt, auf dem eine kleine Neptunstatuette und die Opfergaben drapiert worden waren. Dazu hatte der Nauarchus die gesamte Mannschaft antreten lassen, um Neptun die Ehre zu erweisen.
Vorn an der Reling standen dann Lucius und der Optio, der auch den Gebetstext einsagen musste - beide trugen eine Toga über der Uniform, mit der auch der Kopf bedeckt wurde. Dann plapperte der junge Petronier plapperte endlich die vorgesagten Gebete nach - in gewohnt gelangweilter Manier:
"Oh Neptun, Herr der Meere, Gebieter über die Fluten. Höre unsere Gebete und achte auf unsere Bitten."
Der Optio gab ihm eine Kanne mit Wein, die Lucius kurz ansah, als wollte er sie selbst trinken, anstatt das gute Getränk einfach ins Wasser zu kippen. Dann goss er aber doch die ganze Kanne über die Reling.
"Nimm diesen Wein als unsere Gabe und gewähre uns eine sichere Überfahrt über das Meer."
Nach dem Wein war noch ein Brot an der Reihe, das Lucius ebenfalls über die Reling warf - wobei er sich fragte, ob die Fische in Portus eigentlich die fettesten im ganzen Mare Nostrum waren, wenn jedes Schiff hier ständig so eine Menge an Nahrungsmittel hineinwarf...
"Nimm dieses Brot als unsere Gabe und gewähre uns eine sichere Überfahrt über das Meer."
Als letztes folgte - immerhin etwas interessanter - ein Hahn, der in einem kleinen Käfig aufbewahrt worden war. Vorsichtig nahm der Optio das Vieh und reichte es Lucius weiter. Der packte den Hahn grob am Hals, sodass der Vogel erschreckt aufkrähte und wild mit den Flügeln zu schlagen begann. Doch anstatt loszulassen festigte sich der Griff des jungen Petroniers vor Erregung nur umso mehr, als er dem Optio auch das Opfermesser aus der Hand riss und mit einer Wucht in den Hals des Hahns versenkte, dass er diesen fast durchtrennte. Mit glänzenden Augen verfolgte er, wie die Klinge sich durch das sprudelnde Blut rot färbte, das aber zugleich auch in alle Richtungen spritzte, die Bordwand, sein Gesicht, seinen Brustpanzer und die Toga benetzte. Seine Hand spürte, wie die Muskeln des Viehs sich im Todeskampf regten und langsam erschlafften. Wie gebannt verfolgte er den faszinierenden Sterbeprozess, sodass er überhaupt nicht mehr darauf achtete, dass der Optio ihm das zugehörige Gebet einsagte. Erst als er angestupst wurde, erwachte er aus seiner Trance und fügte hastig an:
"Nimm diesen Hahn als unsere Gabe und gewähre uns eine sichere Überfahrt über das Meer."
bevor er die flatternde Tierleiche einfach fallen ließ. Absurderweise flatterten die Flügel noch ein paar Mal, bevor der Körper doch wie ein Stein ins Wasser stürzte. Kurz sah Lucius ihm hinterher, dann drehte er sich weg und blickte in das verärgerte Gesicht des Optio - der Typ hätte ja eigentlich Anspruch auf einen Teil des Federviehs gehabt, wie der Subpräfekt sich erinnerte! Deswegen machte er den Mist wahrscheinlich auch...
"Wie soll ich jetzt die Zeichen lesen?"
fragte der Optio wütend, doch der junge Petronier zuckte einfach mit den Schultern und deutete auf den Himmel.
"Lies aus den Wolken oder woher immer du willst!"
Damit drehte er sich um und ging weg. Sollte Massa das Auslaufen organisieren - er wollte endlich diese unbequeme Toga loswerden und sich ein bisschen Ruhe gönnen! -
Nachdem Lucius in seine Kajüte kam, stellte er irritiert fest, dass seine Siebensachen noch gar nicht hierher gebracht worden waren. Und dummerweise hatte Armin sich auch irgendwohin verdrückt, sodass er leicht verärgert wieder auf Deck kam und den nächstbesten ansprach:
"Du da, schaff mir meine Sachen her!"
fuhr er den Soldaten (scheinbar war es kein einfacher Nauta) grob an.Sim-Off: Wer will? Das Auslaufen/Ummelden kann von mir aus jederzeit erfolgen (unabhängig von diesem "Erzählstrang").
Ich würde es selbst übernehmen, wenn Massa bis Ostermontag nicht dazu kommt, damit es weitergeht -
Nachdem Lucius endlich seine Sachen zurückbekommen hatte und die Toga gegen seinen Offiziersmantel getauscht hatte, kam er zurück an Deck. Offensichtlich hatten die Soldaten das Opfer fertig abgewickelt, denn weder der Altar, noch das Götterbild waren vorn am Bug zu sehen. Zufrieden stapfte der junge Petronier zum erhöhten Heck hinauf, wo der Gubernator das Ruder führte.
"Wann legen wir ab?"
fragte er neugierig und blickte um sich, als er bemerkte, dass das Gedudel der Flöte vom Opfer noch immer zu hören war. Nur stand der Flötist jetzt nicht mehr vorn, sondern war unten bei den Ruderern zu sehen, die alle schon auf ihren Plätzen saßen. Zum langsamen Takt der Flöte begannen sie ihre Riemen zu heben und zu senken - logisch, das Schiff war bereits in Bewegung!Der Subpraefectus sah über die Reling: Tatsächlich, der Pier bewegte sich - oder vielmehr sein Standpunkt. Das Schiff bewegte sich so langsam vorwärts, dass man glauben konnte, die Welt drehte sich und es selbst stand still - faszinierend!
Der Gubernator legte sich ins Ruder und langsam drehte der Hafen - oder vielmehr die Trirere, denn der Hafen konnte sich logischerweise ja nicht rühren - ab und der Bug pendelte sich auf die Öffnung des Hafenbeckens ein. Lucius war begeistert: Er war auf dem Weg nach Rom schon auf einem Schiff gefahren - aber diese Galeere, lang, schlank und kraftvoll, die unzähligen Ruder, die sich mit einer erstaunlichen Gleichförmigkeit bewegten! Alles lief so präzise ab wie bei einer Maschine, jeder Soldat und jeder Gegenstand griff ineinander wie die Zinken von Zahnrädern! Er liebte die Armee jetzt schon!Leichter Wind kam auf und erfasste das Haar und den Mantel des Petroniers. Die Freude am Kriegsdienst trieb Lucius förmlich an, sich irgendwie zu bewegen, nach oben zu streben. Und direkt vor seiner Nase war ja auch der Gefechtsturm, auf dem auch die Bordwache stand. Mit wenigen Schritten war er bei der Leiter und kletterte hinauf. Oben angekommen bemerkte er, dass die Galeere trotz ihrer Größe ein bisschen schwankte - wahrscheinlich, weil er jetzt weiter von ihrem Schwerpunkt entfernt war. Der Turm wirkte hier wie ein Hebel - das wusste er noch von ein paar langatmigen Vorträgen bei Xanthippus! Aber momentan störte ihn das nicht: Er grinste zufrieden und hielt die Nase in den Wind, während die Aeternitas der hohen See entgegenzog...
Sim-Off: Adieu, schönes Italia
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Lucius hatte keine Ahnung gehabt, wie groß das Fassungsvermögen seines Magens war. Ihm war schlecht gewesen, seit die Galeere aus dem geschützten Hafenbecken in Portus gerudert war und der kalte Schweiß, das Unwohlsein und die Kopfschmerzen hatten ihn seither ständig mehr oder weniger begleitet. Aber das, was mit ihm passiert war, als der Sturm aufgezogen war, war eine völlig neue Erfahrung:
Zwar war hoher Wellengang nicht ganz neu für ihn - schon auf dem Weg von Massilia nach Aleria waren sie in einen Sturm geraten, in dessen Folge der junge Petronier sich die Seele aus dem Leib gekotzt hatte. Aber dass es dermaßen furchtbar gewesen war - das konnte er nicht glauben - nichts, was er jemals erlebt hatte (einschließlich aller Prügel, die der Alte und Caius zusammen ihm angedeihen hatten lassen), war derartig furchtbar wie dieser Drang sich zu übergeben, dem der Körper allerdings nicht nachgeben konnte, da selbst alle Galle bereits aus seinen Organen ausgeschieden war. Warum zeigte der Körper nur eine so unlogische Reaktion, die dazu dermaßen unangenehm war?
Schon bei Aufziehen des Sturmes hatte der Subpraefectus sich unter Deck in sein Kämmerchen verzogen, was sich aber bitter gerächt hatte: Zwar sahen die Soldaten und Matrosen jetzt zumindest nicht, wie furchtbar es ihm ging (er hatte sie schon hinter seinem Rücken kichern hören, als es ihm schon ohne den Sturm schlecht gegangen war), dafür hatte er sein Abendessen nicht nur über die Tunica und das Paludamentum, sondern wegen der starken Bewegungen des Schiffs auch auf sein Bett, seine Kiste, den Boden und die Wände verteilt. Jetzt kauerte er in einer Ecke der Kajüte, die Beine fest umschlungen und würgte, während ihm vor Schmerz und Übelkeit sogar Tränen in den Augen standen. Warum bei allen Philosophen hatte er ausgerechnet zur Marine kommen müssen? Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, ausgerechnet zu dieser verfluchten Truppe gesteckt zu werden, die auf diesen verfluchten Meeren herumsegelte? Gab es nicht mehr als zehnmal so viele Alae und Infanterie-Auxiliartruppen?Bild: a turbulent sea after nor'easter Athena by not on your nelly, on Flickr
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Endlich trat wieder Bewegung in den Alltag! Nachdem wir wochenlang in Rom herumgelungert hatten, hatte sich die Offizierschaft nun doch dazu entschließen können, nach Alexandria zurückzufahren. Zugegeben, der Besuch in Rom hatte seine netten Seiten wie den Besuch des Lupanars gehabt, aber letzten Endes freute ich mich doch über die Rückkehr auf die Aeternitas.
Der Subprafectus schien die Schiffsfahrt überhaupt nich gewöhnt zu sein. Während einige Milites sich über seine Unerfahrenheit lustig machten, verhielt ich mich lieber diskret. Nicht dass er mich noch einmal erwischte! Er schien einen strengen Charakter zu haben, und ich war schon einmal negativ (betrunken) aufgefallen.
Kurz nach Verlassen des Hafens erwischte uns ein Sturm. Es zogen schwarze Wolken auf, auf einmal war alles grau und wohin man auch sah - nur Wasser! Regen, Wellen, eine starke Brise. Der Subpraefectus verschwand schnell in der Kajüte. Die Mannschaft machte sich daran, den eingeübten Part mit den Eimern zu bewerkstelligen. Während Neptun uns also fleißig eine Welle nach der anderen über Bord kippte, kippten wir das Wasser zurück in´s Meer. Ein paar Augenblicke später schon waren wir pitschnass und ich hatte den salzigen Geschmack auf der Zunge.Plötzlich hielt ein Miles inne, dann noch einer, dann auch ich. Bis ein ganzer Teil der Besatzung still hielt. Mit Entsetzen zum Mast blickend.
Denn das Schiff fing gefährlich an zu schwanken...
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[Blockierte Grafik: http://gdurl.com/0y8a] | Armin
Im Gegensatz zu seinem Herrn hatte Armin den Seegang bisher ganz gut ausgestanden - jetzt bei diesem Sturm war das aber etwas anderes: Das Schiff schwankte, als würde es jederzeit kentern, der Regen peitschte ihm ins Gesicht und die Wellen rauschten in seinen Ohren. Natürlich war ihm auch speiübel - aber er war ein Sklave und niemand fragte danach, ob er sich hinsetzen oder in seine Kajüte einsperren wollte wie Lucius.
Zusammen mit den Soldaten stand er in der Eimerkette, um Wasser aus dem Schiff zurück ins Meer zu schütten. Er stand zwischen dem Ruderdeck und dem Deck, sodass er die Eimer immer nach oben hieven musste - eine verdammt anstrengende Arbeit, die ihn auf nichts anderes achten ließ. Bis er einen Schrei hörte:"Der Mast bricht!!!" brüllte einer der Soldaten und zeigte auf den Mast, der wie ein drohender Finger in die dunklen Wolken zeigte - das Segel war natürlich eingeholt worden, als der Sturm am Horizont aufgetaucht war. Doch durchnässt vom Regen hatte es ein großes Gewicht bekommen und mit diesem zerrte es jetzt am Mast, der gefährlich knarzte.
"Scheiße, Mann!"
murmelte Armin und wischte sich die Gischt aus dem Gesicht, während er den knarrenden Mast ansah.
"Was machen wir jetzt?"
fragte er den Mann über sich. -
Das Schiff schwankte noch ein paar mal gefährlich hin und her - dann schien es seinen Rhythmus wiedergefunden zu haben. Kurz zuvor hatte noch jemand geschrien, der Mast würde reißen, aber das war den Göttern sei dank nicht eingetreten! Der Himmel hingegen verweigerte uns jegliches Wohlwollen. Es strömte weiter, und das Wasser sammelte sich auf der Aeternitas.
"Trödelt da hinten nicht so 'rum!", rief ich nach dem Schrecken der Reihe aus Milites zu, als vom Inneren des Schiffes keine Eimer Wasser mehr kamen, die in's Meer zurückzuschütten waren. "Und wo zum Henker ist eigentlich der Subpraefectus!?", rutschte es aus mir heraus. Oh Mist! Das hatte ich jetzt nicht gesagt, oder? Ich sah mich kurz um, aber mein Kommentar hatte anscheinend niemanden gestört. Nur zustimmendes Gemurmel unter den Männern.
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[Blockierte Grafik: http://gdurl.com/0y8a] | Armin
Keiner antwortete - alle schauten gebannt auf den Mast, hinter dem ein Blitz aufflammte und der wirklich aussah, als würde er sich schon biegen. Aber er hielt. Und der Sturm schien sogar etwas abzunehmen. Plötzlich hatte der junge Germane das Bedürfnis, den Göttern zu danken. Aber wem? Neptun? Den Dioskuren, die die Seeleute vereinzelt anriefen? Dieses Problem hatte es in Mogontiacum nie gegeben...
"Neptun, sei uns gnädig!"
murmelte er schließlich, als ein Schrei ihn aus den Gedanken riss. Unter ihm stieß jemand einen Eimer hart an seinen Unterschenkel, sodass er endlich wieder weiterarbeitete.Von irgendwoher hörte er, dass nach dem Subpraefectus gefragt wurde - der Gedanke ließ ihn kurz grinsen. Ihm ging es dreckig - aber seinem Herrn ging es so schlecht, dass es wohl für alle das Beste war, wenn er sich einschloss... Dass die anderen ebenfalls unzufrieden waren, bemerkte er gar nicht. Er war gut genug damit beschäftigt, weiter Eimer nach oben zu wuchten...
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Ich stand auf dem Deck, direkt beim Zugang zum Ruderdeck, und nahm die Eimer Wasser an, die mir von unten gereicht wurden. Hatte meine Aussage zum Subpräfekten wirklich niemanden gestört? Der neue Befehlshabende schien keine Respektlosigkeiten zu dulden, hatte er doch seinen Sklaven in Ostia so scharf zurecht gewiesen! Ich sah mich vorsichtig um. Doch die meisten Milites waren mit sich selbst beschäftigt und dachten sicherlich an ganz andere Dinge.
Plötzlich hörte ich unter mir, dass jemand Neptuns Macht anrief. Ich sah nach unten, und mir gefror das Blut in den Adern. Das war kein Miles, der da stand. Das war doch der Sklave vom Subpraefectus, von diesem Petronius! Hoffentlich würde er seinem Herrn nicht Bericht erstatten! Ich nahm den Eimer Wasser an, den er mir vom Ruderdeck reichte, und gab ihn an den neben mir stehenden Miles weiter.
Der Sklave schien aber überhaupt nicht gestört zu sein. Ganz im Gegenteil, er schwenkte zufrieden weiter Eimer nach oben. Hm, ich sollte mich mal mit ihm unterhalten! Wer wusste schon, was ich so herausfinden konnte. "Arbinius..., nicht wahr?", fragte ich ihn. Beim Namen war ich mir nicht sicher, aber so ähnlich klang er schon, oder? "Mach dir keine Sorgen um den Sturm, die Aeternitas schafft das schon. Ist das deine erste Schiffsreise?"
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Sehr unerfreulich was sich da am Himmel zusammenbraute. Neptun war ein launischer Gott, musste ich wieder einmal feststellen. Hinter einer Insel Schutz suchen war hier unmöglich. Kein Land in der Nähe nur offene weite See. Das hieß alles fest vertäuen und durch. Die Ruhe vor dem Sturm zerrte an meinen Nerven. Der Wind nahm schlagartig zu, aus einer leichten Prise wurde ein brüllender Orkan. Die aufgewühlte See spielte mit uns. Vom Wellenkamm ging‘s hinunter ins Wellental. Drei Mann an jedem Ruder, die Aeternitas durfte sich nicht quer zum Wetter stellen. Das Schiff lief dabei Gefahr zu kentern, aus die Maus. „ Halte den Kurs unter allen Umständen.“ Rief ich dem Gubernator zu. Ich wusste, dass auf ihn verlass war. Ein alter erfahrender Seemann. Er holte zwei weitere Nautae, die die Rudergänger unterstützen sollten.
„ 4 Mann zusätzlich nach unten, zu den Lenzpumpen. Der Pituli gibt den Takt vor. Nach 40 Schlägen wird gewechselt. Schreib ihre Namen auf, sie bekommen eine extra Ration Fleisch und 5 Sesterzen. “ Da unten war es eng, dunkel, feucht und stickig. Keiner wollte freiwillig dorthin. Ging das Schiff unter gab es kein Entkommen. An ruhigen Tagen, wenn die Sonne brannte, eine der schlimmsten Strafarbeiten auf dem Schiff.
„ Die Ruder ins Wasser, wir müssen dagegen halten.“ Die Angst saß allen im Nacken. „ Ruft eure Götter an und rudert!“ Blitze zuckten quer über den Himmel. Bösartiges Grollen folgte. Ich ging in die kleine Kammer unserer Schutzgöttin, der Namensgeberin unserer Trireme. Ein kleines Opfer, verbunden mit der Bitte um unversehrte Heimkehr des Schiffes richtete ich an sie.
Knarren und Ächzen, das Schiff stöhnte unter der Wucht des Sturmes und der Wellen. Eiskalt lief es mir den Rücken herunter. Ich war einiges gewöhnt, aber das übertraf alles was ich bisher kannte. Meine letzte Hoffnung, war die Anrufung, der von allen Seeleuten verehrten Göttin der Meere. „Meeresgöttin, aus den Wogen gestiegene, Venus marina, beruhige den launischen Neptun, glätte die Wogen, besänftige den Sturm. Ich opfere dir bei glücklicher Heimkehr nach Alexandria zwei Hammel und zwei Amphoren Wein.“ Beim Öffnen der Tür schlug mir das Unwetter entgegen. Die Gicht mit Regentropfen vermischt, fegte über das Deck. Es fühlte sich auf der Haut an wie tausende Nadelstiche, nahm mir regelrecht den Atem. Tunika, bracae, alles nass, kein trockener Zipfel Stoff war mehr zu finden. Allen an Deck ging es gleich. Wo war eigentlich der Subpraefect abgeblieben? Der Mast ächzte gefährlich unter dem Sturm. Die Frage nach dem Subpraefecten wurde zweitrangig. Hielt der Mast mit Segel oder war es besser die Taue zu kappen? Ich wollte abwarten. Ich musste einen klaren Kopf behalten, meine Angst bekämpfen. Angst war kein guter Ratgeber. DU bist der Nauarchus,. Nach dir richtet sich alles an Bord. „ Löst die Männer an den Eimern ab! 5 Mann mit Äxten zum Bug!“ Sollte es nötig werden, mussten sie die Taue zum Großsegel kappen. „ Wo ist der Subpraefectus? Hat ihn jemand gesehen?“ Hoffentlich ist er beim Kotzen nicht über die Reeling gegangen, dachte ich bei mir.
Ein Brecher rollte übers Deck, schlug krachend gegen den Geschützturm und riss mehrere Bretter aus der Verkleidung. Die Bretter wirbelten durch die Luft, zersplitterten am Mast, landeten auf dem Deck, oder gingen über Bord. Zwei Milites traf es, sie hatten Schutz hinter dem Turm gesucht. Schreiend, nach Halt suchend wurden sie von den Wassermassen mitgerissen und ins Meer gespült.Hoffentlich ließ der Sturm bald nach und uns am Leben.
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[Blockierte Grafik: http://gdurl.com/0y8a] | Armin
ZitatOriginal von Xenokrates Kleomenou
Plötzlich hörte ich unter mir, dass jemand Neptuns Macht anrief. Ich sah nach unten, und mir gefror das Blut in den Adern. Das war kein Miles, der da stand. Das war doch der Sklave vom Subpraefectus, von diesem Petronius! Hoffentlich würde er seinem Herrn nicht Bericht erstatten! Ich nahm den Eimer Wasser an, den er mir vom Ruderdeck reichte, und gab ihn an den neben mir stehenden Miles weiter.Der Sklave schien aber überhaupt nicht gestört zu sein. Ganz im Gegenteil, er schwenkte zufrieden weiter Eimer nach oben. Hm, ich sollte mich mal mit ihm unterhalten! Wer wusste schon, was ich so herausfinden konnte. "Arbinius..., nicht wahr?", fragte ich ihn. Beim Namen war ich mir nicht sicher, aber so ähnlich klang er schon, oder? "Mach dir keine Sorgen um den Sturm, die Aeternitas schafft das schon. Ist das deine erste Schiffsreise?"
"Arminius!"
korrigierte der Sklave den Miles, als er den nächsten Wassereimer nach oben hievte und sah in das Gesicht seines Gesprächspartners, bevor er sich wieder nach unten ducken musste. Kurz darauf tauchte er wieder mit einem Wassereimer auf und hörte die beschwichtigenden Worte.
"Ne, bin einmal von Massilia nach Rom gefahren! Da gab's auch einen-"
Der Sklave hielt inne und starrte entsetzt auf den Geschützturm, der soeben von einem Welle getroffen worden war. Und einfach zwei Soldaten mitgerissen hatte!
"Scheiße, Mann!"
rief er panisch und krallte sich an die nächstbeste Planke.
"Wir saufen noch ab!" -
So viel zu meinen ermutigenden Worten! Kaum hatte ich sie ausgesprochen, wurde der Geschützturm erwischt. Mitsamt zwei Milites. Scheiße! Der Nauarchus schien auch auf einmal aktiv zu werden, und ließ uns von den Eimern ablösen. Während also die nächste Gruppe pitschnasser Milites mit der Arbeit dran war, war uns eine kleine Ruhepause gegönnt. Doch war die Stimmung vorher noch zuversichtlich gewesen, machte sich jetzt das Entsetzen breit. Zwei Milites waren einfach so in´s Meer gefallen! Sie hatten es nicht einmal kommen sehen. Das hätte jedem von uns passieren können! "Kopf hoch, das Deck steht noch", scherzte ich um ein bisschen die Stimmung zu lockern.
Jetzt wurden Männer mit Äxten am Bug gebraucht. Ruhepause vorbei. Ich schnappte mir eins der Dinger, die jemand austeilte, und präsentierte mich vor dem Nauarchus.
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[Blockierte Grafik: http://gdurl.com/0y8a] | Armin
Armin sah den Soldaten entgeistert an - Kopf hoch??? Da waren grade einfach mal so mir nichts, dir nichts zwei Mann über Bord gegangen! Seine Hände suchten einen Balken, an dem er sich festhalten konnte - wenn man hier weggespült wurde, scherte das scheinbar nicht mal irgendwen! Zum Stimmung-Lockern war ihm jedenfalls nicht zumute.
"Wir geh'n noch alle drauf!"
rief er panisch aus. -
Die Männer liefen nach vorn. Einer blieb vor mir stehen. Wollte er eine extra Einladung? Und dieses hysterisch kreischende Anhängsel des Subpraefectus schaffte es, die Mannschaft zu beinflussen. Wie das Chaos endete wollte ich mir nicht vorstellen. Der Milites vor mir konnte sich bei dem Kreischer bedanken, sonst hätte er sich eine ordentliche Standpauke eingefangen. „ Milites, schnapp dir dieses hysterisch kreischende Etwas und bring es zum Schweigen. Ein wenig Schlaf unter Deck wird ihm gut tun und treibe mir den Subpraefectus auf. Ein Lebenszeichen von ihm wäre wünschenswert.“ Bim Praefectus ohne Subpraefectus aufzuschlagen wäre nicht sehr förderlich für meinen weiteren Aufenthalt in Alexandria. „ Tue was nötig ist. Ich will ihn hier sehen.“ … Falls er noch auf dem Schiff war. Ich hoffte sehr, dass er da war. Tod oder lebendig, Hauptsache er war auf dem Schiff. Der knarrende Mast forderte wieder meine Aufmerksamkeit. Die Rudergänger hatte das Schiff wieder auf Kurs und im Griff. „ Die Riemen einziehen! Das Großsegel und das Focksegel aus dem Wind nehmen." Die Nautae der Segelmannschaft mussten ran. War immer noch zu viel Spannung auf dem Mast, musste die Segelfläche verkleinert werden. Abwarten und Tee trinken. Tee, Was wollte ich jetzt mit Tee? Ruhige See und den Leuchtturm von Alexandria vor Augen, das wäre das Richtige. Der Sturm fiel mit unverminderter Kraft über uns her. Ich griff automatisch an meine Brust. Das war nichts, kein Amulett. Ich hatte es in Rom wütend und ratlos zurück gelassen. War der Sturm das Ergebnis dessen? Sollten wir untergehen und ich ertrinken, wusste ich warum. Bevor das geschah, gab es nur eins Kämpfen bis zum letzten. Einfach in mein Schicksal ergab ich mich auf keinen Fall. Ich musste nach Alexandria. Das Großsegel drehte sich träge aus dem Wind. Die Männer an den Tauen kämpften.
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Mein Scherz war leider nicht gut angekommen. Ich sah mich um, und spürte nur vorwurfsvolle Blicke! Allen voran dieser Arbinius, dem Sklaven des Subpräfekten. Schade! Eine kleine Gemütspause hätte uns sicher allen gut getan. Doch die Milites waren nicht die einzigen, die nicht gut auf mich zu sprechen waren. Jetzt auch noch der Nauarchus. Scheinbar war ich der einzige gewesen, der sich mit der Axt in der Hand vor ihm aufgestellt hatte. Die anderen waren direkt weiter zum Bug gerannt.
"Jawohl, Nauarchus!" Den verängstigten Sklaven sollte ich nach unten bringen. Fein! Aber den Subpraefectus aufsuchen - das war etwas anderes. Der Petronier hatte einen komischen Charakter. Hoffentlich ging es ihm nicht allzu schlecht!
Grübeln vorbei! Ich musste handeln! Schließlich waren wir auf hoher See, heimgesucht von einem harten Sturm! Ich ging zum Sklaven. "Arbinius, äh... Arminius" korrigierte ich mich, "komm mit, ich muss dich hier wegbringen." Ich wartete nicht auf seine Reaktion, sondern packte ihn am Oberarm und zog ihn mit. Zur Kajüte seines Herrn, des Subpraefectus. Dort angekommen klopfte ich an - trotz der Notlage wollte ich ja noch höflich bleiben...
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Armin hing noch immer an dem Balken, als Xenokrates zu ihm kam. Aber auf den Anruf hin fügte er sich doch und folgte Massa nach unter Deck - dort war er wenigstens sicher davor, nicht weggespült zu werden! So kamen die beiden zur Kajüte.
Hinter der Tür versuchte der Subpraefectus ebenfalls, vom Seegang nicht ständig hin- und hergeworfen zu werden, indem er sich in die Ecke stemmte. Noch immer war ihm hundeelend und er spürte immer wieder einen Würgereiz, der ihn Galle aufstoßen ließ. Seine Haut war käseweiß und glänzte vor Schweiß - das letzte, was er jetzt wollte, war Besuch!
"Ich kann nicht!"
rief er also widerwillig, als er es klopfen hörte - was beim Kreis des Thales sollte man auch jetzt von ihm wollen? Diese Seeleute sollten lieber dafür sorgen, dass das Schiff nicht unterging, anstatt ihn zu stören! -
Oh nein! Das konnte mir der Subpraefectus doch nicht antun! Die Meinung, die der Nauarchus von mir hatte, war doch so schon tief gesunken! Ich musste den Subpraefectus dazu bringen, auf das Deck zu gehen. Ich überlegte kurz, während das Schiff weiterschwankte und knarrte. Vielleicht konnte ich ihn mit ein bisschen Schmeichlerei überzeugen. "Aber Subpraefectus... der Nauarchus braucht dich! Sonst geht das Schiff noch unter!" Ich sah Arminius fragend an. Ob das wirken würde? Ein kleiner Ego-Push konnte jedenfalls nicht schaden.
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